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Wenn es um freiwillige Titelverteidigungen geht, dann erlebt man beim Beobachten der Verbands-Ranglisten schonmal Kuriositäten.
Ich erinnere mich zum Beispiel daran, wie 2007 eine Pressekonferenz in Dresden stattfand. Damals gab es boxingpress.de noch und ich bin zufälligerweise Dresdner.
Es ging in erster Linie um die Titelverteidigung von Virgil Hill gegen Firat Arslan ... auch wenn Hill nicht vor Ort war und im Nachhinein unglücklich darüber, dass er auf dem Poster nicht mal zu sehen war.
Des Weiteren wurde auch bekannt gegeben, dass Zsolt Erdei in Dresden seinen Titel verteidigen will. Der Gegner würde aber noch nicht feststehen, hieß es.
Ich hakte damals nach, denn laut Gerüchten (ich glaub aus dem Forum von eastsideboxing oder boxingscene ... oder vielleicht auch von hier), hätte Tito Mendoza schon einen Vertrag für einen Kampf gegen Erdei unterschrieben. Dabei würde Mendoza doch garnicht in den WBO-Top15 auftauchen.
Tja ... wie soll man das erklären? Die Antwort seitens UBP war ausweichend ... es hieß einfach der Gegner würde noch nicht feststehen. Glaubhaft war dieses Dementi nicht unbedingt.
Im Oktober-Ranking der WBO - also wenige Tage nach der Pressekonferenz - tauchte auf einmal ein gewisser Tito Mendoza auf Platz 13 der neuen Rangliste auf ... also ein Platz vor Tavoris Cloud (die ersten beiden Plätze gehörten Jones und Hopkins ... die hatten besseres zu tun).
Wer 1 und 1 zusammenzählen konnte, der fühlte sich der Vermutung stark bekräftigt, dass die Mendoza-Gerüchte tatsächlich stimmten und der Gegner schon feststand ... bevor die neue Rangliste veröffentlicht wurde und bevor Mendoza ohne irgendwelche nennenswerten Erfolge in diese Rangliste vorstieß.
Der Kampf war einseitig und Erdei verteidigte seinen Titel ohne Mühe. Kurioserweise war es eine "Split Decision". Punktrichter Eugene Glenn gab später zu, dass es sein könnte, dass er die Namen der beiden Boxer verwechselt hätte...
Auch in anderen Fällen hat die WBO innerhalb von wenigen Wochen mehrere neue Ranglisten für einen Monat rausgegeben ... je nach Bedarf. War bei Maccarinelli vs Bobby Gunn, glaube ich, auch der Fall.
Ein anderer Fall ist der von Lamon Brewster. 2006 war Wladimir Klitschko der Ranglisten-Erste bei IBF und WBO ... und hätte damit Herausforderer von Brewster werden können. Verschiedene Umstände führten Klitschko aber auf den IBF-Weg. Brewster hatte mehr Spielraum bis zur nächsten Pflichtverteidigung als Byrd, die WBO ist in diesem Punkt eh lascher als die IBF und mit Byrd mochten die Klitschkos und Bönte lieber verhandeln als mit Brewsters "Vormund" Don King. Es war nichtmal ein Purse Bid nötig, Byrd kam für 3,5 Millionen (weiß nicht mehr ob Euro oder Dollar) nach Deutschland ... Klitschko kassierte etwas mehr als ein Drittel.
Während Klitschko sich also mit Byrd beschäftigte, boxte Brewster kurz darauf einen anderen Gegner. Don King wählte jemand aus den eigenen Reihen ... den fast anderthalb Jahre inaktiven Sergei Lyakhovich. Kurz nach der Bekanntgabe des Kampfes kam dann auch die neue WBO-Rangliste raus ... dann auch mit dem Weißrussen in den Top15, in welchen er zuvor nicht auftauchte. don King sah das nicht so eng wie Don Kohl und gab den Gegner schon bekannt, bevor er in die Rangliste gehievt wurde.
Nun aber werden diese beiden Fälle in den Schatten gestellt. Der Partner ist hierfür die WBA. Der Traditionsverband mit Sitz in Panama bemüht sich seit mehreren Jahren seinen eigenen Ruf sukzessive zu untergraben. Mit der neuen Rangliste gelingt dies wieder einmal. Und damit meine ich nicht die obskure Positionierung von Hasim Rahman als Nummer 1 der Schwergewichtsrangliste.
Nein ... es geht um Guillermo Jones. Jener frühere Weltergewichtler hat als Panamese seit langem einen guten Stand bei der WBA ... das mag vielleicht daran liegen, dass der Präsident die gleiche Heimat hat ... oh wie schön ist Panama!
