Kleiner Blick auf den Kurs - typisch für die Vuelta gibt es wieder zahlreiche mittelschwere Etappen, viele Bergankünfte, wenig Sprinteretappen und wenig Zeitfahrkilometer. Das gepaart mit dem schwer einzuschätzenden Teilnehmerfeld, ergibt sicherlich wieder eine sehr interessante Rundfahrt, gespickt mit Überraschungen.
1.Etappe: Los geht's diesmal in Italien. Auftakt in Turin, die erste Etappe wohl eine der wenigen richtigen Flachetappen. Zwischendurch ein Berg der zweiten Kategorie, aber die letzten 100 Kilometer sind quasi flach ins Ziel nach Novara.
2.Etappe: Und schon wird's wild, steht doch quasi die erste Bergankunft auf dem Programm hinauf nach Limone Piemonte. Sind aber nur 10km mit 5%, die letzten 2km mit gut 8% etwas schwerer, aber da wird es kaum größere Abstände geben. Zuletzt war der Giro vor 23 Jahren hier, als Garzelli im Sprint einer Vierergruppe gewann und 29 Fahrer innerhalb von einer Minute waren. Der Kurs ist vorher auch fast komplett flach. Könnte schon die erste Etappe für Ausreißer werden.
3.Etappe: Man bleibt noch in Italien und nochmal eine Chance für die Sprinter. Ein 2er-Berg mittendrin, das Finale leicht ansteigend, aber alles keine große Hürden.
4.Etappe: Auf geht's nach Frankreich, genauer gesagt nach Voiron. Nach dem Start erstmal über den Montgenevre und den Lautaret durch die französischen Alpen, wo man die richtigen Pässe liegen lässt. Nach dem Lautarent ewig lange Abfahrt von über 2000m auf 200m runter und dann nur noch flach. Mit 207km längere Etappe, aber wohl nochmal was für die schnellen Fahrer.
5.Etappe: Ab nach Spanien mit einem Mannschaftszeitfahren. Nur 24km, also wahrscheinlich keine größere Abstände, komplett flach rund um Figueres in Katalonien.
6.Etappe: Wahrscheinlich die erste richtige Standortbestimmung für das Klassement. Es geht nach Andorra hinauf nach Pal, mit 9,6km und 6,5% der erste schwere Berg der Rundfahrt. Vorher geht's auch schon etwas hoch und runter, kurz vor dem Schlussanstieg gibt es noch einen kurzen, aber steilen Berg, so dass die Beine hier schon das erste Mal getestet werden.
7.Etappe: Zweite Bergetappe hintereinander, unterwegs warten, nachdem man Andorra Richtung Westen verlässt, ein Berg der 1.Kategorie sowie zwei Berge der 2.Kat. Von Benasque geht das final hinauf nach Cerler, nur 5,8% bei 12,1km, aber ein unrhythmischer Berg, der zwischendurch auch steile Kilometer enthält.
8.Etappe: Komplett flach geht es nach Saragossa.
9.Etappe: Nächste Bergankunft, vorher fast komplett flach und der Berg auch nicht sonderlich schwer mit 5% auf 13km. Vor allem die letzten Kilometer sind quasi gar nicht mehr ansteigend.
10.Etappe: Und die nächste Bergankunft, die irgendwie nicht Fisch oder Fleisch ist. 6,2% bei 9,4km, immerhin sind die ersten 7km steiler mit gut 7%, aber oben wird es flach.
11.Etappe: Endlich mal etwas Abwechslung, es gibt quasi eine kleine Version der Baskenland-Rundfahrt mit einem Kurs rund um Bilbao. 7 Bergwertungen, die letzte nur 8km vor dem Ziel und sehr steil, das sieht auf jeden Fall nach einer spaßigen Etappe aus.
12.Etappe: Eine Etappe wie gemacht für eine Gruppe, mit einem 1er-Berg 24km vor dem Ziel als Scharfrichter. Ob hier beim Klassement was passiert, kann man anzweifeln, für die Sprinter wird es aber definitiv zu schwer.
13.Etappe: Sollte Vingegaard bis hierhin nicht gnadenlos alles dominieren und die Abstände noch gering sein - hier dürfte es sich ändern. Der Angliru steht auf dem Programm und wie man weiß, wird der gnadenlos aussieben. Dazu hat man vorher noch zwei 1er-Berge reingepackt, man kommt direkt aus der Abfahrt vom Cordal (5,5km, 8,8%) in den Angliru rein. Eine der beiden großen Königsetappen, wo der Gesamtsieg entschieden wird.
