Leichtathletik WM in Budapest / 19. - 27. August 2023


Finn-Lady

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Was ist daran ein Problem und was sollen diese despektierlichen Äußerungen.
Als Patriot freue ich mich eben wenn meine "Landsleute" Medaillen holen.
Ich denke, dass du dich als @Langer deswegen nicht persönlich angesprochen und berührt fühlen musst. ;)
Natürlich ist es so, dass man als Deutscher (Österreicher, Schweizer, Franzose, Brite… oder wie Hakuba, die sich mit den Japanern verbunden fühlt) eben ein wenig mehr mit den “seinen“ Athleten mitfiebert, es ein wenig mehr durch die nationale Brille betrachtet und hofft, dass eben diese Athleten gute Leistungen zeigen und vielleicht sogar Medaillen gewinnen.
Natürlich gibt es aber auch die Zuschauer, die sich sonst nicht mit der Leichtathletik beschäftigen, zu einem Großevent aufschlagen und dann alles, was nicht bei 3 auf den Bäumen ist, als Versager bezeichnen, wenn sie keine Medaillen holen. Die, die wahrscheinlich länger für den Weg zum Kühlschrank brauchen, um sich zur Prime Time nen Bier zu greifen, als Femke Bol die Stadionrunde läuft :D. (Was da teilweise gestern in den Social Media Kanälen los war, war schon echt bezeichnend. :kopfpatsch: ) Diese Zuschauer wollen doch auch bedient werden.

Es ging in dieser Aussage um die medialen Äußerungen. Ich fand z.B. das Interview mit Julian Weber gestern einfach daneben und an der Sache vorbei. So nach dem Motto: Warum hast du nicht geschafft, was den Franzosen noch auf den letzten Metern gelungen ist? Nämlich eine Medaille zu holen… Alle gestrigen 3 Final-Vertreter des DLV (Gürth, Honsel und auch Weber) haben sich gut - wenn nicht gar darüber hinaus - verkauft. Diese Fokussierung rein auf die nationalen Athleten ist etwas, was seit Jahren einfach viel zu exzessiv zelebriert wird. Das schließt nicht aus, dass man natürlich noch ein paar zusätzliche Infos zu den nationalen Vertretern parat hat, das gehört zum seriösen Journalismus dazu. Es werden Medaillenchancen herbei geredet, die es eigentlich gar nicht gibt bzw. wie bei Weber durchaus vergessen, dass es neben ihm mehrere Andere gibt und es gut sein kann, dass er am Ende keine Medaille holt. Kein Wunder, dass dann Athleten zu „Versagern“ werden. Darüber hinaus ist dieses Hochjubeln wie beispielsweise bei Lückenkemper peinlich und Fremdschämen pur. Nicht alles, dass man sie vor dem 100m-Lauf auf dem Weg zum Titel auf das stille Örtchen begleitet hat.
Andererseits wird aber im Gegenzug das an der Medaillenausbeute gemessene enttäuschende deutsche Abschneiden zu wenig reflektiert und stattdessen nur auf die Athleten statt auf die Funktionäre runtergebrochen, es werden unbequeme Fragen nach dem Warum, zu eingefahrenen Strukturen, Trainingsmethoden, Vergütung, um den Profisport leben zu können, zu Perspektiven oftmals nicht gestellt. Es gab wenig Athleten, die mich gemessen an ihrem Leistungsvermögen so richtig enttäuscht haben (Hartmann, Lückenkemper,…), es war vielmehr der Abstand zur Weltspitze in etlichen Disziplinen (Diskus, Speer, Mittelstrecken,…), der erschreckend war.
 
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Langer

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Gutes Posting mit fundierten Aussagen, bin in allen Punkten deiner Meinung.
Der User auf den ich mich bezog "glänzt" allerdings immer wieder mit solchen Bemerkungen, hätte nur noch gefehlt dass er entsprechenden Zuschauern Nationalismus unterstellt
 

Loslikki

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Na ja, ich habe schon bei Lufen und Busemann bei ARD in der Woche öfters Kritikaussagen gehört; selbst gegenüber d.Präsidenten. In Hinblick auf "bevorstehende" Tage wurde das aber mehr oder weniger abgeblockt.
Ich selbst war schon überrascht über den eigentlich hoch gehandelten Weber, daß er nur 4. wurde u.auch unser Zehnkämpfer sah ja bei den Reportern n.d. 1.Tag wie ein Goldjunge!!! aus.(aber ist einer f.d.Zukunft!)
Niederschmetternd ist schon 0 Podestplatz!!!!
Das muss ich aber noch schreiben: So unscheinbar sie auch zu sein scheint, BOL war das Gesicht der WM!!
 
