Smokin' Joe Frazier - ein Approach


Young Kaelin

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Joseph William "Smokin' Joe" Frazier, "his own man" (*12. Januar 1944 † 7. November 2011)

Muhammad Ali vs Joe Frazier 1971 knockdown on Make a GIF


Inhaltsverzeichnis:

A) Einführung

01. Familie
02. Kindheit in Laurel Bay, Beaufort, South Carolina
03. Joe Fraziers Leben als Jugendlicher in New York und Philadelphia
04. Amateurkarriere
05. Profikämpfe
06. Fight of the Century
07. Thrilla in Manila
08. Joe Fraziers eigene Familie
09. Die Beziehung Joe Fraziers zu Cassius Clay/Muhammad Ali
10. Rassismus im Leben Joe Fraziers und sein Umgang damit
11. Joe Fraziers Krankenakte
12. Joe Fraziers Leben nach seiner Boxkarriere
13. Allerlei Wissenswertes über Joe Frazier, Teil 1
14. Allerlei Wissenswertes über Joe Frazier, Teil 2


B) Ausklang

Quellenverzeichnis:

Zum Thema relevante Bücher, Zeitschriften
Weblinks Kapitel 01-04
Weblinks Kapitel 05-08
Weblinks Kapitel 09-12
Weblinks Kapitel 13
Weblinks Kapitel 14
 
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A) Einführung

8. März 1971: Joe Frazier vs. Muhammad Ali I. Der Boxkampf war damals eine so grosse Sache, dass es schwer fällt, entsprechende Vergleiche mit heutigen Sportereignissen zu ziehen.

Versetzen wir uns einen Moment in die Zeit zurück: Die Medienlandschaft bestand aus Zeitungen, Magazinen, Radio, einem Fernseher, auf dem ganze 3 Programme schwarz-weiss zu sehen waren: die Programme aus der italienisch-, französisch-, deutschsprachigen Schweiz. Natürlich gabs noch kein Internet, das Frauenstimmrecht war mit der Abstimmung vom 7. Februar 1971 gerade eingeführt worden.

Dennoch vollbrachte das Schweizer Fernsehen erstaunliche Dinge: Unter der Leitung des jungen Weltraumexperten Bruno Stanek wurde die Mondlandung von Apollo 11 am 20. Juli 1969 live übertragen, genauso berichtete das SF über die Fussball-WM 1970 live aus Mexico.

Frazier vs. Ali war von der Bedeutung her damals gefühlt mindestens mit der Mondlandung vergleichbar, um in etwa die Relationen zu verdeutlichen.

Das Fernsehen berichtete intensiv über den Krieg in Vietnam und es gab meines Wissens noch keine Zensur der Bilder, welches bedeutete, dass man ungefilterte, schreckliche Bilder aus diesem Krieg am TV sah (heute ist das doch sehr anders). Man wusste, dass Ali sich weigerte, an diesem Krieg teilzunehmen und empfand für ihn eine Sympathie. Der Fakt, dass Joe Frazier Alis Titel irgendwie abstaubte, schürte die Emotionen zusätzlich. Dazu kam, dass Ali schon damals über eine unglaubliche Aura verfügte. Es war ein bisschen so, wie Ali es mal selber sagte: Ali war die Sonne und Frazier der Mond.

Rein vom Boxerischen her betrachtete man den Kampf im Vorfeld als ausgeglichen. Mehrheitlich wünschte man sich aber gefühlt doch, dass Ali siegen würde.

Zwar hatte ich schon ab und an Boxkämpfe am TV gesehen, aber dieser Fight war mit Sicherheit ein Key Moment für meine Liebe zum Boxen. Mein Vater und meine Brüder sind von da an immer mitten in der Nacht aufgestanden, um die Fights von Ali, Frazier, Foreman zu sehen. Ernst Hui hat damals die Fights überragend kommentiert. Die Uebertragungen waren Kult.

Muhammad Ali hatte eine sagenhafte Ausstrahlung. Joe Frazier war medienmässig deutlich weniger präsent. Man wusste nicht sehr viel über ihn. Bücher über ihn habe ich damals keine gefunden.

Erst viel später habe ich begonnen, mich für das Leben Joe Fraziers zu interessieren. Es ging mir so wie beim Schachmatch Bobby Fischer gegen Boris Spassky: ich wollte über den "Underdog" mehr wissen und fand es spannend, mehr über ihn zu erfahren. Wie bei Spassky sollte ich zu meinem eigenen Erstaunen entdecken, dass Joe Frazier mir eigentlich näher war, ich mich mit seiner Vita mehr identifizieren konnte.

Nun habe ich mich entschlossen, einen Artikel über Joe Frazier zu verfassen. Dazu ist wie bei jenem über Sonny Liston viel Recherche notwendig. Ich konnte mir Zugang zu allen wesentlichen Büchern über Joe Frazier verschaffen und bin dabei, viel Material zu sichten, was zeitintensiv, aber ein grosser Genuss und eine wahre Freude ist.

Wie bei Sonny wird es darum gehen, so wahrheitsgetreu als irgendwie möglich, zu berichten, gut zu verkürzen und im Grunde einfach einen für den Leser hoffentlich interessanten Beitrag zu schreiben.

Auch diesmal wird das Ganze writing by reading entstehen, d.h. die endgültige Fassung wird erst am Schluss feststehen.

Ich wünsche dem geneigten Publikum viel Spass beim Lesen und hoffe, einen guten Einblick in das Leben von Smoking´ Joe Frazier , diesem interessanten Ausnahmeboxer und -menschen, vermitteln zu können.
 
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01. Familie

Im Gegensatz etwa zu gewissen Biographien über Sonny Liston haben die bisherigen Hauptbiographen Joe Fraziers (Phil Berger A), Phil Pepe B) und Mark Kram jr. C) keine wirklich übersichtlichen Zusammenstellungen weder zur Ahnengeschichte der Familie von Rubin und Dolly Frazier-Alston (Joes Eltern), noch zu Joes eigener Familie, verfasst.

Grundsätzlich ging es hier darum, die Puzzles der drei Biographen stimmig zusammenzusetzen, was zeitintensiv und nicht einfach war. Das Ergebnis ist noch nicht rundherum zufriedenstellend, aber möglicherweise bringe ich mit zusätzlicher Recherche noch was raus. Doch beginnen wir nun mit der Präsentation der vorläufigen Ergebnisse:

Joe´s Grosseltern väterlicherseits:
Grossmutter: Susan Frazier (Green) (ca. 1875 - 28.9.1955) 01-01
Susan war eine Hebamme und soll bei Joe´s Geburt mitgeholfen haben. C) Zudem trug Susan auch irisches Blut in sich und soll eine weisse Hautfarbe und blondes Haar gehabt haben. Sie hat Joe darin bestärkt, einen ehrlichen Weg im Leben zu gehen. 01-02

Grossvater: Dennis Frazier (28.5.1873 - 18.11.1946) 01-03
Dennis hatte mit Susan 13 Kinder. C)

Joe´s Grosseltern mütterlicherseits:

noch keine Angaben

Joe´s Mutter: Dolly Frazier-Alston (17.8.1909 - 18.10.2000) 01-04
Dolly wuchs mit 9 Geschwistern auf. Sie hatte ein enorm hartes und forderndes Leben. Es erstaunt, dass sie all die Schicksalsschläge psychisch so gut überstand. Fand ihre Lebensgeschichte enorm spannend und neben Hauptakteur Joe und dessen Sohn Marvis ist sie mir bei der Lektüre am Liebsten geworden. Schon mit 5 Jahren arbeitete sie für G.W. Trask & Sons. Diese produzierten Radieschen, Tomaten und diverse andere Gemüsearten. Dolly hatte Zeit ihres Lebens schnelle Hände und war eine geschätzte Mitarbeiterin. Dolly arbeitete etwas kürzer, als sie zur Schule ging. Da ihre Eltern nicht mehr jung waren und in der Familie jede Unterstützung zählte, dauerte die Schulbildung Dollys aber nicht lange. Schon mit 9 Jahren kehrte sie der Schule den Rücken und wieder zu Trask & Söhne zurück, um jetzt ganztags zu arbeiten. Dolly und Rubin kannten sich früh, lebten sozusagen Türe an Türe. Sie spielten als Kinder verstecken. Als Teenager sah sie zu, wie Rubin als Catcher für das Laurel Bay Hardball Team spielte. Nach diesen Ballgames picknickten die 2 und gingen bis Mitternacht tanzen.

Ein einschneidendes Erlebnis für Dolly war, als sie als Teenager vergewaltigt wurde. C) Sie überstand dieses schreckliche Ereignis. Mag sein, dass ihr Glaube ihr da etwas Kraft gab, denn sie hatte Zeit ihres Lebens einen starken Glauben und besuchte jeden Sonntag die St. Johns Baptist Church in Billy Hill. Eine Konstante in ihrem Leben war Rubin, dem sie im Jahr 1930, mitten in der grossen Depression, ihr Jawort gab und ihn heiratete.

Joe liebte seine Mutter sehr: in seiner Autobiographie schreibt er:
"to my mother Dolly, the backbone of my family who filled my heart with love for God, love for her, and my fellow man."

Ein paar Besonderheiten hatte auch Dolly, welche abergläubisch war, Voodoo-Sprüche und-Geschichten kannte. Wenn sie ein Schwarm Krähen sah, sprach sie von einem kommenden Begräbnis. Schlenderte man über den Friedhof und hörte Geräusche, interpretierte sie das als Tote, welche man lebendig begraben hatte und wenn eine Eule heulte oder ein Stier stöhnte, sah Dolly darin einen Ausdruck von Traurigkeit.

Insgesamt war Dolly aber eine herzensgute, grundehrliche Frau, welche angesichts der schwierigen Parameter ihres Lebens eine bemerkenswerte Würde an den Tag legte. Tiefer Respekt vor dieser tollen Frau :beten:.

Joe´s Vater: Rubin Frazier (April 1912 - 12.11.1965) 01-05

Rubin wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Obwohl er seine Frau Dolly durchaus liebte, war er ein passabler Schürzenjäger. Er genoss das Leben in vollen Zügen. Trotzdem arbeitete er hart, um seine Familie über Wasser halten zu können. Er war kein Sharecropper, wie es imo fälscherlicherweise in div. Quellen heisst, sondern besass 10 acres Land. Er mietete oder pachtete dieses Land nicht, sondern es gehörte ihm tatsächlich. Joe war definitiv Rubins Lieblingskind und die beiden waren sich zeitlebens sehr nahe.

In seiner Autobiographie widmete Joe seinem Vater folgende, sehr schöne Zeilen:
"To my father Rubin, called by God early in my life, who has meant everything to me, is always in my thoughts, and whom I miss every day."

zwei Ereignisse sollen hier noch erwähnt werden, welche wichtig in Rubins Leben waren:

1. Im Jahr 1943 parkierte Rubin seinen Pick-up-Truck vor einem Club. Mit im Auto sass die mit Joe schwangere Dolly und stillte die Tochter Rebecca. Der angetrunkene Arthur Smith, welcher eigentlich ein Kumpel von Rubin war, erschien mit einer abgesägten Flinte. Das eine Wort ergab das Andere. Im Wesentlichen gab es zwei Versionen des Vorfalls: a) es gab Streit um eine Frau (wie in der Autobiographie erwähnt), oder es gab einen Disput um einen Revierkrieg wegen illegalen Schnapsbrennens. C)

Jedenfalls feuerte Arthur Smith Schüsse durch das Seitenfenster und die Windschutzscheibe und traf Rubin an der Hand und am Vorderarm und Dolly in den linken Fuss. Rubin wurde ins Spital gebracht, wo sein linker Vorderarm nicht mehr zu retten war und ihm dieser oberhalb des Ellenbogens amputiert werden musste. Dolly wurde ebenfalls am linken Fuss ärztlich versorgt. Trotz aller Bemühungen verblieb ein Teil des Projektils in ihrem linken Fuss, was sie in der Folge wetterfühlig werden liess.

Für Rubin bedeutete der Verlust eines Teils seines linken Arms eine deutliche Beeinträchtigung als Farmer, wenngleich er sich in der Folge erstaunlich gut arrangierte. Arthur Smith wurde zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt, kam aber wie in der Autobiographie erwähnt, wegen der Einmischung seiner Arbeitgeber wohl bald frei (ein Vorgehen, welches damals üblich war).
A)

2. In der Familie Frazier herrschte immer Geldmangel und so blieb es nicht aus, dass Rubin über Einkünfte froh war, woher die auch immer stammten.

Rubin brannte schwarz Schnaps. Sein Produkt hatte einen sehr guten Ruf in der Community und galt als eines der Klarsten der Region. Im Februar 1946 flog sein illegales Geschäftsmodell auf und Rubin landete vor dem Richter. Er erzählte diesem seine Lage, dass er zig Kinder zu versorgen habe und auch, dass er es wieder machen würde. Offensichtlich hatte der Richter ein gewisses Verständnis für Rubin und verurteilte ihn zu 4 Monaten gemeinnütziger Arbeit.

Danach wurde Rubin meines Wissens nie mehr erwischt.

Leider erlebte Rubin nicht mehr, wie sein Lieblingskind, Joe, oder "Billy Boy", wie er ihn zärtlich nannte, Boxweltmeister im Schwergewicht werden würde.

Joe: Joseph William Frazier (12.1.1944 - 7.11.2011)

Joe´s Geschwister: Marion (Bubba), Eugene (Skeet) Andrew (Bozo) Rubin Jr. (Jake), John (Big Boy) Thomas (Tommy), Martha (Mazie) Julia (Flossie) und Rebecca (Bec) A)/C)

Anmerkung zu Joe´s Geschwistern: Nach dem Studium der 3 Bücher in dieser Sache gehe ich davon aus, dass aus der Ehe von Dolly und Rubin Frazier-Alston insgesamt 13 Kinder hervorgingen, von denen 3 gleich starben. Man weiss gesichert, dass nach Joe noch dessen Bruder David auf die Welt kam, der aber leider nur 9 Monate alt wurde und an Diphterie starb. A) Der Biograph Phil Pepe, der nicht immer sehr präzis war, sprach von der 13. Schwangerschaft Dollys, als sie mit Joe schwanger war und von 4 Kindern, welche Dolly und Rubin schon früh wegstarben. Ich gehe davon aus, dass er sich um ein Kind verzählt hat und fälschlicherweise ein Total von 14, anstelle von 13 Kindern, annahm.

Joe´s Vater war ein hoffnungsloser Womanizer und Schürzenjäger und steckte Joe einmal, dass er insgesamt Vater von nicht weniger als 26 Kindern war, sodass Joe also möglicherweise noch 13 Halbgeschwister hatte. Diese Zahl konnte nie verifiziert werden. Dennoch erschienen ein paar von diesen Halbgeschwistern auf Vater Rubins Farm und lebten auch teilweise dort. Erstaunlicherweise akzeptierte Joe´s Mutter, Dolly, die aus den Eskapaden ihres Mannes resultierenden Kinder und soll sie wie ihre eigenen behandelt haben.


02. Kindheit in Laurel Bay, Beaufort, South Carolina

Laurel Bay liegt etwas ausserhalb von Beaufort, South Carolina. In der Nähe befand sich schon damals der US-Marine Stützpunkt auf Parris Island. Die USA steckten in diesem Jahr 1944 noch immer tief im 2. Weltkrieg. Die Jim-Crow-Gesetze unterstrichen die Rassendiskriminierung. Von einem Civil Rights Act und einem Voting Rights Act war man damals noch weit entfernt.

Die Familie Rubin Fraziers lebte in ärmlichen Verhältnissen auf ihrem 10 acres grossen Land und kämpfte täglich hart ums Ueberleben. Infolge eines Streits mit Schusswaffengebrauch musste Rubin im vergangenen Jahr der linke Vorderarm amputiert werden. Er war nun seit 14 Jahren mit seiner Frau Dolly verheiratet, welche nun schon ihre 12. Schwangerschaft erlebte.

Die Familie lebte in einem bescheidenen Eichenholzhaus mit einem kleinen Vorbau. Im Haus befand sich eine Küche, ein Wohn- und zwei Schlafzimmer, Obwohl das Dach mit Zinn verstärkt wurde, war es undicht. Man verfügte damals über kein fliessendes Wasser, kein Bad, keine Elektrizität, kein Telefon. Das Toilettenhaus befand sich etwas vom Wohnhaus entfernt. Kerosinlampen spendeten Licht und das Wasser musste draussen gepumpt werden.

Das Land gab nicht viel her. Joe sollte es als "white dirt" bezeichnen, was bedeutete, dass aus diesem Stück Land landwirtschaftlich nicht viel herauszuholen war. In seiner Autobiographie führt Joe aus, dass nicht einmal Mais oder Erbsen gediehen und man auf den Anbau von Wassermelonen und Baumwolle ausweichen musste. Rubin besass ein Auto, 2 Maultiere, welche Buck und Jenny hiessen, ein paar Schweine und Hühner. Sowohl Dolly als auch Rubin arbeiteten auf weissen Farmen. Zudem fischte man im Broad River und hielt dort nach Krabben Ausschau. Man jagte in den nahe gelegenen Wäldern, fällte Bäume und verkaufte das Holz und hielt sich einigermassen über Wasser. Für etwas Extrageld sorgten Erträge aus dem Schwarzbrennen von Schnaps, sowie dem Verkauf einer seltsamen Pflanze, welche Joe entweder als Tabak oder als Marihuana identifizierte.

Der Vater Rubin freute sich besonders auf die Geburt dieses 12. Kindes. Er soll eine Vorahnung gehabt haben, dass gerade aus diesem Kind etwas ganz Spezielles werden würde. Mit der Hilfe von Hebamme und Grossmutter Susan erblickte Joe William Frazier dann am 12. Januar 1944 tatsächlich das Licht der Welt. Während die Mutter Dolly alle Kinder gleich behandelte, war Joe anerkanntermassen das Lieblingskind von Vater Rubin. Er würde Joe von klein auf überallhin im Auto mitnehmen und die zwei hatten Zeit ihres Lebens eine besonders innige Beziehung.

Anfangs der 1950er wurde das Haus der Familie Frazier mit Strom versorgt. Rubin leistete sich einen schwarz-weissen 15 inch Philco-Fernseher, welcher der erste in der näheren Umgebung war. Damals gab es fast täglich Boxkämpfe im TV zu sehen, weil die Sender wie CBS, ABC, NBC wacker Fights übertrugen. Gesellig wie die Fraziers waren, kamen viele Nachbarn, Verwandte zu Besuch und sahen sich die Kämpfe mit ihnen an. Geschäftstüchtig verkaufte Dolly gegen etwas Geld Getränke. Boxgrössen wie Sugar Ray Robinson, Rocky Marciano, Willie Pep, Rocky Graziano usw. waren zu bestaunen.

An einem Abend erschienen auch die Onkel Manson und Israel zu einem Boxabend. Israel fiel die starke Statur Joes auf und er liess sich zum folgenschweren Satz verleiten: "Dieser Junge dort wird ein neuer Joe Louis werden".

Joe war damals gerade acht Jahre alt und dachte sich: warum nicht? Schon am nächsten Tag, als Onkel Israel die Worte ausgesprochen hatte, packte Joe einen alten Leinensack, füllte ihn mit Lumpen, Maiskolben, einem Ziegel in der Mitte, und bastelte daraus seinen Heavybag. Er hängte ihn an eine Eiche im Hinterhof, wo die Maultiere gehalten wurden. Joe wickelte seine Hände mit einer Kravatte seines Vaters oder mit einem Strumpf seiner Mutter ein und begann von da an mit eiserner Disziplin täglich 1 Std. auf den Sack einzuschlagen. Von da an würde er es jedem erzählen, dass er Weltmeister werden würde, der nächste Joe Louis. Niemand nahm ihn ernst.

Joe musste schon früh bei der Arbeit mithelfen. Schon als 6-7 Jähriger unterstützte er seinen Vater beim Holzen. Ein Jahr später wurde Joe schon um 04.00 h geweckt, um seinem Vater beim Schnaps brennen zu helfen.

Erstaunlicherweise fuhr Joe auch schon mit 7 Auto oder Lastwagen. Er begleitete seinen Vater beim Verteilen des Schnapses. Mit 10 A), mit 12 Jahren 2), lieferte Joe den Schnaps mitunter alleine aus.

Joe sollte später nachdenklich anführen, dass er nie eine richtige Kindheit gehabt hätte.

Seine Mutter arbeitete von morgens früh bis abends spät für G.W. Trask & Sons. Oft war die Arbeit saisonal. Manchmal arbeitete sie auch in Firmen, welche Tomatenkonserven herstellte oder half Fischern, welche Garnelen und Muscheln fingen. Der Vater Rubin arbeitete später auch als Aufseher auf der Bellamy Plantage.

Rubin war in der Bevölkerung recht gut angesehen und hatte den Ruf eines "Fixers", d.h. eines Mannes, an den man sich vertrauensvoll wenden konnte und der auch in schwierigen Situationen Lösungen fand.

Man ist sich einig darin, dass Joe ein eher unterdurchschnittlich guter Schüler war. Wie lange Joe wirklich eine Schule besuchte, ist nicht so ganz klar. Die Versionen sind doch sehr unterschiedlich:
Bei Katherine Dunne verlässt Joe schon als 6 th grader die Schule, bei Mark Kram jr. hat er die Beaufort Country Training School als 7th und 8th grader besucht und dann als 9th grader noch ein Jahr in der Robert Smith High School angehängt, bevor er die Schule endgültig verliess. Kram jr. führt aus, dass Joe als 9 th grader nicht weniger als 66 Tagesabsenzen vorzuweisen hatte.
Bei Autobiograph Phil Berger verliess Joe die Schule, als er kaum 13 Jahre alt war. Bei Pepe flog Joe als 9 th grader von der Robert Smith High School, weil er sich mit einem Jungen stritt und dessen Mutter beleidigte.

Offensichtlich hatte sich Joes Training ausbezahlt und ihn zu einem starken Jungen werden lassen. Es gilt als gesichert, dass er sich in der Schule für "Beschützerdienste" bezahlen liess.

Wie sein Vater Rubin war auch Joe ein ziemlicher Schürzenjäger und nahm es mit der Treue ein Leben lang nicht sehr genau.

