Das Durchschnittsalter der top 2015


Jones

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Das Durchschnittsalter der top 10 auf der ATP Tour war noch nie so hoch wie aktuell. Dem will ich einen Thread widmen bevor sich hier noch der ein oder andere in Endlosdiskussionen bezüglich des GOAT verstrickt.:D

Der Schnitt hat sich folgendermaßen entwickelt

1973 29.25
1974 28.87
1975 28.18
1976 25.22
1977 25.97
1978 25.16
1979 27.18
1980 24.71
1981 25.43
1982 25.49
1983 25.16
1984 24.20
1985 24.46
1986 24.68
1987 25.85
1988 25.10
1989 23.85
1990 24.71
1991 24.60
1992 23.92
1993 23.59
1994 24.62
1995 24.77
1996 25.64
1997 25.15
1998 25.35
1999 26.02
2000 25.62
2001 26.14
2002 25.18
2003 25.28
2004 25.77
2005 25.40
2006 24.93
2007 24.66
2008 24.39
2009 25.04
2010 26.54
2011 27.17
2012 27.40
2013 28.33
2014 28.41

Dieses Jahr werden
Djokovic 28
Murray 28
Federer 34
Wawrinka 30
Nadal 29
Berdych 30
Ferrer 33
Nishikori 26 (hat dieses Jahr noch Geburtstag)
Gasquet 29
Tsonga 30 in den top 10 stehe. Was einen Schnitt von 29,7 ergibt und somit neuen Rekord bedeutet.
Da die Ausgangswerte 2 Komma Stellen haben, wurden die Monate wohl anteilig gezwölftelt, das spare ich mir jetzt, aber geschätzt wären wir bei 30,1 - 30,2.
Was besonders auffällt ist der starke Anstieg seit 2008. Lediglich Nishikori konnte sich seit 2008 in der top 10 etablieren. Alle anderen hatten auch vor 7 Jahren schon einmal die top 10 besucht.

Wie erklärt ihr euch die Situation? Ist es nur das Versagen der Jg 88 - 93, die jetzt im besten Tennis Alter sind? Inwiefern spielt die bessere medizinische Versorgung der alten Herren eine Rolle? Sind die Jg 81 - 87 so etwas wie die Goldene Generation und die folgenden Jg hatten es besonders schwer? Sehr ihr den Zustand eher positiv oder gefährlich für die kommenden Jahre?
Hoffe der Thread stößt auf Interesse :wavey:
 

Gordo

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Wie erklärt ihr euch die Situation? Ist es nur das Versagen der Jg 88 - 93, die jetzt im besten Tennis Alter sind? Inwiefern spielt die bessere medizinische Versorgung der alten Herren eine Rolle? Sind die Jg 81 - 87 so etwas wie die Goldene Generation und die folgenden Jg hatten es besonders schwer? Sehr ihr den Zustand eher positiv oder gefährlich für die kommenden Jahre?
ich denke von allem etwas, plus noch die tatsache, dass tennis einfach viel "physischer" geworden ist (wie viele andere sportarten auch, z.b. fußball). die spieler sind athletischer und ein 17-jähriges "hemd" hat es einfach schwerer, dann zu bestehen, wenn er körperlich noch nicht austrainiert ist. man sieht das ja auch häufig bei junioren, die den sprung in den erwachsenenbereich deswegen nicht schaffen. es reicht eben nicht, wenn einer nur talent in form von touch und technik hat.

wo ich mir dagegen relativ schwer tue ist zu erklären, wie manche spieler mit 30 plötzlich ihr bestes tennis spielen und im vergleich zu der zeit, als sie 25 waren, nochmals einen leistungssprung hinlegen. wawrinka sei hier genannt, oder auch anderson.

ich denke aber nicht, dass das ganze als "gefährlich" einzustufen ist. es wird sich in naher zukunft auch wieder etwas einpendeln. ende 2017 steht ein ziemlicher umbruch in der ATP an, da könnten auf einen schlag federer, wawrinka, ferrer, berdych, vielleicht auch nadal aufhören. aber bis dahin gibt es doch jetzt wieder einige youngster, die in den startlöchern stehen und ich bin recht zuversichtlich - auch wenn die dann erstmal gegen den übermächtigen "federer-nadal-djokovic"-vergleich kämpfen müssen.
 