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JazColeman

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Zufällig schon mittags gesehen war da eine Estin, die hatte im Vorlauf kurz vor Schluß so 200 können auch 250 Meter
gewesen sein Vorsprung vor den ganzen Weltklasseathletinnen, die hab ich später dann Abends gar nicht mehr gesehen.
das war die 19-jährige Lettin Agate Caune, keine Ahnung, warum die im Finale nicht angetreten ist.
 

theGegen

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Ich habe überlegt, ob ich überhaupt antworten soll. Aber anscheinend gibt es Erklärungsbedarf über zwei knappe Statements angesichts der TV-Übertragungen während des "deutschen Debakels" bei der Leichtathletik-WM, mit folgender Meinungsäußerung:

Immer alles über die nationale Brille. Statt sich über guten Sport zu freuen.

Damit meinte ich nicht etwa solche Zuspitzungen, wie in dieser Reaktion

ZTF - Zweites Toitsches Fernsehen. ;)

sondern eine allgemeine mediale Fixierung (auch anderer Länder) auf die für den eigenen Staat antretenden Teilnehmer*innen. Das war mir eine notwendige Ergänzung wert:

Die nationale Fixierung ja nicht nur ein deutsches mediales Phänomen. Aber anscheinend unglaublich wichtig für das entsprechende Volk.

Die Belgier bspw. drehen mitunter buchstäblich komplett am Rad, wenn es um ihre Radsportidole geht, aber dadurch werden nunmal Klicks und Quoten generiert, also will die Kundschaft es anscheinend auch so. Das waren also meine "despektierlichen Äußerungen".

Was ist daran ein Problem und was sollen diese despektierlichen Äußerungen.
Als Patriot freue ich mich eben wenn meine "Landsleute" Medaillen holen.

Ich bin ebenfalls Patriot. Jedoch eher ein Lokalpatriot.
Es ist überhaupt kein Problem für mich, dass es Leute gibt, die sich aus Freude über einen Erfolg eines Landsmannes oder einer Landsfrau ergriffen ans Herz fassen und die aufstehen und mitsingen, wenn der eigenen Nation zu Ehren die deutsche Nationalhymne gespielt wird. Leider wurde diese Freude bei der Leichtathletik-WM getrübt, weil dieser Programmteil entfallen musste. Das ist für diese Sportfans ziemlich schade und bedauernswert. Denn über den Fokus auf die nationalen Vertreter*innen (wie bereitet sich die deutsche Staffel auf die Medaille vor?) kommt der gute Sport "der Anderen" leider oftmals zu kurz.

Die Userinnen @Hakuba und @Finn-Lady differenzierten dies anhand guten Beispielen. (y)

Gutes Posting mit fundierten Aussagen, bin in allen Punkten deiner Meinung.
Der User auf den ich mich bezog "glänzt" allerdings immer wieder mit solchen Bemerkungen, hätte nur noch gefehlt dass er entsprechenden Zuschauern Nationalismus unterstellt

Es tut mir leid, dass ich als Randbelgier keine besondere zusätzliche Extra-Freude darüber empfinde, ob der "nationale Erfolg" jetzt bspw. über eine deutsche, belgische oder luxemburgische Nationalhymne zelebriert wird. Dieser "nationale Grenzen" Fetisch geht mir leider komplett ab, deswegen kann ich vermutlich damit relativ wenig anfangen.
Aber wer sowas braucht, dem sei das natürlich selbstverständlich gegönnt.

Es soll sogar Leute geben, die schmeißen ihre Fernbedienung weg, aus Enttäuschung über eine "nationale Schande", statt guten Sport der "anderen Nationen" zu genießen. Das ist mir eher fremd. :)
 
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Mich nervt es auch, wenn die Öffis die laufenden Wettkämpfe vernachlässigen, um Berichte und Rand-Storys (natürlich meist von deutschen Sportlern) zeigen. Mal abgesehen davon, dass sie oft erst spät auf Sendung sind und durch Nachrichten-Pausen etc. das meiste so halb aus der Konserve ist. Auf der anderen Seite muss man aber eben auch klipp und klar sagen, dass Eurosport parallel berichtet, wo der Fokus auf den laufenden Wettkämpfen liegt. Man kann also auch die Finger von ARD und ZDF lassen, wenn man keinen Fokus auf die deutschen Sportler wünscht.

