Der Infight- Theorie und Praxis


infight

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Anlässlich des Fights Arslan vs Alekseev vom letzten Freitag, der uns annähernd 12 Runden Infight auf gutem Niveau geboten hat. Hier einige Fragen zur Materie.

Was macht einen guten Infighter aus?

Welche stilistischen Möglichkeiten/Unterschiede bestehen (z.B. überwiegend zum Kopf, aufwärts oder als Haken geschlagen siehe Firat)?

Wie sieht`s mit der Beinarbeit aus?

Wie boxt man einen Infighter (auch einen wie Arslan, der ständig am Gegner ist und sich nicht so ohne weiteres in die Distanz zwingen lässt)?

Welche Möglichkeiten gibt es sich aus der Nahdistanz zu lösen?

Wie sollte das Defensivverhalten aussehen?

Die `hohe`DD Firats beeinträchtigte seine Möglichkeiten besser zum Körper zu Arbeiten, was müsste so einer anders machen?

Wer waren für Euch die besten Infighter?

Ist das Boxen im Infight Gewichtsklassen spezifisch unterschiedlich zu werten ( ist`s im HW schwieriger, mir fällt hier auf Anhieb kein vergleichsweise überragender Infighter ein:))?

Wie sieht`s eigentlich bei den Amateuren aus ?

Empfindet Ihr Kämpfe die überwiegend im Infight ausgetragen werden, eher als schwierig zu scoren?


Ein paar Tips oder Links zu guten Kämpfen bei denen diese Disziplin des Boxsports nicht zu kurz kam wären natürlich willkommen.

Danke schon mal im voraus

infight
 

theIrish

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Was macht einen guten Infighter aus?

überwindung nach der menschlichen natur geht man ehr von einem schlag weg als drauf zu
distanz gefühl
übersicht
footwork und angels


Welche stilistischen Möglichkeiten/Unterschiede bestehen (z.B. überwiegend zum Kopf, aufwärts oder als Haken geschlagen siehe Firat)?

Ich werde aus dem Satz nicht wirklich schlau genrell sind die meisten boxer die den infight suchen pressure fighter mit hoher schlag frequenz es gibt aber auch stalker die dann ehr in den clinch gehen um in den infight zu kommen genrell hat das aber nicht unbedingt mit dem style zu tun ob ein boxer ein gutes inside game hat oder nicht falls du das meinst.


Wie sieht`s mit der Beinarbeit aus?

Die ist ja im boxen allgemein wichtig hier braucht man sie vor allem um in den infight zu kommen und überhaupt erst en gegner in situationen zu bringen in denen dies möglich ist dazu ist sie beim kombinationen schlagen extrem wichtig

Wie boxt man einen Infighter (auch einen wie Arslan, der ständig am Gegner ist und sich nicht so ohne weiteres in die Distanz zwingen lässt)?

muskeln oder movement
von den seilen und den ecken weg bleiben, die versuche des gegners in den infight zu kommen abklammern und ihn mit kombinationen (jab right cross, jab right uppercut) auf distanz halten


Welche Möglichkeiten gibt es sich aus der Nahdistanz zu lösen?

das trennsignal vom ref
oder zur seite raus
niemals nach hinten


Wie sollte das Defensivverhalten aussehen?

"nice and tight"

Die `hohe`DD Firats beeinträchtigte seine Möglichkeiten besser zum Körper zu Arbeiten, was müsste so einer anders machen?

andere deckungsart, ich finde aber dass das einen nur bedingt beinträchtigt zum körper arbeiten zu können

Wer waren für Euch die besten Infighter?

Roberto Duran

Ist das Boxen im Infight Gewichtsklassen spezifisch unterschiedlich zu werten ( ist`s im HW schwieriger, mir fällt hier auf Anhieb kein vergleichsweise überragender Infighter ein:))?

Nicht unterschiedlicher als es Gewichtsklassen spezifisch sowiso unterschiede gibt, Dempsey, Frazier, Holyfield, Bowe waren alle hervorragend im infight

Wie sieht`s eigentlich bei den Amateuren aus ?

