Amateure vs Profis - Deutschland vs Rest


G

Gelöschtes Mitglied 141

Guest
Man darf auch nicht vergessen, dass die Talententdeckung in Deutschland recht schwer ist. In den USA und Australien können die Kinder geographisch bedingt schon viel wasseraffiner aufwachsen und unseren Standortvorteil, dass jedes Kind überall schwimmen kann, verlieren wir u. a. durch zahlreiche Schwimmbadschließungen auch.

Die DDR hatte noch weniger Wasser und war eine dominante Schwimmnation. Talente gibt es genug, nur muss der DSV sie finden und dementsprechend auch fördern. Hier liegt das gaaaaanz große Problem vieler deutschen Sportarten. Dazu kommt auch, dass Eltern und Kind auch gefördert werden will, auch dieser Aspekt ist alles andere als einfach umzusetzen.

Beispiel DDR: Aufnahmeprüfung für Fußballer im Alter von 12 Jahren. Da wurde den Verantwortlichen knallhart gesagt "Ihr Kind bekommt einen Platz in der KJS, aber nicht um Fußball zu spielen, sondern um zu rudern." Der Bengel hat noch nie im Boot gesessen, aber seine Voraussetzungen sind ideal um ein großer Ruderer zu werden. Ende der Diskussion. Eltern wurden vermessen, nach Oma und Opa gefragt ect.pp

Es war auch keine Seltenheit, da kamen die Verantwortlichen einfach in den Sportunterricht und haben die Kinder beobachtet um anschließend ihre Rückschlüsse zu ziehen. Die Sichtung der Talente in der DDR war unfassbar intensiv, organisiert und flächendeckend. Es wurde auch kein Knirps dazu gezwungen auf die KJS zu gehen, egal wie gut seine körperlichen Voraussetzungen waren.

Auch ein ganz wichtiger Punkt- der Sportunterricht. Heutzutage ist der Sportunterricht doch mehr eine Belustigung der Kids als das fördern von sportlichen Aktivitäten.
 

Omega

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Wie schon geschrieben, die guten bis sehr guten Sportler und Talente sind "Staatsamateure" und können nebenbei problemlos ein Studium aufnehmen bzw. ihre Ausbildung bei Polizei ect.pp beenden und werden anschließend übernommen.]
Es ist aber nicht unbedingt das Lebensziel nach Ablauf der Karriere mit 30 Polizeikommissar zu sein. Das ist ein ehrenwerter Beruf, aber eben auch nicht jedermanns Sache. Und da gibt es auch den Unterschied zu diktatorisch gefühteren Regimen. Da ist der Sport ja der Möglichkeit zum sozialen Aufstieg und die Möglichkeit mal raus zu kommen

Britta Steffen hat ihr Studium beendet, Britta Heidemann auch. Viele andere Sportler studieren nebenbei und werden nach ihrer Sportkarriere nicht auf der Straße sitzen. Die deutschen Sportler sind abgesichert ohne Ende und leben auf Kosten des gemeinen Steuerzahlers. Die Prämien für diverse Titel sind ebenfalls völlig ausreichend. Warum sollen Spitzensportler, die von vorn bis hinten finanziert werden, noch dicke Prämien absahnen. Ich finde die Prämien völlig ok...
Natürlich gibt es diese Spitzensportler, aber in Deutschland gibt es nicht die Breite und eben die Sportler, die in jungen Jahren keine herausragenden Leistungen erbringen, müssen sich auch früh entscheiden. Der 8. eines Endlaufs im Schwimmen bei deutschen Meisterschaften, bekommt keine großartige Förderung, das heißt, er kan nur in seltenen Fällen ein vergleichbares Trainingspensum wie ein Biedermann z. B. durchführen und wird demtentsprechend nicht besser. Folge wiederum ist, dass der Unterschied zwischen Biedermann und dem deutschen Konkurrenten größer wird.

