Na das Drehbuch hätte den Start ins Wochenende nicht hübscher schreiben können.
Da drehen sich die F1-Medien zwei Wochen lang darum, dass Verstappen seit der Sommerpause deutlich mehr Punkte geholt hat als Norris und vor allem Piastri und dass er nach der Doppel-DSQ der McLaren wieder gute Chancen auf den 5ten WM-Titel in Folge hat. Doch im Sprint-Qualifying hadert er mit dem Setup, setzt in manch Kurven auf und gerät mit Untersteuern zu nah (oder über) die kleinen neuen Kiesbetten. Am Ende ist Verstappen 6ter hinter Tsunoda, der erstmals diese Saison bei einem Qualifying oder Sprint-Qualifying vor ihm landet. Es ist das erste Mal seit 440 Tagen, dass Verstappen in einem Qualifying hinter seinem jeweiligen Teamkollegen landet.
Vorm Teamkollegen zu landen, das hat Stroll gegen Alonso diese Saison übrigens auch nur einmal geschafft. Nach guter Form im FP1 steigert Stroll dann aber seinen Rekord mit den meisten (S)Q1-Exits.
Stroll und Hamilton zählten übrigens zu den Piloten, welche im FP1 eine schnellere Zeit gefahren waren, als im SQ1. Klar ... da darf man natürlich auch bedenken, dass am Ende vom FP1 die Soft-Reifen aufgezogen werden, während Mediums im SQ1 Pflicht sind.
Piastri wirkt seit der Sommerpause nicht mehr in "Form", fühlt sich aber in Losail wohl und hat Vertrauen in den Boliden. Während man ihn an manch anderen Wochenenden deutlich mehr am Lenkrad arbeiten sah als Norris, läuft es hier mehr oder weniger am Schnürchen und Piastri fährt auf Sprint-Pole.
Klar, begünstigt war das dadurch, dass Norris seine letzte Runde nicht wirklich fahren konnte.
Mit wenig Zeit auf der Uhr verringert er den Abstand auf Albon und überholt diesen ... während er dann aber seine Reifen abkühlen lassen muss, holt sich Albon aber den Platz in der Schlange vor Norris wieder zurück.
Albon und Norris kommen beide nur knapp vor Ablauf der Uhr über die Start/Ziel-Linie und Norris fährt seine ganze letzte Runde in der Dirty Air von Albon.
Interessant fand ich in dem Zusammenhang auch das Vorgehen der Mercedes-Piloten. Antonelli und Russell waren zunächst die ersten auf der Strecke, als die Piloten im SQ3 um die Pole kämpften. Sie wollten dann aber wohl bessere Streckenverhältnisse und nicht (mehr) vorne wegfahren ... auch auf die Gefahr hin, dann in der dirty air von jemand anders zu stecken.
Also fuhren beide Mercedes durch die Box. Antonelli sortierte sich hinter den Red Bull ein, so dass Verstappen zwar clean air hatte, aber auch im Prinzip weniger Gummi auf der Strecke (wenngleich minimal).
Russell hielt gar bei seiner Pit Crew an, lies sich zwei Sekunden lang Luft auf die Bremsen pusten und fuhr dann weiter, um sich als Drittletzter in der Warteschlange einzusortieren. Im Gegensatz zu Antonelli (der aber vorher schon in SQ1 und SQ2 klar langsamer als Russell war) zahlte sich das dann auch aus, als er nur 3 Hundertstel hinter Piastri in die erste Reihe fuhr.
Ohne die Boxen-Durchfahrt der Mercedes wäre es vielleicht für Norris nicht so knapp geworden mit der Zeit.
Nicht nur Russell ist gut drauf. Auch Alonso, der vierter wurde, nachdem er im SQ1 noch die zweitschnellste Zeit gefahren war.
Antonelli hätte übrigens das SQ3 verpasst, wenn Hülkenberg im SQ2 eine Zeit wie im SQ1 gefahren wäre.
