Fazit zur Tour 2007


Drago

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Heinz Becker Land
Ist zwar einen Tag zu früh, aber egal.

Was konnte man von der Tour de France 2007 erwarten? Nach den drei Positiven (Moreni, Sinkewitz, Vinokourov) und dem wegen Verdacht ausgeschlossenen Rasmussen machen einige so als sei das SO überraschend. Wären alle durchgefahren und keine positiv gewesen hätte es doch viel mehr gestunken, so weiß man wenigstens daß die Kontrollen besser greifen.

Die Organisatoren der Tour und die UCI hatten nicht lange Zeit alle unter die Lupe zu nehmen. Und die UCI scheint nicht so sehr am sauberen Radsport interessiert zu sein wie Prudhomme und Co., sonst hätten sie die Tourleiter über Rasmussens Verhalten vor der Tour informieren müssen. Die UCI wusste schon länger daß der Däne angab in Mexiko zu sein, aber stattdessen in den Dolomiten gesehen wurde.
Hätten Prudhomme und Clerk dies gewusst wäre er wohl nicht zugelassen worden.

Was war die Tour 2007? Ganz ehrlich, aus meiner Sicht das was ich erwartet habe, sprich es werden Köpfe rollen, und einige erwischt.
Die Radprofis hören doch jetzt nicht einfach so mit dem Dopen auf, erst müssen sie ein paar mal richtig übel erwischt werden. Denen sind solche Moralappostel wie Holczer erst mal egal, denn es geht darum ein System von Grund auf zu ändern. Flächendeckendes Doping war immer das Problem des Radsports, das begann schon 1904 als die Tour ein großer Betrug war und die ersten fünf disqualifziert wurden. Die nahmen zwar noch keine Medikamente, aber da noch keine Kameras dabei waren hielten sie sich an Fahrzeugen fest, oder nahmen unerlaubte Abkürzungen. Von den Helden Bartali und Coppi, über Anquetil, Merckx, Hinault, Indurain bis hin zu Armstrong, immer gab es das Dopingproblem.

Anquetil wird für mich vom Charakter immer der Größte von allen bleiben, denn er sprach von sich aus aus, was alle wussten: "Ich dope, weil alle dopen". Respekt Maitre Jacques! :jubel:
Nicht so wie Merckx, Hinault, Indurain und VOR ALLEM Armstrong, die mit Händen und Füssen alles stets abstritten, besonders der Ami. Merckx, Hinault und Indurain stritten es wenigstens mit einem geständigen Lächeln ab, während Armstrong heute noch den Saubermann spielt.

Und abschließend noch die von allen so hochgejubelte Fahrt von Rasmussen und Contador zum Plateau de Beille:
Es ist wahr daß die beiden 1,30 Minuten schneller oben waren als Armstrong 2002, aber das ist kein Wunder. Lance hatte damals wirklich nicht seinen besten Tag, er kam nur mühsam von Beloki und Heras weg. Am Tag zuvor nach La Mongie war es schon ähnlich, er musste Heras bremsen da er selbst in großen Schwierigkeiten war. Armstrongs Leistungsexplosion kam 2002 erst auf dem Weg zum Ventoux, auch dann später nach La Plagne. Da fuhr er so wie 2000 nach Hautacam bzw. zum Ventoux, oder wie 2001 bei allen Bergankünften.
Rasmussen und Contador waren immer noch 30 Sekunden langsamer als Pantani, welcher 1998 zwei Minuten schneller oben war als Armstrong 2002. SO ungewöhnlich war die Leistung von Rasmussen und Contador dann auch wieder nicht.
Mir wäre es eher spanisch vorgekommen wenn sie noch schneller als Pantani gewesen wären, was sie aber nicht waren. Und Armstrong hatte wie gesagt 2002 keinen guten Tag. Er war selbst 2004 mit Basso schneller oben als 2002.

Die Tour war so wie erwartet, man kann einen Umschwung nicht innerhalb von ein paar Monaten erwarten! :belehr:
 

Buster D

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Mein Fazit:

Sch....

Mehr gibt es zu dieser Tour nicht zu sagen.

So macht Radsport einfach keinen Spaß. Entweder legalisiert man Doping oder man bekämpft es richtig (regelmäßige Blutabnahmen und Proben aller Fahrer, DNA-Analysen, intensive TRainingskontrollen etc.).

Ansonsten gewinnen diejenigen, die das Glück hatten nicht erwischt zu werden oder eben von ihren Heimatvebänden gedeckt werden. Mich persönlich kotzt es jedenfalls an, dass die Tour wahrscheinlich demnächst wieder von Spaniern und Amerikanern dominiert wird, nur weil deren Verbände es mit der Dopingbekämpfung nicht so genau nehmen.
 

theGegen

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Ich kann zumindest nicht in die Fraktion einstimmen, die Freude und Genugtuung darüber ausdrückt, dass es allmählich den Betrügern mehr an den Kragen geht.
Viele (der vorgeblich sauberen) Fahrer reden sich zumindest etwas ein, was das angeht.

