Fernweh: das süd-, mittelamerikanische und karibische Kino


Young Kaelin

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El Espiritu de mi mama Honduras Mystik (1999) flagge-honduras-wehende-flagge-15x21.gif

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Eigentlich wollte ich den Film "Sin Nombre" für Honduras starten lassen. Dieser erscheint auch ab und an in honduranischen Filmauswahlen, aber der Bezug zu Honduras schien mir nicht gross genug zu sein.

Dies sieht bei El Espiritu de mi mama anders aus, behandelt er doch die spirituelle Geschichte von Sonia, einer honduranischen Garifuna, welche alleinerziehend mit ihrer Tochter Fatima in Los Angeles lebt.

Der Regisseur Ali Allie macht es dem Zuschauer in dem knapp 1 Stunde dauernden mystischen Werk nicht einfach.

Die Geschichte wird in ungewohnter Erzählweise rüber gebracht, sowohl was das Tempo, als auch die Klarheit der Erzählstruktur anbelangt. Die eingestreuten Träume von der verstorbenen Mutter am Strand machen das Ganze zunächst auch nicht wirklich klarer.

Ein Kritiker schrieb locker wiedergegeben, Ali Allie liesse den Zuschauer zu Beginn mit einem desorientieren Gefühl zurück, den Kontext des Gezeigten nicht begreifend, was da auf ihn reinprasselt. Weder die Zeitabfolge noch die geographischen Prämissen seien klar, da permanent zwischen Traum und Realität hin und her geswitched würde. Vermutlich wäre das Allies Absicht gewesen: den Zuschauer sich nie komfortabel, sich wie ahnungslose Touristen fühlen zu lassen.

Falls das wirklich die Absicht war: bei mir ist das Herrn Allie perfekt gelungen.

Sonia wird immer wieder von Träumen ihrer verstorbenen Mutter heimgesucht, die am Strand darum bittet "refreshed" (Ritual "Dugu") zu werden. Damit ist wohl eine garifunische Zeremonie gemeint, wo man die Ahnen ehrt und auch bekräftigt, dass die Seelen nie sterben.

Die Hauptprotagonistin Sonia kommt ziemlich verbittert rüber, beklagt sich über den verwirrten, jungen US-Amerikaner, welcher der Vater ihrer Tochter Fatima ist. Er sei wie ein Schlafwandler auf dem Mond. Eine Begegnung mit ihm geht wenig beglückend aus. Sonia vermisst ihre Mutter und scheint mit ihrem Tod und den Träumen nicht fertig zu werden. Irgendwie wirkt Sonia wie ein entwurzelter Strauch, welcher vom Wind planlos übers Land gepustet wird.

Nachdem sie offenbar auch noch die Arbeit als Kindermädchen verloren hat, bricht Sonia auf nach Honduras, wo schliesslich dieses Ritual zu Ehren der Ahnen abgehalten wird.

Dieses Ritual ist eindrücklich zu sehen und gefällt. Das Essen, die Tänze, die wunderbaren Trachten.
Mir schienen die Leute fast ein wenig in Trance zu sein und der Kontrast der Fröhlichkeit der Leute zur vorher gesehenen Miesepetrigkeit Sonias hätte kaum grösser sein können.

Jedenfalls schien die Zeremonie bei Sonia einiges ausgelöst zu haben. Sie fand zu ihren Wurzeln zurück und konnte mit den Träumen, in denen ihre Mutter erschien, Frieden schliessen, endlich die Vergangenheit hinter sich lassen und glücklich in der Gegenwart ankommen.

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Erklärung des Worts Garifuna:

Garifuna (Garifuna-Sprache „Yamsesser“, Plural Garinagu) sind eine Volksgruppe mit über 100.000 Angehörigen in Zentralamerika und den USA. Sie ging aus den Nachkommen ehemaliger Sklaven aus Westafrika und indigenen Kariben hervor, die sich ab dem 17. Jahrhundert auf der Karibikinsel St. Vincent einfanden.

Erklärung des Worts Dugu:

Dugu

Insgesamt ein für unsere Breitengrade eher ungewohnter Film, der für an Mystik Interessierten reichlich Material liefert.

