- Beiträge
- 47.540
- Punkte
- 113
Eine schwächere Boxwoche wartet auf uns, dafür ein sehr starker Boxtag. Der Schwerpunkt liegt eindeutig auf dem Samstag, dort finden sich gleich 4 teils hochklassige Veranstaltungen. Dafür wird an den restlichen Tagen nur sehr wenig geboten. Ich habe überlegt... eventuell eine japanische Card innerhalb der Woche noch einzubauen, aber der japanische Meistertitel im Minimumgewicht ist jetzt auch nicht wirklich ein Faktor im Weltboxen. Dazu kommt, dass man für gewöhnlich eh nichts davon sehen kann. Ich werde es so handhaben, dass ich bei einer legalen Übertragung... vielleicht kurzfristig noch 1-2 Events vorstellen werde. Mal schauen.
Was ich mit Bestimmtheit sagen kann: Matchroom/DAZN, PBC, Probox und eine RCC Boxing Veranstaltung aus Russland laufen.
Was nicht untergehen soll: Ein vielversprechendes deutsches Schwergewicht wird in den USA kämpfen.
Samstag, den 09.07.2022
Magomed Kurbanov (22-0) vs. Patrick Teixeira (31-3) Superweltergewicht
Eine Veranstaltung von RCC Boxing Promotions, gekämpft wird in Jekaterinburg. Im Hauptkampf erwartet und diese Paarung. Kurbanov hatte im Mai letzten Jahres seinen großen Kampf gegen Liam Smith. Den Kampf gewann er, für viele ging das Urteil nicht in Ordnung. Ansonsten ein durchaus stark einzuschätzender Mann, obschon die absolute Weltspitze wohl eher nicht drin sein könnte.
Um sich weitere Bestätigung für diese These zu holen bzw. sie nicht zu holen, hat man nun Teixeira angesetzt. Von Teixeira sah ich einiges, das sah zeitweise auch sehr gut aus. Höhepunkt sicherlich im November 2019 sein Sieg gegen Derevyanchenko-Bezwinger Carlos Adams. War ein enger Kampf, Texeira konnte Adams niederschlagen und in den hinteren Runden gut aufdrehen. Da sah ich den physisch starken Brasilianer durchaus als Topmann in der Division. Problem hierbei, er hat seitdem keinen Kampf mehr gewonnen. Gegen Castano gab es um die WM nichts zu holen. Die potentiellen Reichenweitenvorteile konnten nicht ausgespielt werden, Castano machte durchweg hohen Druck, bezwang Texeira dann ziemlich klar nach Punkten. Im Nachgang gab es dann noch eine Disqualifikation gegen Paul Valenzuela Cuesta. Dort begann er ein Foul, der Mexikaner nutze die Gelegenheit, war nicht mehr kampfbereit. Tatsächlich ging die DQ dann durch, etwas überraschend vielleicht.
Jedenfalls hat sich Teixeira so seine herausragende Ausgangssituation etwas ruiniert, auf Boxrec auch nur noch die Nummer 68. Beide Boxer gingen die WBO-Schiene. Teixeira war interims Weltmeister + boxte um die WM gegen Castano. Kurbanov wurde gegen Smith WBO International-Champ. Kurbanov ist neulich aus der Top 15 der WBO gefallen, gemäß einem Sieg… dürfte er dann wieder reinkommen. Das dürfte eine der Intentionen dieser Paarung sein. Ansonsten finde ich rein sportlich betrachtet den Kampf gut. Kurbanov ist ein ordentlicher Boxer, hat aber gegen Smith nicht immer gut ausgeschaut. Teixeira steht etwas am Scheidepunkt seiner Karriere, würde er aber Kurbanov schlagen, dann wäre er wieder richtig dick im Geschäft. Wird natürlich in Russland äußerst schwer, aber völlig chancenlos sehe ich ihn nicht.
Pavel Silyagin (10-0) vs. Jose de Jesus Macias (28-10-4) Supermittelgewicht
Im Co-Mainevent erwartet uns mit Silyagin ein spannender Mann. Er war ein dekortierter Amateuerboxer, holte beispielsweise Bronze bei den Weltmeisterschaften. Bei den Profis läuft es auch sehr gut an. Den Chudinov-Bezwinger Azizbek Abdugofurov konnte er eindeutig auspunkten. Im Januar dieses Jahres erfolgte dann ein KO-Sieg über den zähen Nizar Trimech, das liest sich alles ziemlich stark. Auf Boxrec inzwischen schon die Nummer 10, bei der WBC in den Top 15 gelistet.
Macias ist ein toughes Kerlchen und hatte ein überraschend starkes Jahr 2021. Zunächst konnte er den hartschlagenden Kanadier Steven Butler stoppen, im Juli erfolgte ein Unentschieden in Deutschland gegen den Ukrainer Andrii Velikovskyi. Das sind wirkliche Achtungserfolge gewesen für den Mexikaner. Übrigens auch jeweilig WBC-Titelkämpfe gewesen, folglich dürfte Macias auch in den Top 40 der WBC platziert sein. Ich würde es so sehen, dass Macias ein harter Gegner sein kann, sofern man es zulässt. Allerdings dürfte Silyagin über die Eigenschaften verfügen, sich dem Kampf zu entziehen. Das dürfte rein technisch betrachtet eine Nummer zu groß für Macias werden. Aber wer weiß? Er reitet auf einer Erfolgswelle momentan, könnte sich in dessen Prime befinden.
Gleb Bakshi (debut) vs. Manuk Dilanyan (12-8-2) Mittelgewicht
Die restliche Undercard ist mit Propects bestückt. Das sind/waren durchgehend sehr starke Amateurboxer. Zum Beispiel das Schwergewicht Lazizbek Mullojonov – oder auch Cruisergewicht Evgeny Tishchenko. Problem hierbei, die b-side ist völlig unterlegen. Am Interessantesten empfand ich noch diese Paarung hier.
Bakshi ist ein hochdekorierter Amateuerboxer. Holte 2019 Gold bei der Weltmeisterschaft, danach folgte das Olympia-Bronze in Tokio. Ziemlich spannender Mann also. Dilanyan hat immerhin einen positiven Kampfrekord aufzuweisen, ist die Nummer 164 auf Boxrec. Verliert seine Kämpfe zumeist über die Punkte, holt aber gelegentlich auch ein Unentschieden oder Sieg. Steht halt überwiegend als b-side gegen starke Männer im Ring. Ich denke, als Prüfstein für den ersten Kampf ist das eine ordentliche Ansetzung.
Dereck Chisora (32-12) vs. Kubrat Pulev (29-2) Schwergewicht
Eine Veranstaltung von Matchroom, folglich auf DAZN zu sehen. Im Hauptkampf erwarten uns diese schweren Jungs. Was man eventuell nicht auf dem Schirm haben könnte, es handelt sich um ein Rematch. Im Mai 2016 boxten beide schon gegeneinander, Pulev konnte sich über die Punkte durchsetzen. Nun über 6 Jahre später erfolgt das zweite Aufeinandertreffen. Braucht das die Boxwelt? Imho nicht, aber nun ist es eben angesetzt. Ich bin mir sicher, auch wenn die Vorfreude im Vorfeld sich stark limitiert zeigen sollte, umso näher der Samstag rückt, umso mehr wird der Kampf wohl dann doch an Reiz gewinnen.
