Deutsches Tennis


Jones

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Wir hatten im alten Forum ja den Thread zum Deutschen Tennis, der insbesondere von @Drago mit Statistiken gepflegt wurde. Gerne kann dieser Thread ähnlich befüllt werden.
Ich versuche mich mal in einer Zusammenfassung der besten deutschen Spieler.

Der deutsche Tennis Bund gründete sich 1902. Ab diesem Jahr wurden auch die internationalen deutschen Tennismeisterschaften in Hamburg ausgetragen. Davor gab es wechselnde Austragungsorte des seit 1992 ausgetragen Turniers. In den ersten Jahren waren nur deutsche und österreichischer zum Turnier zugelassen, bis man sich 1897 der internationalen Konkurrenz öffnete. Wenig überraschend siegten in den folgenden Jahren Amerikaner, Briten und Franzosen. Bis Otto Froitzheim sich 1907 erstmals gegen internationalen Konkurrenz durchsetzen konnte.

Otto Froitzheim 1884 - 1962
Der erste deutsche von internationalem Format gewann zwischen 1907 und 1925 sieben mal die internationale Deutsche Tennismeisterschaft.
1912 gewann er die World Hard Court Championships (WHCC) in Paris, welche im Gegensatz zu den FO damals schon offen waren für Spieler die nicht bei einem französischen Club gemeldet waren.

In 1911 fanden erstmals die deutschen Meisterschaften für Profis statt und in 1913 nahm Deutschland erstmals am Davis Cup Teil.
In Wiesbaden spielte man ohne Froitzheim gegen Frankreich. Die Besonderheit war, dass es die erste Davis Cup Begegnung war welche nicht auf Rasen stattfand, sondern auf Sand. Deutschland gewann 4:1 und spielte im HF gegen die USA. Der Austragungsort war Nottingham, da der Davis Cup zu der Zeit ab dem HF im Land des Titelverteidigers stattfand. Der Titelverteidiger musste am Ende nur gegen den Sieger des Ausscheidungsturniers antreten und hatte immer Heimrecht.
Neben Froitzheim war Oscar Kreuzer der zweite Einzelspieler von internationalem Format, genau wie Froitzheim konnte er Edelmetall bei den Olympischen Spielen gewinnen, aber gegen die USA war man chancenlos.
Der DTB wollte 1914 eigentlich keine Mannschaft zum Davis Cup melden, erst das gute abschneiden von Froitzheim in Wimbledon überzeugte den DTB. Froitzheim verlor im Finale 8:6 im fünften gegen Brookes. Wie im Davis Cup musste Brookes danach noch gegen den Titelverteidiger Wilding antreten, wo er klar in 3 Sätzen siegte.

Die Auslosung für den Davis Cup meinte es nicht gut mit den Deutschen, denn es ging in Pittsburgh gegen Australasien (Australien und Neuseeland) mit Wilding und Brookes. Nach der 0:5 Niederlage sollte es noch schlimmer kommen. Der erste Weltkrieg war ausgebrochen und Kreuzer und Froitzheim würden auf der Rückreise abgefangen und verbrachten den ersten Weltkrieg in einem Gefangenen Lager in England.

Nach dem 1. Weltkrieg konnte Kreuzer im Alter von 33 Jahren seinen größten Sieg mit dem Titel von Hamburg in 1920 gewinnen.
Froitzheim gewann seinen 7. Und letzten Titel in Hamburg im Alter von 42 bevor er jüngeren das Feld überlassen musste.
 

Jones

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Der erste neue Name nach dem 2. Weltkrieg, der auf sich Aufmerksam machen konnte war Hans Moldenhauer mit den Titeln in Hamburg in 26 und 27. Nach einer weiteren Finalteilnahme in 28 verstarb er in 29 mit nur 28 Jahren an einem Autounfall. Der Sieg in 1928 über Moldenhauer war der erste große Erfolg von Daniel Prenn.

Daniel Prenn 1904 - 1991
Von 1929 bis 1932 war Prenn die deutsche Nummer. Gemeinsam mit Moldenhauer gelang 1929 der erste Einzug ins Davis Cup Finale. Nach Siegen über Spanien, Italien, Tschechoslowakei und Großbritannien, konnte Deutschland den europäischen Teil des Davis Cup gewinnen. Der Wettbewerb war nach dem ersten Weltkrieg extrem gewachsen und wurde daher in eine europäische und amerikanische Zone eingeteilt. Deutschland spielte gegen den Sieger der amerikanischen Zone und musste sich in Berlin 5:0 geschlagen geben.
Ohne den verstorbenen Moldenhauer gab es in 1930 und 1931 zwei frühe Niederlagen, ehe ein neuer top Spieler auf den Plan trat.