Bei diesem Streifen war mir buchstäblich unwohl. Die überbordernde Flut an Information, die monotone Erzählweise, die Zeit- und Ortssprünge fand ich doch ziemlich ermüdend und anstrengend.

Zum Schluss des Filmes nahm das Ganze aber etwas Fahrt auf und war auch für mich stimmig.

the spirit of my mother - trailer - engl.

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When the mountains tremble Guatemala Doku (1983) flagge-guatemala-wehende-flagge-15x23.gif

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Die Dokumentation "when the mountains tremble" beleuchtet die Geschichte Guatemalas, insbesondere die Zeit von 1954 bis 1983.

Als Erzählerin fungiert Rigoberta Menchu, eine Quiche Indigene aus Guatemala. Sie ist Christin und Bäuerin und eine der letzten Ueberlebenden ihrer Familie. Frau Menchu sollte 9 Jahre nach dieser Dokumentation, also 1992, den Nobel-Friedenspreis gewinnen.

Eine wichtige Korrektur zur Dokumentation gleich vorneweg:

Das Batzul Massaker, welches im Film beleuchtet wird, wurde nicht vom Militär begangen, sondern von als Soldaten verkleideten linken Rebellen. Dies wurde von Pamela Yates, welche mit Newton Thomas Sigel für die Dokumentation verantwortlich war, später auch so kommuniziert und richtig gestellt.

Frau Menchu erklärt, dass sie von den Mayas abstammen. Man lebt im Hochland und baut Mais und Bohnen an. Die Beziehung zur Mutter Erde ist eng. Bevor man den Mais anbaut, fragt man die Mutter Erde um Erlaubnis an, weil man ihr mit dem Sähen Wunden verursacht.

Seitdem die Spanier vor 500 Jahren das Land der Ahnen stahlen, habe man sehr viele Ungerechtigkeiten erlebt.

Vor ein paar Jahren wäre aber Hoffnung auf Demokratie aufgekeimt. Von 1951 bis 1954 war Jacobo Arbenz Guzman Präsident von Guatemala. Im Zuge einer Agrarreform versuchte Arbenz einen Teil des Besitzes der United Fruit Company zu enteignen. Die Firma hatte das beste Land, besass die Transportmittel und bezahlte seit 50 Jahren keine Steuern.

Die USA organisierten einen Putsch, jagten Arbenz aus dem Amt und setzten General Carlos Castillo Armas auf den Präsidentenstuhl. Die Liste der von den USA inthronisierten Machthaber:

Colonel Castillo
General Ydigoras
Colonel Peralta
lic. Mendez Montenegro
General Arana
General Kjell
General Lucas
General Rios Montt
General Mejia Victores

Die Guatemalteken wurden hemmungslos ausgebeutet. Die Arbeitsbedingungen waren gleich mies wie die Saläre. Die Mehrheit der Guatemalteken waren Indigene und die litten.

Widerstand organisierte sich. Anfangs der 70er wuchsen Bewegungen sowohl in den Städten als auch auf dem Land. 1977 liefen die Minenarbeiter in einem Protestzug nach Guatemala City. Der Marsch dauerte 1 Woche. Die Bauern kamen von den Bergen, um sie zu unterstützen. In den Städten stiessen Arbeiter und Lehrer hinzu.

Das Militär hatte 2 Optionen: a) Verbesserungen zuzulassen oder b) die Bewegung zu attackieren.
Man entschloss sich für die Repression.

Gewerkschafter verschwanden und tauchten tot wieder auf. Das meiste der Bewegung wurde durch Terror zerschlagen. Die Kirche begann von einem befreienden Jesus zu sprechen und erhielt Zulauf. Auch sie wurde vom Regime verfolgt, wobei die obere Kaste, wie man aufgrund der Ausführungen des Erzbischofes annehmen muss, stets "regierungstreu" war.

1980 wurde die spanische Botschaft friedlich besetzt (unter den Besetzern auch Menchus Vater). Die Besetzung endete in einem Massaker, wobei die Besetzer bei lebendigem Leib verbrannt wurden.
(2014 kam es zu einem Prozess gegen Pedro Garcia Arredondo, der damals Polizeichef war).