Die Geschichte dieses Rematch begann eher mit einer polnischen Personalie. Adam Kownacki wurde angefragt um der nächste Chisora-Gegner zu werden. Man stand wohl in Verhandlungen, ein 7-stelliger Betrag wurde für Kownacki in Aussicht gestellt, er entschied sich allerdings dagegen. Ich habe mir ein polnisches Interview angehört bzgl. dieser Thematik. Laut Kownacki war die Börse sehr gut, allerdings ist der Faktor mit dem Auswärtsspiel (fremdes Land, fremde Plattform mit DAZN) zu ungewiss. Nun hat man also Pulev ausgegraben. Das dürfte für Chisora nicht leichter werden. Pulev ist manchmal etwas als Langweiler hier abgestempelt, derweil fand ich seinen letzten Kampf gegen Jerry Forrest wirklich gut. Pulev hat eindrucksvoll gezeigt, dass er mit 41 Jahren noch ein Faktor im Schwergewicht sein kann. Chisora derweil hat einen beängstigenden Eindruck zuletzt im Rematch gegen Parker hinterlassen. Er schien verletzlich, musste mehrfach runter. Die Wertungen waren ein Witz, der Kampf komplett einseitig verlaufend. Es wirkte fast so, als ob das Feuer mittlerweile erloschen ist. Die neusten Fotos von Chisora deuten ebenfalls darauf hin. Körperlich durchaus in shape, aber was die Physiognomie angeht, da wirkt er alt und gezeichnet.
Die Vorzeichen stehen günstig für Pulev, bei den Buchmachern ist er auch Favorit. Am Ende wird Chisora darüber entscheiden, wie der Kampf ausgeht. War das gegen Parker ein Betriebsunfall? Oder zeichnet sich dort eine klare Tendenz bzgl. des Leistungsvermögens ab? Gegen Pulev muss es eine gewaltige Leistungssteigerung geben, ansonsten könnte es sogar eine vorzeitige Niederlage geben.
Israil Madrimov (8-0) vs. Michel Soro (35-3-1) Superweltergewicht
Das Event kann man durchaus als double-header verstehen, ebenfalls ein Rematch. Rein sportlich ist Madrimov vs. Soro zumindest ein Main-Fight. Im Dezember vergangenen Jahres gab es das erste Aufeinandertreffen der beiden in Usbekistan. Das wurde auch auf DAZN übertragen. Ich muss gestehen, es war eine schreckliche Veranstaltung. Sämtliche Usbeken konnten nicht überzeugen, dazu gab es einen echten Skandal beim Kampf zwischen Madrimov vs. Soro. Soro war angeschlagen, wurde dann eindeutig nach dem Gong gefinished. Warum das im Nachgang noch immer als NC nicht gewertet wird? Da merkt man teilweise, wir absurd dubios dieses Profiboxen doch ist. Negativer Höhepunkt, dieser kahlköpfige Ringsprecher. Ich weiß zwar dessen Namen nicht – aber manchmal bekomme ich von ihm Alpträume.
Soro ist durchaus ein Topmann. Die Aufgaben auf EU-Level hat er allesamt ziemlich souverän gemeistert. Den WBA-Gold Titel gesichert, wonach dann ein Eliminator gegen Madrimov folgte. In diesem Kampf hatte Madrimov die Oberhand, dennoch war der Ausgang eine richtige Farce. Ich glaube nicht, dass im Rückkampf der Verlauf groß anders sein wird. Auf der anderen Seite ist Madrimov im Profibereich noch nicht sonderlich erfahren. Ein potentieller Erfolg über Soro wäre mit Abstand sein bester Karrieresieg. Danach müsste wohl schon der kongolesische General Emmany Kalombo kommen. Was für Soro spricht, man trifft sich nun in UK, sozusagen neutraler Boden. Natürlich ist Madrimov bei Matchroom unter Vertrag, es ist klar ein Auswärtsspiel, aber immerhin kann man etwas Fairness erwarten, zumindest gegenüber der letzten Usbekistan-Farce. Insgesamt eine gute Paarung, der Sieger dürfte baldig eine WM-Chance gegen Charlo dann erhalten.
Felix Cash (15-0) vs. Vaughn Alexander (17-6-1) Mittelgewicht
Felix Cash ist ein vielversprechender Mann. Hat vorzugsweise Kämpfe auf britisch/eu Level gehalten. Da finden sich Namen wie Jack Cullen, Jason Welborn oder auch Denzel Bentley. Die drei genannten hat er vorzeitig besiegen können. Stattliche Ansage von Cash. Bentley konnte man neulich auf der Channel 5-Veranstaltung von Wasserman Boxing sehen, da hat er mir gut gefallen gegen Linus Udofia. Den muss man erst einmal in 3 Runden abschießen. Es stellt sich eben nun die Frage, wie weit es für Cash gehen kann? EU-Level scheint kein Problem zu sein, aber wird es für ganz oben ausreichen? Bei der WBA ist er jedenfalls schon in den Top 15.
Alexander sah ich auch schon einige Male. Besonders sein Upset damals gegen Money Powell IV blieb im Gedächtnis. Money Powell IV ist sozusagen eine Sportforen.de-Legende, hat auch einen Bandwagon hier irgendwo. Der in Hanau geborene Money Powell unterlag auf einer PBC-Fox Card damals gegen Alexander. Danach gab es einige Niederlagen, eine findet sich auch in UK gegen Zach Parker. Im Dezember dann noch ein Erfolg für Alexander gegen Luis Arias. Wunderwerke kann man von Alexander nicht erwarten, aber er ist ein guter Prüfstein und kann immer wieder auch für Überraschungen sorgen. Ich denke allerdings, dass gegen Cash wenig zu holen sein wird für Alexander.
Bei Cash besteht das Problem, dass in UK das Superweltergewicht ziemlich heiß ist. Liam Smith, Sam Eggington, Troy Williamson, Ted „the big cheese“ Cheeseman, Kieron Conway, James Metcalf – von mir aus kann man den Matchroom-Spanier Kerman Lejarraga noch dazuzählen. Das wären alles richtig starke Paarungen für Cash. Vielleicht finden sich ein paar der genannten Boxer Mal im Mittelgewicht für Cash.
Caoimhin Agyarko (11-0) vs. Lukasz Maciec (28-4-1) Superweltergewicht
Diese Paarung finde ich nicht uninteressant. Agyarko befindet sich im Aufbau, hat zuletzt zwei stärkere Gegner boxen dürfen mit Noe Larrison Jr. und Juan Carlos Rubio. Larrison sah ich neulich gegen Nikita Ababiy. Da hat er ganz gut mitgehalten, schlecht ist er nicht. Von daher schaut Agyarko ganz vielversprechend aus, mit Maciec erwartet nun die nächste Stufe auf der Qualitätsleiter.
