Abenteuer, Abenteuer.


Fonzie1

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Episode I – Die kleine, pelzige Frucht und Bier trinkende Elfen.

Wirklich super. Ich hatte die Spur verloren. Der greise Mensch in Tilverton, der mich in die Dalelands geschickt hatte, war mir gleich etwas verwirrt vorgekommen. Aber er war der einzige gewesen, der sich an die Legende erinnert hatte. Und jetzt stand ich hier. Im sagenumwobenen Battledale, in dem einst so viel Schlachtlärm tobte, dass es sich Oropax besorgte. Der Schlachtlärm war beleidigt ob solcher Ignoranz und zog woanders hin. Seitdem war es sehr ruhig in der kleinen Stadt. Es hätte mich nicht gewundert, wenn der Wachposten einen Herzinfarkt bekommen hätte und von seinem Turm heruntergefallen wäre, als er mich sah. Aber er schlief. Elender Glückspilz. Ich hätte zu gern sein Gesicht gesehen.

Der Tag war noch jung, als ich auf dem Marktplatz eintraf. Eine gute Zeit, um den hiesigen Schmied aufzusuchen und mit ihm ein wenig über alte Legenden zu plaudern. Vielleicht hatte ich Glück und die Dalelands waren doch geschichtsträchtiger, als sie einem beim ersten Blick weismachen wollten. Ich fragte nach dem Schmied. Man sagte mir, er sei gerade nicht in der Stadt. Im Außendienst tätig. Na großartig. Genau das brauchte ich jetzt. Mitten im Niemandsland in einer Stadt, die keine war und das einzige, was ich hier wollte, sprang gerade auf einem Vertriebsbesuch in der nächst besten Stadt herum. Ich beschloss, dass es höchste Zeit für ein Bier wurde. Oder zumindest für etwas, dass im Entferntesten an eins erinnerte. Die Menschen konnten einfach kein Bier brauen. Lag wahrscheinlich an ihrer Größe. Dort oben entwickelten die Geschmacksnerven Höhenangst und durften nicht überfordert werden. Aber vielleicht waren ja ein paar Wachleute in der Taverne. Und wo Wachleute und Alkohol waren, war die nächste Kneipenschlägerei nicht weit. Bei diesem Gedanken ging es mir schlagartig besser und liebevoll betrachtete ich das schräg hängende Schild mit einem Bierkrug drauf. Hier gehörte ich hin.

Im Innenraum klappte mir erst einmal die Kinnlade herunter. Metaphorisch natürlich. Der zwergische Körper ist ein krankhafter Kontrollfreak und erlaubt keine unwillkürlichen Bewegungen. „Nein!“ sagten meine Augen und wurden groß wie goldene Schokoladentaler. Wen erwartet man an einem schönen, sonnigen Tag vormittags in einer Taverne? Wachleute vielleicht. Die waren da. Zwei Stück. Und sie becherten fleißig. Nichts Besonderes. Und ansonsten hätten die Tische der Taverne eigentlich leer sein sollen. Waren sie aber nicht. Da saß ein blauhaariger Elf, der Bier trank. Richtig. Ein Elf. Mit blauen Haaren. Und Bier. So wahr ich hier stehe. ER HAT SOGAR DARAN GENIPPT. Ich stand völlig paralysiert da. Wenn ich das zu Hause erzählte, würden mich alle für völlig durchgeknallt halten. Aber ich hatte nicht vor, das zu Hause zu erzählen, also fing ich lauthals an zu lachen. Ein Elf, der Bier trank. Das war ungefähr so wie ein Bär, der versuchte, eins dieser Blümchenmuster zu sticken, die alte Zwerginnen so oft an der Wand hängen hatten. Oder ein männlicher Orc im Korsett. Ein Ochse, der das berühmte Bardenlied vom großen blauen Kleid muhen wollte. Mir fielen ungefähr ein Bergwerk voll mit Dingen ein, die stilvoller aussahen als ein Elf mit einem Bierkrug in der Hand. Er nahm mein Gelächter mit Fassung. Als meine Tränen getrocknet waren, sagte er ganz trocken: „Du bist nicht zur Tür herein gekommen.“

Verdutzt drehte ich mich um. Tatsächlich. Ich konnte mich nicht erinnern, das morsche Stück Holz passiert zu haben. Aber wie sollte ich sonst hier hineingekommen sein? Ich steckte in einem zwergischen Dilemma. Je Sekunde, die man Moradin in seinem Leben nicht erklären konnte, kriegte man ein Bier im Jenseits weniger. Und das war göttliches Zwergenbier. Das durfte nicht sein. Ich ging noch einmal hinaus. Diesmal zog ich bewusst am Handring der Tür, als ich vorsichtig wieder hineintappte. Ich bat Moradin, ein Auge zuzudrücken. Man lief schließlich nicht ständig Elfen über den Weg, die Bier tranken. An dieser Stelle betraten meine Gedanken das Laufrad im Käfig. Ich war so mit dem Elf beschäftigt gewesen, dass ich die zweite Person im Raum nicht wahrgenommen hatte. Und den Menschenmagier nicht zu sehen, musste eine Meisterleistung meines Gehirns gewesen sein. Er saß mitten im Raum, war ganz in rot gekleidet, trug einen Hut mit einer riesigen Feder und lächelte mir zu. Jemand schloss zwei gegenpolarisierte Dioden an das Laufrad an und betätigte einen Schalter. Als mein Gehirn wankend aus dem Laufrad kippte, saß ich mit einem Bier in der Hand am Tisch des Elfen. Brave Zunge. Die wusste auch ohne Gehirn, was gut für sie war. Ich beschloss den Magier ins Reich der „Gesehen, aber Existenz noch nicht bewiesen“-Dinge zu stecken. Dort konnte er lustig in der Gegend herumtollen und hatte mit dem Potcookiemonster und dem rosa Einhorn Charlie bestimmt willige Gefährten zum Spielen.

Ich musterte den Elf genauer. Er war in Leder gekleidet und trug einen Bogen bei sich. Seine Gesichtszüge waren für ein Langohr erstaunlich mild. Ich fragte ihn, was er hier trieb. Er antwortete in einem freundlichen, wohlklingenden Satz. Die Worte sagten, dass er ein wenig durch die Gegend reiste, um die Welt kennen zu lernen. Die Pausen zwischen den Worten ergaben einen Code. Wenn man ihn richtig zusammensetzte, hieß er: „Das erzähl’ ich nicht jedem dahergelaufenen Zwerg.“ Ich seufzte. Er schien zu merken, dass er nicht der erste Elf war mit dem ich redete und erzählte mir als Konversationsangebot noch, dass das einzig Interessante, was es in dieser Stadt im Moment zu berichten gab, das Verschwinden des Schmiedes sei. Da wurde ich hellhörig. „Ich dachte, er sei auf Reisen?“. „Er hätte schon längst wieder zurück sein müssen. Das sagte zumindest der Wirt.“ Ich ging vor zur Theke und kletterte auf einen Barhocker. Ich fragte den Wirt, wo denn der Schmied hin wollte, erhielt aber nur die gelangweilte Antwort, ich solle doch mal beim Wachturm nachfragen. Auch gut, die Filtereinheit meines Gehirns war nämlich langsam überfordert damit, den roten Magier auszublenden. Aber bevor ich die Taverne verlassen konnte, betraten zwei neue Gestalten den Raum. Ich entschuldigte mich offiziell bei der Stadt Battledale, dass ich sie als langweiliges Kaff abgestempelt hatte. Wen man hier am frühen Mittag in der Taverne traf, war wirklich nicht zu glauben. Ein zweiter Elf schritt zur Tür hinein und sah sich um. Ihm folgte ein gewöhnlich aussehender Mensch im Lederpanzer. Ein Schurke. Was aber niemand wusste. Ich richtete mich erwartungsvoll auf. Es waren nicht mehr genug Tische da, damit jeder sich an einen einzelnen setzen konnte. Was hieß, dass es bestimmt gleich spaßig wurde. Aber die beiden Neuankömmlinge enttäuschten mich. Sie setzten sich gemeinsam an einen Tisch und spielten Karten. Wie überaus langweilig. Ich bezahlte mein Bier und ging zum Wachturm.

