Rolf Aldag - noch einmal Roubaix und dann ist Schluß


campos

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Aldag kündigt Karriereende an Ahlen, 26. Juni 2005 (sts). "Es wird definitiv keine Tour de France mit mir als aktiver Rennfahrer mehr geben." Nach gut eineinhalb Jahrzehnten als Radprofi denkt Rolf Aldag inzwischen auch laut über das Ende seiner Karriere nach. Seine Nominierung für die diesjährige Frankreichrundfahrt hatte der 36-Jährige schon nicht mehr aktiv vorangetrieben. "Ich bin inzwischen der einzige Fahrer im Team, der auch 1996 und 1997 bei den Siegen von Riis und Ullrich dabei war, der also weiß, wie schwer es ist, ein gelbes Trikot zu verteidigen. Und ich habe nicht das Gefühl, dass ich sportlich so dazu beitragen kann, wie ich mir das wünsche", so Aldag zu seiner Entscheidung.

Statt dessen wird Aldag für das ZDF bei der Tour dabei sein, das zukünftig seine gesamte Tour-Berichterstattung auf Aldag aufbaut. Der T-Mobile-Profi ist während der Tour sowohl als Co-Kommentator als auch als Experte für die anschließenden Analysen sowie als Co-Autor für zusätzliche Film-Trailer im Einsatz. Dafür freut sich Aldag schon auf eine längerfristige Zusammenarbeit. "Ich habe einen Vertrag für den kompletten Zeitraum, für den das ZDF die Übertragungsrecht hat. Also bis 2008 mit Option für 2009", so der Beckumer.

Während Aldag sich in diesem Sommer auch während der Tour noch auf das Rad setzt, um sich für die Rennen im Anschluss in Form zu halten, dürfte die kommende Tour de France schon nach seinem Karriereende liegen. "Ich habe einen Platz im Team, das Angebot ist da. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ich im nächsten Sommer noch fahren werde", so Aldag. "Alles, was ich mache, will ich mit Überzeugung und Spaß machen. Da will ich hinterstehen. Und im Moment fahre ich noch mit großem Spaß Rad. Aber ich will nicht irgendwann aus dem Sattel steigen und sagen, das letzte Jahr hätte ich mir auch schenken können. Außerdem bin ich dann 37, da ist nicht davon auszugehen, dass ich da noch besser werde." Eine endgültige Entscheidung auch mit seinen Arbeitgebern vom T-Mobile-Team soll während der Tour de France getroffen werden.

"Bei den Frühjahrsklassikern will ich nochmal dabei sein. Bei der Flandern-Rundfahrt, bei Paris-Roubaix, das wäre dann meine 16. Teilnahme, das hat meines Wissens erst ein Fahrer geschafft", hat Aldag sich überlegt. Und um den Klassiker am Henninger Turm am 1. Mai herum soll dann Schluss sein.

"Irgendwann muss Schluss sein mit dem Leben aus dem Koffer. Ich merke ja schon jetzt, dass ich den Koffer immer später zumache, dass ich immer später zum Flughafen komme", so Aldag. Außerdem sei es Zeit für einen Generationenwechsel im Radsport: "Wenn mich meine Zimmernachbarn nach Tipps von Doktor Sommer aus der Bravo fragen, dann muss ich doch feststellen, das ist nicht mehr meine Zeit." Insbesondere durch das ZDF macht sich Aldag jedoch auch für seine Zeit nach dem Radsport keine Sorgen. "Mit 16 Jahren habe ich mal Werkzeugmacher gelernt, da bin ich jetzt 20 Jahre raus. Ich glaube, das wird nichts mehr." Außer der langfristig angelegten Zusammenarbeit mit den Fernsehleuten aus Mainz hat Aldag auch noch weitere Angebote aus dem Radsport vorliegen. Unter anderem will Sponsor T-Mobile Aldag wie Zabel längerfristig binden. Entscheidungen für diesen oder andere Aufgabenbereiche für Aldags Nach-Profi-Zeit sind jedoch noch nicht gefallen. "Jetzt freue ich mich erstmal auf die Tour."

