Doppeldeckung - wie als Punktrichter bewerten?


VR2

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ich finde man sollte nicht versuchen das in Zahlen aufzurechnen. es muss eben sichtbar sein, dass die Attacken einen impact auf den Gegner haben, ihn 'unkomfortabel' machen zumindest. Power Punches auf eine DD führen ja auch öfter mal dazu, dass der "Nehmer" einen Ausfallschritt machen muss, solche Sachen zb. dann ist es auch effective aggression. billigste Flurries auf die Deckung, Alibiaktionen, bei denen man zB auch nicht erwarten würde, dass sich der Gegner die Mühe macht denen aus dem Weg zu gehen, anstatt sich auf seine eigenen spots zu konzentrieren, zählen nichts und blindes stalken ohne zu schlagen auch nicht. es ist ähnlich wie generalship, nur dass es eben im Zweifel nochmal höher bewertet werden sollte, wenn A den Kampf macht, die Aktion anleiert und B zb sprintet und reagiert und den Kampf in den Phasen darüber bestimmt und die Runde eben insgesamt entsprechend verteilt ist
In der Praxis ist ja schon so, dass, wenn einer der "effective aggressor" ist, es dann recht zwangsläufig dazu führt, dass der Gegner etwas die Übersicht verliert und es dann auch zu Treffern kommt. Aber "clean effective punching" ist nicht die Voraussetzung für "effective Aggression".
Ersteres ist sowieso weitaus wichtiger, gerade auch wieder im Hinblick auf Arslan-Huck. Hucks Bodyshots mögen ja knackiger ausgesehen haben, sind aber verpufft ohne das Arslan irgendwie gezuckt hätte. Arslan hat seinerseits Hucks Kopf Tango tanzen lassen. Hucks Aktionen waren also deutlich weniger effective und einen Schönheitspreis gibts nicht. Das ist meiner Ansicht nach oft das große Missverständnis. Effective punching heißt auch nicht hoher connect Prozensatz bei Compubox, sondern wirkungsvoll. da waren mind 8 Runden, die pro Arslan loopsided waren, klare robbery imo
 

Young Kaelin

merthyr matchstick
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Ums einfacher zu machen, zu verbildlichen, wie du punktest -

Wenn Boxer Nr.1 60 Mal schlägt, und 60 Mal nur die Deckung von Boxer Nr.2 trifft und der andere gar nicht schlägt, wird die Runde bei dir dann, bei 10 point must, 10:10 gewertet?

Überleg' nochmal...

gute Frage. denn die Antwort ist nicht so einfach, wie sie auf den ersten Blick erscheint.

Greift der Boxer Nr. 1 z.B. an und schlägt 60 Mal auf die Deckung , und Boxer 2 ist aufm Rückzug ist für mich der Fall klar: Nr. 1 ist zwar nicht effektiv, "macht" aber den Kampf. ich geb ihm die Runde.

Boxer Nr. 1 ist im Rückwärtsgang feuert 60 Mal auf den angreifenden Boxer 2 ab und trifft nur die Deckung, und Boxer 1 "macht" den Kampf, ist die Sache nicht mehr so eindeutig wie beim anderen Beispiel, und ich müsste mich wohl erstmal am Kopf kratzen. vermutlich würde der Angreifer nach 1 min vom Ringrichter ermahnt, mal was zu tun, aber das Beispiel gefällt mir nicht schlecht

mir gefallen die 60 Schläge auf die Deckung, denn sie veranlassen mich zur Frage: sind 5 Schläge auf die Deckung besser als 60 Schläge auf die Deckung? Hat derjenige der 60 Mal auf die Deckung haut, besser gearbeitet als jener, der das 5 Mal schafft?

Die Amis haben in ihren Statistiken oftmals die Spalten: abgefeuerte Schläge, gelandete Schläge. Ich gehe davon aus, dass die das nicht nur listen, weil da einer Freude an Statistiken hat , sondern weil genau diese Zahl ein Hinweis darauf ist, wie EFFEKTIV einer getroffen hat. Diese Zahl ist imo nicht zu unterschätzen, genauso wenig wie die Unterscheidung von Power Punches zu normalen Punches. Selbst da ist die Grenze fliessend, manchmal kannste beim Betrachten einfach sagen, wer mehr Dampf in den Fäusten hat, mal musste hierfür eine Münze werfen.
 