Jones stand lange weit oben in der Rangliste und brachte es damit zum Gegner von Firat Arslans Pflichtverteidigung ... eine Chance, die Jones eindrucksvoll nutzte. Die anderen Ranglisten ignorierten Jones so ziemlich, was auch daran lag, dass Jones schon etliche Jahre zuvor Wayne Braithwaite in einem Eliminator geschlagen hatte. Jones interessierte sich wohl nicht für den "kleinen WBA-Titel", nachdem Mormeck zum "Superchamp" (wegen Titelvereinigung) aufgestiegen war.
Außerdem bot kein Promoter das Mindestgebot, das die IBF bei einem Purse Bid für einen erneuten Kampf zwischen Cunningham und Jones sehen wollte (100.000 Dollar).
Wie auch immer. Der Boxer aus Panama bekommt vom Verband aus Panama keinen Stress. Andererseits besorgt ihm der Promoter aus den USA auch nicht allzuoft Gegner.
Seitdem Jones den Titel von Arslan gewonne hat, verteidigte er diesen ein Mal. Nicht gegen den damaligen Interims-Champ Herelius, sondern gegen Valery Brudov, der seit der Niederlage gegen Arslan eigentlich nicht viel erreicht hatte.
Herelius verlor den Interims-Titel an Hernandez ... ein Kampf mit diesem kam nicht zustande, Hernandez wurde stattdessen IBF-Weltmeister (wenn auch unter strittigen Umständen).
Und jetzt? Kommt doch irgendwann wieder eine Pflichtverteidigung von Guillermo Jones? Z.B. gegen Lateef Kayode?
Nein! Natürlich nicht! Es ist eine freiwillige Titelverteidigung.
Eigentlich ist es schon beschämend genug, dass die WBA 3 Jahre nach Titelträger-Wechsel noch nicht einen Purse Bid für eine Pflichtverteidigung in Erwägung gezogen hat.
Geplant war in diesem Jahr schon eine Titelverteidigung von Jones gegen Ryan Coyne ... ebenfalls bei Don King unter Vertrag und aus der vierten "The Contender"-Staffel bekannt. Coyne zog sich jedoch im Vorfeld eine Verletzung zu und musste den Kampf absagen ... nun will er im Halbschwergewicht antreten und verlässt damit die Cruisergewichts-Rangliste.
Da konnte die WBA also jemand neues reinsetzen. Und dieser neue ist zufälligerweise gleich auch noch der Gegner von Guillermo Jones, bei dessen zweiter Titelverteidigung seit 2008! Und es ist?
Tatatataaaaa
Michael Marrone!
What the f***?
Der Michael Marrone, welcher umstritten gegen Zack Page gewann?
Der Michael Marrone, welcher hauptsächlich durch seine KO-Niederlagen gegen Pianeta und Williamson bekannt ist?
Der Michael Marrone, welcher im Schwergewicht bei BoxRec nicht unter den Top150 zu finden war?
Der Michael Marrone, welcher weder bei BoxRec, noch bei der IBO im Cruisergewicht nicht in den Top75 steht?
Wow...
Die WBA ist so gütig und gibt bei den Bewegungen in ihren Ranglisten immer auch eine Liste heraus, was sich getan hat ... und welche Begründung sie vorgibt.
Ich zitiere:
"Record and caliber" ... ja meine Fresse. Rekord und Kaliber von Machael Marrone.
Von welchem Rekord und von welchem Kaliber redet die WBA, wenn es um die Rechtfertigung eines Platzes in den Top15 einer Weltrangliste geht?
Selbst Valery Brudov muss sich verarscht vorkommen, dass Marrone vor ihm im Ranking steht...
Marrones Rekord ist mies ... sein Kaliber ist mies ... zumindest wenn es darum geht, ob er in den Top15 Erwähnung finden sollte/dürfte, oder nicht.
Ich meine, der Kerl hat nicht einmal um irgendeinen WBA-Popel-Gürtelchen geboxt.
Sicher, es hat schon viele unwürdige Herausforderer für einen Cruiser-WM-Gürtel gegeben (z.B. Fabrice Tiozzo vs Ken Murphy; Juan Carlos Gomez vs Alexey Ilyin; Juan Carlos Gomez vs Rodney Gordon; Enzo Maccarinelli vs Bobby Gunn; Ralf Rocchigiani vs Jay Snyder) ... aber diese Ansetzung bei einem derart selten geforderten Titelträger ... das lässt mich nur meinen Kopf schütteln.
Ach übrigens, der Kampf zwischen Lebedev und Toney - einen Tag vorher - soll wohl um den wieder freien Interims-Titel der WBA gehen. Unnötig zu erwähnen, dass Toney nicht in den Top15 steht... (seit den Niederlagen gegen Sam Peter wird er nicht mehr bei der WBA gerankt)
Ich erinnere mich zum Beispiel daran, wie 2007 eine Pressekonferenz in Dresden stattfand. Damals gab es boxingpress.de noch und ich bin zufälligerweise Dresdner.
