EM-Vorschau


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Hier rein mit euren Beiträgen zu den einzelnen EM-Teilnehmern.
 

Max Power

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Ich mache dann hier mal den Anfang ;)

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DIE AUSGANGSSITUATION

Das letzte Großereignis endete für die Three Lions wieder einmal im Tal der Tränen: bei der WM in Brasilien war für ein Team im Umbruch absolut nichts zu holen. Nach 1:2-Niederlagen gegen Italien und Uruguay sowie einem torlosen Remis gegen Costa Rica war das WM-Abenteuer schon nach der Gruppenphase vorbei. Trainer Roy Hodgson durfte trotzdem bleiben, und die Verjüngung des Kaders wurde weiter vorangetrieben. Steven Gerrard und Frank Lampard beendeten ihre Karriere im Nationalteam, während sich langsam aber sicher ein neuer Kern herauskristallisierte, um den man in Hinblick auf die WM 2018 ein neues junges Team aufbaut. Für einige dieser Spieler wird die EM der erste richtige Auftritt auf der großen Bühne, dementsprechend vorsichtig muss man mit der Erwartungshaltung sein.

DIE VORBEREITUNG

Trotz einiger Umstellungen nach der enttäuschenden WM fegten die Engländer über ihre Quali-Gruppe hinweg und schlossen die Quali am Ende als einziges Team überhaupt mit einer weißen Weste ab: 10 Spiele, 10 Siege. Den Grundstein für eine erfolgreiche Qualifikation legte man bereits am ersten Spieltag mit einem 2:0-Auswärtssieg in der Schweiz, am letzten Spieltag bezwang man die Eidgenossen auch zuhause mit dem gleichen Ergebnis. Dazwischen löste man die Pflichtaufgaben Estland, Litauen und San Marino souverän - einzig den Slowenen gelang es bei den 1:3- und 2:3-Niederlagen, gegen die Engländer überhaupt ein Tor zu erzielen. Toptorschütze mit 7 Toren in der Qualifikation war Kapitän Wayne Rooney, der dabei auch Sir Bobby Charlton in der ewigen Bestenliste überholte und nun Englands neuer Rekordtorschütze ist. Danny Welbeck erzielte 6 Tore.

Die Testspielbilanz in den letzten Monaten fiel dagegen eher mittelmäßig aus. Im November musste man sich Spanien auswärts nach zwei späten Gegentoren mit 0:2 geschlagen geben, ehe man wenige Tage später zuhause die Franzosen mit 2:0 besiegen konnte. Dieses Match stand allerdings im Schatten der Terroranschläge von Paris, dementsprechend wenig sollte man aus diesem Spiel ableiten. Im März sorgte dann ein 3:2-Sieg in Berlin für Euphorie auf der Insel, konnte man den amtierenden Weltmeister doch nach 0:2-Rückstand mit einem furiosen Finish noch in die Knie zwingen. Drei Tage später wurde man im Wembley aber von den Niederländern wieder zurück auf den Boden der Tatsachen geholt: gegen die EM-Zaungäste setzte es eine 1:2-Niederlage.

Vor der EM testen die Engländer noch dreimal: am kommenden Sonntag gehts im Etihad Stadium gegen die Türkei, am 27. Mai im Wembley gegen Australien und zum Abschluss am 2. Juni ebenfalls im Wembley gegen Portugal.

DER KADER

Roy Hodgson hat vorerst 26 Spieler nominiert:

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Verletzt zuschauen müssen unter anderem Fraser Forster, Luke Shaw und Danny Welbeck.

Mit Phil Jagielka, Michael Carrick und Theo Walcott wurden drei langjährige Stützen nicht berücksichtigt. Gerade bei Jagielka kommt das etwas überraschend, denn da auch Phil Jones mal wieder verletzungsbedingt ausfällt und Ryan Shawcross seit Jahren konsequent ignoriert wird, stehen nun mit Chris Smalling, Gary Cahill und John Stones nur drei Innenverteidiger im Kader. Im Notfall könnte dort auch Eric Dier aushelfen, aber quantitativ ist das doch etwas dünn in der Innenverteidigung.

