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Ich würde den Gedanken eher in den Bereich "Irrsinn" einsortieren ... oder "naive Utopie".
Prinzipiell klingt das alles schön ... aber es funktioniert in der heutigen Zeit einfach nicht.
In den 20gern oder 30gern (also vor fast nem Jahrhundert) war das noch drin.
Klar gab es einen Titelträger (Willard, Dempsey, Johnson usw. ... zum Beispiel im Schwergewicht), aber trotzdem kamen die Leute auch zu kleineren Veranstaltungen, bei denen ein bekannterer Boxer gegen irgendeinen daher gelaufenen Typen antrat. Heutzutage nennt man sowas schon fast "bum of the month" oder "Aufbau mit hoher Aktivität".
Damals spielte das etwas Kohle in die Tasche, den Leuten war eh nicht immer wichtig, wer gegen wen antrat. Man guckte halt ne Runde Boxen ... das Unterhaltungsprogramm war damals aber generell was anderes als heute.
Das klappt einfach nicht.
Was wollen die Fans denn? Sie wollen vorgekaut bekommen, wer die Nr. 1 ist. Sie wollen nicht selbst Ranglisten erstellen. Sie wollen gesagt bekommen, wer der Top-Mann ist und wer nicht.
Die Zahl der Enthusiasten, die sich selbst hier überlegen wer wie gut ist und wer an die Spitzenposition gehört ... die ist vergleichsweise gering. Die Mehrzahl der Zuschauer will sich berieseln lassen.
Bei gut 1000 aktiven Profiboxen pro Gewichtsklasse soll der Zuschauer sich überlegen, wer top ist und wer nicht?
Wie soll das Geschehen? Einfach am Zugucken? Wer hat da schon groß den Überblick, außer jemand der immerzu damit beschäftigt ist.
Gäbe es keine Verbandsranglisten mehr, dann machts halt jemand anders ... und die Boxer wären bemüht sich bei dieser Person zu profilieren. Die "Arbeit" geht einfach nur auf jemand anders über.
Woran macht man denn die Klasse eines Boxers fest und wer wie weit nach oben gehört und wer wirklich gut ist? In dem man sich alle möglichen Kämpfe anguckt? Wer hat da schon die Zeit für?
Mach mans am Kampfrekord fest an den blanken Zahlen? Dann wären Don Steele und Brian Nielsen auf einmal Supermänner.
Wer will bemessen, was ein "gleichwertiger Kontrahent" ist? Wenn im deutschen Fernsehen erzählt wird, dass Feigenbutz ein technisch toller Boxer ist, dann glaubt das die Mehrheit der Zuschauer.
Die Zuschauer entscheiden nicht, sie wollen eine "Expertenmeinung" ... und diese würde nicht objektiver werden, wenn man WM-Titel abschafft.
Letztlich funktioniert dein System nicht.
Schwache Ansetzungen? Gäbe es weiter. Die Mehrheit der Zuschauer erkennt nicht den untalentierten lettischen Karussellbremser, sondern sieht den Superhelden im gleißenden Licht.
Drängen auf starke Kämpfe? Wohl kaum. Man kann genauso gut Luschen verkloppen. Wozu starke Gegner boxen, wenn es nichts gibt, was es wert ist darauf hinzuarbeiten. Die Gunst der Zuschauer? Das erreicht man auch mit Luschen-Kloppen. "Vernetzt" und "informiert" sind die wenigsten. Die meisten glauben, was man ihnen erzählt.
Ohne die Weltverbände wäre das Streben nach gewissen Zielen nicht vorhanden. Starke Kontrahenten würden nicht gefordert werden, da die Mehrheit der Zuschauer nicht die Qualität der jeweiligen Kontrahenten zu bemessen vermag.
Schafft man die Weltverbände ab, dann macht halt irgendwer anders ne Rangliste und irgendwer anders lobt dann einen WM-Titel aus ... oder sowas. Das Spiel ändert sich nicht, man hat nur der Echse einen Schwanz abgeschlagen. Der nächste wächst sofort nach.