Maciec sah ich auf Matchroom schon gegen Fowler im Februar dieses Jahres. Da hat er mir ziemlich gut gefallen. Enorm hohes Tempo gegangen, die ersten Runden den Kampf eng gestaltet, im Nachgang ging Maciec dann die Puste aus, musste viel einstecken, tat das aber auch. Dazu kommt, dass Maciec ursprünglich aus dem Weltergewicht kommt, für Fowler ins Mittelgewicht ging. Ich würde somit den Polen im Superweltergewicht noch etwas stärker einschätzen. Gute Paarung, das dürfte kein Selbstläufer für Agyarko werden, wenn er den Polen allerdings souverän bezwingen sollte, könnte er langfristig ein Faktor werden.
Auf der weiteren Undercard wird noch Fabio Wardley kämpfen, Gegner ist leider noch nicht bekannt. 4 solide Kämpfe + Wardley, ordentliche Card.
Cesar Francis (10-0) vs. Raymundo Beltran (37-9-1) Superleichtgewicht
Eine erneute Veranstaltung von Probox, folglich im Abo auf Probox zu sehen. Gekämpft wird in Plant City. Schön, dass man die Aktivität beibehält. In der letzten Ausgabe gab es einen Dämpfer. Negative Kämpfe, unzufriedene Zuschauer. Der einzige Kampf der etwas unterhaltsam war… endete dann auch noch mit einer fetten Robbery. War leider ein Reinfall. Grund genug also, es im neuen Anlauf besser zu machen.
Francis letzten Kampf gegen Mohamed Mimoune sah ich. Das war noch vor dem offiziellen Release von Probox, die Veranstaltung lief kostenlos auf Youtube. Ziemlich enger Kampf, Francis hat zeitweise auch etwas gewackelt, die Punktrichter gaben ihm den Kampf. Mimoune war natürlich auch ein sehr guter Gegner, unschlagbar sah Francis allerdings nicht aus. Beltran kennt man natürlich, er stand in vielen Kämpfen. Zum Beispiel findet sich ein WM-Kampf gegen Terence Crawford usw. Darunter waren auch immer wieder gute Siege, zum Beispiel im Februar 2019 gegen Hiroki Okada oder im August 2017 gegen Bryan Vasquez. Im Juni 2019 ging er gegen Richard Commey KO, ich wusste überhaupt nicht, dass er noch boxt.
Francis versucht man als Main-Event Fighter aufzubauen. Dazu gehört eben auch, dass man größere Namen im Kampfrekord hat. Beltran ist zumindest ein bekannter Name, ehemaliger Weltmeisterschaftsherausforderer. Das Problem ist einfach, dass Beltran inzwischen 41 Jahre alt ist, im Superleichtgewicht ist das steinalt. Die Vorzeichen liegen hier klar bei Francis, es stellt sich eher die Frage, ob das nicht vielleicht eine vorzeitige Nummer werden könnte. Auf der anderen Seite hat Francis einen leeren Rekord bis auf Mimoune. Wenn Beltran noch an seine Leistung vom Okada-Kampf anknüpfen könnte, dann würde es vermutlich spannend werden. So stark in Francis nämlich auch nicht einzuschätzen. Folglich lautet die Frage zum Kampf, ob Beltran mit 41 Jahren noch was im Tank hat.
Christian Thun (8-0) vs. Curtis Harper (13-8) Schwergewicht
Auf der Undercard erwartet uns sogar ein deutsches Schwergewicht! Christan Thun stammt aus NRW und bringt beachtliche 2,04m in den Ring. Er steht wohl bei Probox unter Vertrag, seinen letzten Kampf sah ich ebenfalls auf Probox. Das war auf der Francis vs. Mimoune Undercard. Dort hat er Amron Sands in der ersten Runde besiegt. Sands kam nicht zum Gewinnen, sagen wir es Mal so. Für viele gilt Thun vielleicht als das spannendste deutsche Schwergewicht. Bei Boxrec inzwischen schon unter den Top 100 gelistet. Mit Probox hat er auch einen guten Promoter, eine gute Plattform. Spannend.
Harper ist im Boxzirkus kein Unbekannter. Er hat Berühmtheit erlangt, als er damals gegen Efe Ajagba den Ring verlassen hat. Es ertönte der Gong, Harper ist dann einfach wieder gegangen, das gilt als kürzester Kampf der Geschichte. Damals hat man es so hingestellt, als hätte Harper solch große Angst gegen Ajagba zu kämpfen, dass er vor Furcht den Ring verlassen hat. Am Ende waren es wohl finanzielle Ungereimtheiten und eine Protestaktion seitens Harper. Der gepflegte Schwergewichtsliebhaber wird allerdings Harper auch von anderen Kämpfen kennen. Insbesondere seine absolute Ringschlacht gegen Chris Arreola 2015 blieb im Gedächtnis. Absolutes Slugfest. Harper ist hart im Nehmen, stand gegen viele gute Leute im Ring, solider Mann.
Es freut mich jedenfalls, Thun sehen zu können. Sicherlich ist Harper kein besonders glorreicher Name, aber er könnte einen soliden Prüfstein darstellen. Die wirklichen Gegner hatte Thun noch nicht, auf dem Papier wäre es Sands gewesen, der hatte aber keinerlei Ambitionen. Harper wird sicherlich Thun mehr herausfordern, das wird kein Selbstläufer.
Julio Solis (7-0) vs. Christian Otero (4-1) Leichtgewicht
Die restliche Undercard liest sich jetzt nicht sonderlich spannend. Am besten gefiel mir noch dieser Kampf hier. Solis wird bei Probox als Prospect aufgebaut. Seinen letzten Kampf sah ich, da hat er gegen den Brasilianer Alex de Oliveira gekämpft, ebenfalls beim Francis-Mimoune Event. War eine blutige Angelegenheit. Man hält wohl viel von Solis. Er ist noch 20 Jahre jung, lächelt viel, hat Wurzeln in Puerto Rico. Das verspricht immer eine gute Fanbase, wenn man Qualität mitbringt.
Otero hat solche Voraussetzungen nicht. Er stammt aus Harlem, hat allerdings eine solide Amateuerkarriere absolviert. Er galt als New Yorker-Prospect, ich habe Mal ein Interview über Otero gelesen, da stand er noch bei 3-0. Grundsätzlich kann er schon boxen, aber er hat einfach nicht die Ressourcen wie Solis. Solis bekommt ein Team gestellt, kann sich professionell vorbereiten + muss keinen Beruf nachgehen. Dennoch, wenn Otero im Boxen noch was erreichen möchte, dann darf er diesen Kampf nicht verlieren. Sollte er Solis wirklich schlagen, dann ist er gut im Geschäft. Eine weitere Niederlage würde allerdings den Weg zum Journeyman wohl eher ebnen. Interessante Ansetzung.
