Richtig scoren


Fi$hFil€t

Nachwuchsspieler
Beiträge
68
Punkte
0
Hey Leute!

Hat vllt. jemand von euch einen Link oder so zum Thema Scoring für mich?
Am besten auf Deutsch.
Ich find' irgendwie nicht wirklich etwas darüber.

Vielen Dank!

Vllt. ensteht ja auch eine interessante Diskussion daraus...
 

Young Kaelin

merthyr matchstick
Beiträge
42.667
Punkte
113
Punkturteil

Ten-Point-Must-System


Das „Ten-Point-Must-System“ ist die heute übliche Art der Notation einer Punktentscheidung im Profiboxen. Dabei bekommt der Sieger der Runde zehn Punkte, der Verlierer in der Regel neun, bei einem erlittenen Niederschlag in aller Regel acht, bei zwei erlittenen Niederschlägen sieben. Falls eine Runde unentschieden gewertet wird, erhalten beide Boxer zehn Punkte. Verwarnungen werden erst nach Ende des Kampfes vom Punktekonto abgezogen.

Gewinnt beispielsweise ein Boxer bei einem Zehnrunder alle Runden und gibt es keinen Niederschlag und keine Verwarnung, lautet das Urteil 100–90.

Wofür bekommt ein Boxer eine Runde?

Der Wertungsrichter Tom Kaczmarek erläutert im „International Boxing Digest“ vom Januar 1999 das Bewerten und verweist auf die Faktoren:

Klare Treffer – bei weitem der wichtigste Maßstab. Das Problem hierbei ist, dass es nicht nur um die Anzahl der Treffer geht, sondern auch um die Qualität: hinterlässt ein Treffer eindeutig Schlagwirkung, bringt dies dem schlagenden Boxer fast immer die Runde.
Effektive Aggressivität – dazu gehört auch Aktivität. Wenn beide Boxer keine klaren Treffer landen, gewinnt der aktivere Boxer die Runde.
Ring Generalship – schwer übersetzbarer amerikanischer Ausdruck, „Überlegenheit im Ring/Ringbeherrschung“ (boxerische Fähigkeiten, Cleverness, Ringstrategie)
Verteidigung

Extrapunkte

Extrapunkte (bzw. strenggenommen Punktabzüge des Gegners nach Ten-Point-Must-System, s. o.) gibt es

bei fast allen Niederschlägen: Erkennt der Ringrichter auf regulären Niederschlag und zählt den betreffenden Boxer an, erhält der schlagende Boxer nicht nur die Runde (10 zu 9), sondern einen Extrapunkt (10 zu 8), – außer der niedergeschlagene Boxer hätte die Runde klar gewonnen, so dass man nur auf 10 zu 9 für den niederschlagenden Boxer wertet. Dieser gewinnt die Runde also in jedem Fall, es fragt sich nur, ob mit einem oder zwei Punkten. Weitere Niederschläge sorgen für weitere Punkte.
Verwarnungen: Begeht ein Boxer wiederholt ein kleineres Foul (Tiefschlag, Klammern, unerlaubter Kopfeinsatz) oder ein schwereres Foul, das aber noch nicht zur sofortigen Disqualifikation führt (Ermessen des Ringrichters), können ihm ein oder zwei Punkte abgezogen werden. Dies entscheidet der Ringrichter, der das eindeutig den Punktrichtern anzeigen muss.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Boxen#Punkturteil

aus dem Regelwerk des BDB:

Art. 22
Punktwertung


(1)
Kämpfe, die über die Runden gehen, werden durch Punktwertung entschieden. Gewertet werden:

* Angriff
* Verteidigung
* Wirksamkeit des Schlages
* Ausdauer und Kampftaktik
* Korrektes Boxen und Verhalten

(2)
Bei der Punktwertung sind dem günstiger bewerteten Boxer für jede Runde 10 Punkte zu geben, der unterlegene Boxer erhält entsprechend seiner Leistung eine niedrigere Punktzahl. Bei absolut ausgeglichener Runde erhält jeder Boxer 10 Punkte.

(3)
Gewertet wird mit ganzen Punkten. Der Ringrichter sowie der Punktrichter sind verpflichtet, jede Runde für sich zu punkten. Nach Beendigung jeder Runde ist die Punktzahl mit den Zahlen der vorangegangenen Runden zusammenzuzählen und in die vom BDB vorgeschriebenen Punktzettel einzutragen.