Jones

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@Aronofsky und Rhaeger
Grundsätzlich bringt mich nichts so schnell aus der Ruhe, aber jetzt wollte ich dann doch nicht mehr antworten. Von daher auch mal nen neuer Thread.

wo ich mir dagegen relativ schwer tue ist zu erklären, wie manche spieler mit 30 plötzlich ihr bestes tennis spielen und im vergleich zu der zeit, als sie 25 waren, nochmals einen leistungssprung hinlegen. wawrinka sei hier genannt, oder auch anderson.

Ich sehe alles sehr ähnlich wie Gordo und mir fällt es schwer diese beiden zu erklären.
Bei Anderson liegt es wohl daran, dass er vom College kommt, wo es zwar gute Bedingungen gibt, aber ein regelmäßiges duellieren mit den besten ist dann doch was anderes. Außerdem haben die Jungs über 2m meist eine relativ späte prime siehe Karlovic oder auch Isner (der auch vom College kommt).
Bei Wawrinka finde ich es noch schwieriger die richtige Begründung zu finden. Man muss wohl zum einen bei Norman anfangen, er hat wohl aus Wawrinka die letzten fehlenden Prozente in Punkto Fitness und Selbstvertrauen aus ihm heraus geholt. Zum anderen profitiert er wohl auch etwas von der nachlassenden Konkurrenz.
 

Rhaegar

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Aber ist Anderson denn wirklich so viel besser im Vergleich zu den Jahren davor? Er ist für mich eigentlich immer so ein Paradebeispiel für diesen nicht stattfindenden Generationenwechsel gewesen. Es fallen ja schon immer wieder ein paar Spieler vorne raus und weil keine richtig jungen Spieler nachwachsen, rutscht einer wie Anderson halt immer weiter nach vorne, ohne individuell viel stärker zu sein, als noch vor zwei, drei Jahren.
 

Jones

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Aber ist Anderson denn wirklich so viel besser im Vergleich zu den Jahren davor? Er ist für mich eigentlich immer so ein Paradebeispiel für diesen nicht stattfindenden Generationenwechsel gewesen. Es fallen ja schon immer wieder ein paar Spieler vorne raus und weil keine richtig jungen Spieler nachwachsen, rutscht einer wie Anderson halt immer weiter nach vorne, ohne individuell viel stärker zu sein, als noch vor zwei, drei Jahren.

Das spielt ohne Frage auch mit rein und so hätte wohl meine Antwort vor ein paar Monaten auch ausgesehen. Aber in W Djokovic am Rand der Niederlage zu haben, bei den USO Murray zu besiegen, in Shanghai Nishikori zu besiegen und dann das Spiel gegen Nadal in Basel lag imo nicht nur an den schwächer werdenden Gegnern, sondern auch am stärksten Anderson den es bisher gab.
 

Gordo

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Aber ist Anderson denn wirklich so viel besser im Vergleich zu den Jahren davor? Er ist für mich eigentlich immer so ein Paradebeispiel für diesen nicht stattfindenden Generationenwechsel gewesen. Es fallen ja schon immer wieder ein paar Spieler vorne raus und weil keine richtig jungen Spieler nachwachsen, rutscht einer wie Anderson halt immer weiter nach vorne, ohne individuell viel stärker zu sein, als noch vor zwei, drei Jahren.
ich halte anderson tatsächlich für etwas besser als noch vor zwei, drei jahren, insbesondere sein grundlinienspiel. nicht "viel besser", aber "etwas besser". dazu kommt dann eben die mentale komponente, das selbstvertrauen wächst mit den erfolgen und plötzlich schlägt er eben auch mal einen murray bei den US open.

ein super beispiel für das was du genannt hast ist ist für mich feliciano lopez. der spielt eigentlich keinen deut besser als früher, ist aber dieses jahr mit 33 plötzlich auf career high nummer 12 gestanden!
 

Dorian Gray

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Kann mich den Meinungen hier im Thread nur anschließen. Es ist ganzes Bündel an Gründen, warum das Durchschnittsalter momentan so hoch ist. Wenn eine herausragende Generation älter ist, wird auch das Durchschnittsalter der Top 10 automatisch hoch sein. Es liegt natürlich auch am physischen Spiel, für welches 18-Jährige noch nicht bereit sein können. Am verbesserten Training, an der verbesserten Ernährung, verbesserter Regeneration, wodurch sich Spieler länger in der Weltspitze halten.