Mark Magsayo (24-0) vs. Rey Vargas (35-0) Federgewicht
Eine Veranstaltung von PBC, gekämpft wird in San Antonio. Die Veranstaltung steht im Zeichen der niedrigeren Gewichtsklassen, das verspricht Action. Im Hauptkampf erwartet uns eine Paarung um die WBC-Weltmeisterschaft. Diesen Gürtel konnte sich Magsayo gegen Garry Allen Russell Jr. sichern. Damit wurde eine „Regentschaft“ gebrochen… die seit 2015 Bestand hatte. Ein wirklich großer Champ war Russel nie, grundsätzlich verfügte er über einige Qualitäten, war aber die meiste Zeit sehr inaktiv. Da scheint die Motivation nicht wirklich vorhanden zu sein, gegen Magsayo war es auch ein schwacher Auftritt.
Für viele gilt Magsayo als einer der schwächsten Weltmeister aktuell. So wurde er im August 2021 von Julio Ceja ziemlich ausgeboxt, fand dann aber noch den KO in Runde 10. Bis dato hatte er jede Runde abgegeben. Magsayo ist gewissermaßen ziemlich limitiert, aber Punch bringt er mit. Nun sehen die Buchmacher den Kampf ziemlich 50-50, weshalb könnte das sein? Vargas ist noch ungeschlagen, konnte aber nicht immer vollends überzeugen. So befand er sich gleich in drei verschiedenen Kämpfen am Boden. Darunter finden sich auch zwei Bodenbesuche gegen eher schwächere Gegner in Mexiko. Das beste Kinn scheint Vargas nicht mitzubringen. Und auf der Gegenseite haben wir Magsayo, der nicht sonderlich viel kann – aber er kann zuhauen. Das ist eine spannende Ansetzung. Über die Punkte dürfte es eher Vargas machen, bei Magsayo liegt allerdings die Punching-Chance. Durchaus also ein spannender Kampf, wo Vargas gute Chancen haben dürfte auf die Weltmeisterschaft.
Brandon Figueroa (22-1-1) vs. Carlos Castro (27-1) Superbantamgewicht
Im Co-Mainevent erwartet uns diese starke Ansetzung. Hier trifft die Nummer 2 auf die Nummer 5 von Boxrec. Figueroa kommt aus einer Niederlage gegen Stephen Fulton aus dem November 2021. Das war ein hochklassiger Kampf, äußerst eng auch verlaufend. Am Ende sahen die Punktrichter Fulton vorne, es gab auch einige Stimmen die es anders sahen. Ist jedenfalls keine Niederlage gewesen die Figueroa groß geschadet hat. Mit dem Kampf hat er viel Zuspruch erhalten. Davor schlug er den Weltmeister Luis Nery im Mai 2021 KO. Mit 25 Jahren ist Figueroa auch noch ziemlich jung, da kann also noch einiges in der Zukunft erfolgen.
Castro kommt auch aus einer Niederlage, aber die hatte schon einen negativen Beigeschmack. Er wurde von Luis Nery im Februar 2022 völlig deklassiert. Die Punktrichter machten daraus eine enge SD-Niederlage, der Kampf war in Wahrheit viel eindeutiger. Castro war bedeutend größer, behielt die Ringmitte, kam aber überhaupt nicht in die Distanz, Nery war viel schneller. Am Ende wirkte er behäbig und ideenlos, ein Klassenunterschied. Der technisch feinste Boxer ist Castro nicht, aber mit Figueroa wartet nun ein Offensivboxer. Grundsätzlich könnte man ja herleiten, dass Castro gegen Nery verloren hat und Figueroa jenen Nery zuvor KO schlug. Also müsste die Paarung hier eindeutig verlaufen. Aber so einfach ist das nicht. Figueroa dürfte mit seiner offensiven Herangehensweise deutlich besser Castro liegen. Ich erwarte einen offensivgeführten Kampf, wo beide Boxer ihre Momente haben werden. Das könnte wirklich gut werden.
Frank Martin (15-0) vs. Ricardo Nunez (23-3) Leichtgewicht
Die nächste spannende Ansetzung. Martin ist ein hochveranlagter Boxer, hat im Amateurbereich auch schon seine Erfolge feiern können. So gewann er 2016 noch die golden gloves, im Finale bezwang er einen gewissen Vergil Ortiz Jr. Martin hat man behutsam aufgebaut, zuletzt gab es zwei stärkere Gegner mit Jerry Perez und Romero Duno, beide Aufgaben konnte er sogar vorzeitig lösen. Der Junge boxt richtig stark, Potential ist massiv vorhanden.
Nunez hat solch einen Background nicht, aber was er hat ist Punch. Er muss wirklich hart zuhauen können. Zuletzt gab es im Mai 2021 einen vorzeitigen Sieg über Alfredo Santiago. Santiago ging 1,5 Jahre zuvor mit Devin Haney noch 12 einschläfernde Runden. Ansonsten hat er noch einen vorzeitigen Sieg über Elvis Torres im Juni 2018 stehen. Torres sah ich auch schon einige Male, guter Boxer, gute Nehmerqualitäten. Den populärsten Kampf hat Nunez allerdings verloren, das war im Juli 2019 gegen Gervonta Davis. Da war er chancenlos, ging früh KO. Nunez ist eben kein Weltklasse-Boxer, aber ist durchaus gefährlich mit dem Punch. Martin dürfte boxerisch alles mitbringen um Nunez auszuboxen. Dennoch, eine durchaus gute Ansetzung.
Ramon Cardenas (20-1) vs. Michell Banquez (20-1) Bantamgewicht
Den Kampf stelle ich auch noch kurz vor, vermutlich wird er auf der Main-Card nicht enthalten sein. Mir gefällt er persönlich ziemlich gut. Erneut in einer eher niedrigen Gewichtsklasse, freut mich sehr. Cardenas ist hier wohl die a-side, sein Rekord weist aber häufig Schwierigkeiten auf. Es finden sich beispielsweise 2 sd-Siege, besonders souverän mutet das nicht an. Mein Verdacht, er profitiert eben als a-side angesehen zu werden.
Banquez hatte im Juli 2019 ein richtiges Ausrufezeichen setzen können, als er in Saudi-Arabien unter den wachsamen Augen von Thomas Pütz Prince Partel um die IBO-WM bezwang. Der Kampf war völlig einseitig, ein Verlauf, den man nicht zwingend vorhersah. Danach kam Corona, um Banquez wurde es sehr still. Im Januar 2021 meldete er sich zurück, boxte in den USA den Kubaner Joahnys Argilagos. Im Profibereich noch keine große Nummer, aber er ist ein hochdekorierter Amateurboxer. Zweifacher Weltmeister, dazu Bronzesieger mit 19 Jahren bei den olympischen Spielen von Rio. Banquez konnte den Kubaner stoppen. Das sind zwei richtige Ausrufezeichen gewesen. Für mich geht Banquez hier als klarer Favorit in den Kampf. Ich weiß nicht… ob Banquez womöglich bei der PBC unterschrieben hat. Wenn er Cardenas bezwingt, dann dürfte er nun häufiger bei der PBC laufen, wäre wünschenswert.
