Beste Komponisten?


twinpeaks

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mit schönberg (und auch alban berg) konnte ich nie etwas anfangen, bis ich vor ca. drei monaten in einem konzert war, wo "verklärte nacht" von ihm gespielt wurde. danach hat sich mein bild von ihm ziemlich verändert und ich hab angefangen, mich mehr mit seinen werken zu beschäftigen. es lohnt sich :)

"Verklärte Nacht" ist wunderbar, wenn natürlich auch noch ziemlich spätomantisch und daher nur bedingt ein Indikator für Schönbergs spätere Musik. Ich kenne von Schönberg nicht wahnsinnig viel, hauptsächlich Klaviermusik, aber ich stimme dir zu, es lohnt sich auf jeden Fall.

Es war wohl unausweichlich, dass das "Diktat der Tonalität" irgendwann fallen würde (deutet sich ja teilweise bei Mahler und v.a. dem späten Liszt schon an), aber den Neuanfang der Zwölftonmusik fand ich musiktheoretisch gesehen schon immer etwas willkürlich (einfach die zwölf Töne der Oktave zu nehmen). Dennoch gibt es bei der Zweiten Wiener Schule natürlich sehr beeindruckende Werke. Bergs Klaviersonate und sein Violinkonzert beispielsweise, und auch für Webern hatte ich immer ein gewisses Faible, wobei dessen Kompositionen schon sehr schwer zugänglich sind.


Zum Abschluss aber noch ein Stück, das zu seiner Entstehungszeit zwar stilistisch schon antiquiert war, aber eben einfach großartig ist:

Richard Strauss - Beim Schlafengehen
 

Gast00

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Es war wohl unausweichlich, dass das "Diktat der Tonalität" irgendwann fallen würde (deutet sich ja teilweise bei Mahler und v.a. dem späten Liszt schon an), aber den Neuanfang der Zwölftonmusik fand ich musiktheoretisch gesehen schon immer etwas willkürlich (einfach die zwölf Töne der Oktave zu nehmen).
Jede Gegenbewegung besitzt irgendwo eine gewisse Logik, aber welchen dauerhaften Wert hat es, plötzlich auf Händen zu gehen, weil die Füße uns zu langweilig geworden sind?

Tonalität ist etwas Wunderbares, dem Menschen Eigenes, weswegen die atonale Musik auch nie denselben Stellenwert wie "konventionelle" Musik besitzen wird. Sicher, man muss sie ernstnehmen, und wer will, soll sie auch mögen, aber mir ist das Ganze zu unharmonisch sowie im Fall von Krebs, Umkehrung und Krebs der Umkehrung auch viel zu analytisch.

Das Besondere an der Musik von z.B. Johannes Brahms ist doch, dass sie vordergründig gefällt und man eine dahinterliegende Tiefe spürt, die sich erst in der Analyse als absolut fundiert entpuppt. Theoretische Aspekte jedoch in den Mittelpunkt zu stellen und eine Komposition ganz offensichtlich daran aufzuziehen, raubt der Musik ihre Persönlichkeit.

Zumindest mir fällt es schwer, mich damit noch zu identifizieren und mehr darin zu sehen als ein steriles Experiment. Die anhaltenden Reaktionen auf die Musik bis Mahler im Vergleich zur Musik ab Mahler sollten keinen Zweifel daran lassen, dass ein Großteil der Menschen das nachwievor ebenso sieht.
 

twinpeaks

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Jede Gegenbewegung besitzt irgendwo eine gewisse Logik, aber welchen dauerhaften Wert hat es, plötzlich auf Händen zu gehen, weil die Füße uns zu langweilig geworden sind?

Tonalität ist etwas Wunderbares, dem Menschen Eigenes, weswegen die atonale Musik auch nie denselben Stellenwert wie "konventionelle" Musik besitzen wird. Sicher, man muss sie ernstnehmen, und wer will, soll sie auch mögen, aber mir ist das Ganze zu unharmonisch sowie im Fall von Krebs, Umkehrung und Krebs der Umkehrung auch viel zu analytisch.