Allerdings bin ich mir sicher, dass es bei Wellenbewegungen hinsichtlich der Altersstruktur bleiben wird. Wenn Federer, Djokovic und Co. zurückgetreten beziehungsweise körperlich abbauen, wird der Altersdurchschnitt wieder senken, denn irgendwann werden auch wieder jüngere Spieler in frühen Jahren Erfolge haben. Daher sehe ich das ganze nicht problematisch.

Ist es eigentlich so, dass die Top-Stars heute länger spielen?
Rückstrittsalter früher:
Sampras 31
Agassi 35
Becker 31
Stich 29
Muster 32
Edberg 30
Wilander 32
Kuerten 31
Ivanisevic 33
Krajicek 32

Rücktrittsalter eute:
Federer spielt noch mit 34
Haas spielt noch mit 37
Ferrrer spielt noch mit 33
Robredo spielt noch mit 33
Roddick 30
Davydenko 33
F. Gonzalez 32
Hewitt 34
Blake 33
Ferrero 32

Man müsste noch viel mehr Spieler vergleichen, um das durchschnittliche Rücktrittsalter auszurechen. Die Tendenz scheint aber schon dahin zu gehen.

Bei einer DTB-Podiumsdiskussion rund um das Thema deutsche Herrentennis wurde übrigens gesagt, dass Niveau heute viele höher sei als vor 10 oder 15 Jahren. Im ersten
Moment widerspricht das ja der Festellung, dass keine Konkurrenz nachrückt. Die Aussage war, dass es doppelt so viele gute Spieler gebe wie früher. Und Fachmänner wie Florian Mayer und Dirk Hordorff wissen, wovon sie reden. Wahrscheinlich ist das Niveau in der Breite gestiegen, aber in der absoluten Spitze eher gefallen.
 
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Jones

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Ist es eigentlich so, dass die Top-Stars heute länger spielen?
Rückstrittsalter früher:
Sampras 31
Agassi 35
Becker 31
Stich 29
Muster 32
Edberg 30
Wilander 32
Kuerten 31
Ivanisevic 33
Krajicek 32

Rücktrittsalter eute:
Federer spielt noch mit 34
Haas spielt noch mit 37
Ferrrer spielt noch mit 33
Robredo spielt noch mit 33
Roddick 30
Davydenko 33
F. Gonzalez 32
Hewitt 34
Blake 33
Ferrero 32

Man müsste noch viel mehr Spieler vergleichen, um das durchschnittliche Rücktrittsalter auszurechen. Die Tendenz scheint aber schon dahin zu gehen.

Bei einer DTB-Podiumsdiskussion rund um das Thema deutsche Herrentennis wurde übrigens gesagt, dass Niveau heute viele höher sei als vor 10 oder 15 Jahren. Im ersten
Moment widerspricht das ja der Festellung, dass keine Konkurrenz nachrückt. Die Aussage war, dass es doppelt so viele gute Spieler gebe wie früher. Und Fachmänner wie Florian Mayer und Dirk Hordorff wissen, wovon sie reden. Wahrscheinlich ist das Niveau in der Breite gestiegen, aber in der absoluten Spitze eher gefallen.

Auch wenn man mehr Spieler vergleicht bleibt der Eindruck bestehen, dass die Spieler länger aktiv bleiben.
Simon 31
Karlovic 36
Garcia-Lopez 32
Kohlscheiber 32
Verdasco 32
Estrella Burgos 35

Bis auf Kohli und Verdasco sind das alles weitere top 50 Spieler, die in diesem Jahr an ihrem Career high dran waren. Karlovic, Garcia-Lopez und Estrella Burgos sind auch perfekte Beispiele, dafür dass die Spieler tendenziell später auf die Tour kommen.
In ihren Jahrgängen gab es natürlich noch viele die früh ihren Höhepunkt hatten wie Hewitt, Nabandian oder Roddyck, aber bei weitem nicht mehr alle.
So kommen die Spieler im Schnitt sicherlich 1-2 Jahre später auf die Tour als noch vor 20 Jahren. Einige nehmen den Weg über das College wie Ben Becker, Anderson, Isner, Bemelmans und auch in Europa wird wieder etwas mehr Wert auf eine längere Ausbildung gelegt. Gerade in Deutschland ist immer wieder zu hören, es solle Niemand verheizt werden und man kann heute ohnehin kein GS mehr mit 17 gewinnen. Also muss man auch nicht mit 16 die Schule abbrechen um sich auf der Tour Niederlagen abzuholen. Dann würde man mit 19 oder 20 den Kopf schon in den Sand stecken oder man muss aufgeben weil die Sponsoren abspringen und das Geld ausgeht.

