Beste Interpreten


Devil

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Den Thread Beste komponisten haben wir ja schon. Doch keine Komposition ohne Interpretation. Welche Inrerpreten ( egal ob Sänger, Dirigent , Pianist, etc) findet ihr am herrasuragensten? Und welche Interpretation eines Werkes gefällt euch besonders?
 

theGegen

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Interessanter wäre doch beinahe: wer ist der größte und wer ist der schwerste Interpret (aller Zeiten)?
 

Gast00

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Ich finde den Thread schon in Ordnung, zumal man ihn ja nicht auf die klassische Musik begrenzen muss. (Außerdem ist der "Beste Komponisten?"-Thread leider zu einer privaten Spielwiese von twinpeaks und mir geworden, mit der vergeblichen Hoffnung, jemand Anderes könnte sich einklinken und aus seinem Erfahrungsschatz plaudern - die Zeiten sind wohl endgültig vorbei; die Popmusik regiert diese traurige Ära unerbittlich.)

Ich habe es sicherlich schon mal irgendwo erwähnt: Simon Rattle ist - wenn auch nicht zwingend der beste - mein persönlicher Lieblingsdirigent. Ein Rattle-Konzert geht wohl an niemandem spurlos vorbei, der ein Ohr für klassische Musik hat. Rattle besitzt eine Begeisterung für die und Identifikation mit der Musik, die einfach ansteckend sind. Man merkt, dass er seinen Beruf und die Werke, die er dirigiert, aus tiefstem Herzen liebt. Das kann man ihm auch auf dem Podium ansehen, selbst wenn seine Bewegungen und Gesichtsausdrücke beim Dirigieren manchem Außenstehenden seltsam, wenn nicht gar lächerlich erscheinen mögen.

Unter den Pianisten schätze ich Maurizio Pollini für Brahms und Alfred Brendel für Beethoven, aber das sind auch nur Tendenzen. Die Frage nach den besten Interpreten ist stark werk- und zeitabhängig; immerhin nehmen diverse Solisten sich Werke im Laufe ihres Lebens wiederholt vor und interpretieren sie mit zunehmendem Alter bewusst anders (und nicht immer besser). Außerdem spielt niemand alles gleichgut; jeder hat seine Stärken und Schwächen ebenso wie persönliche Vorlieben, denen dann auch entsprechend mehr Zeit und Mühe bei der Einstudierung gewidmet wird.

________

Wer mich persönlich enttäuschte, war Kurt Masur, den ich mal live erleben durfte. Es gab Brahms' dritte Symphonie, und angesichts des Rufs, den Masur als Dirigent genoss und immer noch genießt, erwartete ich schon etwas Besonderes, zumal Masur ja "particularly noted for his interpretation of German Romantic music" (engl. Wikipedia) sei.

Zu Brahms' Dritter muss man wissen, dass sie ausgesprochen stürmisch beginnt, was untypisch für den reiferen Brahms ist und damit spezielle Aufmerksamkeit verdient. Von einem guten Vortrag der Dritten erwarte ich daher, dass das Orchester die erste halbe Minute aus allen Rohren feuert und man die Leidenschaft, die von Brahms in die Eröffnung des 1. Satzes hineinkomponiert wurde, förmlich greifen kann.

Dass Masur durchaus fähig ist, seine Musiker in diese Richtung zu bewegen, kann man an diesem Beispiel sehen. An "meinem" Abend aber war er lahm und ohne rechtes Feuer, als dirigierte er einen netten Walzer; in meiner Erinnerung scheint es, als schunkelte er schon gemütlich auf die Bühne, um die Symphonie dann vier Sätze lang einfach nur austrudeln zu lassen... Das ist sicherlich nur ein einzelner Eindruck, aber leider kein positiver.
 

twinpeaks

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Schöner Beitrag, Chris.

Was die klassische Musik angeht, so ist es bei Aufnahmen/Aufführungen auf allerhöchstem Niveau letztlich ohnehin so, dass man eben seine persönlichen Präferenzen hat. Natürlich spielt die Werktreue eine Rolle, die man dann eben jeweils beim Mitlesen der Partitur "überprüfen" kann; aber man muss sich immer vor Augen halten, dass die notierte Musik in vielerlei Hinsicht nur relativen Charakter hat. Erschwerend kommt hinzu, dass beispielsweise Bezeichnungen wie "Allegro" je nach Epoche recht unterschiedlich gebraucht wurden.

