Finn-Lady
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Sie fliegen wieder...
Wir nähern uns unweigerlich dem Saisonabschluss 2020/21. Die Saison, in die wir mit so vielen Fragezeichen und Befürchtungen gestartet sind. Und – sind wir auch weit weg von Normalität – so brachten uns die Athleten Woche für Woche ein Stück weit Wintersportalltag in die heimischen Wohnzimmer.
Sicherlich, durch den Ausfall der diesjährigen RAW-Air müssen wir nun nach dem Höhepunkt der Nordischen Ski-Weltmeisterschaften erst einmal ein wenig Abstinenz erleben. Aber zum krönenden Abschluss der Saison treffen sich alle im slowenischen Planica zum traditionellen Skifliegen.
Vor nun mehr genau 85 Jahren, am 15. März 1936, gelang Sepp Bradl auf der neuerrichteten Schanze von Planica mit 101 Meter der erste Flug über die Hundertmetermarke. Es war die erste Schanze der Welt, die „Flüge“ über 100 Meter zuließ. Das, was uns heute eher an ein normales Springen von einer Normalschanze erinnert, war damals der Startschuss für das Skifliegen. Erst 1951 wurde ein Verbot aufgehoben, dass Schanzen nicht mehr als einen K-Punkt von 80 Metern haben sollten. Auf der in Oberstdorf neu erbauten K-120 Schanze trafen sich daraufhin Springer zur ersten Oberstdorfer Skiflugwoche. Und dennoch, die Diskussionen blieben:
Die immer größeren Weiten popularisierten das Skifliegen deutlich. Zur ersten Skiflugwoche in Oberstdorf kamen etwa 170.000 Zuschauer; auch in den Folgejahren besuchten ungefähr 100.000 Menschen die Springen. Dieser Zuschauerandrang war auch Grundlage für Kritik, insbesondere durch die beiden Ruud-Brüder, die 20 Jahre zuvor selbst Weltrekordhalter gewesen waren. Sigmund Ruud erklärte im Rahmen der Skiflugwoche 1951, ihm stehe „beim Skifliegen immer noch die Sensation etwas zu sehr im Vordergrund“. während sein Bruder Birger sich als „erbitterter Feind dieses Skifliegens“ bezeichnete. Das Skispringen werde hier allein zum Geschäft. Ein weiterer Diskussionspunkt zu Beginn der 1950er Jahre war die Frage, ob sich das Skifliegen überhaupt vom Skispringen unterscheide. Dies verneinte unter anderem Sepp Bradl, der in den 1950er Jahren noch aktiv war und daher die Skiflugschanzen in Planica und Oberstdorf selbst besprungen hatte. Er schrieb in einer 1952 erschienenen Auflage seiner Biographie:
„Der Skisprung über 100 oder gar 120 Meter ist in seinem technisch-physikalischen Ablauf ein Skisprung wie jeder andere auch […]. Aber das Zusammentreffen aller glücklichen Umstände und der natürlichen wie menschlichen Hilfen und Kräfte, die zu einem solchen vollkommenen Weitsprung und Riesenflug nötig sind, sind seltener als auf normalen Schanzen und daher die Gefahren wesentlich größer. Aus diesem Grunde möchte ich das Weitenspringen ganz großen Stiles wettkampfmäßig als ungeeignet betrachten, es bleibt also immer noch beim Flug- oder Sprungversuch. […] Trotzdem kann das Skifliegen verantwortet und zu einer der herrlichsten Sportarten werden.“
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Skifl...n_in_der_Diskussion_(Beginn_der_1950er_Jahre)
Bis zu dem, was wir heute Skifliegen nennen, war es also ein weiter Weg.
Skifliegen in der Saison 2020/21:
Tatsächlich werden die Bewerbe in Planica neben der Skiflug-WM die einzigen sein, die in dieser Saison stattfinden werden. Sie werden um die Vergabe des Skiflug-Weltcups in dieser Saison entscheiden.
Und wir alle erinnern uns sicher noch an jene Tage im Dezember 2020. Damals gewann Karl Geiger mit 0,5 Punkten Vorsprung nach vier WettkampfsprĂĽngen vor Halvor Egner Granerud und Markus Eisenbichler. Das anschlieĂźende Team-Event sicherte sich Norwegen vor Deutschland und Polen.
Letalnica:
Schanzengröße HS 200
K-Punkt 240m
Offizieller Schanzenrekord: Ryoyu Kobayashi 252m, 24.03.2019
Homepage des Veranstalters:
www.planica.info
Offizielle Ausschreibung:
https://medias2.fis-ski.com/pdf/2021/JP/3090/2021JP3090PROG.pdf