Das Besondere an der Musik von z.B. Johannes Brahms ist doch, dass sie vordergründig gefällt und man eine dahinterliegende Tiefe spürt, die sich erst in der Analyse als absolut fundiert entpuppt. Theoretische Aspekte jedoch in den Mittelpunkt zu stellen und eine Komposition ganz offensichtlich daran aufzuziehen, raubt der Musik ihre Persönlichkeit.

Zumindest mir fällt es schwer, mich damit noch zu identifizieren und mehr darin zu sehen als ein steriles Experiment. Die anhaltenden Reaktionen auf die Musik bis Mahler im Vergleich zur Musik ab Mahler sollten keinen Zweifel daran lassen, dass ein Großteil der Menschen das nachwievor ebenso sieht.

Nun, die Tonalität ist aus den Werken der klassischen Moderne ja nicht komplett verschwunden. Man kann das vielleicht mit abstrakter Kunst vergleichen, bei der im Hintergrund und als Gegenbild immer das Konkrete mitschwingt (na ja, so sehe ich das zumindest).
Es gibt auch Zwölftonwerke, die durchaus unmittelbar eine starke emotionale Wirkung haben, finde ich - das Violinkonzert von Berg ist hier wohl ein gutes Beispiel. Aber ich sehe es schon auch so, dass der Zugang zu dieser Musik viel stärker über den Intellekt erfolgt bzw. erfolgen muss als das bei, sagen wir mal, Brahms oder Mozart der Fall ist.

Wir sind da relativ nahe beieinander, denke ich. Für mich war die "Abkehr" von der Tonalität eine folgerichtige Entwicklung, aber letztlich führte ein so starres und willkürliches System wie die Zwölftonmusik in die Irre bzw. teilweise auch in die Beliebigkeit (Serielle Musik).
Allerdings ist die Zwölftonmusik und das, was sich daraus später entwickelte, auch nur ein Aspekt der Musik nach Mahler. Es gab und gibt ja immer noch Komponisten, die im Großen und Ganzen mit der Tonalität arbeiteten (Schostakowitsch beispielsweise, oder Britten). Ich denke jedoch auch, dass die Zweite Wiener Schule der Anfang vom Ende der klassischen Musik als zeitgenössisch unmittelbar relevante Kunstform war.
 

Gast00

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Für mich war die "Abkehr" von der Tonalität eine folgerichtige Entwicklung, aber letztlich führte ein so starres und willkürliches System wie die Zwölftonmusik in die Irre bzw. teilweise auch in die Beliebigkeit (Serielle Musik).
Vielleicht ist es nur dieser Ausdruck, an dem ich mich störe. Er klingt für mich irgendwie nach "Fortentwicklung" und "Verbesserung", wo doch eigentlich nur ein alternativer Ansatz getestet wurde, der sich selbst als Bruch mit der Tradition verstand, aber im Prinzip auf anderem Weg zum selben Ergebnis kommen konnte. Es ist ja nicht so, dass der tonalen Musik keine logischen Strukturen zugrundelägen (Bach!).

Ich denke jedoch auch, dass die Zweite Wiener Schule der Anfang vom Ende der klassischen Musik als zeitgenössisch unmittelbar relevante Kunstform war.
Ja, ich denke auch, denn es geht stets um Massentauglichkeit, die bis zur Trivialität reichen kann, wie die Popmusik dann beweisen sollte ("... yeah, yeah, yeah!").
 

Gast00

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Schumann hat heute ohnehin nicht mehr den Stellenwert, den er Mitte des 19. Jahrhunderts hatte, als er der führende deutsche Komponist war.

Noch eine Aussage von Kaiser, die für mich persönlich höchst interessant ist:

In Folge 41 bezeichnete er Schuberts achte Symphonie ("die Unvollendete") als "die vielleicht ergreifendste und schönste Symphonie, die ich kenne".
 