Als Joe 13 1/2 oder 14 Jahre alt war, traf Joe seine spätere Frau Florence Smith. Sie war 16, ging noch zur Schule und war eine intelligente junge Frau, mit glänzenden Perspektiven. Die 2 lernten sich anlässlich des Begräbnisses des Grossvaters/Onkels (je nach Quelle) von Florence kennen. Florence würde später sagen, dass sie sofort von Joe eingenommen war und sich dachte, dass sie genau diesen Mann haben wollte, während Joe dies offenbar genauso von ihr dachte.

Joe musste etwas kämpfen, bis es mit Florence wirklich klappte. Am Freitag Abend ging Joe jeweils mit Florence aus und brachte sie zuverlässig um 21.30 h zum Wohnhaus ihrer Eltern zurück. Allerdings ging Joe danach weiter feiern und lernte so Rosetta Green kennen. Joe hatte damals eine Doppelbeziehung. Die beiden Ladies kamen dahinter und forderten von Joe, sich zu entscheiden. Er solle sagen, wen er lieben würde.

Die Antwort Joes soll so ausgefallen sein: "Ich liebe Mutter und Vater und meine Brüder und Schwestern". Joe führt in seiner Autobiographie aus, dass er durchaus 2 Frauen gleichzeitig lieben könne. Er würde es so sagen, dass ein Mann soviele Frauen lieben könne, als er imstande sei, sie zu lieben....

Jedenfalls sollte Joe noch vor seinem 20. Geburtstag 3 Kinder mit Florence und 2 Kinder mit Rosetta haben.

Als Joe 14 war, kam ihm ein Weisser mit seinem Wagen entgegen und fuhr Joe fast von der Strasse. Der Weisse beschimpfte ihn als Niggger (ich weiss, dass man das Wort mit nur 2 g schreibt, aber sonst wäre es vom System hier nicht akzeptiert worden und ich fand die Bezeichnung hier wichtig), ein Wort, welches Joe hier zum ersten Mal hörte und er sofort hasste. Der weisse Mann war gross gewachsen, älter als Joe, stieg aus und packte Joe und stiess ihn zu Boden. Dort begann Joe zurückzuschlagen und jeder seiner Punches hinterliess im Gesicht des Weissen Wirkung. Schliesslich bekam Joe Oberhand und schlug das Gesicht des Weissen blutig. Joes Kumpels riefen ihm zu, dass er den Weissen erledigen soll. Joe zögerte und der Weisse meinte verzweifelt, ob sie die ganze Angelegenheit nicht besprechen könnten. Joe liess den Mann tatsächlich gehen und hatte nie mehr ein Problem mit ihm.

Joe arbeitete auf der Bellamy Plantage, als ein schwarzer Junge unbeabsichtigt einen Traktor beschädigte. Der Junge wurde von Jim Bellamy daraufhin mit dem Gürtel geschlagen. Als Joe den Arbeitern die Geschichte erzählte, wurde er von Bellamy gestellt. Dieser drohte, auch Joe mit dem Gürtel zu schlagen, worauf ihm Joe kontra gab und ihm sagte, dass er seinen Gürtel besser zum Halten seiner Hose verwende. Daraufhin wurde Joe von der Plantage gejagt.

Danach war Joes Beschäftigung sporadisch, die Bezahlung schlecht. Joe arbeitete mal auf einer Coca- Cola Plantage, fand später Arbeit auf Parris Island, wo er bei Arbeiten an Häusern der Regierung Sparren auf die Dächer hieven musste.

Joes Kasse war notorisch klamm und so entschied er sich zusammen mit seinem Kumpel B. A. Johnson, Benzin aus am Wegesrand abgestellten Autos zu stehlen. Die Autos stammten meist von Marines der auf Parris Island gelegenen Basis, welchen das Benzin ausging und die Autos, in Erwartung ihres Gehalts, welches jeweils am Monatsende eintraf, erstmal stehen liessen. In der Folge bauten Joe und sein Kumpel die Autos auch aus und verkauften die Teile. Joe führte dazu aus, dass er auf diesen Teil seiner Geschichte nicht besonders stolz war.

In diesen Dingen hatte Joe ziemliches Glück und Joe hatte meines Wissens nirgendwo einen kriminellen Rekord.

Dolly machte sich Sorgen um Joe. Vor allem der Vorfall bei Bellamys hatte ihr zu denken gegeben und sie sah, dass Joe mit den Weissen seine Mühe hatte. Sie riet ihm, wegzuziehen.

Greyhound, auch "the dog" genannt, hatte seit 1958 eine Haltestelle in Beaufort eingerichtet. Joe hatte genug von den Widrigkeiten des Lebens eines Schwarzen im Süden und wollte sein Glück im Norden versuchen. Er nahm Kontakt mit seinem Bruder Tommy und dessen Frau Ollie auf, welche in New York wohnten. Tommy hatte in der Bekleidungsindustrie Arbeit gefunden und erklärte sich bereit, Joe willkommen zu heissen.

Sowohl Rosetta als auch Florence waren schwanger von ihm. Joe borgte sich von seinem Cousin Charles Middleton das Fahrgeld für den Trip nach New York.

Mutterseelenallein bestieg der 15-jährige Joe Frazier den Greyhound-Bus. Mit nur einem Koffer und etwas Hoffnung im Gepäck checkte er nach New York ein. Er setzte sich in die Mittelreihe, wurde aber vom Busfahrer angehalten, sich gefälligst nach hinten zu setzen, da unterwegs noch Weisse zusteigen würden.
 
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03. Joe Fraziers Leben als Jugendlicher in New York und Philadelphia

Nach Joe´s Ankunft in New York zog er bei seinem Bruder Tommy und dessen Frau Ollie ein. Das Appartment, welches in Manhatten lag, hatte 3 Schlafzimmer. Tommys Familie umfasste auch 2 Kinder.

Der Anfang in New York gestaltete sich für Joe schwierig und ernüchternd. New York war ein hartes Pflaster und es gelang Joe nicht, während seiner Zeit in New York einen guten Job zu finden. Vielmehr konnte Joe nur seltsame Arbeiten ausführen, für welche er Leute erst noch bestechen musste, um diese Tätigkeiten überhaupt ausüben zu dürfen. Die Bezahlung der Jobs war okay, aber sobald der Vermittler seine Provision kassierte hatte, wurde Joe jeweils schon nach kurzer Zeit wieder gekündigt. Dieses Spiel wiederholte sich des öftern. Mal passierte ihm das bei einem Elektriker-Job, mal in einer Blecheisenfabrik.

In seiner Autobiographie schreibt Joe, dass das Glück in dieser Zeit einen weiten Bogen um ihn herum machte. Inzwischen war auch Joe´s alter Freund aus Beaufort, B. A. Johnson, in New York eingetroffen. Er wohnte bei Verwandten von ihm. In ihrer Verzweiflung und Aussichtslosigkeit erinnerten sich die Beiden an ihr Geschäftsmodell aus Beaufort. Sie fanden einen Autoschrottplatz, wo man ihnen für jedes Auto, egal in welchem Zustand, 50 US-Dollar anbot.

Joe und Johnson hielten in der Folge nach lange abgestellten Autos Ausschau. Mit einem von der Verwandtschaft geliehenen Auto, brachten sie den Wagen auf den Schrottplatz und sicherten sich so die Prämie. Sie stahlen so in der Woche ca. einen Wagen, während sie gleichzeitig immer nach einer legalen Arbeitsmöglichkeit suchten. Am Wochenende stürzten sich Joe und Johnson ins Partygetümmel.

Richtig einträglich war das Geschäft mit den gestohlenen Autos nicht. Joe war unzufrieden mit seiner Situation, insbesondere auch, weil er sich schämte, sich von seinem Bruder Tommy finanziell helfen lassen zu müssen. Er sah ein, dass er mit seiner Art zu leben, in New York einer schlechten Zukunft entgegen steuerte, sodass sich Joe mit seinen Verwandten in Philadelphia in Verbindung setzte. Die Schwestern Mazie und Bec lebten dort und man konnte es so einrichten, dass Joe bei seiner Tante Evelyne Peeples im Norden Philadelphias unterkam.

Einer der Verwandten Joe´s, James Martin, arbeitete bei der Firma Cross Bros. Meat Packers & Co., einem koscheren Schlachthaus, in der Stadt. Durch ihn gelang es Joe, von 1961 bis 1964 dort zu arbeiten, ohne ,gemäss den Aussagen Joes in seiner Autobiographie 1), jemals auf den Lohnabrechnungen der Firma erschienen zu sein.

Joe arbeitete 40 Stunden und mehr pro Woche, um den Job zu lernen und das Recht, den Job überhaupt ausführen zu dürfen. Die Vergütung bestand darin, dass er manchmal 6 Std. für die 40 Std. Woche bezahlt wurde. Manchmal zeigten sich die Cross Brothers ein bisschen grosszügiger, aber nie so, dass sich Joe für einen reichen Mann hielt. Es war keine einfache Situation und Joe fand auch keine bessere Stelle. Joe putzte den Boden, wischte das Blut in den Abfluss, arbeitete an der "Weasel Maschine", welche die Lunge vom Magen eines Stiers trennte. Joe schreibt in seiner Autobiographie eindrücklich von der Todesangst der Stiere. Bei Cross Brothers kam es auch zu jenen Szenen, welche Sly Stallone in seinem Film "Rocky" verwendete: Joe hat damals wirklich auf Rinderhälften eingedroschen.

In New York hatte Joe nie ein Gym besucht. Er sah auch in Philadelphia wenig Aussicht, seine finanzielle Situation zu verbessern. Joe war übergewichtig geworden und wog so 240 Pfund (andere Quellen belassen es bei 220 Pfund). Er erinnerte sich an seinen Traum vom "nächsten Joe Louis". Auf Rat von Mazie und ihrem Mann, James Rhodan, besuchte Joe vor Weihnachten 1961 das erste Mal das 23 th Police Athletic Gym League Gym (PAL). Der diensthabende Mann war der pensionierte Polizist Duke Dugent. Er reichte Joe die Formulare, um dem Gym beizutreten, bat Joe diese auszufüllen. Wenn er dies getan hatte, solle er wieder erscheinen.

Joe war entschlossen, seinen Boxtraum zu leben und erschien nach Neujahr 1962 wieder im Gym. Joes Verwandter, Rivers Riley, ein Coiffeur, hatte ihm Boxerschuhe, Bandagen und einen Gym Bag gekauft. Joe schätzte die Hilfe, denn er wollte nicht runtergekommen beim Gym erscheinen.

Das Sparring im Gym erwies sich sofort als sehr hart. Der erste Gegner im Gym war ein gewisser Georgie Boy, welcher Joe ziemlich verdrosch. Damals war Joe auch nach eigenen Angaben nur ein übergewichtiger, kurzarmiger Boxwannabe.

Trainer Duke Dugent war von Joes Anblick zunächst auch nicht sonderlich beeindruckt: er sah einen übergewichtigen, für einen Schwergewichtler kleinen Mann, mit kurzen Armen und damals nicht ausgeprägtem boxerischem Können.

Joe gab aber im Gegensatz zu vielen anderen nicht auf. Er stand diszipliniert um 04.00 auf, lief im Fairmont Park 3-4 Meilen, arbeitete dann Vollzeit bei den Cross Brothers, um danach nochmal ins PAL zu gehen, wo er 2 Std. trainierte. Sein Workout bestand erstmal aus Seilspringen, die Bags schlagen, Situps, Pushups, Verbesserung der Nackenmuskulatur und schliesslich Arbeit am Heavybag.

Das Training mit Georgie Boy und den anderen 8-9 Schwergewichtlern war hart und intensiv. Mit der Zeit zeigte Joe deutliche Fortschritte und nach und nach verliessen gewisse Sparringspartner frustriert das Gym. In der Folge musste Joe auf die Arbeit mit kleineren Boxern wie Gypsy Joe Harris ausweichen, der ein Riesentalent war. Leider hatte er ein Auge verloren. Als dies einige Zeit später auskam, wurde ihm die Boxlizenz entzogen.

Im Sparring mit diesem Gypsy Joe Harris lernte Joe sein bobbing and weaving, gewöhnte sich an Gypsys aussergewöhnlichen Speed. Joe hatte auch infolge einer Diät und der intensiven Workouts deutlich an Gewicht verloren und wog nun austrainiert so um die 190 Pfund.

Joe trainierte zu Klängen von James Brown, Otis Redding, Sam Cooke, den Drifters, Aretha Franklin. Duke Dugent war nach und nach von Joes Frazier Disziplin beeindruckt und vertraute ihm. Manchmal musste Joe im Schlachthaus Ueberstunden machen und schaffte es nicht rechtzeitig ins Gym. Duke gab ihm für solche Fälle einen Schlüssel zum Gym und so trainierte Joe ab und an ganz allein zu den Klängen der obgenannten Musiker.

Nachdem Duke Dugent von Joe Frazier geschwärmt hatte, begann sich Yancey (Yank) Durham Joe Frazier genauer anzusehen. Yank war ein ehemaliger Amateur. Seine Träume platzten, als ihn im 2. Weltkrieg während eines Luftangriffes ein Jeep anfuhr, ihn überrollte und ihm beide Beine und den Schädel brach. Die Verletzungen waren gravierend und Durham verbrachte fast 2 Jahre im Spital.

Nach der Ausmusterung kam Yank nach Philadelphia und arbeitete bei der Bahn als Schweisser. In seiner Freizeit managte und trainierte er Fighter. Allerdings war er damit nicht besonders erfolgreich, bis er auf Joe Frazier stiess. Yank war allerdings ein Fachmann und wusste grundsätzlich, wie man Fighter aufbaute und wie man sie behandeln musste. Duke und Yank sahen Joe Frazier am Heavybag arbeiten und waren gleichermassen positiv verblüfft. Aus dem Jungen konnte wirklich was werden!.

Joe und Yank waren sich auf Anhieb sympathisch und arbeiteten Zeit ihres Lebens gut zusammen. Bemerkenswerterweise schlossen die 2 nie einen Vertrag miteinander ab. Man besiegelte die Deals mit Handschlag.

04. Amateurkarriere

Zwischendurch fuhr Joe auch immer wieder mal nach South Carolina und besuchte dort seine Familie, Florence Smith und auch Rosetta Green. Schon mit 19 Jahren hatte Joe mit Florence ebenso zwei Kinder, wie mit Rosetta. Joe unterstützte beide Frauen und die Kinder, so gut er konnte. Im Frühling 1962 erschien Florence, mit den kleinen Kindern Marvis und Jacqueline unangemeldet bei der Tante Evelyn, wo Joe wohnte. Evelyn war unter der Bedingung von getrennten Schlafzimmern für Florence und Joe bereit, die 3 neuen Gäste bei sich aufzunehmen. Florence arbeitete bei Sears. Im September 1963 heirateten Joe und Florence. Die einzigen Gäste der Zeremonie waren Frances Morall, welche auch im Haus von Evelyn wohnte und deren Freund. Die Kasse von Joe war so knapp, dass er kein Geld für einen Trauring hatte und ihn bei seiner Schwester Mazie borgen musste.

Boxerisch lief es für Joe ganz gut: der Wechsel von der anfänglichen Southpaw- in die Normalauslage gelang. Ferner wurde die Ausdauer verbessert, man arbeitete am bobbing und weaving und daran, die linken Haken mehrfach hintereinander zu schlagen.

Joe erlangte einen guten Ruf als Amateur, den er auch mit einer respektablen KO-Quote unterstrich. Das Middle Atlantic Golden Gloves-Turnier konnte er von 1962-1964 3 mal in Folge gewinnen. Eine seiner Niederlagen resultierte aus einem Fight mit Buster Mathis. Joe dachte immer, dass er diesen ersten Fight gegen Buster Mathis hätte gewinnen müssen und die Judges falsch lagen.

Im Mai 1964 fanden die Trials zur Qualifikation für die olympischen Spiele von Tokio1964 in Flushing Meadows statt:

Im Viertelfinal gelang es Joe, den 1964er US National Golden Gloves Champion Wyce Westbrook, in der 3. Runde auszuknocken.
Den Halbfinal Gegner, Joe Hodges, konnte Joe nach 02.46 der 2. Runde stoppen.

So kam es zum grossen Showdown mit Buster Mathis im Final der Trials. Geboxt wurde um das Recht, wer die USA an den olympischen Spielen in Tokio 1964 beim Schwergewichtsboxen vertreten durfte. Buster war mindestens 8 Zentimeter grösser als Joe und wog satte 100 Pfund mehr.

Geboxt wurde über 3 Runden und mit 10 Unzen-Handschuhen (an den Spielen in Tokio verwendete man 8 Unzen-Boxhandschuhe und man trug keinen Kopfschutz). Zudem trug man bei den Trials einen Kopfschutz.

Da Buster Mathis um 15.00 h des Kampftages einen Blutdruck von 195 aufwies, stand der Fight auf der Kippe. Nachdem sich Buster 3 Std. lang hingelegt hatte, beruhigte sich das Ganze und Buster bekam grünes Licht, den Kampf bestreiten zu dürfen. Im Finalkampf zog sich Buster die Boxhosen tatsächlich etwas gar weit nach oben. Dies ist ein beliebtes Mittel, um reguläre Körpertreffer als "low blows" erscheinen zu lassen.

Für seine Grösse und sein Gewicht, war Buster damals ein erstaunlich agiler Boxer. Der Finalfight verlief im grossen Ganzen recht ausgeglichen.
Zwar war Joe durchaus der Aggressor, aber Buster spielte seine Reichweitenvorteile aus und konterte immer wieder geschickt. Dem aufmerksamen Referee Schwartz fiel auf, dass Frazier mit der Linken genau aufs Kinn von Buster traf und dieser nichtmal mit der Wimper zuckte. Gleich zu Beginn der 2. Runde schlug Joe etwas tief, was der Ref Schwartz zwar anzeigte, Joe von seiner Position aus nicht sehen konnte. Kurz darauf landete eine weitere Hand Joes auf dem Oberschenkel/der Hüfte von Mathis, was zur Folge hatte, dass ihm der Referee 2 Punkte abziehen liess. Dieser Abzug war in einem 3 Runden dauernden Fight natürlich ein Handicap. In der 3. Runde machte Joe ordentlich Dampf, fasste sich aber einen weithergeholten Schwinger von Mathis. Der Schlag brachte Joe etwas aus der Balance. So wie ich den Fight auf youtube gesehen habe, war er nicht einfach zu scoren und der Sieg von Mathis war unter Berücksichtigung des 2-Punkte-Abzuges keine Robbery.

Verständlicherweise war Joe seinerseits sehr enttäuscht. Er hatte zwar noch die Klasse, sich bei einem Journalisten aus Philadelphia artig für seine Arbeit zu bedanken, wollte aber in seiner Verbitterung wegen des aus seiner Sicht ungerechten Urteils die Boxhandschuhe an den Nagel hängen.
Es brauchte etwas Ueberredungskunst von Joes Entourage, um ihn umzustimmen. Zudem half sicherlich auch die Möglichkeit, als Alternate, also als Ersatzmann und Sparringspartner, doch noch an die olympischen Spiele zu fliegen. Joes Familie hatte schon im Jahr 1963 mit der Tochter Weatta weiteren Zuwachs erhalten und Joe war sich nicht sicher, ob er sich die olympischen Spiele angesichts seiner familiären Verpflichtungen überhaupt leisten konnte. Nachdem sich der Deputy Police Commissioner Frank Rizzo bei den Besitzern von Cross Brothers erfolgreich eingesetzt hatte, Joe den Job in der Metzgerei freizuhalten, stand dem Abenteuer Tokio, olympische Spiele 1964, nichts mehr im Wege.

Die Vorbereitung fand auf der Hamilton Air Force Base statt, welche sich in der Nähe von San Francisco befindet. Um die Truppen etwas zu unterhalten, veranstaltete man auch eine Exhibition zwischen Buster Mathis und Joe Frazier, welche gewertet wurde und Buster diesmal per split decision gewann. Bei diesen Kampf hatte sich Buster allerdings den Handknöchel (gewisse Quellen sprechen vom Daumen) gebrochen, was dazu führte, das man Buster einen Gips verpasste, welchen man erst einen Tag vor Eröffnung der Spiele entfernen würde. Es war klar, dass Buster Mathis so nicht an den Spielen teilnehmen konnte und Joe Frazier rückte erfreut nach.

An den olympischen Spielen schlug sich Joe in seinem ersten Fight gegen den Ugander George Uywello sehr gut und konnte den Afrikaner schon in nach 01.35 der 1. Runde stoppen, als er mehrere schwere linke Haken ins Ziel brachte.

Der Viertelfinalkampf gegen den Australier Athol McQueen verlief deutlich dramatischer. In der 1. Runde kam der Mann aus Down Under mit einer harten Rechten genau auf Joes Kinn durch. Joe ging angeklingelt runter und war durchaus in Schwierigkeiten. In der Folge konnte sich Joe berappeln und kam in der 3. Runde namentlich mit Körpertreffern selber hart durch, worauf der Kampf nach 00.40 der 3. Runde gestoppt hatte.

Im Halbfinal wartete der erfahrene Russe Vadim Yemelyanov auf Joe. Erneut wurde Joe in der 1. Runde hart getroffen und war für einen Moment wobbly. Die 2. Runde sah dann ein anderes Bild, als Joe Yemelyanov zweimal runterschicken konnte und die Aufgabe der Ecke Yemelyanovs und der Abbruch des Ringrichters so gut wie zeitgleich erfolgte. Allerdings hatte der Fight auch bei Joe Spuren hinterlassen, als er doch seinen linken Daumen brach.

Zwar liess Joe den Daumen durch einen Arzt untersuchen, weigerte sich aber, Röntgenbilder anfertigen zu lassen, da er befürchtete, mit einem gebrochenen Daumen nicht zum Final gegen den deutschen Busfahrer Hans Huber zugelassen zu werden. Joe erklärte dem Arzt, es sei wohl nicht so schlimm und biss auf die Zähne.

Hans Huber war eigentlich ein Ringer, der aber in seiner Gewichtsklasse nicht am Kran von Schifferstadt, Wilfried Dietrich, vorbeikam und so aufs Boxen auswich. Er hatte mitbekommen, wie Joe Yemelyanov in der 2. Runde zusetzte und beschloss, das Ganze vorsichtig angehen zu lassen.