Als ich zurückkam, stand der Magier vor der Tavernentür. Ich schaltete auf Tunnelblick und schlängelte mich an ihm vorbei. Der Typ war mir unheimlich. Drinnen hatte sich das Bild geändert. Die beiden Neuankömmlinge von vorhin teilten sich gerade eine kleine, seltsam aussehende Frucht. Und der Bierelf versuchte verzweifelt mit seinen verschachtelten Sätzen und seiner hochkorrekten Aussprache aus den beiden betrunkenen Wachleuten irgendeine Information herauszubekommen. Als ich näher trat, drehte er sich um. „Was sagt der Kommandant?“ – „Dass wir eine Belohnung bekommen, wenn wir den Schmied finden“ teilte ich triumphierend mit. „Sehr gut. Wo ist er denn?“ – Mein Gehirn suchte sich die nächst gelegene Tischkante. „Dazu wollte er sich vorläufig noch nicht genau äußern.“ Die Pausen zwischen den Worten ergaben einen Code. Wenn man ihn richtig zusammensetzte, hieß er: „Das hab ich vergessen zu fragen, Langohr und wenn du mich darauf ansprichst, bist du einen Kopf kürzer.“ Für einen Elf bewies er wirklich ausgezeichnetes Taktgefühl und schlug vor, dass wir noch einmal gemeinsam zum Wachturm gingen. Der Magier sei mittlerweile auch involviert, da er ein Abenteuer hinter dem Ganzen wittere (typisch Menschen…). Bei dem Wort „Belohnung“ war der Exotik-Frucht-Kartenspieler-Mensch (von dem wir nicht wussten, dass er ein Schurke war) aufmerksam geworden und hatte gefragt, worum es denn ginge. Wir erklärten es ihm und er bot an, mit uns zu kommen. Sein Mitspieler wusste auch nichts Besseres zu tun und so standen wir zu fünft auf der Matte des Kommandanten. Der Schmied sei vor zwei Wochen nach Timberdale gereist. „Das hätte er mir auch beim ersten Mal sagen können“ knurrte ich meiner Axt zu und verließ den Raum wieder.

Timberdale lag ungefähr eine halbe Tagesreise von Battledale entfernt. Die Straße war eher wegig als straßig, aber das kümmerte sie nicht, weil Attribute im Straßenwahrnehmungsspektrum noch hinter kleinen pelzigen Exotikfrüchten stehen. Uns war es auch herzlich egal, da wir zu Fuß unterwegs waren. Nach einiger Zeit hörten wir eigenartige Geräusche. Es klang, als hätte jemand einen Hund unter den Schmiedehammer gelegt. Als wir näher kamen, sahen wir, dass es ein singender Kobold war. Der Bierelf und der Exotik-Frucht-Kartenspieler-Mensch (der in keinster Weise erkennen ließ, dass er ein Schurke war) schlichen näher heran. Ich blieb hinten, da vor tausenden von Jahren eine Fehde zwischen meiner Rüstung und dem Klan der lautlosen Bewegungen ausgebrochen war. Die Auswirkungen waren bis in die Gegenwart spürbar. Elende Nostalgiker. „Tu es nicht!“ Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen. Die Worte kamen aus dem Mund des roten Magiers. Ich folgte seinem Blick. Der Bierelf war gerade dabei, den Kobold zu erschießen. Oder wäre dabei gewesen, wenn der nicht - durch den Schrei aufgeschreckt – auf der Stelle verschwunden wäre. Ein elfischer Fluch ertönte. Ich wartete gespannt auf den folgenden Disput. Wenn Elfen sauer wurden, wurde es immer lustig. Aber es passierte überhaupt nichts. Der Bier- und Bogenelf knurrte etwas in sich hinein und untersuchte den Ritualplatz des Kobolds. Er fand Spuren, die in den Wald hinein führten. Er schien eine Art Waldläufer zu sein, wenn es so etwas bei Elfen gab. Er schlug vor, den Spuren zu folgen. In der nun folgenden Diskussion, ob das denn hilfreich dabei sei, den Schmied zu finden, kam ich voll auf meine Kosten. Zwar fielen keine echten Schimpfworte, aber 10 Minuten lang Wahrscheinlichkeiten gegeneinander abzuwägen, ob der Schmied nun von den Kobolden oder doch erst in Timberdale verschleppt worden war, war äußerst amüsant. Zumal nun auch der Magier damit begann, sein volles Komplexsprachenprogramm auszupacken. Ich glaube, es gab in diesem Gespräch keinen Satz, der unter 30 Worte zählte. Ich saß da, glücklich wie ein Honigkuchenpferd.

Leider einigte man sich schließlich. Ein lauter Pfiff ertönte und der Himmel verdunkelte sich. Ein kühler Luftzug fuhr über unsere Köpfe und vor uns landete eine riesige Eule. Sie flog auf den Exotik-Frucht-Elfen zu und ließ sich streicheln. Dieser nickte in Richtung des Pfades. Sie flog los und kehrte nach kurzer Zeit zurück. Ihre Augen leuchteten. „Da ist irgendetwas“ sagte der Elf. Also folgten wir dem Pfad. Wir erreichten eine Höhle. Eine sehr seltsame Höhle. Trotz dass ich im Dunkeln eigentlich ganz gut sehe, blieb dort alles schwarz für mich. Es schien eine Art magische Dunkelheit zu sein, ich fühlte mich sowieso etwas mulmig. Wir bauten uns behelfsmäßige Fackeln und traten in die Dunkelheit. Auf dem Boden ließen sich Blutspuren ausmachen. Bald fanden wir die dazugehörige Leiche. Der Waldläufer beugte sich hinab, um sie zu untersuchen. Im Höhleninneren hörten wir ein Fauchen. Etwas, das schwer untot aussah, torkelte auf uns zu. Der Bierelf zog seinen Bogen und schoss. Der Pfeil bohrte sich in den puppenartigen Körper und warf ihn ein Stück zurück. Ich sprang vor, hob meine Axt und versetzte der Luft einen derart gehörigen Hieb, dass sie sich um den Zombie stark verdichtete und ihn ein weiteres Bisschen aufhielt. Ganz bestimmt. Ich weiß es. Der Waldläufer erledigte den Zombie mit einem Weiteren Pfeil und wandte sich erneut dem toten Kobold zu. Dieser hatte offenbar überhaupt keine Lust mehr auf seine Bewegungslosigkeit, stand auf und brezelte dem Schurken eins über. Dabei hatte er, wie der Rest der Gruppe auch, nicht die geringste Ahnung, dass es sich um einen Schurken handelte. Ich versuchte mich ein zweites Mal im Zombie-Zweiteilen und dieses Mal hatte ich Erfolg. Der Schurke erledigte den Rest mit seinem Kurzschwert und musste sich danach erstmal an die Höhlenwand lehnen. Der Eulenelf bot ihm einige Beeren an. Diese beiden verband offenbar das innige Band des Essenteilens. Und tatsächlich sah der Kartenspielermensch danach schon viel besser aus.