Im Mittelfeld ist es ein bisschen befremdlich, dass Jack Wilshere nach 141 Spielminuten in dieser Saison gleich wieder in den Kader spaziert, und was Fabian Delph nach dieser Saison im Kader verloren hat, weiß nur Hodgson selbst. Dass Andros Townsend auf dem Flügel den Vorzug gegenüber Michail Antonio bekommt, sorgt bei mir auch für Kopfschütteln. Im Sturm hat auch Marcus Rashford bereits den Sprung in den Kader geschafft, aber das kommt für mich ehrlich gesagt viel zu früh.

Bezüglich der drei Spieler, die noch gestrichen werden müssen, würde ich definitiv auf Fabian Delph, Andros Townsend und Marcus Rashford tippen.

DAS SYSTEM

Glaubt man den englischen Medien, dann wird England bei der EM ein 4-3-3 spielen. Wayne Rooney ist da offenbar als linker Flügel eingeplant, was zur Folge haben dürfte, dass entweder Raheem Sterling oder Jamie Vardy auf der Bank Platz nehmen muss. Hier wird also wieder mal darauf verzichtet, die beste Mannschaft aufs Feld zu schicken, damit man Rooney irgendwie ins Team quetschen kann ... persönlich kann ich das nicht nachvollziehen, denn die Mannschaft hätte ohne ihn schlicht und ergreifend mehr Balance. Vermutlich wird die Startelf also folgendermaßen aussehen:

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Wobei sich auch Bertrand (LV), Walker (RV), Wilshere (ZM), Lallana und Sterling (jeweils RA) Hoffnungen machen dürfen.

DIE GRUPPE

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Die Auslosung bescherte den Engländern eine interessante, aber machbare Gruppe. Besonderen Anreiz für die Engländer hat natürlich das Duell mit dem kleinen Bruder Wales, der ja mittlerweile selbst - zumindest laut FIFA-Rangliste - zu einer Top 15-Adresse im Fußball geworden ist. Auch Russland wird sich im Aufstiegskampf einmischen, dementsprechend wichtig ist schon die Eröffnungspartie für die Engländer. Die Slowakei dürfte nur eine Außenseiterrolle spielen, aber unterschätzen sollte man auch diese Mannschaft nicht. In jüngerer Vergangenheit trafen die Engländer auf keinen ihrer Gruppengegner: gegen Wales spielte man zuletzt in der EM-Qualifikation für 2012 (England gewann beide Duelle), gegen die Slowakei spielte man zuletzt bei einem Freundschaftsspiel im März 2009 (England gewann mit 4:0) und mit den Russen hatte man es das letzte Mal in der EM-Qualifikation für 2008 zu tun (3:0 und 1:2 aus Sicht der Engländer).

PLAYERS TO WATCH

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Vor einem Jahr kickte der 20-jährige Dele Alli noch in der dritten Liga bei MK Dons. Zu diesem Zeitpunkt stand sein Wechsel zu Tottenham zwar längst fest, aber einen derartigen Aufstieg hat niemand vorhersehen können: in seiner ersten Saison in der Premier League etablierte sich Alli sofort als Leistungsträger bei den Spurs, erzielte dabei beachtliche 10 Tore und wurde am Ende ins PL-Team des Jahres sowie als "Young Player of the Year" gewählt. Alli hätte theoretisch auch für Nigeria spielen können, entschied sich aber früh für England, wo er geboren und aufgewachsen ist. Im Oktober gab er sein Debüt in der Nationalmannschaft und bot in den Testspielen eine gute Figur. Alli wird bei der EM in der Startelf sein und eine Schlüsselrolle im Mittelfeld spielen, alles andere wäre eine Überraschung.

Auch sein 22-jähriger Spurs-Teamkollege Harry Kane ist aus dem Nationalteam nicht wegzudenken. Seinen Durchbruch feierte der Mittelstürmer schon in der letzten Saison mit 21 Toren, und in der abgelaufenen Spielzeit bewies er als Torschützenkönig mit 25 Treffern eindrucksvoll, dass er alles andere als ein "One Year Wonder" ist. Auch seine Quote im Nationalteam kann sich durchaus sehen lassen - im letzten Jahr begann er seine Karriere im Dress der Three Lions mit 3 Toren in seinen ersten 4 Spielen, insgesamt hält er nun bei 4 Toren und 2 Assists in 10 Spielen. Zuletzt traf er im März gegen Deutschland.