Der Final um die olympische Goldmedaille von Tokio 1964 war kein aufregender, begeisternder Fight. Es war ein Faustfechten zwischen einem aggressiven 20-jährigen US-Amerikaner und seinem 10 Jahre älteren, deutlich grösseren deutschen Kontrahenten. Joe konnte Hans Huber zunächst nicht wirklich zusetzen und der Kampf plätscherte so dahin. In der 3. Runde kam Joe schliesslich dann doch härter durch und konnte das Momentum auf seine Seite ziehen. Er hatte im Finalkampf seine Rechte mehr als üblich eingesetzt, um die Verletzung etwas zu kaschieren. Die Videobilder zeigen einen Joe, der seine Linke ab und an, vermutlich unter grossen Schmerzen, einsetzt.

Das Verdikt der 5 Punkrichter war erstaunlich eng: Joe Frazier gewann mit einem sehr dünnen 3-2-Urteil. Auf Joe entfielen die Stimmen der Richter aus Argentinien, Japan und Finnland, während die beiden Stimmen für Huber aus Rumänien und den Fidschi-Inseln kamen. Die Amerikaner konnten das knappe Urteil nicht verstehen und waren erleichtert, dass es hier, ihrer Meinung nach, nicht zu einem eher üblen Fehlurteil kam.

Der Sieg Fraziers wurde übrigens auch vom sympathischen Hans Huber in einem Interview als gerecht empfunden.



Während seiner Zeit in Tokio hatte Joe seiner Frau Florence täglich brieflich von seinen Erlebnissen im fernen Japan berichtet. Die US-Olympioniken wuschen ihre Kleider selber und so stibitzte Joe die übrig gebliebene Seife regelmässig und schickte sie Florence.

Noch in Japan wurde Joes Daumen nach dem Final geröntgt und man stellte neben einem ausgerenkten Daumen mehrere Brüche dessen fest. Joe wurde für den Rückflug ein provisorischer Gipsverband verpasst.

Bei seiner Rückkehr nach Philadelphia warteten ca. 500 Zuschauer auf die Rückkehr Joe Fraziers und 8 anderer Olympioniken, welche aus der Gegend stammten. Joe verhielt sich den Massen gegenüber bescheiden und wurde am 1.12. 1964 zusammen mit 108 Mitgliedern des US-Olympia-Teams von Präsident Lyndon Johnson im Weissen Haus von Washington begrüsst.

Für Joe war aber die Zeit nach der Olympiade keine einfache. Seine Daumenverletzung sollte zu zwei Monate auseinanderliegender Operationen führen, welche ihm ein zeitnahes Boxen verunmöglichte. Bei den Cross Brothers konnte er mit seinem gebrochenen Daumen auch nicht arbeiten und die Firma war nicht bereit, ihm eine andere Arbeit zuzuweisen.

Einzige Einkommensquelle war damals das Geld, welches Florence bei Sears generierte. Die Familie Frazier steckte in ernsten finanziellen Schwierigkeiten. Ein schönes Weihnachtsfest für die Fraziers schien auszufallen. Die Kinder würden diese Weihnachten 1964 wohl keine Geschenke erhalten.

Ein Journalist wurde auf die klamme Lage der Fraziers aufmerksam und begann darüber zu schreiben und auch Geld zu sammeln. Die Bevölkerung machte mit und so trafen jede Menge Spielsachen und Geschenke für Joes Kinder ein. Darüber hinaus ergab die Geldsammlung einen Betrag von 1200 US Dollar, was damals doch etwas Geld war und die ärgste Not der Fraziers für kurze Zeit etwas stoppte.

Florence jedenfalls sollte sagen, dass diese Weihnachten wohl ihre fröhlichsten waren.

Bald nach Weihnachten kam ein Mann bei Joe vorbei, sagte, er sei ein Nachbar und wohne die Strasse runter. Er und seine Frau hätten einen Kochherd bestellt, aber seine Frau sei mit dem Geldbeutel einkaufen gegangen. Es wäre ein Fall von schlechtem Timing. Ob Joe ihm nicht ein paar hundert Dollar leihen könnte. Joe war von der Hilfsbereitschaft der Leute noch immer überwältigt und wollte das Vertrauen etwas zurückgeben. Der Mann versprach Joe auch, dass er das Geld sofort zurückgeben werde, sobald seine Frau zurück sei und nannte ihm auch seine genaue Wohnadresse. Joe ging das Geld holen, als der Mann rief, dass der Liefermann aufgetaucht sei. Joe gab dem Mann das Geld und dieser versprach nochmal, dass er das Geld umgehend nach der Rückkehr seiner Frau zurückbringen werde und lief davon. Wie man ahnt: Joe sah den Mann nie wieder und die angegebene Adresse stellte sich als falsch heraus.

Joes Frau Florence war nicht amused darüber, dass sich Joe so leicht hereinlegen liess und Joe ärgerte sich selber darüber, dass er so leichtgläubig sein konnte.


Anmerkungen zu Joe Fraziers Amateurrekord:

His amateur record was 38-1 – his lone loss coming at the hands of Buster Mathis.


Da Joe noch 2 mal gegen Buster Mathis verlor und 4 mal an den olympischen Spielen in Tokio gewann, müsste man denken, dass Joes Amateurrekord richtig wohl 42-3 lauten müsste.

Dies ist aber meiner Meinung nach falsch. Abgesehen davon, dass ich die 42 Siege nicht im Detail belegen kann, stimmen die 2 Niederlagen nachweislich nicht. Seltsamerweise spricht auch Joe in seiner Autobiographie nur von 2 Niederlagen. (jenen 2 gegen Buster Mathis).

Meine Rechnung in Sachen Niederlagen von Joe Frazier bei den Amateuren sieht folgendermassen aus:

8. März 1963 LP gegen Mike Galbraith Quelle: National AAU Heavyweight Quarterfinal. Source: "San Francisco Examiner" (3-9-63, p. 39)


natürlich ist der San Francisco Examiner eine ernstzunehmende Quelle, allerdings dauerte das AAU Turnier vom 6-9. März 1963:


Das Datum vom 8.3.1963 macht stutzig, normalerweise wird an einem Tag nicht zweimal geboxt und man darf davon ausgehen, dass der Halbfinal am 8. März stattfand, der Viertelfinal am 7. März, d.h. das von boxrec erwähnte Datum ist mit einiger Wahrscheinlichkeit falsch. Boxrec selber erwähnt einen gewissen Tony Doyle, der behauptet hat, Joe Frazier an jenem Turnier geschlagen zu haben: Won over Joe Frazier as amateur (The Ring, Sept 1968).

hat Joe überhaupt an diesem National AAU teilgenommen? die Antwort heisst ja:
And it is Doyle's contention that he defeated Joe Frazier in teh National AAU tournament in Utica, N.Y., in 1963.
Doyle lost in the final of the tournament to Vic Brown because he had to fight the last two of the three rounds with a separation of his left shoulder.
Frazier admitted that he was in that tournament but said he couldn't remember whether he had lost to Doyle or to some other boxer.

Nun, gegen wen hat Joe jetzt in Utica geboxt und verloren? Mike Galbraith, wie es boxrec anhand der Quelle vom San Francisco Examiner behauptet, oder doch Tony Doyle, der den Sieg für sich beansprucht? Dass Tony auf der Veranstaltung geboxt hat, ist klar. von Mike Galbraith hab ich noch keine Spuren bei dem Turnier entdecken können, was nicht heisst, dass er nicht dort geboxt und gegen Frazier gewonnen hat.

Immerhin führt auch Pedrinet eine Niederlage Joe Fraziers gegen Tony Doyle an und nennt sogar noch die Punktwertung 2-3: http://www.geocities.ws/pedrinet/joefrazier.html

auf Saddoboxing findet man folgendes:


As a teenager, Tony {Age; 18 years, 7 months} defeated Joe Frazier {3-2} on March 8, 1963 in Utica, New York in the Semi-Finals
at the 1963 National AAU Tournament.

At the time, Tony was a tall {6' 3 1/2"} and skinny 195 lb. 'rail'. A pure boxer with a typical straight-up stance, and a classic left-jab.
Tony Doyle >
"I beat Joe with one-hand. I gave him my left jab all night long. He was strong, but he was raw and not refined yet."

21. Februar 1964 LP gegen Jerry O Neil : NJ Golden Gloves - Heavy Division - Open Title Frazier's opponent fought as "Gerald O'Neal" , (bei Pedrinet heisst er: Gerard O´NEILL (USA)
LP gegen Buster Mathis, Event und Datum unklar, allerdings ist dies der vielbesprochene 1. Fight gegen Buster Mathis, die Umstände erscheinen in keiner Biographie und auch nicht bei boxrec. Man ist sich in den Biographien nur einig, dass es diesen Fight gab und Frazier ihn (eher umstritten) verlor.
20.5.1964 LP gegen Buster Mathis, olympic trials, Final

18.9.1964 LP gegen Buster Mathis, EXHIBITION



Fazit betr. des Totals der Niederlagen Joe Fraziers bei dessen Amateurkarriere:

Imo hat Joe Frazier 4 Kämpfe bei den Amateuren verloren und 1 Exhibition


2 mal gegen Buster Mathis verloren plus 1 Exhibitionsniederlage
1 mal gegen Mike Galbraith oder Tony Doyle verloren. (wer ihn in Utica wirklich besiegt hat, steht imo nicht zweifelsfrei fest., dass Joe dort verloren hat, imo schon)
1 mal gegen einen Jerry O Neil, oder Gerald O Neal oder Gerard O Neill

würde Joe Frazier bei den Amateuren mit 4 Niederlagen listen, die Exhibition würde ich erwähnen, aber nicht in den Kampfrekord einfliessen lassen.

Imo ist die Darstellung bei boxrec für einmal falsch, weil sie Buster Mathis vs. Joe Frazier Amateur 1 vergessen haben. Allerdings ist fairerweise zu berücksichtigen, dass die Amateurrekorde bei boxrec eh im Aufbau begriffen sind und keine umfassenden und endgültigen Resultate liefern. Der Fight Frazier vs. Doyle/Galbraith ist ne Knacknuss.
 
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Young Kaelin

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Im Frühling 1965 war Joe zurück im Gym. Seine finanzielle Lage war nicht besonders gut und anders als zum Beispiel Ali, der eine Unterstützergruppe fand, liess man Joe erstmal im Stich. Yank und Joe beschlossen, nicht darauf zu warten, bis sich vielleicht doch noch Sponsoren meldeten, sondern wollten die Dinge selber in die Hand nehmen. Im Gym arbeitete man hart daran, den linken Haken noch enger zu halten, damit man so weniger anfällig auf Konter war. Dies erreichte man, indem man die Ausgangsposition veränderte: Joe zog die Hände zum Kinn hoch und feuerte die Linke direkt von dort. Nur wenn Joe faul wurde und die Hände unten liess, stimmte der Bogen nicht mehr und wurde weiter.

Joe arbeitete mit div. sehr guten Jungs zusammen: Bennie Briscoe, Cyclone Hart, George Benton Kitten Hayward, Willie (the Worm) Monroe und Bobby (Boogaloo) Watts. Monroe und Watts konnten später beide keinen Geringeren als Marvelous Marvin Hagler besiegen.

Da Joe weiterhin keine Sponsoren fand, arbeitete er für ein Umzugsunternehmen als Zügelmann und für Reverend William H.Grays Bright Hope Baptist Church als ein Hausmeister. Sie brachten willkommenes Geld in die Familienkasse, wo auch weiterhin Geld aus Florences Arbeit bei Sears einfloss. Trotzdem blieben die Finanzen erstmal ein Problem im Hause Frazier.

1965

Den ersten Profifight sollte Joe ursprünglich gegen einen Mann namens Don Hobson bestreiten. Aber der stieg aus, genauso wie sein Ersatzmann Roy Johnson. Joe schreibt, dass sein 1. Fight im Broadway Hotel (und nicht in der Convention Hall wie in boxrec steht) stattfand. Gegner war ein Elwood Goss, ein Monteur für Dampfrohre. Er wurde erst am Kampftag rekrutiert. Goss war hoffnungslos unterlegen, musste schon sehr früh runter und klammerte sich danach so exzessiv an Joe fest, dass der Referee Zack Clayton irgendwann genug davon hatte und den Fight schon in der 1. Runde, nach 1.42, beendete.

Die Bezahlung wurde damals mit dem Promoter so geregelt: Eine fixe Bezahlung wurde nicht abgemacht. Dafür überliess ihm der Promoter eine gewisse Anzahl Tickets, deren Verkaufserlöse seine Kampfbörse sein sollte. Für den 1. Profifight an jenem 16. August 1965 sollte der Bruttoerlös ungefähr US Dollar 125 sein.

Schon einen Monat später kämpfte Joe gegen Mike Bruce. Der hatte zwar einen Kampfrekord von 4-1, seine Siege stammten aber aus Fights mit Debutanten oder einem Kämpfer mit einem üblen Kampfrekord. Gegen den einzigen guten Mann ging er gleich in der 1. Runde KO.
Der Fight gegen Mike Bruce gestaltete sich für Joe nicht so einfach wie gedacht. In der 2. Runde musste Joe gar zu Boden. Frazier war durchaus in Verlegenheit, schaffte es aber, die Runde zu überstehen. Nach einem ziemlichen Anpfiff von Yank berappelte sich Joe und stoppte Bruce dann in der 3. Runde. Nach einem klaren Sieg gegen Ray Staples trat Joe am 11.11.1965 gegen Abe Davis an. Dieser trug Tennisschuhe und eine Kampfhose, welche von einem Müllverkauf zu stammen schien. Abe David gehörte nicht in den Ring mit Joe und wurde denn auch schon in der 1. Runde gestoppt.

Im Anschluss an den Fight, erhielt Joe die Nachricht, dass sich sein Vater im Spital befand und er im Sterben lag. Joe reiste noch in der Nacht nach Beaufort. Als er am Morgen dort eintraf, war sein geliebter Vater bereits verstorben. Er starb mit 53 an Lungenkrebs. Joe versuchte, seiner Mutter beizustehen, aber beide waren untröstlich. Seine Mutter konnte sich ein Leben ohne ihren Mann nicht vorstellen. Sie wusste nicht, was aus ihr würde. Joe beschrieb den Tod seines Vaters als das Erlebnis, das ihn am Meisten verletzt hat. Er hatte Joe alles bedeutet. Wenigstens hatte sein Vater noch miterlebt, wie er die Goldmedaille an den olympischen Spielen gewann. Kurz nach der Beerdigung seines Vaters reiste Joe wieder in den Norden. Er hatte keine Lust mehr, Zeit im Süden zu verbringen. Er würde weit weg von diesem unsäglichen Platz trauern.

Nach seiner Rückkehr nach Philadelphia stellte Joe fest, dass seine Siege gewissen Geschäftsleuten nicht verborgen geblieben war. Reverend Gray kannte Dr. F. Bruce Baldwin, der ein recht erfolgreicher Geschäftsmann war. Baldwin gelang es, 40 Geschäftsleute zusammen zu trommeln, welche Joe unterstützen wollten. Endlich hatte Joe seine erträumte Sponsorengruppe gefunden und er segelte finanziell langsam aber sicher besseren Zeiten entgegen.

Die Sponsorengruppe gründete zu diesem Zweck eine Firma, welche sich Cloverlay, Inc. nannte. Der Name war ein Wortspiel und setzte sich aus den Wörtern "cloverleaf" (Kleeblatt, sollte für Glück stehen) und "overlay" (überlagern) bestehen. https://sports.ha.com/itm/boxing-co...nterest-in-joe-frazier-s-career/a/716-81892.s

Coverlay emittierte zu Beginn 80 Aktien im Wert von USDollar 250.00/je Aktie, hatte also ein Startkapital von 20000 US Dollars.

Der Coverlay-Vertrag mit Joe Frazier begann am 16.12.1965 und sah vor, dass die Gesellschaft Joe 100 Dollar pro Woche bezahlte. Diese Summe wurde erhöht, wenn die Kampfbörsen stiegen. Der Deal lief erstmal 3 Jahre und konnte von Cloverlay 2 x für weitere 3 Jahre verlängert werden.

In den ersten 3 Jahren wurden Joe 50 % der Bruttobörsen zugesichert, für die 1. Verlängerung würde sein Anteil auf 55 Prozent steigen, für die 2. Verlängerung wurden 60 % vereinbart. Separat davon wurden dem Trainer Yank Durham 15 % der Börsen zugesprochen.

Der Deal war von Seiten der Cloverlay-Leute sehr fair, insbesondere weil die Berechnung nach Bruttobörsen für Joe bedeutete, dass Cloverlay die Betriebskosten trug. Cloverlay kümmerte sich um alle administrativen Arbeiten und die korrekte Bezahlung der Steuern.

Um Steuern zu sparen, bezahlte man Frazier nur 50 % seines Anteils der Kampfbörsen direkt aus. Aus dem Rest bezahlte man ihm "ein wöchentliches Salär". Zudem verschaffte Cloverlay Joe einen Zusatzjob in einer Firma, welche Unterhaltsarbeiten ausführte. Da Joe Fraziers Finanzen anfangs schlecht aussahen, war er um jeden Dollar froh.

1966-1967

Der erste Fight unter Cloverlay fand am 17.1.1966 statt. Joe kämpfte gegen Mel Turnbow, einem Sparringspartner von Floyd Patterson, der es geschafft hatte, Floyd in 2 sich folgenden Sessions runterzuschicken. Turnbow war 231 Pfund schwer und 191 cm gross. Einige Cloverlay-Leute führten ausserhalb noch etwas small talk und nahmen es gemütlich. Sie verpassten den Fight, denn der war nach 1 Minute und 41 Sek. der 1. Runde nach einer harten Hand Fraziers vorbei. Von da an würden die Cloverlay-Leute immer rechtzeitig auf ihren Plätzen erscheinen.

In der Folge reihte Joe Frazier KO Sieg an KO Sieg. Dick Wipperman, Charley Polite, Don Smith, Chuck Leslie, Al Jones, Billy Daniels wurden alle innerhalb 6 Runden mehr oder weniger problemlos gestoppt.

Der nächste Gegner, Oscar "Ringo" Bonavena, Argentinier, war da allerdings nun wirklich ein ernst zu nehmender Mann. Er hatte sich erfolgreich bessere Bedingungen hinsichtlich seiner Kampfbörse ausgehandelt. Ein paar Experten sahen Bonavena als Favoriten, da er über mehr Ringerfahrung als Frazier bei den Profis verfügte. Geboxt wurde im Madison Square Garden, New York, vor 9063 Zuschauern. In der 2. Runde erwischte Ringo Joe mit einer satten rechten Hand und Joe ging mittelschwer runter. Joe gibt in seiner Autobiographie zu, dass er angeklingelt war. Ihm sei bewusst gewesen, dass er sich in massiven Schwierigkeiten befand. Referee Mark Conn zählte bis 8 und gab den Kampf frei. Halb n push, halb n Treffer schickten Joe nochmal nieder. Die Situation war so, dass ein 3. Knockdown nach den Regeln ein TKO für Bonavena bedeutet hätte. Joe musste tief graben, um sich dem anstürmenden Bonavena zu entziehen. Noch über 1 min. verblieben in der Runde und Joe klammerte, schob sich an Bonavena ran, damit dieser seine harten Hände nicht bringen konnte. Langsam wurde Joes Kopf wieder klar. Er war im survival mode und konnte sich schliesslich doch recht souverän in die pause retten.

Im weiteren Verlauf kam Joe immer besser in den Fight, konnte aber Bonavena nicht wirklich anklingeln oder dominieren. Es blieb ein relativ enger Fight, in dem Joe richtig gefordert wurde. Frazier entschloss sich, den Kampf über die Workrate zu gewinnen, was ihm schlussendlich auch gelang. Nach dem Schlussgong nach 10 Rd. konnte man sich des Urteils nicht sicher sein. Ref. Conn wertete es 6-4 Frazier, Nick Gamboli hatte es 8-5 Bonavena. Joe Eppy schliesslich gab 5 runden an frazier, 4 an Bonavena, 1 unentschieden, sodass Joe den Fight engstens per split decision gewann. Joe hatte mit 5000 US Dollar seinen bislang grössten Zahltag kassiert und war ungeschlagen geblieben.

Aber Joe war mit seiner Leistung unzufrieden. Er wurde passabel kritisiert. Man warf ihm vor ein einseitiger Kämpfer zu sein - nur über den linken Haken zu kommen und er wäre leicht auszurechnen und von einem Boxer-Puncher absolut zu besiegen.

Yank Durham wollte zu diesem Zeitpunkt nichts von einem Ali Fight wissen, hielt Joe für noch nicht reif genug und so boxte man den erfahrenen Eddie Machen. Joe zeigte eine formidable Leistung und stoppte Eddie in der 10. Runde.

In der Folge stoppte Joe Doug Jones, Jefferson Davis, den starken George Chuvalo, Marion Conner, gewann gegen George Johnson nach Punkten. Dazwischen nahm er noch Revanche an Tony Doyle für eine eventuelle Amateurniederlage und stoppte Tony humorlos in der 2. Runde.

Nachdem sich Ali geweigert hatte, ins Militär einzutreten, nahm ihm die WBA und die New York State Athletic Commission den WM-Titel ab. Dies führte zu einem passablen Durcheinander. Die WBA beschloss, ein Turnier um die Nachfolge durchzuführen. Folgende Teilnehmer sollten im Turnier teilnehmen: Floyd Patterson, Jimmy Ellis, Thad Spencer, Oscar Bonavena, Ernie Terrell, Karl Mildenberger, Jerry Quarry und .... Joe Frazier. (für Frazier rückte später Leotis Martin nach).

Das Problem war, dass Fraziers Trainer Yancey (Yank) Durham) nicht damit einverstanden war. Er dachte, dass Joe dieses Turnier nicht brauchte und dass der Sieger des Turniers gegen Joe kämpfen sollte. Yank schätzte die Lage so ein, dass Joe der real deal in der Schwergewichtsszene war. Zwar war im WBA Turnier durchaus Geld zu verdienen, (der Sieger sollte 175000 US Dollar erhalten). Das richtig grosse Geld wäre aber nur mit dem Kampf WBA-Champion gegen Joe Frazier zu verdienen.