Die Hoffnung auf einen friedvollen Wechsel starb. Die Armee steigerte die Repression im ganzen Land. Eine Jagd nach Subversiven setzte ein. Es wurde gefoltert und gemordet. Die Indigenen und nicht Indigenen, welche die Militärregierung ablehnten, begannen sich in der nationalen revolutionären guatemaltekischen Vereinigung zusammen zu schliessen.

Auffallend immer wieder: man ist gegen die Reichen, man ist gegen die Armee. Man will in Frieden leben.

Die USA hatten kein Interesse, die Kontrolle über Guatemala zu verlieren und schickten Militärhilfe. Die im Film gemachten Aussagen diversester US-Vertreter sind nicht selten zynisch und menschenverachtend.

Menchu führt aus:

Ursprünglich verstanden wir die tiefen Wurzeln unserer Probleme nicht. Wir dachten, dass die Armut, die Misere, das Leiden unser Schicksal war. Immer mehr lernten wir, dass wir das Recht zu leben hatten und es so zu entwickeln, dass wir unser menschliches Potential voll auschöpfen können.

Die Guerrilla kämpft gegen die Reichen, welche sie dominieren, welche sie ausbeuten und ihr Volk massakrieren.

Der Abspann:

Den Tausenden von Guatemalteken gewidmet, welche ihr Leben riskierten, damit wir ihre Geschichte erzählen können.

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Die Doku ist zwar schon fast 40 Jahre alt, aber trotzdem topaktuell. Am System der Regime-Change Wars und den gelungenen oder versuchten Regierungsstürze der USA hat sich nicht viel geändert. Die internationale Aufregung hält sich in Grenzen. Die verantwortlichen US-Verbrecher kommen auch heute noch völlig unbescholten davon und stehen nicht selten gesellschaftlich absurd gut da.

Folterungen, Zivilisten, die als "Kollateralschäden" bei Drohnenangriffen sterben, vermeintliche/tatsächliche Verbrecher werden in anderen Ländern ohne Gerichtsurteil ermordet.

Der Guatemaltekische Bürgerkrieg dauerte vom 13.11.1960 bis zum 29.12.1996. Gemäss Wikipedia werden die Toten auf 150000-250000 geschätzt, die Verschwundenen nicht einberechnet, wenn ichs denn richtig verstehe.

aus Wikipedia zum Guatemaltekischen Bürgerkrieg:

Die von der UNO eingerichtete Wahrheitskommission CEH (Kommission zur Aufklärung der Geschichte) stellte in ihrem Abschlussbericht 1999 fest, dass 83 % der Opfer des Bürgerkrieges Indigene (davon die meisten Maya) waren und dass 93 % der Gräueltaten von der Armee, drei Prozent von den Rebellen und vier Prozent von weiteren Gruppen begangen wurden.

Der Kommissionsbericht machte auch öffentlich, dass die USA während des gesamten Konflikts die verschiedenen Militärmachthaber des Landes trotz Wissen über deren Verbrechen unterstützt hatten. Präsident Bill Clinton wandte sich daraufhin 1999 an das Volk Guatemalas – es sei falsch von den USA gewesen, das Militär und verschiedene Geheimdienste Guatemalas zu unterstützen, die sich an Menschenrechtsverletzungen und der „gewaltsamen und weit verbreiteten Unterdrückung“ beteiligt hätten.

Der Film when the mountais tremble bildet der Abschluss meiner Serie zu Mittelamerika. Ich hätte mir keinen besseren, eindrücklicheren Beitrag vorstellen können. Er passt punktgenau und ist eine #Herzensangelegenheit.

Tolle Dokumentation. Prädikat: besonders wertvoll.

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Candelaria - ein kubanischer Sommer Kuba Altersromanze (2017) flagge-kuba-wehende-flagge-15x23.gif

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Dem Regisseur Jhonny Hendrix ist ein beachtenswerter Film gelungen. Der Film behandelt unter anderem eines der letzten Tabuthemen: Alterssex.

Die Geschichte spielt in Havanna, Kuba. Man schreibt den 4. August 1994. Wiedermal wird um 16.00 Uhr der Strom abgestellt, werden die Kerzen angezündet.

Kubas wichtiger Wirtschaftspartner, die Sowjetunion, zerfällt. Die Wirtschaftsblockade der USA zeigt Wirkung, Es fehlt Kuba an Erdöl und Nahrungsmitteln. Die dunkle Zeit wird "Sonderperiode" genannt.