Nur ein Saisontor weniger als Kane hatte am Ende ein Mann auf dem Konto, dessen fußballerischer Werdegang wohl einzigartig ist. Denn Jamie Vardy kickte mit 25 noch immer in der 5. Liga, ehe er 2012 in die 2. Liga zu Leicester City wechselte. Dort schaffte er 2014 den Aufstieg in die Premier League und schrieb - so manch einer wirds mitbekommen haben - in der abgelaufenen Saison mit dem Meistertitel ein Fußballmärchen, das seines gleichen sucht. Vardy brach dabei auch einen PL-Rekord, indem er in elf aufeinanderfolgenden Spielen traf. Sein Debüt im Nationalteam gab der 29-Jährige letztes Jahr im Testspiel gegen Irland, seither hat er 6 Partien absolviert. Dabei gelangen ihm auch 2 Tore: im März schlug er sowohl gegen Deutschland als auch gegen die Niederlande zu.

DIE PROGNOSE

Die Gruppenphase zu überstehen ist ein Muss, alles weitere hängt auch von den Paarungen in der KO-Phase ab. Das Viertelfinale ist in jedem Fall drin, für mehr dürfte es in Frankreich noch nicht reichen.
 

Max Power

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na, traut sich außer mir keiner? ;)

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DIE AUSGANGSSITUATION

Der Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft, und in fünf Jahren kann sich in diesem Sport eine ganze Menge tun. Dafür gibt es viele Beispiele, aber es fällt mir schwer, ein besseres als die österreichische Nationalmannschaft zu finden. In einer zugegebenermaßen schweren Quali-Gruppe für die EM 2012 belegte man nur Platz 4, in der Weltrangliste fand man sich jenseits der Top 70 wieder und hinter den Kulissen brodelte es gewaltig. Als der ungeliebte Didi Constantini im Herbst dann von Marcel Koller abgelöst wurde, wurde das in Österreich von den selbsternannten Experten heftig kritisiert ... diese Ergüsse waren damals schon zum Fremdschämen, aus heutiger Sicht sind die Aussagen sogar noch witziger. Denn unter Koller entwickelte sich eine spielstarke Mannschaft, die das seit langem schlummernde Potenzial endlich ausschöpfen kann und sich völlig verdient erstmals für eine Europameisterschaft qualifizieren konnte. Die Euphorie in Österreich ist dementsprechend groß - das ganze Land ist heiß auf die EM und Koller genießt hier sowieso längst Heldenstatus.

DIE VORBEREITUNG

In der WM-Quali für 2014 zog man in einer Gruppe mit Deutschland und Schweden noch den Kürzeren, aber in der EM-Quali ließ man diesmal nichts anbrennen: Gruppenkopf Russland besiegte man zweimal mit 1:0, die Schweden fegte man auswärts mit 4:1 vom Platz und die Pflichtaufgaben löste man souverän. Am Ende standen der überlegene Gruppensieg und mit 28 von 30 möglichen Punkten die zweitbeste Qualibilanz hinter England zu Buche. Gerade in den "großen" Spielen zeigte Österreich eine Kaltschnäuzigkeit, die man in vorherigen Qualifikationen noch vermissen ließ: starke Leistungen konnten endlich auch in Punkte umgemünzt werden. Torjäger Marc Janko steuerte in der Quali 7 Tore bei und schoss sich so in die Top 10 der ewigen Torschützenliste, David Alaba erzielte 4 Treffer und Torhüter Robert Almer stellte mit 603 Minuten ohne Gegentor einen neuen Rekord auf.

Die Testspielbilanz in den letzten Monaten fiel dagegen eher mittelmäßig aus. Im Herbst zog man gegen die Schweiz knapp mit 1:2 den Kürzeren, mit dem gleichen Ergebnis unterlag man im März auch der Türkei, wobei in dem Spiel sehr viel rotiert wurde und Österreichs Ersatztorhüter Ramazan Özcan beim Siegestor der Türken fleißig mithalf. Ein paar Tage davor gewann man gegen Albanien mit 2:1.