Young Kaelin

merthyr matchstick
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".
Ersteres ist sowieso weitaus wichtiger, gerade auch wieder im Hinblick auf Arslan-Huck. Hucks Bodyshots mögen ja knackiger ausgesehen haben, sind aber verpufft ohne das Arslan irgendwie gezuckt hätte. Arslan hat seinerseits Hucks Kopf Tango tanzen lassen. Hucks Aktionen waren also deutlich weniger effective und einen Schönheitspreis gibts nicht. Das ist meiner Ansicht nach oft das große Missverständnis. Effective punching heißt auch nicht hoher connect Prozensatz bei Compubox, sondern wirkungsvoll.

Die Anmerkung Kopftreffer/Bodyshots das hat was. Wenn ich das richtig sehe, sollte grundsätzlich ein harter Bodyshot genauso viel zählen, wie ein harter Treffer zum Kopf. Das ist wohl die Theorie. Die Praxis sieht wohl anders aus, weil ich Dir Recht gebe, dass ein zurückgeworfener Kopf anders wirkt, als ein Body , der getroffen wird. Bodyshots wirken eigentlich nur dramatisch, wenn ein Kämpfer daraufhin eine sichtbare Reaktion zeigt, oder (meist verzögert) zu Boden geht. Insofern trifft Deine Anmerkung imo ins Schwarze.

Bei der Anmerkung zu effective punching sehe ichs sowohl als auch. Wenn einer da 80 Schläge abfeuert und 2 Mal trifft, kann ich ihn irgendwie nicht als effektiven Puncher sehen.
 

VR2

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"harte Treffer" ist eben wieder diese missverständliche wischiwaschi Bezeichnung. ich mags nicht :D Ein sauberer Treffer, ist ein sauberer Treffer. Nach Körpertreffern gibts ja auch vielerlei Reaktionen, zurückweichen mit schmerzverzerrtem Gesicht etc oder weniger spektakuläre Sachen, an denen man fest machen kann, ob der Treffer wirkungsvoll war bzw dem "Nehmer" nicht geschmeckt hat. ohne, dass der Boxer direkt ein Knie nehmen muss oä. Meistens ist es schon so, dass sich die Sache so darstellt, dass man die Kopftreffer eigentlich als höherwertiger ansehen muss, da bin ich auch voll dabei.
ich will nicht klug******en, aber effektiv und effizient ist nicht ganz das Gleiche. Wenn einer von 80 Schlägen 2x trifft und dass dann jeweils zB zu nem chicken dance führt, ist das schon immer noch effektiv. Eine hohe Connect ratio ist eigentlich kein Kriterium. in dem oben zitierten Cox's Corner Artikel steht auch irgendwo drin, dass es nicht entscheidend ist wie viel geschlagen wird bzw wie viel daneben geht. Für den Sport wärs ja auch kontraproduktiv wenn man sagen würde, schlag lieber weniger damit die Quote hoch bleibt und dann gewinnst du leichter. bei clean effective punching reden wir über saubere, wirkungsvolle Treffer. Da ist eben nicht wichtig ob die Schläge knackig oder hart aussehen, von einem Mann mit hoher KO Quote kommen oder von jemanden, der den Ruf hat ein Puncher zu sein. sondern welche Wirkung hervorgerufen wird. Ein softpuncher mit Eisenkinn kann ja z.B. in einem Kampf gegen einen Puncher mit Glaskinn durchaus alle Vorteile haben, das muss der Kampf eben zeigen
 

Young Kaelin

merthyr matchstick
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Wenn einer von 80 Schlägen 2x trifft und dass dann jeweils zB zu nem chicken dance führt, ist das schon immer noch effektiv.

Vielleicht hat die eine Runde Anne-Sophie Mathis vs. Cecilia Braekhus, wo Mathis angeklingelt war, was damit zu tun. Wenn ich mich richtig erinnere, hat der ein oder andere sogar Mathis diese Runde zugesprochen, obwohl Braekhus da knackig durchkam und grosse Wirkung hinterlassen hat. Manchmal gibts durchaus Runden, wo das Abwägen derart schwer fällt, oder die Grenzen so fliessend sind, dass man auch ne Münze aufwerfen kann.
 

Tim B.

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Ring Generalship ist die Fähigkeit, den Gegner machen zu lassen, was man selbst will. Also das Abschneiden des Laufweges als Brawler, oder eben das finden von Laufwegen als Boxer.
Es ist mitnichten Ring Generalship, wenn man die ersten 3 Runden immer abschenkt, weil man den Gegner angeblich erstmal "auskuckt".

