Mulholland Drive - Interpretationen, Erklärungen, Ansätze [SPOILER]


KronosVD

Nachwuchsspieler
Beiträge
6.132
Punkte
63
Ort
Berlin
In diesem Thread soll es darum gehen, die eigene Interpretation von "Mulholland Drive" anderen zugänglich zu machen und dadurch vielleicht selbst tiefer in den Film eintauchen zu können. Natürlich können hier auch direkt Fragen zu einzelnen Sequenzen oder ganz allgemein den Film betreffend gestellt werden.

Vermeiden möchte ich hier eine Diskussion, die sich auf die Bewertung des Films beschränkt. Denn wie an seinem Regisseur, scheiden sich auch an "Mulholland Drive" in der Regel die Geister.

Noch eine kurze Warnung:

Wer Mulholland Drive noch nicht gesehen hat, sollte hier unter keinen Umständen weiterlesen. Er beraubt sich dadurch nämlich der Möglichkeit, den Film auf die eigene Art zu interpretieren, ihn völlig unbeirrt auf sich wirken zu lassen. Denn in diesem Thread werden SPOILER nicht auf gewohnte Art gekennzeichnet, da sie für die Diskussion absolut unerlässlich sind.


Hier die Beiträge, die mich zu dieser Threaderöffnung animierten:

Da solltest du dich nicht grämen. "Mulholland Dr." ist meiner Meinung nach kein Film, den man verstehen kann in dem Sinne, in dem man hinter - sagen wir mal - die "Usual Suspects" kommen kann. Man kann bei "Mulholland Dr." sicher verschiedene Lösungsansätze entwickeln, aber einen völlig befriedigenden wird man und soll man wohl auch nicht finden.
Naja, der "rote Faden" ist schon relativ deutlich erkennbar und zu benennen. Bis ins kleinste Detail wird man den Film aber nicht so leicht entschlüsseln können, das stimmt schon.
Ich nehme mal an, dass wir beide den gleichen roten Faden meinen. Aber selbst mit dem ist es doch unmöglich, die Handlung in ein konventionelles Schema zu bringen. Daher finde ich schon, dass das Problem des Verstehens eben nicht erst beim kleinsten Detail zu suchen, sondern schon auf einer höheren Ebene anzusiedeln ist.
Schwierig zu beantworten. Ich denke, man versteht den Film, wenn man sich die Frage nach dem "Wann" beantworten kann.
Hm, aber ist nicht genau die Frage nach dem "Wann" in diesem Film letztlich nicht zu beantworten? Das war jedenfalls Teil meiner Argumentation.
 

KronosVD

Nachwuchsspieler
Beiträge
6.132
Punkte
63
Ort
Berlin
Ich möchte gleich einmal relativ oberflächlich mit der Frage nach dem "Wann" beginnen. Hierfur muss ich die Handlung kurz umreißen:

Eine junge Frau kommt, wie so viele andere, nach Los Angeles, um ihren Traum von einer Schauspielkarriere zu verwirklichen. Wie in dieser Branche üblich, wird sie stetig Rückschläge erleiden, die besonders dann schmerzhaft sind, wenn einem Erfolge in Aussicht gestellt werden, die dann doch nicht eintreten.
Ich will gar nicht auf die ganzen Nuancen eingehen, aber diese junge Frau wird es nicht schaffen. Stattdessen wird sie, völlig gebrochen von der Filmbranche, Selbstmord begehen.

Der Film ist in seiner Verschachtelung unglaublich kompliziert, da die verschiedenen Episoden, die ich einmal in "tatsächliche Erinnerung", "Wunschtraum" und sich im "Kopf abspielenden Kampf mit dem eigenen Ich" unterteilen möchte, teilweise mitten in den Szenen fließend ineinander übergehen.

Mir bekannte Anhaltspunkte für die wechsel der Episoden sind die Lampenschirme, die in einzelnen Sequenzen die Farbe zwischen Rot und Blau wechseln, und die Blaue Box ("bluebox" in Anspielung auf alles "Falsche", vielleicht auch nachbearbeitete, in Hollywood).

Was sehen wir, und wann sehen wir es?

Meine Vermutung ist, dass der Zuschauer dabei ist, wenn unsere junge Schauspielerin zum Zeitpunkt ihres Todes (Selbstmord) nocheinmal die letzte Pasage ihres Lebens vor dem geistigen Auge vorbeiziehen sieht. Dabei vermischen sich sich die verschiedenen Episoden traumartig miteinander.

