Mir ist aufgefallen, dass ich fast nur negativ über die Nets schreibe, deswegen fühlt sich der folgende Post für mich in etwa so an als würde ich zum ersten Mal Automatik statt Gangschaltung fahren, aber das kann ja sicher nicht so schwer sein, oder? Jedenfalls, here we go:
10 Siege in Folge, 14 aus den letzen 15, 17-3 aus den letzten 20, 21-7 seit Vaughn übernommen hat. Dazu als kleine Weihnachtsgeschenke die Bucks (wenn auch ohne Middleton) und die Cavs in Ohio geschlagen. Zweiter Platz im Osten, zweitbeste Bilanz der Liga, geht doch. Zur Einordnung gehört, dass der Schedule es nach dem schwierigen Startprogramm zuletzt besser meinte mit den Nets. Und so richtig schön und deutlich waren die Siege auch selten. Aber gewinnen musst du die Dinger trotzdem erstmal, Konstanz ist bereits eine Qualität, die unter Nash wie so vieles andere fehlte.
Also, was fällt positiv auf?
- Coaching: Der wohl größte Faktor der Leistungswende. Viele wollten Udoka, weil er Spieler zur Verantwortung zieht..Vaughn liefert hier auf jeden Fall ab. Die Spieler investieren auf beiden Seiten des Courts viel mehr, was sich vor allem defensiv bemerkbar macht. In der Defense ist man unter Vaughn wieder zurück zu switch everything gewechselt, zuletzt sah man die Nets auch immer mehr mit x-out experimentieren. Die halfcourt defense ist über weite Strecken richtig stark, die transition D bleibt ein Sorgenkind. Das schnelle Ziehen von Timeouts ist nach dem „findet es selbst raus“ -Ansatz von Nash eine echte Wohltat und Vaughn ist sich auch nicht zu schade Kyrie mitten in der Possession zurückzupfeifen, wenn er etwas macht, was er nicht sollte.
S/o auch an Kokoskov, endlich sieht man wieder richtig gute und effiziente Plays nach Timeouts. Die halfcourt offense wirkt viel organischer und man hat nun auch Spielermaterial, das die von KD/Irving erzeugten Vorteile nicht nur verwerten, sondern auch erweitern kann.
- Simmons/Claxton Lineups: Defensiv Bombe, offensiv eigentlich zum Scheitern verurteilt, oder nicht? Ich denke immer noch, dass Simmons/Claxton in den Playoffs zum echten Problem werden wird, aber gerade funktionieren die Lineups mit beiden. Zum einen denke ich, dass Claxtons Dynamik (+ sein verbessertes screening & rolling game sowie dribble handoffs, passing zu perimeter shootern) hierbei hilft, zum anderen verhält sich Simmons clever genug, um nicht zum Nullfaktor zu werden. Man sieht auch immer wieder, dass einer von beiden als off-ball screener eingesetzt wird, während der andere on-ball screent. Das screening/handoff game der Nets ist generell ziemlich funny, das dürfte alles auf Kokoskov zurückzuführen sein, sehr nice.
- Claxton ist im Sommer kräftiger geworden und gefällt mittlerweile auch als Rimprotector. Es scheint so, dass ihm jedes Mal wenn er an Masse zulegt, am Perimeter gleich ein paar Prozente fehlen, aber das macht die Isolations gegen ihn am Perimeter trotzdem nicht erfolgsvorsprechend für gegnerische Offenses. Woran er noch arbeiten sollte, ist wenn er über Screens attackiert wird. Das nutzen die Gegner bislang noch wenig aus, aber das scheint mir der effizientere Weg für sie zu sein. Die Freiwürfe sind auch weiterhin mies und die Wurfform, die er sich im Sommer draufgeschafft hat, wurde auch wieder verworfen (im wahrsten Sinne des Wortes).
Am Korb kann er jetzt halt deutlich mehr entgegensetzen, also grundsätzlich ist das gerade eine gute Mischung, die er mitbringt. Das Gute ist, er zeigt, dass er schnell dazulernt (timing, fakes, awareness alles deutlich besser geworden). Und wie viele defensive Clutchplays und big time blocks hatte er bitte schon diese Saison? Ich werde nicht davon abweichen, dass er früher oder später DPOY werden kann.
- Simmons hat sein Timing und ein gutes Stück seiner self-efficacy wiedergefunden. Seine Boxscore Stats spiegeln seinen Impact häufig nicht wirklich wider. Während des winning streaks hat er das sowohl das beste defensive rating (106.6) als auch das beste offensive rating (127.9). Defensiv insbesondere gegen Lillard, Giannis und Mitchell einen überragenden Job gemacht. Wichtig ist, dass er mal fit bleibt und seine Minuten wieder langsam angehoben werden können. Es mangelt noch etwas an Konstanz aber gut, seine Knieprobleme haben ihn jetzt schon zweimal leicht aus dem Rhythmus gebracht.
- Die besten Neuzugänge:
- O’Neale wünschte ich mir vor der Offseason ja per TE, was ich nicht bereue. Zuletzt schien er überspielt, aber als 3&D guy mit hustle plays sehr wertvoll. Das neuerdings entdeckte Pick&Pop mit KD ist legit, das hatte man seit Jeff Greens Abgang nicht mehr so wirklich im Repertoire.
- Watanabe spielt mit einem ungarantierten Vertrag und trifft satte 52% seiner 3er (utopische 65% aus der Ecke) bei solider bis phasenweise guter Defense. Gefühlt alles was er macht, hat Hand und Fuß und alles was er macht, macht mich glücklich. Außerdem: Yuta the shoota mutiert in der Clutchtime zu Hotanabe (s/o Ian Eagle), weswegen er zurecht oft Teil der closing lineup ist.
- T.J. Warren ist trotz zweijähriger Verletzungspause weiterhin ein laufender Bucket, der sich am defensiven Ende bemüht zeigt, aber schon sehr limitiert ist. Offensiv ist er nicht einfach nur Verwerter, sondern überzeugt auch darin, die durch KD/Irving erzeugten Vorteile zu erweitern. Alles in allem war das schon ein sehr guter Job von Sean Marks, der die Schwachstellen des letztjährigen Kaders erkannt hat.
- Stats:
11(!) Spieler haben TS%-Werte von 60+% während des winning streaks
... nd. Ich kann bereits kaum erwarten, auf welchem Wege ich diese Saison enttäuscht werde