Victor Hugo und seine Frau Candelaria sind alt geworden. Beide wirken sie müde, beide etwas gebrechlich. Das Geld ist knapp. Der Film zeigt die Situation der Beiden ungeschönt und ungeschminkt. Victor Hugo schlägt sich heimlich mit dem Verkauf von Zigarren durch. Candelaria singt trotz ihres Alters noch immer in einem Club und arbeitet darüber hinaus in einer Wäscherei.

Die Beziehung der zwei ist respektvoll, aber der Glanz der Beziehung scheint abgeblättert wie die Farbe an den Häuserwänden.

Candelaria hatte sich immer Kinder gewünscht. Der Traum blieb unerfüllt und so kümmert sie sich um Küken, welche sie verbotenerweise in ihrer Küche hält.

Victor Hugos Hose rutscht genauso runter wie die Wirtschaftslage. Man spricht von einer "unfreiwilligen" Diät und auch von Hunger. Als es Strassenproteste gibt, eilen die Mitarbeiterinnen Candelarias in der Wäscherei neugierig nach draussen. Candelaria ist allein und findet im grossen Wäschecontainer einen Rucksack. Darin befindet sich eine Videokamera. Candelaria nimmt den Rucksack mit nach Hause.

Am Abend sitzen Candelaria und Victor Hugo beim Kerzenlicht zusammen. Manuel, "El Nero", klopft. Victor Hugo zeigt ihm die Kamera. Manuel meint, er könne ihm helfen, die Kamera zu verkaufen. Als Manuel gegangen ist, fragt Candelaria, ob es Victor gelungen sei, die Kamera zu verkaufen. Victor hat die Kamera aber nicht verkauft, sondern filmt Candelaria. Auf dem Kameraspeicher findet man auch Aufnahmen des Besitzerpaares, welches sich am Strand filmte.

Die Kamera wird vermisst. Candelaria entzieht sich dem Verdacht, indem sie die Protestaktion vorschiebt. Sie wäre draussen gewesen. Als sie zurückgekommen sei, wäre der Wäschewagen leer gewesen.

Victor filmt Candelaria. Beide haben Spass beim Filmen, beide entdecken sich und ihre Beziehung neu. Als Victor Hugo seine Candelaria auf einer Bank küssen will, erschreckt sich diese. Sie ist sich Intimität nicht mehr gewohnt.

Manuel baut an einem Motor. Sein Plan ist es, nach Key West zu fliehen.

Victor und Candelaria entdecken ihre Liebe neu. Victor verkauft seine Uhr, um Potenzpillen zu kaufen. Candelaria borgt sich ein schönes rotes Kleid für eine Nacht aus. Man tafelt edel zusammen, erfindet eine frivole, filmische Szene, die man filmt. Angedeuteter Alterssex.

Ungewollt tritt Victor ein Küken tot, währenddem er von Manuel gefilmt wird.

Mit der Kamera verlässt Victor das Haus, spielt mit Jungs Baseball und wird dabei wieder zum Kind. Seine Tasche mit der Kamera wird allerdings gestohlen.

Victor weiss, wo gestohlene Sachen zum Verkauf angeboten werden und als er den Laden betritt, läuft in einem Fernseher die Szene mit der Anmache von Candelaria.
Der schmierige Besitzer, der nur als "El Carpintero" in Erscheinung tritt, ist höchst angetan von den erotischen Sequenzen. Er will sie verkaufen und wittert ein Geschäft. Victor will erstmal seine Frau dazu befragen.

Candelaria ist in der Wäscherei rausgeworfen worden. Man wirft ihr vor, sie hätte das Kleid gestohlen. Victor erzählt ihr die Geschichte von der gestohlenen und wiederaufgefundenen Kamera und dem Angebot gegen Geld weitere Sequenzen zu drehen. Candelaria ist zur Verwunderung des Zuschauers damit einverstanden und die 2 stellen tatsächlich ein neues Video her.

El Carpintero ist aber nicht happy mit dem Ergebnis, wünscht sich mehr "Action".