Am 10.5.1967 stimmten die Verantwortlichen von Cloverlay einstimming Yanks Plan zu. Die Ablehnung des WBA-Turniers begründeten sie mit dem zu gering angebotenem Geld, aber sie lehnten es auch ab, dem Turnierpromoter, einer Gruppe namens Sports Action, während zweier Jahre gewisse Rechte am neuen Champion abzutreten.

Nach dem Sieg Frazier gegen Chuvalo rutschte Joe bei der WBA aus den top 8 auf Position 9. Der Move war für alle leicht zu durchschauen und hatte die Konsequenz, dass die New York State Athletic Commission sich von der WBA distanzierte und Frazier zum top Schwergewichts- Contender ernannte. Nachdem Joe Doyle und Connors gestoppt hatte, kam es zum showdown mit der Nemesis Buster Mathis.

1968

Der neu renovierte Madison Square Garden wurde mit der Card Buster Mathis vs. Joe Frazier am 4.3. 1968 eingeweiht. Die NYSAC akzeptierte den Sieger der Begegnung als neuen Box-Schwergewichts-Weltmeister. Die Anerkennung erstreckte sich auf 6 US-Staaten: New York, Pennsylvania, Texas, Illinois, Maine, Massachusetts.
Joe Frazier konnte es kaum erwarten, endlich Revanche an Buster Mathis zu nehmen. Mathis hatte 18 Monate lang mit Cus D´ Amato gearbeitet und dieser half ihm, von 300 Pfund auf 244 abzunehmen. Aber Cus D´ Amatos Training war hart. Es wurde viel Disziplin von Buster verlangt und diese war nie seine Sache gewesen. Das Management von Mathis wollte schnellere Erfolge, während D´ Amato ein Anhänger des vorsichtigen Aufbaus war. Zudem kam Buster mit Cus´ Art nicht klar. Er fühlte sich bevormundet und überwacht. Im Juni 1967 feuerte man D´ Amato und stellte mit Joe Fariello einen neuen Trainer ein. Joe bekam für den Fight gegen Mathis 175000 US Dollar, was ihn selber beeindruckte. Die Anzahl der Aktionäre bei Cloverlay hatte sich auf 500 erhöht. Frazier war bei Evelyn ausgezogen und lebte nun mit Florence und den Kindern in einem geräumigen Haus an guter Lage in Philadelphia. Vor 18096 Zuschauern startete Mathis gut in den Fight. Referee Arthur Mercante hatte es nach 6 Runden 5 zu 1 Mathis. ein Judge hatte es 4-2 Mathis und nur Tony Castellano sah Joe nach 6 Rd. vorne. Allerdings war dies kein Amateurfight und Joe wusste, dass er hintenraus konditionell stärker war und ein grösseres Kämpferherz als Buster besass. Langsam aber sicher begann Joe Buster auseinander zu schrauben. In der 11. Runde kam Joe schliesslich mit einer rechts-links Kombi durch und Buster musste schwer runter, war anschliessend bei 10 nicht klar, sodass Mercante richtigerweise den Fight stoppte. Joe hatte sich mit kluger Taktik endlich gegen Buster Mathis durchgesetzt. Er wurde jetzt zumindest in 6 US-Staaten als Box-Weltmeister respektiert.

Am 27.4.1968 wurde das WBA-Turnier beendet, wobei sich Jimmy Ellis knapp gegen Jerry Quarry durchsetzte. Man hatte jetzt 2 Weltmeister und Muhammad Ali, der seinen Titel am grünen Tisch verloren hatte und die Legitimation der 2 Weltmeister unterminierte.
Im Fight gegen Manuel Ramos wurde Joe in der 1. Runde angeschlagen, kam aber am Rundenende zurück. Ramos hatte sein Pulver verschossen. Joe konnte Ramos in der 2. Runde niederschlagen. Ramos kam wieder hoch. Am Ende der Runde musste Ramos wieder runter, kam wieder hoch und gab Referee Arthur Mercante das Zeichen, dass er nicht mehr weitermachen wollte. Seine Aufgabe erfolgte eigentlich nach dem Erklingen des Gongs, aber Ramos war die Lust vergangen.

Ali und Frazier bereiteten schon damals ihren Fight vor. Es gab viel Trash Talk und die Boxwelt begann schon damals, sich für die Begegnung Ali vs. Frazier zu interessieren.

Joe beschloss das Boxjahr 1968 mit einer guten Leistung gegen Oscar Bonavena, den er jetzt doch etwas weniger mühevoll besiegen konnte als noch beim ersten Aufeinandertreffen, wobei Joe in seiner Autobiographie ausführt, dass es immer noch kein einfacher Fight gewesen sei, weil er die Knacknuss Bonavena einfach nicht wirklich aufbrechen konnte. Persönlich konnte Joe Oscar nicht leiden.

1969

Der Fight gegen Dave Zyglewicz war ein Mismatch. Bereits in der ersten Runde schickte Joe den unglücklichen Dave vor 10000 Zuschauern zweimal runter. Obwohl Referee Jimmy Webb Zyglewicz´ count beim 2. Knockdown so ausgesehen haben soll: ..... seven, get up, eight, get up, nine, get up schaffte es Dave , den Count nicht zu beaten.

Als nächster Gegner wurde der starke Jerry Quarry verpflichtet. Joe bekam 205000 US Dollar für den Fight plus 20 % der Eintritte, was am Ende 400000 US Dollar ausmachte. Quarry galt als guter Counterpuncher, mit schnellen Händen, einem guten Punch und gutem Ring IQ. Jerry war selbst in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Das erste Haus der Familie soll ein Zelt gewesen sein. Jerrys Vater, Jack, war ein enorm harter Typ, hatte sich die Wörter hard und luck auf die hand tätowieren lassen. Jerry boxte schon mit fünf Jahren.

Vor 16570 Zuschauern legte Jerry einen beherzten Start gegen Joe hin. Die Beiden legten gleich gut los und schenkten sich nichts. Joes Bodyshots waren ein Key Faktor in dem Fight. Zu Beginn hatte Jerry die Rechte jeweils hochgezogen, damit er ein defensives Rezept gegen Joes linken Haken hatte. Als Joe aber mit seinen Bodyshots so viel Erfolg hatte, stellte Jerry um: er senkte die rechte Hand, um zusammen mit dem Ellbogen Joes Bodyshots besser blocken zu können. Joe traf nun ab der 3. Runde immer besser. Jerrys Augen begannen zu schwellen. Der Fight wurde einseitiger.
Nach der 8. Runde prüfte Ringdoktor Dr. Kleiman Quarrys Augen und gab dem Referee Arthur Mercante ein Zeichen, dass Quarry nicht weitermachen konnte. (hier weicht die Autobiographie von Boxrec ab. Boxrec spricht von der Situation zwischen der 7 und 8. Runde, mal sehen, was das Kampfvideo sagt).

Das Leben lief gut für Joe. Das Geld sprudelte rein, die Aktien bei Cloverlay, welche ursprünglich 250 USDollar Wert hatten, waren auf 14000 Dollar gestiegen. Er leistete sich Motorräder, besass ein schönes Haus, hatte Familie.

Man arbeitete hart an einem Fight gegen WBA-Champ Jimmy Ellis, aber dieser machte die Verhandlungen mit seltsamen Entschuldigungen und immer neuen Hindernissen schwierig.

Dennoch verlangte das Publikum nachdrücklich nach einem klärenden Fight und so konnten Frazier und Ellis in den letzen Dezembertagen 1969 einen Vertrag in New York unterzeichnen. Man würde am 16. Februar 1970 im Madison Square Garden kämpfen. Der Vertrag beinhaltete u.a. eine garantierte Summe für beide Fighter von 150000 US Dollar.

1970

Joe bereitete sich zunächst in Miami Beach vor. Seine Sparringpartner waren Charley Polite, Ken Norton, Ray Anderson und Moeman Williams. Danach zog man ins Concord Hotel in Lake Kiamesha. New York. Joe war gut vorbereitet und optimistisch, Ellis schlagen zu können.
Der Fight gegen Jimmy Ellis verlief sehr gut für Joe. In der vierten Runde teilte Joe 11 unbeantwortete Schläge aus, bevor Ellis fiel. Jimmy stand auf, beschloss mit wilden Schwingern zu arbeiten, nur um in eine linke Hand Fraziers zu laufen und wieder runter zu müssen. Ellis war noch immer bei 5 unten als die Glocke erklang. Allerdings waren die Regeln so, dass man im New York State, ausser in der letzten Runde, nicht durch den Gong gerettet werden konnte. Ellis schaffte den Count gerade noch so. Jimmy war in schlechter Verfassung. Angelo Dundee, der in Ellis Ecke war, versuchte, Jimmy mit einem Schwamm klar zu bekommen und mit ihm zu sprechen. Aber da war nichts zu machen. Dundee leerte Eis in Jimmys Hose, um ihn wach zu kriegen, aber Jimmy wurde einfach nicht klar. Als der Gong zur 5. ertönte, wollte Ellis instinktiv aufstehen, aber Angelo wusste, dass dies nur ein Reflex war. Er wusste, dass Jimmy nichts mehr im Tank hatte und stoppte den Fight.

Nach dem Ellis Fight wuchs Joe Fraziers Ansehen ein weiteres Mal. Das Ring Magazine führte Ali auch während seinem Exil als Box-Schwergewichtsweltmeister. Dies änderte sich in der Folge und Joe wurde von dem wichtigen Magazin als Weltmeister anerkannt und Ali zur Liste der Herausforderer gefügt.

Nach dem Ellis Fight perfomte Joe mit seiner Band: Joe and the Knockouts im Ceasars Palace. Cloverlay legte eine halbe Million Dollar Fraziers als Investment in einem 139 acres Grundstückkauf in Bucks County, Pennsylvania an. Das Geschäft sollte Joe quartalsweise Dividenden bis 1999 einbringen. Zudem zog Joes Familie, die inzwischen auf 5 Kinder mit Florence angewachsen war in ein Traumhaus, mit Swimming Pool, und grosszügiger Garage für seine div. Luxusautos.

Joe kam etwas auf den Boden der Tatsachen, als er sich bei einem Auftritt im Ceasers Palace bei einem Sturz ein Bein brach. Es gibt Leute, welche lakonisch meinten, der Sturz wäre das einzig Bemerkenswerte gewesen, was man über die Band Joe and the Knockouts hätte berichten können.

Am 18. November 1970 bestritt Joe einen Fight gegen Bob Foster, der damals Leichtschwergewichtsweltmeister war. Fosters Ausflüge ins Schwergewicht waren keine glücklichen Versuche und so verhielt sich das auch gegen Joe. Ein Reporter beschrieb den Fight so, dass es so ausgesehen hätte, wie wenn ein Rhinoceros auf einer Cobra herumtrampelte. Joe traf Bob in der 2. Runde so hart, dass sich Bob den Knöchel verstauchte, als er hinfiel. Insgesamt schickte Joe Bob 2 mal in der 2. Runde zu Boden. Nach dem 1. Knockdown war Bob so shaky, dass Joe zum Referee Tom Brisco schaute, ob er den Fight gleich stoppen würde. Der liess den Fight aber weitergehen. Der 2. Knockdown hatte seinen Ursprung in einer Linken zum Körper und einer Linken an den Kopf. Bob war so übel ausgeknockt, dass er sich in der Garderobe nach dem Kampf plötzlich die Schuhe schnürte. Als man ihn fragte, was er da mache, sagte er, dass es jetzt gleich gegen Frazier los gehe. Bob Foster konnte sich tatsächlich nicht erinnern, gegen Frazier gekämpft zu haben.

Cloverlay hatte Joe Frazier schon 1968 dieses Haus an der Broad Street in Philadelphia gekauft. Es war ursprünglich u.a. eine Lagerhalle und wurde dann in ein Gym umgebaut. Hier trainierte Joe Frazier auch für seinen ersten Kampf mit Muhammad Ali im Jahr 1971. Im Jahr 1975 kaufte es Joe seinen Sponsoren ab und eröffnete ein öffentliches Gym, welches während den nächsten 25 Jahre Trainingsstätte von vielen bekannten Boxern wie Duane Bobick oder Terrance Cauthen wurde. Das Gym lag unten. Im oberen Stock waren die Zimmer der Fighter angelegt. Später lebte auch Joe selber im Trakt oben.

Joe´s Boxgym in Philadelphia:

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JERRYE AND ROY KLOTZ MD, JOE FRAZIER'S GYM, PHILADELPHIA, PA, CC BY-SA 3.0.

1971


Fight of the Century. Nach dem Fight gegen Ali musste sich Joe lange erholen. Zudem hatte Joe von einer Plantage in der Nähe von Yemassee gehört, welche nur 19 Milen von Laurel Bay entfernt lag und 368 acres gross war. Ohne die Plantage und deren Zustand gesehen zu haben, aber auf Anraten seiner Rechtsanwälte und Vermögensverwalter, kaufte Joe dieses Grundstück, insbesondere für seine Mutter. Als Joe das Land begutachtete, hätte er weinen mögen. Das Land war in erbärmlichem Zustand, die Zäune eingerissen, bestimmte Bereiche waren versumpft, das grosse Haus brauchte dringend eine Auffrischung. Viel Geld und Arbeit würde nötig sein, das Ganze auf Vordermann zu bringen. Allmählich setzte sich bei Joe den Willen und die Lust durch, den Zustand seines neuen Grundstücks zu verbessern. Joe arbeitete die nächsten 2-3 Wochen von früh bis spät an seiner Plantage. Brachte die Zäune in Ordnung, reparierte und besserte aus. Die Plantage umfasste 4 Häuser, eine Garage für 4 Autos, 3-4 Teiche, ein Stall für sechs Pferde. Als die Brewton Plantage bezugsbereit war, wollte Joe das alte Haus Rubins niederbrennen. Aber Mutter Dolly weigerte sich, dies zuzulassen. Auch wenn das Haus schäbig war, verband sie zuviele Erinnerungen damit an Rubin. Dolly ging auch weiter für 25 Cents den Eimer Tomaten pflücken, als Joe gerade 2,5 Millionen gegen Ali verdient hatte. Sie wollte dies weiterhin tun, solange ihre Gesundheit es zuliess.

Nachdem Frazier Ali geschlagen hatte, baten Yank und Bruce Wright Joe, mit dem Boxen aufzuhören. Sie dachten, Joe wäre noch jung, ungeschlagen und könnte von nun an im Komfort leben. Aber Joe liebte das Boxen. Aus steuerlichen Gründen riet man ihm von einem weiteren Fight im Jahr 1971 ab.

1972

Joe Fraziers Trainer, Yank Durham, wollte es nach dem harten Fight gegen Ali erstmal langsam angehen lassen. Insbesondere wollte er auch sehen, ob der harte Fight mit Ali nicht doch Spuren bei Frazier hinterlassen hatte. Am 15.1.1972 trat Joe gegen Terry Daniels in New Orleans an. Joes garantierte Gage betrug 200000 Dollar. Terry Daniels war ein guter Boxer, aber sicherlich kein überragender. Der Fight gegen Daniels war eine einseitige Angelegenheit, bei der Joe Terry nicht weniger als viermal niederschlug, bevor Herman Dutreix ein Einsehen hatte. Wenigstens bewies Terry Daniels Humor, als er meinte, dass man einen Mathematiker als Referee benötigt hätte, da der soviel zählen musste. Die Börse von Daniels betrug immerhin noch 35000 Dollar, was damals gutes Geld war. Während Daniels noch in der Garderobe ein Bier mit Joe trank, sah das bei Joes nächstem Gegner, Ron Stander etwas anders aus. Der Junge war nicht so freundlich wie Daniels und da er aus einem Ort in Iowa stammte, welcher Council Bluffs hiess, nannte er sich furchteinflössend "Bluffs Butcher", was der Metzger aus Bluffs heisst.

Allerdings erwähnten die Betreuer Standers, dass ihr Mann anfällig für Cuts sei und der Referee ihn nicht gleich stoppen möge. Vor 10000 Zuschauern hielt Stander zunächst gut mit. Allerdings blutete Ron Stander schon aus der Nase. In der zweiten Runde öffnete sich ein Cut auf der Seite der Nase bei Stander. In der 3. Runde kassierte Stander schwere Hände und es öffnete sich ein Cut über dem rechten Auge. In der 4. Runde kassierte Stander weiter und es öffnete sich ein Cut unter dem rechten Auge. Joe vermutete, dass die Nase Standers gebrochen war. Ein Betreuer Standers meinte: "he ran out of skin". Jedenfalls stoppte die Ecke Standers den ungleichen Fight, sodass Joe ein WKO in der 4. Runde zugesprochen wurde.

1973

Nach den zwei relativ einfachen Aufgaben stellte sich die Frage, wen Joe als Nächsten boxen sollte. Da Perenchio nicht mehr länger im Business tätig war, hielt Jack Kent Cooke die Rechte am Rematch mit Ali. Joe war einverstanden, gegen Ali zu kämpfen, wollte aber eine garantierte Summe von 3,5 Millionen Dollar bekommen, während Cooke nur 2,7 Millionen offerierte. Man lag in der Summe nicht weit auseinander und fand sich trotzdem nicht. Irgendwann begann Yank und Cloverlay über den Ali-Revanche-Fight hinauszuschauen. Man stiess auf einen jungen, unbesiegten Herausforderer namens George Foreman. Eine Firma, National Sport Limited, welche im Wesentlichen der Jamaikanischen Regierung zugerechnet werden konnte, sprang als Promoter ein. Foreman war 6 3 gross und 217 1/2 Pfund schwer. Er wurde 1968 Olympiasieger im Schwergewicht in Mexico und hatte 37 Fights gewonnen, 34 davon durch KO. Allerdings war Foremans Kampfrekord ziemlich leer. Einzig Gregorio Peralta und George Chuvalo ragten als gute Leute heraus. Daher dachte man im Frazier Camp, dass George zwar durchaus ein guter Boxer war, er aber wohl noch nicht reif für einen Klassemann wie Joe Frazier sein würde. Joe selber sah in George nichts spezielles. Jedenfalls nichts, das ihn hätte beunruhigen müssen.

Frazier machte was anderes zu schaffen: Er kam mit den Temperaturen auf Jamaica nicht klar, fühlte sich ständig müde, schlapp. Selbst eingeflogenes Essen aus Philadelphia vermochten Joes Zustand nicht zu verbessern. Allerdings ging Joe davon aus, dass das Adrenalin ihm helfen würde, die Müdigkeit zu vertreiben und er einen guten Kampf liefern würde. Joes damals 12-jähriger Sohn Marvis war mit an Board. Joe wollte wie üblich seinen Gameplan durchziehen: aggressiv die Distanz überbrücken und dann im Infight seine Stärken ausspielen: ständige Arbeit zum Körper, um den Gegner zu schwächen und zu zermürben.

Foreman tat Joe den Gefallen nicht, ihn in die gefährliche Distanz zu lassen. Schon ab der 1. Runde arbeitete George über seinen Jab und stiess Joe immer wieder mit seiner enormen Kraft von sich weg. Ich meine, dieses Wegschieben war nicht legal und Referee Arthur Mecante überzeugte mich in diesem Fight nicht. Foreman schlug schon bald einmal eine harte Linke, welche von einer Rechten gefolgt wurde und Joe musste zu Boden. Der Niederschlag liess Howard Cosell: down goes Frazier, down goes Frazier ins Mikrophon brüllen. Nun, Joe erhob sich tapfer, nur um kurz danach wieder zu Boden geschlagen zu werden. Der Uppercut, der hier hart landete war nicht von schlechten Eltern und es ist Joe anzurechnen, dass er überhaupt wieder hochkam. Danach musste Joe wieder runter und er hatte Glück, dass die Regeln so waren, dass auch 3 Knockdowns in einer Runde erlaubt waren und dass der Gong ertönte.

In der Ecke Fraziers versuchte man verzweifelt, Joe wieder für die 2. Runde kampffähig zu kriegen. Joes Sohn, Marvis, hatte seinen Vater für unbesiegbar gehalten, hatte ihm in den Ring gerufen, dass er endlich mit dem Spielen aufhören solle, aber er merkte mit der Zeit, dass sein Vater nicht rumalberte, sondern wirklich in Schwierigkeiten war.

Wie sich bald herausstellte, hatte sich Joe in der Pause nicht vollständig erholen können und war bald wieder in Schwierigkeiten. 3 mal sollte er noch von Foreman niedergeschlagen werden, bis Arthur Mercante endlich ein Einsehen hatte. Der 3-1 Underdog George hatte Joe ingesamt 6 mal zu Boden geschlagen und ihn in gerade mal 2 Runden abgefertigt. George Foreman war jetzt der neue Weltmeister und Joe war gedemütigt und zerstört. Er entschuldigte sich bei seinem Sohn Marvis, dass er ihn enttäuscht hatte. Aber Marvis bewies schon damals, dass er ein Klassejunge ist und erwiderte seinem Vater nur: "mach Dir keine Sorgen, ich liebe Dich, Pop".

Joe hatte damals wenig Antworten auf seine krasse Niederlage gegen Foreman. Er wusste nur, dass er seinen Weltmeistergürtel los war und nur noch als Contender galt.

Foremans Sicht der Dinge in Kingston, welche er in seiner Autobiographie beschreibt, erstaunt. Obwohl Foreman als Nr. 1 Herausforderer recht lange hinter einem Fight gegen Joe Frazier her war, sah er sowohl Joe Frazier als auch Muhammad Ali zumindest zeitweise in einer anderen Liga als sich selbst. George hatte durchaus Selbstzweifel. Seine Frau Adrienne hatte kurz vor dem Fight die Tochter Michi geboren. Sein Vertrauen in Trainer Dick Sadler war schwer angekratzt. George wollte aus dem Fight gegen Joe Frazier allen ernstes aussteigen. Seine Unterredung mit einem alten Freund und Ratschlaggeber, Barney Oldfield, erwies sich als Key Faktor. George hatte seine Zweifel, ob er Joe Frazier besiegen konnte, aber Barney glaubte an ihn, traute George zu, Joe zu stoppen und George machte sich Barneys Vertrauen zu eigen. George gab Barneys Aussagen soviel Gewicht, dass er in seiner Biographie sagen würde: diese Konversation (mit Barney, Anmerkung von mir), war der Grund, warum ich gegen Joe Frazier kämpfte. Der alte Haudegen Archie Moore übernahm die Vorbereitung Foremans, Sadler blieb trotz allem Manager und Freund. Moore legte viel Wert auf die psychische Verfassung Foremans und half ihm dabei, Selbstvertrauen zu gewinnen.
Nach seinem Gewinn des WM-Titels blieb Foreman noch einige Zeit auf Jamaica, um rechtliche Formalitäten zu erfüllen. Dabei begab sich George auch in einen NIghtclub in Kingston, wo er seine Frau betrog. Zurück in den USA, fühlte sich George beschämt. Er besuchte Adrienne und seine Tochter Michi. George sagte Adrienne, dass seine wirkliche Frau das Boxen sei.