Es ging in erster Linie um die Titelverteidigung von Virgil Hill gegen Firat Arslan ... auch wenn Hill nicht vor Ort war und im Nachhinein unglücklich darüber, dass er auf dem Poster nicht mal zu sehen war.
Des Weiteren wurde auch bekannt gegeben, dass Zsolt Erdei in Dresden seinen Titel verteidigen will. Der Gegner würde aber noch nicht feststehen, hieß es.
Ich hakte damals nach, denn laut Gerüchten (ich glaub aus dem Forum von eastsideboxing oder boxingscene ... oder vielleicht auch von hier), hätte Tito Mendoza schon einen Vertrag für einen Kampf gegen Erdei unterschrieben. Dabei würde Mendoza doch garnicht in den WBO-Top15 auftauchen.
Tja ... wie soll man das erklären? Die Antwort seitens UBP war ausweichend ... es hieß einfach der Gegner würde noch nicht feststehen. Glaubhaft war dieses Dementi nicht unbedingt.
Im Oktober-Ranking der WBO - also wenige Tage nach der Pressekonferenz - tauchte auf einmal ein gewisser Tito Mendoza auf Platz 13 der neuen Rangliste auf ... also ein Platz vor Tavoris Cloud (die ersten beiden Plätze gehörten Jones und Hopkins ... die hatten besseres zu tun).
Wer 1 und 1 zusammenzählen konnte, der fühlte sich der Vermutung stark bekräftigt, dass die Mendoza-Gerüchte tatsächlich stimmten und der Gegner schon feststand ... bevor die neue Rangliste veröffentlicht wurde und bevor Mendoza ohne irgendwelche nennenswerten Erfolge in diese Rangliste vorstieß.
Der Kampf war einseitig und Erdei verteidigte seinen Titel ohne Mühe. Kurioserweise war es eine "Split Decision". Punktrichter Eugene Glenn gab später zu, dass es sein könnte, dass er die Namen der beiden Boxer verwechselt hätte...
Auch in anderen Fällen hat die WBO innerhalb von wenigen Wochen mehrere neue Ranglisten für einen Monat rausgegeben ... je nach Bedarf. War bei Maccarinelli vs Bobby Gunn, glaube ich, auch der Fall.
Ein anderer Fall ist der von Lamon Brewster. 2006 war Wladimir Klitschko der Ranglisten-Erste bei IBF und WBO ... und hätte damit Herausforderer von Brewster werden können. Verschiedene Umstände führten Klitschko aber auf den IBF-Weg. Brewster hatte mehr Spielraum bis zur nächsten Pflichtverteidigung als Byrd, die WBO ist in diesem Punkt eh lascher als die IBF und mit Byrd mochten die Klitschkos und Bönte lieber verhandeln als mit Brewsters "Vormund" Don King. Es war nichtmal ein Purse Bid nötig, Byrd kam für 3,5 Millionen (weiß nicht mehr ob Euro oder Dollar) nach Deutschland ... Klitschko kassierte etwas mehr als ein Drittel.
Während Klitschko sich also mit Byrd beschäftigte, boxte Brewster kurz darauf einen anderen Gegner. Don King wählte jemand aus den eigenen Reihen ... den fast anderthalb Jahre inaktiven Sergei Lyakhovich. Kurz nach der Bekanntgabe des Kampfes kam dann auch die neue WBO-Rangliste raus ... dann auch mit dem Weißrussen in den Top15, in welchen er zuvor nicht auftauchte. don King sah das nicht so eng wie Don Kohl und gab den Gegner schon bekannt, bevor er in die Rangliste gehievt wurde.
Nun aber werden diese beiden Fälle in den Schatten gestellt. Der Partner ist hierfür die WBA. Der Traditionsverband mit Sitz in Panama bemüht sich seit mehreren Jahren seinen eigenen Ruf sukzessive zu untergraben. Mit der neuen Rangliste gelingt dies wieder einmal. Und damit meine ich nicht die obskure Positionierung von Hasim Rahman als Nummer 1 der Schwergewichtsrangliste.
Nein ... es geht um Guillermo Jones. Jener frühere Weltergewichtler hat als Panamese seit langem einen guten Stand bei der WBA ... das mag vielleicht daran liegen, dass der Präsident die gleiche Heimat hat ... oh wie schön ist Panama!