Eine imho ziemlich hochklassige Veranstaltung von der PBC. Man beweist erneut, dass die PBC gegenwärtig die Nummer 1 im Boxen ist. Hoffentlich wird das auf Fite im Angebot sein.
Wenn jemand noch ein paar Events hat die sich lohnen könnten zur Vorstellung, gerne auch eigenständig was dazu posten Ansonsten abschließend noch die Frage: Was werdet ihr Euch davon anschauen?
Was ich mit Bestimmtheit sagen kann: Matchroom/DAZN, PBC, Probox und eine RCC Boxing Veranstaltung aus Russland laufen.
Was nicht untergehen soll: Ein vielversprechendes deutsches Schwergewicht wird in den USA kämpfen.
Samstag, den 09.07.2022
Magomed Kurbanov (22-0) vs. Patrick Teixeira (31-3) Superweltergewicht
Eine Veranstaltung von RCC Boxing Promotions, gekämpft wird in Jekaterinburg. Im Hauptkampf erwartet und diese Paarung. Kurbanov hatte im Mai letzten Jahres seinen großen Kampf gegen Liam Smith. Den Kampf gewann er, für viele ging das Urteil nicht in Ordnung. Ansonsten ein durchaus stark einzuschätzender Mann, obschon die absolute Weltspitze wohl eher nicht drin sein könnte.
Um sich weitere Bestätigung für diese These zu holen bzw. sie nicht zu holen, hat man nun Teixeira angesetzt. Von Teixeira sah ich einiges, das sah zeitweise auch sehr gut aus. Höhepunkt sicherlich im November 2019 sein Sieg gegen Derevyanchenko-Bezwinger Carlos Adams. War ein enger Kampf, Texeira konnte Adams niederschlagen und in den hinteren Runden gut aufdrehen. Da sah ich den physisch starken Brasilianer durchaus als Topmann in der Division. Problem hierbei, er hat seitdem keinen Kampf mehr gewonnen. Gegen Castano gab es um die WM nichts zu holen. Die potentiellen Reichenweitenvorteile konnten nicht ausgespielt werden, Castano machte durchweg hohen Druck, bezwang Texeira dann ziemlich klar nach Punkten. Im Nachgang gab es dann noch eine Disqualifikation gegen Paul Valenzuela Cuesta. Dort begann er ein Foul, der Mexikaner nutze die Gelegenheit, war nicht mehr kampfbereit. Tatsächlich ging die DQ dann durch, etwas überraschend vielleicht.
Jedenfalls hat sich Teixeira so seine herausragende Ausgangssituation etwas ruiniert, auf Boxrec auch nur noch die Nummer 68. Beide Boxer gingen die WBO-Schiene. Teixeira war interims Weltmeister + boxte um die WM gegen Castano. Kurbanov wurde gegen Smith WBO International-Champ. Kurbanov ist neulich aus der Top 15 der WBO gefallen, gemäß einem Sieg… dürfte er dann wieder reinkommen. Das dürfte eine der Intentionen dieser Paarung sein. Ansonsten finde ich rein sportlich betrachtet den Kampf gut. Kurbanov ist ein ordentlicher Boxer, hat aber gegen Smith nicht immer gut ausgeschaut. Teixeira steht etwas am Scheidepunkt seiner Karriere, würde er aber Kurbanov schlagen, dann wäre er wieder richtig dick im Geschäft. Wird natürlich in Russland äußerst schwer, aber völlig chancenlos sehe ich ihn nicht.
Pavel Silyagin (10-0) vs. Jose de Jesus Macias (28-10-4) Supermittelgewicht
Im Co-Mainevent erwartet uns mit Silyagin ein spannender Mann. Er war ein dekortierter Amateuerboxer, holte beispielsweise Bronze bei den Weltmeisterschaften. Bei den Profis läuft es auch sehr gut an. Den Chudinov-Bezwinger Azizbek Abdugofurov konnte er eindeutig auspunkten. Im Januar dieses Jahres erfolgte dann ein KO-Sieg über den zähen Nizar Trimech, das liest sich alles ziemlich stark. Auf Boxrec inzwischen schon die Nummer 10, bei der WBC in den Top 15 gelistet.
Macias ist ein toughes Kerlchen und hatte ein überraschend starkes Jahr 2021. Zunächst konnte er den hartschlagenden Kanadier Steven Butler stoppen, im Juli erfolgte ein Unentschieden in Deutschland gegen den Ukrainer Andrii Velikovskyi. Das sind wirkliche Achtungserfolge gewesen für den Mexikaner. Übrigens auch jeweilig WBC-Titelkämpfe gewesen, folglich dürfte Macias auch in den Top 40 der WBC platziert sein. Ich würde es so sehen, dass Macias ein harter Gegner sein kann, sofern man es zulässt. Allerdings dürfte Silyagin über die Eigenschaften verfügen, sich dem Kampf zu entziehen. Das dürfte rein technisch betrachtet eine Nummer zu groß für Macias werden. Aber wer weiß? Er reitet auf einer Erfolgswelle momentan, könnte sich in dessen Prime befinden.
Gleb Bakshi (debut) vs. Manuk Dilanyan (12-8-2) Mittelgewicht
Die restliche Undercard ist mit Propects bestückt. Das sind/waren durchgehend sehr starke Amateurboxer. Zum Beispiel das Schwergewicht Lazizbek Mullojonov – oder auch Cruisergewicht Evgeny Tishchenko. Problem hierbei, die b-side ist völlig unterlegen. Am Interessantesten empfand ich noch diese Paarung hier.
Bakshi ist ein hochdekorierter Amateuerboxer. Holte 2019 Gold bei der Weltmeisterschaft, danach folgte das Olympia-Bronze in Tokio. Ziemlich spannender Mann also. Dilanyan hat immerhin einen positiven Kampfrekord aufzuweisen, ist die Nummer 164 auf Boxrec. Verliert seine Kämpfe zumeist über die Punkte, holt aber gelegentlich auch ein Unentschieden oder Sieg. Steht halt überwiegend als b-side gegen starke Männer im Ring. Ich denke, als Prüfstein für den ersten Kampf ist das eine ordentliche Ansetzung.
Dereck Chisora (32-12) vs. Kubrat Pulev (29-2) Schwergewicht
Eine Veranstaltung von Matchroom, folglich auf DAZN zu sehen. Im Hauptkampf erwarten uns diese schweren Jungs. Was man eventuell nicht auf dem Schirm haben könnte, es handelt sich um ein Rematch. Im Mai 2016 boxten beide schon gegeneinander, Pulev konnte sich über die Punkte durchsetzen. Nun über 6 Jahre später erfolgt das zweite Aufeinandertreffen. Braucht das die Boxwelt? Imho nicht, aber nun ist es eben angesetzt. Ich bin mir sicher, auch wenn die Vorfreude im Vorfeld sich stark limitiert zeigen sollte, umso näher der Samstag rückt, umso mehr wird der Kampf wohl dann doch an Reiz gewinnen.