Im Kampfvertrag Joe Frazier vs. George Foreman I gab es eine Rematchklausel. Foreman hatte aber div. rechtliche Probleme in Sachen Zuständigkeiten seiner vertraglichen Verpflichtungen und entschied sich, erstmal eine Verteidigung des WM-Titels gegen Jose Ramon in Tokio einzuschieben.

Joe unterschrieb einen Vertrag, um gegen Joe Bugner in England zu kämpfen. Der Fight entwickelte sich gut für Joe. Er konnte gegen den starken Bugner überzeugen. Bugners rechtes Auge war geschwollen, sein Gesicht war blutüberströmt, Joe konnte Bugner in der 10. Runde gar niederschlagen. Joe gelang ein guter Punktsieg gegen Bugner. Das Erfolgserlebnis war wichtig für Joe hinsichtlich seines Selbstvertrauens. Joe war zurück. Allerdings durchkreuzte Foreman Joes Pläne von einem Rematch, da George nach seinem Sieg gegen Roman nichts mehr von einem Fight gegen Frazier wissen wollte. Er boxte im März 1974 gegen Ken Norton.

Es war eine frustrierende, enttäuschende Erfahrung für Joe, Zur gleichen Zeit sollte ein weiterer schwerer Schicksalsschlag auf Joe warten: Sein geliebter Trainer Yank Durham hatte einen Schlaganfall erlitten. Joe fuhr ins Temple University Hospital, blieb bei Yank auf der Intensivstation. 2 Tage lang blieb Joe Tag und Nacht im Zimmer, aber Yank schaffte es nicht mehr aus dem Koma. Er wurde nur 52 Jahre alt. Joe hat ihn aufrichtig geliebt und hatte immer nur sehr nette Worte für ihn übrig. Die Beiden mochten sich.

Eddie Futch rückte als Trainer nach. Er war schon seit dem Quarry-Fight 1969 mit im Team.

1974/1975

Während Joe sich überlegte, wie er mit Foreman umzugehen hatte, der einen Rückkampf offensichtlich vermeiden wollte, traf bei Joe ein Angebot von Teddy Brenner ein, welcher der Manager des Madison Square Gardens war. Er plante den Fight Muhammad Ali vs. Joe Frazier 2. Da der Staat New York City beim ersten Fight sowohl Ali, als auch Frazier 400000 US Dollar an Steuern aufbrummte, wollte es Joe diesmal besser machen.

Brenner unterbreitete sowohl Ali, als auch Frazier ein Angebot, das eine Garantie von 850000 US Dollar vorsah, oder 32 1/2 Prozent der Nettoeinnahmen, je nachdem welcher Betrag grösser war. Sowohl Ali als auch Frazier waren mit den Bedingungen einverstanden und so wurde als Kampfdatum der 28.Januar 1974 vereinbart. Ali beleidigte Joe wieder, brachte sein altes "Uncle Tom" Sätzchen und erneut war Joe gekränkt. Joe sei der Champ der Weissen. Am 17.1.1974 hatte Ali Geburtstag. Eine Party wurde für ihn geschmissen. Joe wurde eingeladen und ging halbherzig hin. Ali behauptete wieder, dass er den 1. Fight gewonnen hätte und die Stimmung der Beiden war ebenso mies, wie am 23.1. 1974, als die beiden von ABC Sports eingeladen wurden. Man sah sich zusammen mit Howard Cosell den 1. Fight an und kommentierte ihn. Zur 10. Runde meinte Joe: "Deshalb musstest Du ins Spital, wegen Deinem Kiefer". Ali führte aus, dass er nur 10 Min im Spital war, während Joe 1 Monat dort verbrachte. Joe sagte ihm, dass er dorthin ging, um sich zu erholen. Ali legte einen drauf, dass dies nur zeige, wie dumm er sei, denn niemand ginge ins Spital, um sich zu erholen. Joe wäre eben blöd. Joe liess sich das nicht mehr bieten, hatte genug von Alis Beleidigungen und noch im Studio kam es zu einer Balgerei, für welche beide in der Folge mit 5000 US Dollar gebüsst wurden.

Die übliche Prominenz gab sich am Kampftag ein Stelldichein. Der Kampf hielt deshalb nicht, was er versprach, weil Ali sichtbar darauf bedacht war, die Aktionen Fraziers zu limitieren. Er schlug und klammerte sofort ab, wobei er Joe im Nacken hielt, sodass dieser im Infight nichts tun konnte. Eddie Futch studierte den Fight und zählte nicht weniger als 133 Clinches, welche von Ali ausgingen. Der Referee Tony Perez war überfordert und ermahnte Ali nicht. In der 2. Runde war Frazier in trouble: Ali hatte eine schwere Rechte geschlagen, welche auf der Seite des Kopfes bei Joe einschlug. Joe war angeklingelt. Fälschlicherweise hatte Perez den Gong gehört und unterbrach den Fight. Bis der Timekeeper und Perez das Missverständnis aufgelöst hatten, verstrichen wertvolle Sekunden und Joe konnte sich bis zum Rundenende erholen.

Der Ablauf des Kampfes ging so: Ali schlug eher schwache Schläge, hatte die höhere workrate, Fraziers Schläge hatten mehr Dampf, waren härter.

Der Kampf beinhaltete wenig Drama, das Urteil war aber nicht total unumstritten: Red Smith von den New York Times hatte es 7-5 Frazier. Dave Anderson von der Times hatte es 6-5-1 Frazier. der Punktrichter Jack Gorden hatte es 8-4, Sein Kollege Tony Castellano 7-4-1, und der Referee Tony Perez sah es 6-5-1, alle für Ali, Dieser hatten den Kampf per UD gewonnen.

Frazier war sauer über die Decision. Er dachte, Ali hätte mal wieder ein Geschenk der Punkrichter bekommen, genauso wie er es schon gegen Ken Norton und später gegen Jimmy Young und nochmal Norton erhalten würde. Joe sah diese Kollegen und sich selber als Opfer von Alis Popularität.

Finanziell war Ali vs. Frazier 2 für die beiden Protagonisten ein Erfolg: Am Schluss kassierten beide 2,6 Millionen US Dollar und schnitten besser als bei ihrem ersten Fight ab.

Nach dem Fight wurden Frazier Fragen nach dem Rücktritt gestellt. Joes Frau Florence wollte, dass Joe die Boxhandschuhe an den Nagel hängte, aber Joe dachte, er hätte noch gutes Boxen in sich.

Frazier stoppte sowohl Jerry Quarry als auch Jimmy Ellis in jenem Jahr 1974, aber allgemein sah man ihn trotz allem eher auf dem absteigenden Ast. Er wäre nicht mehr der Fighter, der er mal war. Joe sah sich erstmal in der Rolle des Zuschauers.

1976

Nach dem Thirlla in Manila-Fight, meinte Florence zu Joe: "jetzt kannst Du zurücktreten und die Zeit mit uns verbringen. Auch Marvis sagte ihm: "jetzt hast Du doch alles Geld, was Du je brauchen wirst". Auch Jacquelyn bat Joe, doch endlich das Leben zu geniessen. Er hätte doch jetzt lange und hart genug gearbeitet.

Die finanzielle Lage Fraziers war so, dass er nicht mehr zu boxen brauchte. Seit Dezember 1974 war er nicht mehr an Cloverlay gebunden. Er hatte keine Partner mehr, mit denen er die Kampfbörsen teilen musste.

Aber Joe liebte es, zu kämpfen. Sei es im Gym oder im Ring. Um seinem Katarakt zu helfen, liess sich Joe Augentropfen geben, welche die Pupillen vergrösserten, sodass er besser um den Katarakt sehen konnte. Aber das linke Auge wurde weiter schlechter und so entschloss sich Joe zu einer Operation. Joe hatte immer Angst davor, mit seiner Augenschwäche entdeckt zu werden. Er befürchtete, dass man ihn bei einem Test doch noch erwischte.

Die Augenoperation, welche Dr. Charles Kellman auf Long Island gelang, hatte aber zur Folge, dass Joe auf dem linken Auge Kontaktlinsen tragen musste.

Joe hatte seine Niederlage gegen Foreman immer zu schaffen gemacht. Er konnte sich sein Waterloo in Jamaica noch immer nicht so recht erklären und hielt sich auch 3 Jahre nach diesem Fight noch immer für den besseren Boxer.

Jerry Perenchio erschien mal wieder auf der Promoter-Bühne und ihm gelang es, den Fight Foreman vs. Frazier 2 einzutüten. Ursprünglich war geplant, den Kampf im Yankee Stadium stattfinden zu lassen, das 70000 Zuschauer fassen konnte. Das Vorhaben scheiterte daran, dass der Haupteigner des Stadiums befürchtete, dass insbesondere die Plätze nahe am Ring sein Stadion verwüsten würde.

Perenchio zeigte sich flexibel und verlagerte den Fight kurzerhand ins Nassau Coliseum auf Long Island. Der Fight Foreman vs. Frazier 2 wurde als "The Battle of the Gladiators" verkauft. Eine Bezeichnung, welche in der Boxwelt nie wirklich Fuss fasste.

Joes mit Trainer Eddie Futch ausgearbeitete Taktik gegen Foreman bestand darin, Foreman arbeiten zu lassen und ihn zu ermüden. Man würde George in die hinteren Runden ziehen und zählte darauf, dass man ihn dann packen konnte. Man änderte Fraziers Taktik, aktiv auf Foreman zuzugehen. Man wollte den Platz im Ring ausnutzen, George umkreisen, Meidbewegungen einstreuen. Vor allem wollte man Foremans rechten Uppercut in den Griff kriegen, der Joe im 1. Fight so viele Sorgen gemacht hatte. Man wollte George erst müde boxen lassen und erst dann zuschlagen.

George seinerseits hatte sich mit seinem Trainer, Gil Clancy, für diesen Fight gegen Joe eine eigene Taktik zurecht gelegt: Man dachte, dass sich Joe auf den rechten Uppercut vorbereiten würde und beschloss. linke Haken und rechte Geraden zu mixen und auch mehr zum Körper zu schlagen, Darüber hinaus wollte man hinter einem starken Jab arbeiten.

Joe hielt sich die ersten 3 Runden ganz ordentlich. In der 4. gelang ihm gar ein guter linker Haken, der bei George Wirkung hinterliess. Joe war erstaunt, dass George den Schlag aber doch vergleichsweise gut wegsteckte. In der 5. Runde quoll Joes Gesicht auf. Das linke Auge war geschwollen und George bearbeitete dieses Ziel. Ein Schlag von George schlug Joes Kontaktlinse raus, sodass er auf dem linken Auge nur mehr sehr schlecht sah. Ein linker Haken verursachte einen Cut und George gelang es, Joe nieder zu schlagen. Der Referee Harold Valand fragte Joe, ob er okay sei. Joe sagte, ja, aber Joe meint in seiner Autobiographie, dass dies alle Boxer sagen, auch wenn sie in ernsten Schwierigkeiten stecken.

Foreman setzte mit einer krachenden Rechten nach, wieder musste Joe zu Boden, kam bei 7 wieder hoch, aber Eddie Futch kletterte schon zum Ring, um den Fight zu stoppen. Valan brach ab. George Foreman hatte Joe Frazier auch im 2. Fight gestoppt.

Joe fühlte, dass seine Boxkarriere vorbei war und steckte auch der Presse, dass "es Zeit wäre, die Boxhandschuhe an den Nagel zu hängen". Dass die Linse aus seinem linken Auge sprang, half mit, Joes Entscheidung zu erleichtern. Eigentlich hätte Joe nämlich nicht mit dem Boxen aufhören wollen, aber er war sich bewusst, dass er beim Boxen mit seinem Augenproblem benachteiligt war. Zu diesem Zeitpunkt wussten nur sehr wenige Leute von seinem Augenproblem.

1981

Joe Frazier arbeitete in seinem Gym viel mit Sohn Marvis, sodass er sich noch immer ganz passabel in Form befand. Zum Missfallen seiner Familie trat er im Dezember 1981 gegen einen Mann namens Floyd (Jumbo) Cummings an. Cummings war ein sehr ordentlicher Fighter, der eine lange Gefängnisgeschichte hatte. Das Unentschieden, welches für Joe dabei raussprang, betrachteten viele als sehr schmeichelhaft für Joe. Schliesslich sah auch Joe ein, dass seine aktive Zeit im Boxring defintiv abgelaufen war. Der Cummings-Fight sollte tatsächlich sein allerletzter Profikampf in einem Boxring bleiben.

06. Fight of the Century 8.3.1971

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Am 15.12.1970 erhielt der 40-jährige Jerry Perenchio, der bis anhin nie im Boxbusiness tätig war, einen Anruf von Frank Fried, einem Konzertpromoter. Fried hatte über Herbert Muhammad erfahren, dass die Rechte am Fight Frazier vs. Muhammad Ali noch immer zu haben waren. Perenchio fragte Fried, wieviel er zusammen trommeln müsse, um die Rechte zu bekommen. 5 Millionen US-Dollar, antwortete ihm Fried.

Bis dahin dahin lagen zwei identische Angebote auf dem Tisch: eines von Hofheinz und eines vom Garden: eine 1.25-Millionen US Dollar-Gartantie gegen 35 % der Box-Office-Einnahmen für jeden Fighter. Die Angebote lagen immer noch auf dem Tisch, aber sowohl Muhammad als auch Yank zogen eine verbindliche, umfassende Garantie vor, welche mind. das Doppelte sein müsste, was Hofheinz und der Garden vorschlugen.

Also machte sich Perenchio ans Werk und klopfte mögliche Sponsoren ab. Aristoteles Onassis und andere lehnten ab. In Los Angeles wurde Perenchio fündig: Jack Kent Cooke, ein Multimillionär aus Los Angeles, dem das Los Angeles Lakers Basketball-Team sowie das Los Angeles Kings Hockey-Team genauso gehörte, wie das Forum in Inglewood, Kalifornien, wo beide Teams spielten. Er hielt auch noch 25 Prozent der Aktien am Washington Redskins Football-Team. Dieser reiche Mister Cooke war bereit, 4,5 Millionen US Dollar springen zu lassen. Der Garden wurde einbezogen. Er war auch bereit, 0.5 Millionen US Dollar in den Pot zu zahlen, da man den Fight unbedingt im Madison Square Garden austragen wollte.

So kamen tatsächlich die 5.0 Millionen US Dollar für den Fight Joe Frazier vs. Muhammad Ali zu Stande. Beide Boxer sollten jeweils 2.5 Millionen US-Dollar erhalten, was die bis dahin grösste Garantie von Kampfbörsen für Boxer bedeutete.

Schon am 30.12.1970 wurden die Verträge in New York unterzeichnet. An der Pressekonferenz vom 8. März 1970 erklärte Perenchio, dass er von Bruttoeinnahmen von 20-30 Millionen US-Dollar ausging, was Ali wiederum dazu veranlasste, Frazier zu stecken, dass sie wohl über den Tisch gezogen wurden.

Perenchio hatte tatsächlich keine Gelegenheit ausgelassen, nach Einnahmequellen Ausschau zu halten: Posters, Programme, eine Dokumentation zum Fight, Bücher, sogar die Boxhandschuhe, Boxhosen der Kämpfer hatte sich Perenchio vertraglich zugesichert.

Trotzdem war man sich in Fachkreisen nicht einig, ob die Rechnung Perenchios aufgehen würde. Man kalkulierte, dass Perenchio (Netto)-Einnahmen von 9 Millionen US Dollars haben müsste, um den Break Even zu schaffen.

Der Fight sprengte die bisher bekannten Relationen. Die Zuschauerplätze konnten sehr teuer verkauft werden. Die closed-circuit "buys" schossen gut bepreist in die Höhe.

Ali heizte den Fight zusätzlich an, indem er sich als den aufrechten Schwarzen präsentierte, der eine Mission zu erfüllen hatte. Er spielte Frazier gegen die Schwarzen aus und labelte Joe als "den Mann der Weissen". Zudem bezeichnete Ali Frazier als dumm und hässlich. Es war ein Trashtalk, der weiter übers Ziel hinausschoss. Joe konnte nicht verstehen, dass Ali ihn so behandelte. Er fand diesen Trash Talk völlig überflüssig, da sowohl er als auch Ali garantierte 2,5 Millionen Dollar-Börsen vorweisen konnten, völlig unabhängig davon, ob überhaupt jemand zum Kampf erschien.

Alis Fightplan: Stick and move, mit dem Jab Joes Rhytmus brechen und Joe zu zermürben. Ali ging davon aus, dass er mit dieser Taktik bei Joe Schwellungen um die Augen verursachen konnte und Cuts entstanden. Ali dachte, dass Frazier relativ leicht zu treffen war und Joe nicht unter seinen Jabs wegducken konnte.

Fraziers Fightplan: Joe wollte den Jab Alis durch gutes Movement aus dem Spiel nehmen. Er wollte in die Nahdistanz kommen und dort vor allem über den Körper Alis Erfolge erzielen. Joe ging davon aus, dass Alis Beine langsamer würden, wenn er Ali schon früh mit Bodyshots zusetzen konnte.
Wenn Ali seine Beine nicht mehr effektiv einsetzen konnte, sah man im Frazier Lager deutliche Vorteile. Joe nahm in Kauf, dass er getroffen werden würde, aber er rechnete damit, dass er auch selber austeilen konnte. Joe rechnete damit, dass Ali sicher 4-5 Runden gut auf den Beinen war und die Kopftreffer auf schnellen Beinen vermied. Deshalb wollte er unbedingt zum Body. Joe sah ein, dass er für seinen Gameplan eine sehr gute Kondition haben musste. 4-5 Wochen vor dem Fight fühlte sich Joe sehr müde. Er wurde untersucht und man stellte hohen Bluthochdruck fest. Mit Vitamin C und E Präparaten bekam man dies in den Griff. Yank arbeitete an der mentalen Verfassung Joes und sprach die bemerkenswerten Sätze: "wenn Dus schaffst, diesen Typen zu besiegen, ist Dein Lebensweg für immer gut ausgelegt.".

Der Vorverkauf lief super. aber Joe ging das Drumherum auf die Nerven. Die Morddrohungen, Joes Hund "Prince" wurde umgebracht. Joe stand unter Polizeischutz, genauso wie seine Familie. Im Hotel in New York, wo Joe abgestiegen war, ging eine Bombendrohung ein.

Am Abend vor dem Fight rief Ali Joe an und fragte ihn, ob er bereit sei und keine Angst habe? Joe sagte Ali, er sei bereit, habe aber selber eher Angst davor, was er mit ihm machen werde. Ali solle bitte nicht zu spät zum Fight erscheinen......

Am Tag des Kampfes, dem 8.3.1971, strömten 20455 zahlende Zuschauer in den Madison Square Garden. Die besten Fighter der Vergangenheit wurden im Ring präsentiert: Joe Louis, Jack Dempsey, Sugar Ray Robinson, Willie Pep, James J. Braddock, Gene Tunney.
Auf dem Ringmantel standen die Namen von Joes fünf Kinder mit Florence.

Der Referee Arthur Mercante sprach seine letzten Anweisungen. Alis sprach auf Frazier ein, aber der nahm es kaum wahr. Frazier sagte Ali nur: "Ich werde Dich umbringen."

Am TV versammelten sich damals 300 Millionen Leute, um diesen Fight zu sehen.

Als die Glocke endlich ertönte, landete Joe den ersten Punch. Aber Ali gelang es sich leicht, sich zu etablieren. Trotzdem machte es Joe Ali nicht einfach, liess ihn arbeiten und attackierte ihn unablässig. Joe wusste, dass insbesondere seine Bodyattacken hintenraus ihren Effekt haben würden. "Kill the body and the head will die", wie es Yank zu sagen pflegte. Um Runde 4 wurde Alis Footwork weniger und Frazier kam besser in den Fight.

Alis sprach des öftern mit seinen Gegnern während eines Kampfes, so auch diesmal: "Weisst Du nicht, dass ich Gott bin?", sagte Ali, worauf ihm Joe sagte: "Gott, Du bist heute Nacht am falschen Ort". Ali wich nun zunehmend auf die Seile aus, er konnte sein Tänzeln nicht aufrecht erhalten. Aber auch an den Seilen hörte er nicht mit seinen Spässen auf. Er schaute in die Pressereihen runter und schrie: "no contest". Ali schrie "I m gonna kill you, ******" in Richtung Joe, worauf dieser antwortete: " Yep, das wirst Du tun müssen, denn ich gehe nirgendwo hin".
Joe "slippte" viele von Alis Punches und feuerte seine Körperhaken unablässig rein.

Ali sagte gerne die Runde voraus, in welcher er seinen Gegner stoppen würde. Das war auch für Ali vs. Frazier I vorgesehen. Ali wollte das im Ring vorlesen, wurde aber von der Kommission davon abgehalten. So verlass er in der Umkleidekabine eine Mitteilung, welche besagte, dass er Joe in der 6. stoppen würde.

Nun, hatte Ali zu Beginn des Kampfes während der Pause noch in seiner Ecke gestanden, sass er nun auf seinem Stuhl. Als die 6. Runde losging, warf ihm Joe ein herzhaftes: komm schon, Du Lutscher, das ist die Runde, lass uns anfangen, entgegen. Allerdings war es Joe, der mit seinen linken Körperhaken Erfolg hatte und als er die Linke nach oben zog, kam er durch und Ali war in trouble. Die Leute erhoben sich, aber Ali überstand die Runde. Frazier drückte weiterhin in den Runden 7 und 8. In der neunten Runde kam Ali aber zurück. Joe blutete aus dem Mund, sein Gesicht begann anzuschwellen und Ali hatte seinen 2. Wind gefunden. Die Zuschauer spürten die Intensität und waren begeistert. Joe kam aber wieder zurück, konnte Ali in der Ecke festnageln und bearbeitete ihn mit harten Körperhaken.

