YKs Hommage an Kim Duk Koo


Young Kaelin

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YKs Hommage an Kim Duk Koo (manchmal auch Deuk-Koo Kim genannt oder mit noch anderer Schreibweise)

Kim_Duk-Koo.jpg


Diese Hommage an den koreanischen Boxer Kim Duk Koo ist der Start von Hommagen an Boxer, welche infolge Verletzungen beim Boxen starben.

Ihr Tod, aber vor allem ihr Leben sollen geehrt werden. Es ist ein Versuch, diese Boxer, deren Boxerherz oft zu gross war, nicht zu vergessen und ihre Geschichte soll, so gut ichs vermag, erzählt werden:

Die Inspiration für diese Serie liegt in der Tragödie um den Tod von Johnny Owen. Ich werde das Foto von ihm nie mehr vergessen, nachdem ich es im November 1980 in einer Zeitung abgedruckt sah. Ueber sein Schicksal werde ich in einer anderen Folge berichten und ihn ehren.


'When a man cries because his heart aches, the whole world, heaven and earth cries with him.' (Kim Duk Koo)

Duk-Koo Kim wurde vermutlich am 8. Januar 1959 geboren, andere Quellen sprechen vom 29. Juli 1955, zwei andere führen nochmals zwei verschiedene Daten auf.

Was wir von Dok-Koo Kims Jugend wissen, erfahren wir aus seinen eigenen Aufzeichnungen, welche Duk-Koo mit einer Entschuldigung begann und er noch 1982 aufbewahrte: "mit gemischten Gefühlen aus Furcht und Aufregung, fürchte ich, da ich kaum richtig zu buchstabieren weiss, zur Witzfigur zu werden".

"An meinem zweiten Geburtstag starb mein Vater. Bald danach wurde ich so krank, dass ich beinahe daran gestorben wäre. (Duk-Koo überlebte den gleichen Virus, der zum Tod seines biologischen Vaters führte). Meine Mutter, Yan Sun Yo, war keine vom Glück gesegnete Frau. Sie heiratete viermal. Sie liess mich in ihrer Schwester Obhut in Seoul, als ich gerade noch ein Kind war, sie nahm Arbeiten aller Arten an, einschliesslich derjenigen einer Hausmagd, jedoch alles ohne grossen Erfolg. Niemand konnte sie dafür beschuldigen, ihr Glück mit einer Wiederheirat zu versuchen. Mein Kindheitstraum bestand aus einer Schüssel mit warmem Reis."

Eines Morgens verliess Kims Mutter ihren dritten Ehemann, einen Hausierer für Sojaquark, weil dessen Sohn ihr gegenüber ausfällig wurde. All ihre Habe trug sie auf ihrem Kopf. Duk-koo war damals noch nicht einmal 5 Jahre alt. Die Mutter packte ihre 2 Söhne, lief den ganzen Tag und kam bei Sonnenuntergang in einem Ort an, welcher 18 Kilometer von der demilitarisierten Zone lag, welche Nord- und Südkorea trennte. Banam war ein armes Fischerdorf aber für Sun-yo, Duk-Koos Mutter, erschienen die Einwohner begütert. "Ich habe mich nicht geschämt, meine Mutter um Essen betteln zu sehen, denn ich war so hungrig", schrieb Duk-Koo in sein Tagebuch. In diesem Dorf lernte Sun-yo ihren vierten und letzten Ehemann kennen, der Kim hiess, der wohl gebräuchlichste Name in Südkorea. Er war Fischer und Farmer, besass ein kleines Reisfeld und ein altes Boot, mit welchem er aufs japanische Meer hinaus fuhr um Makrelen, Tintenfische und Kraken zu fangen. Sein Haus stand nur einen Block vom Ufer weg, baufällig mit einem Strohdach und Wänden, welche aus Lehm und Schalungsplatten bestanden. Eine unterteilte Betonziegelkonstruktion im Hof diente sowohl als Klo als auch Unterstand für den grössten Besitz der Familie: einer Kuh. Der neue Ehemann hatte 3 Söhne, welche zu Duk-Koos Brüder wurden.

