Kriminalromane


Cânhamo

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Der ostbelgische Kriminalroman "Mord im Brüsseler Hof" von Freddy Derwahl.

Derwahl mag zwar in dem deutschsprachigen Teil Belgiens ein bekannter Journalist sein, aber seine Kolumnen in der Tageszeitung "Grenz-Echo" gefallen mir eher nicht.
Sein Krimiroman ist auch höchstens durchschnittlich und wenn jemand die Örtlichkeiten kennt, so ist es sogar eher enttäuschend.

Million Dollar Mama Krimikurzgeschichtensamlung (Herausgeber Franziska Kelly u. Max Herfert)

Ich finde diese Kurzgeschichtensammlung diverser AutorInnen rund um das Boxen ziemlich unterdurchschnittlich, auch wenn die Herausgeber Max Herfert (bekannt für seine Mitarbeit am Buch "Boxen mit René Weller") und Franziska Kelly sich doch im Boxsport auskennen.
Leider ist in meinen Augen das Problem, daß die meisten anderen AutorInnen keinerlei Ahnung vom Boxsport zu haben scheinen und selbst die Kurzgeschichte von Frau Kelly ziemlich unbefriedigend ist. Bei den meisten AutorInnen hat man den Eindruck, daß ihre Geschichten eine Art Pflichtübung waren.
Ich weiss auch, daß in dem Band keinerlei Reportagen sind, sondern sich an Belletriskik versucht wird. Aber nicht jeder ist ein Bud Schulberg oder ein Ernest Hemingway (aber diese haben ja auch Ahnung vom Boxen gehabt und dieses Wissen in ihre Kurzgeschichten um den Boxsport auch meisterhaft eingebaut).
Hier sind die Enden der Geschichten meistens aufgesetzt und an den Haaren herbeigezogen.
Am Ende der Geschichten haben wir dann z.B. eine ein Playstation-Boxspiel spielende Gedankenboxerin ("Freundschaftskampf"), einen bankraubenden Boxtrainer der urplötzlich (ich will den Grund nicht vorwegnehmen) sich vom Frauenboxen-Saulus zum Frauenboxen-Paulus wandelt ("Marlene boxt"), die Verwechslung zwischen Boxer (= Hund) und Boxer(= Faustkämpfer) ("Der Boxer und sein Killer"), billigste Dreigroschenlettristik ( "Der Ringrichter", voller Klischees, idem der tränenrührende "Tod auf dem Schabutt" über Jahrmarktboxen und einen tragisch endenden Revanchefight zweier Rivalen, ein boxendes Känguruh kommt auch im Buche vor).
Daß in Deutschland normalerweise Profis und Amateure nicht in demselben Verein sind
und Ringrichter nicht sowohl Profis als auch Amateure in ihren Kämpfen leiten (was es sehr wohl in anderen Ländern gibt), scheint auch nicht bekannt zu sein).
Einige Geschichten sind zwar besser (" Nur der Cutman" von M. Pfennig, wo Boxsachwissen vorhanden ist), aber grosso modo hat die Geschichtchensammlung doch den Geschmack von Bahnhofsliteratur. Sollte Belletristik angestrebt worden sein, so ist dies leider misslungen.
Dreigroschenromane rund um das Boxen sind manchmal besser und interessanter , z.B. "Tod in der ersten Runde" von Frank Kane(1968 im Kurt Desch Verlag erschienen und von dem man für 50 Eurocent auf http://www.booklooker.de/app/detail....=0&&sortOrder= ein benutztes Exemplar erwerben kann, was ich eher als "Million Dollar Mama" empfehlen täte).

Dies führt dann dazu, daß das Buch , sagen wir mal, unausgeglichen ist.

Mich stört, daß leider viel zu viele abgegriffene Klischees benutzt werden, so wie z.B. Boxsport als Mittel zum Ausdruck von Hassgefühlen, kriminelle Elemente in der Boxszene ( Cutleute, die ihre Arbeit bewusst falsch tun, zwielichtige Manager und Kampfrichter) usw.usf.
Das alles mag es ja bestimmt geben, aber Boxsport ist nicht nur (und vor allem) nicht das.
Das hätten die Herausgeber beim Zusammenstellen der Sammlung berücksichtigen sollen.
Boxsport ausüben hat auch vielen Leuten geholfen aus schwierigen persönlichen Situationen herauszukommen.

Fazit: lobenswerte Absicht, aber leider nicht (gut genug) gelungen.