Wir gingen weiter. Der Bierelf schlich voraus. Nach kurzer Zeit hörten wir einen Aufschrei und Schritte. Wir eilten ihm nach. Er stand im Eingang zu einer weiteren Höhlenausbuchtung. Im Inneren torkelten zwei Zombies in unsere Richtung. Der Eulenfrüchteelf murmelte ein paar sehr seltsam klingende Worte. Vor uns kamen Wurzeln aus der Erde, die sich um die Beine der beiden Untoten legten. Oder zumindest um das, was von den Beinen übrig war. Einer schaffte es trotzdem bis zu uns. Er schlug nach dem Waldläufer. Ich enthauptete ihn (den Zombie, nicht den Waldläufer). Aber das Ding torkelte trotzdem weiter durch die Gegend. Das Kurzschwert des Schurken überlebte“ er dann aber doch nicht. Mit dem zweiten Zombie spielten wir Dart. Zumindest vier von uns. Der rote Magier spielte „Wie versenke ich einen Bolzen am besten in der Höhlendecke, damit ich die anderen störe?“. Er war sehr gut in diesem Spiel. Das schien aber auch das einzige zu sein, worin er gut war, außer im Auffällig sein. Als sich die Wurzeln wieder in die Erde verzogen hatten, sahen wir uns um. Wir fanden Gold, Silber und nach ein wenig Teamarbeit auch eine Schatulle mit einem Amulett und einem Trank. Das waren die wichtigen Dinge. Außerdem fanden wir noch den Schmied. Tot. Der Kerl hatte es doch tatsächlich gewagt, zu sterben, ohne vorher mit mir über meine Axt geredet zu haben. Ich nahm das persönlich und versetzte ihm einen Fußtritt. Die Belohnung für seinen Fund haben wir dann dennoch gekriegt, als wir wieder in der Stadt waren. Wenigstens etwas. Also werde ich doch in die nächst größere Stadt müssen, um jemanden zu finden, der die Legende kennt. Ich könnte auch einfach den Magier fragen, die sollen ja angeblich so überaus viele Bücher gelesen haben. Aber der hat so komische Sachen an. Und eine Feder. Und eine Schlange hat er auch. Außerdem sieht er nicht so aus, als würde er sich mit Waffen auskennen. Nein, lieber frage ich Bane persönlich, wo er das verdammte Ding verloren hat.

Als wir am Abend in der Taverne zusammen saßen, habe ich sie aber noch alle nach ihren Namen gefragt. Damit ich das nächste Mal nicht wieder mit so idiotischen Hilfsnamen arbeiten muss.
 

crazyeye

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Zweite links und dann 7 Schritte nach...
hab schon zeit sinnloser verbracht
als mit dem lesen dieses textes...

aber gr8 (der wars doch, oder nicht?) hatte eben schon ne verdammt hohe messlatte gelegt und hatte mehr direkten forenbezug

ansonsten wuerd ich auch nen 2ten teil wieder lesen...
 

Fonzie1

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Episode 2 – Orcs, ein Oktopus und blaue Haare.

„Wir haben keinen Schmied mehr.“ Das Gehirn des Hauptmanns schien ungefähr so schnell zu arbeiten wie eine alte Frau mit Gehstock, die vor einem die Straße überquerte.
„Und der Ausrüstungsstand der Truppen ist fatal.“ Einen zittrigen Schritt vor den anderen.
„Da müssen wir uns wohl etwas einfallen lassen.“ Nicht stolpern. Immer schön langsam.
„Hm. Wir brauchen entweder neue Ausrüstung oder sogar einen neuen Schmied.“ Endspurt! Nur noch ein kleines Stückchen.
„Ihr könntet für mich ins nächste Dorf reisen und dort mit dem Schmied reden. Vielleicht hat er ja einen Gesellen, der bereit ist herzukommen. Ich gebe euch ein wenig Geld mit. Gebraucht es, um ihm die Idee schmackhaft zu machen, oder um Ausrüstung zu kaufen. Den Rest könnt ihr behalten.“ Geschafft. Das Großmütterchen stand auf der anderen Straßenseite und musste erst einmal verschnaufen.

Wir brachen auf. Unser Ziel hieß Daggerdale und war auf zwei Arten zu erreichen. Direkt durch den Wald oder entlang der Straße. Und nachdem wir dem Waldläufer Hurakan erläutert hatten, dass es gar nicht so lustig ist, sich mit vollem Gepäck durchs Unterholz zu kämpfen, nahmen wir die Straße. Unterwegs erfuhr ich viele neue Dinge. Der rote Magier Eliam, von der Gruppe, ob seine skurrilen Kleidung auch Clown genannt, erzählte mit leuchtenden Augen, dass er jetzt wesentlich besser für den Kampf gerüstet sei, als noch am Tag zuvor. Ich hoffte inständig, dass er Recht hatte. Hurakan philosophierte über seine Haarfarbe. Es war ja eigentlich gar kein richtiges blau, sondern eher schwarz mit einem blauen Unterton. In meinem Kopf feierten sich die Vorurteile selbst. Sie hörten verdutzt damit auf, als der andere Elf Kyon eine Lobeshymne auf die kleinen, pelzigen Exotikfrüchte dieser Welt anstimmte. Ich versuchte mitzusingen, aber seine Stimme war um so Vieles feiner als meine biergeölte Zwergenstimme.

Es wurde dunkel. Hurakan suchte uns im Wald einen Platz zum Lagern. Es war wie Zauberei. Ich hätte 5 Stunden durch das Gestrüpp wandern können, ohne eine freie Stelle zu finden. Er brauchte 5 Minuten. Ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass er im Schachtsystem einer Goldmine seine wohlgepuderte Nase wohl nicht mehr so hoch tragen würde. Andererseits haben Elfen lieber Oralverkehr mit Gnomen als sich untertage zu begeben. In meinem Kopf tauchten Bilder auf, die eine zweiwöchige Gastritis sehr magenfreundlich erscheinen ließen.

Wir verteilten Wachen. Nun, eigentlich nicht. Eliam und die beiden Elfen errechneten Wachen. Mathematisch. Als ob Zahlen etwas könnten, was man nicht auch so herausfinden kann. Aber das ist immer so, wenn jemand davon ablenken will, dass er eine Flachzange ist. Er versucht, intelligent zu wirken und redet entweder hochgestochen oder fängt an zu rechnen. Dass Mathematik absolut für die Füße ist, erkannte man an ihrem Ergebnis. Der rote Magier und der Druide Kyon sollten durchschlafen und wir anderen teilten die Nacht zwischen uns auf. Tolle Leistung. 5 Leute, 3 Wachen. Als ich sie auf diesen Unsinn hinwies, brabbelten sie nur etwas von Zaubern, die noch vorzubereiten wären und wissenschaftlich nachgewiesenen Schlafzeiten. Wissenschaft. Dass ich nicht lache. Wir Zwerge hatten Jahrtausende lang prächtig ohne Wissenschaft überlebt. Und wahrscheinlich nicht zuletzt deswegen, weil wir Wachen nach der Anzahl der Gruppenmitglieder festlegten. Ich grummelte leise in mich hinein, während ich mich in meinen Schlafsack kuschelte. Wissenschaft. Wenn ich sie traf, würde ich ihr mächtig eins überbrezeln. Dieser Gedanke beruhigte mich und ich schlief ein.

