EFL CHAMPIONSHIP PREVIEW
DIE FAVORITEN
FC FULHAM
Aufstieg, Abstieg, Aufstieg, Abstieg – die Cottagers sind in den letzten Jahren zu einer klassischen Fahrstuhlmannschaft geworden. Die PL-Saison 2020/21 lief dabei kaum besser als die 2018/19er-Kampagne, auch diesmal war man himmelweit vom Klassenerhalt entfernt und musste mit 5 Saisonsiegen und 28 Punkten wieder die Reise in die zweite Klasse antreten. Die Chancen auf einen erneuten Wiederaufstieg sollten Stand heute aber ganz gut stehen, der Kader musste bisher kaum Federn lassen – lediglich die namhaften Leihgaben (Areola, Lookman, Andersen, Maja) sowie der zuletzt verliehene Torhüter Bettinelli haben den Verein verlassen. Im Gegenzug hat man mit Harry Wilson von Liverpool einen sehr verlässlichen Championship-Spieler (letzte Saison 19 Scorer als Leihgabe bei Cardiff) verpflichtet. An der Seitenlinie hat man Scott Parker durch den PL-erfahrenen Marco Silva ersetzt, auch hier ist man aus meiner Sicht sehr gut aufgestellt. Den einen oder anderen Spieler wird man sicher noch verlieren (Anguissa, Mitrovic und Robinson wären hier Kandidaten), aber ich denke, Fulham wird wieder oben mitspielen können.
WEST BROMWICH ALBION
Auch für die Baggies war es ein sehr kurzes Vergnügen in der PL – auch ein alter Haudegen wie Big Sam konnte den sang- und klanglosen Abstieg mit 26 Pünktchen nicht verhindern. Sein Nachfolger an der Seitenlinie ist mit Valerien Ismael ein hochinteressanter Mann, der erst mit dem LASK Achtungserfolge feiern konnte und letzte Saison dann aus dem FC Barnsley einen Aufstiegskandidaten formte. Kadertechnisch hat man in erster Linie die Ü30-Fraktion aussortiert (Ivanovic, Gibbs, Austin, Robson-Kanu etc), einziger namhafter Neuzugang ist bislang Mittelfeldspieler Alex Mowatt, den Ismael von Barnsley mitnimmt und der es letzte Saison immerhin auf 15 Scorer brachte. Auch hier muss man natürlich noch abwarten, welche Abgänge es noch gibt ... gerade Torhüter Johnstone (dessen Ablöseforderung im zweistelligen Millionenbereich bisher kein PL-Verein zahlen will) und Matheus Pereira (letzte Saison der überragende Mann bei West Brom) könnten durchaus noch den Verein verlassen. Aber auch, wenn es so kommt: Ismael hat schon mehrfach nachgewiesen, dass er sehr viel aus dem vorhandenen Spielermaterial herausholen kann.
AFC BOURNEMOUTH
Bis zum Abstieg 2020 waren die Cherries die Cinderella-Story im englischen Fußball schlechthin, der Durchmarsch von der vierten in die erste Liga nach abgewandter Insolvenz ist und bleibt beispiellos. Das Unternehmen „direkter Wiederaufstieg“ scheiterte in der letzten Saison in den Playoffs ... unter Howe-Nachfolger Jason Tindall startete man ordentlich in die Saison, doch als die Leistungen immer mehr nachließen und selbst der Playoffs-Platz in Gefahr war, zog man die Reißleine und holte Jonathan Woodgate. Unter ihm beendete man die Saison letztlich auf Platz 6, ehe man im Playoff gegen den späteren Aufsteiger Brentford den Kürzeren zog. Nun soll es unter Scott Parker, der zuletzt mit Fulham auf- und wieder abstieg, besser laufen. Begovic und Rico haben den Verein verlassen, aber alle anderen Leistungsträger sind bislang weiter an Bord. Man wird sehen, ob das so bleibt (gerade Danjuma hat viele Interessenten), aber der Kader ist auf jeden Fall gut genug, um wieder zum Favoritenkreis zu gehören.