"Mit sechs Jahren lernte ich zu kämpfen.... In diesen Kindertagen konnte ich die rote Sonne am Ozean-Horizont aufgehen sehen. Ich plante meine Zukunft, währenddem ich den Sonnenaufgang und das helle Sonnenlicht betrachtete. Ich wiederholte für mich ständig, dass ich lebte, um was grosses zu erreichen. Ich gewöhnte mir an, Jacobsmuscheln und Fische zu fangen und zu essen und weit, ganz weit rauszuschwimmen. Wenn der Herbst kam, fingen wir Heuschrecken, um sie zu braten. Im Winter gingen wir wilde Hasen jagen. Mit einem Stock in unseren Händen, bestiegen wir schneebedeckte Hügel, wo es so viele wilde Hasen gab, oder wir gingen auf gefrorenen Reisfeldern schlitteln. Aber es gab mehr Not als glückliche Tage."

Die Grundschule wurde für Duk-Koo zur schmählichen Angelegenheit: Sein Schuldgeld war normalerweise in Verzug und wenn er seine Mutter deswegen um Geld anfragte, bekam er zur Antwort: ich habe keines und der Junge wurde jedesmal von ihr geschlagen.

Mit seinen Mitschülern erging es ihm nicht besser. Duk-koo war oft in Kämpfe verwickelt, aber war nicht gut darin. Seine Anfälle von schlechter Stimmung resultierten oft darin, dass er von den Lehrern einen Brief aufs Shirt angesteckt bekam und damit in der Schule vorgeführt wurde.

In seinen Notizen erinnerte sich Duk-koo später: "Einer meiner neuen Brüder verleitete mich dazu, um gegen andere Jungs des Dorfes zu kämpfen. Die älteren Jungs schauten sich die Kämpfe vergnügt an und ich verachtete sie Zeit seines Lebens dafür".

Mit 16 verliess Kim Banam und erhielt Arbeit in einer Bäckerei in Sokcho, etwa 120 Meilen westlich von Seoul. Nach 2 Jahren zog er in die Hauptstadt weiter, wo er als Schweisser in einem Stahlwerk tätig wurde. Diese Arbeit schmiss er hin, als er Probleme mit seinem Chef bekam: "als ich übergangen und gedemütigt wurde, spürte ich eine unerträgliche Wut. Selbst jetzt ertrage ich es nicht, wenn jemand auf mich runterschaut. Damals habe ich mir die Konsequenzen meines Tuns nicht überlegt. Ich hatte nie ein glückliches Zuhause und ich war tief unzufrieden. Ab und an wurde ich auch unkontrollierbar böse."

Er verliess das Stahlwerk ohne Geld und musste den Busfahrer bitten, ihn mitzunehmen. Der Bus brachte ihn in die Umgebung eines Flusses, wo er Holz sammelte und ein Feuer machte. Er schlief unter der Brücke, ass salzige Kekse und trank zwei Tage lang Wasser und suchte Arbeit. Dann, als sein Leben den tiefsten Punkt erreichte, fand er Arbeit als Handlese-Bücherverkäufer in Kaffeeläden. Er arbeitete auch als Hausierer für Kokosnüsse, verkaufte Hüpfstangen und Kugelschreiber. Auch wenn er es als erniedrigende Arbeit empfand, und er weniger als 1 penny je verkauftem Buch verdiente, brauchte er keinen Hunger mehr zu leiden. Duk-Koo schrieb: "ich kann es mir nicht leisten, faul zu sein. Ich muss etwas kreieren, um was grosses zu erreichen. Ich mochte meine Mutter nicht so sehr als Kind. Ich hätte mir gewünscht, sie hätte mich selber gross gezogen. Ich glaube, ich war zu jung um es zu verstehen... Aber jetzt verstehe ich sie und sie tut mir leid. Deshalb will ich ein guter Sohn sein und sie glücklich machen. Um das zu erreichen, muss ich an die Spitze gelangen. Ein Junge vom Land mit dem Namen Kim Duk Koo wird der Welt was zeigen. ich werde rennen und kämpfen, bis ich mit Blut und Schweiss überzogen bin."

Aber erst als er ins Dong-ah Boxing gym gelangte, fand er einen Platz, wo er seine Wut und seine Ambition ausleben konnte. Das beste Gym im Land, welches mit eiserner Disziplin von einem früheren Kämpfer, Hyun-chi Kim, geführt wurde.

