Buchkritik: A Boxing Life - Ezzard Charles


wicked

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Habe gerade die Biographie "A Boxing Life: Ezzard Charles" (letzten Monat erschienen, in Englisch) von William Dettloff fertig gelesen und kann es nur weiterempfehlen.

Motivation für den Autoren war, dass im Vergleich zu anderen Boxer, über Ezzard Charles (1921 - 1975, Schwergewichtschamp von 1949 - 1951) extrem wenig geschrieben wurde und bisher noch keine Biographie existiert.
Am besten bekannt dürfte Charles für die beiden spektakulären Kämpfe gegen Rocky Marciano sein... zu der Zeit war er jedoch schon einige Kämpfe aus seiner Prime...
Seine beste Zeit war im Mittel- und Halbschwergewicht, wo er starke Boxer wie Charley Burley, Archie Moore, Joey Maxim oder Jimmy Bivins mehrmals besiegte. Ein Shot gegen die Halbmittelgewichtskrone blieb dem relativ unpopulären und uncharismatischen Charles jedoch verwehrt (den damaligen Champ hätte er wohl mit Leichtigkeit besiegt) und er war mehr oder weniger gezwungen gegen die grossen Brocken im Schwergewicht wie u.a. Jersey Joe Walcott anzutretten. Nach den x-Jahren von Joe Louis Titelregentschaft war er der Erste der wieder den 'Brown Bomber' besiegen konnte. Fans und Popularität blieben ihm aber auch weiterhin verwehrt. Viel schlimmer: Charles wurde regelrecht gehasst, weil er den nahezu gottgleichen Louis besiegte. Charles Zeit als Champ war eher ein Schattendasein und die Würdigung seinere Karriere kam erst nach dem Tod.

Das Buch führt den Leser in eindrückliche Weise in eine andere Epoche des Boxens ein. Eine Zeit in der gute Contender noch öfters über 10 Niederlagen im Rekord hatten, da sie keine leichten Aufbaue genossen und häufig im Wochen- oder Monatsrhytmus kämpften. Eine dreckige Zeit in der der Mob noch das Boxbusiness beherrschte und die Fäden im Hintergrund zog. Nicht nur bei Punkturteilen, Entscheidungen wer Titelshots bekommt oder wer sich wann hinlegen muss. In dieser Zeit wurden nur die grössten Kämpfe im Radio-, Kino oder TV übertragen, was das Geschriebene von Sportjournalisten der einzige Zugang für die Allgemeinheit zum Ringeschehen machte. Die Mafia hatte überall ihre Finger im Spiel.

Auch die vielen Gegner in Charles Karriere (mit ihren jeweiligen Stilen, Backstories etc.) werden eindrucksvoll porträtiert.

Kann das Buch nur herzlich weiterempfehlen. Nicht nur ist Charles Karriere sehr spannend rückzuverfolgen, sondern auch der Schreibstil des Autoren ist Top, was das A und O für ein gutes Buch ist.

Zum Autoren: William Dettloff hat für 15 Jahre für die Boxbibel 'The Ring' geschrieben, bis das Magazin in Oscar's Promoterhände fiel und die besten Schreiberlinge mit unkritischeren ersetzt wurden.
 

eiro

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sehr interessant....gibt es dieses buch auch in deutsch...oder ist es vielleicht in vorbereitung ?
 
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