In der 11. Runde war Ali müde. Frazier liess die Fäuste fliegen und Ali war in Schwierigkeiten. Auf wackligen Beinen kehrte er in seine Ecke zurück.
Angelo Dundee in Alis Ecke war ebenso besorgt, wie der Ringarzt Dr. A. Harry Kleimann. Selbst für Frazier überraschend, kam Ali aber in der 12. Runde zurück, tradete mit Joe. In der 13. Runde war Ali wieder voll da und ladete ab. In der 14. waren beide Fighter müde. der enorm harte Kampf hatte seinen Tribut gefordert. Ali versuchte, Joe mit seinem Jab fernzuhalten, während dem Joe versuchte, die Distanz zu überbrücken und die Linke ins Ziel zu bringen. In der 15. Runde riefen Zuschauer Joe, Joe, und manche unterstützten Ali. Ali kam aggressiv in die 15. Runde. Er wusste wohl, dass er etwas bedeutendes liefern musste. Er schlug ne links-rechts Kombi, Als er das wieder versuchte, schlug Joe eine Linke, welche aber nur auf Alis Vorderarm landete. Als Ali dann wieder näher kam, landete Joe eine satte Linke, welche Ali voll erwischte. Ali knickte sofort ein, seine Beine trugen ihn nicht mehr und er musste mittelschwer runter.

Frazier würde später sagen, dass der Schlag nicht perfekt war, aber gut traf und es half, dass Ali da schon sehr müde war. Die Zuschauer waren aufgesprungen und wollten unbedingt sehen, was da passierte. In Philadelphia sprangen die Frazier Kids auf und freuten sich übermässig. Die Art, wie Ali runterging, liess Joe vermuten, dass Ali ausgeknocked war. Aber Ali stand wieder auf und machte weiter. Die rechte Seite Alis war stark geschwollen, er schien unsicher auf seinen Beinen, aber Joe s Tank war leer. Er konnte Ali nicht finishen. Als der Schlussgong erklang, war der Geräuschpegel so hoch, dass die Fighter ihn nicht hören konnten. Referee Arthur Mercante musste sich zwischen die 2 werfen.

Joe hob seine Hände in die Höhe, dankte dem lieben Gott und sagte mit einem blutigen Mund zu Ali: "ich hab Dir in den Hintern getreten".

Der Kampf war vorbei, Geschichte. Trainer Yank Durham war sehr glücklich. Er umarmte Joe und sagte ihm: "Du hast es geschafft". Joes Bruder Tommy, schrie in Alis Richtung: "krabble jetzt durch den Ring, wie Dus versprochen hast".

Das Urteil wurde verlesen: Bill Recht 11-4 Frazier, Joe dachte, es wäre so 12-3 gewesen, Jedenfalls gewann Joe Frazier einstimmig und war damit: UNDISPUTED HEAVYWEIGHT CHAMPION. Joe war 27 Jahre alt und er würde sagen, dass es nie mehr eine Nacht in seinem Leben gab, wie genau jene.

Nachdem das Adrenalin gewichen war, spürte auch Joe die enormen Strapazen der Boxnacht und er fühlte überall enorme Schmerzen. In seiner Autobiographie sagt Joe, dass er komplett leer war.

Ali war derweil schon im Spital, um seinen Kiefer röntgen zu lassen. Joe gab noch eine Pressekonferenz und verzog sich dann in die Garderobe.

Florence fragte ihren Mann dort: "Bist Du okay?" Joe antwortete, alles okay, aber er wusste, dass dies nicht stimmte. Der Blutdruck war gefährlich hoch. Joe war total dehydriert, wog 10-15 Pfund weniger, als er den Ring betrat. In der Folge blieb Joe während einigen Tagen in seinem Hotelzimmer um sich zu erholen. Aber Joe hatte Probleme. Er konnte weder urinieren noch aufstehen oder gar spazieren. Er konnte weder essen noch trinken. Frazier war lichtanfällig. Es half Joe, den Kopf in einen Eispott zu halten . Joe kam es so vor, als hätte sein Körper total abgeschaltet wegen all der Erschöpfung. Joe war durcheinander und betete, dass er wieder der Alte mögen werde.

Schliesslich landete Joe im St. Lukes Hospital von Philadelphia. Dr. Giuffre gab eine Pressemitteilung raus, dass Joe wegen Bluthochdruck und Nieren problemen behandelt werde. Joes Aufenthalt im St. Lukes Hospital dauerte mehrere Wochen. Der Grund war auch seltsamer Natur: am Tag wurde Joe behandelt, in der Nacht schnürte Joe seine Schuhe und griff ins Nachtleben ein. Joe war im Besitz eines Schlüssels für die Hintertür des Spitals, sodass er nicht am Sicherheitspersonal des Spitals vorbei musste.

Yank Durham hatte Recht behalten: Der Fight Ali vs. Frazier I hatte Joes Leben verändert. Er hatte nun auch seinen Platz in der langen Liste ganz besonderer Fights wie Dempsey vs. Tunney, Louis vs. Conn, Marciano vs. Walcott, Graziano vs. Zale, Robinson vs. LaMotta oder Pep vs. Saddler.

Der Fight war auch für Perenchio und Cooke ein Geschäft:

Die beiden hatten einen 40/60 split. Cooke hatte mit seinem Investment von 4,5 Millionen USDollar einen Gewinn nach Steuern von USDollar 450000 gemacht, während Perenchio mit null finanzieller Investition zu 300000 US Dollar kam.
 
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07. Thrilla in Manila

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Der Präsident der Philippinen, Ferdinand Marcos, hatte mit vielerlei Problemen innerhalb des Landes zu kämpfen. Seine Reputation war nicht die Beste und versuchte sich mit Nachdruck Respekt sowohl inner- als auch ausserhalb des Landes zu verschaffen.

Zunächst versuchte er, die Schachcracks Bobby Fischer und Anatoli Karpow auf die Philippinen zu lotsen, damit diese die Schachweltmeisterschaft austragen konnten. Marcos liess sich nicht lumpen und setzte ein Preisgeld von damals sensationellen 5 Millionen US Dollar aus. Insbesondere Bobby Fischer war ein ungemütlicher Verhandlungspartner und so zerschlugen sich die Pläne und das Match sollte nie mehr stattfinden.

Stattdessen fiel nun das Augenmerk auf den Kampf Muhammad Ali gegen Joe Frazier. Der Fight wurde etwas ausserhalb von Manila ausgetragen: im Araneta Coliseum, Barangay Cubao, Quezon City.

Im Vorfeld gab es diverse Dinge zu klären: Das Frazier-Camp wollte sich das hinter dem Kopf Halten von Ali beim 2. Fight nicht mehr bieten lassen, lehnte 3 Referees ab und war erst mit der Wahl des Filipinos Carlos Padilla einverstanden.

Der Ring war mit 6,4 m relativ gross, was eigentlich Ali entgegen kam. Ebenso wurde mit 8 Unzen Boxhandschuhen geboxt. Beide Punkte mag das Ali-Camp als Vorteil gesehen haben, aber wie der Kampfverlauf zeigte, war das beide Male nicht zwingend der Fall.

Von Alis Seite dachte man, dass Joe "washed up" wäre, d.h. er wäre deutlich auf dem absteigenden Ast. Man dachte, beim 2. Fight hätte man Joe doch mehr oder weniger sicher im Griff gehabt und dass sich daran nichts ändern würde. Man hatte die 8 Unzen-Handschuhe auch deshalb gewählt, weil man davon ausging, dass Ali schon in den Anfangsrunden hart durchkam und Joe stoppen würde. Weniger Handschuhpolsterung bedeutete mehr Punch.

Joe hingegen nahm diesen 3. Ali-Fight sehr ernst. Er hatte eine persönliche Wut auf Ali, weil dieser es nicht unterlassen hatte, Frazier schon beim 1. Fight übel zu beleidigen und diese Masche durchzog. Ali nannte Frazier auf den Philippinen einen Gorilla und griff ihn unter der Gürtellinie an: "It will be a killer and a chiller and a thrilla when i get the gorilla in Manila." Joe´s Fightplan war so, dass er Ali unablässig bedrängen wollte, ihn mit Körperhaken verlangsamen wollte und ihm dann hintenraus in der kurzen Distanz endgültig zuzusetzen.

Frazier hatte nicht vergessen, wie er beim Fight Wepner vs. Ali als Zuschauer auftauchte und von Alis Anhängerschaft gnadenlos ausgebuht wurde. Man hielt ihn für einen Verräter der Anliegen der schwarzen Rasse.

Ali redete oft davon, wie hässlich Frazier sei und erstaunlicher- und enttäuschenderweise sagte das auch Ferdie Pacheco in der HBO-Dokumentation über Frazier. Ich mag Pacheco ganz gut, aber diese Bemerkung über Joe war ein krasser low-blow, den ich Ferdie eigentlich nicht zugetraut hätte.

Joe traf im September mit seinem 15-jährigen Sohn Marvis auf den Philippinen ein. Ein paar Tage später landete auch Ali. Unter anderem befand sich auch seine Liebhaberin Veronica Porche in seiner Entourage. Man muss wissen, dass Ali damals mit Belinda verheiratet war. Bei einem Treffen von Ali mit Marcos, stellte Ali Veronica als seine Frau vor. Dummerweise sickerte die Affäre mit Veronica bis in die USA durch, was zur Folge hatte, dass sich Belinda ins Flugzeug setzte und Ali stellte. Zufälligerweise waren in dem selben Flugzeug auch Florence, Joes Frau und seine vier Töchter. Was sich Ali und Belinda genau sagten, wird wohl immer ein Geheimnis bleiben, aber Zeugen bemerken, dass Belinda nicht amused gewesen und Möbelstücke durch die Luft geflogen seien. Die Unterredung sei kurz und intensiv gewesen und Belinda hätte die Philippinen daraufhin wieder verlassen.

Uebrigens war Ali schon mit Veronica in Malaysia, als Muhammad den Rückkampf gegen Bugner boxte. Ali fand es nicht weiter schlimm, dass er mit Veronica eine Geliebte hatte. Gemäss Joe´s Autographie sagte Ali, dass es nur ein Problem gewesen wäre, wenn Veronica eine weisse Hautfarbe gehabt hätte.

Ali verbreitete weiterhin, dass Frazier "washed up", dass er zu langsam und eigentlich schon über den Berg sei. Er erschien auch bei Joe´s Workout. Eines Morgens, um 03.30 h, erschien Ali mit einer Pistole und schrie nach Frazier. Dieser betrat tatsächlich den Balkon, um zu sehen, was los war. Frazier konnte nicht erkennen, um was für eine Pistole es sich handelte. Als Ali Frazier sah, drückte er 4 bis 5 mal ab. Es war eine Spielzeugpistole. Ali hatte sich den Trick von Sonny Liston geliehen, der das Gleiche mit ihm in einem Casino von Las Vegas abzog. Frazier schmiss ihm ein Kissen nach und legte sich wieder hin.

Drei Tage vor dem Kampf liess sich Joe von Dr. Fabiani Wasser aus seinem Ellbogen ziehen und eine Cortison-Spritze verpassen. Beim Wiegen zeigte die Waage 224 1/2 Pfunde für Ali, 215 1/2 Pfunde für Frazier an. Joe mochte Alis Trash Talk nicht. Er war wirklich sauer.

Die Arena wäre eigentlich klimatisiert gewesen, aber dies erwies sich als nutzlos, da immerhin 27000 Zuschauer hereinströmten. Man boxte bereits um 10.45 h morgens, um den amerikanischen closed-circuit TV-Stationen entgegen zu kommen. Die Tickets kosteten bis zu 333 US Dollars, was damals astronomische Preise waren. Es war sehr heiss in der Halle. Joe beschrieb es so, als ob man in einem Pizzaofen kämpfte.

Auf gewissen, speziell schön hergerichteten Plätzen, erschienen auch Präsident Marcos und seine Frau, Imelda. In der Nähe von Alis Ecke nahm Willie (the worm) Monroe Platz. Monroe war mit den Fraziers befreundet und trainierte auch in deren Gym. Er hörte, wie Ali zu Herbert Muhammad sagte: "Ist nur ein weiterer Arbeitstag. Ich werde diesen Niggger-Kopf zusammen schlagen". Beim Staredown sagte Ali zu Frazier:"Ich werde Dir in den Hintern treten und Dich verdreschen. Frazier erwiderte: "Ich werde Dich töten, Du bist tot".

Ali hatte allen erzählt, die es wissen wollten, dass er Joe früh ausknocken würde. Als der Fight begann, versuchte Ali genau dies: er gab Gas, wollte den Langsamstarter Joe früh beeindrucken und stoppen. Es entwickelte sich eine heftige Schlägerei. Der Referee, Carlos Padilla, unterband Alis Versuche, zu klammern, sofort. Ali stellte früh fest, dass der Fight nicht einfach werden würde und Frazier nicht so einfach umzunieten war. Joe Frazier übte enormen Druck aus. Die Stimmung in der Arena war sehr gut. Beide Lager feuerten ihre Protagonisten an. In der 6. Runde haute Joe mit einem linken Haken Alis Mundschutz raus. Frazier wurde später gesagt, dass Imelda Marcos nicht mehr hinsehen konnte, als Frazier zu treffen begann, denn sie sympathisierte offensichtlich mit Ali.

Ali sagte zu Frazier: "Sie haben mir gesagt, Du seist fertig" und Frazier antwortete ihm im Ring: "Man hat Dich belogen". In den mittleren Runden von 7 bis 11, kämpfte man eher in der Nahdistanz. Ali hatte an diesem heissen Tag die Beine nicht, um die ganze Zeit rumzutänzeln und es lang zu boxen. Thomas Hauser sagte in der Doku über diese Phase des Kampfes, dass Ali nicht nur unterlegen war, sondern dass er verprügelt wurde. In der 10. Runde war Ali angeklingelt. Er musste tief graben, um hier nicht unterzugehen. Nach 10 Runden hatten es Ref Padilla und Ringrichter Larry Nadayag 5-5, der andere Judge hatte es 5-3-2 Ali,

Frazier hatte das Momentum, aber seine Augen begannen aufzuschwellen. Man sagt, es wäre 110 grad Fahrenheit in der Halle gewesen, was 43 Grad entspricht, aber Joe kam es vor, als wären es fast 49 gewesen. Joe war trotzdem zuversichtlich, aber seine Augen spielten nicht mit. Das linke Auge war eh stark sehbehindert und nun begann sich das rechte Augen zu schliessen. Joe blutete auch aus dem Mund, aber das war nicht das Hauptproblem. Alis Ecke bemerkte, dass etwas mit Joe nicht stimmte und Ali bekam den 2. Wind. In der 13. schlug nun Ali Joe den Mundschutz raus, der quer durch den Ring flog. Ali konnte Joe nun timen und kam gegen Ende der 13. sehr gut durch. Joe beklagte sich in der Ecke bei Eddie Futch, dass er nicht viel sehen könne. Vor allem Alis Rechte nicht. Das linke Auge war fast ganz zu, Trotzdem dachte sich Joe, dass er nahe an Ali noch immer seine Chance hatte. In seiner Biographie sagt Joe, dass Futch über seinen Katarakt Bescheid wusste. Futch würde zu den Betreuern sagen, dass Joe zu viele Schläge nähme und falls es nicht besser würde.... und schüttelte nur seinen Kopf. Joe sah die Schläge Alis einfach nicht mehr und musste einiges einstecken. Aber Joe gab nicht auf. Nach der 14. Runde hatte es Padilla 66-60, Quiazon 67-62 und Nadayag 66-62 alle für Ali. Joe würde einen KO brauchen. Eddie Futch hatte aber genug gesehen. In einer Doku sagt Joe, Eddie hätte einen Test gemacht, wieviele Finger Joe sehen würde. Joe sagte einen, aber Eddie zeigte ihm drei (oder umgekehrt). Wie auch immer. Eddie wollte abbrechen und Joe wehrte sich dagegen:"Don t you stop that fuckking fight." Aber Eddie liess sich nicht von seiner Meinung abbringen und stoppte den Fight. Er hatte diverseste Fighter im Ring sterben sehen und sah es als seine Verantwortung, seinen Kämpfer zu schützen.

Was Eddie nicht wusste und nicht sah: In der Ecke Alis herrschte selber Aufregung in der Pause zur 15. Runde. Willie "the Worm" Monroe hatte gehört, wie Ali sagte, dass er nicht mehr zur 15. rausgehen wollte. Joe sei verrückt. Monroe winkte Eddie zu, aber der sah ihn nicht und auch Monroes Schreie gingen in dem Geräuschpegel unter. Man weiss nicht wirklich, ob Ali tatsächlich nochmal zur 15. Runde erschienen wäre, aber der Disput in Alis Ecke scheint verbürgt. Auch Thomas Hauser gegenüber hat man sich von Alis Seite her so geäussert.

Frazier wurde gefragt, ob er bereit gewesen wäre, dort in jener 15. Runde zu sterben und er sagte ohne Ueberlegen zu müssen: "Ja". Ali war so fertig, dass er sich gerade noch erheben konnte, einen Arm in die Höhe hob, um dann zu kollabieren. Er schien in noch schlechterem Zustand zu sein, als Joe. Beide Fighter waren aufgrund der Hitze dehydriert. Ali würde später sagen, dass er in jenem Fight "the closest thing to death" gewesen wäre.

Joe war lange Zeit sehr böse über den von Eddie Futch veranlassten Abbruch. Noch im Umkleideraum fragte Futch sowohl George Benton als auch Marvis, ob er das Richtige getan habe. Beide stimmten ihm zu. Kurz vor Eddie Futchs Tod wurde er gefragt, ob er hinsichtlich des Kampfabbruches irgendwelches Bedauern hatte. Eddie Futch war mit sich im Reinen und sah es noch immer als die richtige Entscheidung an. Er liebte Joe und er wollte nicht, dass ihm was passierte.

Joe Frazier vs. Muhammad Ali III würde als ultimativer Test zweier Boxer in die Geschichte eingehen. Ali würde später sagen: "wir gingen nach Manila als Champions und kamen als alte Männer zurück".

An den Pressekonferenzen beklagte Joe den Fakt, dass er kaum mehr was sehen konnte. Ali lobte Joe über dessen Leistung und führte aus, dass er eine Woche lang nichts mehr tun wolle. Er sei einfach nur noch unfassbar müde.

Noch in der Garderobe liess Ali nach Marvis Frazier rufen. Ali entschuldigte sich bei Marvis für vieles, was er über Joe gesagt hatte. Er hätte es nicht so gemeint. Ali konnte sich kaum mehr bewegen und soll wie eine Wachsfigur ausgesehen haben. Joe sei ein "helluva" man. Er, Ali, hätte die Schläge nicht nehmen können, welche Joe wegsteckte.

Joe war insofern nicht happy über die Unterredung Alis mit Marvis, als er dachte, Ali hätte sich direkt bei ihm entschuldigen müssen. Warum hätte Ali ihm das nicht ins Gesicht gesagt?

08. Joe Fraziers eigene Familie

Joe Frazier heiratete Florence Smith am 25. Juni 1963. Die Scheidung der Ehe soll 1985 eingeleitet worden sein. C)
Biograph Phil Pepe B) nennt 25.9.1959 als das Heiratsdatum. Anmerkung: Woher Pepe dieses Datum hat, erschliesst sich mir nicht. Da Tante Evelyn in Philadelphia zunächst drauf bestand, dass Joe und Florence in separaten Zimmern schlafen mussten, da die 2 noch nicht verheiratet waren, darf man davon ausgehen, dass das 1959-er Heiratsdatum nicht stimmt.


Insgesamt hatte Joe 11 Kinder mit 6 verschiedenen Frauen: B) C)

mit Florence Smith: Marvis (10.9.1960), Jacqueline (2.12.1961) Weatta (1963) Jo-Netta (1968), Natasha (1970)
mit Rosetta Green: Renae (1960), Hector (1962, verstorben) 08-01
mit Joan Mahoney: Joseph Rubin Mahoney (ca.1980)
mit Sharon Hatch: Joseph Jordan Frazier (Joe Jr.) (ca. 1983)
mit Janice Cottom: Brandon Marcus Cottom (ca. 1984, an einem Schlaganfall verstorben) 08-01
mit Sherri Gibson: Derek Denis Frazier (1991)

Anmerkung: eine korrekte Auflistung der Kinder und deren Geburtsjahre wie ich sie hier präsentiere, findet sich nirgendwo. Ich habe die Liste aufgrund der Angaben von B), C) und dem Artikel über Joe´s Sohn Derek erstellt. Die Geburtsjahre für Joseph Rubin, Joseph Jordan und Brandon Marcus habe ich so ungefähr ausrechnen können. Je nach Geburtstag kann sich in den 3 Fällen eine Abweichung von 1 Jahr ergeben.
 
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09. Die Beziehung Joe Fraziers zu Cassius Clay/Muhammad Ali

Im Jahr 1967 forderte Muhammad Ali Joe Frazier heraus. Er befand sich im Training auf den Fight gegen Zora Folley der im März 1967 im Madison Square Garden stattfinden sollte. Ali hatte mitbekommen, dass die Aktien Joe Fraziers zu steigen begannen und wollte offensichtlich etwas vom Kuchen abhaben.

Joe beschloss daraufhin, sich das Training von Ali anzuschauen und reiste nach New York. Ali erkannte Frazier und rief ihn zu sich. Es entstand ein small talk, bei dem sich Ali über die Hosenträger Fraziers lustig machte. Er meinte, die wären outdated. Frazier erwähnt ein paar lustige Lines in seiner Autobiographie. Frazier verstand den Humor Alis zu jener Zeit und er schreibt auch selber, dass er den Madison Square Garden lächelnd verliess.