Devil

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Mit dem Stellenwert ändert sich ja, wie wir schon festgestellt haben, immer von Zeit zu Zeit. Zu Mozarts Lebzeiten war Mozart ja eigentlich ( in der Wahrnehmeung der Leute) ja garnicht so der King wies heute ist. ÄHnlich wars ja auch bei Bach. Und in der Zukunft wird mans wohl wieder ganz anders wahrnehmen als jetzt. Vielleicht ist dann Schumann wieder ein ganz Großer. Ich werd mir bei Gelegenheit mal ein paar Schumallieder reinziehen und auch die Schubert-Sinfonie. Die hab ich glaub ich sogar auf CD. Is zwar auch nur ne Einzelmeinung von Kaiser, aber irgendeinen Ansatz brauch man ja, wenn man irgendwo reinhören will, denn die Auswahl ist riesig.
 

Gast00

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Schuberts 8. Symphonie dürfte jedem bekannt vorkommen, der mal aufmerksam Die Schlümpfe geguckt hat. ;)

Mit dem Stellenwert hast du natürlich recht. Es ist auch gar nicht abzusehen, wie unsere Gesellschaft in Zukunft urteilen wird. Gut möglich, dass Schumann, Strauss jr., Wagner u.a. wieder ihren alten Beliebtheitsgrad erlangen werden. Allerdings halte ich es für wahrscheinlicher, dass von der Klassik wirklich nur die drei Großen (Bach, Mozart, Beethoven) im Gedächtnis der Masse haften bleiben werden.

Daneben werden dann wohl neue Legenden aus späteren Epochen gestellt werden. Das ist in gewissen Fällen (Presley, Jackson) ja schon jetzt geschehen. Es kommt bloß darauf an, wen man fragt. Man muss sich ja nur mal den Spiegel-Artikel über die Beatles durchlesen, in dem die vier "yeah, yeah, yeah"-Pilzköpfe auf Augenhöhe mit den größten Komponisten gehandelt wurden (wenn nicht gar darüber):

Beethoven [...] [hat] nicht die Alleinstellung der Beatles, denn es gibt Bach und Mozart.
Soll heißen: Lennon & Co. konnten sich in zehn Jahren mehr von der Pop-Konkurrenz abheben, als Bach, Mozart und Beethoven, deren Lebensspannen fast 150 Jahre umfassten, sich voneinander zu unterscheiden vermochten - auch 'ne Theorie...
 

Devil

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Dieser Spiegelartikel ist aber erst vor kurzem erschienen. Im Jahr 1964 sah es der Spiegel noch anders: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46163227.html
Dieser Artikel stellt ja auch die Beatles nicht über Beethoven und co. Er sagt ja nur , dass es in der Klassik oder in der Literatur kein Künstler mit Ausnahmestellung gibt. Die Popmusik git es ja auch noch nicht solange wie der klassische oder die Literatur und sie gilt ja auch eher als minderwertig verglichen mit denen. Das ist kein Werturteil vom Spiegel, denke ich. Insgesamt stehen die Beatles was Anerekunnung und Status in der Musikwissenschaft betrifft sicher eher unter Bach, Mozart und Beethoven. Aber wie gesagt: Wer wiss wies in 100 Jahren aussieht.
 

Gast00

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Der von mir zitierte Satz beinhaltet durchaus eine Wertung und zudem die Behauptung, die Beatles wären innerhalb der Popmusik singulärer gewesen als Beethoven im Vergleich zu Bach und Mozart. Die drei Letztgenannten überhaupt über einen (Klassik-)Kamm zu scheren, ist schon mal grober Unsinn. Die Beatles auf eine Ebene über all die anderen Pop-Bands ihrer Zeit zu heben, ist es für mich ebenso.

Niemand bezweifelt die Bedeutung der Beatles für die Popmusik. Auch ich mag ihre Lieder aus der Zeit, als sie die niveaulose Boygroup-Phase hinter sich gelassen hatten. Ihretwegen jedoch die Kulturgeschichte von Jahrhunderten zu relativieren, geht mir entschieden zu weit. Man kann nur hoffen, dass die Musikwissenschaft ebenso wie unsere Gesellschaft McCartney & Co. in ein paar Jahrzehnten realistischer einordnen werden.
 