Die Hauptaussage des Films sehe ich in der Kritik an der gesamten Filmbranche, am Beispiel einer jungen Schauspielerin, die an dieser zerbricht.

Ich beanspruche natürlich keine Richtigkeit meiner Interpretation, aber es ist eine Erklärung, mit der ich sehr gut Leben kann und die, nach eminem eigenen Verständnis, nahe liegt.
 

Patrick

Nachwuchsspieler
Beiträge
15.290
Punkte
0
Ort
Bahnhof Hannover
Der Film ist zusammenhangloser Dreck. Das ist meine Interpretation. Lynch ist als Regisseur eine Niete.

Ein brillianter, intelligenter Film ist wie ein Puzzle und am Ende fügt sich alles zusammen und man hat den "Aha"-Effekt, Lynch dagegen nimmt Teile aus zehn verschiedenen Puzzle, und am Ende stellt man fest die Teile passen nicht zusammen. Manche Leute freuen sich dann wie clever Lynch doch ist und sinnieren stunden-, wochen- oder monatelang darüber.

Obligatorisch ist dann das hochnässige "Du hast den Film nicht verstanden", wo es nichts zu verstehen gibt, ausser dass einem gerade Geld aus der Tasche gezogen wurde.
 

thumbs-up

Nachwuchsspieler
Beiträge
7.415
Punkte
0
Filme wie "Mulholland Drive" soll man gar nicht verstehen. wäre ja der "Kult" weg.
und was Herrn Lynch betrifft: "Wild at Heart". gehört zum größten Sch*eißdreck, den ich je gesehen habe. oder ist das auch "Kult"?
 

Shakey Lo

Bankspieler
Beiträge
9.281
Punkte
113
Ort
Mêlée Island
Wenn man mit so einem Film nichts anfangen kann ist das ja schön und gut, aber die unendliche Arroganz der letzten beiden Beiträge ("Wir wissen es besser als die ganzen Pseudos") geht mir auf den Sack.

Zum Film selbst: Mir fällt auf, dass ich - jedesmal, wenn ich den Film erneut sehe - immer wieder (nahezu) von vorne anfange. Der grobe Rahmen, die Intention hinter der ganzen Sache hat KronosVD schon relativ nah an meine Sichtweise rangebracht, aber es gibt immer noch viele versteckte Kleinigkeiten, die ich jedesmal wieder aufs neue interpretiere bzw. interpretieren muss, weil ich in den paar Monaten Pause schon wieder vergessen habe, was ich da eigentlich das letzte mal vermutet habe :D Als Beispiel dient hierfür mal der Cowboy.
 

thumbs-up

Nachwuchsspieler
Beiträge
7.415
Punkte
0
"Wir wissen es besser als die ganzen Pseudos"

genau das höre ich sehr oft von Lynch/Mulholland-Fans.
im übrigen habe ich hier niemanden einen "Pseudo" genannt (gerade bei Kronos liegt mir nichts ferner als diese Bezeichnung). und auch als "filmischen Dreck" würde ich "MD" nicht bezeichnen ("Wild at Heart" schon). nach dem Genuss mehrerer Lynch-Filme drängt sich mir eben der Eindruck auf, dass da einer bewusst keine Lösungen anbieten will. nicht zuletzt deshalb, um seinen Filmen einen gewissen eigenen Touch, einen Hauch des Mysteriösen und des sich nur den "wahren Kennern" eröffnenden gibt. wie sonst sollte man z. B. eine Serie erklären, die nach der zigsten Folge einfach im Nichts endet?
 

Shakey Lo

Bankspieler
Beiträge
9.281
Punkte
113
Ort
Mêlée Island
genau das höre ich sehr oft von Lynch/Mulholland-Fans.
Gerade deshalb verstehe ich nicht, wieso du deine Überzeugung derart offensiv in diesem Thread vertreten musst. Das nervt. Du verstehst ihn nicht? Schön. Dann bleib dabei & spar dir den Rest. Ich persönlich muss nicht alles, was ich nicht verstehe, als sinnlosen Schwachsinn ansehen.
im übrigen habe ich hier niemanden einen "Pseudo" genannt
Entschuldigung, ich habe deinen Beitrag offenbar nicht richtig verstanden. Der ist übrigens Kult.