DIE MITFAVORITEN
SHEFFIELD UNITED
Die Blades waren eine richtige Feel Good-Story, als sie nach dem Aufstieg in die PL 2019 eine großartige Saison spielten und am Ende auf einem fantastischen neunten Platz landeten. Darauf wollte man in der vergangenen Spielzeit aufbauen, doch aus dem Märchen wurde sehr schnell ein Alptraum. Sheffield war ab dem dritten Spieltag unter dem „Strich“ und ab dem achten auf dem letzten Platz, den man bis zum Schluss nicht mehr verlassen sollte. Den ersten Saisonsieg feierte man am 18. Spieltag. Und so musste man frühzeitig für Liga 2 planen, Mastermind Chris Wilder verließ den Verein im Streit mit den Besitzern. Jetzt soll der neue Trainer Slavisa Jokanovic quasi seinen Aufstiegs-Hattrick perfekt machen, nachdem er schon Watford 2015 und Fulham 2018 ins Oberhaus führen konnte. Neuzugänge gibt es bislang keine, auf der anderen Seite haben Lundstram und Jagielka den Verein verlassen – und mehr werden sicher folgen (Berge, Ramsdale). Ich würde Sheffield nach der letzten Saison nicht unbedingt zu den absoluten Favoriten zählen, aber wer weiß – Norwich hat letzte Saison ja gezeigt, dass es möglich ist.
SWANSEA CITY
Nach dem Abstieg 2018 haben sich die Swans kontinuierlich wieder nach oben orientiert. Nach Platz 10 unter Graham Potter konnte man unter Steve Cooper mit den Plätzen 6 und 4 zweimal die Playoffs erreichen, letzte Saison zog man dabei auch ins Finale ein und musste sich dort erst dem FC Brentford beugen. Theoretisch sollten die Swans in dieser Saison also zu den Topfavoriten gehören, allerdings gibt es doch das eine oder andere Problemchen. Das mit Abstand größte? Nun, Stand heute stehen die Waliser noch immer ohne Trainer da, nachdem Steve Cooper den Verein vor zwei Wochen verlassen hat und sich die Suche nach einem Nachfolger offenbar sehr chaotisch gestaltet. Außerdem muss man den Abgang von Topscorer Andrew Ayew (16 Tore) verkraften, der seine Karriere in Katar fortsetzt. Nicht gerade ideale Voraussetzungen also, zumal die Konkurrenz bei der Trainerrochade nicht lange gefackelt hat und wohl auch mehr Qualität im Kader hat. Auf dem Zettel muss man die Swans wahrscheinlich trotzdem haben.
CARDIFF CITY
Tatsächlich der erste Verein in dieser Aufzählung, der mit dem gleichen Trainer in die neue Saison geht. Dabei war die erste Saison unter Mick McCarthy gar nicht sooo gut, gerade in der ersten Saisonhälfte dümpelte man lange in der unteren Tabellenhälfte herum und im Gegensatz zum Vorjahr verpasste man die Playoffs mit Platz 8 relativ deutlich. Was für Cardiff sprechen könnte, ist zum Einen die ansteigende Form in der zweiten Saisonhälfte und zum Anderen eben die Stabilität ohne Trainerwechsel und größere Kaderumstellungen. Stand heute sind alle Leistungsträger der vergangenen Saison dabei (bis auf den ausgeliehenen Wilson), dazu kommt mit James Collins ein solider Championship-Scorer, der für ein offensivschwaches Luton letzte Saison immerhin 13 Scorer verbuchen konnte. Ob das zum dritten Aufstieg in die PL binnen eines Jahrzehnts reicht?