Der Waldläufer weckte mich. Ich grunzte verstört. Ich hatte von einem riesigen Krug feinstem Zwergenbier geträumt, in dem ich gebadet hatte. Die Wirklichkeit sah dagegen ein wenig nüchtern aus. Ich hielt meine Wache. Ich überlegte, ob man Bier tatsächlich in Waschzuber füllen und darin baden konnte. Der Gedanke gefiel mir überaus gut. Und wenn man das gemeistert hatte, konnte man sich vielleicht an einem Badehaus versuchen. Bei Zwergen fand so etwas bestimmt Anklang. Vor meinem inneren Auge sah ich es ganz deutlich: riesige Wannen voll mit Bier, Schaum und Zwergen. Dampfbäder, in denen man sich mit Gerstenmehl einreiben konnte und -.. etwas raschelte weiter vorn im Gebüsch. Ich wünschte dem Geräusch, dass es einen triftigen Grund hatte, mich aus meinem Badehaus in den dunklen Wald zurückzuholen. Es hatte einen. Im Baum vor mir hing eine Spinne, deren Augen so groß waren wie mein Kopf. Ich schrie, als sie nach mir schnappte. Hurakan war als erster da und trennte dem Biest ein Bein ab. Ich schwang die Axt und versuchte, das Gleiche zu tun. An dieser Stelle rieselte der Sand des Zeitgeschehens etwas langsamer. Ich sah das Spinnenbein in allen Einzelheiten vor mir. Es war so behaart, dass der letzte Floh, der sich darin verirrt hatte, ertrunken war. Meine Axt zerteilte die Luft und ich verlor fast das Gleichgewicht. Neben mir flog ein kleiner Eisblitz an der Spinne vorbei ins Gebüsch. Ja, Eliam war heute definitiv nützlicher im Kampf. Er traf dann aber doch noch mit einem dieser magischen Geschosse, die Zauberer nur deswegen lernten, weil sie so beeindruckend aussahen. Die Spinne versuchte zurück auf den Baum zu klettern. Ich versuchte die Beine für einen Moment auszublenden und schlug noch einmal zu. Ich hatte noch nie eine so große Spinne getötet. Wenn doch, hätte ich sie vermutlich weglaufen lassen. Einen Moment später standen nämlich ein Zwerg und ein Elf nebeneinander vor dem Spinnenleichnam. Beide sahen so aus, als hätte ein Oger auf sie gebrochen. Und sie rochen nicht viel besser. Das war einer dieser Momente im Leben, die man am besten mit einem großen Krug Bier begrub. Dass gerade keins verfügbar war, macht die Sache nicht besser. Allerdings war der Gedanke sehr tröstlich, dass es die Elfe noch viel mehr ärgerte als mich. Und auf der Skala der Bilder, welche die zwergische Schadenfreude am besten befriedigen, kommen eingesaute Elfen gleich hinter Gnomen, die nicht an den Tresen heranreichen, um den Bierkrug zu greifen. Zwerge konnten sehr grausam mit Späßen sein, die Rassen betrafen, die noch kleiner als sie waren.

Am nächsten Morgen machten wir uns wieder auf den Weg. Der Gestank des Spinnenschleims bildete eine luftige Schutzaura um uns herum und so kamen wir wohlbehalten in Daggerdale an. Der Waldläufer und ich gingen direkt zum Wirtshaus und fragten nach einer Möglichkeit, uns von der gehärteten Schleimkruste zu befreien. Hurakan wollte warmes Wasser. Die Vorurteile kicherten wieder vor sich hin. Ich versuchte, von mir und meiner Kleidung möglichst wenig übrig zu lassen, was an Spinnen erinnerte. Ich war mäßig erfolgreich. Wir suchten die anderen und gingen zum Schmied.

In der Schmiede empfing uns ein junger Mann. Für einen Menschen sah er fast gut aus. Er fragte nach unserem Begehr. Wir erklärten das Ausrüstungsdilemma von Battledale. Es stellte sich heraus, dass er der Sohn des Schmiedes, aber noch so unerfahren war, dass er nicht mit uns kommen konnte. Mittlerweile war sein Vater aus dem hinteren Teil der Schmiede gekommen. Er schickte den Jungen weg.
„So so, Battledale braucht also Waffen.“ Ein weiterer Greis, der Anstalten machte, die Straße zu überqueren.
„Ich habe da einen Geschäftsvorschlag für euch.“ Dem Greis wuchsen Flügel und er flog auf die andere Seite.
„Da gibt es eine Ladung zwergischer Waffen, die an die Orcs verloren gegangen ist. Sie haben einen Stützpunkt, der eine halbe Tagesreise nördlich von hier liegt. Dort lagern sie die Waffen angeblich. Uns wäre es sehr lieb, wenn diese Waffen aus dem Verkehr gezogen würden. Wenn ihr wollt, könnt ihr sie dann mit nach Battledale nehmen. Falls ihr sie nicht findet, kauft ihr die Ausrüstung bei mir im Laden.“
Und da sag doch jemand, dass alte Leute nicht schnell über die Straße kommen konnten.

Da es später Nachmittag war, gingen wir zurück ins Wirtshaus und aßen etwas. Die Abendunterhaltung bestand aus einem Betrunkenen, der auf dem Tisch tanzte und Lieder grölte. Ich jubelte ihm zu und warf ihm Kupferstücke auf den Tisch. Der Typ war wirklich klasse. Er konnte kaum noch reden, aber schaffte es, sich über eine Stunde aufrecht auf dem Tisch zu halten. Solche Leistungen respektierte ich. Mit dem Gedanken, einem echten Künstler begegnet zu sein, schlief ich ein. Am nächsten Morgen klopfte es an die Tür. „Seid ihr schon alle wach?“ ertönte die viel zu fröhliche Stimme des Waldläufers. „Geh sterben“ murmelte ich und drehte mich zur Wand.