Da geht sie hin, die Gelbe Generation....
 

Aldis

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Sniff....ein sehr großer Kämpfer und lustiger Gesell, der da abtritt. :cry:

Goodbye - hoffentlich erfreut er uns in der Zukunft wenigstens als kompetenter Kommentator! :wavey:
 

campos

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ALDAG-INTERVIEW

"Lieber tot als Zweiter"

Die am Samstag beginnende Tour de France ist das härteste Radrennen der Welt. Rolf Aldag, 36, war schon zehnmal dabei. Im Interview spricht der T-Mobile-Fahrer, der dieses Jahr passen musste, über notwendige Frondienste, brutale Sprints und gedopte Kollegen.

Frage: Herr Aldag, als Sie vor einigen Jahren nicht nominiert wurden, haben Sie mal ziemlich überspitzt gesagt: "Da landest du bei einer Flasche Bacardi am Tag." Wie groß ist die Enttäuschung jetzt, nicht zum elften Mal dabei zu sein?

Aldag: Sagen wir mal so: Das Leben geht auch ohne Tour weiter. Im August sieht man jedenfalls deutlich jünger aus, wenn man sie nicht fährt. Und mit dem Arm ist das so eine Sache (Aldag hatte im April einen Armbruch; die Red.). Die Gefahr, dass man drauffällt und dabei richtig etwas kaputt geht, die ist schon da. Ich will nicht auf Dauer einen Behindertenparkplatz belegen müssen. Vor allem aber wäre es für mich ein echter Horror, eine richtig schlechte Tour zu fahren. Ich fahre nicht mehr um jeden Preis mit.

Frage: Auch weil Sie dann Ihre Rolle als Helfer nicht so ausfüllen können wie man es von Ihnen gewohnt ist? Beschreiben Sie doch mal Ihre Aufgaben.

Aldag: Das kann man nicht mit einem Satz beschreiben. Man ist schon ein bisschen mehr als nur Wasserträger.

Frage: Aber erzählen Sie doch trotzdem, wie das vor sich geht mit dem Wasser holen.

Aldag: Also, du fährst zu deinem Begleitfahrzeug und stopfst dir drei Flaschen in die Trikottaschen. Dann würgt man sich noch drei Pullen unters Trikot und schließlich hat man ja noch zwei Flaschenhalter am Rad. Das sind schon mal acht Flaschen und fast fünf Kilogramm zusätzlich, die du dann durch die Gegend schleppen darfst. Aber meistens holt man die ja nicht bei Tempo 50, sondern eher, wenn gerade langsam gefahren wird. Oder wenn die anderen gerade pinkeln sind. Aber es kann auch durchaus unangenehm werden.

Frage: Wer bestimmt überhaupt, wann die Helfer Getränke holen müssen?

Aldag: Meistens kommst du auf die Idee, wenn du selber Durst hast. Weil ich extrem wenig Flüssigkeit brauche, müssen meine Kapitäne manchmal ganz schön Durst leiden. Dann bekommt man aber über Funk vom Sportlichen Leiter Bescheid gesagt. Es kann allerdings auch vorkommen, dass deine Begleitfahrzeuge ewig weit weg sind, weil von der Mannschaft zwei vorne rumturnen und du hinten im großen Feld mitfährst. Und dann sieht es schlecht aus, da wird die Luft schon trocken. Von Zuschauern offene Wasserflaschen zu nehmen, geht aber gar nicht, denn wer weiß, was die einem für eine Brühe andrehen. Dann gehst du unter Umständen später zur Dopingkontrolle und erfährst: Hoppla, positiv! Da kann man schon mal eher eine geschlossene Coladose oder so etwas annehmen. Wer das noch nie gemacht hat, der war auch noch nie am Limit.

Frage: Okay, Getränke holen ist eine Sache - was gehört noch dazu?