"Ich bemerkte dass er in einer misslicheren Lage als die anderen war", sagte Hyun-chi Kim über Duk-Koo. "Ich dachte nicht, dass er das Zeug zum Kämpfer hatte".

Duk-Koos Begabung war nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Er schlug nicht hart. Er war nicht besonders schnell und verfügte über keine gute Ausdauer. Aber Yoon-gu Kim, ein Weltergewicht, erinnert sich lebhaft daran, dass Duk-koo nur lachte, als er ihn hart traf.

Er war mit stärkerem Willen versehen und gnadenloser als die Anderen.

Duk Koo wurde von Hyun-Chi Kim, zunächst nicht in seinen Boxstall aufgenommen, wo die Jungs im Gymnasium-Studentenwohnheim hausten und keiner Arbeit nachzugehen brauchten. Kim arbeitete und trainierte und beeindruckte seinen Manager noch immer nicht. Unter den Freunden, die er gewann, war Bong Sang Lee, der sein Zimmergenosse wurde. Einmal, als der Manager Kim sagte, dass er dachte, dass Kim nicht genug von sich als Boxer einbringen würde, um ein guter Boxer zu sein, vertraute sich Kim Lee an, dass er sich umbringen wolle.

Trotz allem gewann er 29 von 33 Amateurkämpfen. Und von der Börse seines ersten Profikampfes schenkte er sich ein Paar Sneakers. Er trainierte hart. Zum Gym rannte er eher, als er sich eine Busfahrt gönnte. Sein Genick stärkte er, indem er ein Seil zu einer Hantel spannte und das Gewicht mit seinen Zähnen hielt. Im Laufe der Zeit wurde er eingeladen, dem Boxstall beizutreten. Viele der anderen Boxer waren junge Männer, welche auch aus Provinzen stammten, ohne Geld, aber mit grossen Plänen.

Kims Mananger schickte ihn aufs Wirtschaftsgymnasium und am Tag der Abschlussfeier stand Kim in seiner schwarzen Schuluniform mit hohem Kragen mit einer Blumengirlande um seinen Hals. Kim kämpfte in den Boxhallen von Seoul wie jene von Munwha, einem dunklen, staubigen Gym, welches gefüllt mit aufklappbaren Stühlen war. Boxer waren einst grosse Idole in Süd Korea, denn als ein damals armes Land fehlten Sport und Spiele der reichen Länder. Die Kämpfe brachten willkommene Abwechslung. Aber im letzten Jahr von Kims Leben kamen Baseball und das Fernsehen auf und die Leute gingen nicht mehr so oft an Boxveranstaltungen.

Ein Stockwerk über dem Dong-ah gym gab es ein Teegeschäft, welches eine Buchhalterin, namens Young-mi Lee beschäftigte. Sie war bleich und korrekt, sehr hübsch und sehr christlich. Dass Duk Koo sie erobern konnte, schien weniger wahrscheinlich, als dass er Weltmeister werden würde.

Sie stiessen im Treppenhaus zusammen. Young-Lee bemerkte, dass er ein Auge auf sie geworfen hatte, aber sie war nicht im Geringsten interessiert.

Ueber die erste Zeit ihrer Liebschaft mit Duk Koo sagte seine Frau, Young Mi Lee: "Es war Liebe auf den ersten Blick für ihn. Deshalb versuchte er, mich für sich zu gewinnen. Zuerst fragte er mich, um einen Tee zu trinken und später bat er um Dates. Dies war im Herbst 1981. Anfangs mochte ich ihn nicht so sehr, weil er ein Boxer war. Meine Eltern waren nicht weniger ambitiös, als sie sich einen Doktor oder einen Rechtsanwalt als ihren Schwiegersohn vorstellten. Jedenfalls sicher keinen Boxer. Duk-Koo meinte es ernst, aber ich war nicht bereit für eine Beziehung. Ich liess ihn abblitzen und vermied es, ihn zu sehen.
Aber Duk-Koo liess sich nicht aus dem Konzept bringen und obwohl er leicht enttäuscht war, fuhr er weiter mit seiner geschwätzigen Arroganz, welche mit seiner Lebenssituation nicht korrespondierte. Er sprach, als ob er auserwählt wäre, zu Ruhm und Ehre zu gelangen, beim Boxen und in der Liebe. Er beantwortete Young-mi's Zurückhaltung mit Liebesbriefen, guten Liebesbriefen...