Devil

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Der von dir zitierte Satz beinhaltet keine Wertung im Sinne von gut und schlecht. Da steht nirgends dass die Beatles besser sind als Bach und CO. Und Mozart , Bach und Beethoven werden auch nicht über einen Kamm geschert. Da steht nur dass sie eine gleichberechtigte Stellung haben während die Beatles eine Alleinstellung in der POPMUSIK haben was universelle Verehrung betrifft. Außerdem ist das nur die Meinung EINES Journalisten und nicht gleich die Ansicht der gesamten Musikwissenschaft.
 

Devil

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http://www.welt.de/kultur/musik/article8725906/Mozart-ist-der-bekannteste-klassische-Komponist.html

Mozart ist nach dieser Umfrage der bekannteste klassische Komponist in Deutschland. Das ist nicht unbedingt eine Überraschung, aber ich finde es recht verwunderlich wie gering die Ergebnisse sind: Mozart kennt jeder Zweite , Beethoven kennen 36% und Bach kennen gar nur 23%. Die 3 gelten als die größten Komponisten aller Zeiten und sind/waren auch noch Deutsche und trotzdem kennen die meisten sie hierzulande nicht. :crazy:
 

Gast00

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Na ja, ob sie Deutsche waren, ist eine Frage der Definition und hat seit jeher die Wissenschaft beschäftigt. Politisch waren sie es nicht, kulturell schon, aber das ist ein Thema für sich.

Was die Umfrage betrifft, bringt ein "Kennen Sie...?" recht wenig; ein "Nennen Sie..." der klassischen Komponisten ist sinnvoller. Dabei könnten tatsächlich solche Zahlen herauskommen, und viele bedeutende Komponisten dürften leer ausgehen. Ich bin schon gespannt, wie derartige Umfragen - bzw. die Antworten darauf - in Zukunft aussehen werden, wenn eine weitere Generation abgetreten bzw. nachgerückt ist.
 

Devil

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Ich denk mal, dass das in 50 Jahren vielleicht nicht großartig anders aussehen wird. Ob Bach 260 oder 310 Jahre tot ist, ist ja auch relativ gleich ;) Was ein bißchen dafür spricht, dass die Bekanntheitsgrade zurückgehen werden, ist dass es immer mehr verschiedene Musikstile gibt. Man muss mal gucken was sich im 20. JAhrhundert alles getan hat: Jazz,Pop, Rock, Techno, Dance, House, Metall, etc. Es hat mit der Zeit immer mehr verschiedene Stile gegeben. Früher hat die Klassik einen sehr großen Teil ausgemacht. Junge Menschen werden ja auch heute kaum mit klassischer Musik konfrontiert. Die gucken ja eher so MTV und Viva, etc.
 

PhilIvey

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kenn da ein paar von den Teilnehmern aber glaub dass keine von denen ne große Chance hat, sich weit vorne zu platzieren. Ist schon ein Wettbewerb von hohem Renomeé auch wenn die Klasse insgesamt etwas eingebüßt hat. Bis in die 80er Jahre hinein konnte man davon ausgehen, dass viele der Sieger eine Weltkarriere starten würden wie z.B. Zimerman, Ashkenazy, Pollini, Argerich. Dies war bei den letzten Wettbewerben nicht mehr der Fall. Trotzdem darf man gespannt auf den Wettbewerb blicken, zumindest vielversprechende Talente gibt es dort nach wie vor zu hauf.
 

Devil

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Mozart

Ich brauch mal etwas neue Inspirration zum Mozart-Hören:

Bisher kenne ich folgende Werke ganz gut bis sehr gut:
Sinfonien: 40 und Jupiter
Kleine Nachtmusik
Requiem
Klarinettenkonzert kv 622
Klavierkonzerte 9 und 21
Türkischer Marsch
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mehr fällt mir gerade nicht ein. Welche Werke findet ihr hörenswert?
 
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zu den besten komponisten gehört meiner meinung nach auch bendrich smetana, der von 1824-84 lebte und die letzen 20 jahre seines lebens fast völlig taub war. zu seinem werk gehört der zyklus "mein vaterland" mit dem wohl bekanntstem werk "die moldau", das er 1874 komponierte.

"die moldau" auf youtube
 
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