Die Geschichte dieses Rematch begann eher mit einer polnischen Personalie. Adam Kownacki wurde angefragt um der nächste Chisora-Gegner zu werden. Man stand wohl in Verhandlungen, ein 7-stelliger Betrag wurde für Kownacki in Aussicht gestellt, er entschied sich allerdings dagegen. Ich habe mir ein polnisches Interview angehört bzgl. dieser Thematik. Laut Kownacki war die Börse sehr gut, allerdings ist der Faktor mit dem Auswärtsspiel (fremdes Land, fremde Plattform mit DAZN) zu ungewiss. Nun hat man also Pulev ausgegraben. Das dürfte für Chisora nicht leichter werden. Pulev ist manchmal etwas als Langweiler hier abgestempelt, derweil fand ich seinen letzten Kampf gegen Jerry Forrest wirklich gut. Pulev hat eindrucksvoll gezeigt, dass er mit 41 Jahren noch ein Faktor im Schwergewicht sein kann. Chisora derweil hat einen beängstigenden Eindruck zuletzt im Rematch gegen Parker hinterlassen. Er schien verletzlich, musste mehrfach runter. Die Wertungen waren ein Witz, der Kampf komplett einseitig verlaufend. Es wirkte fast so, als ob das Feuer mittlerweile erloschen ist. Die neusten Fotos von Chisora deuten ebenfalls darauf hin. Körperlich durchaus in shape, aber was die Physiognomie angeht, da wirkt er alt und gezeichnet.
Die Vorzeichen stehen günstig für Pulev, bei den Buchmachern ist er auch Favorit. Am Ende wird Chisora darüber entscheiden, wie der Kampf ausgeht. War das gegen Parker ein Betriebsunfall? Oder zeichnet sich dort eine klare Tendenz bzgl. des Leistungsvermögens ab? Gegen Pulev muss es eine gewaltige Leistungssteigerung geben, ansonsten könnte es sogar eine vorzeitige Niederlage geben.
Israil Madrimov (8-0) vs. Michel Soro (35-3-1) Superweltergewicht
Das Event kann man durchaus als double-header verstehen, ebenfalls ein Rematch. Rein sportlich ist Madrimov vs. Soro zumindest ein Main-Fight. Im Dezember vergangenen Jahres gab es das erste Aufeinandertreffen der beiden in Usbekistan. Das wurde auch auf DAZN übertragen. Ich muss gestehen, es war eine schreckliche Veranstaltung. Sämtliche Usbeken konnten nicht überzeugen, dazu gab es einen echten Skandal beim Kampf zwischen Madrimov vs. Soro. Soro war angeschlagen, wurde dann eindeutig nach dem Gong gefinished. Warum das im Nachgang noch immer als NC nicht gewertet wird? Da merkt man teilweise, wir absurd dubios dieses Profiboxen doch ist. Negativer Höhepunkt, dieser kahlköpfige Ringsprecher. Ich weiß zwar dessen Namen nicht – aber manchmal bekomme ich von ihm Alpträume.
Soro ist durchaus ein Topmann. Die Aufgaben auf EU-Level hat er allesamt ziemlich souverän gemeistert. Den WBA-Gold Titel gesichert, wonach dann ein Eliminator gegen Madrimov folgte. In diesem Kampf hatte Madrimov die Oberhand, dennoch war der Ausgang eine richtige Farce. Ich glaube nicht, dass im Rückkampf der Verlauf groß anders sein wird. Auf der anderen Seite ist Madrimov im Profibereich noch nicht sonderlich erfahren. Ein potentieller Erfolg über Soro wäre mit Abstand sein bester Karrieresieg. Danach müsste wohl schon der kongolesische General Emmany Kalombo kommen. Was für Soro spricht, man trifft sich nun in UK, sozusagen neutraler Boden. Natürlich ist Madrimov bei Matchroom unter Vertrag, es ist klar ein Auswärtsspiel, aber immerhin kann man etwas Fairness erwarten, zumindest gegenüber der letzten Usbekistan-Farce. Insgesamt eine gute Paarung, der Sieger dürfte baldig eine WM-Chance gegen Charlo dann erhalten.
Felix Cash (15-0) vs. Vaughn Alexander (17-6-1) Mittelgewicht
Felix Cash ist ein vielversprechender Mann. Hat vorzugsweise Kämpfe auf britisch/eu Level gehalten. Da finden sich Namen wie Jack Cullen, Jason Welborn oder auch Denzel Bentley. Die drei genannten hat er vorzeitig besiegen können. Stattliche Ansage von Cash. Bentley konnte man neulich auf der Channel 5-Veranstaltung von Wasserman Boxing sehen, da hat er mir gut gefallen gegen Linus Udofia. Den muss man erst einmal in 3 Runden abschießen. Es stellt sich eben nun die Frage, wie weit es für Cash gehen kann? EU-Level scheint kein Problem zu sein, aber wird es für ganz oben ausreichen? Bei der WBA ist er jedenfalls schon in den Top 15.
Alexander sah ich auch schon einige Male. Besonders sein Upset damals gegen Money Powell IV blieb im Gedächtnis. Money Powell IV ist sozusagen eine Sportforen.de-Legende, hat auch einen Bandwagon hier irgendwo. Der in Hanau geborene Money Powell unterlag auf einer PBC-Fox Card damals gegen Alexander. Danach gab es einige Niederlagen, eine findet sich auch in UK gegen Zach Parker. Im Dezember dann noch ein Erfolg für Alexander gegen Luis Arias. Wunderwerke kann man von Alexander nicht erwarten, aber er ist ein guter Prüfstein und kann immer wieder auch für Überraschungen sorgen. Ich denke allerdings, dass gegen Cash wenig zu holen sein wird für Alexander.
Bei Cash besteht das Problem, dass in UK das Superweltergewicht ziemlich heiß ist. Liam Smith, Sam Eggington, Troy Williamson, Ted „the big cheese“ Cheeseman, Kieron Conway, James Metcalf – von mir aus kann man den Matchroom-Spanier Kerman Lejarraga noch dazuzählen. Das wären alles richtig starke Paarungen für Cash. Vielleicht finden sich ein paar der genannten Boxer Mal im Mittelgewicht für Cash.
Caoimhin Agyarko (11-0) vs. Lukasz Maciec (28-4-1) Superweltergewicht
Diese Paarung finde ich nicht uninteressant. Agyarko befindet sich im Aufbau, hat zuletzt zwei stärkere Gegner boxen dürfen mit Noe Larrison Jr. und Juan Carlos Rubio. Larrison sah ich neulich gegen Nikita Ababiy. Da hat er ganz gut mitgehalten, schlecht ist er nicht. Von daher schaut Agyarko ganz vielversprechend aus, mit Maciec erwartet nun die nächste Stufe auf der Qualitätsleiter.
Maciec sah ich auf Matchroom schon gegen Fowler im Februar dieses Jahres. Da hat er mir ziemlich gut gefallen. Enorm hohes Tempo gegangen, die ersten Runden den Kampf eng gestaltet, im Nachgang ging Maciec dann die Puste aus, musste viel einstecken, tat das aber auch. Dazu kommt, dass Maciec ursprünglich aus dem Weltergewicht kommt, für Fowler ins Mittelgewicht ging. Ich würde somit den Polen im Superweltergewicht noch etwas stärker einschätzen. Gute Paarung, das dürfte kein Selbstläufer für Agyarko werden, wenn er den Polen allerdings souverän bezwingen sollte, könnte er langfristig ein Faktor werden.
