Immer weiter... Eisern Union


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Verdammter Wohltäter
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Eins vorweg - Union ist nicht ganz mein Fachgebiet, auch wenn ich sogar in einem UFC (Union-Fan-Club) Mitglied bin. Das liegt aber daran, dass mein Hertha-Fanclub auch gleichzeitig Union-Fan-Club ist. Der Name ist dann nicht mehr schwer zu erraten: Hertha-Union-Freunde e.V. ;)

Anlass ist folgende Frage:
Mal ne Frage an die berliner: glaubt ihr, dass Union mittelfristig (in den nächsten 3-4 jahren) das potential hat aufzusteigen (also finanziell, vom fan support und strukturell)? könnte Berlin einen 2. BL verein stemmen?

Kurze Antwort: Ja, auf jeden Fall. Wenn sie bei ihren Wurzeln bleiben und ihr Potenzial ausschöpfen. Ob das gelingt? Da steht man gerade wieder so ein bisschen am Scheideweg. Sowohl im Spielerkader, wo Urgesteine wie Mattuschka oder Stuff in den letzten Jahren aussortiert wurden und andere wie Quiring auf der Kippe stehen. Bei der Spielweise, wo man in den letzten Jahren versucht hat, auf und mit Ballbesitz zu spielen, und damit m.E. enorm viel Heimstärke verschenkt hat. Und bei den Zuschauern, wo fast immer ausverkaufte Hütte auch heißt, dass alte Unioner draußenbleiben, weil Prenzl-Berg-Hipster die Tickets online schneller abgreifen als ein Windows-3.11-Rechner hochfahren kann, was zu Unruhe in der Fanszene zwischen Neu-Unionern ("Eventies") und Alteingesessenen führt.

Gerade letzteres sollte der Verein aufmerksam verfolgen, denn die Fans sind mit Abstand das größte Pfund, womit Union wuchern kann. Die Fans bauen am Stadion mit, spenden in schlechten Zeiten sogar Blut, wenn sie nicht genug Geld zum Spenden haben, und können im Stadion durch die komplette Gegengerade als Stehplatzbereich eine ungeheure Wucht entfalten. Wobei Union natürlich auch einen Ultra-Block hinter dem Tor hat, aber eben zusätzlich von der Seite vier- bis fünfmal so viele Fans, die spielbezogen supporten.

Wobei wir auch schon bei dem Grund wären, warum ich Ballbesitzfußball zumindest in der Försterei für keine gute Idee halte. Um das Publikum richtig anzuheizen muss Action auf den Rasen. Spielen sich die Innenverteidiger 27-mal den Ball hin und her, hört man auch im Union-Stadion nur noch die Ultras singen. Geht der Ball steil und fliegen die Flanken durch den Strafraum, brennt die Hütte lichterloh, egal wie viele Steilpässe an der Eckfahne landen und wie viele Flanken in 5 Metern Höhe unerreichbar bleiben. Jeder einzelne Zweikampf und jeder einzelne Torschussversuch wird angefeuert und bejubelt wie sonst nur aufstiegsentscheidene Traumtore. Jedenfalls so lange die Alt-Unioner in der Mehrheit sind. Ich habe ungelogen schon gestandene Nationalspieler gesehen, die einen völlig unstrittigen und berechtigten Strafstoß Richtung Stadiondach geschossen haben, weil ihre Nerven es nicht ausgehalten haben, vom Schiedsrichterpfiff bis zur Ausführung gegen eine 15.000-Mann-Wand, von denen jeder einzelne in voller Lautstärke gepfiffen hat, anzulaufen.

Jens Keller scheint dieses Element wieder stärker nutzen zu wollen, oder besser: seine Spielidee passt hervorragend zum Stadion. Ich habe es leider in diesem Jahr noch nicht live geschafft, aber Pressing und schnelles Umschalten geht genau in diese Richtung.

So, zum sportlichen Bereich vielleicht später mehr, für heute bin ich zu müde. Ganz kurz noch zum Thema Bundesliga-Aufstieg: Sollte es dem Management gelingen, eine Mannschaft mal ein paar Jahre lang aufzubauen (was in Liga 2 ohne Geldschai$$€r verdammt schwer ist), dann traue ich dem Verein einen Aufstieg zu. Mit einer Legionärssammlung eher nicht, da man wie Hertha in einer Nummer kleiner auch das Problem hat, dass man mit gepimpten Mannschaften (oder mit abgestiegenen Bundesligateams, die sich für ein Jahr einen Erstligakader leisten) nicht mithalten kann.

Beim Stadion prophezeihe ich, dass es für die Gastmannschaften ein viel größeres Problem sein wird als für Union. Die Ausstattung ist seit Eröffnung der Haupttribüne locker erstligareif, und die Stadion-Einnahmen sind in Zeiten der Mega-Lücke bei den Fernsehgeldern ein kleines Trinkgeld obendrauf.
 
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