"Sie haben mein Herz geöffnet, sagt sie, und erinnert sich an eine Zeile des ersten, den sie erhielt:
wenn ein Mann weint, weil sein Herz schmerzt, dann weint die ganze Welt, Himmel und Erde mit ihm.


Bevor sie einem Date zustimmte, beschloss Young-mi ihn einem Test zu unterziehen: "Ich liess ihn mir gerade dort versprechen, dass er nicht wieder boxen würde".

Er schwor, er würde es nicht wieder tun.

Young-mi hatte nicht die Absicht, ihn wirklich damit aufhören zu lassen. "Ich konnte sehen, wie sehr er Boxen liebte. Es war die Absicht und das Kommitment das zählte, dass er es sich vorstellen konnte, damit aufzuhören.

Schliesslich begann ich seine Person zu mögen. er war sehr stark, sehr tapfer, männlich und mit guten Manieren versehen. Ich besuchte ihn, wo er lebte. Es war ein armes Viertel. Er lebte zusammen mit einem Freund, dem Boxer Bong Sang Lee, wo Kim eingerahmte Bilder seiner Fights aufgehängt hatte und hatte ein Sammelbuch, sein wertvollster Besitz. Er schrieb auch Sprüche und klebte sie fest. Einer davon lautete: Armut ist mein Lehrer. Es war in Blut geschrieben. Er zeigte mir sein Tagebuch."

Young Mee Lee sagte: "ich konnte nicht anders als weinen, er weinte auch". Ich dachte: obwohl er nicht reich oder erfolgreich sein mag, er braucht mich.

Damit waren die Tests für Duk-Koo nicht vorbei. Young-mis Vater, der zunächst mit der Liaison nicht einverstanden war lud Duk-Koo ein, um sich selber ein Bild über den Jungen zu machen. Dieser erzählte seine Geschichte so, wie ers in seinen Aufzeichnungen tat. Young-mis Vater, ein begeisterter Leser von Novellen und Samgukji, einer Abhandlung über Chinas drei alte Königreiche, fand , dass Duk-Koo erstaunlich sprachgewandt war.

"Er war ziemlich überzeugend" erinnert sich Young-mi. "Mein Vater floh aus dem Norden Koreas während dem Koreakrieg und erlebte viele harte Zeiten. Als er vom Leben Kims hörte, war er mit der Beziehung einverstanden".

Koreanischen Kämpfern war es üblicherweise nicht erlaubt, eine Freundin zu haben. Man war der Ansicht, eine Liebe würde dem Kämpferherz schaden. Hyun-chi Kim, der Besitzer des Gyms dachte darüber nach, Duk-Koo zu disziplinieren, als er von Young-mi erfuhr.

Trotzdem konnte weder er noch sonst jemand im Gym die seltsam heilende Wirkung bestreiten, welche die Beziehung auf Duk-Koo ausübte.

Yoon-gu erinnert sich, dass Kim sogar noch fleissiger als zuvor war, als er neu seine Freundin hatte.

Duk-koo diskutierte stundenlang mit Sang-bong Lee, über die Boxerphilosphie, niemals zurück zu weichen. "Zurückweichen war beschämend", sagte Sang-bong Lee.

Nach mehrern Jahren Arbeit im Dong-ah Gym, hatten seine Boxstallgefährten Schwierigkeiten, den umherziehenden Hinterwäldler, welcher 1977 bei ihnen ankam, mit dem Kämpfer, welcher jetzt um den Oriental und Pazifik-Titel boxte, zu vergleichen. Duk-koo war kein grosser Kämpfer, aber nachdem er Young-mi traf, wurde aus ihm ein tüchtiger Boxer und sein einstimmiger Punktsieg gegen Kwang-min Kim am 28.2. 1982 liess ihn gar zum Nr. 1 Herausforderer des WBA-Verbandes werden.