Jones stand lange weit oben in der Rangliste und brachte es damit zum Gegner von Firat Arslans Pflichtverteidigung ... eine Chance, die Jones eindrucksvoll nutzte. Die anderen Ranglisten ignorierten Jones so ziemlich, was auch daran lag, dass Jones schon etliche Jahre zuvor Wayne Braithwaite in einem Eliminator geschlagen hatte. Jones interessierte sich wohl nicht für den "kleinen WBA-Titel", nachdem Mormeck zum "Superchamp" (wegen Titelvereinigung) aufgestiegen war.
Außerdem bot kein Promoter das Mindestgebot, das die IBF bei einem Purse Bid für einen erneuten Kampf zwischen Cunningham und Jones sehen wollte (100.000 Dollar).
Wie auch immer. Der Boxer aus Panama bekommt vom Verband aus Panama keinen Stress. Andererseits besorgt ihm der Promoter aus den USA auch nicht allzuoft Gegner.
Seitdem Jones den Titel von Arslan gewonne hat, verteidigte er diesen ein Mal. Nicht gegen den damaligen Interims-Champ Herelius, sondern gegen Valery Brudov, der seit der Niederlage gegen Arslan eigentlich nicht viel erreicht hatte.
Herelius verlor den Interims-Titel an Hernandez ... ein Kampf mit diesem kam nicht zustande, Hernandez wurde stattdessen IBF-Weltmeister (wenn auch unter strittigen Umständen).
Und jetzt? Kommt doch irgendwann wieder eine Pflichtverteidigung von Guillermo Jones? Z.B. gegen Lateef Kayode?
Nein! Natürlich nicht! Es ist eine freiwillige Titelverteidigung.
Eigentlich ist es schon beschämend genug, dass die WBA 3 Jahre nach Titelträger-Wechsel noch nicht einen Purse Bid für eine Pflichtverteidigung in Erwägung gezogen hat.
Geplant war in diesem Jahr schon eine Titelverteidigung von Jones gegen Ryan Coyne ... ebenfalls bei Don King unter Vertrag und aus der vierten "The Contender"-Staffel bekannt. Coyne zog sich jedoch im Vorfeld eine Verletzung zu und musste den Kampf absagen ... nun will er im Halbschwergewicht antreten und verlässt damit die Cruisergewichts-Rangliste.
Da konnte die WBA also jemand neues reinsetzen. Und dieser neue ist zufälligerweise gleich auch noch der Gegner von Guillermo Jones, bei dessen zweiter Titelverteidigung seit 2008! Und es ist?
Tatatataaaaa
Michael Marrone!
What the f***?
Der Michael Marrone, welcher umstritten gegen Zack Page gewann?
Der Michael Marrone, welcher hauptsächlich durch seine KO-Niederlagen gegen Pianeta und Williamson bekannt ist?
Der Michael Marrone, welcher im Schwergewicht bei BoxRec nicht unter den Top150 zu finden war?
Der Michael Marrone, welcher weder bei BoxRec, noch bei der IBO im Cruisergewicht nicht in den Top75 steht?
Wow...
Die WBA ist so gütig und gibt bei den Bewegungen in ihren Ranglisten immer auch eine Liste heraus, was sich getan hat ... und welche Begründung sie vorgibt.
Ich zitiere:
Entries:
#14 Michae Marrone – record and caliber (20-3-0) 15ko (USA).
"Record and caliber" ... ja meine Fresse. Rekord und Kaliber von Machael Marrone.
Von welchem Rekord und von welchem Kaliber redet die WBA, wenn es um die Rechtfertigung eines Platzes in den Top15 einer Weltrangliste geht?
Selbst Valery Brudov muss sich verarscht vorkommen, dass Marrone vor ihm im Ranking steht...
Marrones Rekord ist mies ... sein Kaliber ist mies ... zumindest wenn es darum geht, ob er in den Top15 Erwähnung finden sollte/dürfte, oder nicht.
Ich meine, der Kerl hat nicht einmal um irgendeinen WBA-Popel-Gürtelchen geboxt.
Sicher, es hat schon viele unwürdige Herausforderer für einen Cruiser-WM-Gürtel gegeben (z.B. Fabrice Tiozzo vs Ken Murphy; Juan Carlos Gomez vs Alexey Ilyin; Juan Carlos Gomez vs Rodney Gordon; Enzo Maccarinelli vs Bobby Gunn; Ralf Rocchigiani vs Jay Snyder) ... aber diese Ansetzung bei einem derart selten geforderten Titelträger ... das lässt mich nur meinen Kopf schütteln.
Ach übrigens, der Kampf zwischen Lebedev und Toney - einen Tag vorher - soll wohl um den wieder freien Interims-Titel der WBA gehen. Unnötig zu erwähnen, dass Toney nicht in den Top15 steht... (seit den Niederlagen gegen Sam Peter wird er nicht mehr bei der WBA gerankt)
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