Ich persönlich bin ja, was Pianisten angeht, ein sehr großer Bewunderer von Arturo Benedetti Michelangeli, auch Claudio Arrau und Artur Rubinstein finde ich ganz großartig. Viele andere auch, aber wie Chris schon andeutete, mag man manche Interpreten eben auch für manche Komponisten eher, für andere weniger.
 

PhilIvey

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Um das Spektrum auf andere Instrumente zu erweitern, darf in so einem Thread natürlich ein Interpret nicht fehlen.

Jascha Heifetz.

Ganz einfach aus dem Grund, weil er derjenige ist, der der sog. Perfektion, wie wir sie definieren, am nahsten rankam, zumindest auf seinem Instrument, der Geige.

Auch wenn der erste Eindruck des Hörers sicherlich nicht immer positiv ausfallen mag (Kritikpunkte die man oft hört: zu kalt, zu technisch, wenig Musikalität), so muss man dies relativieren, wenn man sich mit den Interpretationen Heifetzs länger beschäftigt hat.

Hinter der doch so perfekt und kaltblütig erscheinenden Virtuosität steckt jede Menge Energie hinter, die die Musik zum Fluss bringt, und sie wirkt am schlichtesten von allen, ohne unnötige Schnörkel. Dieses Niveau hat kaum ein Interpret je erreichen können.

Viele Interpreten bevorzugen einen bestimmten Komponisten oder eine bestimmte Epoche, wodurch dann jeweilige Spezialisten entstanden sind, wie schon vorher erwähnt wurde.
Am inspierierensten unter den Dirigenten fand / find ich Bernstein, Jansons, Abbado und Rattle. Weitere Interpreten, bei denen ich das Vergnügen hatte, sie live zu hören und total beeindruckt und inspieriert war, sind Truls Mork, Maurizio Pollini, Tabea Zimmermann.

Eher enttäuscht hingegen war ich u.a. von Lorin Maazel, Daniel Barenboim (als Dirigent) und Valeri Gergiev, obwohl ich paar sehr schöne Aufnahmen von ihm habe.
 

Gast00

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Jascha Heifetz [...], weil er derjenige ist, der der sog. Perfektion, wie wir sie definieren, am nahsten rankam
Diese Aussage ist schwierig - wie definiert "Perfektion" sich denn? Größtmögliche Werktreue? Was aber, wenn der Komponist in seinem Konzept logisch gesehen einen Fehler gemacht hat? Ist es dann legitim, dass der Musiker diesen korrigiert?

am schlichtesten von allen, ohne unnötige Schnörkel.
Streichungen, Kürzungen und Ausschmückungen durch Solisten und Dirigenten haben leider eine lange Tradition. Früher war es viel mehr als heute üblich, rücksichtslos in fremden Kompositionen herumzuwerkeln, bis sie so waren, wie man selbst sie gern haben wollte.

Werktreue war völlig unbedeutend; es ging eher um die Erhöhung der Erfolgschancen. Da wurden aus Symphonien nur ausgewählte Sätze gespielt (was es auch heute vereinzelt noch gibt bzw. was sich bei Ouvertüren nie geändert hat), und wenn ein Satz dem Publikum besonders gefallen hatte, wurde er umgehend wiederholt, bevor die Symphonie planmäßig weiterging.

So etwas passiert heute noch: Ich kann mich an ein Konzert erinnern, bei dem mitten in einer Brahms-Symphonie auf einmal eine mehrminütige Reprise gespielt wurde, die nirgends in dem Werk vorgesehen ist, aber wahrscheinlich mochte der Dirigent die Passage so sehr... :rolleyes:
 

Gordo

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Diese Aussage ist schwierig - wie definiert "Perfektion" sich denn?
bei heifetz lässt sich perfektion schlicht so definieren, dass seine technik und seine tongebung einfach einzigartig waren. das ist also werkunabhängig. keiner hat dieses instrument je so beherrscht wie er.

ich mag den großteil seiner interpretationen. makellos und ohne kompromisse. es gibt ein paar sachen, wo er auch für mich zu nüchtern spielt. aber kälte kann man ihm keinesfalls vorwerfen. wenn mich jemand nach dem größten violinist aller zeiten fragt, wird meine antwort immer heifetz sein.

was mich interessieren würde: wie sind die meinungen hier zu celibidache?
 