Duk-koo verwendete die Börse aus dem Kwang-min Kim Kampf, um sich einen Anzug zu kaufen und ein 2-Zimmer Apartment zu mieten, für ihn und Young-mi. Im Frühling 1982, sprach das Paar über eine Heirat.

Als Duk-Koo und Young-mi sich im Juni 1982 verlobten, hatte sich Kim also bereits einen bescheidenen Namen im Boxen gemacht. Lee sah ihn nie boxen, aber er nahm sie mit, um sich einen Fight anzusehen, sodass sie bevor sie verheiratet waren, eine Idee vom Leben eines Boxers hatte.

Sie feierten ihre Verlobung im Haus ihrer Eltern in Seoul und im Ort seiner Mutter in Kojin, welcher eine 4-Stunden Fahrt von der Hauptstadt entfernt lag, nach anderen Quellen in Banam. Aber Duk-Koo war niemals glücklicher, als er ein Barbecue im Haus veranstaltete, wo er zusammen mit seiner Verlobten lebte.

"Er war voll von Selbstvertrauen und so stolz", sagt Seo-in Seong, ein anderer Dong-ah Kämpfer. "Er glaubte, die ganze Welt gehöre ihm".

Mit nur einer Niederlage bei 19 Kämpfen hatte Kim die Erwartungen seines Managers übertroffen.

Anfangs November, fand sich Young-mi auf dem 2. Stock des Kimpo International Flughafens ein. In Beachtung des alten asiatischen Verbots, dass Fighter keine Liebschaften haben durften, konnte sie nicht mit Duk-Koos bescheidenem Team gesehen werden oder von der Schar der Reporter, welche dem Team folgten, als sie für den Flug in die Staaten eincheckten. Kim machte mit unbeherrschten Aeusserungen auf sich aufmerksam, dass er Mancini schlagen würde, und nur einer lebend nach Hause kommen würde.

Entweder er stirbt, oder ich sterbe, pflegte Duk-Koo zu sagen. Und jetzt war Young-mi gezwungen, ihn zu verabschieden, ohne ihm Lebewohl zu sagen. Tränen liefen ihr die Wangen runter und sie erinnerte sich an das Kind, welches sie in ihrem Bauch von Duk-Koo trug. Dieser wusste von der Schwangerschaft und sagte seiner Frau, dass er auch für das Baby siegen werde.

2 Wochen vor dem Fight schlug Kim sein Trainingslager in Los Angeles auf. Obschon Kim noch nie in den USA war, widmete er sich zunächst ausschliesslich dem Training. Eine Woche vor dem Fight rief er seine Verlobte an, um ihr mitzuteilen, dass er ihr eine Uhr und Kosmetik gekauft habe.

In der Nacht vom Sonntag, dem 6. November 1982, landeten der Herausforderer und seine Betreuer schliesslich in Las Vegas. Sie waren eingeschüchtert von den breiten Strassen, dem immensen Blinken der Neonlichter auf dem Strip.

Im Caesers Palace, wo der Kampf stattfand, posierte Kim vor einem Kampfposter, wo er eine Faust vor Ray Mancinis Gesicht hielt. Er war zuversichtlich, den Fight zu gewinnen.

Das Caesars Casino war so hell, dass man dachte ,es wäre Tag. Plötzlich das Schicksal , die Religion aller Spieler, herausfordernd gingen sie zu den Slot Maschinen. Duk-Koo sagte: das ist wie der Himmel."

Bei einem Interview mit Royce Feour vom Las Vegas Review-Journal bemerkte dieser ordentlich aufgeschriebene Koreanische Schriftzeichen im Lampenschein bei Kims Bett. Als er fragte, was diese bedeuteten, bekam er zur Antwort: Leben oder sterben.

Zur Wochenmitte schaute sich Mancinis Cornermann Tank Di Cioccio Kims workout an. Als ihn Mancini fragte, wie er ausschaue, sagte ihm di Cioccio: der Typ geht nur zum Body. Und? Der Typ geht immer vorwärts. Mancini wusste um die Gefahr, die Kim darstellte und erwartete einen War.