Sicherlich hat da jeder so seine Optimalvorstellungen: Meiner wäre Fokus auf die Wettkämpfe, aber sofern möglich auch immer der Schwenk auf die Deutschen, die gerade an der Reihe sind. Dazu natürlich HD-Auflösung und Sigi Heinrich als Kommentator.
Deswegen bin ich auch häufiger am Hin- und herschalten, gewissermaßen ist es aber auch ein Privileg, diese beiden Optionen überhaupt zu haben. In Sachen Quoten stehen die Öffis bei jeder Großveranstaltung deutlich vor Eurosport, demnach scheinen sie die Leute ja mit ihrer Art, Sportereignisse zu übertragen, zu erreichen.
Viele Zuschauerin interessieren sich halt nicht für nen 1500 Meter Vorlauf oder ne Hammerwurf-Quali, sondern schauen sich lieber den zehnten Vorbericht zu Lückenkemper nicht an. Das werden die meisten in diesem Forum anders sehen, aber für die Öffis geht es darum, die breite Masse zu erreichen.
 

torben74

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....
Niederschmetternd ist schon 0 Podestplatz!!!!
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Ja, das ist es in der Tat.
Aber letztlich war das fast so zu erwarten, wenn man sich ein bisschen auskennt in der Sache und dies auch in den letzten Jahren/Jahrzehnten verfolgt hat.
Es ist völlig klar, dass wir den Kontakt zur Weltspitze in der LA verloren haben. Dies war aber auch schon in den letzten Jahren so und wir haben uns immer mehr auf einige wenige Spitzenleute verlassen müssen. Diese haben halt in diesem Jahr auch nicht "funktioniert" oder waren erst gar nicht dabei und dann kommt auch das raus, was rausgekommen ist.

Übrigens verstehe ich ARD/ZDF sogar, dass sie teilweise obskure Prognosen herausgehauen haben bezüglich deutscher Medaillenanwärter (z.Bsp. die 4mal100 m der Damen). Die müssen ja auch ihre Sache verkaufen, müssen die Zuschauer locken und unter Spannung halten. Das werden sie ja nicht tun, indem sie sich hinstellen und sagen"ok, für uns gibts heute wieder nix zu holen, und morgen auch nicht...und übermorgen erst recht nicht".

Die Frage ist natürlich, was kann man tun?
Was mich halt irgendwie, ja eigentlich wirklich schockt, ist die Tatsache, dass dieses sagen wir mal Phänomen, nicht nur die LA betrifft.
Schaut euch die Ergebnisse bei der Schwimm WM an, also die dann im Beckenschwimmen.
Oder in solchen Sportarten wie Fechten oder Rudern, wo wir mal so stark waren.
Ganz zu schweigen natürlich von Boxen, Gewichtheben oder Judo und so.
Dazu die Miseren in fast allen Mannschaftssportarten (mit Ausnahme vielleicht von Hockey).

Mein Bruder hat vorgestern gesagt "wir schaffen in D. den Leistungssport gerade ab".
Ich finde, so ganz Unrecht hat er nicht.

Bei den Gründen dafür könnten wir natürlich wieder ne endlos Diskussion führen.
Aber ehrlich, was solls?
Wir alle wissen, dass der Sport in gewisser Weise nur "das Opfer gesamtgesellschaftlicher Umstände ist", dass die Gründe aber auch in den Verbänden selbst liegen und in der Vorbereitung auf Großevents, dass überall Reformbedarf besteht usw. usw. usw.
Ganz ehrlich Leute, ich bin solche Diskussionen auch inzwischen leid.
Ich bin da ziemlich desillusioniert, weil sich einfach in den nächsten Jahren nix ändern wird.
Wir werden in den Schulen nicht mehr Sportstunden bekommen-wir werden nicht mehr Sportanlagen bekommen, auf denen sich die Kiddies austoben können-die Jungs und Mädels werden auch in den nächsten Jahren irgendwelche Influencer toller und cooler finden und sich zum Vorbild machen als einen Julian Weber z.Bsp.-wir werden auch weiterhin viele hoffnungsvolle Talente verlieren, weil die nen sicheren Lebensweg einschlagen wollen als den des Leistungssportes.
Nur das alles muss einem bewusst sein und wir, zumindest die, die mit Leidenschaft Sport schauen und/oder selbst machen, müssen in den nächsten Jahren damit umgehen können.
Wir werden sowas wie in diesen Sommer im nächsten Jahr bei Olympia erleben (nur die Kanuten werden uns wieder mal den Hintern retten) und es wird auch die nächsten Jahre so bleiben.
Aber vielleicht gibt es aber auch wirklich wichtigere Sachen auf dieser Welt...
 
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