Platz 1: Tony Thompson (2008)
Keiner traf Klitschko innerhalb eines Kampfes so oft wie Thompson. Er hatte sich im ersten Kampf teuer verkauft. Klitschkos Schläge sahen letztlich härter aus, weswegen er die Oberhand auf den Scorecards hatte.
Nach der Stolper-Aktion, bei der Klitschko und Thompson hinfielen war Thompson dann aber doch etwas mitgenommen und für die Schlussrunden zu müde.
Im Rückkampf wirkte Thompson dann schon klar gealtert.
Platz 2: Calvin Brock
Brock hielt die ersten vier Runden gut mit und sammelte hier Punkte auf den Scorecards. Besonders seine zahlreichen Bodypunches hinterließen Eindruck. Ab Runde 5 konnte Klitschko Oberwasser gewinnen, aber bis dahin war der Kampf recht ausgeglichen.
Platz 3: Kubrat Pulev
Selten gab es einen Kampf, bei dem Klitschko einen physisch ebenbürtigen Gegner hatte, welcher auch eine Antwort auf seine Klammer-Attacken hatte. Pulev fehlte jedoch eine Antwort auf Klitschkos hart sitzende Haken. Klitschko musste sein A-Game auspacken, um Pulev derart klar zu schlagen. Nichtsdestotrotz war Pulev stärker als manch Gegner, der länger stehen blieb.
Platz 4: David Haye
Haye lieferte eine sehr starke Leistung ab ... in der Defensive. Seine Reflexe ließen Klitschkos starken Jab oft ins Lehre gehen. Seine Offensive kam aber andererseits selten zum Zug. Nur einmal schien er Klitschko anklingeln zu können.
Platz 5: Samuel Peter (2005)
Wirklich "gut" war Peter in dem Kampf nicht unbedingt. 2 Jahre später hat er im Rückkampf gegen Toney eine boxerisch deutlich bessere Leistung gezeigt. Dennoch, er war der letzte der Klitschko niederschlagen konnte ... wobei der Niederschlag in der 10ten auch der einzige wirklich "korrekte" war. Der erste in der 5ten war eher eine Hinterkopf-Nummer und der zweite eher so eine Drücken/Ringen-Angelegenheit.
Soweit ich mich erinnern kann war das auch der letzte gemeinsame Eliminator zweier Weltverbände.
Nichtsdestotrotz ... Peter war in dem Kampf eine "Gefahr" und in der 10ten einem Sieg nicht weit entfernt. Das macht ihn nicht zum "besten" ... aber zum spannendsten.
Die "Auf dem Papier war er besser"-Rangliste:
Platz 1: Alexander Povetkin
Dass Povetkins Möglichkeiten gut 5 Jahre nach seiner Prime begrenzt sind ... das war bekannt. Dass er gegen Klitschko nicht so zum Zug kommt wie gegen Wawrczyk oder Rahman ... das war klar. Dass er sich stärker präsentieren dürfte als gegen Huck, das durfte man erwarten.
Dennoch, Povetkins Leistung war erschreckend einfallslos. Trotz allem Talent schien er nie eine Idee zu haben, wie er Klitschko knacken könnte. Von Povetkin ging 12 Runden lang keine wirkliche Gefahr aus. Obgleich Klitschko in jenem Kampf Schwächen zeigte (später im Kampf sehr müde, teilweise recht offen wenn er zu klammern versuchte), wusste Povetkin diese nie zu nutzen.
Platz 2: David Haye
Obgleich er in der Rangliste der besten steht, taucht er bei mir auch hier auf. Die Erwartungshaltung an Haye war nunmal enorm ... auch dank seines Könnens. Was er letztlich im Ring gezeigt hat war weniger als das, was man sich von dem Showdown mit Klitschko versprochen hatte.
Platz 3: Ruslan Chagaev
Chagaev war WBA-Weltmeister nach seinem Sieg gegen Valuev. Aufgrund von Verletzungen und seiner Hepatitis-B-Infektion konnte man sich ausmahlen, dass er nicht mehr die Form von 2 Jahren früher mehr hatte. Dennoch, er galt noch als einer der Top-Männer im Schwergewicht und wurde von "The Ring" auf Platz 3 (hinter den Klitschko) gesehen, weswegen um den vakanten Titel des Magazines geboxt wurde.
Im Ring war Chagaev dann aber erschreckend chancenlos und konnte nicht ansatzweise das präsentieren, was ihn früher mal auszeichnete.