Es gibt Berichte, wonach Kim Mühe mit dem Gewichtemachen hatte und was mit ein Grund für den fatalen Ausgang gewesen sein könnte. Jedenfalls brachte Kim das Gewicht und wog 134 1/4 Pfund, währendem die Waage bei Ray 134 3/4 anzeigte. Kim war ein echter Rechtsausleger und Mancini ein "verkappter" Rechtsausleger.

Der Fight fand in einer freien Arena statt, welche 10000 Sitzplätze umfasste.

Zum Beginn der 1. Runde kam Duk-koo aus der Ecke und traf Ray gleich am Kinn mit einer linken Geraden. Dann, nur einen Augenblick später, eine Linke zum Herz. Das Muster des Kampfes wurde schon in dieser 1. Runde festgelegt. Die Fighter bekämpften sich Fuss an Fuss. Und kein Kämpfer war bereit, zurückzustecken, zurückzuweichen.

"Ich wusste, ich würde ein paar Schläge nehmen müssen", meinte Ray.

Nahe dem Ende der dritten Runde kam es zu einem harten Schlagabtausch. Kim traf mit weithergeholten rechten Haken, worauf Mancini mit Bodyshots antwortete, was dadurch beendete wurde, dass der Koreaner Ray zurückschubste, als ob der Champion ein kleiner Junge wäre. Kim hob seine Arme in die Höhe und ballte die Fäuste. Er hatte Mancinis beste Schläge genommen.

Ein schlechterer Fighter würde es den Wind aus den Segeln genommen haben. Nichtso bei Mancini. Dieser schleppte sich zur Ecke, klar der mehr verletzte Mann. Mancinis Cutman, Paul Percifield, machte sich an Mancinis linkem Ohr zu schaffen, welches verletzt war und wo das Blut herausschoss. Weniger einfach war es, Rays Linke zu behandeln. Nachdem Ray einen linken Haken abgefeuert hatte, prallte dieser von Duk-Koos Kopf ab. Die Hand war geschwollen und verursachte einen klopfenden Schmerz.


Je länger der Kampf dauerte, desto mehr schien er wegen seiner Brutalität Mancinis Vater, den originalen Boom Boom zu ehren.
Als man den Gong zur 6. Runde erwartete, fühlte sich der CBS Analyst Gil Glancy unwohl. Er war Zeuge des Dramas Emile Griffith vs. Benny Paret gewesen, als Paret ins Coma fiel und starb. Glancy sprach zu den Kollegen Tim Ryan und Ray Leonard: "etwas wird passieren in diesem Fight. Irgendeiner der 2 wird übel zugerichtet und verletzt werden."
Der Fight folgte einem bestimmten Rhythmus. Ray würde den ersten Teil der Runde gewinnen und dann, entgegen der Wahrscheinlichkeit, würde Duk-Koo mit Bodypunches und linken Geraden antworten. Eine derjenigen kam denn auch am Ende der 8. durch und liess Rays Kopf zurückfliegen.
Die zwei würden atmen, bluten, als sie so gegeneinander lehnten, erreichten sie einen Zustand seltsamer Brüderschaft.
Dies liess Ray später sagen: "ich kannte ihn besser als seine Mutter".
In der 11. Runde schien es, dass beide Fighter eine ekelerregende bläuliche Maske trugen.
Eine Runde später feuerte Ray einen Uppercut ab, welcher Duk-Koos Knie den Ringboden berühren liess. Man hätte es als Niederschlag werten müssen, aber da Kim so schnell seine Boxerhaltung wieder einnahm, blieb dies ohne Folgen. Trotzdem war Kim sichtlich der müdere Kämpfer und die Fans klatschten stehend in Anerkennung nach der 12. Runde.
Die 13. Runde begann mit einem Schlaghagel von Ray von 44 Punches, welcher erst aufhörte, als Kim genug Energie fand, um zu klammern. Dann, nachdem der Kampf wieder freigegeben wurde, feuerte Ray nochmals 17 Schläge ab, die meisten davon Haken zum Körper. 79 Sekunden würden in dieser 13. Runde verstreichen, ehe Duk-koo seinen ersten Punch abfeuerte. Da war eine Linke, gefolgt von einer Serie von Bodypunches. Danach hatte Kim die Oberhand und Mancini musste bis zum Rundenende einstecken.
Zu Beginn der 14. stürmte Ray los. Aber diesmal erwischte er Duk-Koo mit einem linken Haken, gefolgt von einer rechten Geraden, die Duk-koo voll im Gesicht traf. Der Herausforderer fiel wie von einer Explosion umgeworfen um. Der Kopf lag für einen Augenblick auf dem Ringvorboden. Duk-koo versuchte sich am Ringseil hochzuziehen. Als er oben war, fiel er rückwärts in die Seile. Der Referee, Richard Green, verlor keine Zeit, um ihn in die Arme zu nehmen. Nach 19 Sekunden der 14. Runde war der Kampf vorbei.