;)
 

thumbs-up

Nachwuchsspieler
Beiträge
7.415
Punkte
0
Ich persönlich muss nicht alles, was ich nicht verstehe, als sinnlosen Schwachsinn ansehen.

das tu ich doch gar nicht, kreuzkruzefix! (außer du meinst jetzt "Wild at Heart". bei dem steh ich dazu, und mehr als das. wenn ich bloß an die gute Fee am Schluss denke....:wall: ). "MD" wurde meiner Meinung nach einfach mit der Intention gemacht, keine Auflösung - und damit automatisch mehrere, je nach Betrachtungsweise - anzubieten. ich muss mal bei Zeit und Gelegenheit rumstöbern, aber ich kann mich an ein Statement von Lynch himself erinnern, in dem er ähnliches aussagt, zwar nicht direkt über "MD", mehr allgemein, geht aber in die Richtung. spricht ja auch nichts dagegen. ein verständlicher "MD" wäre ja auch wohl nichts, oder? nur ein Film von vielen. genau das meine ich mit "wäre der Kult weg". und vom nicht verstehen, naja. ich muss zugeben, dass ich ab einem gewissen Zeitpunkt aufgehört habe, mir Gedanken zu machen - übrigens etwas, das mir bei "Memento" nicht passiert ist.

EDIT, habs schon gefunden, steht bei imdb.com:

"It's better not to know so much about what things mean or how they might be interpreted or you'll be too afraid to let things keep happening. Psychology destroys the mystery, this kind of magic quality. It can be reduced to certain neuroses or certain things, and since it is now named and defined, it's lost its mystery and the potential for a vast, infinite experience."
 

Timbo

Nachwuchsspieler
Beiträge
1.201
Punkte
48
Viel wichtiger als das "wann", war für mich bei Filmen wie "Lost Highway" oder "Mulholland Drive" eher das "warum"...

Warum müssen die Filme derart komplex, verschachtelt, weis der Geier was sein um eben ihre Aussage rüberzubringen oder zu wirken? Gibt es irgendeinen Grund, dass die Geschichte so strukturiert ist, wie sie ist? Dient das ganze in irgendeiner Weise dazu, die "Hauptaussage" zu unterstützen, zum Beispiel die "Kritik an Hollywood", wie Kronos vermutet? Ich mein ich hab den Film bestimmt schon an die 10 mal gesehen, und hab niemals danach gedacht: "Böses Hollywood"...Jedes mal sitz ich hinterher da und bin völlig leer und denke "OK, das war schon irgendwie interessant."

Und wenn man erst mal an dem Punkt ist, Shakey, diese Art der Erzählung in Frage zu stellen, ist es jedem frei, dass ganze als Schwachsinn abzutun...Das hat meiner Ansicht nach nichts mit fehlendem Verständnis zu tun und das solltest du dir als "erleuchteter" eben gefallen lassen können...
 

Shakey Lo

Bankspieler
Beiträge
9.281
Punkte
113
Ort
Mêlée Island
Und wenn man erst mal an dem Punkt ist, Shakey, diese Art der Erzählung in Frage zu stellen, ist es jedem frei, dass ganze als Schwachsinn abzutun...Das hat meiner Ansicht nach nichts mit fehlendem Verständnis zu tun und das solltest du dir als "erleuchteter" eben gefallen lassen können...
Und eben diese Arroganz, die den sogenannten "Erleuchteten" entgegengebracht wird, die nervt mich unendlich. Niemand stellt sich hier über jemand anderen, der damit möglicherweise nichts anfangen kann... das sei auch jedem gestattet. Ich tret hier nicht auf und sage: Boah, also das *muss* man toll finden, sonst ist man dumm / ignorant / etc. Das einzige, wofür ich wirklich eintrete ist: Ob man das für sich persönlich als mistig ansieht bleibt jedem selbst überlassen, aber dieser Vorwurf, dass Lynch künstlich eine Kult-Fangruppe erschaffen will (dass man MD nicht verstehen *soll* ist ausgemachter Blödsinn, vielmehr ist es doch für den Fan faszinierend, dass man es unterschiedlich verstehen *kann*) bzw. die Fans es nur deshalb toll finden, weil sie sich so wunderbar elitär fühlen können, es in Wirklichkeit kein bisschen zu verstehen und das auch nicht wirklich wollen - das ist für'n Arsch. Ja, ich weiß, ist alles so nicht geschrieben (ich liebe diese Absicherungen à la "das hab ich doch gar nicht..."), aber so wird es vorgeworfen. Und da muss ich mir dann auch nichts gefallen lassen.
 

Totila

Bankspieler
Beiträge
13.217
Punkte
113
Die Hauptaussage des Films sehe ich in der Kritik an der gesamten Filmbranche, am Beispiel einer jungen Schauspielerin, die an dieser zerbricht.

Stellt sich dann nur die Frage, warum man eine solche Message dann nicht direkter verpackt, wenn man mit seinem Werk Kritik an bestimmten Sachverhalten äußern will, warum dann so verschachtelt?