Ist es schwieriger weil wer nach vorne geht eben auch getroffen wird in der regel gewinnt bei den amateuren meist der der sich besser bewegt und mehr schlägt

Empfindet Ihr Kämpfe die überwiegend im Infight ausgetragen werden, eher als schwierig zu scoren?

nein


Ein paar Tips oder Links zu guten Kämpfen bei denen diese Disziplin des Boxsports nicht zu kurz kam wären natürlich willkommen.

Holyfield vs Bowe vor allem der I, James Toney vs Mike McCallum, Yuri Foreman vs Pavel Wolak, fights von Roberto Duran
 

Big d

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auf jeden fall ist ein gutes timing und auch gute, kurze schläge wichtig.

oftmals suchen leider leute den infight, die dort eigentlich überhaupt nichts zu suchen haben (leute mit 80er reach, leute die keine kurzen schläge haben).

das führt dann oft dazu, dass sie unnötig kassieren und selber nur wenig power und präzision in ihren schlägen haben.

nah am mann richtig leverage in den punches zu haben ist eine kunst die nur wenige beherrschen. oftmals werden die schläge dann eher hingeschummelt.

richtig gute infighter sind super anzusehen, aber davon gibt es nur wenige.

der beste im moment ist IMO floyd mayweather. der braucht nur ganz wenig platz und landet trotzdem präzise.
 

treize

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Im Prinzip haben Irish und D alles schon erklärt, aber bei zwei Sachen möchte ich einhaken -

1. Wenn man ein Mal 'gerafft' hat[wie Irish schon sagte - man muss erstmal die Scheu ablegen, und auch mal in den Mann gehen, anstatt weg, wenn geschlagen wird], bzw. sich selbst das Gefühl gegeben/die Erfahrung gemacht hat, dass die Schläge in der Nahdistanz nicht so sehr weh tun, wie big D schon sagte, weil es eben wenige fighter gibt die den skill haben um aus dieser Distanz hart zu treffen, dann wird man diese Distanz auch suchen.
Eben weil sie scheinbar weniger wehtut.
Bzw. weil die Wahrscheinlichkeit auf jemanden zu treffen, der in dieser Distanz hart schlägt recht gering ist.
So, mMn geschehen, bei Arslan Alexeev.
Alexeev, eher eine 'Künstlerseele', hat versucht 'Schmerz zu vermeiden'.

2. Um sich jemanden 'vom Hals' zu halten, und das egal in welcher Distanz, sollte man eigtl. niemals zwei Mal innen schlagen - d.h. auf Jab folgt der Haken und nicht ein Aufwärtshaken.
Auf den Haken folgt ein Uppercut.
Ein einfaches 'Aussen-Innen-Denken':
Ich schlage einen Jab oder eine lead right [Schulbuch sagt eine Eins-Zwei<---beide innen und dann die Drei aussen]um die Deckung meines Gegners in der Mitte zusammenzuziehen.
Logischerweise muss danach ein Haken erfolgen, da nach einem 'Innenangriff' die Aussenbahn frei sein 'muss'.

Im infight sind es fast zwangsläufig Aufwärts-, oder Seitwärtshaken.
Optimale Kombo wäre z.B. : Linker UC zum Körper [zieht die Deckung nach innen UND unten], rechter Haken zum Kopf [da oben und aussen frei sein 'muss']...und den Rest kann man sich selbst 'zurechtlogiken'...

[es macht auch beim Schattenboxen Sinn genau solche Kombos - Aussen-KOPF-Innen-KÖRPER/Innen-KOPF-Aussen-KÖRPER - zu üben, und sich auch immer wieder genau ihren Sinn zu vergegenwärtigen]
 
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theIrish

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2. Um sich jemanden 'vom Hals' zu halten, und das egal in welcher Distanz, sollte man eigtl. niemals zwei Mal innen schlagen - d.h. auf Jab folgt der Haken und nicht ein Aufwärtshaken.
Auf den Haken folgt ein Uppercut.
Ein einfaches 'Aussen-Innen-Denken':

I hate it, but i beg to differ...

