Die Namen der F1-Wagen bzw. ihre Herkunft


desl

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Für diejenigen, die sich fragen, wie die Teams die Namen für die Chassis ihrer Boliden aussuchen, hab ich mal eine kleine Auflistung (alphabetisch nach Teamnamen sortiert) gemacht.
Die meisten sind, verständlicherweise, selbsterklärend.


Caterham

Nachdem es zu Streitigkeiten bezüglich des Namens "Lotus" kam, benannte Tony Fernandez seinen Rennstall in "Caterham" um, nachdem er zuvor die Sportwagen-Manufaktur erworben hatte, welche eine Variante des Lotus Seven aufbaut.
Seitdem tragen die Wagen das Kürzel "CT" ... ich schätze Mal, das steht einfach für "Caterham". Hinweise, dass das T für "Tony" stünde, habe ich bislang nicht gefunden.
Der Nachfolger des CT01 war übrigens der CT03. Auf CT02 wurde der geplante Sportwagen getauft, der als Kooperation mit Renault entstehen sollte.

Vorher wurden die grünen F1-Wagen als "Lotus T127" und "Lotus T128" bezeichnet. Ich glaube da orientierte man sich an der Durchnummerierung von Lotus Cars ... schließlich brachte ja ursprünglich der Lotus-Eigner Proton das F1-Projekt mit auf den Weg. Jene Nummerierung beeinhaltet sowohl Formel- als auch Sportwagen (Beispiel: Lotus 125: Lotus Exos).


Ferrari

Die Bezeichnung der Ferraris-Formel1-Chassis' folgt seit längerem keiner klaren Durchnummerierung. Häufig werden die Chassis' nach dem jeweiligen Jahr benannt. Teilweise bezieht man sich auch auf andere Ereignisse (150°: 150ster Ferrari, F60: 60 Jahre in der Formel1).

Dieses Jahr durften die Fans online über den Namen abstimmen. "F14T" steht ganz einfach für Ferrari, 2014 und Turbo. Der zweite Platz ging an F166 Turbo (Ferrari, 1.6 Liter Hubraum, 6 Zylinder, Turbo ... Vergleichbar mit Ferrari 248 F1).


Force India

Ganz einfach. VJM steht für Vijay Mallya, Jan Mol und Michiel Mol ... den Eignern des Teams, nachdem Mallya mehrheitlich Anteile des Rennstalls von der Mol-Familie erworben hatte.
Mittlerweile kann es auch sein, dass VJM für Vijay Mallya steht, dem Haupteigentümer des Rennstalls neben Subrata Roy, dessen Firma (Sahara India Pariwar) sich im offiziellen Teamnamen wiederspiegelt.

Der VJM01 von 2008 war dabei eigentlich ein umbenannter Spyker F8-VIIB ... was für Formel1, 8 Zylinder, 2007 und B-Version steht.


Lotus

Lotus war nur der namensgebende Sponsor des Rennstalls in Genii-Händen. Da man den Sponsor-Zahlungen nicht nachkam, darf Genii Namen und Logo bis 2017 verwenden ... auf der anderen Seite verzichtet man auf Forderungen an Lotus Cars.

Für den Namen der Chassis' spielt das keine Rolle. Das "E" des E22 steht für Enstone, dem Sitz des Rennstalls. Vor dem E20, dem 20sten F1-Auto aus Enstone seit 1992, trugen die Boliden das Kürzel "R" für Renault.
Renault übernam die Durchnummerierung von Benetton (1999: B199, 2000: B200, 2001: B201, 2002: R202, 2003: 23) ... man strich jedoch noch die 0 in der Mitte.

Achja, bis 1991 lag der Sitz des Teams Toleman (bzw. später Benetton) in Witney.
Nach Enstone zog man 1992 glaube ich, weil dort die Basis von Tom Walkinshaw Racing war. Walkinshaw wurde Mitte 1991 Anteilseigner des Teams.


Marussia

Das "MR" steht einfach für Marussia Racing ... dabei hat man wieder mit "01" angefangen zu zählen, nachdem es den "Virgin Racing" VR01 und den "Marussia Virgin Racing" MVR02 gab.
Also kommt nun mit dem MR03 der dritte Marussia ohne Virgin.


McLaren

Seit 1981 fährt man bei McLaren einen "MP4". Für den Rennstall läutete dieser damals eine neue Ära ein.
McLaren hinkte Ende der 70ger früheren Erfolgen hinterher ... gleichzeitig war der Philipp Morris Konzern seit ein paar Jahren Hauptsponsor des Teams.
Jener Konzern unterstützte auch "Project Four", das Motorsportteam aus Woking von Ron Dennis, welches in der Formel 2 und der Formel 3 sehr erfolgreich war. Dennis wollte damals in die Formel1 einsteigen.