Gäbe es im Fußball keine Ranglisten, sondern nur Freundschaftsspiele, denn würden die Zuschauer auch vorgekaut bekommen wollen, wer die beste Mannschaft auf den Platz bringt. Die wenigsten würden da ihre Meinung vortragen. Sie würden sich immer nach den Ranglisten von "Experten" orientieren.
Natürlich ist die Titelinflation im Boxen zum Kotzen. Es reicht, wenn man sich als Verein eintragen lässt und schon kann man jemanden Weltmeister nennen.
Scheinbar immun hiergegen sind Sportarten, bei denen man sich nicht selbst seine Gegner aussucht (Fußball, Tennis usw.).
Im Schach gab es von 1993 bis 2006 auch eine mehr oder weniger "dunkle" Phase. Kasparow war Weltmeister des von ihm selbst gegründeten neuen Verbandes, die FIDE hatte weiter ihren eigenen Weltmeister. Die Öffentlichkeit sah weiterhin Kasparow als WM ... aber es dauerte mehr als 10 Jahre bis zur "Wiedervereinigung".
Das Ansehen des Schach-Sports hatte damals nicht gewonnen.
Der Boxsport ist da vergleichsweise unübersichtlich. Es ist eine Sache, wenn es 2 Schach-Weltmeister gibt ... aber eine andere, wenn es gut 80 Box-Weltmeister gibt.
"Aufgeklärt" sind die wenigsten Zuschauer. Und warum sollte man sie aufklären, wenn sich mit Desinformation besser Geld verdienen lässt?
Denn am Ende regiert das Geld ... und nicht die Utopie.
Prinzipiell klingt das alles schön ... aber es funktioniert in der heutigen Zeit einfach nicht.
In den 20gern oder 30gern (also vor fast nem Jahrhundert) war das noch drin.
Klar gab es einen Titelträger (Willard, Dempsey, Johnson usw. ... zum Beispiel im Schwergewicht), aber trotzdem kamen die Leute auch zu kleineren Veranstaltungen, bei denen ein bekannterer Boxer gegen irgendeinen daher gelaufenen Typen antrat. Heutzutage nennt man sowas schon fast "bum of the month" oder "Aufbau mit hoher Aktivität".
Damals spielte das etwas Kohle in die Tasche, den Leuten war eh nicht immer wichtig, wer gegen wen antrat. Man guckte halt ne Runde Boxen ... das Unterhaltungsprogramm war damals aber generell was anderes als heute.
Nehmen wir mal an, es gäbe keine Titelkämpfe mehr. Somit braucht auch keiner mehr Ranglisten. Diese stellt jeder Fan für sich auf. Will ein Boxer als Nr.1 anerkannt werden, kann er nicht mehr darauf bauen, einen Gürtel zu erobern und diesen in seinem Heimatland gegen zweifelhafte Gegner verteidigen. Das Argument, er wäre doch der Titelträger, zieht dann nicht mehr. Nein, er müsste sich gegen gleichwertige Kontrahenten beweisen und auf sportlicher Ebene darlegen, weshalb er der Beste ist. Wenn nämlich die Zuschauer entscheiden, wer der beste ist, dann haben wir wieder eine Öffentlichkeit, welche Kämpfe fordert. Wenn den Menschen nicht vorgekaut wird, wer der Bessere ist, dann wird zunehmend auf starke Kämpfe gedrängt werden. Schwache Ansetzungen würden negativer Auffallen, da man nun keine Titel mehr hat, um sie aufzuwerten.
Das klappt einfach nicht.
Was wollen die Fans denn? Sie wollen vorgekaut bekommen, wer die Nr. 1 ist. Sie wollen nicht selbst Ranglisten erstellen. Sie wollen gesagt bekommen, wer der Top-Mann ist und wer nicht.
Die Zahl der Enthusiasten, die sich selbst hier überlegen wer wie gut ist und wer an die Spitzenposition gehört ... die ist vergleichsweise gering. Die Mehrzahl der Zuschauer will sich berieseln lassen.
Bei gut 1000 aktiven Profiboxen pro Gewichtsklasse soll der Zuschauer sich überlegen, wer top ist und wer nicht?