Der Wille ist da - das glaube ich schon. Und ich bin sogar geneigt (so habe ich abgestimmt im entsprechenden thread, mangels anderer Alternativen) mindestens 50% der Teilnehmer als ungedopt zu bezeichnen.

Jedenfalls ungedopt, im Vergleich zu sämtlichem anderem Leistungssport.

Nur finde ich 2 während der Tour ertappte Doping-Sünder (2-mal Vino, 1-mal Moreni) für so einen Trend viel zu armselig. Rumsassen wurde eines anderen Betrugs überführt und der Stinkewitz-Schmu geschah während der prä-Tour NADA-geprüften Trainingsphase, wo DSC vielleicht mal eben für unhaltbare Grundlagen sorgte.

Es gibt möglicherweise ein paar versprechende Ansätze - mehr nicht. Einen Trend oder gar eine Hinwendung zu einer dopingfreien Tour hätte ich vielleicht erkennen können, bei einer schönen Zahl von 20 ertappten Sündern.

Hehe. Da sollte es hin.
 
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Deffid

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Nach jeder Etappe jeden zu testen wäre zu teuer, da braucht man sich nichts vorzumachen. Es gibt schon relativ viele Tests und auch qualitativ ziemlich hochwertige, bloß wenn die Fahrer zu clever sind, ist es halt so. Was soll man denn machen? Zur Zeit gibt es halt keine besseren Testmethoden.

Und während der der Tour ist nun wiklich nicht die Zeit, wo am meißten gedopt wird.

Es müsste mehr Trainingskontrollen geben, jedoch trifft man ja da des öfteren niemanden an. ;)
 

Drahtbeen

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Die Radprofis hören doch jetzt nicht einfach so mit dem Dopen auf,

Ich kann mir gut vorstellen, das Doper gar nicht einfach so mit Dopen aufhören können. Wenn sich der Körper an die Mittel gewöhnt hat, entsteht sicherlich ein Entzug, wie bei Alkohol und Zigaretten. Doping geschieht ja durch Medikamente und durch die Gewöhnung müssen die Betreffenden erst auf Medikamentenentzug gesetzt werden.

Buster: Spannend war die Tour auf alle Fälle - wenn teilweise nicht aus Sicht des Sportes, sondern aus Sicht eine Krimifans.

Zumindest tun die Radsportverantwortlichen etwas gegen Doping. In anderen Sportarten geschieht viel weniger. Gedopt wird doch auch, nur fällt es durch weniger Kontrollen nicht so auf. Gerade jüngst ist wieder eine Leichtathletin erwischt worden.


@Deffid: Nicht nur die Sportler selbst müssten melden, wo sie sich im Trainingslager befinden, sondern die Teams müssten Meldungen abgeben.
Wenn z.B. T-Mobil meldet Fahrer A, B, C, und D befinden sich im Trainingslager in Nimmerleinsland, müssen sie auch dort anzutreffen sein.

So und nun viel Spaß bei der leider letzten Etappe der TdF
 

worldman

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Es müsste mehr Trainingskontrollen geben, jedoch trifft man ja da des öfteren niemanden an. ;)

Mein Vertrauen in die kasachische nationale Antidopingagentur (oder wie immer die heißt) ist nicht allzu groß. In Spanien wird es mit den Kontrollen anscheinend auch nicht allzu ernst genommen.
Was ist eigentlich mit den Namen der Nicht-Radsportler auf der Fuentes-Liste passiert? Alle gelöscht?
Wieviel Blut benötigt man eigentlich für die Tests? (In welchem Zeitabstand kann man Bluttests prinzipiell durchführen?)
 
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desl

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Von Jahr zu Jahr wird eigentlich nur offensichtlicher wie tief der Radsport in der Schei.ße steckt. Dachten eigentlich viele, dass das letzte Jahr mit der Fuentes-Affäre und der Hyper-Hüfte Landis eine Katastrophe gewesen wäre, so stehen diesjährige Geschehnisse in Sachen "der Radsport blamiert sich" keineswegs im Schatten des letzten Jahres.

Wenn man dann bedenkt, dass kaum einer zweifelsfrei sagen kann, wann es den letzten sauberen Tour-Sieger gab, so wird einem klar, dass der Karren dermaßen tief in den Dreck geritten ist, dass es irgendwie unwahrscheinlich erscheint, dass er da jemals wieder rausgezogen werden kann.
 

Allen

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Ich fand die Tour sehr spannend. Für mich ist sie nach wie vor gleich fasziniernd wie jedes Jahr.