Aldag: Man muss vor allem extrem wachsam sein. Gucken, wo die Mitfavoriten sind und aufpassen, was die Konkurrenz macht. Wenn eine Gruppe ausreißt, mit einem Fahrer, der uns bei der Tour beispielsweise gefährlich werden kann in Hinsicht auf das Gesamtklassement, dann müssen wir die Löcher wieder zufahren. Dass kann dann schon mal richtig wehtun, da vorne so ewig im Wind zu fahren. Und bei Defekten oder einem Sturz der Kapitäne sind wir ohnehin zur Stelle, um sie dann in unserem Windschatten wieder ans Feld heranzuführen.

Frage: Was muss man für ein Typ sein, um diese Helferrolle auszufüllen?

Aldag: Das kann man gar nicht so sagen. Es ist in erster Linie ein Lernprozess. In die Helferrolle muss man hineinwachsen. Viele scheitern schon bei den Amateuren. Anders gesagt: man wird gar kein Profi, wenn man als Amateur nichts gewinnt. Also fährt man als Jungprofi zunächst mal mit eigenen Ambitionen. Aber dann entwickelt sich das so langsam in Richtung Helfer.

Frage: Kann man auf Dauer damit zufrieden sein? Fehlt da nicht Erfolgserlebnis und Anerkennung?

Aldag: Man muss sich da vom Kopf her reinfinden. Du fährst ja auch in erster Linie für dein Team. Bei der Tour ist es extrem. Wenn du nicht durchhältst, müssen drei die Arbeit von vieren machen. Also kneifst du die Arschbacken zusammen und fährst weiter. Aber natürlich wünscht man sich immer auch die Anerkennung der eigenen Leistung - auch wenn man am Ende der Etappe 68. wird.

Frage: Und die bekommen Sie?

Aldag: Klar. Die Chefs in der Mannschaft wissen, dass es ihr Job ist, zu gewinnen und dass es mein Job ist, sie da hinzubringen. Wenn da gar nichts käme, dann würde auch die zwischenmenschliche Beziehung arg darunter leiden. Den Kollegen ist schon klar, dass ich dabei körperliche Schmerzen habe und das nicht zum Spaß mache. Gleichzeitig muss ich als Helfer aber auch das Gefühl haben, dass er das verdient hat. Und zudem sagt man sich ganz realistisch: Wir sind Berufsfahrer. Kein Unternehmen dieser Welt zahlt uns Geld, damit wir Spaß an unserem Hobby haben.

Frage: Wird auf der Tour bei den Massensprints deshalb so gnadenlos gefahren, weil der Druck inzwischen so groß ist?

Aldag: Der Druck ist sicher da, aber bei der Tour wird in erster Linie so gefahren, weil man mit einem Etappensieg unsterblich wird. Gerade wenn man wieder ein paar junge Wilde dabei hat: Die kriegen 30.000 Euro im Jahr, aber sie wissen genau, dass sie mit ein paar wichtigen Etappensiegen eine Million pro Jahr daraus machen können. Also halten die vor der Ziellinie nur noch den Kopf nach unten bis zum Einschlag. Die sind lieber tot als Zweiter.

Frage: Sie haben sich schon reichlich Verletzungen zugezogen. Ist nach heftigen Stürzen nicht immer die Angst mit dabei?

Aldag: Außer meinem linken Bein war eigentlich alles schon mal kaputt. Einmal bin ich frontal gegen ein Auto gedonnert, es war eine S-Klasse. Da sieht man hinterher nicht besser aus. Diverse Rippen habe ich mir gebrochen und das Schlüsselbein auch schon dreimal. Zuletzt ist das mit dem linken Arm passiert. Aber es ist nicht so, dass die Angst hinterher mitfährt. Man lernt aus der Routine, dass Knochen wieder zusammenwachsen. Ich war jetzt echt überrascht, wie wenig weh so ein Armbruch tut. Schlimmer ist es, wenn du andere so richtig einschlagen siehst.

Frage: Wenn es bei Rennen ausnahmsweise mal etwas langsamer zugeht, sieht man die Profis oft miteinander reden. Mit wem sprechen Sie?