Wenn der gegner rein geht hat man meist reativ gute chancen einen harten treffer zu landen und da ist ein uppercut imho genrell ein recht guter punch weil er von unten kommt und so gerne auch mal übersehen wird wenn der gegner inside gehen will (Dawson vs Pascal Runde 12, Alexander vs Urango)
Genrell ist natürlich ein right hook auch ein recht guter punch da die rechte Schulter schon hinten ist und ein right hook dadurch das er ehr selten geschlagen wird nicht unbedingt erwartet wird wenn man gegen einen righty boxt.
Das außen innen denken finde ich daher etwas zu einfach. Man hat viele möglichkeiten zu variieren jap right upper, lead right left upper, left upper, straight right) der left uppercut ist auch dadurch gefährlich das man bei gutem auge und footwork wenn man sieht das der gegner sich auf den uppercut vorbereitet den left uppercut abbrechen und einen overhand right schlagen kann da der anfangs schritt der gleiche ist.

Was die one two auf der innenbahn angeht hast du recht die dient wirklich nur den gegner zu beschäftigen und ihn sich einfach nur vom leib zu halten man schlägt eine one two und geht dann nach rechts raus oder nach links je nachdem gegen wen man boxt (niemals in die schlaghand rein laufen)
 

treize

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I hate it, but i beg to differ...

Wenn der gegner rein geht hat man meist reativ gute chancen einen harten treffer zu landen und da ist ein uppercut imho genrell ein recht guter punch weil er von unten kommt und so gerne auch mal übersehen wird wenn der gegner inside gehen will (Dawson vs Pascal Runde 12, Alexander vs Urango)
Genrell ist natürlich ein right hook auch ein recht guter punch da die rechte Schulter schon hinten ist und ein right hook dadurch das er ehr selten geschlagen wird nicht unbedingt erwartet wird wenn man gegen einen righty boxt.
Das außen innen denken finde ich daher etwas zu einfach. Man hat viele möglichkeiten zu variieren jap right upper, lead right left upper, left upper, straight right) der left uppercut ist auch dadurch gefährlich das man bei gutem auge und footwork wenn man sieht das der gegner sich auf den uppercut vorbereitet den left uppercut abbrechen und einen overhand right schlagen kann da der anfangs schritt der gleiche ist.

Was die one two auf der innenbahn angeht hast du recht die dient wirklich nur den gegner zu beschäftigen und ihn sich einfach nur vom leib zu halten man schlägt eine one two und geht dann nach rechts raus oder nach links je nachdem gegen wen man boxt (niemals in die schlaghand rein laufen)

D'accord...

Ich war mehr bei den Ur-Urbasics, dem 'Baumstamm', und du bist schon bei den 'Ästen'.
 

infight

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thx irish, big D und treize

@ theIrish: Warum sollte ich mich aus der Nahdistanz niemals nach hinten lösen? Hab mal `nen Russen gesehen, der das par Excelance beherrscht hat (war auf Eurosport im WW). Sein Mittel waren Uppercuts und Links und rechts geschlagene Gerade. Hatte aber auch `ne gute Beinarbeit und Handspeed war phantastisch. Hat seinen Gegner mit ner hohen Workrate beschäftigt und keine Scheu gezeigt.
Hat sich mithin also nicht so verhalten wie von Euch berechtigterweise empfohlen, OK Ausnahmen bestätigen die Regel.

Das genaue Gegenteil ist für mich Sturm vs Castillejo I, einer meiner fav. infight`s , Sturm hat den Kampf angenommen, beide waren toe to toe über etliche Runden des Kampfes. Sturm hat genau das Gegenteil gemacht, von dem was ihr hier als Ratschlag gegeben habt. Das Ende ist bekannt: Sturm in den Seilen, mehrmals die Linke von Javier. Ein exemplarisches Beispiel, dafür wie man`s nicht machen sollte.

Worauf muss ich achten? bezüglich Auslage und Spiel bzw Standbein, um nach links oder rechts raus zu gehen?

@treize der Stamm und die Äste gefallen mir, aber wo sind die Wurzeln;)

infught
 

holy Cow!