Gast00

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bei heifetz lässt sich perfektion schlicht so definieren, dass seine technik und seine tongebung einfach einzigartig waren. das ist also werkunabhängig. keiner hat dieses instrument je so beherrscht wie er.
Vielleicht verstehe ich einfach nicht, was genau ihr meint: Geht es euch um die technische Perfektion, die Beherrschung des Instruments, also das Vermeiden von Fehlern beim Spielen? Dann würde ich allerdings bezweifeln, dass es einen Violinisten/Pianisten/Cellisten etc. gibt, der sich klar von seinen Konkurrenten abhebt, denn die besten von ihnen sind alle Meister ihres Fachs.

Es mag durchaus angebracht sein, Heifetz' Interpretationen zu loben, doch wo interpretiert wird, ist eigentlich gar kein Raum für Perfektion, oder? Immerhin ist eine Interpretation eine Auslegung von vielen möglichen, während Perfektion per Definition das einzig Mögliche ist.

Missverstehen wir uns? Ich bin verwirrt. ;)
 

MadFerIt

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mal eine frage von jemandem, der davon keine ahnung hat: was ist eigentlich die aufgabe eines dirigenten? jeder, der da vor ihm hockt und sein instument in den griffeln hält, weiß doch auch ohne sein effektvolles fuchteln mit dem zauber.. äh, drigierstab, wann sie was spielen müssen. ist das eher so eine aura-geschichte? er dirigiert sie aus der entfernung an und sein mojo geht auf transzendentem weg durch ihn über seinen stab auf die musiker über, die dann einen mojo-flash haben und noch mal eins drauf packen?
 

Gordo

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Vielleicht verstehe ich einfach nicht, was genau ihr meint: Geht es euch um die technische Perfektion, die Beherrschung des Instruments, also das Vermeiden von Fehlern beim Spielen? Dann würde ich allerdings bezweifeln, dass es einen Violinisten/Pianisten/Cellisten etc. gibt, der sich klar von seinen Konkurrenten abhebt, denn die besten von ihnen sind alle Meister ihres Fachs.

Es mag durchaus angebracht sein, Heifetz' Interpretationen zu loben, doch wo interpretiert wird, ist eigentlich gar kein Raum für Perfektion, oder? Immerhin ist eine Interpretation eine Auslegung von vielen möglichen, während Perfektion per Definition das einzig Mögliche ist.

Missverstehen wir uns? Ich bin verwirrt. ;)
nein du hast mich richtig verstanden. ich spreche tatsächlich von der beherrschung des instruments (weiß nicht, was philivey meinte, aber vermutlich dasselbe).

natürlich sind alle geigenvirtuosen meister ihres instruments. dennoch gibt es unterschiede. yehudi menuhin wird z.b. von vielen wegen seiner "schludrigen" technik kritisiert (und ist selbst wiederum ein kritiker von heifetz' spielweise). trotzdem ist er einer der größten. aber heifetz gilt in dieser hinsicht wirklich als das nonplusultra. könnte auch daran liegen, dass die geige ein sehr "technisches" instrument ist, im gegensatz zum klavier (vermute ich, denn bei klavier kenn ich mich nicht so aus). sind natürlich absolute kleinigkeiten, die hier den unterschied machen; also wir reden hier nicht von intonation o.ä. aber bei heifetz ist die summe aller technischen fähigkeiten durchaus besser als bei den anderen meistern. die bogentechnik ist hierbei wohl am herausragendsten.

hörtipp: das tschaikowsky violinkonzert. jeder ton kommt messerscharf wie von heifetz geplant.

bei der interpretation gibt es tatsächlich keine perfektion, da stimme ich dir voll zu.
 

