BTW, Mercedes und Red Bull stehen nicht nur im Verdacht die Nasenregel "grenzwertig" umgangen zu haben, es wird vermutet, dass sie ihre Nasenspitzen die ersten 15 Zentimeter so "weich" konstruiert haben, dass sie nach einem Zwischenfall wieder hohe Nasen hätten. Das klingt einerseits sehr clever, andererseits frage ich mich, was es ohne Frontflügel denn nutzt? Oder geht man etwa davon aus, dass der trotzdem halten würde
. Das ergibt für mich wenig Sinn, aber vielleicht stehe ich da auf dem Schlauch
.
Das mit dem "hart" oder "weich" hängt nicht direkt mit dem Fronflügel zusammen ... der spielt da mal keine Rolle.
Wichtig - zum bestehen des Crashtests - ist, dass die Nasenstruktur auf den ersten 15cm nicht zu massiv ist. Ansonsten würde sie nicht wie eine Knautschzone wirken ... sondern wie ein Rammbock. Oder wie ein Spieß, was bei den "Ameisenbär"-Nasen eher zutreffen würde. Daher darf die Verzögerung beim Aufprall nicht zu hoch sein.
Nun kann man jedoch bei der Nase an die Grenzen gehen, wenn es darum geht, dass die ersten 15cm möglichst filigran sind. So, dass die Nase aerodynamisch günstig geformt ist (kein großer Luftwiderstand oder so) und trotzdem die Anforderungen des Regelwerkes erfüllt (9000mm² großer Querschnitt, 50mm hinter der Nasenspitze).
Nichtsdestotrotz muss die Nase aber immernoch den Crashtest in der Hinsicht erfüllen, dass sie insgesamt nicht zu weich ist. Ist die Nase also vorne sehr weich, so muss sie hinten (in Chassis-Nähe) massiver sein ... um dennoch genug Energie aufnehmen zu können (sonst gibts gebrochene Beine).
Die Höhe der Nase (ohne die Abdeckblende) ist hinter dem 50mm-9000mm²-Bereich nur in der Hinsicht begrenzt, dass sie die 525mm (Chassis-Höhe vorne) nicht überschreiten darf. Daher kann die Nase vorne zwar tief sein ... aber auch sehr filigran. Die Energie wird eher in Chassis-Nähe und weiter vom Boden entfernt absorbiert.
Sinn des ganzen? Ganz einfach ... man kann die Nase filigraner bauen, wenn man die Energie nicht vorne an der Nasen-Spitze, sondern näher beim Chassis absorbiert.
Hat jemand eigentlich Bilder davon, wie die Mercedes-Nase vorne im Querschnitt aussehen muss, dass die Höhenregel umgegangen werden kann? Würde mich mal interessieren, ist das mit einem Hohlraum verbunden?
Auf den Bildern von vorne sieht man beim Mercedes eigentlich recht gut, dass die Crashstruktur wie ein auf dem Kopf stehendes U aussieht.
Die Höhenregel wird hierbei nicht "umgangen" ... sie wird eingehalten ... und man muss bedenken wie.
Vereinfachend wird häufig geschrieben, dass die neuen Nasen nicht höher als 185mm über dem Boden sein dürfen. Das ist so nicht korrekt. Die Definition im Regelwerk ist präziser. Hier wird genannt, dass der Mittelpunkt des (mindestens) 9000mm² großen Querschnittes, welcher 50mm hinter der Nasenspitze liegt, höchsten 185mm über dem Boden liegen darf.
Nun bin ich aber nicht genau sicher, wie der Mittelpunkt bestimmt wird. Bei einem Kreis ist etwas einfach die Mitte ... ok. Aber bei einem aufgedicktem U? Ist es da in der Mitte des "U"s (quasi mittig in Höhe und Breite)? Oder ist es der Flächenschwerpunkt des Querschnittes (liegt bei einem gleichschenkeligem Dreieck z.B. nicht auf halber Höhe des Dreieckes)?
Spontan würde ich vermuten, dass es die Mitte auf halber Höhe des Querschnittes liegt ... sonst könnte man den Flächenschwerpunkt noch in der Hinsicht beeinflussen, dass man das auf dem Kopf stehende "U" an den Seiten sehr dick macht ... beim Querbereich jedoch sehr dünn (die Nase würde dann nochmals höher werden).