(4)
Bei allen Kämpfen über die Distanz genügt ein Vorsprung von einem Punkt zum Erringen des Sieges.

(5)
Hat keiner der beiden Boxer den zum Sieg notwendigen Punktvorsprung bei mindestens zwei der drei Punktrichter erreicht, endet der Kampf unentschieden.

Quelle: http://www.boxen-bdb.de/index.php?option=com_content&view=article&id=13&Itemid=66#art22

eine englische Seite, welche das Scoring imo gut erklärt:

a) Effective Aggression


The key to the first category is the word "effective." One may be going forward, trying to get at ones opponent, forcing them back, but not throwing punches, or missing badly. In order to be "effective" one must have success landing consistently while moving forward. It should be noted that the opponent, who is "out-boxing" or keeping the fight at a distance, can be the "effective aggressor" by initiating the punching exchanges.

b) Defense

A badly over-looked aspect of boxing, especially in scoring a fight. Defense is a part of combat. In boxing it is the ability to hit the opponent without being hit in return. Defense may include ducking, dodging, bobbing and weaving, parrying, blocking, slipping, and sidestepping, as well as effectively utilizing the clinch.

c) Ring Generalship

The person who dictates the tempo of the fight and controls the action in the ring is the ring general. The boxer who makes the other man fight his fight. If fighter A keeps the fight in ring center, and nullifies the "aggression" of fighter B he is the better ring general." Or if fighter B effectively cuts off the ring and forces fighter A to the ropes where he can go to work he then is the better ring general.

d) Clean and Hard Punching

This should be obvious, but it's not. Since many fans and sportswriters ignore the two previous categories they often fail to understand what is actually taking place in the ring. A "clean" blow is one that lands flush without being blocked by his opponent. But how many times has one heard an announcer "Oh what a left hook by so and so!" The problem is the punch landed on his opponent's glove and only made a loud noise and didn't score at all. Some blows are "partially blocked"; meaning it did not land with its full force. Such blows are not "clean" punches. Also it is not the amount of punches that are thrown the matters, but the amount of blows that land. Hard punching is important as the amount of damage a blow causes counts in the scoring. In the amateurs a knockdown is only as good as a jab, but in the pro's its worth much more. One hard right that staggers the opponent though is not worth ten hard jabs that snap back the opponent's head. Damaging blows and their value are difficult to assess and that is why boxing is subjective. However it should be noted that landing 3 or 4 punches that hurt an opponent in the last seconds of a round are not enough to make up for losing the first two and a half minutes of the round where he was out-boxed. After all the name of the game is boxing not slugging!

Quelle: http://coxscorner.tripod.com/scoring.htm

einer der Key-Sätze, wie ich finde: Another thing that will help immensely is to watch the clock and divide the round into thirds.



wenn die Aktionen ausgeglichen verteilt sind (und das ist bei dieser Methode hier Bedingung!, sonst muss man improvisieren) ist das ein gutes Hilfsmittel, finde ich
 

Fi$hFil€t

Nachwuchsspieler
Beiträge
68
Punkte
0
Danke dir!

Das mit '10 Point must' ist mir bewusst. Eigentlich auch die Kriterien im allgemeinen.
Ich punkte auch für mich immer mit und bin allgemein interessiert daran.
Ich möchte deshalb zumindest versuchen zu verstehen wie immer wieder solch unterschiedliche Urteile zustande kommen können.

* Angriff
* Verteidigung
* Wirksamkeit des Schlages
* Ausdauer und Kampftaktik
* Korrektes Boxen und Verhalten

Eigentlich ja auch absolut logisch.
Aber gerade deshalb bin ich immer wieder verwundert wie man diese 'vier Punkte' so extrem unterschiedlich auslegen kann.

Oder dürfen/sollten die PR diese vier Punkte als unterschiedlich 'wichtig' auslegen? Also das der eine 'Angriff' als den 'wichtigsten' Punkt wertet und der andere eben 'Ausdauer und Kampftaktik'? Oder ist es schon 'Gesetz' diese Punkte in einer gewissen Reihenfolge zu beurteilen?
Den wenn dem so ist, ist es mir ganz einfach schleierhaft wie der eine PR zb. ein 115-114 sehen kann und der andere ein 110-117 o.ä. Das jedesmal der ein oder andere 'gekauft' ist will ich ganz einfach nicht glauben, auch weil ich denke das sie es dann in einem 'anehmbaren Rahmen' machen würden und nicht ganz so auffälig. Also vllt. 114-115 und 116-113.
Ein, zwei Runden kann man natürlich schnell einmal 'anders sehen', aber doch nicht sieben oder acht.

