Unabhängig von Dingen wie dem Zuschauern, Wetter und Alis psychologischer Kriegsführung gabs doch noch andere Sachen die zur Niederlage führten. Das stilistische Matchup!
Ein Reporter hatte unmittelbar nach Foremans Vernichtung von Norton noch am Ring mit Ali gesprochen und ihn gefragt, wie es sein kann, dass Foreman Leute, die mitihm viele Runden (Frazier 27, Norton 24) gegangen sind von Foreman in weniger als 2 Runden weggefegt würden. Ali meinte, dass er zugeben muss, dass Foreman sehr stark und ein harter Puncher sei, dass er aber schon öfter physisch stärkere Gegner geschlagen hätte. Er sei zudem schneller als Foreman, der in einem harten Kampf bei zunehmender Dauer müde werden würde. Ich denke, dass war schon der Schlüssel zum Sieg.
Foreman war in seiner gesamten Karriere vorher nur einmal über die 10. Runde hinaus gegangen, die meisten seiner Kämpfe endeten in den ersten 3 Runden. Gerade in den letzten Jahren vor dem Fight hat er immer nur maximal 2 Runden gebraucht um zu gewinnen. Diese Art Abnutzungsschlacht, die Ali schon kannte war Foreman gar nicht gewöhnt. Er war der deutliche jüngere Mann, seine "Guts" waren aber im Vergleich zu Alis nie so hart getestet worden.
Dazu hatte Foreman noch eine sehr schlechte Angewohnheit. Er war gut in der Halbdistanz hat sich aber im ganz engen Infight nicht so wohl gefühlt und hat seine zumeist kleineren Gegner dann einfach mit den Händen gerade nach vorne weggeschoben/geschubst bis sie wieder in einer für ihn "angenehmen Distanz" standen, anstatt zu klammern und auf das Trennkommando des Ringrichters zu warten (hat er bei bis ans Ende seiner Karriere so gemacht). Das kostet so schon Kraft und ist nicht besonders clever. Bei Ali kam noich dazu, dass der sich wenn Foreman nach nem wilden Schwinger etwas ungeschickt nach vorne fiel, einfach auf Foreman drauf gelehnt hat, wie er das sowieso immer gerne gemacht hat. Das hat zusätzlich Kraft gekostet und Foreman hat nichts getan um das zu verhindern.
Ich denke jedoch, dass der entscheidende Faktor Alis Speed war. Allerdings nicht seine Beinarbeit, wie er vor dem Kampf gross angekündigt hatte, sondern der Handspeed. Auf Alis blitzschnelle Kombinationen hatte Foreman von Beginn an keine Antwort. Er musst imgrunde jeden Schlag von Ali ohne Deckung schlucken. Da hat eigentlich alles voll eingeschlagen auch wenn Ali viel weniger geschlagen hat als Foreman. Spätestens ab dem mörderischen Ende der 5. Runde war Foreman jedoch so gut wie fertig. Seine ohnehin ziemlich wirkungslosen Schwinger entwickelten sich immer mehr zu müden und richtig langsamen Armpunches und zeigten keinerlei Wirkung bei Ali, dessen Kombinationen immer häufiger und unheimlich präzise einschlugen. Dennoch hat sich die Legende, dass Ali solange von Foreman verprügelt wurde bis der selber müde war gehalten.
Bei einem Rückkampf hätte Foreman vllt. mehr an seiner Kondition gearbeitet und gar nicht erst versucht einen schnellen KO zu erzwingen. Dennoch hätte er gegen Alis Handspeed nichts machen können. Er hätte einige Dinge anders machen können, aber bei alis Handspeed siehts düster aus. Seine Vorwärtsverteidigung und Open Gloves Taktik ist gegen Ali ziemlich wirkungslos gewesen. Dazu käme noch der psychologische Aspekt. Er wäre zumindest unsicher gewesen, ob seine Kondition ausreichend ist, er hätte schon vor dem ersten Gong gewusst, dass seine Schläge Ali nicht so leicht beeindrucken und dass es ne lange Nacht werden könnte, er war selber nicht mehr der alles zerstörende KO-Artist und vor allem, er ist taktisch auseinandergenommen und schliesslich ausgeknockt worden von einem zwar nicht mehr jungen, aber ungeheuer cleveren, toughen und zähen Veteranen.
Dass Foreman nach der Niederlage in ein Loch fiel ist der beste Beweis dafür, dass er mental nicht stark genug für einen Rückkampf gewesen wäre. Man sieht immer wieder, dass ungeschlagene Boxer mit einem Kampf oft einen grossen Teil ihres Selbstvertrauens und der Ring Generalship verlieren. Alleine schon Foremans Körpersprache in den Kämpfen nach dem Ali Fight zeigt das schon recht gut. Sein Glaube an sich selbst ist ziemlich erschüttert gewesen.
Kurzum, ich denke Ali würde auch einen Rückkampf in Amerika gewinnen, weil Foreman damals nicht nötige mentale Toughness und die taktischen Mittel gehabt hätte um Ali in einem harten Gefecht niederzuringen, denn anders konnte man dem nicht beikommen. Ein klassischer Fall von Styles make Fights------>Foreman vs Norton/Frazier und vs Ali.
Noch ein Satz zu Ali. Wenn über die toughesten Boxer geredet wird fallen meist Namen wie Marciano, Hagler, Chavez, Holyfield oder Benn. Ich denke aber, dass viele Leute über seinem Gerede, wie gut er doch aussehe, seinem Rumtänzeln und der nicht so unheimlich beeindruckenden Schlagkraft übersehen, wie verdammt tough Ali war. Leute wie Foreman und Liston haben alles andere eingeschüchtert mit ihrer "bösen" Aura, aber gegen Ali hat ihre Körpersprache dann irgendwann gezeigt, dass ihnen der Fight echt keinen Spass macht.