Vor der EM testen die Österreicher noch zweimal - am 31. Mai gegen Malta und am 4. Juni gegen die Niederlande.

DER KADER

Marcel Koller hat vorerst 24 Spieler nominiert:

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Österreichs Kader kommt dabei ohne Überraschungen und bisher zum Glück auch ohne Verletzungen aus. Wirkliche "Snubs" gibt es nicht, wobei es mich nicht überrascht hätte, wenn es zB Guido Burgstaller in den Kader geschafft hätte. Größter Unterschied zum Kader bei der 2008er Heim-EM: damals spielten noch 13 der 23 Spieler in der österreichischen Liga. Diesmal wird der Kader fast ausschließlich aus Legionären bestehen - lediglich Torhüter Robert Almer wird die österreichische Liga vertreten, plus Valentino Lazaro, falls er den Sprung in den Kader schafft. Für immerhin vier Spieler wird es die zweite EM-Teilnahme sein, den Ramazan Özcan, Christian Fuchs, Györgi Garics und Martin Harnik waren auch 2008 schon dabei.

Der letzte Streichkandidat wird voraussichtlich entweder Valentino Lazaro oder Alessandro Schöpf sein. Mein Tipp ist Lazaro.

DAS SYSTEM

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Eins von Kollers Erfolgsrezepten ist die Tatsache, dass er die Mannschaft nur sehr selten verändert hat und die erste 11 dementsprechend eingespielt ist. Das System ist immer das gleiche 4-2-3-1 mit offensiven Außenverteidigern, Dragovic als eröffnenden IV, Baumgartlinger als Staubsauger vor der Abwehr, Junuzovic und Alaba als Kreativspieler in der Mitte, Arnautovic und Harnik als Außenstürmer und Janko als Solospitze an vorderster Front. Bleibt man von Verletzungen verschont, ist diese Aufstellung so sicher wie das Amen in der Kirche. Einziges Fragezeichen ist aktuell nur der IV-Partner von Dragovic, aber ob der letztendlich Wimmer, Hinteregger oder Prödl heißt, ist nicht so wichtig: die haben allesamt stets einen soliden Job gemacht.

DIE GRUPPE

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Mit der Auslosung durfte man durchaus zufrieden sein - sogenannten "Horrorgruppen" konnte man aus dem Weg gehen und mit Portugal, Island und Ungarn hat man doch eine lösbare Aufgabe erwischt. Das Auftaktmatch gegen Außenseiter Ungarn ist für Österreich gleich besonders wichtig, den mit einem Sieg könnte man sofort die Weichen für den Aufstieg stellen. Kann man das Level aus der Quali mit nach Frankreich bringen, traue ich Österreich sogar den Gruppensieg zu. Vor Portugal und Island muss man sich jedenfalls nicht verstecken und in dieser Gruppe auf der Strecke zu bleiben wäre doch eine ziemliche Enttäuschung.

PLAYERS TO WATCH

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Schon seit ein oder zwei Jahren wird Aleksandar Dragovic mit einem Wechsel zu einem Spitzenverein in Verbindung gebracht, und in diesem Sommer dürfte es endlich soweit sein: unter anderem scheint er bei Borussia Dortmund hoch im Kurs zu stehen. Für einen solchen Schritt ist Dragovic aus meiner Sicht längst reif, denn auch im Nationalteam ist der 25-Jährige längst eine Fixgröße (45 Länderspiele). Klappt es vor der Euro noch nicht mit einem Wechsel, bin ich überzeugt, dass er beim Turnier mit guten Leistungen dafür sorgt, dass es danach hinhaut.

Im Rampenlicht stehen meist andere, doch Julian Baumgartlingers Anteil an den jüngsten Erfolgen ist aus meiner Sicht nicht zu verachten. Mit gutem Stellungsspiel und enormer Laufarbeit stopft er im Mittelfeld viele Löcher und verleiht der Abwehr zusätzliche Stabilität. Das erlaubt es seinem Nebenmann Alaba auch, offensiv Akzente zu setzen. Im Gegensatz zu Dragovic hat der 28-Jährige seinen Wechsel zu einem größeren Verein schon in der Tasche, er wechselt im Sommer bekanntlich von Mainz zu Bayer Leverkusen.