Und Defence ist eben nicht das bloße Vermeiden von Treffern. Ansonsten könnte ich Sturms Ducken von Golovkin als Meisterleistung betrachten - punishment avoided!
Defence ist die Kunst den Gegner zu treffen, aber selber nicht getroffen zu werden.

So ziemlich jeder Anfänger rennt in den ersten Sparrings entweder weg oder verschanzt sich hinter ner Doppeldeckung. Das sind eine Defensivkünstler, die versuchen halt am Anfang erstmal den Kampf zu vermeiden.

Als ich sagte, ein Schlag auf die Deckung ist besser als kein Schlag, meinte ich eigentlich für den gleichen Boxer.
Ich werd doch Chavez Jr. jetzt nicht noch dafür loben, daß er gegen Martinez 11 Runden lang nix gemacht hat, weil er ja eh nur Luftlöcher geschlagen hätte.

Wenn ich die Leistung eines Boxers in einer Runde bewerte, dann zählen da Schläge auf die Deckung des Gegners mehr als nix. Ob er dadurch die Runde gewinnt, also über der Leistung des Gegners liegt, steht doch auf einem ganz anderen Stein.
 

infight

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DD ist ja nicht gleich DD.

Abrahams DD ist größtenteils passiv, er arbeitet relativ wenig aus ihr heraus, versucht eher sie zu nutzen damit der Gegner sich müde schlägt.

Grace war da schon ein anderes Kaliber. Er konnte aktiv aus der DD arbeiten und verschiedene Schläge/Kombinationen anbringen.

Wenn ich nun dazu in der Lage bin durch Schläge auf die DD zu verhindern, daß mein Gegner aus seiner DD arbeiten kann, sollte sowas auch entsprechend gewertet werden.

Kommt also immer auf die Situation an. Gute Punktrichter sollten eine solche Situation auch entsprechend einschätzen können.
 

Tobi.G

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Sehr entscheidend ist für mich auch die Qualität und härte der Treffer. Wenn Boxer A mit 15 schwachen Jabs trifft und Boxer B mit 8 kräftigen und klaren Haken, gewinnt für mich Boxer B die Runde. Reine Aktivität spielt allerdings auch ne Rolle wenn hin und wieder etwas wirkungsvolles durchkommt. Alibi-Schläge, z.B. leichte Tupfer auf die Deckung haben bei mir keinen Wert. Huck vs. Firat ist eine klare Sache, da Firat mehr geschlagen UND mehr getroffen hat. Die Uppercuts mit denen er Huck immer wieder traf waren teilweise auch nicht ohne und glasklar.
Hucks Kopf ist da regelmäßig ordentlich durchgeschüttelt worden.
 

Big d

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ein schlag auf eine geschlossene doppeldeckung, ist für mich kein treffer. :wavey:

sehe ich auch so. allerdings muss die DD dann auch wirklich stehen. wenn man mit der DD da steht und die treffer so halb durch gehen sind es schon treffer (sieht man oft bei sturm-seine deckung steht gut in den ersten 3-4 runden und dann wenn die kraft nachlässt fängt er in der 2. hälfte viele "streiftreffer" durch die deckung während er selbst wenige aber klare aktionen setzt).

wenn man allerdings wie AA boxt und nur 3-4 aktionen pro runde bringt (selbst wenn es klare treffer sind) und sonst mit der DD so gut wie alles abfängt würde ich mich schwer tun runden zu geben. treffer sind wichtiger als aktivität, aber es gewisses mindestmaß an aktivität muss schon sein.
 

Drago

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Die Frage ist auch: Ist eine DD im Boxen eigentlich "legal"?

Klar, wenn einer so damit boxt wie einst Grace, ist das voll ok. Geschlossene DD, nach vorne marschieren und Treffer setzen.

Aber wird die DD nicht von manchen "vergewaltigt"?
 

His Royness1

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Die Frage ist auch: Ist eine DD im Boxen eigentlich "legal"?

Klar, wenn einer so damit boxt wie einst Grace, ist das voll ok. Geschlossene DD, nach vorne marschieren und Treffer setzen.

Aber wird die DD nicht von manchen "vergewaltigt"?



Wie will man denn eine Doppeldeckung vergewaltigen, außer als Gegner vielleicht... :D
 
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