Der Weg zum Turm führte durch ebene Steppenlandschaft. Die Steppe zog verwundert die Augenbrauen in die Höhe und fragte, ob Steppen auch bergig sein konnten. Ich ignorierte sie. Als wir den Turm am Horizont ausmachen konnten, schlich Hurakan allein noch ein wenig näher heran. Wir anderen warteten. Als er zurückkam, berichtete er, dass auf dem Turm ein einzelner Orc Wache halte und in regelmäßigen Abständen in den Turm hinein verschwinde. Wir überlegten. Wir hatten keine Ahnung, wie viele Orcs sich im Inneren des Turmes befanden und die Wache würde uns auf jeden Fall kommen sehen. Eliam machte den Vorschlag, sich in einen Orc zu verwandeln. Ich lachte ihn aus. Die Legenden, dass Zauberer Leute, die sie nicht mochten, in Kröten verwandelten waren Unsinn. So etwas Mächtiges konnten sie gar nicht. Zwei Minuten später stand ein ausgewachsener Orc vor mir. Ich staunte. Der Orc drehte sich um und verschwand in Richtung Turm. Mit einigem Abstand folgten der Schurke Lamora und Hurakan ihm. Ich blieb mit Kyon zurück. „Wenn er so etwas kann, wieso macht er dann nie etwas im Kampf?“ – „Weiß ich nicht. Aber meinst du, er kann einen Apfel in eine kleine, pelzige Exotikfrucht verwandeln?“

Geplant war, einen oder zwei Orcs vom Turm wegzulocken. Wie gut das funktionierte, hörte ich einige Minuten später, als ein orcischer Kampfschrei die Luft zerriss. Ich grunzte und lief los. Zum Glück hatten die drei einen Orc für mich übrig gelassen. Das war zu freundlich von ihnen. Voller Freude warf ich mich ins Getümmel. Von den 3 Orcs, die noch als Verstärkung kamen, blieb einer übrig. Mit dem stimmte etwas nicht. Er hatte nicht den orcischen Kampfwahnsinn in den Augen, sondern Todesangst. Er zitterte. Vor unseren Augen begann er zu schmelzen. Es gibt wohl wenig Skurrileres als einen schmelzenden Orc. Es blieb lediglich das Skelett übrig. Und das stand auf, als wäre nichts gewesen und schlug zu. Was nun folge, war der Tanz des gegenseitigen Verfehlens. Verzweiflung machte sich breit. Wir tauschten Waffen, beschworen einen Oktopuss, der als Wolf verkleidet war und versteckten den Schurken unter einem Schlafsack. Es half nichts. Schließlich schaffte es Hurakan mit Kyons Steinschleuder, das garstige Ding zu enthaupten. Er feierte dies mit einem elfischen Siegestanz. Ob elfische Siegestänze wohl immer in den Eingeweiden von Orcs stattfanden? Ich fand es eher eklig und schaute mir zusammen mit dem Rest das Innere des Turmes an. Da war tatsächlich die angekündigte Waffenladung. Die Runen darauf verrieten, dass ein gewisser Angorosch sie gefertigt hatte. Wer auch immer das war. Bestimmt niemand Wichtiges. Außerdem fanden wir noch Edelsteine.

Der Rückweg nach Daggerdale war etwas mühselig, so schwer beladen. Wir schauten noch beim Schmied vorbei, um von unserem Fund zu berichten und machten uns dann auf die Rückreise nach Battledale. Einen Teil der Rüstungen lieferten wir beim Hauptmann ab. Den Rest verkauften wir, genauso wie die Edelsteine. Ich habe selten einen Ladenbesitzer mit einem solchen breiten Grinsen auf dem Gesicht gesehen. Einen kurzen Moment war es so als flüstere das Universum, dass die Edelsteine viel mehr wert sein, als Eliam das im Grundton der Überzeugung schätzte. Aber dieser Moment verflog wieder und wir zählten glücklich unser Gold.

Den Abend verbrachte ich damit, meine Idee vom Bierbadehaus aufzuschreiben. Ich wollte sie meinem Cousin Morhan zukommen lassen. Der war für so etwas immer zu haben. Vielleicht ließ sie sich ja in einer der größeren Zwergenstädte verwirklichen.
 

X-ecutioner

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Episode III – Das Spiel mit der Metallpalme

Die Zukunft. Die anderen redeten so viel über die Zukunft. Wer sie einmal sein wollten, was sie können wollten und wie ungeheuer toll das alles werden würde. Sie füllten Abende damit, was man alles lernen konnte und wann sie damit anfangen wollten. Der Schurke träumte davon, ein Magier zu sein und Golems zu bauen. Der Magier wollte viel lieber ein Barde sein und Hurakan bodenständig und bescheiden. Allein Kyon träumte nicht von sich selbst, sondern von Brause und kleinen, pelzigen Exotikfrüchten. Das war mir wesentlich sympathischer. Sollten die anderen doch in der Zukunft toll sein. Ich beschäftigte mich lieber mit der Gegenwart. Die bot gerade genug Platz für Entwicklung. Draußen vor der Stadt lagerte nämlich ein Trupp Orcs.

Der Tag fing rosig an. Wir bekamen Kyon nicht wach. Wir rüttelten ihn, gossen ihm kaltes Brunnenwasser über das Gesicht, aber er rührte sich nicht. Wir bekamen es schon alle mit der Angst zu tun, als er endlich erwachte. Totenbleich berichtete er von seinem Traum, der ihn in einer Burg mit seltsam großen Nordmenschen gefangen gehalten hatte. Seine Gefährten waren ein Haufen Flachzangen gewesen, die wirklich nichts auf die Reihe bekommen hatten. Sie waren mehrere Male gestorben, aber stets hatte ein weißer Geist sie wieder in die Burg zurückgeschickt und das Elend hatte von Neuem begonnen. Ein wirklicher Alptraum, mit solchen Versagern unterwegs zu sein. Aber jetzt hatte er ja wieder uns.

Wir verließen das Gasthaus, um uns auf dem Markt nach Neuigkeiten umzuhören. Das war nicht nötig. Die Neuigkeiten kamen zu uns. Größtenteils beinhalteten sie „Die Orcs greifen an! Die Orcs greifen an!“ Manchmal allerdings auch „alle Männer im wehrfähigen Alter haben sich bitte am Stadttor einzufinden“. Wir gingen zum Stadttor. Der Hauptmann war gerade dabei, mit den ersten eingetroffenen Milizen eine Taktik zu entwickeln.
„Okay Männer, da draußen sind ungefähr zwei Dutzend Orcs.“ Hurakan blickte interessiert zu den sich sammelnden Orcs.
„Sie dürfen auf keinen Fall das Dorf erreichen. Wenn sie erstmal zwischen den Häusern sind, haben wir verloren.“ Der Waldläufer schien die Distanz zum Feind zu schätzen.
„Wir warten jetzt noch, bis der Rest hier ist und verteilen dann die restlichen Waffen.“ Der Elf zog seinen Bogen.
„Passt auf ihre Harnische auf. Man kommt zwischen der Schulter und dem Brustkorb nur an einer Stelle durch. Die ist sehr seitlich, also passt mit euren Krummsäbeln auf.“ Hurakan legte einen Pfeil auf die Sehne.
„Die Leute in Daggerdale haben von unheimlichen Dingen im Zusammenhang mit den Orcs berichtet. Glaubt nicht an solche Märchen. Was vor einem steht, kann man auch - … WAS ZUM TEUFEL MACHT DER IDIOT DA?!?“ Ein Pfeil segelte seelenruhig zu den Orcs hinüber und schlug 10 Meter neben ihnen in den Talboden. Sie schauten ihn verdutzt an, sahen sich gegenseitig verdutzt an und stürmten auf uns zu.

