Chris Rea nimmt Abschied


Cânhamo

Von uns geschieden im Jahr 2015
Beiträge
9.384
Punkte
0
:( Eigentlich kenne ich wenige seiner Werke, aber was ich von ihm kenne, gefällt mir!
Hier was dpa meldet:

Im Frühjahr folgt eine große Abschiedstour, die definitiv die letzte sein wird.



(dpa) - Der Krebs hat den Körper von Chris Rea zerfressen, aber nicht seinen Geist: Der schwer von seiner Krankheit gezeichnete Musiker fand die Kraft für ein monumentales Abschiedsgeschenk an seine Fans.

Es heißt «Blue Guitars» und man nennt es EarBook, ein Buch fürs Ohr. Drin sind elf CDs, jede in einer anderen Stilrichtung des Blues, eine DVD - außerdem mehr als 50 Bilder, von Chris Rea selbst gemalt.

Im Frühjahr folgt eine große Abschiedstour, die definitiv die letzte sein wird. Noch eine würde er nicht schaffen, sagen die Ärzte. Solange es geht, will Rea dann als Teil einer dreiköpfigen Blues- Band, der «Memphis Fireflies» weitermachen, auch mit gelegentlichen Auftritten. Unter dem Namen Chris Rea, mit dem bisher rund 30 Millionen Platten verkauft wurden, soll «Blue Guitars» aber das allerletzte Werk bleiben.

Rea, der mit «Highway To Hell» berühmt wurde und in den nächsten Wochen mit «Driving Home For Christmas» wieder aus nahezu jedem deutschen Radio ertönen wird, hat den Krebs zwar besiegt, aber um einen hohen Preis. In einer 16-stündigen Operation wurden unter anderem die Bauchspeicheldrüse und ein Drittel des Magens entfernt, die Überlebenschance war 50 Prozent. In der kritischen Zeit nach der Operation führte seine Frau ihn in die Welt der Farben ein und seitdem malt er wie ein Besessener, sagt der 54-Jährige. Sein eingefallenes Gesicht leuchtet auf, wenn er minutenlang über seinen ersten gelungenen Schatten erzählt, oder über Blau, die Farbe des Blues für ihn, die fast alle seiner Bilder dominiert.

Rea spricht mit der heiligen Weisheit eines Mannes, der dem Tod ins Auge gesehen hat. Er habe entdeckt, wie viele Sachen, die ihm früher so wichtig waren, in Wirklichkeit völlig unbedeutend sind. Er schlug ein Millionen-Angebot seiner Plattenfirma für ein Duett-Album mit Popstars aus, er sammelt keine Autos mehr, und verlor sein Interesse an ausufernden Shopping-Touren. «Bücher, Wissen, es gibt so viele Dinge, die uns entgehen», sagt er mit Bedauern - und zündet sich eine Zigarette an. Ob er nicht längst hätte mit dem Rauchen aufhören sollen? Sicher, sicher, vielleicht nach der Werbe-Tour für sein Buch.

Für «Blue Guitars» verschwand Rea trotz aller Sorgen seiner Familie für rund ein Jahr in seinem Studio. Er setzte sich und seinen Musikern einen strikten Zeitplan: Dreieinhalb Wochen pro CD. «Jeden Monat bauten wir das Studio um, um den Sound zu erzeugen, den es zum Beispiel in New Orleans oder den Clubs von Chicago gegeben hat.» Dann wurden alte Mikrofone, Instrumente, Verstärker herangeschafft. Weitere Stilrichtungen sind zum Beispiel Country Blues und der aus Texas, Blues-Balladen oder irischer Blues. «Ursprünglich sollte es sogar noch drei mehr geben: Italien, Spanien und Mitteleuropa. Aber wir hatten keine Zeit mehr.» Vielleicht werde er für eine spätere Auflage noch nachlegen.

Alle 137 Songs schrieb Rea selbst. Es sei ganz einfach: «Zwischen dem dritten Kaffee und der Dusche gibt es immer einen Song, jeden Morgen.» Finanziert hat er «Blue Guitars» allein. «Eine Plattenfirma hätte das bestimmt nie bezahlt», sagt er grinsend. Er hat ein warmes, immer etwas trauriges Lächeln. Er habe versucht, so viele Kosten wie möglich einzusparen, um das Riesen-Werk erschwinglich zu halten. Denn: «Es geht nicht mehr darum, Geld zu verdienen.»
 
Oben