Ich kenne jemanden, dessen Tochter war immerhin deutsche Mannschaftmeisterin im Fechten. er ist mit ihr an vielen Wochenenden durch Europa gefahren, damit sie an Turnieren teilnehmen kann. Ob sie jetzt selber Olympiafähigkeiten gehbt hätte, weiß ich nicht, aber weder sie noch ihre Mannchschaftskolleginnen fechten noch auch höherem Niveau, weil es a) für die Eltern irgendwann eine finanzielle Belastung wurde und b) eben nicht das Risiko "vielleicht Spitzensportler" eingehen wollte, sondern die Schule Vorrang hatte.

In dem Auffangen der "Gescheiterten" sehe ich das Problem, für die muss eine Pespektive da sein. Und da ist das US-Modell natürlich toll. Qualifizierst du dich nicht für Olympia, bist du trotzdem an der Uni und hast hinterher einen Abschluss.
 

Jones

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Beispiel DDR: Aufnahmeprüfung für Fußballer im Alter von 12 Jahren. Da wurde den Verantwortlichen knallhart gesagt "Ihr Kind bekommt einen Platz in der KJS, aber nicht um Fußball zu spielen, sondern um zu rudern." Der Bengel hat noch nie im Boot gesessen, aber seine Voraussetzungen sind ideal um ein großer Ruderer zu werden. Ende der Diskussion. Eltern wurden vermessen, nach Oma und Opa gefragt ect.pp

Es war auch keine Seltenheit, da kamen die Verantwortlichen einfach in den Sportunterricht und haben die Kinder beobachtet um anschließend ihre Rückschlüsse zu ziehen. Die Sichtung der Talente in der DDR war unfassbar intensiv, organisiert und flächendeckend. Es wurde auch kein Knirps dazu gezwungen auf die KJS zu gehen, egal wie gut seine körperlichen Voraussetzungen waren.

Auch ein ganz wichtiger Punkt- der Sportunterricht. Heutzutage ist der Sportunterricht doch mehr eine Belustigung der Kids als das fördern von sportlichen Aktivitäten.

Naja auch Rudern war eine Chance für den Knirps das geht heute doch gar nicht mehr.
Man kann talentierte Kinder heute nicht einfach zu einer Randsportart bringen wie früher. Talente zu sichten ist das geringere Problem, aber die talentierten Kinder wollen selten rudern oder schwimmen.
 

Giftpilz

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In dem Auffangen der "Gescheiterten" sehe ich das Problem, für die muss eine Pespektive da sein. Und da ist das US-Modell natürlich toll. Qualifizierst du dich nicht für Olympia, bist du trotzdem an der Uni und hast hinterher einen Abschluss.

Ja: Man sieht in den USA, dass durch ein solches System ohne direkten staatlichen Einfluss viele Talente gut gefördert werden und nebenbei auch noch eine Ausbildung erhalten, die ihnen für die Zeit nach der aktiven Sportlerkarriere nützt. Wie viele dabei aber trotzdem auf der Strecke bleiben, interessiert allerdings kaum jemanden. So gibt es Fälle, dass den Studenten das Stipendium zum Beispiel nach Verletzungen einfach gestrichen werden soll. Die Kehrseite gibt es leider auch (Etan Thomas schreibt hier von seiner Frau, die wohl nur ihr Abschlussjahr nur noch machen durfte, weil sie mit Klagen gedroht hatte).
 

Omega

Fußball-Moderator a.D.
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Hier auch mal ein Bericht zu der Problematik.

Außer Britta Steffen und Paul Biedermann kann keiner aus dem DSV-Lager mit seinem Sport den Lebensunterhalt bestreiten. Der Rückenschwimmer Jan-Philip Glania, 23, der zwischendurch mal auf Rang zwei der Weltrangliste gekrault war im Frühsommer, wäre für Buschkow ein möglicher Kandidat für die Rechnung: Mehr Training gleich mehr Erfolg. "Aber er will lieber sein Zahnmedizin-Studium weiterverfolgen", sagte Buschkow am Sonntag. Nur: Kann man das einem jungen Menschen verübeln? Müsste sich der Staat nicht auch andere Wege einfallen lassen als das Militär und die Sicherheitskräfte - wenn er schon viel Geld in jene Sportler investieren will, die ihn bei internationalen Großereignissen repräsentieren?
 
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