Meine morgendliche Müdigkeit war verschwunden. Was auch kein Wunder ist, wenn 20 dicke Orcs auf einen zu gerannt kommen und die Erde unter einem bebt. Ein Zauber erfasste mich. Eliam sah mich prüfend an. Ich wuchs. Einfach so. Ein sehr seltsames Gefühl. Aber auch irgendwie gut. Als ich aufhörte zu wachsen, war ich zum ersten Mal in meinem Leben größer als anderen. Der Gedanke gefiel mir außerordentlich. Und so stand ich da und sah die Welt von oben. Das war die Gegenwart. Ich fühlte das Blut durch mich hindurchströmen und den Wind über mein Haar streichen. Für einen kurzen Moment glaubte ich ganz fest daran, einfach alles tun zu können. Fliegen, Golems bauen, im Nahkampf ohne Konzentrations-Check zaubern. Und da kamen zwei Duzend Orcs, die unbedingt verhauen werden wollten. Und sie waren kleiner als ich. Die Welt war in diesem Augenblick unheimlich schön. Wie in Trance hob ich meine Axt und stürzte mich ins Getümmel.

Meine Erinnerungen an die Schlacht sind nur schemenhaft. Aber es passierten sehr komische Dinge. Und sie waren nicht haha-komisch. Die erste seltsame Sache waren die Orcs, die einfach wieder aufstanden, nachdem sie blutend auf dem Boden gelegen hatten. Sie sahen mit ihren abgetrennten Körperteilen eindeutig nicht so aus, als sollten sie wieder aufstehen. Das interessierte sie wenig. Einer von ihnen blickte mich hämisch an. Sein Blick sage ganz deutlich: „Weil ich es kann!“. „Es ist der Schamane dahinten!“ schrie Hurakan. Ich schaute in die Richtung, in die seine Hand wies. Da stand tatsächlich ein Orc in Stoffbekleidung. Ich versuchte, mich zu ihm durchzudrängen. Doch bevor ich ankam, verschwand er einfach. Ich fluchte. Was war das jetzt schon wieder für Ekelmagie? Aber meine Devise für solche Situationen lautet: „Wenn du nicht weißt, ob etwas da ist, hau mit der Axt drauf.“ Also zerteilte ich die Luft vor mir. Kein Widerstand. Sehr schade. Ich wendete mich den verbliebenen Orcs zu.

Aus den Augenwinkeln beobachtete ich, wie der Druide sich mit seiner Steinschleuder selbst in den Fuß schoss. Was zum Teufel ging hier eigentlich vor? Elfen, die nicht mit ihren Waffen umgehen konnten, passten nicht in mein Weltbild. Und ich hatte ihn schon sehr geschickt mit seiner Steinschleuder schießen sehen. Da musste etwas anderes dahinterstecken. Kyons Eule allerdings hatte irgendwie den unsichtbaren Schamanen gefunden. Sie hackte auf die Luft ein und stieß offensichtlich auf Widerstand. Der Waldläufer schoss einen Pfeil auf die Stelle unter ihr. Ich sah nicht mehr, ob er traf, da ich neue Orcs zum spielen gefunden hatte. Eliam lief neben mich und wollte irgendetwas zaubern. Er sank zu Boden. Ohne Vorwarnung. Ohne erkennbaren Grund. Ich kannte mich mit Zaubern nicht aus, aber ich glaubte kaum, dass es irgendeinen Sinn hatte, sich selbst bewusstlos zu zaubern. Vielleicht war es eine Art Totstellen. Aber langsam bekam ich es doch mit der Angst zu tun. Ich verstand nicht, was hier vorging. Und ich mochte Dinge ganz und gar nicht, die ich nicht verstand. Und noch weniger mochte ich Dinge, die ich nicht hauen konnte. Zum Glück hatten die Orcs nicht mit so viel Gegenwehr gerechnet und zogen sich zunehmend zurück.

Wir atmeten durch. Da Kyon sich um Eliam kümmerte, schauten wir anderen, was die Orcs zurückgelassen hatten. Hurakan hatte den Schamanen doch noch erlegt und kam nun aufgeregt auf uns zu geeilt. In der Hand hielt er Gold, mehrere Edelsteine und ein Schild mit der Aufschrift „Bitte nicht töten, ich brauch’ den noch. Danke – Das Universum“. Wir schauten uns groß an. Mein Pegel an Seltsamkeiten war eindeutig erreicht und ich beschloss, dass es höchste Zeit für ein Bier war. Nein, eigentlich war es Zeit für klaren Alkohol. Für unsichtbare Schamanen mit Schildern, untote Orcs, unliebsame Steinschleudern und überzeugende Feign-Death-Magier brauchte man mindestens 40 Prozentigen. Alte Zwergenweißheit. Nach dem 5. Glas Selbstgebranntem gefielen mir sogar Lamora und Hurakan, die auf den Tischen tanzten. Beide fanden sich bald in einer großen Traube junger Frauen wieder. Die Stimmung war sehr ausgelassen.

Der nächste Morgen war sehr schmerzhaft. Mein Kopf fühlte sich an, als wäre Eliams Größenzauber noch auf ihm. Ich fluchte und ging zum Dorfbrunnen. Dort erwarteten mich einige kichernde Dorfmädchen. Als ich näher kam, hörten sie prompt auf zu tuscheln. „Redet ruhig weiter. Es gibt doch nichts über ein wenig Klatsch“ munterte ich sie auf. Eine von ihnen schaute mich verschwörerisch an. „Hast du von dem Gerücht gehört, Elfen hätten die größte Ausdauer im Bett?“ Nachdem erst sie und danach ihre Freundin ihre Geschichte von der vergangenen Nacht erzählt hatten, hatte ich Tränen in den Augen. Es ging mir schon viel besser. Mit einem strahlenden Lächeln ging ich zurück ins Gasthaus.
 

crazyeye

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Zweite links und dann 7 Schritte nach...
Liest sich eigentlich schon ziemlich gut,
und ist definitiv unterhaltsam
aber irgendwie hab ich probleme, mir die Namen zu merken

Kannst du vielleicht einfach nochmal vor der naechsten Episode, so denn noch eine kommt, einfach nochmal ganz kurz die Figurenkonstellation machen, also vielleicht einfach den Namen und dazu die Beschreibung wie in der ersten Folge?

Dann bin ich auch uneingeschraenkt bei :thumb:
 

Fonzie1

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Episode IV – „Hallo Freund! Hallo Clown!“ – „Hallo Arsch.“

„Ich glaube, wir sollten uns mal mit dem Bürgermeister unterhalten.“
- „Warum?“
„Hm. Ist nur so ein Gefühl.“
- „Und was sollen wir ihn fragen?“
„Keine Ahnung. Lasst da trotzdem mal hingehen. Auf meiner Minimap ist so ein komisches gelbes Ausrufezeichen im Rathaus.“
- „Was auch immer du genommen hast; nimm weniger oder gib den anderen Kindern auch was ab.“
„Ich hab nichts genommen, der Gedanke ist eben so in meinem Kopf aufgetaucht!“
- „Schön, dass da auch ab und zu mal etwas auftaucht, ich habe schon gedacht, da drin wäre das Raubdezernat der Poli-.. ach, vergiss es. Dann gehen wir eben zum Bürgermeister. Auch gut. Ich war lange bei keinem mehr.“

Auf dem Weg zum Rathaus begegnete uns ein kleiner Mönch. Er trug mehr Bücher als gut für seine Statur waren und rief uns aufgeregt zu, wir sollten doch zu ihm kommen. Wir traten näher. Der kleine Mann hatte seinen Stapel Bücher neben sich abgeladen und gestikulierte aufgeregt. „Ich biete Lehrgänge an. Ihr müsst unbedingt wissen, was ihr einmal werden wollt, sonst segelt ihr an eurer wahren Identität vorbei! Das wäre fatal!“ Wir schauten ihn an. Hurakan der Waldläufer,, der lieber jemandem einen Pfeil in den Kopf schoss, als über sein wahres Ich nachzudenken. Ich, die lieber jemandem die Axt über den Schädel zog, als über ihr wahres Ich nachzudenken. Lamora der Schurke, der alle Einzelheiten seines wahren Ichs schon sehr klar vor sich sah, sich nur noch nicht für eine grobe Richtung entscheiden konnte. Eliam der Magier, der davon träumte, möglichst viele verschiedene wahre Ichs zu haben. Und Kyon der Druide, dessen wahres Ich eindeutig eine kleine, pelzige Exotikfrucht war. Der Mönch schüttelte nur traurig mit dem Kopf und wünschte uns ein angenehmes Leben.