Da lob ich mir doch z.B. einen Ralph Nelson, der hat seine Kritik nicht so verklausuliert.
 

KronosVD

Nachwuchsspieler
Beiträge
6.132
Punkte
63
Ort
Berlin
@ Tombo und Totila

Ich kann jetzt natürlich nicht für David Lynch sprechen, aber die zu treffende Hauptaussage muss ja nicht gleich auch die Form des Werkes vorgeben. Tatsächlich scheint hier jemand Gefallen daran zu finden, nicht einfach nur eine Geschichte zu erzählen, sondern Gefühlsebenen durch Bilder auszudrücken.
Im Falle von MD sind das eben Wunschträume, Selbstzweifel und vielleicht auch verdrängte Schuld, der er sich ja auch schon in "Lost Highway" gewidmet hat. Überhaupt ist das ja ein stetig wiederkehrendes Motiv in diesen Shizo-Psycho-Streifen - The Machinist, Stay und in Abstrichen, da der Film eigentlich in eine andere Ecke gehört, The Fountain fallen mir auf die Schnelle ein.

Ich schätze die Erzählebene von solchen Filmen. Diese ist zwar nicht immer eindeutig und manchmal inhaltlich widersprüchlich, generiert aber in Verbindung mit richtigen Bildsprache, ein neben dem eigentlich Gesehenden herlaufendes, emotionales Verständnis für die Kernpunkte des Films.
Ich könnte mir vorstellen, dass der letzte Satz nur in den Ohren derer, denen es bei MD ganz ähnlich geht, überhaupt einen Sinn ergibt ;)

Als ich Mulholland Drive damals das erste Mal sah (vor ein paar Jahren, zu später Stunde in der ARD), wusste ich nichts über den Film, und auch David Lynch war mir kein großer Begriff - vermutlich hätte ich ihn mit einem ehemaligen Basketballer verwechselt.
Ich war irgendwie fasziniert von dem, was ich sah, wusste es aber nicht einzuordnen und war mir nichtmal sicher, ob ich es gut fand. Bis es nach gut drei Vierteln des Films bei mir "Klick" gemacht hat und ich erste Fasern meines oben beschriebenen Roten Fadens entdeckt hatte.

In der Nacht und am nächsten Morgen beschäftigte mich das Ganze noch immer und ich gelangte zu meiner jetzigen Interpretation des Films. Lediglich den Teil mit den Lampenschirmen und das mit der Blue Box (da hatte ich aber eine ganz ähnliche Ahnung), habe ich im Nachhinein in einer anderen Kritik erfahren.
Bei mir hat der Film also auch ohne Kultfaktor- oder Cineasten-Bonus funktioniert und zudem dazu geführt, dass ich mir nachhaltig Gedanken über die Handlung bzw. die daraus resultierende Aussage machen musste. Und dabei war natürlich der Suizid der Protagonistin entscheidend (warum bringt sie sich um?), der chronologisch geordnet wohl den Initial Point des Films darstellt und somit das Thema vorgibt.

"It's better not to know so much about what things mean or how they might be interpreted or you'll be too afraid to let things keep happening. Psychology destroys the mystery, this kind of magic quality. It can be reduced to certain neuroses or certain things, and since it is now named and defined, it's lost its mystery and the potential for a vast, infinite experience."

Den Satz habe ich auch schonmal gelesen, meiner Meinung nach mit Bezug auf "Lost Highway". Das geht doch eigentlich in die selbe Richtung, wie mein oben stehender Satz in kursiv. Ich sehe darin aber kein willkürliches Anbieten verschiedenster Interpretationsmöglichkeiten, so dass jedermann sich seine eigene Wahrheit zusammenschustern kann, sondern ein Sequenz für Sequenz detailliert ausgearbeitetes Konstrukt, welches durch Zuhilfenahme sämtlicher Syntagmen des Films, eine komplexe Empfindung beim Zuschauer aufkeimen lässt. Freilich ohne immer den passenden Nährboden zu finden, und wenn doch, dann auch eher auf unbewusste Art und Weise.
Wer in der Musik schonmal die Diskussin über sogenannte Obertöne verfolgt hat, die man zwar de facto nicht hören kann, welche aber unerlässlich für ein perfektes Klangbild sind, kann vielleicht nachvollziehen, was ich meine ;)

@ Shakey Lo

Den Cowboy habe ich ganz bewusst ausgelassen, weil auch ich in den Film in Bezug auf diese Figur gerne noch einmal sehen würde. Eine meiner letzten Vermutungen ging irgendwie in Richtung einer Emotion. Das der Cowboy also für den Wunsch nach Vergeltung steht. Das ist mir jetzt aber aus dem Stehgreif alles eine Spur zu diffus :D
 

take_over

Nachwuchsspieler
Beiträge
395
Punkte
0
Hab mir auch schon ziemlich den Kopf darüber zerbrochen wie man Mulholland Drive interpretieren soll.