Wie es zum Zusammenschluss kam ... darum ranken sich verschiedene Geschichten. Häufig heißt es, dass die Fusion von McLaren und Project Four von Philipp Morris International gefordert wurde.
Ron Dennis äußerte sich jedoch vor wenigen Jahren, dass er damals das McLaren-Team gewissermaßen notgedrungen kaufen musste, weil Philipp Morris sein eigenes F1-Projekt nicht unterstützte. Also kaufte er McLaren, behielt Philipp Morris als Sponsor und hatte ein F1-Team.

So behielt Philipp Morris die Verbindung zu McLaren und Dennis jene zu Philipp Morris.

Dennis hatte damals John Barnard verpflichtet, welcher einen fortschrittlichen Boliden mit Kohlefaser-Monocoque konstruierte ... der McLaren-Vorgänger (M30) hatte ein Aluminium-Chassis.

Dennis war nun Chef des Rennstalls, welcher fortan in Woking ansässig war, und führte das Team wieder zurück in die Erfolgsspur.

Die neue Bolide hieß "MP4" ... was für "Marlboro Project Four" steht. Der Name McLaren tauchte nun also nicht mehr bei der Chassis-Bezeichnung auf.

Das Kürzel hat bis heute Bestand bei den McLaren-Boliden ... mit einer Nummerierung für die jeweilige "Version".
Nach dem Ende der Sponsorpartnerschaft mit Philipp Morris und der Wechsel zum Hamburger Zigarettenhersteller Reemtsma (mit der Marke West) steht das "M" in MP4 jedoch für "McLaren".


Mercedes

Mit der Übernahme des Rennstalls von Ross Brawn zählte man in Brackley wieder bei der 01 startend. Auf die Namen zu BAR-, Honda- oder Tyrrell-Zeiten will ich nun mal nicht eingehen.

Ob nun Mercedes MGP W0... oder Mercedes F1 W0... ... interessant ist wohl höchstens die Herkunft des Buchstabens "W".
Dabei steht dieser, recht simpel, für "Wagen".

Denn Wxyz sind Mercedes-Benz interne Baureihenbezeichnungen. W 246 ist z.B. die B-Klasse, W 906 der Sprinter.
Zwar haben nicht alle Mercedes-Baureihen heute noch das "W" in der Bezeichnung ... in der Formel1 war das jedoch immer der Fall ... so auch damals in den 50gern.


RedBull

RB steht, wie sollte es anders sein, für "RedBull". Bei Stewart und Jaguar vorher wars aber auch nicht viel komplizierter ;)


Sauber

Peter Sauber kam zum Motorsport, weil ein Kumpel ihn dazu brachte seinen VW Käfer zu tunen. Daran bastelte Sauber solange herum, bis der Wagen seine Straßenzulassung verlor. Als gelernter Elektromonteur sollte Sauber eigentlich in die Fußstapfen seines Vaters treten ... aber seine Lust am Basteln war geweckt, so dass er 1970 im Keller des Elternhauses seinen C1 baute, mit dem er an Sportwagen-Rennen teilnahm.
Das "C" steht dabei, wie heute, für Christiane, die Frau von Peter Sauber.

Es entstand eine Werkstatt auf dem Firmenareal des Vaters in Hinwil und mit Rennwagen von Sauber wurden z.B. die Interserie und das 1.000km-Rennen auf dem Nürburgring gewonnen. Schließlich entstand der Kontakt zu Mercedes und Sauber hatte ab 1988 den Status eines Werksteams, das mit dem Sauber C9 '89 und '90 die Sportwagen-WM gewann, sowie 89 auch die 24 Stunden von Le Mans.

Hier gibt es auch einen kleinen Bruch bei der Durchnummerierung ... denn auf den C9 folgte der C11 ... weil C10 einfach schlecht auszusprechen ist.

Danach folgte der mäßig erfolgreiche Mercedes C291 (benannt nach dem Motor M291) und der ebenfalls von Sauber designte Mercedes C292, welcher aber nicht zum Einsatz kam, weil Mercedes sich aus der Sportwagen-WM zurückzog (bevor diese in ihre letzte Saison ging). Diese beiden Renner tanzen bei der Nummerierung ein wenig aus der Reihe ... obgleich ein C292 heute im Sauber-Museum steht.

Schließlich plante Mercedes den Einstieg in die Formel 1 und es entstand eine neue Fabrik in Hinwil.
Doch der Mercedes-Vorstand entschloss sich dann doch gegen den Einstieg in die Königsklasse. Die Wege von Sauber und Mercedes in der Formel1 trennten sich zunächst.

Mit der finanziellen Abfindung von Mercedes wagte Sauber aber dennoch den Sprung in die Formel 1. Der C12 wurde damals von einem Ilmor-Triebwerk befeuert und holte bei der Debüt-Saison Punkte. Schließlich beteiligte sich Mercedes an Ilmor (übernahm die 25% von Chevrolet) und die Verknüpfung zu Sauber war wieder kurzzeitig gegeben.