Ich reihe michz b. auch nicht in die Reihe derer ein, die nach Gestern Abend 'Schiebung' rufen, weil der Fight dafür für mich zu eng war, aber gerade deshalb ist mir 117-111 ein absolutes Rätsel.
Deswegen auch meine Frage nach den Scoring-Kriterien, um das ganze vllt. ein wenig mehr verstehen zu können.

Den Tipp mit die einzelnen Runden 'aufzuteilen' werde ich übrigens in Zukunft für mich berücksichtigen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Young Kaelin

merthyr matchstick
Beiträge
42.667
Punkte
113
Grundsätzlich sind Wirkungstreffer das Wichtigste, worauf man schauen sollte, danach würd ich die harten Hände zählen (Powerpunches), danach die einfachen Treffer.

Das ist das Wichtigste, in erster Linie zählen also Treffer, sie sind genau wie es Wikipedia auch sagt, das WICHTIGSTE Kriterium.

Erst danach kommen Ring Generalship, die Verteidigung und die effektive Aggressivität. Diese sind Hilfskriterien, insbesondere, wenn das Kriterium der Treffer kein klares Bild abgibt. Die Hilfskriterien sind untereinander gleichberechtigt.

In der Theorie tönt das alles gut und Recht. In der Praxis sind die Uebergänge fliessend und viel weniger klar. REIN SUBJEKTIV würde ich sagen, dass in den USA noch mehr drauf geschaut wird, wer den Kampf "macht" als hier bei uns in Europa. Zudem werden in den USA imo die Powerpunches, also die harten Hände noch mehr gewertet. Aber ob ich damit richtig liege? Ich würde nicht drauf wetten wollen.

Grosse Diskrepanzen zwischen Punkterichter können viele Ursachen haben. Da gibts die ganze Palette zwischen Mauscheleien, "ich möchte wieder eingeladen werden, also weiss ich was von mir verlangt wird", bis zu engen Fights, wo man die Runde dem einen oder anderen geben kann, oder einfach nur Inkompetenz. Habe das schon öftermal erlebt, dass man Kämpfe mit sehr gutem Gewissen 116:112 für den einen oder 116:112 für den anderen geben kann. Allerdings gabs auch schon Fights, wo es so gut wie unmöglich war , sich um mehr als 2 Rd "zu irren". Das kommt sehr auf den jeweiligen Gang des betreffenden Kampfes an.

Man sollte sich nicht täuschen lassen. Wo eine Leistung BEWERTET wird und nicht gemessen oder gewogen werden kann, ist Spielraum da, Urteile zu dehnen und unpräzise zu sein. Punktrichter beim Boxen werden immer damit zu kämpfen haben, solange die Kriterien so wie jetzt definiert sind.
-
 

Fi$hFil€t

Nachwuchsspieler
Beiträge
68
Punkte
0
[...]Punktrichter beim Boxen werden immer damit zu kämpfen haben, solange die Kriterien so wie jetzt definiert sind.
-

Genau das meinte ich.
Solange Punktrichter die sich nicht an diese Kriterien halten und einfach 'irgendetwas' zusammenpunkten trotzdem immer wieder eingeladen werden, wird sich wohl auch nichts ändern oder gar verbessern.

Dir in jedem Fall vielen Dank für deine 'Erklärungen'!
 

Tim B.

Nachwuchsspieler
Beiträge
1.693
Punkte
0
Im Prinzip zählen nur Treffer. Wenn beide gleich viel und gleich hart getroffen haben, kann eigentlich keiner von beiden bessere Defense oder Ring Generalship gehabt haben.

Jetzt kann einer 20 Treffer aus 25 Schlägen produzieren und einer 20 Treffer aus 100 Schlägen. Dann ist es halt die Diskussion, ob man die schiere Aktivität des zweiten hoch bewertet. Darum geht es auch in dem anderen Thread.

Diskrepanzen treten dann auch, wenn manchen Boxern ungeheure Schlagkraft unterstellt wird und jeder normale Treffer von denen unbewusst als Wirkungstreffer gewertet wird.
 
Oben