Folgende Interpretation finde ich sehr naheliegend und äusserst schlüssig. Sie stammt aus einem anderen Board.

Nicht viel in dem Film ist wirklich passiert, hier ist die Realität:

Diane, ein früherer Tanzchampion, hat das heimische Kanada verlassen und ist nach Hollywood gegangen, um dort Karriere zu machen. Dort trifft sie auf Camilla, die beiden verlieben sich und haben eine Beziehung. Bei einem Vorsprechen bei Regisseur Tesher bekommt Camilla die weibliche Hauptrolle, weil sie eine Affäre mit Tesher hat; Diane geht leer aus und verliert ihre Geliebte an den Regisseur. Bei einer Party in dessen Haus erfährt sie all dies und wird erniedrigt. Rasend vor Eifersucht heuert sie einen Auftragskiller an, der Camilla beseitigen soll. Dieser hinterläßt wie abgesprochen nach begangener Tat einen Schlüssel als Signal in Dianes Wohnung. Sie erkennt daraufhin ihre schreckliche Tat und begeht Selbstmord.

Der Hauptteil des Films ist Dianes Traum. Ich nehme an, daß sie diesen Traum in den Sekunden vor ihrem Selbstmord träumt, da kurz vor dem Vorspann ihre Bettlaken gezeigt werden, während Diane schluchzt. Es ist das Bett, auf dem sie sich erschießt.

Der Traum wirkt wegen ihrer Faszination mit dem alten Hollywood wie ein aufgeblasener Film Noir: Eine mysteriöse Schöne ohne Gedächtnis, Auftragskiller, ein verkrüppelter Studiomogul, der hinter den Kulissen die Fäden zieht usw.

Außerdem läuft in dem Trum all das richtig, was sie im richtigen Leben versaut hat: Diane heißt nun Betty (den Namen hat sie aus der Realität von dem Namensschildchen der Bedienung aus Winkie’s), und Camilla (jetzt Rita) hat ihr Gedächtnis verloren. Sie erlebt Ihre Romanze so, wie sie möchte: Rita ist hilflos und völlig auf Betty angewiesen, worauf sie sich verliebt. Die beiden erleben ein Detektivabenteuer zusammen, und der verhaßte Regisseur Tesher bekommt ein paar auf’s Maul.

Wie in einem Traum üblich, haben die Personen andere, aber doch ähnliche Rollen als im wirklichen Leben:
Aus zwei Gästen der verhängnisvollen Party macht sie den mysteriösen Cowboy und den italienischen Finanzier, der seinen Espresso angewidert ausspuckt. (In dem Moment, als Diane ihn auf der Party sieht, trinkt sie selbst einen Espresso.)
Aus Teshers Mutter Coco wird ihre Vermieterin.
Ihre eigene Nachbarin taucht als die Nachbarin der vermißten Diane auf.
Ein Obdachloser hinter dem Fast-Food-Restaurant Winkie’s wird zu einem Monster, der den bösen Plan personifiziert, den Diane im wirklichen Leben dort mit dem Auftragskiller abschließt.
Aus ihren Eltern wird ein älteres Ehepaar, das sie im Flugzeug trifft. (Die beiden haben mich zunächst am meisten verwirrt, aber während der Szenen des Tanzturniers vor dem Vorspann sieht man, wie die beiden Diane stolz in den Armen halten. Daß ihre Eltern sie am Ende in den Tod treiben, ist nur ein Symbol dafür, daß sie gleichzeitig von ihrer unschuldigen Jugend und ihrem schlechten Gewissen eingeholt wird.)

In ihren Traum sucht sie den Club „Silencio“ auf, in dem alles nur eine Illusion ist. Dadurch bemerkt sie, daß auch der Traum unecht ist. Diese Erkenntnis läßt sie das Kästchen in ihrer Handtasche entdecken, zu dem der dreieckige Schlüssel paßt. In dem Kästchen ist die Realität, in die sie durch das Öffnen zurückkehrt. Der Cowboy aus ihrem Traum weckt sie auf, und in einem letzten Rückblick erfahren wir die tatsächlichen Ereignisse.
 
Oben