DIE AUSSENSEITER
FC BARNSLEY
Nachdem die Tykes 2019 den Aufstieg in die Championship geschafft haben, können sie auf zwei verrückte Spielzeiten zurückblicken. In der Spielzeit 2019/20 standen die Zeichen bereits auf Wiederabstieg, ehe man im Saisonfinish, auch begünstigt durch die Wigan-Insolvenz, mit dem österreichischen Trainer Gerhard Struber noch irgendwie den Klassenerhalt schaffte. Struber verabschiedete sich dann zu RB New York, und Barnsley wurde auf der Suche nach einem Nachfolger wieder in Österreich fündig: LASK-Trainer Valerien Ismael beerbte Struber und führte die Tykes sensationell auf Platz 5. In den Playoffs war die Reise gegen Swansea dann zu Ende, aber auch so hat man sämtliche Erwartungen deutlich übertreffen können. Ismael, wohl im Wissen, bei Barnsley das Maximum herausgeholt zu haben, wagte jetzt den Sprung zu West Brom ... und Barnsley holte mit Markus Schopp den dritten Trainer aus der österreichischen Bundesliga in Folge. Dass Barnsley unter ihm die großartige Vorsaison wiederholen kann, ist unwahrscheinlich, aber wer weiß ...
FC MIDDLESBROUGH
Gerne erinnert man sich bei Boro an die Glanzzeiten der 00er-Jahre, doch die nüchterne Realität sieht anders aus: man bereitet sich auf die zwölfte Championship-Saison in den letzten dreizehn Jahren vor, der letzte kurze PL-Ausflug liegt mittlerweile auch schon wieder fünf Jahre zurück. Und konnte man sich mit Tony Pulis 2018 immerhin noch fürs Playoff qualifizieren, waren die letzten Jahre mit den Platzierungen 7, 17 und 10 doch eher ernüchternd. Letzte Saison zeigte man unter Neo-Coach Neil Warnock dabei immerhin einen kleinen Aufwärtstrend und flirtete zumindest in der ersten Saisonhälfte ein bisschen mit den Playoff-Plätzen. Warnock, mittlerweile 72, startet nun einen weiteren Versuch, in die PL aufzusteigen, wie er es zuletzt 2017/18 mit Cardiff geschafft hat.
NOTTINGHAM FOREST
Im Jahr 2017 übernahm der griechische Geschäftsmann Evangelos Marinakis den Traditionsverein und versprach großmundig, den Verein nicht nur binnen fünf Jahre ins europäische Geschäft zu bringen, sondern auch fett in ein neues Stadion und in ein Trainingsgelände zu investieren. Vier Jahre später ist davon genau gar nichts passiert, Forest kam trotz beachtlicher Transferbemühen und namhaften Trainern (u.a. Martin O'Neill und Sabri Lamouchi) nie über Platz 7 hinaus und erlebte mit Platz 17 gar eine sehr schwache 2020/21er Saison. Prinzipiell hat der Kader aber durchaus Qualität, und Trainer Chris Hughton, der Lamouchi nach einem katastrophalen Saisonstart ablöste, ist durchaus ein erfahrener und fähiger Mann. Könnte mir schon vorstellen, dass Forest diesmal wieder im Dunstkreis der Playoff-Plätze zu finden sein wird.
ABSTIEGSKANDIDAT NUMMER 1
DERBY COUNTY
Ich wollte eigentlich nichts zu den Abstiegskandidaten schreiben, weil ich mich damit auch zu wenig befasst habe – aber die Situation bei Derby County ist wirklich krank. Wegen finanzieller Ungereimtheiten hat die EFL eine Transfersperre ausgesprochen, die Derby lediglich erlaubt, vertragslose Spieler zu verpflichten oder Leihgeschäfte abzuschließen. Stand heute haben die Rams gerade einmal 9 Profispieler unter Vertrag, zwei davon sind Torhüter ... ideal sieht anders aus. Und es hilft bei dieser Personaldecke natürlich nicht, wenn der Trainer, ein gewisser Wayne Rooney, im Training seine eigenen Spieler verletzt (kein Scherz, Mittelfeldspieler Jason Knight fällt nach einem Rooney-Tackle jetzt bis zu 3 Monate aus). Letzte Saison ist man dem Abstieg am letzten Spieltag noch einmal knapp entronnen, diesmal sehe ich da eher schwarz ...