Der Bürgermeister schickte uns nach Gapingdale. Gapingdale. Dort sollte es hübsch und ruhig sein. In Gapingdale. Nette Leute, fruchtbare Felder. Und das alles in Gapingdale. Und überhaupt keine Anzüglichkeiten, die man ständig wiederholen musste, weil man denkt, dass sie nur lustig sind, wenn man sie oft wiederholt. Gapingdale. Die Anzüglichkeit holte mit der blanken Faust aus, schlug sie der Wortwahl mitten ins Gesicht und verließ die Geschichte. Mit Gapingdale wollte sie nichts zu tun haben. Dafür waren schleimigere Zeitgenossen zuständig. Gapingdale hatte offensichtlich weit größere Probleme als die paar Orcs, die ständig plünderten.

„Wald oder Straße?“
- „Wald!“
„Du trägst mich, wenn ich das erste Mal im Unterholz stecken bleibe.“
- „Straße!“

Wir liefen. Unterwegs erfuhr ich viele neue Dinge. Kyon erzählte mir, dass es neben den kleinen, pelzigen Exotikfrüchten in den südlicheren Ländern auch grüne glatte gab, die so groß waren, dass man mit seinem ganzen Kopf darin verschwinden konnte. Ich staunte. Lamora erzählte mir, dass es Leute gab, die sich in fast alles verwandeln konnten. Ich schaute stumm zu Eliam und konnte mir das ganz deutlich vorstellen. Lamora sah meinen Blick und brummte abfällig: „Richtig verwandeln, nicht nur so dreckige Illusionen.“ Eliam schien das nicht gehört zu haben. Er lief weiter neben Hurakan, der gerade ausrechnete, wie viele Orcs er umbringen würde, wenn wir Deepingdale erreichten. Überhaupt schien der Waldläufer einen bedeutenden Testosteronüberhang zu haben. Er verhielt sich ungefähr so gemäßigt wie ein Mafiaboss, dem das Diazepam ausgegangen war. Bei der Suche nach einem Rastplatz verwies er uns missmutig auf eine Kuhle, in der kleine Quellwassertropfen jauchzend nach unten rutschten. Ich merkte an, dass ich Kindergeschrei nicht sonderlich mochte und ob wir nicht woanders lagern konnten. Der Blick, den ich mir dafür einhandelte, hätte mich sogar dazu gebracht ein Goldnugget wegzugeben, nur damit er aufhörte. Auch wenn mir schon bei dem Gedanken daran schlecht wurde.

Ich träumte seltsame Dinge. Lamora stand vor mir und sein Kopf wechselte ständig in eine andere Tierform. Er erzählte dabei, wie praktisch dies beim Kartenspielen sei. Wer achtete schon auf seine Finger, wenn sein Kopf eine Kuh war? Das Bild drehte sich und vor mir stand ein Tisch. Ich hörte Eliams Stimme: „Was wünscht du dir am allermeisten?“ Vor mir erschien ein Krug voll echtem Dunkelzwergenbier. Er sah so unheimlich schön aus. Die Tropfen, die am Rand herunter liefen funkelten im Tavernenlicht. Der Schaum war genau so hoch, wie er sein sollte. Für einen Moment lang war ich der glücklichste Zwerg im gesamten Universum. Aber als ich nach dem Henkel griff, fassten meine Finger ins Leere. Ich hörte Eliam kichern. Ich versuchte es noch einmal, aber ich konnte den Krug einfach nicht greifen. Verzweiflung kroch in mir hoch. Da war Zwergenbier. Echtes Zwergenbier und ich kam nicht ran. Eine Träne rollte über meine Wange. Vor mir erschien der rote Magier mit einem teuflischen Grinsen: „Pass auf, ich kann noch viel mehr.“ Er breitete seine Arme aus, zog einen kleinen Zauberstab hervor und-..
„WACHT AUF IHR PENNER!“ Zeitlupe. Vier liegende Gestalten sprangen in Panik auf, versuchten sich aufgeregt zu orientieren und versagten hoffnungslos. Die Zeit lief wieder normal. Ich sah mich um. Hurakan stand mit erhobenem Bogen vor einer schlanken, dunklen Gestalt, der Lamora gerade von hinten die Eingeweide sezierte. Super-Owl flog einem huschenden Schatten hinterher in Richtung Dickicht. Ich folgte ihr. Als ich sie einholte, grub sie gerade ihre Klauen in einen Bär. Meine Axt machte einmal wieder der Luft klar, dass mit mir nicht zu spaßen war, als die anderen auch schon kamen. Ich sah Lamora aus den Augenwinkeln heranschleichen. Zwei Meter vor dem Bär strahlte sein Brustpanzer auf einmal in grellem Licht auf. Ich hörte Eliam kichern „Sind doch nur dreckige Illusionen..“ Lamora fluchte. Als der Bär am Boden lag, kehrten wir zu der ersten Gestalt zurück, die bewusstlos am Boden lag. Sie sah aus wie ein Elf, nur etwas kleiner und ein wenig dunkler. „Eine Wildelfe. Unzivilisiertes Pack. Wir müssen sie umbringen, sonst holt sie den Rest“ sagte die Liebenswürdigkeit in Person. Kyon stimmte ihm zu: „Die wussten nie, was gut für sie war. Niedere Wesen.“ Er hieb mit seinem Stab neben die bewegungslose Gestalt. Ich wusste nicht so ganz, wofür das gut sein sollte. Aber es schien eine Art Elfenritual zu sein. Der nächste Hieb traf. Ich legte mich wieder schlafen. Irgendwie war es schon komisch, den Waldläufer und den Druiden über Unzivilisiertheit urteilen zu hören. Aber das waren Elfen. Ich glaube, es lag an den Spitzen Ohren.

Der nächste Morgen verlief relativ ruhig. Wir kamen am späten Nachmittag in Deepingdale an und fragten nach der Orcplage. Wir wurden mit großen Augen angeschaut „Die wurde doch schon längst aus der Welt geschafft.“ Tolle Sache. Zwei Tagesreisen umsonst. Wir landeten in einer Taverne. Ich beobachtete Kyons Glas. Es gab sich wirklich Mühe, so auszusehen wie Kiwisaft. Es presste beide Lippen aufeinander und wurde ganz grün im Gesicht. Mit etwas Anstrengung schaffte es auch, dickflüssiger zu wirken. Aber dann gab es auf und wurde wieder normales Bier. Falls man Menschenbier überhaupt so nennen mag. Hurakan kehrte zurück von einem Integrationsausflug. „Die netten Herren dort drüben [er deutete auf die verschleißten Gestalten am Tisch neben uns] haben erzählt, dass es doch noch jemanden gibt, der Orcs jagt. Es ist ein Magier - er wohnt unten im Dorf.“

Ich mochte das Haus des Magiers. Als Hurakan klopfte, blitzte es und er flog in hohem Bogen die Treppe wieder hinunter. Tja, man musste eben nicht alles hineinlassen, was abends so auf den Straßen herum kroch. Hurakans Haare sahen jetzt in etwa so aus wie die Krone eines Affenbrotbaumes. Ich summte schadenfroh vor mich hin. Die Tür öffnete sich.