Auf der weiteren Undercard wird noch Fabio Wardley kämpfen, Gegner ist leider noch nicht bekannt. 4 solide Kämpfe + Wardley, ordentliche Card.
Cesar Francis (10-0) vs. Raymundo Beltran (37-9-1) Superleichtgewicht
Eine erneute Veranstaltung von Probox, folglich im Abo auf Probox zu sehen. Gekämpft wird in Plant City. Schön, dass man die Aktivität beibehält. In der letzten Ausgabe gab es einen Dämpfer. Negative Kämpfe, unzufriedene Zuschauer. Der einzige Kampf der etwas unterhaltsam war… endete dann auch noch mit einer fetten Robbery. War leider ein Reinfall. Grund genug also, es im neuen Anlauf besser zu machen.
Francis letzten Kampf gegen Mohamed Mimoune sah ich. Das war noch vor dem offiziellen Release von Probox, die Veranstaltung lief kostenlos auf Youtube. Ziemlich enger Kampf, Francis hat zeitweise auch etwas gewackelt, die Punktrichter gaben ihm den Kampf. Mimoune war natürlich auch ein sehr guter Gegner, unschlagbar sah Francis allerdings nicht aus. Beltran kennt man natürlich, er stand in vielen Kämpfen. Zum Beispiel findet sich ein WM-Kampf gegen Terence Crawford usw. Darunter waren auch immer wieder gute Siege, zum Beispiel im Februar 2019 gegen Hiroki Okada oder im August 2017 gegen Bryan Vasquez. Im Juni 2019 ging er gegen Richard Commey KO, ich wusste überhaupt nicht, dass er noch boxt.
Francis versucht man als Main-Event Fighter aufzubauen. Dazu gehört eben auch, dass man größere Namen im Kampfrekord hat. Beltran ist zumindest ein bekannter Name, ehemaliger Weltmeisterschaftsherausforderer. Das Problem ist einfach, dass Beltran inzwischen 41 Jahre alt ist, im Superleichtgewicht ist das steinalt. Die Vorzeichen liegen hier klar bei Francis, es stellt sich eher die Frage, ob das nicht vielleicht eine vorzeitige Nummer werden könnte. Auf der anderen Seite hat Francis einen leeren Rekord bis auf Mimoune. Wenn Beltran noch an seine Leistung vom Okada-Kampf anknüpfen könnte, dann würde es vermutlich spannend werden. So stark in Francis nämlich auch nicht einzuschätzen. Folglich lautet die Frage zum Kampf, ob Beltran mit 41 Jahren noch was im Tank hat.
Christian Thun (8-0) vs. Curtis Harper (13-8) Schwergewicht
Auf der Undercard erwartet uns sogar ein deutsches Schwergewicht! Christan Thun stammt aus NRW und bringt beachtliche 2,04m in den Ring. Er steht wohl bei Probox unter Vertrag, seinen letzten Kampf sah ich ebenfalls auf Probox. Das war auf der Francis vs. Mimoune Undercard. Dort hat er Amron Sands in der ersten Runde besiegt. Sands kam nicht zum Gewinnen, sagen wir es Mal so. Für viele gilt Thun vielleicht als das spannendste deutsche Schwergewicht. Bei Boxrec inzwischen schon unter den Top 100 gelistet. Mit Probox hat er auch einen guten Promoter, eine gute Plattform. Spannend.
Harper ist im Boxzirkus kein Unbekannter. Er hat Berühmtheit erlangt, als er damals gegen Efe Ajagba den Ring verlassen hat. Es ertönte der Gong, Harper ist dann einfach wieder gegangen, das gilt als kürzester Kampf der Geschichte. Damals hat man es so hingestellt, als hätte Harper solch große Angst gegen Ajagba zu kämpfen, dass er vor Furcht den Ring verlassen hat. Am Ende waren es wohl finanzielle Ungereimtheiten und eine Protestaktion seitens Harper. Der gepflegte Schwergewichtsliebhaber wird allerdings Harper auch von anderen Kämpfen kennen. Insbesondere seine absolute Ringschlacht gegen Chris Arreola 2015 blieb im Gedächtnis. Absolutes Slugfest. Harper ist hart im Nehmen, stand gegen viele gute Leute im Ring, solider Mann.
Es freut mich jedenfalls, Thun sehen zu können. Sicherlich ist Harper kein besonders glorreicher Name, aber er könnte einen soliden Prüfstein darstellen. Die wirklichen Gegner hatte Thun noch nicht, auf dem Papier wäre es Sands gewesen, der hatte aber keinerlei Ambitionen. Harper wird sicherlich Thun mehr herausfordern, das wird kein Selbstläufer.
Julio Solis (7-0) vs. Christian Otero (4-1) Leichtgewicht
Die restliche Undercard liest sich jetzt nicht sonderlich spannend. Am besten gefiel mir noch dieser Kampf hier. Solis wird bei Probox als Prospect aufgebaut. Seinen letzten Kampf sah ich, da hat er gegen den Brasilianer Alex de Oliveira gekämpft, ebenfalls beim Francis-Mimoune Event. War eine blutige Angelegenheit. Man hält wohl viel von Solis. Er ist noch 20 Jahre jung, lächelt viel, hat Wurzeln in Puerto Rico. Das verspricht immer eine gute Fanbase, wenn man Qualität mitbringt.
Otero hat solche Voraussetzungen nicht. Er stammt aus Harlem, hat allerdings eine solide Amateuerkarriere absolviert. Er galt als New Yorker-Prospect, ich habe Mal ein Interview über Otero gelesen, da stand er noch bei 3-0. Grundsätzlich kann er schon boxen, aber er hat einfach nicht die Ressourcen wie Solis. Solis bekommt ein Team gestellt, kann sich professionell vorbereiten + muss keinen Beruf nachgehen. Dennoch, wenn Otero im Boxen noch was erreichen möchte, dann darf er diesen Kampf nicht verlieren. Sollte er Solis wirklich schlagen, dann ist er gut im Geschäft. Eine weitere Niederlage würde allerdings den Weg zum Journeyman wohl eher ebnen. Interessante Ansetzung.
Mark Magsayo (24-0) vs. Rey Vargas (35-0) Federgewicht
Eine Veranstaltung von PBC, gekämpft wird in San Antonio. Die Veranstaltung steht im Zeichen der niedrigeren Gewichtsklassen, das verspricht Action. Im Hauptkampf erwartet uns eine Paarung um die WBC-Weltmeisterschaft. Diesen Gürtel konnte sich Magsayo gegen Garry Allen Russell Jr. sichern. Damit wurde eine „Regentschaft“ gebrochen… die seit 2015 Bestand hatte. Ein wirklich großer Champ war Russel nie, grundsätzlich verfügte er über einige Qualitäten, war aber die meiste Zeit sehr inaktiv. Da scheint die Motivation nicht wirklich vorhanden zu sein, gegen Magsayo war es auch ein schwacher Auftritt.
