Debatte über Absage der Fußball-WM wegen Vogelgrippe
Berlin (Reuters) - Nach der Ausbreitung der Vogelgrippe auf Deutschland ist eine Debatte über eine Absage der Fußball-Weltmeisterschaft entbrannt, falls das Virus auf den Menschen übergreifen sollte.
Die Grünen-Agrarexpertin Bärbel Höhn und der Leiter des WHO-Influenza-Programms, Klaus Stöhr, regten dies am Dienstag an. Der Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, Peter Danckert (SPD), wies Höhns Vorstoß dagegen scharf zurück: "Das ist geradezu absurd und nicht besonders hilfreich." Derzeit gebe es keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass das Vogelgrippe-Virus von Menschen zu Mensch überspringen könne. Höhn hatte vorgeschlagen, Großereignisse abzusagen, falls die Vogelgrippe von Mensch zu Mensch übertragbar werde. Später relativierte die Vorsitzende des Agrarausschusses ihre Äußerung und erklärte, der Vorschlag beziehe sich nicht auf die diesjährige Fußball-WM, die am 09. Juni in München beginnt.
Danckert sprach von einer naiven Erklärung. Er würde sich wünschen, Höhn hätte den Vorschlag nicht nur relativiert, sondern gar nicht erst gemacht, sagte er. Derartige Äußerungen seien der beste Weg, um eine Verunsicherung zu schüren, für die es keinen Anlass gebe. Das Organisationskomitee für die WM in Frankfurt wollte sich nicht zu Höhns Vorstoß äußern und verwies auf den Weltfußball-Verband Fifa, der als Veranstalter der WM auftritt.
Der WHO-Experte Stöhr dagegen pflichtete Höhn bei. Sollte während der Fußball-WM eine Pandemie ausbrechen, "muss man sich ganz genau überlegen, was man tut", sagte er N24. Für diesen Fall "braucht es jemanden, der sehr, sehr großen Mut hat, die Meisterschaft nicht abzusagen".
Höhn erklärte in einer Pressemitteilung, es sei nicht damit zu rechnen, dass die Vogelgrippe schon zu Beginn der WM 2006 von Mensch zu Mensch übertragbar sei. Deshalb stelle das Sportereignis keine Gefahr dar. Meldungen, wonach sie eine vorsorgliche Absage der Turniers erwäge, seien falsch. Für die Fußball-WM haben sich mehrere Mannschaften aus Asien qualifiziert, wo die Vogelgrippe seit Jahren grassiert und bereits mehrere Dutzend Menschen an der Seuche gestorben sind.
Zuvor hatte die Grünen-Politikerin allerdings Interviews gegeben, in denen ihre Aussagen als Empfehlung einer Absage der Fußball-WM in Deutschland verstanden werden konnten. So erklärte sie im TV-Sender N24 auf die Frage, ob sie für einen Verzicht auf die Weltmeisterschaft sei: "Sagen wir mal, das Virus ist da, und es gibt so Riesenveranstaltungen, dann wäre ich schon dafür zu sagen, lasst uns überlegen, die ausfallen zu lassen."