P.S.
Warum eine Rubrik Kriminalromane?
Ich finde, daß diese Sorte Literatur nicht so ganz richtig in die Sparte "Belletristik" passt.
 
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tal

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A propos Belgien. Mir hat 'Der Mann, der den Zügen nachsah' von Simenon ausnehmend gut gefallen.
 

Gast1512

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Könnt sagen, was ihr wollt aber die beiden Simon Beckett-Romane sind ausgezeichnet ;)
 

Solomo

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In Sachen Krimi geht bei mir nichts über Kathy Reichs und ihre manchmal ekligen aber immer genialen Romane über die forensische Anthropologin Tempe Brennan.
 

speedclem

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die champs:
chandler, hammett (-rote ernte- unübertroffen, -der gläserne schlüssel- ebenfalls), p. highsmith, simenon (fast alle maigrets, die find ich fast ausnahmlos besser als die meisten non maigrets), leo malet (drei, vier seiner nestor burma romane sind weltklasse), david goodies (fast vergessener noir autor), jim thompson (getaway u.a.) ... und sicher habe ich jede menge vergessen.
chandler z.bsp. ist für ich weltliteratur, weil stilistisch einem hemingway und co mindesrtens ebenbürtig und doch eigenständig, sein thema ist die einsamkeit in der koruppten gesellschaft/großstadt. chandler ist ein moderner romantiker!

conan doyle find ich auch gut!
 
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GHOSTDOG

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Simon Beckett, Mo Hayder, Stieg Larsson, Jeffery Deaver ... die fallen mir direkt ein.
 

theGegen

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.....
chandler z.bsp. ist für ich weltliteratur, weil stilistisch einem himingway und co mindesrtens ebenbürtig und doch eigenständig, sein thema ist die einsamkeit in der korupten gesellschaft/großstadt. chandler ist ein moderner romantiker! ...

Ich habe von Chandler alle Marlowe-Romane und die sind ausnahmslos klasse.
 

Timbo

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Also was ich allen Krimi-Fans wärmstens empfehlen kann sind die "Kenzie & Gennaro Romane" von Dennis Lehane...

Ich hab die alle bestimmt schon 2-3 mal gelesen, aber ich finde die Geschichten immer wieder sehr packend und äusserst flüssig zu lesen. Manchmal mit etwas selbstironischen Klischees, aber immer eine klasse Balance aus Spannung, comic relief, und einfach unterhaltsamen Charakteren (Bubba Rogowski :smoke:)...
 

twinpeaks

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Ich habe von Chandler alle Marlowe-Romane und die sind ausnahmslos klasse.

Chandler ist wirklich grandios und auch literarisch durchaus gelungen. Ich habe früher viel Kriminalliteratur gelesen (Agatha Christie, Ellery Queen usw.). Sehr zu empfehlen sind auf jeden Fall die Romane von Dorothy L. Sayers, Conan Doyle finde ich auch gut. Ein großer Fan war und bin ich aber auch von den Büchern um Inspektor Jury von Martha Grimes.
 

Lassiter

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Ich hab vor "jahrzehnten" öfters die Jerry Cotton Romane gelesen, und noch ganz bestimmte Westernromane. Leider fällt mir der Namen nicht mehr ein. :D
 

theGegen

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Ich habe etliche Romane von James Ellroy gelesen. Ist ja z.T. eine ganze Reihe, die aufeinander aufbaut. Die ersten sind großartig (Die schwarze Dahlie), aber mit fortlaufender Dauer dreht Ellroy mehr-und-mehr am Rad und die expliziten Gewaltorgien nehmen überhand, ohne dass sie der Spannung dienlich sind.
Von Ed McBain (Klassiker) habe ich auch einige. Lustig sind Krimis von Kinky Friedman.
 

Arielle

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Ich schaue total gerne Krimis im Fernsehen an, lesen tu´s ich´s komischerweise nicht so gerne.

Der einzige Krimi den ich regelregt verschlungen habe, war das Parfüm.

Dann gibt´s da noch die Krimi´s die fast schon in die Schockerecke gehen. Die Stephen King Romane, die kann ich gar nicht lesen, weil ich dann Angst bekomme. panik:
 

Drahtbeen

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Der Sünde Sold von Inge Löhnig

1. Fall von Kommissar Konstantin Dühnfort


Klappentext:

Eine Frau will nur noch vergessen. Ein Mann fühlt sich berufen. Ein Kind verschwindet spurlos. Doch das ist erst der Beginn. Bald jagt Kommissar Konstantin Dühnfort im bayrischen Mariaseeon einen sadistischen Mörder, der die Strafen der Inquisition das Licht der Welt neu erblicken lässt. Unter den Dorfbewohnern geht die Angst um. Einer von ihnen ist der Täter und Dühnfort muss ihn finden, bevor er erneut zuschlägt.


