Ja, ich war überrascht und ebenso alle, die ich kannte und die sich mit Boxen befassten. Damals boxte im Schwergewicht zwar keiner, der das Publikum zu begeistern vermochte (bei einem grossen Teil des Publikums galten die Champions schlicht als Flaschen), aber Larry Holmes galt definitiv als der beste unter ihnen. Nur eben - er hatte die Titel der verschiedenen Verbände nie vereint.
Im Halbschwergewicht hatte dies Michael Spinks getan. Er war unumstrittener Weltmeister aller Verbände, und er verteidigte die drei Gürtel zwei Mal, bevor er einem langsamen, unmotiviert scheinenden Holmes gegenübertrat und diesen vorführte.
Der zweite Kampf war umstritten (Joe Cortez hatte Larry vorne). Der erste war es nicht. Ich suche zwar noch nach dem Fight, doch ich kann mich leider noch gut an ihn erinnern, und mein Herz blutet noch heute. Ein scheinbar steifbeiniger Michael Spinks stakste um den einstmals unfehlbaren Jab des Champions herum wie ein Storch um eine zahnlose Blindschleiche, um ruckartig (sein Stil war so fürchterlich ungelenk - und effektiv!) seine gestochenen Rechten in die offene Deckung des alten, langsamen Holmes zu schieben. Oder waren es Linke? Wohl beides. Es war ein Trauerspiel. Spinks gewann einstimmig und, soweit ich mich erinnere, unbestritten.
Zur Zeit des Rückkampfes war ich weit weg von allen Medien. Ich erfuhr das Resultat bei meiner Rückkehr in den Norden, und ich war froh, dass ich es nicht hatte mit ansehen müssen.
Michael Spinks war schon
der Boxer Mitte der Achtziger ( :laugh2: :laugh2: :laugh2: seltsam, wenn man zurückdenkt).
Zu seinen guten Zeiten, Ende der Siebziger und Anfang der Achtziger, kannte man Larry Holmes als den Champion, der den Ringrichter heranwinkte und darum bat, den Kampf abzubrechen, damit er seine chancenlosen Gegner nicht mehr schlagen musste. Er besiegte Earnie Shavers zwei Mal, einmal so deutlich nach Punkten, wie's geht, einmal durch K.O. Er boxte Ken Norton so, wie es Ali drei Mal nicht gelang. Er klopfte den eisenharten Mike Weaver innert 12 Runden aus dem Kampf. Nachdem er Ali geschlagen hatte, ging er in dessen Kabine und bot ihm seine Gage an, damit Ali nicht mehr boxen müsse. Um so rührender ist diese Geste, als Don King Larry Holmes richtiggehend hasste und ihn bezahlte wie einen Schuhputzer - wenn überhaupt. Dies waren die Siebziger.
In den Achtzigern besiegte Holmes Trevor Berbick und Leon Spinks (Michaels Bruder) innerhalb von 60 Tagen. Er demontierte die damalige weisse Hoffnung Gerry Cooney, er zeigte Tim Witherspoon, Kings neuem Champion, seine Grenzen auf, und er hatte eigentlich innert eines halben Jahres mit dem "Bonecrusher" Smith und Carl "The Truth" Williams zwei starke Herausforderer überzeugend besiegt, bevor er Michael Spinks boxte. Und noch nie seit Fitzsimmons Zeiten hatte ein Halbschwergewichtler den Champion im Schwergewicht besiegt. Bis Michael Spinks kam und Larry Holmes vorführte. Es tut noch heute weh.
Devil, Devil, du rührst an alte Wunden