Und über David Alaba muss ich wahrscheinlich eh nicht mehr viel sagen, dessen Leistungen sprechen ja für sich. Dementsprechend hätte ich hier auch Fuchs, Janko, Arnautovic oder Junuzovic anführen können, aber Alaba ist nun mal das Gesicht dieser goldenen Generation und operiert im Nationalteam auch auf einer anderen Position als im Verein. Marcel Koller setzt ihn ausschließlich als Mittelfeldspieler ein, wo er aus meiner Sicht auch besser aufgehoben ist als in der Abwehr. Mit seiner Dynamik und Übersicht ist er für das Nationalteam unverzichtbar.

DIE PROGNOSE

Auch wenn es in erster Linie schön ist, einfach mal wieder "dabei zu sein", wäre ein Ausscheiden in der Gruppenphase eine Enttäuschung. In dieser Gruppe sollte der Aufstieg für uns allemal drin sein, bei entsprechender Auslosung und ohne Verletzungen halte ich auch einen Einzug ins Viertelfinale für denkbar.
 

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Dann mach' ich mal mit der Schweiz weiter. ;)

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DIE AUSGANGSSITUATION
Turnier Eins nach Hitzfeld. Nach sechs durchaus erfolgreichen Jahren (trotz des Verpassen der Europameisterschaft 2012) legt die Trainerlegende das Amt als Nationaltrainer der Schweiz nieder, beendet seine Karriere im Fußball-Business und übergibt das Zepter an Vladimir Petkovic, der zuletzt mit Lazio Rom die Serie A aufgemischt hat.

Die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien bleibt einem als Schweizer durchaus positiv in Erinnerung. Nach einem last minute-Sieg gegen Ecuador zu Beginn folgte die klare 2:5-Klatsche gegen Frankreich. Danach folgte die Gala von Xherdan Shaqiri mit dessen Hattrick gegen Honduras - bereits seinem zweiten im Dress des Nationalteams. Das Mindestziel Achtelfinale wurde somit erreicht, alles was folgte war nur noch Zugabe. Was man gegen Argentinien zeigte, war die vermutlich beste Leistung der Nationalmannschaft in den letzten Jahren. Mit einer beherzten Leistung ging man gegen die Gauchos ins Spiel und dieses war von Spannung kaum zu überbieten. Am public viewing in Luzern war diese förmlich zum Greifen. Die Träume vom Viertelfinale ließ Angel di Maria dann allerdings in der 118. Minute platzen - dennoch durfte man erhobenen Hauptes die Heimreise antreten, schließlich war man gegen den späteren Finalisten nach starker Leistung schon beinahe im Elfmeterschießen.

Trotz dem Durchaus positiven Abschneidens in Brasilien hat eine wichtige Figur das Team nach der Weltmeisterschaft verlassen: die klare Nummer Eins im Tor und der heimliche Leader Diego Benaglio entschied sich nach 61 Länderspielen zu einem durchaus überraschenden Rücktritt aus dem Nationalteam.


DIE VORBEREITUNG
Die Auslosung zur Qualifikation der Europameisterschaft stimmte einen zunächst positiv: die sich im Umbruch befindenden Engländer als Gruppenkopf, die Slowenen aus dem dritten Topf und Estland, Litauen und San Marino als vermeintliches Fallobst. Nach dem 0:2 zu Hause gegen England und dem 0:1 gegen Slowenien stand man allerdings schon früh mit dem Rücken zum Wand. Trotz meist mehr oder weniger klarer Ergebnisse war die ganze Kampagne mehr Kampf als etwas anderes.