PhilIvey

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Vielleicht verstehe ich einfach nicht, was genau ihr meint: Geht es euch um die technische Perfektion, die Beherrschung des Instruments, also das Vermeiden von Fehlern beim Spielen? Dann würde ich allerdings bezweifeln, dass es einen Violinisten/Pianisten/Cellisten etc. gibt, der sich klar von seinen Konkurrenten abhebt, denn die besten von ihnen sind alle Meister ihres Fachs.

Es mag durchaus angebracht sein, Heifetz' Interpretationen zu loben, doch wo interpretiert wird, ist eigentlich gar kein Raum für Perfektion, oder? Immerhin ist eine Interpretation eine Auslegung von vielen möglichen, während Perfektion per Definition das einzig Mögliche ist.

Missverstehen wir uns? Ich bin verwirrt. ;)

Ich meine mit perfektionistischem Spiel im Falle Heifetz, dass diese "technische Perfektion", die bei ihm unumstritten ist, auch ermöglicht, die Werke sehr werktreu spielt ohne größere Schnörkel, was ja zu seiner Zeit nicht immer üblich war. Aus der Zeit Anfang - Mitte 20. Jahrhundert haben sich gerade in vielen romantischen Werken bestimmte Sachen an bestimmten eingebürgert, dass "man" es dann so gemacht hat, auch wenn es nicht in den Noten stand. Die Verbreitung der Audiomedien trug dazu bei, dass noch heute bestimmte Übergänge in bestimmten Stücken auf eine bestimmte Art und Weise umgesetzt werden (ritardandi in Übergängen obwohl es nicht steht als Beispiel). Gerade in italienischen Opern sieht man dieses Phänomen häufig.

Heifetz tanzte da aus der Reihe. Gerade das ist es, was ihn letzten Endes so auszeichnet. Seine Fähigkeit, unabhängig der Tempi seinem Instrument einen klaren, transparenten Klang zu entlocken, ermöglicht es, Werke zu "interpretieren", in dem er diesen ohne groß Schnickschnack zu machen, eine klare Linie und Fluss verleiht, so dass die Spannung stringent ist. Der Spannungsbogen baut sich auf eine schlichte Art und Weise auf, kombiniert mit der angesprochenen Virtuosität gibt dies einen der komplettesten Interpreten, den die Klassikwelt gesehen hat.
 

Gordo

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habe noch ein hörbeispiel gefunden, wo es meiner meinung recht deutlich ist (auch wenn die tonqualität natürlich nicht doll ist):

menuhin vs heifetz

beide spielen dasselbe (technisch sehr anspruchsvolle) stück. unabhängig von der unterschiedlichen interpretation der beiden lassen sich auch deutliche technische unterschiede feststellen.
 

PhilIvey

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mal eine frage von jemandem, der davon keine ahnung hat: was ist eigentlich die aufgabe eines dirigenten? jeder, der da vor ihm hockt und sein instument in den griffeln hält, weiß doch auch ohne sein effektvolles fuchteln mit dem zauber.. äh, drigierstab, wann sie was spielen müssen. ist das eher so eine aura-geschichte? er dirigiert sie aus der entfernung an und sein mojo geht auf transzendentem weg durch ihn über seinen stab auf die musiker über, die dann einen mojo-flash haben und noch mal eins drauf packen?

Je nach dem was für ein Niveau das Orchester / die Musiker hat / haben, wird auch die Funktion des Dirigenten eine andere.

Je niedriger der Haufen, mit dem der Dirigent es zu tun hat, ist er damit beschäftigt, den Laden zusammenzuhalten was auch keine einfache Sache ist bei einer Größe von 50-100 Spielern. Eine klare Schlagtechnik und gute Koordination ist notwendig (was viel Übung erfordert) um diese Aufgaben so gut wie möglich zu erfüllen. Zusammenspiel, Einsätze geben sind die Hauptaufgaben.
Je höher das Niveau der Musiker, desto mehr Möglichkeiten bieten sich für den Dirigenten an. Nun ist er gefordert, nicht nur zusammenspieltechnisch, sondern auch musikalisch aus einem Haufen von mehreren Musikern eine Einheit zu formen. Hier gilt es aus Sicht des Dirigenten, bestimmte Linien zu zeigen bzw. zu führen, evtl. Tempoveränderungen, Klangbalance, Aufbau von Spannungsbögen.