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Finde diesen Thread richtig klasse und hab mir schon mehrmals durchgelesen, was ihr so geschrieben habt. Wäre sehr stark, wenn wir hier öfter solche Threads hätten. Ausreichend kompetente Leute sind ja durchaus anwesend. :thumb:
 

treize

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Oh, hab' jetzt erst gesehen, dass es diesen Fred noch gibt -

Kurz zu 'Wurzeln' [hab' grad nicht viel Zeit] - Die 'Wurzeln' wären im Prinzip erstmal der ganz normale Aufbau über eine DD und den Jab.
Der 'Rest' ist das was sich aus Kampfsituationen ergibt wie z.B. der infight.

Zum rückwärts gehen - Natürlich kannst du dich, in einer geraden Linie, mit einem kurzen Schritt nach hinten lösen. Das kannst du aber nur so lange bis die Seile da sind. [alles 'graue Theorie', Grundprinzipien ;) ]
Daher sollte man sich nie in einer geraden Linie nach hinten, sondern 'lateral' d.h. mit einem rückwärts-seitwärts Schritt lösen, um den an die Seile gedrängt werden vorzubeugen.
Ausserdem lässt man den Gegner damit ins Leere laufen [eine Art 'Drehtür-, Matador Effekt], und ist in dem Moment an seiner Flanke, während man selbst den kurzen Moment Gedanke-, und somit Geschwindigkeitsvorteil für einen Konter hat.
Diesen Vorteil hat man beim rückwärts gehen in einer geraden Linie nicht und zudem den 'Seile-Nachteil'...

[Wir gehen hier von zwei Normalauslegern aus]

Ein kurzer Schritt nach hinten rechts [wenn der Gegner angreift], ist z.B. perfekt um die Führhand zu 'slippen', an die linke Seite des Gegners zu gelangen, und selbst einen - wir bleiben bei 'klassischen' Gegenaktionen - Zwei-Drei Konter zu 'fahren'.
Gegner schlägt Jab, man macht den Schritt und schlägt einen Schlaghand[ je nach Distanz Gerade oder Haken], linker Haken- Konter.

Ein seitwärts-rückwärts Schritt nach links erlaubt es an die rechte Flanke des Gegner zu kommen - logisch :crazy: ;) - und vornehmlich einen linken Haken zum Körper des Gegners, oder eine rechte Gerade zu schlagen, um mit dem linken Haken abzuschliessen. [man könnte auch mit einen 'Innencross' zum Kopf beginnen, und mit einem linken Haken abschliessen, ist aber nicht 'Schulbuch]

Daher ist das rückwärts rausgehen immer eher hinderlich, und wenn überhaupt eine rein passive Defensivmaßnahme, die zudem die Gefahr birgt, dass man sich an den Seilen wiederfindet. Etwas, das man tunlichst vermeiden sollte [laut Schulbuch ;)].
Das seitwärts Rausgehen verhindert das 'Landen' an den Seilen, und eröffnet gleichzeitig eigene Offensivaktionen.

So, das war's muss weg...

Bis später, oder so... ;)
 
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infight

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@treize:capisce, paisan:) trotz der knappen Zeit ne excelente Erklärung, thx.

@holy Cow?: Geht mir genauso, Theorie wird ja in den "Allgemeinen" eigentlich immer diskutiert. Reicht mir "so" aber auch nicht. Der User povetkin hat mal versucht `n entsprechenden Thread in`s Leben zu rufen, ist aber letztendlich nix draus geworden. Zum Planeten Klitschko, Pro oder Kontra, gab`s auch schon entsprechende Beiträge. Die Mod`s haben sich in der Beziehung aber bisher nicht bewegt.

Lehrbücher zum Thema Box-Theorie sind bedauerlicherweise denkbar "trocken", zu sehr an der Theorie, zu weit von der Praxis.

In `nem Forum wie hier, wo ne Menge Sachverstand vorhanden ist, kannste, indem du `n Thread zu `nem aktuellen Fight eröffnest (mit der aktuellen, diskursiv geführten Auseinandersetzung), noch am meisten erreichen wenn`s um spezifische (z.b: den infight oder das scoring) Themen geht.

Ein Theorie Thread wär natürlich klasse, dürfte aber immer an aktuellen Gegebenheiten orientiert sein.

Mal sehen
vlt. bei Chisora vs Haye, als Thema : Peek A Boo?

:)infight
 
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