Eine Leistung gilt es allerdings hervorzuheben: Der 3:2-Sieg gegen Ende der Kampagne gegen Slowenien. Ohne diesen Sieg wäre man mit 18 Punkten hinter eben diesen Slowenen mit 19 Punkten rangiert. Bis zur 81. Minute lag man noch mit 0:2 in Rückstand und dank einer engagierten Leistung konnte man das Ganze im St. Jakob Park noch drehen. Das Spiel, welches mir äusserst positiv in Erinnerung blieb ist das 7:0 gegen San Marino, was allerdings eher an der Tatsache geschuldet ist, dass ich das Spiel warum auch immer live in der Hotellounge in Florida verfolgen konnte. :D

Alles nach der Qualifikation kann man dann allerdings getrost vergessen. In fünf Testspielen gegen durchaus machbare Gegner resultierte nur ein einziger Sieg. Gegen Slowakei resultierte nach 0:3-Rückstand immerhin noch ein 2:3, gegen die Österreicher resultierte auswärts der bislang einzige Sieg der Vorbereitung. Die beiden Spiele im März waren allerdings schlichtweg blamable und absolut Enttäuschende Leistungen. Zum 0:1 gegen Irland und 0:2 gegen die nicht qualifizierten Bosnier möchte ich daher gar keine weiteren Worte verlieren. Zum gestrigen Test gegen Belgien (1:2) kann ich nicht viel sagen, die Leistung soll allerdings wieder viel besser gewesen sein. Was noch bleibt ist ein Testspiel am 03. Juni gegen Moldawien.


DER KADER

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Vladimir Petkovic selektionierte zu Beginn einen 28-Mann-Kader, wobei bis zu jetzigem Zeitpunkt nicht mehr alle Spieler anwesend sind. Yvon Mvogo hat das Camp als vierter Torhüter bereits verlassen und Renato Steffen hat sich im zweitletzten Saisonspiel einen Muskelfaserriss zugezogen und muss daher auch passen. Somit müssen noch drei Spieler gestrichen werden. Einer wird aus Elvedi, Senderos und von Bergen gestrichen, dazu vermutlich einer aus Zakaria und Frei sowie Lang und Widmer.

Zu den Abwesenden zählen Gökhan Inler und Timm Klose. Auch einen Valentin Stocker oder Pajtim Kasami sucht man im Aufgebot vergebens. Inler und Stocker fehlen aufgrund ihrer mangelnden Spielpraxis bei Leicester City bzw. Hertha BSC, Klose aufgrund seiner Verletzung, die allerdings wieder auskuriert ist, weshalb viele sein Nicht-Aufgebot überrascht hat. Das Fehlen von Kasami allerdings überrascht die meisten. Warum er fehlt, kann sich kaum einer erklären.


DIE AUFSTELLUNG

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Ich wage zu behaupten, dass Petkovic selbst noch nicht so richtig weiss, wie er in Frankreich spielen lässt, wobei diese Aufstellung am wahrscheinlichsten ist. Wie man sieht, Qualität ist überall vorhanden, nur darf man bei diesem Punkt hinter die beiden Innenverteidigerpositionen ein dickes Fragezeichen setzen darf.


DIE GRUPPE

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Ich weiss selbst nicht so genau, wie ich diese Gruppe einschätzen soll. Frankreich als Geheimfavorit des Turnieres natürlich der klare Gruppenleader. Gegen Albanien und die defensivstarken Rumänen ist man normalerweise Favorit, doch wenn man an die Spiele aus dem März denkt, dann darf man diese Spiele alles andere als auf die leichte Schulter nehmen. Man ist Favorit auf den zweiten Rang, muss aber wohl hart darum kämpfen. Mit dieser Position hätte man aber erstmals in der EM-Geschichte die Gruppenphase überstanden. Bei Glück in der anderen Gruppe darf man danach durchaus auch auf das Viertelfinale schielen.


PLAYERS TO WATCH

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Seit kurzem ist er der mit Abstand teuerste Schweizer Fussballer der Geschichte. Seit einigen Tagen ist er Spieler von Arsenal. Die Rede ist natürlich von Granit Xhaka. Seine Entwicklung ist herausragend, zu einem absoluten Leader ist er in Gladbach gereift. Diese Rolle muss er (gemeinsam mit Valon Behrami) nach der Ausbootung von Gökhan Inler nun noch mehr in der Nati ausfüllen. Die Augen werden nach seinem Millionen-Transfer jedenfalls auf ihn gerichtet sein.

Mit ihm steht und fällt die Offensive: Xherdan Shaqiri. Wie sehr man auf den Kraftwürfel im Diensten von Stoke City angewiesen ist, haben die Testspiele mehr als deutlich gezeigt: Offensiv ging weniger als gar nichts. Und auch die Diva ist er langsam aus sich losgeworden: weniger lamentieren, mehr Zweikämpfe annehmen. Die Premier League tut ihm gut und auch die Verletzung scheint überwunden zu sein - nach verschiedenen Aussagen gestern der beste Schweizer auf dem Feld.