Platz 4: Eddie Chambers
Chambers war schnell und kam aus dem Kampf mit Dimitrenko, welchen er vorher vorgeführt hatte. Alleine aufgrund seines Handspeeds wurde ihm einiges zugetraut. Im Kampf mit Klitschko scheiterte er jedoch total an Klitschkos Jab und seine eigene Plattfüßigkeit machte ihm das Leben schwer. Klitschko dominierte den Kampf ... der Knockout kurz vor Ende war vielleicht dennoch schmerzhafter als "nötig".
Platz 5: Sultan Ibragimov
2007 war eine Titelvereinigung zwischen Chagaev und Ibragimov geplant ... etwas war Klitschko sich lange für sich selbst gewünscht hatte. Chagaev musste den Kampf wegen seiner Infektion absagen (bei UBP gab man sich ziemlich Mühe die Hepatitis-Sache klein zu halten) ... gut ein halbes Jahr später bekam dann Klitschko die Gelegenheit den Ibragimov zu boxen, der zuvor nochmal gezeigt hatte, dass Holyfield "durch" ist.
Ibragimov war gewiss kein schlechter. Ordentliche Beinarbeit, gute Präzision, passabler Punch, respektabler Speed ... und so weiter. Gegen Klitschko konzentrierte sich Ibragimov jedoch auf einen survival mode und lauerte auf Konter-Attacken ... diese Chance wollte Klitschko ihm nie bieten. Es folgte ein öder Kampf, bei dem Ibragimov genug Geld verdiente, um anschließend die Handschuhe an den Nagel zu hängen.
Die Flops:
Platz 1: Jean-Marc Mormeck
Anfang 2012 tat sich Klitschko scheinbar schwer einen anständigen Gegner in den Ring zu bekommen. Aber da war noch der alte Mormeck ... einst einer der besten im Cruisergewicht.
Nun war er aber schon 40 Jahre alt, die Kämpfe gegen Bell und Haye haben Substanz gekostet. Zuvor hatte er umstrittene Siege gegen Oquendo und Timur Ibragimov ... und er stand über ein Jahr nicht im Ring.
Viel erwarten durfte man nicht von Mormeck. Seine Leistung war aber noch schlechter als befürchtet. 10 Jahre nach seinem Titelgewinn gegen Virgil Hill war von Mormeck nicht mehr viel da. Er traf Klitschko 3 Mal im gesamten Kampf.
Platz 2: Ray Austin
Ein stark übergewichtiger Sultan Ibragimov schaffte es sich eine WM-Chance zu verspielen, als er mäßig fit mit Ray Austin in den Ring stieg. Dieser war vor dem Eliminator mit Ibragimov schon auf Platz 2 der Rangliste ... weil die IBF den Don-King-Kampf zwischen Owen Beck und Austin als #2-Eliminator auslobte.
Als es für Klitschko Zeit war eine Pflichtverteidigung zu machen, da musste er dann gegen eben diesen Austin ran.
Dass Klitschko keine Lust auf den Don-King-Boxer hatte, war ihm irgendwie anzumerken.
Dass Austin eher langsam und defensiv mäßig ist ... das war bekannt. Klitschko machte dann kurzen Prozess. Keine Wladimir-Klitschko-Titelverteidigung ging schneller.
Platz 3: Eliseo Castillo
Der Kubaner Castillo kam aus dem Halbschwergewicht und war bestenfalls ein Cruisergewichtler. Im Schwergewicht hatte er nicht viel zu suchen. Aber er besiegte einen verfetteten Michael Moorer ... der damals schon klar über dem Berg war.
Der physische Vorteil von Klitschko gegenüber Castillo war eklatant ... größer als bei ähnlich schweren Gegnern (Haye, Chambers, Byrd).
In den letzten 10 Jahren gehörte Castillo gewiss zu den schwächeren Klitschko-Gegnern. Peinlich dass man bei K2 damals darauf spekulierte, dass die IBF dies als Eliminator abwinkt.
Platz 4: Hasim Rahman
Rahman war vielleicht nie so gut wie die Tatsache klingen mag, dass er mal "undisputed heavyweight champion" genannt wurde. Dennoch ... er war mal besser.
2008 war Rahman aber nurnoch ein Schatten ... seines Schattens ... und dessen Schattens seiner selbst.
Nach seinem Titelverlust gegen Maskaev hatte er wenig tolles geschafft.
Stark übergewichtig tat er sich schwer gegen Sykes. Er besiegte die Journeymen Ryan und Fox und mühte sich gegen den punchlosen Zuri Lawrence. Gegen Toney hatte er dann Glück, dass er - zuvor noch erkennbar ausgeboxt - wegen einem Cut via No Contest aus dem Kampf kam.
