Einige. Zunächst einmal sollte festgestellt werden, dass Opern im heutigen Sinne Ende des 16. Jahrhunderts entstanden (Florentiner Camerata) sind. Eine Betrachtung dieser Frage unter Ausblendung des Zeitraums durch faktische Beschränkung auf einen Zeitraum ab 1960 kann daher nur lächerlich erscheinen. Dazu kommt, dass man bei einer Bewertung selbst dieser Zeit oder einer Zeit aus der noch Tondokumente vorhanden sind, die stimmliche Qualitäten erahnen lassen, unterscheiden müsste zwischen den Stimmlagen, dem Fach etc.
So ist zweifelsfrei Anna Netrebko eine hervorragende Sopranistin, aber ist sie besser als Maria Callas und werden diese Beiden hauptsächlich als herausragend betrachtet, weil sie auch durch ihre spezifische Art medienwirksam in Szene gesetzt werden/wurden? Aber was ist dann mit Maria Malibran, die eine herausragende Opernsängerin des frühen 19. Jahrhunderts war? Eigentlich die erste Diva der Operngeschichte. Andererseits war sie Mezzo-Sopranistin, deren Stimmumfang allerdings so groß war, dass sie mühelos Sopran-Partien singen konnte. Das wiederum könnte uns zu einer Betrachtung von Cecilia Bartoli bringen, die mit einem Stimmumfang von über zweieinhalb Oktaven als eigentliche Mezzo-Sopranistin ebenso Sopran-Partien meisterhaft beherrscht und von der reinen stimmlichen Ausdruckskraft Anna Netrebko geradezu an die Wand singen kann, allerdings überwiegend Koloratur-Partien singt und (spät-)barocke Lieder interpretiert. Anderseits, bei Koloraturen denkt man unweigerlich an Adelina Patti, wie wäre die einzuordnen?
Wie will man alle diese Äpfel mit Birnen vergleichen. betrachtet man bei einem Opernsänger nur die Tenorstimmlage. Wie lässt sich die Leistung und das Können eines Luciano Pavarotti mit der eines Ludwig Fischer vergleichen. Oder mit der eines Carlo Broschi?
Was ist eigentlich mit Hans Rolf Rippert? Stimmlich zweifelsfrei einer der besten Sänger, den die Musikgeschichte kennt. Aus finanziellen Gründen hat er sich frühzeitig aus dem ersten Fach in die seichten Fahrwasser begeben, seinen Namen ins Russische übersetzt und den Dudelonkel gespielt. Seine stimmlichen Qualitäten (Stimmunfang über 4 Oktaven) waren unter Experten nie umstritten und überragen die Fähigkeiten so manchen internationalen Opernsängers bei weitem.
Was hebt einen Luciano Pavarotti über Enrico Caruso? Die Tatsache das Caruso einen tiefer ansetzenden Stimmumfang hatte und nur bis zum H kam, dafür aber bis in Basslagen singen konnte? Aber wenn hohe Stimmlagen gefordert sind, ist dann nicht Jochen Kowalski einem Luciano Pavarotti überlegen? Einerseits erreichte Pavarotti in jüngeren Jahren mühelos das Hohe C, was in im gesetzteren Alter nicht mehr gelang. Anderseits kompensierte er die altersbedingte Eingrenzung seiner Stimmlage durch eine gewachsene Ausdrucksfähigkeit. Placido Domingo hingegen hat das größte Repertoire aller bekannten Tenöre der Musikgeschichte. Seine im Vergleich zu Pavarotti nicht so ausdruckskräftige Stimme erreichte auch nicht so hohe Stimmlagen wie Pavarotti hat aber ihre Qualitäten über einen größeren Zeitraum behalten, ohne dass sich seine Stimme wesentlich veränderte. Wie bewertet man das?
Insofern ist die formal einfach Eingangsfrage des Thread kaum zu beantworten und wenn ich dann als Antwort drei Sänger(innen) genannt bekommen habe, die aus einem relativ kurzen Zeitabschnitt stammen und keine Kriterien oder nachvollziehbare Begründungen genannt bekomme, dann kann ich darüber nur lachen.
Roberts