Breel Embolo gilt als das vielleicht grösste Schweizer Talent aller Zeiten und ihm werden die Scouts eine besondere Beachtung schenken. Ein Abgang von Basel scheint beschlossene Sache, wo er unterschreibt ist noch offen (auch wenn er sich anscheinend bereits für Leipzig entschieden hat). Ob er brillieren kann, werden wir sehen, jedenfalls musste er die letzten Spiele aufgrund einer Verletzung aussetzen. Ist er fit, dürfte er jedenfalls gesetzt sein. Zwar nicht im Sturm, seine eigentliche Position, aber auf dem Flügel.


DIE PROGNOSE
Eine Prognose ist nach den letzten Testspielen schwer zu fällen. Die März-Spiele kann man wie genug oft erwähnt in die Tonne werfen, das Spiel gestern lässt wieder Hoffnung aufkommen. Die Gruppenphase zu überstehen ist allerdings schon beinahe Pflicht, es wäre der erstmalige Einzug in die KO-Phase an einer Europameisterschaft. Mit etwas Glück liegt auch das Viertelfinale in Reichweite.
 

Max Power

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Dann mache ich mal mit den Nordiren weiter ... einem Underdog, dem ich als Manchester United-Fan durchaus die Daumen drücke, wurde doch fast die halbe Startelf bei United ausgebildet (McNair, Cathcart, Norwood und die Evans-Brüder). Und Roy Carroll hats tatsächlich auch wieder in den Kader geschafft :laugh2:

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DIE AUSGANGSSITUATION

In meinem Österreich-Post hab ich erwähnt, dass es schön ist, mal wieder bei einem Großereignis dabei zu sein. Dabei gibts natürlich deutlich längere Durststrecken als jene, die wir zu bewältigen hatten - jene der Nordiren zum Beispiel. Ganze 30 Jahre ist es her, dass die "Green and White Army" bei der WM in Mexiko zuletzt auf der großen Fußballbühne vertreten war. In den letzten Jahren und Jahrzehnten zeichnete man sich in den meisten Qualifikationen eher durch Belanglosigkeit aus als durch erfolgreichen Fußball. Umso beeindruckender der Aufstieg in der jüngeren Vergangenheit, denn mal ehrlich, auch vor zwei Jahren konnte man noch nicht wirklich mit einer EM-Teilnahme der Nordiren rechnen: in ihrer Gruppe für die WM-Quali 2014 landete man mit einem einzigen Sieg aus 10 Spielen auf dem fünften Platz, ganze 14 Punkte hinter den zweitplatzierten Portugiesen. In der EM-Quali zeigte die Mannschaft von Michael O'Neill aber ein anderes Gesicht. Wer hätte gedacht, dass es die Schotten und nicht die Nordiren sind, die mal als einziges Team von den Inseln ein Großereignis verpassen? :D

DIE VORBEREITUNG

Den Grundstein für eine erfolgreiche Quali legte ehrlicherweise die Losfee, denn für ein Team aus dem fünften (!) Topf hätte es definitiv schwerere Gruppen gegeben als jene, die die Nordiren erwischten. Mit den katastrophalen Griechen zog man, wie sich herausstellte, den mit Abstand schwächsten Gruppenkopf und auch Ungarn, Rumänien und Finnland waren nicht unbedingt ein Horrorlos. Die Nordiren stellten sich dann auch als konstanteste Mannschaft in dieser Gruppe heraus: lediglich ein einziges Spiel ging verloren (auswärts gegen Rumänien) und die Aufgaben gegen die Punktelieferanten löste man souverän. Am Ende setzte man sich mit 21 Punkten und einem Zähler Vorsprung auf Rumänien als Gruppensieger durch. Einen Löwenanteil an diesem Erfolg hatte dabei Torjäger Kyle Lafferty, der 7 der 16 Tore in der Quali beisteuerte und mit einem späten Tor gegen Ungarn das nordirische EM-Ticket endgültig in trockene Tücher brachte.