Kurzum, der Dirigent wird zum Interpreten, das Orchester wird sein "Instrument". Unter der Voraussetzung, dass die Musiker genau so spielen, wie der Dirigent es zeigt, klingt das gleiche Orchester unterschiedlich, je nach dem wer da vorne steht.

Was man noch zum Dirigenten sagen kann ist natürlich dass die Probenarbeit zum wichtigen Hauptbestandteil seiner Arbeit gehört. Hier kommt es drauf an, wie zielgerichtet der Dirigent in der Lage ist, die Partitur zu bearbeiten, Zeit effektiv zu nutzen, um die Probenziele so gut wie möglich zu erreichen. Hier ist auch natürlich Persönlichkeit, Feinfühligkeit und trotzdem gleichzeitige gute Dosis von Strenge und Bestimmtheit gefragt, damit seine Position nicht infrage gestellt, aber gleichzeitig als Dirigent von den Musikern vollständig akzeptiert und geschätzt wird, denn die Gemütslage der Musiker wirkt sich natürlich auch auf die Leistung derer aus.

Lange Rede kurzer Sinn, ein Dirigent ist etwas mehr als nur der "Star" am Pult. Ein vielschichtiger und komplexer Beruf, womit es nur die wenigsten bis nach ganz oben schaffen.
 

Gibson

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Streichungen, Kürzungen und Ausschmückungen durch Solisten und Dirigenten haben leider eine lange Tradition. Früher war es viel mehr als heute üblich, rücksichtslos in fremden Kompositionen herumzuwerkeln, bis sie so waren, wie man selbst sie gern haben wollte.

Ich bin jetzt nicht der Klassik Experte aber ich finde es in der Musik im Allgemein eigentlich sehr schön wenn man die Sachen ein wenig verändert und seine eigenen Version daraus macht (ein ganz neues Stück sollte natürlich nicht entstehen).Das ganze bringt doch viel Abwechslung rein und gibt gerade be Live Konzerten der ganzen Sache eine gewisse Einzigartigkeit.

Ich glaube auch nicht das die Komponisten da so große Probleme mit haben, in anderen Musikrichtungen ist das doch immernoch völlig üblich und viele Musik spielen ihren eigene Stücke live gerne anders.Ich finde es eigentlich sehr gut wenn da ein paar eigene Ideen eingebracht werden solange es im Rahmen bleibt.
 

Gast00

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mal eine frage von jemandem, der davon keine ahnung hat: was ist eigentlich die aufgabe eines dirigenten? jeder, der da vor ihm hockt und sein instument in den griffeln hält, weiß doch auch ohne sein effektvolles fuchteln mit dem zauber.. äh, drigierstab, wann sie was spielen müssen.
Sie wissen das Wann und das Was, aber nicht das Wie. Hier kommt der Dirigent ins Spiel, denn der legt fest, wie ein Werk interpretiert wird. (Ich weiß allerdings nicht, wieviel Mitspracherecht die einzelnen Musiker dabei haben.) Deshalb kann man mit ein wenig Übung auch heraushören, ob da z.B. ein Karajan, ein Wand oder ein Furtwängler die Brahms-Symphonie spielen lässt.

Jeder Dirigent hat seine eigenen Vorstellungen von Tempo, Lautstärke, Gewichtung einzelner Instrumentengruppen etc., und er setzt sie durch. Natürlich kann ein Musiker diesen Anweisungen zuwiderhandeln, doch dann wird es hinterher mächtig Ärger mit dem Dirigenten geben (oder wie bei Mahler schon während des Spielens durch Mahlers berühmten strafenden Blick).

Der Dirigent ist das Ventil des Orchesters. Er eröffnet das Spielen, leitet die Einsätze und bündelt die Kräfte der einzelnen Musiker, die durch ihn zu einer Gruppe verschmelzen. Er ist zugleich auch Blickfang fürs Publikum, quasi das Gesicht des Orchesters.

Soweit die Theorie. Wie das in der Praxis aussieht, variiert natürlich von Dirigent zu Dirigent. Es ist aber bekannt, dass Mahler bei seinen Musikern gefürchtet war, weil er ein solch strenges Regiment führte. Er ließ in den Proben manche Passagen so oft wiederholen, dass die derart unter Druck gesetzten Musiker in Tränen ausbrachen oder aus dem Saal verschwanden. Dafür erreichte er mit seinen Orchestern jedoch auch legendäre Vorstellungen, v.a. bei Werken von Richard Wagner.

