Vor nem Jahr gabs mal nen Artikel über Smush. Für alle die diese Preseason das erste mal auf ihn aufmerksam geworden sind....
Der Sensenmann geht wieder um
Smush Parker hatte es bisher nicht leicht. Nicht gedraftet, zweimal gecuttet, dann über die CBA nach Griechenland, von wo er nun als "Greek Cup Winner" zurückkehrt. Genug für einen NBA-Arbeitsplatz?
Als “Smush“ oder “The Grim Reaper“ (= Sensenmann) ist William Parker auf dem West 4th Basketball Court, dem “Cage“, bekannt. Seinen Vornamen hat er vom Vater geerbt, dem er als Kind beim Zocken im Cage oft zusah. Young William sollte dort im zarten Alter von 15 bereits gestandene Baller mit seinem Ballhandling und Magic-Pässen bloßstellen, ohne ihnen den Ball gegen den Kopf zu tippen oder durch die Beine zu spielen. Smush hält es old-school, bekommt aber trotzdem den Stempel “Streetballer“ aufgedrückt.
Sein erstes Jahr organisierten High School-Basketball spielt er erst als Senior an der Newton HS in Queens, da seine akademischen Leistungen zu wünschen übrig lassen. Smush gelingt der Spagat zwischen Gezocke und Teambasketball ohne größere Probleme. Er vereint ein außergewöhnliches Ballhandling mit gutem Wurf und Playmaker-Skills. Für ein Divison-I-College reicht es dennoch nicht; Smushs Noten sind einfach zu schlecht. Also geht er nach Southern Idaho, wo er am Junior College 11.5 Punkte mit 6 Assists auflegt und seine Noten etwas aufpoliert. Dies geht nicht unbemerkt an Ex-Pacers- und Spurs-Coach Bob Hill vorbei, der Parker nach Fordham in die Atlantic 10 holt. Bei den Rams avanciert Smush zum Leistungsträger. Seine Stats 01/02: 16,5 Punkte, 4,4 Boards und 4,5 Assists. Für sein Allround-Game wird Fordhams Nummer 21 ins All-Atlantic 10 Second Team gewählt. Selbstbewusst und als potenziell später First-Round-Pick gehandelt, meldet sich Smush zum Draft an. Dann der Schock: achtundfünfzig Spieler werden vor ihm gewählt. William “Smush“ Parker: undrafted. Es stehen einfach zu viele Fragezeichen hinter dem Zocker aus dem Cage, der in Fordham zwar gute Stats lieferte, aber die Cellar Dwellers der Atlantic 10 - insgesamt setzte es für die Rams 20 Niederlagen bei lediglich 8 Siegen – nicht wirklich weiterbringen konnte.
Doch Smush Parker steckt nicht auf. Über die Summer League erkämpft er sich einen Platz im Roster der Cleveland Cavaliers, die verzweifelt versuchen, so viele Spiele wie möglich zu verlieren – King James wartet. Parker nutzt seine Chance und bringt es in 66 Spielen auf 18 Starts. Am 9. Dezember 2002 legt Smush in einem Double-OT Thriller gegen die Bucks 20 Punkte und 8 Assists auf; am 29. Januar 2003 verbessert er gegen Orlando sein Career-High auf 21. Dabei zeichnet sich Smushs Spiel durch einen hohen Grad an Kreativität gepaart mit einem Koffer voll Speed inklusive Ballgefühl und einem gutem Wurf aus. Pro Spiel bekommt er als Rookie jedoch nur knapp 17 Minuten, in denen er es immerhin auf 6,2 Punkte und 2,5 Assists bringt. Mit 1,93 Meter hat Smush Gardemaß für einen modernen Einser, nutzt diesen Vorteil aber zu wenig, um über kleinere Point Guards zu passen. Er leistet sich pro Spiel gute 2 Turnover, was auf die geringe Spielzeit angerechnet einfach zu viel ist. Trotzdem kann Parker die Saison mit den Cavs mit einem grünen Häkchen auf seiner Checkliste versehen. „Für ’nen ungedrafteten Straßen-Zocker gar nicht so schlecht“ – denkt er sich und wartet auf einen Vertrag von den Cavs. Doch Coach Lucas musste mittlerweile gehen – böse Zungen behaupten, weil er gewinnen wollte – und wurde durch Keith Smart ersetzt. Operation “Verlieren für LeBron“ wurde erfolgreich beendet und für Smush aus NY war kein Platz mehr. „Our team is headed in a different direction personnel-wise“, war die typisch formale Erklärung, mit der sich Smush abspeisen lassen musste. Hunger hatte er aber immer noch.