Frazier konnte mit der Haltung Alis zu Vietnam nichts anfangen. Joe wäre nach Vietnam geflogen, wenn er wegen seiner Heirat und den Kindern nicht dispensiert gewesen. Frazier hielt die politischen und Ansichten und Aesserungen Alis in der Rassenfrage für Dampfplauderei und konnte damit nichts anfangen. Sein Eindruck war, dass Ali vorgab, einen Kampf für die schwarze Bevölkerung zu führen, während er in Tat und Wahrheit nur an sich selber dachte.

Nach dem Fight von Frazier vs. Ramos im Jahr 1968 trafen sich Frazier und Ali manchmal. Ali lebte damals in Cherry Hill, New Jersey und befand sich ab und an in Philadelphia. Wenn er allein mit Joe war, sagte er diesem: "verdresch ruhig diese Jungs im Ring und ich werde mit Uncle Sam kämpfen. Eines Tages werden wir beide eine Menge Geld verdienen".

Joe beschrieb die Stimmungslage damals so, dass sie beide auf freundschaftlicher Basis Rivalen waren. Sie hätten sich vernünftig unterhalten können, besonders wenn keine Menschenmassen, Mikrophone und Kameras in der Nähe waren. Ali wäre ein anderer gewesen, wenn es Zuschauer gab. Da wäre er jeweils in eine Rolle geschlüpft: jene des unablässigen Selbstdarstellers.

Als Alis Fall beim U.S. Supreme Court zur Berufung lag, startete er, Dampf gegen Joe Frazier zu machen, um sich in eine Position für einen Fight gegen Joe Frazier zu bringen. Je mehr Ali von sich gab, je persönlicher schoss er gegen Joe. Dieser konnte mit den Angriffen und Alis überheblichem Verhalten ihm gegenüber nichts anfangen. Joe sagte zu Ali: "Komm zum PAL Gym und wir sehen, wer der wirkliche Champ ist. Ali drückte sich nicht und erschien tatsächlich genauso wie ca. 1000 Zivilisten. Die Polizei schritt ein und empfahl, das Ganze im Fairmont Park auszutragen. Ali ging tatsächlich zum Fairmont Park und schien wie Joe bereit, das so durchzuziehen, bis Yank einschritt. Er sagte Joe: bist Du verrückt? Ein Streetfight im Fairmont Park? Du boxt die Flasche, wenn die Zeit und das Geld stimmt. Damit war die Sache für Joe durch.

Ali wartete aber im Fairmont Park. Meinte, er hätte 25 Pfund zuviel drauf, wäre seit 3 Jahren aussen vor und Joe hätte nicht den Mut, aufzutauchen.

Joe sagt in seiner Autobiographie, dass sie darum nicht richtige Freunde sein konnten, weil ein Fight zwischen ihnen immer über ihnen schwebte.
Als Ali Probleme wegen der Kriegsdienstverweigerung hatte, war Frazier in der Sache anderer Meinung. Aber er war zu Ali loyal. Obwohl die Presse danach lechzte, dass Joe was schlechtes über Ali sagen würde: Joe tat ihnen den Gefallen nicht. Er sagte auch, dass die Religion Alis Sache wäre. Zwischenzeitlich hatte Ali erfolglos versucht, Frazier für die Sache des Nation of Islam zu gewinnen. Er lud ihn auch in eine Moschee im Süden Philadelphias ein. Aber Joe war immer ein überzeugter Baptist und blieb das auch. Nach Joes Ansicht bedeutete Religion Liebe. Gott zu lieben, einander zu respektieren und zu lieben. Für Joe waren die Muslime damals der Ansicht, dass Weisse des Teufels seien. Sie sprachen für ihn hasserfüllt, was Joes Überzeugungen entgegen lief. Die muslimischen Brüder hätten nur immer von schwarz gesprochen, schwarz dies, schwarz das, schwarz sei schön. Joes Ansicht war, dass auch rot oder weiss schön war. Und Joe Frazier war ein stolzer Schwarzer und liebte seine Eltern dafür.

Je erfolgreicher Joe Frazier wurde, desto mehr Gegenwind gab es von Ali. Es war ein Revierkampf, welcher ständig in der Luft hing und welcher eine Konfrontation im Ring unausweichlich machte.

Alis Situation verbesserte sich allmählich, als die US-Bevölkerung den Vietnamkrieg kritischer sahen. Dennoch scheiterten diverse Versuche, Ali wieder zu einer Boxlizenz zu verhelfen.

Im August 1970 rief Ali Frazier an. Muhammad wohnte nun an der Philadelphia Main Line und war fast etwas wie ein Nachbar von Joe geworden. Ali war daran, ein Buch zu schreiben und wollte mit Joe ein Gespräch aufnehmen. Da Joe wie Ali am nächsten Tag in New York was zu erledigen hatte, beschlossen sie, zusammen nach New York zu fahren und dabei ein Tape aufzunehmen.
Joe fuhr also ungefähr um Mittag los, um Ali abzuholen, der setzte sich auf den Beifahrersitz und die Fahrt ging los. Zuerst mit etwas small talk, bis dann Ali loslegte, was er mit Joe tun würde, sollten sie sich im Ring begegnen. Joe erwiderte Ali, dass er wünschte, er könnte ihm eine Lizenz beschaffen, damit der Fight Realität werden würde. Ali redete Joe so schlecht, als ob Joe langsamer als die Maultiere Buck und Jenny wäre, welche Joes Kindheit begleiteten. Ali rezitierte auch sein Joe´s gonna come out smoking-Gedicht, worüber selbst Joe herzhaft lachen musste. Joe setzte Ali an der 52. Strasse ab.

Fakt ist, dass sich Joe trotz unterschiedlicher politischer Meinungen, stets für Ali einsetzte und sich auch bei Präsident Nixon für eine Aushändigung einer Boxlizenz an Muhammad Ali verwendete. Zudem soll er Ali auch finanziell unterstützt haben, wie Butch Lewis in einer Doku ausführte. Er war offenbar persönlicher Zeuge einer Geldübergabe in New York.


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Wie auch immer: Ali und Frazier blieben Konkurrenten. Sie wussten, dass sie sich früher oder später im Ring begegnen würden und es zur Crunch Time käme. Ali fühlte genau, dass Frazier ihm im Weg stand und dass es nicht einfach werden würde, ihn zu besiegen. Es war Ali, der Frazier im Vorfeld des "Fight of the Century" als Uncle Tom, als dumm und hässlich bezeichnete. Frazier konnte dies nie verstehen, warum Ali diese Spielchen trieb, denn ihre Kampfbörse bei diesem 1. Aufeinandertreffen betrug 2,5 Million Dollar, egal wie viele Zuschauer dem Kampf beiwohnten. Die beiden Kämpfer hatten eigentlich wenig Grund, den Fight zusätzlich zu promoten. Ali überschritt hier eindeutig eine Grenze, welche sich auch auf Fraziers Familie auswirkte: Im Hause Frazier trafen telefonische Morddrohungen ein, die Kinder wurden in den Schulen angepöbelt, dass ihr Vater ein "Uncle Tom" sei. Joe sollte gemäss Ali nun plötzlich ein Schwarzer sein, der sich den Weissen anbiederte. Dabei war Joe aufgrund seines Lebens rassistischen Ressentiments viel stärker ausgesetzt, als Ali es je war. Joes Autobiographie ist jene eines zutiefst verbitterten Mannes. Er ist darin so tief enttäuscht von Ali, dass er in manchen Passagen mit der Sprache, mit den Beschuldigungen, übertreibt und Ali konsequent Clay nennt.

In seiner Autobiographie führt Joe Frazier aus, dass er nicht wusste, was ein Uncle Tom ist, als Ali ihn zum allerersten Mal so bezeichnete. Frazier dachte, es wäre eventuell einer, der durch Fenster spionierte.

Beim "Thrilla in Manila"-Fight beschuldigte Ali Frazier "washed-up" und zu langsam zu sein. Er bedrohte Joe auch 03.30 h morgens mit einer Pistole (es war eine Spielzeugpistole, den Trick hatte sich Ali von Sonny Liston abgeschaut, der dies mal mit ihm in einem Casino in Las Vegas durchzog).
Ali drückte 4-5 Mal ab und Joe, der aus der Distanz nicht erkennen konnte, ob die Pistole echt war, erkannte nichts Lustiges daran.

Ali überschritt auch hier Grenzen, als er Frazier einen Gorilla nannte und vor den Reportern einen Gorilla im Ring aufstellte und diesen schlug und dazu Frazier brüllte.

Nach dem Kampf entschuldigte sich Ali bei Marvis Frazier, Joes Sohn, für vieles, was er über Joe gesagt hatte. Aber Joe nahm es ihm übel, dass Ali nicht persönlich bei ihm um Verzeihung bat. Joe fand es übel, dass Ali nicht Manns genug war, dies unter 4 Augen mit ihm zu regeln.

In der Folge gabe es diverseste Versuche Alis, das Verhältnis zu Joe zu verbessern, was zwischendurch auch gelang. Aber bei Joe drangen immer wieder die Verletzungen durch und es war ein stetes auf und ab zwischen Verzeihen und Beschuldigen. Joes Verletzungen, welche er durch Alis unfaire Attacken erlitt, waren tief und es gibt Leute wie Thomas Hauser und anderen, welche dachten, dass Joe allen Versöhnungsversuchen zum Trotz einen gewissen Groll auf Ali mit ins Grab nahm.

10. Rassismus im Leben Joe Fraziers und sein Umgang damit

Joe Frazier wuchs bekanntlich in South Carolina auf. Die Jim Crow-Gesetze spielten eine grosse Rolle. Die Ungleichheit der Chancen von Weissen und Schwarzen war frappierend.

Die Mutter Joe Fraziers, Dolly, machte nie Stimmung gegen "die Weissen". Sie verzieh den Weissen manches und schöpfte ihre Kraft aus dem Glauben. Möglich ist, dass im Leben Joe Fraziers auch die Grossmutter Susan eine Rolle spielte. Susan war weiss, hatte blonde Haare und übte einen guten Einfluss auf Joe aus.

Als Joe zur Schule ging, war diese für Weisse und Schwarze unterschiedlich, was in der Zeit damals in Beaufort bedeutete, dass es getrennte Schulen gab und diese ungleich waren. Und zwar ungleich in jeder Hinsicht. Die Schulzeit für Schwarze war kürzer als jene für Weisse. Oeffentliche Gelder für die Schulbildung wurden meistens für die weissen Schulen verwendet.

Auf den Baumwollfeldern dienten Schwarze als Sklavenarbeiter. Die kleinen Gebetshäuschen, in welchen sie ihre Klagen kund taten, waren noch immer zu sehen. Fast 100 Jahre, nachdem der Civil War endete, war das Leben der Schwarzen immer noch enorm hart. Ein Schwarzer, der in Beaufort aufwuchs, konnte noch immer nicht die gleiche Toilette, den gleichen Mittagstisch, den gleichen Brunnen wie die Weissen benutzen. Schwarze Kinder durten in Beaufort die Spielplätze in Beaufort nicht benutzen. Dies war nur den Weissen erlaubt. Wenn ein schwarzer Junge zum Breeze Theater in Bay und Charles ging, sass er auf dem Balkon, während die Weissen unten sassen. Wenn er auf den Bus wartete, sass er auf der Rückseite der Station. Wenn er auf dem Trottoir spazierte, ging er auf die andere Seite, um den Weissen vorbei gehen zu lassen. Kurz: Beaufort liess einen Schwarzen immer wissen, dass er ein Niggger war.

Die Aerzte versorgten zuerst die Weissen. Erst wenn diese alle versorgt waren, wendete er sich den Schwarzen zu. Die Warteräume waren getrennt: einer für Weisse, einer für Schwarze.

Als Joe 14 war, kam ihm ein Weisser mit seinem Wagen entgegen und fuhr Joe fast von der Strasse. Der Weisse beschimpfte ihn als Niggger (ich weiss, dass man das Wort mit nur 2 g schreibt, aber sonst wäre es vom System hier nicht akzeptiert worden und ich fand die Bezeichnung wichtig), ein Wort, welches Joe hier zum ersten Mal hörte und er sofort hasste. Der weisse Mann war gross gewachsen, älter als Joe, stieg aus und packte Joe und stiess ihn zu Boden. Dort begann Joe zurückzuschlagen und jeder seiner Punches hinterliess im Gesicht des Weissen Wirkung. Schliesslich bekam Joe Oberhand und schlug das Gesicht des Weissen blutig. Joes Kumpels riefen ihm zu, dass er den Weissen erledigen soll. Joe zögerte und der Weisse meinte verzweifelt, ob sie die ganze Angelegenheit nicht besprechen könnten. Joe liess den Mann tatsächlich gehen und hatte nie mehr ein Problem mit ihm.

Mit 15 machte sich Joe mutterseelenallein mit dem Greyhound-Bus nach New York auf. Er setzte sich in die Mitte. Der Chauffeur kam zu ihm und bat ihn, sich nach hinten zu setzen. Es sei möglich, dass noch Weisse dazustiegen. Schwarze hatten in jenen Zeit hinten zu sitzen.

Joe Frazier lernte am 4. März 1968, am Abend als er Buster Mathis besiegte, Denise Menz kennen. Denise war eine attraktive, weisse Frau mit roten Haaren und sollte mit Joe ein Liebesbeziehung haben, welche von 1968 bis zu seinem Tod im Jahr 2011 dauerte. Die Beziehung von Joe zu Denise war in den späten 60ern gesellschaftlich nicht unproblematisch, denn eine Beziehung von Schwarzen mit Weissen war damals nicht unbedingt "salonfähig". Dies kümmerte Joe nie, der sich nie als Rassist verstand und immer auf die Gleichbehandlung und Gleichberechtigung von Schwarzen und Weissen setzte. Dies tat er ohne Groll und Militanz, vielleicht, weil dies für ihn schon damals eine Selbstverständlichkeit bedeutete.

Joe Frazier mochte Oscar Bonavena nicht. Er hielt ihn für arrogant. Dazu kam, dass Oscar Joe immer zu verstehen gab, dass es stinke. Oscar rümpfte jeweils seine Nase, wenn Joe in der Nähe war und penetrierte dies. Joe verstand das nicht als Witz. Er dachte ernsthaft, dass Oscar tief im Inneren ein Rassist wäre und dass seine gerümpfte Nase nur eines sagen wollte: ihr Niggger stinkt alle.



 
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11. Joe Fraziers Krankenakte

1.)
Die Fraziers besassen einen ca. 300 Pfund schweren Eber. Als Joe 8 Jahre alt war, fand er Gefallen daran, das Schwein mit einem Stück Holz zu necken. Joe lief, vom Eber verfolgt, so schnell als möglich davon, stürzte auf einen Ziegel und brach sich dabei den linken Ellenbogen. Die Familie Frazier konnte es sich nicht leisten, einen Arzt aufzusuchen, sodass der Arm alleine heilen musste. Der linke Arm wurde dadurch ein wenig dicker als der Rechte. Der Unfall hatte zur Folge, dass Joe seinen linken Arm nie mehr ganz ausstrecken konnte und er blieb leicht gekrümmt. A) 2)

2.) Hatte schon gehört, dass Joe Frazier auf dem linken Auge so gut wie blind war und wollte es für diesen Artikel genauer wissen. Die Recherche war sehr spannend. Schlussendlich schien die Lösung des Rätsels unter anderem in einer US-Playboy Ausgabe vom März 2012 zu liegen. Darin befand sich ein Interview, welches von Katherine Dunne mit Joe Frazier geführt wurde und nach seinem Tod, quasi als Hommage an Joe, erschien.

Den Hinweis dazu hatte ich in diesem Internetartikel erhalten:

Zudem stiess ich auf einen weiteren Artikel, der zusätzliches Licht ins Dunkel brachte: https://www.blindfilmmaker.com/recent-articals/joe-frazier/

Die Geschichte geht so: Der Trainingsunfall ereignete sich bei der Vorbereitung auf die olympischen Spiele 1964. Joe arbeitete am Speedbag, als ein Drehring brach und Joe ein Splitter ins linke Auge flog. Die Linse des Auges wurde verletzt, die Sicht war getrübt. Keine Boxkommission würde Joe erlaubt haben, als Profi zu boxen, wenn dies ausgekommen wäre. Er behielt die Sache als Geheimnis für sich.
(In der Autobiographie sagt Joe, dass seine Augenprobleme mit dem linken Auge GLEICH NACH der Olmypiade 1964 entstanden).


Wie aber kam Joe durch die Kontrollen? Dies wiederum erklärt David Block in seinem Artikel am Besten:

Vor jedem Kampf wurde die Sehkraft der Boxer mittels Lesen von Sehtafeln getestet. Das normale Verfahren bestand darin, das linke Auge mit der linken Hand bedecken zu lassen und so die Sehtafel zu lesen. Dann bedeckten sie das rechte Auge mit der rechten Hand und lasen die Tabelle erneut.

Fraziers Strategie bestand darin, sein schlechtes linkes Auge mit der linken Hand zu bedecken und die Karte mit seinem guten rechten Auge zu lesen. Als der Arzt ihn bat, mit dem anderen Auge zu lesen, wechselte er schnell die Hände und bedeckte mit der rechten Hand wieder sein krankes linkes Auge. Mit seinem schlechten Auge immer noch bedeckt, schien er die Karte nun mit dem anderen Auge zu lesen.

Frazier sagte, dass er das Glück hatte, mit zwei Augenärzten, Dr. Myron Yanoff und Dr. Katowitz, befreundet zu sein. „Sie haben mir geholfen, mein Geheimnis zu bewahren“, sagte Frazier. "Sie haben mir Augentropfen gegeben, welche die Pupillen erweitert haben." Frazier wusste, dass seine Boxkarriere vorbei sein würde, sollte sein Geheimnis jemals durchsickern. "Ich habe kein Problem, wenn die Leute es jetzt wissen, da ich ja nicht mehr kämpfe", sagte Frazier.

Joe Frazier hatte im übrigen auch die Tafeln zu den Sehtests auswendig gelernt.

Eine gewisse Verifizierung des Datums der Augenverletzung findet sich auch in der interessanten HBO-Dokumentation "Thrilla in Manila".

1:10:51 Wie lange hattest Du, Joe, schon mit deinem linken Auge Probleme?
Joe: 1964/1965
1:11:12 Unbekannt für alle ausser ihm und Eddie Futch, hat Joe infolge eines Trainingsunfalls im Jahr 1964, seine gesamte Profikarriere nur mit teilweiser Sicht in seinem linken Auge gekämpft (Anmerkung von mir: so wie ich gelesen habe, hatte auch Durham Kenntnis davon).

Im Jahr 1974 wurde der Katarakt in Joes linkem Auge schlimmer. Dr. Yanoff berichtete nach jedem Kampf von immer schlechteren Testergebnissen. Joe sah mit dem linken Auge so gut wie nichts mehr und das rechte Auge begann auch schon abzubauen. Dr. Yanoff erklärte Joe, dass er das linke Auge mit dem Katarakt zwar operieren lassen könne, Joe danach aber Kontaktlinsen tragen müsse. Frazier wollte unbedingt noch diesen einen Fight gegen Ali machen. Joe wollte auf die Augen-Operation verzichten und diesen einen Fight mit den Augen bestreiten, so wie sie waren. Joes Plan war es, nahe an Ali ranzukommen und aus dieser Distanz würde er mit seinem rechten Auge genug sehen, um Ali zuzusetzen.

Im Alter baute auch das rechte Auge Joes merklich ab.

Am 19. November 1975, unterzog sich Joe auf Empfehlung seines Arztes, Dr. Yanoff, einer Augenoperation. Auf Long Island operierte ihn Dr. Charles Kellman erfolgreich. Damit Joe mit dem linken Auge wirklich was sehen konnte, war er von da an inner- und ausserhalb des Rings auf das Tragen von Kontaktlinsen angewiesen. Das Ganze war insofern tricky, als das Tragen von Kontaktlinsen damals von den Boxkommissionen verboten war und es keine Garantien gab, dass die Linsen im Ring auch wirklich dienlich waren. Kontaktlinsen fallen nunmal ab und an raus. Dies geschah auch im 2. Fight gegen George Foreman, bei dem Joe eine Kontaktlinse auf seinem linken Auge trug.

3) Joe Frazier kämpfte mit Diabetes Typ 2 11-01

4) Joe litt unter hohem Blutdruck

5) Joe entwickelte Arthritis und Wasser in seinem linken Arm. Er war dafür in Behandlung bei Dr. Joseph Fabiani. Dieser verpasste Joe Cortison-Spritzen.

6) In den Knöcheln des Mittel- und Zeigefingers entwickelten sich ebenfalls Wasser und dicke Schwielen. Auch dieses Problem wurde von Dr. Fabiani mit Cortison-Spritzen behandelt.

7) Zunehmend litt Joe auch unter Abnutzungserscheinungen seiner rechten Schulter, was gemäss Dr. Fabiani dazu führte, dass die Blutzirkulation nicht mehr richtig funktionierte.

8) Im Jahr 2002 erlitt Joe einen Autounfall, welcher Operationen am Nacken und Rücken nach sich zog.

9) Im Alter wurden bei Joe auch "kognitive Veränderungen" festgestellt, was im Klartext nichts anderes hiess, als auch bei Joe bis zu einem gewissen Grad eine Demenz festgestellt wurde,

10) Im September 2011 wurde bei Joe Leberkrebs in fortgeschrittenem Stadium diagnostiziert.
 
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12. Joe Fraziers Leben nach seiner Boxkarriere


Joe Frazier hatte schon während seiner Boxkarriere Weichen für ein Leben nach danach gestellt. Er kaufte seiner Mutter in South Carolina eine Plantage. Von Cloverlay erwarb er 1975 das Gym. Joe beschäftigte seinen Trainer Eddie Futch, aber auch Grössen wie George Benton gehörten zu seinem Staff. Top Trainer wie Howard und Quenzell Mc Call, Sam Soloman, Willie Reddish., Bouie Fisher und Milt Bailey arbeiteten über die Jahre irgendwann im Gym.