Simon Rattle hingegen ist jemand, der bei den Musikern sehr beliebt ist. Er kann seine Freude an der Musik aufs Orchester übertragen, das dann auch anders spielt als unter jedem anderen Dirigenten (sehr schön zu sehen an den Berliner Philharmonikern). So hat jeder Dirigent seinen persönlichen Einfluss, den man dann auch (mehr oder weniger) hören kann. Es ist also nicht so, dass da einfach nur jemand den Hampelmann gibt, während das Orchester spielt.

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nein du hast mich richtig verstanden. ich spreche tatsächlich von der beherrschung des instruments (weiß nicht, was philivey meinte, aber vermutlich dasselbe).
Ja, ihr habt beide eure Standpunkte gut erklärt.

Die Frage, die ich mir jetzt stelle, ist jedoch: Ist nicht gerade das Klare, Schnörkellose, was als technische Perfektion aufgefasst wird, nur eine Art der Interpretation? Bzw.: Bringen andere Solisten sich durch zuviel Ausschmückung u.U. um den Ruf der Perfektion? Ich kann das selbst nicht beurteilen, weiß aber, dass Lang Lang genau das Zweitgenannte vorgeworfen wird, obwohl er handwerklich wohl alles mitbringt, was einen Weltklassepianisten ausmacht.

Was Heifetz betrifft, sehe ich das als Anregung, mir mal Aufnahmen von ihm zuzulegen, gerade da er u.a. die Violinkonzerte von Tschaikowski und Korngold einspielte, die ich schon durch Anne-Sophie Mutter kennengelernt habe. Unterm Strich müsste ich aber die Partituren kennen, um selbst beurteilen zu können, welcher Musiker die Werke werktreu wiedergibt und welcher nicht.
 

Gordo

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Die Frage, die ich mir jetzt stelle, ist jedoch: Ist nicht gerade das Klare, Schnörkellose, was als technische Perfektion aufgefasst wird, nur eine Art der Interpretation? Bzw.: Bringen andere Solisten sich durch zuviel Ausschmückung u.U. um den Ruf der Perfektion? Ich kann das selbst nicht beurteilen, weiß aber, dass Lang Lang genau das Zweitgenannte vorgeworfen wird, obwohl er handwerklich wohl alles mitbringt, was einen Weltklassepianisten ausmacht.
ich denke du hast recht. das eine hängt mit dem anderen zusammen. heifetz will seine interpretation klar, präzise und analytisch. dies wiederum erfordert makellose technik. dahinter liegt vermutlich schon eine ganz andere herangehensweise wie bei menuhin.

Was Heifetz betrifft, sehe ich das als Anregung, mir mal Aufnahmen von ihm zuzulegen, gerade da er u.a. die Violinkonzerte von Tschaikowski und Korngold einspielte, die ich schon durch Anne-Sophie Mutter kennengelernt habe. Unterm Strich müsste ich aber die Partituren kennen, um selbst beurteilen zu können, welcher Musiker die Werke werktreu wiedergibt und welcher nicht.
tchaikovsky und korngold sind meiner meinung nach werke, die heifetz spielweise wie auf den leib geschneidert sind. korngolds dritter satz muss man genau so spielen, nicht anders ;)

um mal noch ein gegenbeispiel zu bringen: sibelius violinkonzert mag ich persönlich nicht von ihm. da kann ruhig etwas "schmalz" hinein. aber das ist selbstverständlich geschmacksache.

die aufnahme von mutter habe ich übrigens auch und ich bin jedes mal überrascht, wie gut sie sich doch bei diesen anspruchsvollen werken schlägt.
 

Gast00

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Ich bin jetzt nicht der Klassik Experte aber ich finde es in der Musik im Allgemein eigentlich sehr schön wenn man die Sachen ein wenig verändert und seine eigenen Version daraus macht
Damit hast du wohl recht, denn am Ende ist das gut, was gefällt. Selbst der strenge Brahms beglückwünschte mal einen Dirigenten nach der Aufführung einer Brahms-Symphonie zu einer Interpretation, die klar von dem abwich, was Brahms vorschwebte, die dieser aber dennoch gelungen fand.