Aldag: Meistens redet man mit seinen Landsleuten, die nicht im eigenen Team fahren. So über Gott und die Welt, aber auch über den Radsport. Man fragt zum Beispiel nach Rennen, bei denen man selbst nicht war. Ich rede zum Beispiel gerne mit Jens Voigt, wenn der Esel nicht gerade wieder beim Attackieren ist. Das macht er ja eigentlich immer, wenn langsamer gefahren wird. Aber auch gerne mal mit ehemaligen Teamkollegen wie Bobby Julich oder Santiago Botero.

Frage: In welcher Sprache?

Aldag: Englisch, französisch, spanisch, von allem ein bisschen. Man kann sich ja inzwischen dadurch, dass der Funk in vier Sprachen durchgegeben wird, ganz gut verständigen. Bald kann ich wahrscheinlich auch noch slowenisch und mongolisch.

Frage: Können Sie eigentlich erklären, warum immer wieder Radprofis dopen?

Aldag: Ich kann für mich sagen, dass das nicht meine Idee vom Radsport ist. Ich will mich schließlich nicht umbringen. Der Körper ist nun mal limitiert und das macht meiner Ansicht nach auch Sinn. Ich mache den Sport lieber zwölf Jahre gut, als zwei Jahre super und dann kommt der Leberschaden oder sonst was. Die Versuchung ist vielleicht bei denjenigen Fahrern größer, die auf der Kippe sind. Wenn man da ein bisschen nachhilft, sind sie vielleicht ganz oben. Zumal du als ganz Großer im Radsport richtig viel mehr verdienst. Die scheinen sich zu sagen: Ich fahre jetzt zwei Jahre mit der Angst, erwischt zu werden und habe dann ausgesorgt.

Die Fragen stellte Sven Bremer


mehr von Rolf in der aktuellen Ausgabe der GALORE.
 

Hans A. Jan

zu gut für die 3. Liga
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campos schrieb:
ALDAG-INTERVIEW

"Ich rede zum Beispiel gerne mit Jens Voigt, wenn der Esel nicht gerade wieder beim Attackieren ist."


:jubel:


Geiles Interview mit vielen interessanten Hintergrundinfos, werde wohl doch an den ZDF-Tagen eher Öffis gucken und vor allem hören.
 

campos

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"Diese Tour ist noch nicht gelaufen"

Er ist bekannt als Edelhelfer und Wasserträger. Rolf Aldag aus dem westfälischen Beckum ist zehn Mal bei der Tour de France als Radprofi dabei gewesen. 1996 hat er Bjarne Riis bei dessen Tour-Triumph unterstützt,1997 hat er Jan Ullrich zum Sieg verholfen. Wegen einer Verletzung ist der 36-Jährige diesmal von T-Mobile nicht nominiert worden. Als ZDF-Experte gehört er aber dennoch zum Tour-Tross. Rolf Aldag sprach mit Thomas Lelgemann im Interview der Woche über seinen neuen Job, seine weiteren sportlichen Pläne und natürlich über die beiden Favoriten Lance Armstrong und Jan Ullrich.

WAZ: Es ist 21 Uhr. Ihre Teamkollegen von T-Mobile sind schon längst in ihrem Hotel und Sie sitzen hier noch im Übertragungswagen des ZDF.

Aldag: Ja, ich bin noch mit einer Sprintanalyse des Österreichers Bernhard Eisel vom französischen Team Francaise des Jeux beschäftigt.

WAZ: Wie läuft es in Ihrem neuen Job als Radsport-Experte des ZDF?

Aldag: Sehr gut. Ich glaube, alle sind zufrieden. Tja, im Alter werden die Aufgaben immer vielfältiger. Ich habe ja vorher noch nie ein Wort vor der Kamera gesprochen. Ich bin mit dem Motto an die Sache gegangen, okay, Kopfhörer auf, versuchen wir es mal. Und jetzt kommentiere ich vier Stunden lang eine Etappe. Das ist schon geil.