In den Vorbereitungs-Tests ist man noch ungeschlagen: im November bezwang man Lettland mit 1:0, ehe man im März dem Cousin und Mit-EM-Fahrer Wales auswärts ein 1:1 abrang. Wenige Tage später bezwang man Slowenien zuhause mit 1:0 und vor wenigen Tagen gelang ein 3:0-Sieg gegen Weißrussland. Den letzten Test bestreitet man am Samstag gegen die Slowakei.

DER KADER

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Nordirland muss bei der EM leider ohne Routinier Chris Brunt auskommen, der sich im Frühjahr einen Kreuzbandriss zugezogen hat. Auch ohne ihn sind immerhin 6 PL-Akteure mit dabei, der Großteil des Kaders kickt in der zweiten oder dritten englischen Liga oder in Schottland. Einzige Ausnahme im Kader ist Aaron Hughes, der sein Geld in Australien verdient.

DAS SYSTEM

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Nordirlands Stärken liegen eindeutig in der Defensive: talentierte Offensivspieler sind Mangelware und vier der sechs PL-Spieler sind gelernte Innenverteidiger. Coach Michael O'Neill ist sich dessen bewusst und hat in der Vorbereitung viele verschiedene Systeme spielen lassen, sowohl mit Vierer- als auch mit Dreierkette. Er kann dabei auch auf sehr flexible Defensivspieler zurückgreifen, die er in manchen Spielen problemlos zwischen Innenverteidigung, Außenverteidigung und zentralem Mittelfeld hin- und hergeschoben hat. Ich wäre nicht überrascht, wenn wir auch bei der EM mehrere Varianten sehen würden.

DIE GRUPPE

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Das Losglück aus der Quali konnte man logischerweise nicht ins wirkliche Turnier retten, und so bekommt man es neben dem amtierenden Weltmeister Deutschland auch mit der Ukraine und Polen zu tun. Auf dem Papier ist da für die Nordiren recht wenig zu holen, aber mit einer stabilen Abwehr und dem für die Nordiren typischen Einsatz und Wille kann man sicher die eine oder andere Mannschaft in dieser Gruppe ein bisschen ärgern.

PLAYERS TO WATCH

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Im Verein will es nicht so ganz klappen - weder bei Norwich noch bei Birmingham noch bei Rizespor konnte er in den letzten zwei Saisonen überzeugen. Doch sobald Kyle Lafferty das Trikot der Nationalmannschaft überstreift, läuft es richtig gut für den 28-Jährigen: in der Quali hat er 7 Tore erzielt, insgesamt sind es immerhin 17 Tore in 50 Spielen. Auch bei der EM ist man auf die Treffsicherheit des Stürmers angewiesen, sonst wird das nix mit der nächsten Überraschung der Nordiren.

Kapitän und Dreh- und Angelpunkt im Mittelfeld ist Steven Davis, der bei Southampton wieder eine sehr gute Saison absolvierte und im Mittelfeld mehrere Positionen effektiv bespielen kann. Der 31-Jährige ist mit 82 Länderspielen auch einer der erfahrensten Spieler im Kader (nur Aaron Hughes hat mehr Spiele absolviert) und tritt gegebenfalls auch als Torschütze in Erscheinung: beim 3:1-Quali-Sieg gegen Griechenland traf er gleich doppelt.

Einer der Schlüsselspieler in der Abwehr ist Jonny Evans, der nach seinem Wechsel zu West Brom endlich mal fit bleiben konnte und von den Fans der Baggies gleich im ersten Jahr zu deren Spieler des Jahres gewählt wurde. Der 28-Jährige kann theoretisch auch als LV oder vor der Abwehr spielen, ist aber bei den Nordiren im Abwehrzentrum neben seinem West Brom-Kollegen Gareth McAuley gesetzt.

DIE PROGNOSE

Ein Erreichen der KO-Phase wäre in dieser Gruppe eine riesige Überraschung - zu stark ist die Konkurrenz, zu schwach sind die Nordiren im Spiel nach vorne. Besinnt man sich auf die Stärken im Kader, wird man die Gruppengegner aber zumindest ärgern und vielleicht das eine oder andere Unentschieden erzwingen können.
 
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