Geladen sind wahrscheinlich alle, aber das Mass ist vermutlich sehr unterschiedlich. So zumindest muss man die diesjährigen Resultate interpretieren. Wobei ich das nicht nach Nationen sehen würde. Ein Rennstall wie Astana beschäftigt auch ein Klöden der 100pro das volle Programm intus hat.

Was die Tour gezeigt hat, dass wirklich viele den Willen haben (Sponsoren=Rasmussen, ARD/ZDF=Ausstieg aus der Übertragung), was zu verändern ... es aber leider immer an der schwachen Doping-Kontrolle scheitert. Ich denke man müsste endlich mal ein nationenübergreifendes Dopingkontrollorgan durchsetzen, dass alle Trainingskontrollen der Profisportler durchführt. Der Schritt zum transparenten Athleten, wo man alle Werte jedereit Überprüfen (Blut, Testosteron), DNA-Abgleiche machen kann, ist einfach notwendig ... alles andere, mit gutem Willen, der 20 Platz ist auch wertvoll, runder Tisch mit Politikern ist in meinen Augen gröbster Schwachsinn.

Im Sport gehts drum den anderen zu schlagen ... um was denn sonst. Jeder will gewinnen und wenn der Schiedsrichter nicht funktioniert, hat man leider ein gröberes Problem. Da muss man nicht die Gesellschaft hinterfragen ... die ist so, wir werden die ändern können. Was man aber viel besser machen kann, das ist das Kontrollorgan und wenn das "nationen-frei" ist, hats auch viel mehr Akzeptanz.
 

Archimedes

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Diese Tour war wohl in Sachen Doping die aktionsreichste und effektivste der bisherigen Tourgeschichte. Und das ist im Grunde posi.... äh...und das ist durchaus gut so! Der Sport wurde aber leider schon fast zur Nebensache....obwohl noch nicht mal annähernd das Maximum des Notwendigen erreicht wurde. 100 Jahre gewachsene Doping-Kultur kann man nicht mit einem Schlag zerschlagen. Diese Prozedur ist wohl langwierig, schürt das Misstrauen und schadet natürlich dem Ansehen und Stellenwert dieses schönen Sports. Trotzdem gibt es jetzt kein Zurück....nun müssen schnell die nötigen Maßnahmen greifen. Je länger dieser Prozess dauert, umso länger wird die Tour brauchen, das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückzugewinnen.

Schlimm finde ich auch, die realitätsfremden und fast unverschämten Äußerungen von Vinokourov und Rassmussen, nachdem sie aus dem Verkehr gezogen wurden.....wie ungerecht und böse die Welt zu ihnen wäre....
 

theGegen

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Wo war denn da die große Aktion gegen Doping? 2 aufgedeckte Fälle....
Die Diskussion war natürlich so groß wie nie. Nur darf und soll die jetzt mit Tourende nicht aufhören. Da gilt es jetzt erstmal abwarten, was aus dem im Zulassungswisch versprochenen DNA-Abgleich (für die Fuentes-Kunden) passiert. Ich denke mal: nix. Also kann man dem Contrador auch alsbald den Titel wieder aberkennen. ;)

Den Bruch der ASO mit der UCI finde ich durchaus bemerkenswert und könnte u.U. für nächstes Jahr Gutes verheißen. Diese Verbrugge-Seilschaften verhindern sicher auch etliches an Aufklärung, was möglich wäre.
Interessant ist, dass "Verrügge" über Strohmänner-Teihabe-Käufe versucht hatte, über die ASO Kontrolle auszuüben. Damit die ihm nicht immer bei seiner Pro-Tour in den Kram werkeln.
Darum kann durchaus etwas dran sein am Vorwurf von Prudhomme, dass mögliche Vorbehalte (Fuentes, Rasmussen, Astana) von der UCI nicht vor der Tour ausgeräumt wurden, sondern erst während des Rennens lanciert.
Wenn es der UCI um eine saubere Tour gegangen wäre, hätte man vorliegende Informationen auch eher zugängig machen können.
 

CRocket

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Mein Fazit:

Sch....

Mehr gibt es zu dieser Tour nicht zu sagen.

So macht Radsport einfach keinen Spaß. Entweder legalisiert man Doping oder man bekämpft es richtig (regelmäßige Blutabnahmen und Proben aller Fahrer, DNA-Analysen, intensive TRainingskontrollen etc.).

Ansonsten gewinnen diejenigen, die das Glück hatten nicht erwischt zu werden oder eben von ihren Heimatvebänden gedeckt werden. Mich persönlich kotzt es jedenfalls an, dass die Tour wahrscheinlich demnächst wieder von Spaniern und Amerikanern dominiert wird, nur weil deren Verbände es mit der Dopingbekämpfung nicht so genau nehmen.

Vollste Zustimmung meinserseits. Diese Ungleichbehandlung ist ebenso armselig wie das Dopen an sich.
 
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