Warum Deutschland Weltmeister wird


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spiegel online schrieb:
Von Christian Gödecke

Jeder spricht über Michael Ballack, dabei spielt es gar keine Rolle, ob der Kapitän beim Eröffnungsspiel dabei ist - Deutschland wird sowieso Weltmeister. Zu verblüffend sind die Parallelen zu vergangenen Titeln, sogar die Wissenschaft sagt den Titel voraus.

Vielleicht hat der Bundestrainer Statistiken gewälzt, mit Franz Beckenbauer und Andreas Brehme gesprochen oder sich seiner Vergangenheit als Spieler besonnen, als er vom WM-Titel sprach. Wahrscheinlicher ist aber, dass es nur eine Laune von Jürgen Klinsmann war, der bei seinem Amtsantritt 2004 gleich mal gute Stimmung verbreiten wollte. Dabei sind es mehr als Indizien, die dafür sprechen, dass es am Ende tatsächlich reicht - die Parallelen zu den vergangenen beiden Titeln sind einfach zu verblüffend.

Da wäre zum einen die zwischen Brehme und Ballack. Linksverteidiger Brehme sorgte 1986 mit einem Freistoß für die 1:0-Führung im Halbfinale gegen Frankreich (Endstand 2:0) und schoss vier Jahre später die DFB-Elf mit seinem Elfmetertor zum Titel gegen Argentinien. Ballack traf 2002 in der Runde der letzten vier gegen Südkorea ebenfalls zum 1:0, was gleichzeitig den Endstand und den Finaleinzug bedeutete. Der heutige deutsche Kapitän würde demnach im Endspiel 2006 den entscheidenden Treffer erzielen. Es wäre auch eine späte Genugtuung: Ballack hatte vor vier Jahren die letzte Turnierpartie wegen einer Gelbsperre verpasst.
Auch der Gegner steht eigentlich schon fest, denn es ist nicht nur der Spielplan, der auf dieses Endspiel angelegt scheint. Deutschland verlor das Finale vor 20 Jahren gegen Argentinien (2:3), nur um 1990 gegen die Südamerikaner im Endspiel zu triumphieren. 2002 spielten die DFB-Spieler gegen Brasilien (0:2), und sie werden wohl auch am 9. Juli 2006 in Berlin auf die Seleção treffen. Zwischen den Finalniederlagen und dem Sieg vier Jahre später stand übrigens auch ein Torwartwechsel, Bodo Illgner hatte Toni Schumacher abgelöst, Jens Lehmann folgte in diesem Jahr auf Oliver Kahn.

Eine weitere Gemeinsamkeit zwischen den beiden vergangenen Titeln und dem wahrscheinlichen Sieg 2006: die Trainer. Beckenbauer war 1974 als Spieler Weltmeister (2:1 gegen die Niederlande) und holte den Cup 16 Jahre später auch als Teamchef - mit dem heutigen Bundestrainer als Aktivem. Folgerichtig wird Klinsmann es dem Fußball-Kaiser in einem Monat nachmachen, denn es sind wieder 16 Jahre vergangen. Nur schwer vorstellbar ist hingegen, dass der blonde Schwabe mit Wohnsitz Kalifornien und einer gewissen Boulevard-Antipathie später auch als "Bild"-Kolumnist anheuert.
Auch der Rhythmus der Europameistertitel scheint von höheren Mächten bestimmt. 1980 gewann das DFB-Team die EM (2:0 gegen Belgien), zehn Jahre später ließ die Mannschaft den WM-Triumph folgen. 1996 wurde unter Bundestrainer Berti Vogts Tschechien 2:1 nach Oliver Bierhoffs Golden Goal bezwungen, eine Dekade später würde also der Weltmeister wieder Deutschland heißen müssen. Auch ein merkwürdiges Zahlenspiel macht derzeit die Runde. 54 (für den ersten WM-Titel) mal 74 (für den zweiten) minus 1990 (für den dritten) ergibt? Richtig, 2006 (den vierten).

Sogar Wissenschaftler haben sich schon mit der Frage beschäftigt, ob es eine Formel für die zeitliche Abfolge der deutschen WM-Triumphe gibt. Und auch die Erkenntnis der Empirie ist: Es wird 2006 zum Titel reichen. Statistisch alle viereinhalb Weltmeisterschaften steht am Ende die DFB-Elf bei der Siegerehrung ganz oben.
Sollten am Ende die Statistiker tatsächlich Recht behalten, hätte das allerdings nicht ganz so schöne Konsequenzen für die WM 2010 in Südafrika. Einem Triumph folgten vier Jahre später eigentlich immer kleine Dramen und frühes Ausscheiden. Das war 1978 (in Mexiko war in der zweiten Finalrunde Schluss) genauso wie auch 1994 (dort kam das Aus im Viertelfinale, 1:2 gegen Bulgarien).

Feiern könnte man erst wieder frühestens 2022. Wer dann Bundestrainer sein wird? Eine steht fest: Es wird einer der 23 Spieler sein, die 2006 den Titel holen.
:jubel: :jubel: :jubel:
 
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