14.Etappe: Nach dem Angliru ist vor dem Farrapona. Was auf dem Profil gar nicht mal so fies aussieht, entpuppt sich beim genaueren Hinschauen als doch ziemlich schwierig. Der 1er-Berg unterwegs ist schon eine Wucht (Puertu de San Llaurienzu), knapp 10km mit 8,6% - aber die letzten 5km haben mal eben 11% im Schnitt. Und der Schlussanstieg ist mit 16,8km und 6% ausgewiesen - da hat man aber 10km "Anfahrt" dabei. Die letzten 7km haben über 8%. Direkt nach dem Angliru ist das auf jeden Fall auch eine Etappe für die Gesamtwertung.
15.Etappe: Vor dem zweiten Ruhetag gibt es nochmal ein wildes Profil, bei dem es auf der ersten Hälfte der Etappe wie ein Sägeblatt nur hoch und runter geht, dann wird es aber fast flach. Wird wohl aber wieder was für eine Gruppe sein.
16.Etappe: Die dritte Woche der Vuelta beginnt mit einem wilden Ritt an der Atlantikküste, viele kleine Anstiege, die aber durchaus Steil sind, hat was von Lüttich-Bastogne-Lüttich. Am Ende geht's dann auch nochmal hoch zum Finale nach Castro de Herville, so bis 5km vor dem Ziel mit einem Steilstück, aber der Schluss fast flach.
17.Etappe:
Nächster Großkampftag um das Klassement, die Bergankunft zum Alto de El Morredero ist mit 9,5% auf 8,8km sehr steil und ist insbesondere auf den ersten Kilometer mit über 11-12% extrem eklig.
18.Etappe: Nach gefühlt 15 Bergankünften gibt es dann mal wieder was anderes - das einzige Einzelzeitfahren der Vuelta steht an. Nur 27km, fast komplett flach rund um Valladolid.
19.Etappe: Übergangsetappe, die eventuell mal wieder was für die Sprinter sein kann, auch wenn das Finish etwas tricky aussieht mit einer kurzen steilen Abfahrt und einem ansteigenden Finish. Aber wer noch dabei ist und schnelle Beine hat, könnte hier seine Chance nutzen.
20.Etappe: Sollte die Gesamtwertung noch nicht entschieden sein, so wird sie es wohl am vorletzten Tag der Vuelta werden. Denn nach 13 Jahren geht es wieder hinauf zum Bola del Mundo. Genauer gesagt zum Puerto de Navacerrada, den man vorher schon mal hochfährt und dann bei der zweiten Überfahrt auf einer schmalen und extrem steilen Betonstraße nochmal 400 Höhenmeter nach oben muss. Die beiden bisherigen Sieger haben jetzt nicht zwingend den besten Ruf (Mosquera 2010, Menchov 2012) und jeweils kurz darauf die Karriere beenden müssen. Hoffen wir mal, dass es dem nächsten Sieger besser ergeht. Neben dem Angliru (und wohl auch dem Morredero) die Must-See-Etappe der Vuelta.
21.Etappe: Sollte irgendein Sprinter überlebt haben, kann er sich hier nochmal belohnen - ein einfacher Kurs über 108km nach Madrid.
Favoriten:
Bei den Buchmachern und überhaupt ist Vingegaard der ganz große Favorit. Fraglich halt eben, wie gut er aus der Tour gekommen ist, da er aber vorher nur wenig Renntage hatte, sollte die Fitness wohl nicht so einbrechen. Das Profil der Vuelta ist halt anders, weil man fast jeden Tag aufpassen muss, das ist ein anderer Rhythmus als bei der Tour. Aber alles andere als ein Sieg wäre eine große Überraschung. Die beiden Hauptkonkurrenten kommen von seiner Nemesis, dem UAE-Team - aber diesmal nicht in Form von Pogi, sondern von Ayuso und Almeida. Der Portugiese wird wahrscheinlich fluchen, dass nicht mehr ZF-Kilometer dabei sind. Ayuso war 2022 schon Dritter, 2023 Vierter und nachdem er 2024 die Tour nicht beenden konnte und im Mai den Giro verlassen musste, will er nun wieder ganz vorn landen. Frage ist aber, ob die beiden nicht selbst die größten Konkurrenten sein werden.
Dahinter hat man dann Namen wie Katzenmörder Tiberi (dem ich jeden Tag nen Platten wünsche), den Giro-Vierten Derek Gee, Bernal, der Vorjahres-Zweite O'Connor, Hindley, Pellizarri, Ciccone, Buitrago oder der ewige Mikel Landa. Da gibt's genügend Fahrer, die in die Top5 vorfahren können.
Bei den Sprinter stechen die Namen von Pedersen und Philipsen heraus, die sich die ersten Tage ausgeguckt haben. Ganna ist nach seinem Sturz bei der Tour wieder dabei.