Sechstausend Milen weg, in einem Vorort von Seoul war Young-mi in einem Haus einer Freundin. Als sie die Spannung nicht mehr aushielt, fragte sie diese, den Fernseher anzuschalten. Nein, sagte diese, der Fernseher funktioniert nicht.

In Las Vegas kollabierte Kim und wurde auf einer Trage aus der Arena und ins Spital gebracht. Dort wurde ein Blutgerinnsel auf der rechten Seite des Gehirns festgestellt. Die Grösse des Gerinnsels wurde auf 100 cc, also 100 ml oder 0.1 l geschätzt. Trotzdem das Blutgerinnsel im Desert Springs Spital entfernt werden konnte, erklärte der Doktor, dass Kim nicht mehr lange zu leben hatte. Es gelang trotz allen Bemühungen nicht, den Druck im Hirn zu senken, sodass das Blut wieder zirkulieren konnte.

Kim wurde beatmet und seine Mutter flog zusammen mit seinem Halbbruder Jong Ho Lee von Seoul aus ein. Der Halbbruder brachte pflanzliche Mittel, seine Mutter brachte Akkupunkturspezialisten mit. Kim wurde 4 Tage lang beatmet bis schliesslich ein Akkupunkturspezialist sagte: Er gehört zu den Toten. Die Mutter willigte ein, die Maschine abzuschalten und unbekannterweise treibt mir diese Entscheidung der Mutter und der Schmerz, der damit verbunden sein musste, noch immer Tränen in die Augen. Kim Duk-Koo wurde nur 23 Jahre alt.

Seine Mutter gab die Organe ihres geliebten Sohnes frei.

Zur Abdankungsfeier erschienen 500 Leute im Munwha Gymnasium in Seoul. In seinen Sarg , der in eine südkoreanische Flagge eingewickelt war, legte man einen Pokal.

Kim wurde auf einem Hügel des Fischerdorfes Kojin, Provinz Kangwon, begraben, wo er aufwuchs und das er verliess, um mit 16 sein Glück zu versuchen. Seine Börse betrug 20000 Dollar für seinen letzten Fight, die Versicherung seiner Verlobten betrug aber weit mehr, nämlich 60000 Dollar. Selbst nach Kims Tod wurde seine Verlobte nicht in Ruhe gelassen. In der falschen Annahme, sie sei Buddhistin gab es Berichte, wonach sie Kim nachträglich heiraten würde und so die Seele Kims leicht ruhen liesse. Diese Fake News erbosten die Verlobte Young Mi Lee, da sie Christin war.

Drei Monate nach Kims Tod starb auch Kims Mutter. Sie hatte eine Flasche mit Pestiziden getrunken. Nachbarn spekulierten, dass sie sich deswegen umbrachte, weil über das Geld, welches von der Versicherung ihres Sohnes zu erwarten war, Streit ausbrach, andere sahen den Grund ihres Selbstmordes eher im Kummer über den schmerzlichen Tod ihres Sohnes.

4 Monate nach dem Tod der Mutter kam Kims Sohn zur Welt. Er heisst: Chi Wan Kim und sieht seinem Vater sehr ähnlich. Seine Mutter half mit dem Erbe, eine neues Haus für sich selber, ihre Eltern, ihren Bruder und ihren Sohn zu kaufen.

Ein Film über Kims Leben, "the tiger who does not cry" lief in Seoul 15 Tage.