Der Magier war einer derjenigen, die zwar bedeutungsvoll aussahen, aber doch immer jemand anderen brauchten, um die Arbeit zu machen. Seine Frau sei bei einem der Orcangriffe ums Leben gekommen und er wolle Rache. Aber wie alle reichen Leute, die gerade Wichtigeres zu tun hatten, als sich die Finger schmutzig zu machen, bot er uns eine sehr hohe Belohnung an. Wir willigten ein. Er erklärte uns, wo die Orcs ungefähr zu finden waren und bot uns eine Karte zur genaueren Justierung an. Hurakan schnaubte verächtlich und stampfte aus dem Haus. Wir folgten ihm.

Vielleicht hätten wir die Karte besser mitnehmen sollen. Am nächsten Vormittag sahen wir Hurakan sehr ausgiebig auf dem Waldboden nach einer Orcfährte suchen. Er fand sie, als sie ihm frontal ins Gesicht trat. Vor uns standen 4 Orcs. Einer schlug nach mir und traf. Richtig. Er traf. Er besaß nicht nur die Frechheit mich zu schlagen, sondern auch noch zu treffen. Ich war außer mir vor Wut. Man traf keine Zwerge in voller Montur. So etwas tat man einfach nicht. Ich beschloss, der Welt ein Zeichen zu geben und zerteilte ihn. Das hatte er sich selbst zuzuschreiben. Ich schaute auf. Wenn ich innerlich am Kochen war, betrieb Hurakan gerade die tektonische Plattenverschiebung im Alleingang. Der Orc, der ihm ins Gesicht getreten hatte, landete mit einem Pfeil im Auge an einem Baum. Das hatte er sich selbst zuzuschreiben. Man trat keinem Testosteronsuchti ins Gesicht. Ich wendete mich dem nächsten Opfer zu. Es endete ähnlich wie das erste. Der vierte Orc wusste endlich, was gut für ihn war und floh. Ich wartete, bis die letzten Dampfschwaden aus meinem Kopf verschwanden. Das Blut vor meinen Augen verzog sich. Erst jetzt merkte ich, dass Eliam mich größer gezaubert hatte. Und ich hatte gedacht, das Universum wäre auf meiner Seite gewesen. Aber wer braucht schon ein Universum, wenn er einen Magier im Gepäck hatte, der einen größer zaubern konnte. Und einen Druiden, der jedwede, zu Unrecht erhaltenen Wunden (also alle), einfach wieder schließen konnte. Der Tag versprach viel versprechend zu werden.

Wir hatten einen Gefangenen. Eliam übersetzte. Er erzählte uns, wo das Lager war und wie gut es bewacht wurde.

„Was machen wir jetzt mit ihm?“ – „Wir bringen ihn um!“ Nachdem Hurakan mit ihm fertig war, sah mein schönes, elfisches Seidenseil aus, als hätte es zu enthusiastisch Spaghetti Bolognese gegessen. Ich sah ihn missmutig an und nahm mir vor, Lamora zu fragen, ob er ihm nicht die blauen Pillen klauen konnte, die er da immer nahm. Wir machten uns auf zum Orclager.

„Da sind fast nur Frauen und Kinder. Ich habe zwei, vielleicht drei bewaffnete Männer gesehen.“ Lamora seufzte. „Was wollen wir jetzt machen?“
Hurakan blickte ihn ungläubig an: „Sie töten. Was denn sonst?“
Ich trat ihm ans Schienbein. „Ist es vielleicht ehrenhaft, auf Frauen und Kinder einzuschlagen?“
Hurakan blickte herunter: „Das sind keine Frauen und Kinder, das sind Tiere. Die suchen sich wieder neue Männer und dann geht der ganze Spaß von vorne los. Orcs sind unzivilisiert.“
Eliam knurrte „So unzivilisiert wie Waldelfen? Oh, wartet: Ihr ward es ja, die den ersten Krieg der Kronen begonnen haben..“
Hurakan lief rot an: „Erzählt mir nichts über elfische Geschichte, das könnt ihr schnelllebigen Menschen einfach nicht verstehen.“
Wir einigten uns darauf, dass Eliam und ich vorgingen und mit den Orcs verhandelten. Falls diese uns angriffen, durfte Hurakan sie alle umbringen und sie hinterher vierteilen, auf ihren Eingeweiden tanzen oder sonst etwas tun.

Da Orcs tatsächlich nicht die Trauzeugen der Zivilisiertheit sind, kam es dann doch zum Kampf. Dass eigentlich lustige daran war, dass Hurakan ihn nicht mal in voller Länge miterlebte, sondern einfach mitten drin um fiel. Tja, so war das mit den Hochstaplern. Erst war der Himmel nicht weit genug oben für sie und dann machten sie nach 10 Minuten schlapp. Ich denke ja, das war die Rache des Universums dafür, dass er letztens diesen, für den Plot eigentlich wichtigen Schamanen, trotz des Unsichtbarzaubers getötet hat. Das Universum wollte damit nämlich unverständlich klar machen, dass ein angehender Held verdammt nochmal einen würdigen Gegenspieler braucht um zu einer wahren Größe zu reifen. Batman und der Joker, Holmes und Morairty, Frodo und..-„Schnell, schickt die Frauen und Kinder weg solange der Bekloppte bewusstlos ist“, unterbrach mich Eliam in meinen Gedanken. Während ich über eine Geschichte mit einem maskierten Privatdetektiv mit Haaren auf den Füßen nachgedacht hatte, hatten die anderen den Kampf für sich entschieden. Wir teilten den Verbliebenen des Dorfes mit, dass sie sich lieber aus dem Staub machen sollten, wenn sie kein gesteigertes Bedürfnis daran fanden den morgigen Tag mit Pfeilen im Gesicht zu beginnen.

Zurück in Deepingdale erzählten wir dem leicht beschämten Waldläufer, dass wir seinen Knock-out mit einer blutigen Schlacht vergolten hätten, die keine Überlebenden zurück lass. Gerührt ob so viel Kameradschaft drückte sich dieser eine Träne aus den Augenwinkeln, in der Folge würde er mit ein bisschen weniger Verachtung auf und herab blicken.
Der Tag war gerettet, unsere guten Seelen blieben rein, der tollwütige Elf konnte mit einem Lächeln im Gesicht schlafen gehen und eine fette magische Belohnung haben wir auch noch eingestrichen.
Der nächste Schritt sollte sein uns einen ordentlichen Gegenspieler zu besorgen. Am besten einen bösen Zauberer mit Glatze und einer zersplitterten Seele, oder ähnliches – wie komme ich bloß immer auf diese genialen Ideen...
 
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