Für viele gilt Magsayo als einer der schwächsten Weltmeister aktuell. So wurde er im August 2021 von Julio Ceja ziemlich ausgeboxt, fand dann aber noch den KO in Runde 10. Bis dato hatte er jede Runde abgegeben. Magsayo ist gewissermaßen ziemlich limitiert, aber Punch bringt er mit. Nun sehen die Buchmacher den Kampf ziemlich 50-50, weshalb könnte das sein? Vargas ist noch ungeschlagen, konnte aber nicht immer vollends überzeugen. So befand er sich gleich in drei verschiedenen Kämpfen am Boden. Darunter finden sich auch zwei Bodenbesuche gegen eher schwächere Gegner in Mexiko. Das beste Kinn scheint Vargas nicht mitzubringen. Und auf der Gegenseite haben wir Magsayo, der nicht sonderlich viel kann – aber er kann zuhauen. Das ist eine spannende Ansetzung. Über die Punkte dürfte es eher Vargas machen, bei Magsayo liegt allerdings die Punching-Chance. Durchaus also ein spannender Kampf, wo Vargas gute Chancen haben dürfte auf die Weltmeisterschaft.
Brandon Figueroa (22-1-1) vs. Carlos Castro (27-1) Superbantamgewicht
Im Co-Mainevent erwartet uns diese starke Ansetzung. Hier trifft die Nummer 2 auf die Nummer 5 von Boxrec. Figueroa kommt aus einer Niederlage gegen Stephen Fulton aus dem November 2021. Das war ein hochklassiger Kampf, äußerst eng auch verlaufend. Am Ende sahen die Punktrichter Fulton vorne, es gab auch einige Stimmen die es anders sahen. Ist jedenfalls keine Niederlage gewesen die Figueroa groß geschadet hat. Mit dem Kampf hat er viel Zuspruch erhalten. Davor schlug er den Weltmeister Luis Nery im Mai 2021 KO. Mit 25 Jahren ist Figueroa auch noch ziemlich jung, da kann also noch einiges in der Zukunft erfolgen.
Castro kommt auch aus einer Niederlage, aber die hatte schon einen negativen Beigeschmack. Er wurde von Luis Nery im Februar 2022 völlig deklassiert. Die Punktrichter machten daraus eine enge SD-Niederlage, der Kampf war in Wahrheit viel eindeutiger. Castro war bedeutend größer, behielt die Ringmitte, kam aber überhaupt nicht in die Distanz, Nery war viel schneller. Am Ende wirkte er behäbig und ideenlos, ein Klassenunterschied. Der technisch feinste Boxer ist Castro nicht, aber mit Figueroa wartet nun ein Offensivboxer. Grundsätzlich könnte man ja herleiten, dass Castro gegen Nery verloren hat und Figueroa jenen Nery zuvor KO schlug. Also müsste die Paarung hier eindeutig verlaufen. Aber so einfach ist das nicht. Figueroa dürfte mit seiner offensiven Herangehensweise deutlich besser Castro liegen. Ich erwarte einen offensivgeführten Kampf, wo beide Boxer ihre Momente haben werden. Das könnte wirklich gut werden.
Frank Martin (15-0) vs. Ricardo Nunez (23-3) Leichtgewicht
Die nächste spannende Ansetzung. Martin ist ein hochveranlagter Boxer, hat im Amateurbereich auch schon seine Erfolge feiern können. So gewann er 2016 noch die golden gloves, im Finale bezwang er einen gewissen Vergil Ortiz Jr. Martin hat man behutsam aufgebaut, zuletzt gab es zwei stärkere Gegner mit Jerry Perez und Romero Duno, beide Aufgaben konnte er sogar vorzeitig lösen. Der Junge boxt richtig stark, Potential ist massiv vorhanden.
Nunez hat solch einen Background nicht, aber was er hat ist Punch. Er muss wirklich hart zuhauen können. Zuletzt gab es im Mai 2021 einen vorzeitigen Sieg über Alfredo Santiago. Santiago ging 1,5 Jahre zuvor mit Devin Haney noch 12 einschläfernde Runden. Ansonsten hat er noch einen vorzeitigen Sieg über Elvis Torres im Juni 2018 stehen. Torres sah ich auch schon einige Male, guter Boxer, gute Nehmerqualitäten. Den populärsten Kampf hat Nunez allerdings verloren, das war im Juli 2019 gegen Gervonta Davis. Da war er chancenlos, ging früh KO. Nunez ist eben kein Weltklasse-Boxer, aber ist durchaus gefährlich mit dem Punch. Martin dürfte boxerisch alles mitbringen um Nunez auszuboxen. Dennoch, eine durchaus gute Ansetzung.
Ramon Cardenas (20-1) vs. Michell Banquez (20-1) Bantamgewicht
Den Kampf stelle ich auch noch kurz vor, vermutlich wird er auf der Main-Card nicht enthalten sein. Mir gefällt er persönlich ziemlich gut. Erneut in einer eher niedrigen Gewichtsklasse, freut mich sehr. Cardenas ist hier wohl die a-side, sein Rekord weist aber häufig Schwierigkeiten auf. Es finden sich beispielsweise 2 sd-Siege, besonders souverän mutet das nicht an. Mein Verdacht, er profitiert eben als a-side angesehen zu werden.
Banquez hatte im Juli 2019 ein richtiges Ausrufezeichen setzen können, als er in Saudi-Arabien unter den wachsamen Augen von Thomas Pütz Prince Partel um die IBO-WM bezwang. Der Kampf war völlig einseitig, ein Verlauf, den man nicht zwingend vorhersah. Danach kam Corona, um Banquez wurde es sehr still. Im Januar 2021 meldete er sich zurück, boxte in den USA den Kubaner Joahnys Argilagos. Im Profibereich noch keine große Nummer, aber er ist ein hochdekorierter Amateurboxer. Zweifacher Weltmeister, dazu Bronzesieger mit 19 Jahren bei den olympischen Spielen von Rio. Banquez konnte den Kubaner stoppen. Das sind zwei richtige Ausrufezeichen gewesen. Für mich geht Banquez hier als klarer Favorit in den Kampf. Ich weiß nicht… ob Banquez womöglich bei der PBC unterschrieben hat. Wenn er Cardenas bezwingt, dann dürfte er nun häufiger bei der PBC laufen, wäre wünschenswert.
Eine imho ziemlich hochklassige Veranstaltung von der PBC. Man beweist erneut, dass die PBC gegenwärtig die Nummer 1 im Boxen ist. Hoffentlich wird das auf Fite im Angebot sein.
Wenn jemand noch ein paar Events hat die sich lohnen könnten zur Vorstellung, gerne auch eigenständig was dazu posten Ansonsten abschließend noch die Frage: Was werdet ihr Euch davon anschauen?
Zuletzt bearbeitet: