Bei so einem Thread ist eigentlich klar, dass es schnell nach dem Früher-war-alles-besser-Motto läuft. Leider stimmt das nicht so ganz.
Den Hockenheim-Umbau finde ich z.B. hervorragend und das beste was dort passieren konnte. Endlich gibt es dort keine schweren Unfälle mehr, dafür Überholmanöver und mehrheitlich gute Rennen.
Der alte Hockenheimring war eher eine Krankheit als ein Kult: kaum Überholmöglichkeiten (schon in den 70er Jahren), Fahrbahn viel zu eng, dazu mit den langen Geraden und der Ostkurve brandgefährlich (Depailler lässt grüßen). Die Strecke musste dann mit ekelhaften Schikanen entschärft werden, die jeden Rhythmus kaputt gemacht haben. Durch die ellenlangen Geraden mussten die Teams die Flügel so flach stellen, dass sie im Motodrom eher rumgeeiert sind und auch kaum angreifen konnten. Deswegen hat man auch dort nie Überholmanöver gesehen. Wenn es nicht gerade regnete, war Hockenheim ein absoluter Langeweile-Garant.
Nee, nee, früher war wirklich nicht alles besser!
Zandvoort war sicher ein großer Klassiker und eine schöne Strecke. Ich werde immer an Villeneuves Zweikampf mit Alan Jones 1979 denken. Letztes Jahr habe ich dann mal die DTM-Übertragung in Zandvoort gesehen: aus heutiger Sicht sieht es aus wie ein Mickey Maus-Kurs: kurze Strecke, enge Fahrbahn, kleine Boxenanlage. Bei solchen Gelegenheiten sieht man erst, wie sich die Standards geändert haben. Das gilt auch für viele andere frühere Grand Prix-Strecken: Brands Hatch, Zolder, Dijon, Donington, Paul Ricard. Alles schöne Strecken, aber auch alles Orte, an denen im Endeffekt die Zeit stehen geblieben ist, selbst wenn es natürlich Umbauten und Renovierungen gegeben hat.
Dabei darf man nicht vergessen, dass die meisten dieser Strecken auch irgendwann Rhetortenstrecken waren, sogar der alte Nürburgring wurde 1927 als regionale Fördermaßnahme aus dem Nichts gebaut. Viele der heute so geschmähten Tilke-Rhetortenstrecken werden in ein paar Jahren Klassiker sein. Für Shanghai und den Türkei-GP sehe ich schon Potenzial.
Vermissen würde ich auf jeden Fall Monaco und Spa, weil ich sie einfach lieb gewonnen habe, obwohl es beides Strecken sind, die nicht gerade aufregende Rennen fördern. In Spa zieht sich das Feld fast zwangsläufig weit auseinander, in Monaco kann man nicht überholen, aber das war dort schon immer so.
Vermissen würde ich auf jeden Fall Silverstone. Ich mag diese Strecke, weil sie trotz vieler Umbaumaßnahmen (in den 70-ern war sie noch viel, viel schneller) flüssig geblieben ist. Mit den Beckets hat man es sogar geschafft, eine Attraktion hinzuzufügen. Außerdem ist die Strecke breit und man sieht dort überdurchschnittlich oft schöne Rennen.
Auch Indianapolis gefällt mir nach anfänglicher Ablehnung immer besser. Dazu trägt auch die aktuelle Entwicklung bei, dass Strecken mit langsamem Infield heute fast mehr Spannung bieten, als solche mit schnellen Kurven.
Mögen tue ich außerdem Montreal und Interlagos, beides Strecken, die ich mittelfristig als gefährdet ansehe.
Vermissen werde ich Suzuka, auch eine schöne Strecke, die einem mit er Zeit ans Herz wächst. Hier scheint die Zeit für die F1 aber tatsächlich abzulaufen. Die Zukunft liegt im renovierten Fuji.
Überhaupt nicht vermissen würde ich Monza, den Weiheort des italienischen Motorsports. Eine Traditionsstrecke, aber auch einer der blutigsten Orte der Motorsportgeschichte. Gefährlich, kaum Überholmöglichkeiten, oft öde Rennen. Nein danke. Tradition ist eben doch nicht immer gut.
Auch der umgebaute Nürburgring hat es mir nie wirklich angetan. Eigentlich finde ich es schade, dass der Deutschland-GP abwechselnd dort und in Hockenheim stattfindet. Das hätte man ruhig auf Hockenheim konzentrieren können.
Über die Streckenpolitik der FOM (also Ecclestone) könnte man manches sagen. Im Endeffekt geht es um Geld und um die richtigen Märkte. Ich würde sagen, dass der A1-Ring aus dieser Sicht ohnehin nie eine Chance hatte, wieder in den Kalender aufgenommen zu werden. Für die globalisierte F1 hat Mitteleuropa mehr als genug Rennen.