1. Mal was zum Konzept des lineaeren Weltmeisters (Quelle: Wikipedia):
Linearer Weltmeister ist ein inoffizieller Weltmeistertitel im
Boxen,
Mixed Martial Arts und
Kickboxen, bei denen der Weltmeister über Herausforderungen ermittelt wird. Der Titel wird dabei initial an den unangefochtenen Weltmeister einer
Gewichtsklasse vergeben und überträgt sich automatisch an den Kämpfer, der diesen in einem Kampf dieser Gewichtsklasse besiegt. Informell wird der lineare Weltmeister daher auch als „
Der Mann, der den Mann besiegt hat,…“ bezeichnet („
The man, who beat the man, who beat the man …“). ... Obwohl „Linearer Weltmeister“ kein offizieller Titel ist, der etwa von den großen Boxverbänden aktiv beworben wird, gilt er im Boxen, bei manchen Kämpfern, in Fachkreisen und bei vielen Fans als der einzig wahre Titel. ... Das Konzept des linearen Weltmeisters entwickelte sich aus Unzufriedenheit über die großen Boxverbände, die alle ihre eigenen Weltmeister kürten, und insbesondere, weil sie sich weigerten, diese den Boxern abzuerkennen, falls sie sich weigerten gegen Titelträger der Konkurrenz anzutreten. ... Mit der Anerkennung weiterer großer Boxverbände (zunächst WBC, später auch WBO), die alle ihre eigenen Weltmeister kürten, und sogar zum Teil mehrere Titel in einer Gewichtsklasse vergaben, kam es im Profiboxen zu einer regelrechten Titelinflation. ... Der Titel des linearen Weltmeisters im Boxen ist der Versuch wieder zurück zu einem Titel zu kommen, der von allen anerkannt wird."
Es gibt drei bekannte Listen linearer Weltmeister der verschiedenen Gewichtsklassen: Ring Magazine, Cyber Boxing Zone und Boxingscene. Von einem "Wikipedia-Titel" zu sprechen, hat demnach nichts mit der Realität zu tun.
2. Warum ist Tyson Fury trotz seines Rücktritts noch der lineare Weltmeister im Schwergewicht?
Diese Frage ist nach dem Studium der deutsch- und englischsprachigen Wikipedia-Artikel mMn relativ einfach zu beantworten. Durch seinen Sieg gegen WK ist der Titel des linearen Weltmeisters auf TF übergegangen. Er hielt diesen Titel bis zu seinem Rücktritt vom Boxsport im Jahr 2016. Ab 2016 war der Titel wieder vakant. Dadurch, dass TF nun wieder aktiv ist, hat er den Titel wieder inne. Dies ist natürlich insofern kritikabel, als dass TF jetzt natürlich erstmal eine schwache Gegnerschaft (Seferi, Briggs) boxt. Dieses Problem existierte allerdings auch bei George Foreman und ist einer der Hauptkritikpunkte an dem Konzept des "linearen Weltmeisters". Dieser Titel hat neben seinen offensichtlichen Stärken also auch offensichtliche Schwächen.
Was wäre passiert, wenn TF nicht mehr zum Boxen zurückgekehrt wäre? In diesem Fall wäre der Titel des linearen Weltmeisters wohl erstmal nicht vergeben worden. Erst hätte sich unter den verschiedenen Aspiranten auf den Titel einer als der "wahre" Weltmeister des Schwergewichts auszeichnen müssen, dadurch, dass er alle anderen Contender geschlagen hätte. So hat bspw. auch WK den Titel des linearen Weltmeisters erst 2009 erhalten, obwohl der Titel seit 2004 und dem Rücktritt von Lennox Lewis vakant war. WK musste erst einmal beweisen, dass er der Beste war.
3. Ist der lineare Weltmeister eine vernünftige Sache oder lediglich ein Papiertitel?
Das liegt natürlich im Auge des Betrachters. Allerdings kann man eine Tatsache nicht außer Acht lassen: Der Titel des linearen Weltmeisters hat in jedem Fall mehr Aussagekraft als die Titel der einzelnen Verbände. Denn beim linearen Weltmeister entscheidet immer noch die Leistung und nicht wie bei den Verbänden Geld und Vermarktbarkeit. Wenn man dementsprechend von "Papiertiteln" sprechen will, dann sind in jedem Fall zuerst mal die Titel der Verbände als solche zu bezeichnen. In meinen Augen ist der Titel des linearen Weltmeisters das beste Konzept zur Ermittlung des "wahren" Champs einer Gewichtsklasse. Zumindest fällt mir persönlich nichts Besseres ein. Was aber nicht heißt, dass der Titel nicht auch seine Schwächen hätte.