Für die Spielzeit 03/04 erhofft sich der vor den Kopf gestoßene Ex-Cav ein festes Engagement bei den flügellahmen Hawks, mit denen er das Trainingscamp absolviert. Klar, Jason Terry ist als Point, obwohl er keiner ist, gesetzt, aber nach ihm kommen mit Jacque Vaughn und Dan Dickau zwei Backups, die nicht über das Potenzial eines Smush Parker verfügen. Auf der Zwei scheint wohl auch etwas Playing Time drin zu sein, liest man Namen wie Glover, Diaw und Travis “Mbob“ Hansen. Doch nix ist, die Saison beginnt und Smush wird gecuttet wie Locken beim Friseur. Für neun Spiele geht es in die CBA, wo Parker locker 21/5/5 aus dem Ärmel schüttelt. Doch die Idaho Stampede, die ihn bereits 2002 mit dem
elften Pick zogen, sind nicht sein Anspruch und so geht
es ab nach Griechenland in die A1-Liga.
Smush trägt ab sofort also das Trikot von Aris Thessaloniki, Dominator des griechischen Basketballs zwischen ’85 und ’91. Das Team will wieder an die glorreichen Zeiten anknüpfen und mit dem neuen Guard aus den Staaten läuft es gut. Aris zieht mit der drittbesten Bilanz (17-9) in die Playoffs ein, doch scheidet in der ersten Runde gegen AEK (14-12) aus. Wirklich erfolgreich ist man hingegen im Greek Cup, wo man in einem Skandalfinale Olympiakos Piräus mit 73 zu 70 bezwingt. Über sieben Minuten sind im dritten Viertel gespielt, als das Spiel plötzlich für geschlagene zwei Stunden unterbrochen werden muss, da die fanatischen Anhänger von Aris und Piräus komplett austicken. Fahnen brennen und es regnet Müll. Das Finale wird ohne Anhängerschaft beendet – mit dem besseren Ende für Aris. Smush wirft zwar nur 6 von 10 von der Linie, – bei den vier Freiwürfen in der Crunch zittert die Hand etwas zu stark – hat am Ende aber mit 21 Punkten, 3 Boards und 2 Vorlagen die schlagkräftigeren Argumente für den MVP-Titel. Ab nun hat er eine Trophäe vorzuweisen. Ein anderer MVP-Kandidat wäre wohl auch Dontae Jones, Erstrundenpick der Knicks von 96, gewesen, hätte er sich nicht im denkbar ungünstigsten Zeitpunkt mit Mary J. erwischen lassen und dadurch Apollon sämtlicher Chancen auf den Cup beraubt.
In der Euroleague fühlte sich Smush übrigens auch recht wohl; in 10 Spielen brachte er es auf 18,7 Punkte, 4,3 Rebounds, 6,4 Assists sowie 1,7 Steals.
Der Smush-Parker-Tank ist also bis zum Rande gefüllt mit Selbstvertrauen. Davon können sich Pistons-Fans seit Beginn der Preseason überzeugen. In acht Spielen im blau-roten Jersey legt der Combo-Guard 8,8 Punkte bei 45 % aus dem Feld in nur 19 Minuten auf. Allerdings stehen seinen 2 Assists pro Spiel auch bösartige 3 Turnover gegenüber, die er mit 2 gestohlenen Bällen wiederum kompensiert. Smush liefert sich mit dem 30-jährigen Rookie Horace Jenkins ein Duell um den Platz des dritten Point-Guards in der Rotation der “Bad Boys“, denn hinter Finals-MVP Billups kommt vorerst noch Routinier Lindsey Hunter. Larry Brown hat klargemacht, dass er einen Einser will,
der sicher die Bälle verteilt und gute Defense spielt. In diesem Punkt könnte Smush seine Fahrlässigkeit einen Strich durch die Rechnung machen; dennoch ist er auf jeden Fall talentierter und gefährlicher im Angriff als Kontrahent Jenkins. Hinter Rip Hamilton könnte eventuell auch noch etwas Spielzeit abfallen, wenn Carlos Delfinos Defense Coach Brown weiterhin nicht überzeugt. Ansonsten hat der argentinische Rookie bis jetzt gehalten, was man sich in Detroit von ihm versprach, als man ihn im Draft 2003 zog.
William “Smush” Parker wird zu Beginn der Spielzeit 04/05 im Kader des NBA-Champions stehen und darauf brennen, seine Chance zu nutzen, um auf ein Neues zu beweisen, dass er in die Big L gehört. Mit 23 Jahren ist er noch jung und hat in Griechenland schon in mörderischer Atmosphäre eines der besten Teams geführt, was ihm helfen sollte, auch in brenzligen Situationen bei den Pistons einen kühlen Kopf zu bewahren. Ob wir Smush auf der IR oder in den Playoffs sehen, es liegt in seiner Hand. Und sein Händchen ist das, was ihn auszeichnet...
by Matthias Wahsner (belive the hype!!!)