Klitschko musste eine IBF-Pflichtverteidigung machen und Povetkin wollte damals nicht. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen stand Rahman weit oben in der Rangliste und wurde somit wieder einmal in einem WM-Kampf gesehen.
Dabei wirkte er älter als er ist und schob seine übergewichtigen Massen müde durch den Ring. Rahman konzentrierte sich aufs Verteidigen ... aus irgendeinem Grund hatte Klitschko aber dennoch Angst vor Rahmans Punch, obgleich von dem Ex-Weltmeister so gut wie garkeine Gefahr ausging.
Platz 5: Alex Leapei
Lange Zeit hatte Klitschko keine WBO-Pflichtverteidigung bestritten. Die Ranglisten-Ersten waren jeweils Helenius (Sauerland) und Boytsov (UBP/Sauerland) gewesen. Sofern kein Zwang besteht, will man gegen die nicht unbedingt boxen ... die jeweiligen TV-Partner (ARD, ZDF) stehen dem nur im Weg. Schließlich wollte Sauerland dann aber doch mal eine Pflichtverteidigung Klitschkos für den WBO-Titel. Leapei kam gerade recht ... ein schlagbar geltender Gegner für Boytsov ... der das Ding jedoch verlor.
"Unlikely challenger" Leapei war nun oben an der Spitze der Rangliste ... und sofort war der Kampf mit Klitschko gemacht.
Leapei kam mit dem schwersten Gewicht seiner Karriere in den Ring und vermochte es nicht ansatzweise sich in passende Schlagdistanz zu schieben. Klitschko boxte ihn locker aus.
honorable mention:
- Fracesco Pianeta - gewissermaßen Dank früherem Hodenkrebs in einem WM-Kampf. Ziemlich chancenlos
- Mariusz Wach - hatte Kinn, war aber ansonsten recht langsam. Konnte Klitschko einmal anknocken, als dieser unachtsam war ... wurde ansonsten ausgeboxt. Wäre dank Steroid-Doping ohnehin nicht Weltmeister geworden/geblieben.
Die Rückkampf-Rangliste
Platz 1: Chris Byrd
Byrd war im Rückkampf mit Klitschko ziemlich chancenlos ... trotzdem schlug er sich dabei besser als die anderen die in den letzten 10 Jahren ein zweites Mal mit Klitschko im Ring standen
Platz 2: Tony Thompson
Nachdem Ray Austin gegen DaVarryl Williamson gewann, sollte er eigentlich einen Eliminator gegen Maskaev bestreiten. Doch jener verlor gegen Nagy Aguilera. Aguilera trat in das IBF-Ranking ein ... was dann später seine folgenden Bezwinger Samuel Peter und Maurice Harris nach vorne brachte. Thompson gewann den #2-Eliminator gegen Harris. Der geplante Eliminator gegen Eddie Chambers fiel aber wegen einer Verletzung Chambers' aus.
Klitschko bestritt seine Pflichtverteidigung dann gegen Thompson, der jedoch nicht an die frühere Leistung anknöpfen konnte. Thompson war diesmal mehr in der Defensive und konnte dem Druck von Klitschko nicht standhalten.
In Folge dessen wollte dann auch David Price gegen einen gealterten Thompson brillieren ... hat nicht geklappt.
Platz 3: Lamon Brewster
Brewster kam aus der Niederlage gegen Lyakhovych und aus der Trennung von Don King. Letzterer Punkt brachte womöglich die Chance auf den Kampf mit Klitschko.
Die abgelöste Netzhaut soll wieder repariert gewesen sein ... aber so ganz geklappt hat dies vielleicht nicht.
Klitschko dominierte gegen Brewster wie schon im ersten Kampf ... aber diesmal konnte Brewster den Kampf nicht drehen.
Spätestens nach dem Kampf gegen Helenius ist das Auge hinüber.
Platz 4: Samuel Peter
2 Jahre nach dem Kampf mit Rahman musste Klitschko wieder eine IBF-Pflichtverteidigung machen. Wie schon oben erwähnt profitierte Peter davon, dass er Aguilera besiegte, der vorher den uralten Maskaev bezwang.
Es ist fraglich, ob Peter-Aguilera eines #2-Eliminators würdig war. Peter hatte nach dem Titelverlust gegen Vitali Klitschko auch nicht viel gezeigt. Er wurde von Chambers ausgeboxt und hatte ein paar Journeymen besiegt (darunter den dicken Gabe Brown).
Zwar war Peter körperlich mit 240lb in passabler Verfassung ... abgesehen davon vermochte er aber Klitschko nicht viel entgegen zu setzen. Peter wirkte behäbig und schlug wenig. Nach 10 Runden war er zerbeult.