Gleichsam muss die Nase weiterhin mit zwei Pylonen befestigt werden ... hier erkennt man bei der Mercedes-Front nochmal eine Art Stufe.
Was sind denn eurer Meinung nach die interessanten Boliden? Etwas Spekulatius sollte erlaubt sein
.
Eigentlich sind alle Boliden irgendwie interessant. Sie unterscheiden sich dieses Jahr stärker als noch in den Vorjahren ... insbesondere, weil unterschiedliche Konzepte angegangen werden, wie die Komponenten im Heck verstaut werden und wie man nun mit den Luftströmungen am Heck arbeitet. Manche bauen mehr in die Höhe ... andere haben größere Seitenkästen ... usw.
RedBull: Beeindruckend schlankes Heck. Der RedBull besticht quasi mit einer sauberen Linienführung und wirkt wie eine sehr solide Basis in Sachen Aerodynamik auf die man gut aufbauen kann. "Interessant" ist der RB10 auch in der Hinsicht, ob man das Kühlungs-Problem geregelt bekommt.
Ferrari: Hässliche, aber durchdachte Nase. Interessant schon die ersten FlowViz-Bilder, wie man bei Ferrari die Strömung um die runde Nase legt, damit sie dann unter den Boliden gezogen wird. Interessanter Ansatz. Ansonten kein beeindruckend innovatives Auto ... aber dennoch durchdacht.
Mercedes: Wurde in den Vorjahren schonmal als RedBull-Kopie betitelt, weil man den Wagen ähnlich stark anstellt. Mercedes hat viel in die 2014-Saison investiert ... nicht nur beim Motor. Allein schon wegen der Konkurrenzfähigkeit interessant.
Lotus: Interessanter Gedanke mit der Pommes-Gabel-Front. Auch das Packaging sah auf den Render-Bildern ambitioniert aus. Ich erwarte nach dem personellen Aderlass aber eher einen Rückschritt
McLaren: Interessantestes Heck. Das Zusammenspiel aus Aufhängung, Bremsbelüftung, Diffusor, Heckflügel, Abluft aus der Motorabdeckung ... das wirkt bei McLaren sehr durchdacht.
Williams: Vielleicht ein Überraschungs-Kandidat. Könnte ein gutes Gesamtpaket sein, wirkt grundsolide. Schlankes Heck mit interessanter Heckflügel-Aufhängung
ToroRosso: Auch nicht zu unterschätzen. Die Seitenkästen fallen stärker ab als beim RB10, dahinter ist die Flaschenhals-Form ähnlich ausgeprägt. Auch beim Heck geht man mit Diffusor und Monkey-Seat konsequente Wege.
Force India: Weniger Interessant, finde ich. Scheint aber einen kürzeren Radstand zu haben, als die Konkurrenz-Boliden (der Marussia soll ganze 30cm gewachsen sein ... beispielsweise). Vielleicht bringt das auf manchen Strecken eine Überraschung. Wirkt schwächer als Williams, bislang ... auch wegen der Kinderkrankheiten
Sauber: Mäßig interessant. Man hat die Schweizer irgendwo gern und wünscht ihnen das beste ... aber ich glaube, der neue Sauber ist nicht so stark, wie vielleicht erhofft. Derzeit hat man eh noch Probleme mit der Bremse hinten. Der Bahrain-Test wird viele Fragen (zur Performance) beantworten dürfen.
Caterham: Nicht uninteressant ... nicht wegen der ulkigen Nase, sondern weil man sehr auf Zuverlässigkeit bedacht ist, mit den ausladenden Seitenkästen. Veilleicht ein Versuch "abzustauben". Allerdings versucht man es mit Pull-Rod-Aufhängung ... das ist widerrum interessant.
Marussia: Das kleine britische Team ist irgendwie symphatisch und ich bin gespannt, wie der Schritt von Cosworth zu Ferrari sich auswirkt (bei Caterham hat der Schritt von Cosworth zu Renault den Abstand zu Marussia vergrößert ... aber nicht den Anschluss zum Mittelfeld gebracht).