Gottfried von Gramm 1909 - 1976
1932 konnte Deutschland erneut ins europäische Finale des wichtigsten Wettbewerb dieser Zeit einziehen. Nach Siegen über Indien, Österreich, Irland und Großbritannien, wurde im Finale in Mailand 5:0 gewonnen. Neben von Gramm und Penn kam in einem unbedeutenden Einzel Gustav Jaenecke zum Einsatz. Eine Woche nach dem Sieg von Mailand spielte man in Paris gegen die USA und verlor 3:2, wobei das 4. Einzel die Entscheidung brachte. Die Amerikaner verloren nochmal eine Woche später das Finale gegen die in dieser Zeit dominierenden Franzosen ( 4 Musketiere) mit 3:2.
Ähnlich wie 1929 war eine Wiederholung des Erfolgs nicht möglich, da einer der beiden top Spieler für das Folgejahr ausfiel. Daniel Prenn war Jude und die Nazis verboten den Einsatz von Prenn in Davis Cup Begegnungen 1933. Prenn emigrierte nach Großbritannien und kehrte nicht wieder nach Deutschland zurück. Prenn galt zu dieser Zeit als einer der 10 besten Spieler der Welt und war zu den Olympischen Spielen 1936 eines der bekanntesten Opfer der Rassenpolitik. Prenn nahm die britische Staatsbürgerschaft an, konnte aber nicht mehr an die Erfolge der Vergangenheit anknüpfen.

Von Cramm war erstmal alleiniger deutscher Spitzenspieler, gewann von 1932 - 1935 vier mal in Hamburg, gewann 34 die FO und stand 35 im Finale von Wimbledon. Als ein goßer internationaler Sportheld war von Cramm hoch angesehen, aber auch er sollte später mit den Nazis in Konflikt kommen. Vorher konnte er in 35 gemeinsam mit einem weiteren aufkommeden top Spieler den europäischen Erfolg im Davis Cup wiederholen.

Henner Henkel 1915 - 1943
1935 im zweiten Davis Cup Jahr von Henkel gewann Deutschland die europäische Zone mit Siegen gegen Italien, Australien und der Tschecheslowakei. Lediglich der 19 jährige Henkel gab gegen den Tschechischen Spitzenspieler Menzel einen Punkt ab. Im Interzonen Finale war die USA um Don Budge erneut eine Nummer zu groß. 4:1 gewannen die Amerikaner in London.

Das Schicksal sollte sich 1936 wiederholen diesmal mussten sich Henkel und von Cramm den Australien im Interzonen Finale in London mit 4:1 geschlagen geben. In der europäischen Zone musste man vorher Spanien, Ungarn, Argentinien, Irland und Jugoslawien besiegen. Man sieht wie lang der Weg war trotz Ko System, da immer mehr Länder am Davis Cup teilnahmen.

In 1937 das gleiche Bild, nach Freilos und Siegen über Österreich, Italien, Belgien und die Tschechoslowakei spielte mit im Interzonenfinale in London gegen die USA. Deutschland konnte die Einzel gegen die Nummer 2 der Amerikaner gewinnen, verlor das Doppel und Henkel verlor gegen Budge. So musste das letzte Einzel zwischen Von Cramm und Budge entscheiden. Der Amerikaner, der zwischen 37 und 40 alle GS wo er antrat gewann, 6 bei den Amateuren und 3 bei den Profis, siegte 8:6 im fünften. Deutschland wäre im Finale gegen Großbritannien auch klarer Favorit gewesen, da der britische top Spieler Perry zu den Profis gewechselt war.

Von Cramm ging mit einigen Spitzensportlern danach auf eine 7 monatige Weltreise um Tennis noch populärer zu machen. Einen Tag nach seiner Ankunft in Deutschland wurde er wegen angeblicher Homosexualität festgenommen. Nach einem halben Jahr kam von Cramm auf Drängen der Öffentlichkeit, die sowohl Tenniskollegen, als auch den schwedischen König und viele mehr ausmachte wieder auf freien Fuß.

Auch ohne den zweifachen FO Siege und dreifachen Wimbledon Finalisten gewann Deutschland europäische Zone. Ein Mann österreichischer Herkunft Namens Georg von Metaxa war der Mann neben Henkel. Im Interzonen Finale war wie gewohnt Schluss. Ohne den Spitzenspieler von Cramm gewann man keinen einzigen Satz in Boston gegen Australien.
1939 konnte Deutschland erneut ins europäische Finale einziehen, diesmal war eine Runde früher Schluss, da man 3:2 gegen Jugoslawien verlor. Der Mann neben Henkel war in diesem Jahr Rolf Göpfert.