Während der Karriere geht es dann um ein professionelleres Leben als noch vor 20 Jahren. Die Anzahl der Physios, Ernährungsexperten usw hat sich in den letzten Jahren vervielfacht. Das Thema Regeneration spielt heute eine ganz andere Rolle als früher. So können die Spieler im Schnitt ihre Karriere auch 1 oder 2 Jahre verlängern.
Ein weiterer Punkt für ein längeres Verbleiben auf der Tour ist auch das gute Geld. In den letzten 20 Jahren haben sich die Preisgelder bei den großen (GS und 1000er) mindestens verdoppelt, teilweise verdreifacht. Das ist deutlich mehr als ein Infaltionsausgleich. Ausserdem wird das Geld heute auch etwas gleichmäßiger verteilt. Bei den USO gab es in diesem Jahr 39.500 Dollar für eine Niederlage in der ersten Runde und 2011 waren es 19.000 Dollar. Also mehr als verdoppelt in den letzten 4 Jahren.
Es lohnt sich heute deutlich mehr die Nummer 50 zu sein als jemals zuvor. Von daher fragen sich auch einige Profis wieso soll ich zurücktreten, nur weil ich past prime bin. So lange das Konto weiter anwächst und man mehr Geld mit seinem Hobby verdienen kann als mit einem normalen Beruf bleibt man dabei. Das Doppel wurde auch auf einen TB im 3. Satz gekürzt, so nehmen wieder mehr Einzelspieler am Doppel teil und verdienen sich weiteres Geld hinzu. Ein weiterer Punkt ist die Anzahl an Challenger die ebenfalls deutlich gestiegen ist. Das ermöglicht eine Saisonplanung mit deutlich geringeren Reisekosten.

So hat in diesem Jahr die Nummer 200 in der Geldweltrangliste noch 119.000 Dollar verdient die Nummer 150 210.000 und die Nummer 100 386.000. Also spätestens da lässt sich bei vernünftiger Planung ein Trainer bezahlen und dennoch ein paar Euro an die Seite legen.

So sind natürlich mehr und mehr Spieler auf der Tour die früher irgendwann aufgegeben hätten weil es sich finanziell nicht gelohnt hat. Ein perfektes Beispiel ist Michael Berrer. Der Anfang des Jahres nach den Australien Open seinen Abschied für Ende des Jahres angekündigt hat und maximal die AO noch dranhängen wollte wenn die Saison gut läuft. Berrer steht auf Rang 118 und hat die AO Quali verpasst, aber wahrscheinlich wird er doch noch ein Jahr dranhängen. Es macht noch Spaß und mit 259.000 steht er in der Geldrangliste auf Rang 130 hinzu kommen fixe Einnahmen von kleineren Sponsoren und der Tennis Bundesliga. Da bleibt nach Abzug der Kosten noch immer eine Summe die er als Angestellter nur schwer verdienen würde. Das macht es für junge Spieler schwerer in die top 200 oder top 100 zu kommen. In dem Bereich ist das Niveau heute ohne Zweifel höher.

Tennis hat sich weltweit durchaus gut entwickelt, das bekommt man hier nicht wirklich mit, da sich Tennis in D gleichzeitig rückwärts entwickelt. Man sollte nicht den ehemaligen Ost Block und Asien (im besonderen China) vergessen, die sorgen natürlich auch für Konkurrenz die es in den 80ern noch nicht gab und spülen mehr und mehr Geld auf den Markt.

Nun bin ich wieder etwas abgeschweift, aber unterm Strich steht. Ja die Profis treten später zurück und in der Breite ist das Niveau imo auch ohne Zweifel gestiegen. Beides hat gute Gründe und hängt unmittelbar zusammen.
Übrigens sollte aus meiner Sicht der eingeschlagene Weg mit mehr Geld für die Spieler der dritten und vierten Reihe weiter ausgebaut werden. Gleichzeitig sollte man besonders in Deutschland versuchen die Bundesliga besser zu positionieren. Auch da wird großer Sport geboten, nur leider fehlt es an Aufmerksamkeit.
 
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