Auch 20 Jahre später taucht das C für Christiane weiterhin auf. Außer dem C10 gab es keine weitere Lücke ... es ging immer ein Inkrement weiter.
Nungut ... zu Zeiten von "BMW-Sauber" hießen die Chassis offiziell anders (benannt nach der Jahreszahl). So finden sich in der Auflistung der Sauber-Boliden zwischen dem C24 und dem C29 4 Fahrzeuge mit dem Namen BMW ... aber insgeheim hießen sie in Hinwil vielleicht doch C25 bis C28.

Peter und Christiane Sauber sind übrigens fast 50 Jahre miteinander verheiratet.


Toro Rosso

Auch beim RedBull-Tochterteam ist die Namensgebung einfach. STR steht für "Scuderia Toro Rosso".
Die Chassis' bekamen eigene Namen, obgleich sie anfangs RedBull-Konstruktionen vom gleichen oder vom vorherigen Jahr waren. Der STR01 war beispielsweise ein RB01 ... im Prinzip.


Williams

FW steht für ... na ... na? Klar ... für Frank Williams. Dass diese Saison der FW36 unterwegs sein wird, deutet an, dass das Williams-Team schon einige Boliden auf die Strecke gebracht hat, wobei manche Chassis' auch für 2 Saisons im Einsatz waren (1992 beispielsweise) ... dann als überarbeitete B- oder C-Version.

Die Geschichte des heutigen Williams-Teams beginnt dabei 1977 mit dem FW06 ... ein gebrauchter March 761.

Zuvor war Williams schon in der Formel 1 aktiv ... jedoch chronisch unterfinanziert ... er galt als "Hungerleider", welcher diverse Paydriver und gebrauchte Reifen einsetzte und seine Boliden mit dem Namen des Sponsors versehen musste. "Frank Williams Racing Cars" wurde 1975 zu 60% von Walter Wolf gekauft. Der 1976 eingesetzte Wolf-Williams FW05 war dabei eigentlich ein umgetaufter Hesketh 308C, den das Team erwarb, nachdem sich Lord Hesketh aus der Formel 1 zurück zog.
Als sich die Wege von Wolf und Williams trennten gründete Frank Williams mit Patrick Head einen neuen Rennstall, während der alte komplett von Wolf Racing weitergeführt wurde. Wolf legte Ressourcen von Williams und Hesketh zusammen und war mit neuen Boliden und Jody Sheckter als Fahrer 1977 und '78 recht erfolgreich. Das neue Williams-Team fuhr mit dem alten March erstmal hinterher.

Der Williams FW04 von 1975 war der letzte "eigene" Wagen, bevor Williams' angeschlagener Rennstall teilweise übernommen wurde.
Der Vorgänger hieß anfangs (also 1974) "Iso-Marlboro FW03". Der Sportwagenhersteller Iso Revolta war als Sponsor tätig und ließ Williams' Wagen mit seinem Namen versehen ... so wie Lotus vor nicht allzu langer Zeit bei Genii.
1975 wurde jener Wagen als "Williams FW03" eingesetzt,
Der Vorgänger davon war der 1973 erschienene Iso-Marlboro IR2, der '74 in Iso-Marlboro FW02 und '75 in Williams FW02 umbenannt wurde. Dazu nahezu baugleich war der ebenfalls von Williams '73 und '74 eingesetzte Iso-Marlboro IR1 bzw. Iso-Marlboro FW01.

Da die Chassis IR1 und IR2 beide noch nach der Trennung von Iso Revolta bei Williams zum Einsatz kamen, wurden sie zwar in FW01 und FW02 umgetauft ... das allererste bei Williams konstruierte Formel-1-Fahrzeug war jedoch der Politoys FX3 von 1972 (1973 als Iso-Marlboro FX3B am Start, bevor der FX3 durch den IR1 und den IR2 ersetzt wurde). Dieser Wagen ermöglichte Williams den Beitritt zur Formula One Constructors Association (FOCA), welche 1971 gegründet wurde. Politoys war übrigens ein Modellautohersteller, der die Konstruktion eines F1-Renners mit seinem Sponsoring (40.000 brit. Pfund) ermöglichte.
Zuvor war Williams ein Kundenteam, welches Fahrzeuge von Brabham, De Tomaso und March einsetzte ... und als Kundenteam hätte es der FOCA nicht beitreten können.

Nun kann man natürlich sagen, dass in der langen Liste von FW01 bis FW36 - dem 2014-Boliden - der FX3 als erster von einem Williams-Team konstruierte Bolide fehlt ... aber andererseits waren der FW05 und der FW06 ja eine Entwicklung von Hesketh bzw. March ... also was solls ;)
 
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