Ken schrieb:
Aber es geht doch nur um die Tour oder habe ich dich falsch verstanden. Ansonsten finde ich solche Vergleiche müßig. Der eine kann das sagen und der nächste was anderes und es läßt sich doch alles schwer gewichten und bewerten. Ich selbst habe eigentlich nur Indurain begrenzt und Ulle/Armstrong/Riis/Zülle komplett erleben können. Davon ausgehend glaube ich, dass Armstrong die stärkste Performance bei einer TdF gezeigt hat und damit in diesem Ranking auch vor Merckx liegt.
Wenn es sich nur um die Tour dreht wär das ziemlich knapp, aber Radsport gesamt gesehen auf jeden Fall Merckx.
Der dominierte noch viel extremer als Armstrong, er gewann sechs Jahre im Schnitt ein Rennen pro Woche, insgesamt 445, Armstrong hatte gerade mal 81, Hinault über 200.
Die stärkste Performance die je jemand bei der Tour zeigte war Merckx 1969, ich zitiere aus dem Dokufilm "100 Jahre Tour de France":
"Er gewann die ´69er Tour mit 18 Minuten Vorsprung, er holte das Gelbe Trikot, das Grüne Trikot für den besten Sprinter, und das gepunketete Bergtrikot", wohlgemerkt, die Kombinationswertung des agressivsten Fahrers auch noch, besser geht nix mehr.
Man schaue mal auf die Rekorde, Armstrong ist der Rekordsieger, ansonsten:
Die meisten Etappensiege:
1) Merckx; 34
2) Hinault; 28
3) Leduc; 25
4) Armstrong: 22
Die meisten Tage in Gelb:
1) Merckx; 96
2) Armstrong; 83
3) Hinault; 79
Und dazu kommen auch noch die "Malheure des Rennens". Merckx und Hinault hätten durchaus auch sieben mal gewinnen können, aber Stürze und Unfälle verhinderten das.
Merckx konnte 1973 wegen einer Verletzung gar nicht erst antreten, und das beste ist, 1975 war er bereits in Gelb, aber dann schlug ihm ein fanatischer französischer Fan auf die Leber, was ihm die Luft nahm. Seelisch und körperlich angegriffen nutzte Thévenet die Stunde und übernahm Gelb.
So was ist Armstrong nie passiert, er stürzte nie so schwer daß er aufgeben musste, geschweige dem wurde er von so ner unfairen Aktion wie sie Merckx passierte gestoppt.
GiroTourVuelta schrieb:
Der Grund ist einfach der, das Armstrongs Fahrstil am Berg revolutionär war. Er wurde zwar vorher schon von Roache praktiziert allerdings nicht so perfekt. Erst der Fahrstil machte aus einem mittelmäßigen Kletterer Armstrong, die Dampfwalze Armstrong. Zudem hatte Lance das stärkste Team aller Zeiten an seiner Seite. Ich würde Ullrich wirklich höher einschätzen, denn er war in seiner "Prime" neben Armstrong mit Abstand der 2. Stärkste Mann am Berg. Nur wäre es auch bei Merckx so gewesen, das er einfach nicht diesem schnellem Antritten von Armstrong hätte folgen können, da auch er damals soweit ich weiss etwas dicker kurbelte. Es war ja immer so das Lance z.B. einem Ullrich mit so einer Tempoverschärfung 1-2 Minuten aufgebrummt hat und dann ungefähr den Vorspung konserviert hat. Ich kann mir vorstellen, das vielleicht ein 97er Ullrich am Berg weniger verloren hätte oder die ein oder andere Tempoverschärfung hätte mitgehen können. Ullrich war nach seinem schweren Sturz bei der 99er Deutschland Tour ein ganz anderer Rennfahrer, da er wahrscheinlich wegen seines Knies größer Kurbeln musste.
Zum 97er Ullrich: Da gibt es ne kleine Vergleichs-Chance. Pantani fuhr ´97 die schnellste Zeit überhaupt nach Alpe d´Huez, 37,35 Minuten. Ullrich verlor 47 Sekunden, also schaffte den Berg in 38,22 Minuten.
Armstrong fuhr in seinem besten Jahr 2001 den Berg in 38,01 Min. hoch, also war der beste Ulle nur 21 Sekunden langsamer.
Zu Armstrongs Stil: Klar hat er damit was revolutioniert, aber ich würde ihn nicht als Dampfwalze bezeichnen, wenn er eine war, dann war Merckx auch eine, der "stampfte" (Zitat Rudi Altig) die Berge nicht weniger effektiv hoch, und Tempoverschärfungen machten dem nicht viel, der fuhr seinen Stil und ließ sich nicht wie Ullrich stets davon abbringen.
Empfehle zu dem Thema den Dokufilm "100 Jahre Tour de France", gibt es überall auf DVD.
Da heißt es: "The greatest rider of all time? If you like stylists, you might say Coppi, if you like coolness under pressure, you might say Anquetil, if you like triumph over yourself, you might say Armstrong, but if you talking about excitement, leading from the front, and results on the board, surely, it can only be Merckx."
Weiter: "In 1969 Merckx began his conquest, to become the greatest rider of all time...in this ´69 Tour, Merckx suggested, that he was not just the best, not only of his generation, but maybe of any generation."
Nur mal ein Beispiel was der in seiner Prime alles in einem Jahr gewann, z. B. 1972:
- Giro
- Tour
- Lüttich Bastogne Lüttich
- Mailand San Remo
- Lombardai Rundfahrt
- Fleche Walone
- Super Prestige Pernot
- Piemont Rundfahrt
- Baraki Throphy
- Stundenweltrekord
Mehr oder weniger sah jedes Jahr zw. 1969 und ´75 so aus, und noch einiges mehr.
Auch in Dokufilmen wird immer wieder gesagt, Merckx sei der beste gewesen und es sei unwarscheinlich daß es jemals wieder so einen geben wird.
Hier mal noch ein paar Internetseiten wo es um das Thema geht:
Ein Poll, wer war der beste:
http://www.vizu.com/res/Sports/Inte...tengine.vizu.model.poll.PollNonvoters@1db17f2
BBC: Armstrong wird nicht als der größte Radrennfahrer alle Zeiten angesehen, diese Ehre hat Eddy Merckx:
http://news.bbc.co.uk/sport1/hi/other_sports/cycling/3919779.stm
Ein aktuellerer Artikel vom letzten April:
http://www.byjamesraia.com/article.php?articleID=24
Das passt wie die Faust auf´s Auge:
never be the greatest cyclist of all time because that title will always belong to Eddie Mercks, who was the Mohammed Ali of cycling.
http://www.pbs.org/newshour/bb/sports/july-dec05/lance_7-25.html
Klar kann man das alles biegen und drehen wie man will, aber meist fällt der Name Merckx wenn es um den größten Radrennfahrer aller Zeiten geht. Ausser die amerikanischen Medien, die sehen natürlich Armstrong als solcher an, er ist bei denen eben ein Held, und die haben vom Radsport eh fast keinen Plan.