Allerdings ist es nicht so, dass es den Komponisten nichts ausmacht, wie ihre Werke interpretiert werden. Manche Partituren (z.B. von Bruckner, Mahler) müssen von Korrekturen, Anweisungen und Kommentaren derart übersät sein, dass es an Unlesbarkeit grenzt. Dahinter soll eine fast schon panische Angst stecken, seine musikalische Vision nicht wunschgemäß verwirklicht zu sehen.

Dabei muss man immer bedenken, dass die große Musik der vergangenen Jahrhunderte in den Köpfen der Komponisten entstand, nicht am Mischpult oder am Computer. Sogar der Komponist selbst hörte erst bei der Uraufführung bzw. den Proben dafür zum ersten Mal, was er sich da eigentlich ausgedacht hatte. Das dürfte den Wunsch nach Klarheit und Genauigkeit erklären.

tchaikovsky und korngold sind meiner meinung nach werke, die heifetz spielweise wie auf den leib geschneidert sind. korngolds dritter satz muss man genau so spielen, nicht anders ;)
Interessant: Ich fand - wohlgemerkt nach einmal Hören - den dritten Satz am schwächsten (teilweise, gerade zu Beginn, doch sehr dünn), die ersten beiden dafür umso besser. :) Jetzt, da Korngold gehört ist und bei Tschaikowski das Finale läuft, kann ich schon sagen, dass Heifetz' Spiel mir sehr gefällt.

Da haben wir aber das Problem: Was gefällt oder gar "sauber" klingt - bei Heifetz definitiv der Fall -, sagt ja immer noch nichts über die Werktreue aus. Im Endeffekt kann man jenseits vom eigenen Geschmack die Qualität einer Interpretation doch nur beurteilen, wenn man das Werk auch theoretisch kennt. Dass das bei vielen Hörern nicht der Fall ist, erklärt z.B. den kommerziellen Erfolg von David Helfgott, der vielen Experten ja als reiner Stümper gilt.

die aufnahme von mutter habe ich übrigens auch und ich bin jedes mal überrascht, wie gut sie sich doch bei diesen anspruchsvollen werken schlägt.
Gibt es darüber zwei Meinungen? Mutters Ruf als eine der führenden Solist(inn)en ihrer Zeit ist doch eigentlich unumstritten.
 

Gordo

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Interessant: Ich fand - wohlgemerkt nach einmal Hören - den dritten Satz am schwächsten (teilweise, gerade zu Beginn, doch sehr dünn), die ersten beiden dafür umso besser.
du hörst bestimmt die von dir gepostete live-version auf youtube. ich bezog mich auf die cd-aufnahme mit wallenstein.

Gibt es darüber zwei Meinungen? Mutters Ruf als eine der führenden Solist(inn)en ihrer Zeit ist doch eigentlich unumstritten.
sicher. aber sie spielt mir zu oft larifari-klassik a la vier jahreszeiten (;)) weil das halt bei der breiten masse gut ankommt. dabei spielt sie die "schwere kost" eben durchaus auch auf höchstem niveau.
 

Gast00

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du hörst bestimmt die von dir gepostete live-version auf youtube. ich bezog mich auf die cd-aufnahme mit wallenstein.
Natürlich; es ging mir auch nur um den ersten Eindruck. Die Absicht, mir Aufnahmen von Heifetz zuzulegen, wird aber unbedingt noch verwirklicht werden.

sicher. aber sie spielt mir zu oft larifari-klassik a la vier jahreszeiten (;)) weil das halt bei der breiten masse gut ankommt. dabei spielt sie die "schwere kost" eben durchaus auch auf höchstem niveau.
Lustig - die Vier Jahreszeiten von ihr habe ich auch (mit Karajan). Das war damals eine meiner ersten CDs, ist aber musikalisch nicht meine Epoche. Insgesamt mag ich Mutter sehr; ihr Spiel erscheint im Vergleich mit dem mancher ihrer Kollegen so viel reicher und lebendiger, auch wenn das über die Werktreue natürlich nichts aussagt.
 
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