Zum Spiel:
Im ersten Heimspiel der Saison gegen den FC Bayern Münschen setzte Korkut voll und ganz auf defensive Stabilität: Mario Gómez als einzige Spitze im 4-5-1 (N. González, Thommy, Didavi, Akolo auf der Bank), einzig mit A. Donis ein weiterer Offensivspieler im rechten Mittelfeld, dafür Aogo als zusätzliche Absicherung vor der Abwehrreihe. Dementsprechend zog sich Stuttgart von Anfang an zurück und versuchte die Räume möglichst eng zu halten. Bayern tat sich schwer klare Chancen gegen die kompakt stehenden Schwaben herauszuspielen: Mitte der ersten Hälfte verfehlte ein Kopfball Goretzkas (seitlich vom Fünfmeterrraum) das Tor um mehrere Meter. Das Offensivspiel des VfB quasi nicht vorhanden - Gomez hing alleine in der Luft, A. Donis arbeitete leidenschaftlich mit nach hinten und somit mit wenig Impulsen nach Vorne.
Maffeo zeigte sich gegenüber seinem Bundesligadebüt in Mainz verbessert: seine Stärken liegen aber nach wie vor in der Offensive. Zahlte beim Führungstor Lehrgeld, als ihn Goretzka mit einer einfachen Körpertäuschung sehr leicht aussteigen lässt. Er sieht in der Szene nicht gut aus. Die Mauertaktik war ca. 36 Minuten lang erfolgreich, danach zeigte sich die individuelle Qualität der Bayernspieler und letztendlich ein Klassenunterschied.
Das 1:0 musste die Mannschaft erst mal verarbeiten. In der Folge Stuttgart nicht mehr konsequent genug in den Zweikämpfen sowie im kollektiven Verteidigen: somit kamen die Bayern zu mehreren guten Gelegenheiten vor der Pause (Distanzschuss Goretzka, Kopfball Hummels nach Ecke, Volleyabnahme Müller aus spitzem Winkel). Ein gut reagierender Zieler und die glücklose Chancenverwertung der Bayern verhinderten einen höheren Rückstand zur Halbzeit.
Es gab keine Wechsel in der Pause. Von Beginn an machten die Bayern dort weiter, wo sie vor der Pause aufgehört haben und erspielten sich mehrere Möglichkeiten (Freistoß Alaba an Innenpfosten, Kopball Hummels & Goretzka, Schuss Müller). Logische Folge war das 2:0 durch Lewandowski. Wenige Minuten zuvor sorgte die Auswechslung von A. Donis für Unverständnis bei den Fans sowie Pfiffen von den Rängen. Der VfB nach wie vor harmlos in seinen Offensivaktionen. Standesgemäßer 3:0-Sieg der Bayern geht völlig in Ordnung. Damit die zweite Niederlage im zweiten Spiel für den VfB Stuttgart.
Auf Seiten des VfBs Zieler mit (gewohnt) guter Leistung, Ascacíbar & A. Donis positiv zu erwähnen, Pavard auch ordentlich.
Meine Bewertung:
Trainer Tayfun Korkut bleibt seiner taktischen Linie der vergangenen Rückrunde treu. Vor dem Spiel war ich noch optimistisch gewesen, was eine mutige Aufstellung sowie offensivere taktische Ausrichtung anging. Jedoch sollte klar sein, dass gegen die Bayern Einiges zusammenkommen muss, um Chancen auf einen Sieg zu haben.
Ob mit der nun ausgewählten Aufstellung sowie Taktik ein Erfolg an diesem Tag möglich schien?
Die Bayern waren mit einer sehr offensivorientierten Aufstellung angetreten: statt Defensivabräumer Martinez mit Thiago einen spielstarken "Sechser", davor ebenso offensiv ausgerichtet mit Goretzka & Müller sowie die Außenverteidiger Alaba & Kimmich mit gewohntem Offensivdrang. Gerade
ohne Martinez und mit der zu erwartenden offensivorientierten Herangehensweise sollte ein gleich von Beginn an hohes Anlaufen und frühes Stören im taktischen Wechsel mit phasenweisem schnellen Umschaltspiel (bzw. Gegenpressing) und schnörkellosen Konterspiel die Bayern am Aufziehen ihres gewohnten Ballbesitzspiels hindern sowie die Defensive unter Druck setzen können. Aus meiner Sicht erfolgsversprechender als den "Bus zu parken".
Warum ausgerechnet Aogo
ohne Not von Beginn an aufläuft, kann ich nicht nachvollziehen (vielleicht kann mir das jemand plausibel erklären?). Mario Gómez in der Konstellation als
alleinigen Konterstürmer gegen die Bayern zu bringen, finde ich auch fragwürdig. Hinzu kommen seine momentane körperliche Verfassung bzw. sein dadurch
aktuell abrufbares Leistungsvermögen sowie die bisher gezeigten Leistungen auf dem Platz (N. González passt da als Spielertyp deutlich besser und machte von Beiden den agileren Eindruck im Spiel gegen Mainz). Selbiges gilt für Kapitän Gentner (Alternativen Thommy u. ggf. Castro). Beide könnten ebensogut nach entsprechendem Spielverlauf zur zweiten Halbzeit kommen bzw. als Einwechselspieler für die letzten 30 Minuten bereit stehen. Ebenso hätte ich es verstehen können, wenn Beck als Absicherung hinter A. Donis gespielt hätte oder Insua im Zusammenspiel mit A. Donis auf der linken Seite.
Insbesondere
folgende Aussagen des Trainers lassen mich doch stark zweifeln:
Vor allem die Offensive lässt Treffsicherheit und Durchschlagskraft vermissen. Mitten drin: Mario Gomez, der gegen den Rekordmeister als Solist in vorderster Front bis auf das eine oder andere Laufduell oder den einen oder anderen (meist verlorenen) Zweikampf kaum zu sehen war. Der Trainer nimmt den Ex-Nationalspieler in Schutz. "Er ist unser torgefährlichster Spieler", sagt Tayfun Korkut. Allerdings auch einer, dessen Qualitäten in einer Rolle wie am Samstag nicht wirklich zur Geltung kommen können. "Er ist kein Konterspieler. Er muss gefüttert werden."
Zulieferdienste, die Anastasios Donis als einzig echter Angreifer dahinter nicht bedienen konnte. Die auch die später eingewechselten Daniel Didavi und Erik Thommy nicht erbrachten. Gomez hing in der Luft. Worin Korkut nur ein Problem sieht. Sein verhinderter Torjäger leide auch unter Trainingsrückstand. "Mario ist aus seiner Pause gekommen und hatte nicht den gleichen Aufbau, wie die anderen", meint der 44-Jährige. "Er musste gleich ran, sofort im Pflichtspielmodus sein."
(Quelle:
Artikel im Kicker, 04.09.2018.)
Die Wechsel an sich sowie deren Zeitpunkt konnte ich ebensowenig verstehen. Warum nicht einfach die Taktik korrigieren und zur zweiten Halbzeit einen zusätzlichen offensiven Spieler bringen?
Letzlich ist
alleine Tayfun Korkut als Trainer des VfB Stuttgart für die Aufstellung & Taktik verantwortlich. Mit einer anderen Aufstellung sowie offensiveren Ausrichtung hätte es genausogut nach 30 Minuten einen 0:2-Rückstand geben können. Trotzdem bleibt Skepsis - auch wegen der Wechsel (wie bereits in Mainz). Eine Niederlage gegen Bayern München ist kein Beinbruch: etwas mehr Mut & Risiko bezüglich Taktik & Spielweise hätte ich mir dennoch gewünscht...