Meine Meinung:
Ich habe das Buch binnen weniger Tage verschlungen. Ein neue Kommissar am Krimihimmel und ohne Neurosen.
Jetzt freue ich mich auf den 2. Fall.

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twinpeaks

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Ich habe etliche Romane von James Ellroy gelesen. Ist ja z.T. eine ganze Reihe, die aufeinander aufbaut. Die ersten sind großartig (Die schwarze Dahlie), aber mit fortlaufender Dauer dreht Ellroy mehr-und-mehr am Rad und die expliziten Gewaltorgien nehmen überhand, ohne dass sie der Spannung dienlich sind.

Von Ellroy habe ich auch mal irgendeinen Roman gelesen und fand ihn recht gut - der Titel ist mir allerdings entfallen.
 

tal

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Ja, Ellroy ist schon klasse, habe da früher so manches von ihm gelesen. Am beeindruckendsten fand ich allerdings nicht einen seiner Romane, sondern das Buch in dem er von der Ermordung seiner Mutter und der jahrzehntelangen Suche nach dem Täter erzählt.
 

theGegen

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Dieses traumatische Ereignis hat bei ihm schon irgendwie einen Schaden verursacht, anders ist es kaum zu erklären, wie zunehmend seelenfrei das personifizierte Böse zu Werke geht.
Ich habe neben ein paar aus der "Brown-Reihe" die LA-Reihe:

1987 The Black Dahlia (Die schwarze Dahlie)
1988 The Big Nowhere (Blutschatten)
1990 L.A. Confidential (Stadt der Teufel)
1992 White Jazz (White Jazz)

Schon beim Erstling sind die gefundenen Leichen nie komplett ;) , aber beim 4. wird geköpft und amputiert, dass es alle zwei Seiten nur so spritzt. Vollkommen überzogen, weil Ellroy einen Schaden hat.
 

tal

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Gut möglich.

Mein Lieblingsroman von ihm ist American Tabloid. Ganz grosses Buch.

Dazu passt 'Cuba Libre' von Elmore Leonard, das fast ebenso gut ist.
 

Cânhamo

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Martina Kempff: "Einkehr zum tödlichen Frieden" (Piper-Verlag).
Das Buch ist vor kurzem erschienen und spielt sich dort ab, wo sich die deutschsprachige Region Belgiens, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz treffen (in der Eifel).
In der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens wird viel Tam-Tam über das Buch gemacht und Autorenlesungen abgehalten, so dass ich mir das Buch spontan erwarb... und es in einem Stück ab gestern abend gelesen habe.

Interessante Story, interessante Leute,interessante Örtlichkeiten ( @ The Gegen :wavey:) und selbst schon hier von Usern geäusserte Vorurteile gegen die Eifeler werden bestätigt und haben viel mit der Auflösung der Morde zu tun.:crazy:

Dass die Autorin (die bis dato vor allem historische Romane schrieb) seit einiger Zeit in der Ecke wohnt, trägt positiv zum beschreiben der Landschaft zwischen Sankt Vith und Prüm bei.

ABSOLUT EMPFEHLENSWERT
 

Cânhamo

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Horst "Hotte" Ehmke; Bundesminister in der sozialliberalen Koalition unter Herbert Frahm (Willy Brandt), hat sich unter die Krimiautoren begeben.
Ich habe kürzlich sein Buch "Himmelsfackeln" gelesen.
Islamistische Aktivitäten in Berlin und in der Türkei, Verwicklung von Drogenkriminalität, Terrorismus, Islamismus und anderem religiösen Fundamentalismus und politische Drahtzieher aus drei Kontinenten.
Manchmal spiegelt sich Ehmkes politische Erfahrung in der Geschichte wider, manchmal gleitet er leider ins Triviale über : Sexgeschichten, die die Handlung nur bedingt weiterbringen. Manchmal erstklassig, manchmal Jerr-Cotton für Besserverdienende, aber stets unterhaltsam und man merkt, daß da jemand über etwas erzählt von dem er Ahnung hat. Und ein Happy-End gibt es auch nicht unbedingt.

Summa summarum: interessantes Buch von einem Autor mit interessantem Hintergrundwissen: 8/10.
 
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