WAZ: Zehn Mal sind Sie selbst bei der Tour de France gefahren. Was ist anstrengender, die Tour als Radprofi oder als Kommentator?

Aldag: Beides ist anstrengend. Aber körperlich ist die Belastung als Radprofi natürlich um ein Vielfaches größer. Bei mir ergibt sich nur das Problem, ich bin hier in einer Doppelfunktion. Ich stehe ja noch bei T-Mobile unter Vertrag und muss mich auf die Weltmeisterschaft und die Spanien-Rundfahrt vorbereiten.

WAZ: Wie bekommen sie beide Aufgaben unter einen Hut?

Aldag: Das ist nicht ganz einfach, weil ich so weite Strecken mit dem Auto von einem Hotel zum anderen fahren muss. Am ARD-Tag muss ich mich entscheiden, ob ich erst 300 Kilometer im Wagen sitze und dann meine 200 Kilometer auf dem Rad strample oder umgekehrt. Wenn das ZDF auf Sendung geht, habe ich richtig Stress und schaffe nur 110 Kilometer. 60 vor meinem Einsatz, 50 danach.

WAZ: Aber Sie wären bestimmt lieber als Radprofi bei der Tour dabei.

Aldag: Na klar, aber an dieser Entscheidung gab es nichts zu meckern. Nach meinem Sturz im April ist die Kraft in der Hand noch nicht wieder voll da. Ein Einsatz bei der Tour wäre zu früh gewesen. Denn da musst du voll auf dem Damm sein.

WAZ: Wie geht es denn jetzt beruflich bei Ihnen weiter?

Aldag: Mein Vertrag bei T-Mobile läuft am 31. Dezember aus. Vielleicht hänge ich noch ein Jahr dran, vielleicht höre ich auch nach den Frühjahrsklassikern 2006 auf. Das ZDF hat mir signalisiert, dass ich bis 2008 weiter machen kann. So habe ich erst mal weniger Sorgen, wie ich mein Heizöl, meine Brötchen und mein Nutella bezahlen kann.

WAZ: Als bekannter Radprofi sollten Sie doch eigentlich ihr Heu im Schober haben.

Aldag: Heu habe ich tatsächlich genug. Auf meinem 6,4 Hektar großen Bauernhof in Beckum habe ich nicht nur sieben Rinder, sondern jede Menge Heu. Aber im Ernst, ich hätte sicherlich etwas falsch gemacht, wenn ich am 31. Dezember aufhören würde und am 1. Januar einen Job in einer Fabrik antreten müsste.

WAZ: Sie haben viele Jahre lang als Edelhelfer für Jan Ullrich gearbeitet. Haben Sie sich niemals mehr zugetraut, als die Rolle des Wasserträgers zu erfüllen?

Aldag: Doch, doch. Ich hätte auch einige Male aufs Podium kommen können. Aber ich bin immer für meinen Kapitän gefahren. So funktioniert das System im Radsport. Aber ich hätte sowieso nicht mit Jan Ullrich tauschen wollen.

WAZ: Wieso das?

Aldag: Ich war so viele Jahre mit ihm unterwegs. Ich habe einiges mitbekommen. Wie Leute ihm am Flughafen hinterher gestarrt haben und dann beim Gehen vor den Pfeiler gelaufen sind. Wo er hin geht, wird er erkannt. Ich kann dagegen durch meinen Heimatort gehen, ohne dass mich jemand kennt. Und dafür verdiene ich wirklich gutes Geld.

WAZ: Kann Jan Ullrich in diesem Jahr die Tour gewinnen?

Aldag: Abwarten. Nach dem Auftakt-Zeitfahren habe ich die Hände vors Gesicht geschlagen. Aber die Tour ist noch nicht gelaufen, denn Jan zeigt eine sehr gute Moral, fährt im Feld immer vorne mit. Mir ist aufgefallen, dass er unheimlich locker ist. Das gilt auch für Armstrong, der nicht mehr so verbissen ist wie sonst.