Henner Henkel war neben dem Davis Cup auch im Einzel erfolgreich, er gewann 1937 und 1939 in Hamburg. In 1937 konnte er ausserdem die FO gewinnen.
Henkel verlor nicht nur seine besten Jahre durch den 2. Weltkrieg, sondern verstarb 1943 im Alter von 27 Jahren bei der Schlacht um Stalingrad.

Auch der vierte deutsche top Spieler dieser Jahre wurde Opfer eines Politikums.

Hans Nüsslein 1910 - 1991
Nüsslein gab als 15/16 jähriger Trainerstunden in seinem Heimatverein und wurde von einem Spieler aus dem Nachbarclub angezeigt, weil er dafür ein paar Groschen nahm. Entsprechend der strengen Auslegung der Amateurregeln wurde Nüsslein lebenslang für den Davis und alle Amateur Turniere gesperrt.

Nüsslein gewann alle 3 Profi Slams, den französischen sogar zweimal. Er bewegte sich auf Augenhöhe mit den erfolgreichen Amateuren wenn diese zu den Profis wechselten. Er spielte gewann gegen Tilden, Vines und Cochet, wurde 1933 sogar als Nummer 1 bei den Profis geführt.
Hauptsächlich verdiente er sein Geld mit Trainerstunden.
Im zweiten Weltkrieg kam er in amerikanische Gefangenschaft, aus der er 1948 entlassen wurde. Später trainierte er deutsche Hoffnungen wie Juhnke und Bungert. 2006 wurde er in die Halle of Fame aufgenommen.

Von Cramm war auch nach dem 2. Weltkrieg einer, wenn nicht der populärste deutsche Sportler. In 1947 wurde er zu Deutschlands Sportler des Jahres gewählt, 1948 ebenso und 1949 nur knapp nicht.
Sportlich lieferte er mit den Siegen Nummer 5 und 6 in Hamburg auch im hohen Alter von 40 Jahren noch Weltklasse Leistungen ab. 1951 kann er Deutschland noch einmal ins Finale der europäischen Zone führen, dort waren die Schweden um den späteren Borg Trainer Lennart Bergelin eine Nummer zu groß.

Die Gefängnisstrafe von 1938 hat ihm eventuell den Wimbledon Sieg gekostet. In 1939 gewann er Queeens im Finale gegen Bobby Riggs mit 6:0 6:1. Riggs gewann wenige Wochen später Wimbledon und Von Cramm durfte aufgrund seiner Vorbestrafung nicht spielen. Der große Don Budge war nach seinem GS in 1938 zu den Profis gewechselt, als der Weg wäre frei gewesen.

Von Cramm war Vorbild auf und neben dem Platz. Er gab Bälle gut wenn der Schiedsrichter sie fälschlicherweise aus sah und ließ sich nicht von den Nazis für ihre Propaganda einspannen. Er war der erste Deutsche der nach dem Krieg ins Ausland reisen durfte und hatte einen guten Draht zu den Besatzungsmächten. Ausserdem war er am Wiederaufbau des DTBs beteiligt.
1977 wurde er als erster deutscher in die Halle of Fame aufgenommen.

 
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Gordo

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da haben sie sich aber mühe gegeben (y) viele punkte kannte ich noch nicht. alleine von brown und flo mayer könnte man natürlich locker 30 minuten highlight-videos produzieren.

noch schöner wäre es gewesen, wenn sie ein paar legenden der 90er dazugenommen hätten wie z.b. charly steeb, dreekmann, goellner oder braasch :D

bei becker hätte ich gedacht, dass zwei punkte auftauchen, nämlich der in wimbledon im fallen gegen lendl und der matchball im masters 1988 gegen denselbigen. das sind für mich die bekanntesten von ihm (neben dem ass gegen curren, aber das ist ja unspekatakulär).
 

Hans Meyer

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da haben sie sich aber mühe gegeben (y) viele punkte kannte ich noch nicht. alleine von brown und flo mayer könnte man natürlich locker 30 minuten highlight-videos produzieren.

noch schöner wäre es gewesen, wenn sie ein paar legenden der 90er dazugenommen hätten wie z.b. charly steeb, dreekmann, goellner oder braasch :D

bei becker hätte ich gedacht, dass zwei punkte auftauchen, nämlich der in wimbledon im fallen gegen lendl und der matchball im masters 1988 gegen denselbigen. das sind für mich die bekanntesten von ihm (neben dem ass gegen curren, aber das ist ja unspekatakulär).

GS Tennis zeigen sie in ATP Videos eigentlich nie ;)
 
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