Der Fight veränderte das Boxen grundlegend: Der Medizincheck beinhaltete vor 1982 nur Blutdruckmessung und Kontrolle des Pulses. Nachher wurden neu Elektrocardiogramme , Hirn- und Lungentests eingeführt. Zudem war dieser Fight der Hauptanlass, die Rundenzahl von 15 auf 12 zu senken.

Viele Kenner behaupten, Ray Mancini wäre nach dem Fight als Boxer nie mehr der Gleiche wie vorher gewesen. Er litt an Depressionen, stellte sein Leben in Frage und durchlief eine harte Zeit.

Die Ehefrau von Duk-Koo Kim machte Mancini nie einen Vorwurf. Es gibt eine mehr als eindrückliche Film Doku unter dem Namen: the good son auf youtube: Darin treffen sich
Young-mi und ihr Sohn Chi Wan Kim mit Ray Mancinis Familie in den USA.


Ich schaffs bis heute nicht, diesen Film zu schauen, ohne zu weinen.

Schade, dass Duk-Koo Kim bei diesem Versöhnungstreffen nicht dabei sein konnte.
 
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hirschi

knuffeltrain
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Mama'zzzzmusch
Von der Tragik des lebens mal abgesehen.Aber wat macht dieses wunderbar erstellte und mit liebe umrahmtes posting in der plauderecke?
Hervorragend und charr-po......kannte den bis eben nur minimalST.
Daher umso cooler das dieses nullwissen jetzt gefühlt um 1000% stieg:thumb::thumb::thumb:

Gomabseubnida,noin:wavey:;)
 

speedclem

Bankspieler
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das problem war, dass die wbc kim als nr 1 contender installiert hat, obwohl der keinen mann von weltklasse vormat vor den fäusten hatte. das sahen viele damals als fragwürdig. kim hatte einen unfassbare willen, fitness, warrior-mentalität, aber er hätte eigentlich diesen kampf nicht kämpfen dürfen, die tragik nahm ihren lauf.
ich kenne den film über mancinis bewegtes leben, sein bruder wird erschossen usw., und dann die kim tragödie...
er wude ja vor paar jahren in die hall of fame gewählt, obwohl sein kampfrekord "nur" 29-5 war, aber sein großer kampf gg arguello, den er verlor als blutjunger kämpfer, seine unglaubliche popularität damals, bumm-bumm war ein phenomen, das in kurzer zeit mit einer unfassbare intensität kämpfte und, auch durch kims tod, sehr schnell ausgbebrannt war.
 

senol

Nachwuchsspieler
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Ich kannte schon die tragische geschichte vom SK boxer , aber du mein lieber @Young Kaelin , hast es nochmal so doll und traurig beschrieben , das ich mehr von kim duk koo erfahren möchte , wenn ich die kohle hätte würde ich auch sein geburtsort besuchen wollen
 

Drago

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Heinz Becker Land
Kim Duk-Koo vs. Ray Mancini 25 years later...


Per Zufall auf diese Doku gestossen. Enorm dankbar, dass man Duk-Koo nicht vergessen hat.:beten:

Ja. Und auch wenn es nicht wichtig ist, aber da ich mich mit asiatischen bzw. in dem Fall koreanischen aber auch chinesischen Namen bzw. ihre Umschrift ein bisschen auskenne:

Nach heutigem Standard schreibt man seinen zweisilbigen Vornamen entweder Duk-koo oder Dukkoo. Das ist nur eine Silbentrennung bzw. sie wird in der einen Verion angezeigt. Schreibt man Duk-Koo könnte das wie zwei Namen aussehen, wie Hans-Peter oder so. Aber das ist nur ein Name, der aus zwei Silben besteht, Duk-koo, sprich nach dem Bindestrich kommt Kleinbuchstaben wie bei Silbentrennung üblich.

Wenn man den Boxer Zhang noch in den alten Umschriften schreiben würde, würde er - wenn ich den Nachname vorne stehen lasse wie dort üblich - Zhang Zhi Lei bzw. Zhang Zhi-Lei geschrieben, aber man sieht ja diese Zeiten sind rum, der ist heute Zhilei.

Auf dem damaligen Kampfplakat wird er auch Deukoo geschrieben.

Duk_Koo_Kim_vs_Ray_Mancini_ticket.png
 
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