WAZ: Skeptiker sagen, das sei nur Show, er buhle am Ende seiner Karriere um Sympathie.

Aldag: Wenn es so wäre, müsste er ja nur die Tour extra verlieren, dann würde er sich die größten Sympathien verschaffen. Armstrong aber kann bei dieser Tour nichts mehr verlieren. Er hat schon sechsmal gewonnen, das schafft wahrscheinlich ohnehin niemand mehr. Und wenn er wirklich diesmal nicht triumphieren sollte, dann wird er doch nur menschlicher. Seine Popularität würde noch steigen.

WAZ: Steht Armstrongs siebter Tour-Sieg denn nicht schon jetzt fest?

Aldag: Nach dem Eindruck beim Zeitfahren würde ich sagen, er ist nicht zu besiegen. Es liegen auf den kommenden zwei Wochen aber noch so viele Steinchen auf den Straßen, so viele Ölspuren bringen Gefahr, da weiß man nie, was geschieht. Das ist eben die Tour. Wenn alle Profis auf dem Ergometer fahren würden, käme niemand mit Armstrong mit.

WAZ: Vor 13 Jahren sind Sie Ihre erste Tour gefahren. Was hat sich verändert?

Aldag: Die Tour ist ein Riesengeschäft. Es dreht sich im Radsport alles um dieses Rennen. Diese Entwicklung finde ich eigentlich schade, denn die übrigen Wettbewerbe verlieren auf diese Weise an Bedeutung. Die Spanienrundfahrt beispielsweise ist schwieriger als die Tour.

WAZ: Aber die Tour hat doch sicherlich ihren eigenen Reiz für jeden Radprofi.

Aldag: Der Eindruck wird von außen hereingebracht. Alle sagen, jeder will zur Tour, also musst du auch dahin.

WAZ: In diesem Jahr ist Doping noch kein Thema geworden. Das war in der Vergangenheit anders.

Aldag: Hoffentlich bleibt es so. Jeder weiß, wie streng kontrolliert wird. Irgendwann glaubt wieder einer, er habe ein Wundermittel, und wenn er für den Erfolg Löffel fressen muss. Das war nie mein Ding. Ich mache den Sport lieber zwölf Jahre gut als zwei Jahre super. Dafür bekomme ich dann auch keinen Leberschaden.

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Mit Platz 84 bei der Lombardei-Rundfahrt hat sich Rolf Aldag heute vom Strassenradsport verabschiedet.

Jetzt bleiben noch 2 Auftritte bei den Sixdays im Duo mit Ete Zabel.

Interview bei T-Mob:"Im Frühjahr wird es kribbeln"
 

Hans A. Jan

zu gut für die 3. Liga
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Tschüß Rolf :( :wavey: und danke für die schönen Jahre. So einen Kämpfer mit Herz wird man lange nicht mehr erleben. Alles Gute für die Zukunft!
 

Mr.Milwaukee

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Mittelhessen
Rolf Aldag war ein sehr symphatischer Rennfahrer, zu seinen Fans immer supernett. Zeit für ein Autogramm hatte er immer. Schade das er jetzt aufhört. Aber Ete und er gehören sowieso in ein Team. Wer soll denn sonst sein Zimmernachbar sein. :love3:
Machs Gut Rolf :wavey:
 

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:thumb: Zum Abschluß der Karriere hat Rolf zum 8. mal( 91,95,96,98,00,01,04) die Dortmunder 6-Days gewonnen. Zum 4.mal triumphierte er mit Ete Zabel an seiner Seite.

Erst 10 Runden vor Schluß gelang der nötige Rundengewinn um die Fürung zu übernehmen.
 

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Der Rolf kanns nicht lassen.

Zum einen ist ein Marathon-Start in Hamburg angekündigt und zum anderen will er auf Lanzarote an der Seite von Kai Hundertmarck einen Triathlon bestreiten.


Auf gehts Rolf, zeig den Ironmen was ein wahrer Ironman ist :jubel:
 
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