Wie soll das Geschehen? Einfach am Zugucken? Wer hat da schon groß den Überblick, außer jemand der immerzu damit beschäftigt ist.
Gäbe es keine Verbandsranglisten mehr, dann machts halt jemand anders ... und die Boxer wären bemüht sich bei dieser Person zu profilieren. Die "Arbeit" geht einfach nur auf jemand anders über.
Woran macht man denn die Klasse eines Boxers fest und wer wie weit nach oben gehört und wer wirklich gut ist? In dem man sich alle möglichen Kämpfe anguckt? Wer hat da schon die Zeit für?
Mach mans am Kampfrekord fest an den blanken Zahlen? Dann wären Don Steele und Brian Nielsen auf einmal Supermänner.
Wer will bemessen, was ein "gleichwertiger Kontrahent" ist? Wenn im deutschen Fernsehen erzählt wird, dass Feigenbutz ein technisch toller Boxer ist, dann glaubt das die Mehrheit der Zuschauer.
Die Zuschauer entscheiden nicht, sie wollen eine "Expertenmeinung" ... und diese würde nicht objektiver werden, wenn man WM-Titel abschafft.
Letztlich funktioniert dein System nicht.
Schwache Ansetzungen? Gäbe es weiter. Die Mehrheit der Zuschauer erkennt nicht den untalentierten lettischen Karussellbremser, sondern sieht den Superhelden im gleißenden Licht.
Drängen auf starke Kämpfe? Wohl kaum. Man kann genauso gut Luschen verkloppen. Wozu starke Gegner boxen, wenn es nichts gibt, was es wert ist darauf hinzuarbeiten. Die Gunst der Zuschauer? Das erreicht man auch mit Luschen-Kloppen. "Vernetzt" und "informiert" sind die wenigsten. Die meisten glauben, was man ihnen erzählt.
Ohne die Weltverbände wäre das Streben nach gewissen Zielen nicht vorhanden. Starke Kontrahenten würden nicht gefordert werden, da die Mehrheit der Zuschauer nicht die Qualität der jeweiligen Kontrahenten zu bemessen vermag.
Schafft man die Weltverbände ab, dann macht halt irgendwer anders ne Rangliste und irgendwer anders lobt dann einen WM-Titel aus ... oder sowas. Das Spiel ändert sich nicht, man hat nur der Echse einen Schwanz abgeschlagen. Der nächste wächst sofort nach.
Gäbe es im Fußball keine Ranglisten, sondern nur Freundschaftsspiele, denn würden die Zuschauer auch vorgekaut bekommen wollen, wer die beste Mannschaft auf den Platz bringt. Die wenigsten würden da ihre Meinung vortragen. Sie würden sich immer nach den Ranglisten von "Experten" orientieren.
Natürlich ist die Titelinflation im Boxen zum Kotzen. Es reicht, wenn man sich als Verein eintragen lässt und schon kann man jemanden Weltmeister nennen.
Scheinbar immun hiergegen sind Sportarten, bei denen man sich nicht selbst seine Gegner aussucht (Fußball, Tennis usw.).
Im Schach gab es von 1993 bis 2006 auch eine mehr oder weniger "dunkle" Phase. Kasparow war Weltmeister des von ihm selbst gegründeten neuen Verbandes, die FIDE hatte weiter ihren eigenen Weltmeister. Die Öffentlichkeit sah weiterhin Kasparow als WM ... aber es dauerte mehr als 10 Jahre bis zur "Wiedervereinigung".
Das Ansehen des Schach-Sports hatte damals nicht gewonnen.
Der Boxsport ist da vergleichsweise unübersichtlich. Es ist eine Sache, wenn es 2 Schach-Weltmeister gibt ... aber eine andere, wenn es gut 80 Box-Weltmeister gibt.
"Aufgeklärt" sind die wenigsten Zuschauer. Und warum sollte man sie aufklären, wenn sich mit Desinformation besser Geld verdienen lässt?
Denn am Ende regiert das Geld ... und nicht die Utopie.