Im Gym schliffen Boxgrössen wie Larry Holmes, Ken Norton, Leon und Michael Spinks, Jimmy Young, Randall "Tex" Cobb, Matthew Saad Muhammad, Dwight Muhammad Qawi, Bennie Briscoe, Willie "the Worm" Monroe, Eugen "Cyclone" Hart, Bobby " Boogaloo" Watts, Stanley "Kitten" Hayward, Meldrick Taylor, Tyrell Biggs, "Smoking" Bert Cooper, Tyrone Everett und Jeff Chandler an ihren Boxfertigkeiten. Das Gym war 1970 eröffnet worden und galt als das schönste, sauberste Gym in ganz Philadelphia. Cloverlay hatte immerhin 160000 USDollar in die Renovation des Gebäudes und die Errichtung des Gyms investiert.

Joe kümmerte sich vor allem auch um das Schwergewicht Duane Bobick. Dieser hatte an den Pan amerikanischen Spielen 1971 immerhin mal die grosse kubanische Amateurlegende nach Punkten geschlagen. Im Olympia Viertelfinal von 1972 war Bobick aber gegen Stevenson chancenlos und ging KO. Joe kaufte Bobick aus seinem Vertrag mit Bill Daniels heraus. Er legte dafür zwischen 107500 und 150000 US Dollar auf den Tisch. Obwohl Joe Bobick durchaus für einen guten Boxer hielt, war er nicht restlos von Bobick überzeugt. Die Tatsache, dass Bobick weiss war, half Frazier von einem guten Geschäft träumen. Bobick wurde anfangs sehr vorsichtig aufgebaut. Joe delegierte die tägliche Trainerarbeit an Eddie Futch. Bobick hatte in der Aera Frazier immerhin 13 Gegner besiegt. Allerdings war nur Chuck Wepner ein klangvoller Name. Alle anderen Gegner waren eher als Journeyman zu betrachten und Joe war noch immer nicht restlos von Bobick überzeugt. Ein Kampf gegen Ali wäre beinahe zustande gekommen, aber Ali hatte sich in den vorübergehenden Ruhestand begeben.

Futch gelang es, einen Kampf zwischen dem an Platz 3 gerankten Ken Norton und der Nummer 7 Bobick zu arrangieren. Joe war kein Befürworter dieses Fights. Er fand, Bobick wäre nicht reif, gegen Norton zu bestehen. Eddie Futch sah dies anders und dachte, es wäre an der Zeit, Bobick in einen crossroads fight zu schicken. Der Fight fand am 11.5.1977 im Madison Square Garden statt. Ken Norton sollte die sehr gute Börse von 500000 USDollar erhalten, während dessen Bobick 250000 USDollar einheimste.

In Maryland drückte Ali Bobick die Daumen, denn ein Sieg von Bobick würde einen Fight gegen Ali ermöglicht haben. Angesichts der damals faszinierenden Affiche Schwarz gegen Weiss war mit diesem Fight unglaublich viel Geld zu verdienen. Man rechnete damals mit nicht weniger als einem 10 Millionen USDollar Fight. Allerdings durchkreuzte Ken Norton die Pläne gründlich, als er Duane Bobick schon in der 1. Runde stoppte.

Als Joes erster Sohn, Marvis, mit 14 Jahren davon träumte, selber Boxer zu werden, wollte Joe nichts davon wissen und war strikt dagegen. Joe sah die Boxkarriere als Mittel, es zu einem besseren Leben zu schaffen. Wenn er über Marvis´ Situation nachdachte, sah er dies nicht als notwendig an. Marvis hatte viele Möglichkeiten und konnte von Joes "Vorarbeit" profitieren. Nach Ansicht Joes musste Marvis nicht boxen. Dennoch lies Marvis nicht locker und ein Jahr später gab Joe seinem Sohn das Okay. Marvis trainierte unter head coach Val Colbert und dem Amateur Coach Sam Hickman. George Benton überwachte den Aufbau. Im März 1977 absolvierte Marvis seinen ersten Amateurkampf. Marvis schlug sich als Amateur ganz gut und wurde Juniorenweltmeister in Japan. Er absolvierte seine Laufarbeit mit leicht Mittelgewicht James Shuler. Marvis hatte 44 Siege aneinandergereiht, ehe er 1980 von Tony Tubbs erstmals besiegt wurde.

In den olympischen US Trials besiegte Marvis in den Viertelfinals Mitch Green umstritten. In den Halbfinals wurde er von James Broad schon nach 21 Sekunden der ersten Runde gestoppt. Es zeigte sich, dass Marvis die seltsame Eigenschaft hatte, bei einer bestimmten Art von Treffer einen Nerv im Hals einzuklemmen, welche ihn wie paralysiert zurückliess.
 
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13. Allerlei Wissenwertes über Joe Frazier Teil 1

1) Joes früher Spitzname


Joe Frazier wurde als Kind von niemandem Joe gerufen. Sein Spitzname war "Billy Boy". Der Name wurde ihm von seinem Vater, Rubin, verliehen. "Billy" war nicht, wie man annehmen könnte, von Joe´s zweitem Vornamen William abgeleitet, sondern von einem zuverlässigen 1940-er Ford, den Rubin lieblich "Billy" nannte. Der Wagen stand für den Vater für Vertrauen, für etwas, worauf man sich verlassen konnte. Das Gleiche sah Rubin auch in seinem Sohn. Da der Vater Joe von klein auf in seinem Ford überall mitnahm, gab er ihm den Spitznamen "Billy Boy". Joe war in Laurel Bay nur unter diesem Namen bekannt. A)

Später erhielt Joe auch den Kampfnamen "Smokin´ Joe" verpasst. Von seinen wirklichen Freunden nannte ihn aber niemand so. Diese nannten ihn schlicht "Smoke". 2, C)

2) Die Entstehung des Markennamens: Smokin´Joe

Der Name "Smokin´ Joe" entstand so, dass sein Trainer Yank Durham Joe mit dem Hinweis anfeuerte, dass Joe so viele Punches abfeuern sollte, bis die Handschuhe rauchten. Daraus wurde später der Brand "Smokin´ Joe".

3) Joe Fraziers tatsächliche Grösse

Die Grössen von Boxern werden nicht selten grösser angegeben, als sie eigentlich waren. Bei Joe Frazier war das höchstwahrscheinlich nicht anders. Joes Grösse wird bei Boxrec mit 5´ 11 1/2 inches angegeben, was wohl wirklich umgerechnet ca. 182 cm bedeutet. Sowohl George Foreman als auch Katherine Dunne haben kleinere Grössen genannt:

George Foremans Statement hierzu:


"When that bell would ring if you were King Kong you better put your cup as close to your head because he was coming. There would be no backing down. Frazier was not a big man at all. Frazier was about 5-9 but he would make anyone run. Put up your dukes and cover up because he's coming. He never backed up from anyone."


Katherine Dunne war durch die Grössenangabe von 5´11 1/2 ebenfalls irritiert. Sie schreibt auf Seite 116 der März Playboyausgabe 2012, dass sie, neben Joe stehend, mit jenen übereinstimmt, welche seine Körpergrösse so um die ca. 1.78 m schätzen. 2)

4) Die Aengste des Joe Fraziers

Joe Frazier fürchtete sich im Ring nie vor Gegnern und "duckte" niemanden. Im täglichen Leben fürchtete er sich vor grossen Höhen (er hatte auch Flugangst), Würmern, dem Dunklen (dies stammte wohl aus seiner Kindheit, als er oft mitten in der Nacht zur etwas abgelegenen Toilette laufen musste), Geistern und schlechten Autofahrern.
2)

5) Joe´s Vorahnung und wie er seinem Sohn Marvis damit das Leben rettete

Marvis Frazier, der erstgeborene Sohn von Joe, wurde ein recht erfolgreicher Amateurboxer und wurde beim Profiboxen leider eher durch seine zwei deutlichen Niederlagen gegen Mike Tyson und Larry Holmes bekannt. Im Jahr 1980 sollte er mit 2 anderen Boxern des US-Teams, Tyron Clayton und Lonnie Young, bei einem Turnier in Polen antreten. Joe Frazier hatte aber ein schlechtes Gefühl. Er hatte von einem schlechten Erlebnis geträumt, von einem abgebrannten Haus, nicht von einem in Flammen stehenden Flugzeug. Trotzdem bat er Marvis inständig, auf diese Reise zu verzichten. Marvis hörte auf seinen Vater und begab sich nicht mit auf die Reise.

Das Flugzeug stürzte am 14. März 1980 tatsächlich ab. alle 77 Passagiere und die 10 Besatzungsmitglieder starben, darunter 22 Angehörige (inkl. die 2 Boxer Tyron Clayton und Lonnie Young) des US-Amateur-Boxing Teams.




6) Joe Frazier und die Briefmarken

Joe Frazier wurde auf diversen Briefmarken verewigt. Hier als Beispiel eine Briefmarke aus den Vereinigten Arabischen Emiraten:.

Joe_Frazier_1971_Ajman_stamp_copy_219x328.jpg

7. Joe Frazier war schon mit 20 fünffacher Vater:


Marvis (10.9.1960), Renae (1960) Jacqueline (2.12.1961) Hector (1962) Weatta (1963)

8. Joe´s boxerische Vorbilder:

Im Wesentlichen hatte Joe Frazier zwei Boxvorbilder: A) Henry Armstrong B) Rocky Marciano. Beide beeindruckten Joe mit ihrem aggressiven Boxstil und hatten einen guten Schlagoutput. Da Rocky Marciano wie Joe eher ein kleiner Schwergewichtler war, und im Normalfall einiges an Reichweitennachteilen zu überbrücken hatte, schaute sich Joe bei Rocky einiges ab. Er fühlte sich mit Rocky Marciano verbunden, der ähnlich wie er mit perpetual motion unterwegs war.

9. Eine Geschichte aus dem Dezember 1986:

Ferienstimmung. Joe fuhr nach Atlantic City, wo einer seiner Fighter, Bert Cooper, einen Fight im International Resorts bestreiten sollte (Anmerkung von mir: wohl der Fight gegen Carlos Hernandez vom 2.12). Joe lud seinen Sohn Hector und den ehemaligen Cruiserweight Kevin Dublin, ein, ihn zu begleiten. Vorne fuhr Joe, auf dem Rücksitz befanden sich Hector und Kevin. Plötzlich bremste Joe scharf. Ein Mann in einem Rollstuhl und einer Kerosinkanne in seiner Hand, überquerte die Strasse. Joe stieg aus und sagte: schaut aus, als ob Du etwas Hilfe brauchst. Joe nahm den Mann mit, verstaute den Rollstuhl. Wo wohnst Du? Der Mann nannte ihm seine Adresse und Joe fuhr die Limo zum Haus des Mannes. Joe stiess den Mann im Rollstuhl bis zu seiner Haustüre. Der Mann hatte nur Kerosinheizkörper in seinem kleinen Appartment, das so heruntergekommen war, dass Kevin dachte, bei den Bewohnern müsste es sich um Hausbesetzer handeln. Eine Frau erschien aus einem Nebenzimmer und stoppte, als sie Joe sah. Die Frau quietschte: Heiliger Lord, wer ist denn das? Joe sagte dem Mann: Du schaust aus, als ob du etwas Liebe brauchen könntest. Der Mann antwortete: nein, Mann, du hast mir schon Liebe gezeigt, indem Du mich mitnahmst und nach Hause brachtest.
Nein, sagte Joe, holte ein Bündel 100 Dollarscheine aus seiner Socke und gab dem Mann das Geld.
Der Mann konnte nicht glauben, was Joe tat und fragte ihn: warum machst Du das?
Joe sagte: Du brauchst ein bisschen Hilfe.
Joe signierte ein paar Fotos, welche Hector aus der Limo holte und weiter gings nach Atlantic City.
Im Auto sagte Joe: "seht, das war ein Mann. Bei diesem kalten Wetter rauszugehen, um Wärme für seine Familie zu organisieren".
Und nach einer langen Pause des Schweigens, sagte Joe, wie wenn er zu sich selber sprechen würde, mit einer Träne im Augenwinkel: Du weisst nie, ...Mann.".

10. Die Geschichte der olympischen Goldmedaille von Tokio 1964:

Joe Frazier wurde 1964 Olympiasieger im Schwergewichtsboxen. Dafür wurde ihm eine Goldmedaille verliehen. Joe hatte 11 Kinder. Eines Tages brachte er die Medaille zu einem Juwelier und liess die Goldmedaille in 11 Teile schneiden. Der Juwelier hatte den Auftrag, daraus "charms" zu machen, was übersetzt, Anhänger/Talisman heisst. Die Idee dahinter enthielt das gleiche Setup, wie es Coline Serreau in ihrem Film Saint-Jacques… La Mecque aus dem Jahr 2005 so meisterhaft auf Zelluloid brachte:

I-had-my-Olympic-gol.jpg
 
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14. Allerlei Wissenswertes über Joe Frazier Teil 2

11. Joe Frazier wählte nicht im Jahr 2020


Der Republikaner Rudy W. Giuliani behauptete in einem Tweet vom 8.11.2020, dass unter jenen Toten, welche 2018 noch wählten, auch Joe Frazier war:


Das Portal US Today untersuchte die Sache und kam zu folgendem Schluss:

Our rating: False
The claim that Joe Frazier voted in the 2020 election (Anmerkung von mir: Giuliani sprach allerdings im Tweet von Wahlen aus dem Jahr 2018, aber muss ich nochmal checken, ob er das auch für 2020 behauptet hat, oder ob diese 2020-Timeline von Facebook-Gruppen usw. stammt ) is FALSE, based on our research. There is no evidence to support this, and numerous election and county officials have confirmed that there is no evidence that dead people voted in Philadelphia.


12. Bekannte Gesichter bei Cloverlay, der Firma, welche Joe Frazier sponserte

Gründungsmitglieder von Cloverlay waren unter anderem Larry Merchant, der später ein bekannter Kommentator von HBO-Fights wurde, sowie Jack Kelly, ein olympischer Ruderer und Bruder der Prinzessin Grace von Monaco, aus der Wirtschaftsabteilung Thatcher Longstreth, Präsident der Handelskammer von Philadelphia, sowie Harold Wessel der eine gute Stellung bei der Buchhaltungsfirma Ernst & Ernst hatte, Bruce Wright, ein Rechtsanwalt, welcher für das Tagesgeschäft der Firma Cloverlay verantwortlich war.



13. Das Joe-Frazier-Denkmal in Philadelphia

Nachdem man in Philadelphia schon ein Denkmal für Silvester Stallones "Rocky" errichtete, begann man in der Stadt auch mit ernsthaften Plänen für ein Denkmal zu Ehren eines der allerbesten Boxsöhnen der Stadt, Joe Frazier. Die Initiative für die Statue geht im Wesentlichen auf Joe Hand, einem ehemaligen Polizisten zurück, der schon einer der Gründungsmitglieder von Cloverlay war. Man startete ein Fundraising, welches sich aber anfangs schleppend entwickelte. Auch mit Hilfe von Ex-Boxlegende Bernard Hopkings, der das Projekt mit immerhin 25000 Dollar unterstützte nahm die Sache Fahrt auf. Schlussendlich soll die Bronzestatue ca. 185000 US Dollar gekostet haben.

Ursprünglich wurde im April 2013 das Werk von Lawrence J. Nowlan von der Frazier-Familie ausgewählt. Vier Monate später starb Nowlan aber mit nur 48 Jahren. So rückte der zweitplatzierte Vorschlag des Bildhauers Stephen Layne nach. Layne arbeitete in seinem Frankford Art Studio während 2 Jahren, während 6 Tagen die Woche, 6 Stunden täglich an der Statue. Diese war gemäss SI schlussendlich ca 11 Fuss gross und 1800 Pfund schwer.

Um die Budgetkontrolle kümmerte sich Richard Hayden, ein Rechtsanwalt aus Philadelphia. Im Wesentlichen setzte sich das Kapital wie folgt zusammen: Reed Cordish 90000 USD, Joe Hand und sein Sohn 30000 USD, Bernard Hopkins 25000 USD, Joe Perenchio 25000 USD. Ein Replay des Kampffilmes aus Ali vs. Frazier I spielte weitere 15000 USD in die Kassen.

Die Statue wurde am 13. September 2015 eingeweiht und zeigt die Szene, in dem Joe Frazier Ali beim ersten Zusammentreffen auf den Boden schickt. In der SI ist ein Bild genau dieses Momentes abgedruckt, welches ich hier aus rechtlichen Gründen nicht publiziere aber hier zu sehen ist.

Das Monument befindet sich in Philadelphia vor der NBC Sports Arena, zwischen der Pattison Avenue und der S 11 th Street.



1633763156292.png
Peetlesnumber1, Philadelphia Sports Statues 02, CC BY-SA 4.0


Ein bemerkenswertes Video über die Entstehung der Joe Frazier-Statue:


14. Joe Frazier bewarb sich mit 14 Jahren beim US Militär


Gemäss der Autobiographie wollte Joe, nur 14 Jahre alt, dem Land als Soldat dienen. Seine Bewerbung wurde aber abgelehnt. Später wäre er durchaus bereit gewesen, als Soldat nach Vietnam zu gehen. Allerdings war dies von vorne herein ausgeschlossen, da er verheiratet war und Kinder hatte, was ihn vom Dienst dispensierte. Joe gibt in seiner Autobiographie an, dass Ali damals Single war.

15. Joe begann seine Boxkarriere als Rechtsausleger

Als Amateur boxte Joe Frazier hauptsächlich in der damals eher verpönten Rechtsauslage. Erst am Ende seiner Amateurkarriere legte Joe einen Auslagenwechsel hin und wurde "Normalausleger".

16. 2 Tote bei Ali vs. Frazier I

Der Fight Muhammad Ali vs. Joe Frazier I war so aufregend, dass 2 Zuschauer, welche sich den Fight live im Madison Square Garden anschauten, an einer Herzattacke starben.

17. Der wahre Grund für Fraziers Glatze im zweiten Kampf gegen Foreman


Im Jahr 1976 bestritt Joe seinen zweiten Kampf gegen George Foreman. Joe erschien im Ring mit rasiertem Kopf. Joe musste sich einer Augenoperation unterziehen, welche sein Augenarzt, Doktor Yanoff, in New York für Joe arrangierte. Joe hatte Angst davor, dass man ihn erkannte, weil er befürchtete, dass er es mit seinem Augenproblem nicht durch die medizinische Kontrolle schaffte. Zur "Tarnung" liess er sich kahl scheren. Die Idee erwies sich eher als Flop, denn man erkannte Joe in New York auch mit Glatze bestens.

Als sich Joe in der Garderobe für den Foreman-Fight bereit machte, kam ihm spontan die Idee, sich wieder eine Glatze zuzulegen. Er konnte es sich später selber nicht erklären, warum er dies tat.

18. Smoking´Joe and the Knockouts

Schon in den 60ern spielte Joe mit seiner Band in kleinen Clubs von North Philadelphia. Joe liebte es, Musik zu machen, Er mochte das Publikum und die Interaktion. Dass dabei auch etwas Geld raussprang war ihm Recht. Sie traten in Vegas, Atlantic City und auf einer Tour auch in Europa auf.

 
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Quellenverzeichnis:

Zum Thema relevante Bücher:


Ali, Rahaman: My Brother, Muhammad Ali: The Definitive Biography of the Greatest of All Time
Arkush, Michael: The Fight of the Century: Ali vs. Frazier March 8, 1971
Berkow, Ira: Counterpunch
Bingham, Howard L. u. Wallace Max: Muhammad Ali`s Greatest Fight
Dunn, Katherine: One Ring Circus
Durham, Richard w. Ali, Muhammad: The Greatest: My Own Story
Foreman, George u. Joel Engel: By George: The Autobiography of George Foreman
Frazier, Joe u. Berger, Phil: Smokin' Joe: The Autobiography of a Heavyweight Champion of the World, Smokin' Joe Frazier A)
Hauser, Thomas: A Beautiful Sickness
Hauser, Thomas: Muhammad Ali: His Life and Times
Hoffer Richard: Bouts of Mania
Izenberg, Jerry, Once There Were Giants: The Golden Age of Heavyweight Boxing
Kram, Mark jr: Ghosts of Manila: The Fateful Blood Feud Between Muhammad Ali and Joe Frazier
Kram, Mark jr.: Smokin´Joe: The Life of Joe Frazier C)
Lewis, Glenn: Sparring with Smokin' Joe: Joe Frazier's Epic Battles and Rivalry with Ali
Mercante, Arthur: Inside the Ropes
Pepe, Phil: Come Out Smokin': Joe Frazier: The Champ Nobody Knew B)
Ryan, Joe: Heavyweight Boxing in the 1970s: The Great Fighters and Rivalries by Joe Ryan
Smith, Andrew S.M.: No Way but to Fight: George Foreman and the Business of Boxing
Sugar, Bert: Bert Sugar's Punchlines: The Best of Boxing's Most Colorful Writer

* Fettgedruckt jene Bücher, welche sich direkt mit Joe Frazier befassen.


Verwendete Zeitschriftenartikel:

- Playboy Interview mit Joe Frazier, März-Ausgabe 1973 1)
- Playboy Artikel "Smoke" von Katherine Dunne über Joe Frazier, US-März Ausgabe 2012 2)
 
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Verwendete Weblinks: Kapitel 01-04

Kapitel 01 Familie

01-01
01-02 01-03 https://www.wikitree.com/wiki/Frazier-5524
01-04 01-05 https://www.wikitree.com/wiki/Frazier-5012

Kapitel 02 Kindheit in Laurel Bay, Beaufort, South Carolina

Kapitel 03 Joe Fraziers Leben als Jugendlicher in New York und Philadelphia


Kapitel 04 Amateurkarriere
 
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Verwendete Weblinks: Kapitel 05-08

Kapitel 05 Profikämpfe



Kapitel 06 Fight of the Century

Kapitel 07 Thrilla in Manila


Kapitel 08 Joe Fraziers eigene Familie

08-01
 
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Verwendete Weblinks: Kapitel 09-12

Kapitel 09 Die Beziehung Joe Fraziers zu Cassius Clay/Muhammad Ali


Kapitel 10 Rassismus im Leben Joe Fraziers und sein Umgang damit

Kapitel 11 Joe Fraziers Krankenakte


Kapitel 12 Joe Fraziers Leben nach seiner Boxkarriere
 
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Verwendete Weblinks: Kapitel 14 Allerlei Wissenswertes über Joe Frazier, Teil 2

13.01

https://whyy.org/articles/philadelp...ional-boxer-smokin-joe-frazier-with-a-statue/


 
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