Bei einer Untersuchung Candelarias kommt es aus: sie hat Krebs. Metastasen hätten sich schon gebildet. Die Aerztin schlägt eine Operation und eine nachfolgende Chemotherapie vor.

Candelaria einsam am Strand. Wellen umspülen ihre Beine. Der Himmel ist wunderschön.

El Carpintero kommt bei Victor und Candelaria vorbei. Er will mehr Filme und bietet einen Vorschuss. Aber Candelaria lehnt ab. Ab jetzt wolle sie ihre Intimität nicht mehr mit der ganzen Welt teilen.

Candelaria lehnt eine Chemotherapie ab. Sie will ihre letzte Zeit noch so gut sie kann geniessen.

Die Lampe geht aus.... die Kerze an...

Die Beiden tanzen mit viel Gefühl. Bilder aus der Kamera werden gezeigt.

Am Ende sieht man einen traurigen, einsamen Victor. Er scheint zu weinen, was sich dann aber in ein Lächeln verwandelt.

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Vielleicht der erste Film überhaupt, den ich je gesehen habe, der sich mit Alterssexualität auseinandersetzt.

Der Film behandelt das Thema zwar lustvoll, aber per saldo doch aufgeregt. Es sind ungewohnte Bilder und man muss sich erst daran gewöhnen. Dabei findet das doch weltweit millionenfach statt und wird von der Gesellschaft fast etwas verschwiegen.

Die Stärke des Filmes liegt wohl darin, dass er so natürlich, fern von Uebertreibungen daherkommt. Gefühlsmässig wird da nicht künstlich was aufgebaut.

Zwischendurch ist der Film poetisch. Passagen wie diese haben mir besonders gut gefallen:

- Victor Hugo: entweder man stirbt aus Nostalgie oder man verhungert.

- Du bist irgendwie wie dieses Gebäude und dieses Gebäude ist wie Kuba. Keiner bringt es in Ordnung, und keiner bringt es zum einstürzen.

- dass Du immer noch leuchtest, kommt daher, dass unser Ende so viel weiter und grösser ist, als unser Leben.

Candelaria behandelt ein wichtiges Thema. Insgesamt war der Film gut, mit überraschenden Wendungen. Ueberragend war er imo allerdings nicht. Dafür war das Drehbuch nicht gut genug, dramaturgisch war das für meinen Geschmack zu wenig, verlief insbesondere der Spannungsbogen nicht stimmig genug, wobei sich hier die Geister eventuell scheiden werden. Kann gut sein, dass gerade diese Art von Dramaturgie auch positiv gesehen wird.

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Rockers Jamaika Komödie/Drama/Musik (1978) flagge-jamaika-wehende-flagge-15x23.gif

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Der Film Rockers gilt zusammen mit dem Film "The Harder they come" vielleicht als das bedeutendste cineastische Werk, was Reggae anbelangt.

In vielen Kreisen gilt Rockers als Kultfilm. Meistens gehts dabei wohl um die Musik, welche im Film recht ausführlich ertönt. Betreffend Inhalt des Filmes selber ist man etwas zurückhaltender. Die Rezensionen im Internet ähneln sich mitunter dermassen, dass man unweigerlich das Gefühl bekommt, da hätte einer vom anderen abgeschrieben.

Der Grund dafür könnte daran liegen, dass der Film ohne Patois-Kenntnisse kaum zu verstehen ist und die (englische) Untertitelung nicht überzeugt. Jedenfalls war dieser Film eine echte Challenge und ich habe im Netz zum Glück portugiesische Untertitel gefunden, welche passten.

Für das Drehbuch und die Regie war Teodoros Bafaloukos verantwortlich.

Der Plot ist an und für sich zweigleisig:

Auf der ersten Ebene wird eine recht simple Geschichte erzählt, auf der zweiten gehts um den spirituellen oder religiösen Hintergrund (wie mans will) des Reggae. Die zweite Ebene kommt meines Erachtens bei vielen Zusammenfassungen zu kurz.

Die Geschichte selber handelt vom Drummer Horsemouth, der von Leroy "Horsemouth" Wallace gespielt wird. Er stellt sich also quasi selber dar. Horsemouth hat mit seiner Frau Madgie drei Kinder und ist ein talentierter Drummer. Leider ist er chronisch pleite und kommt auf die Idee, mit der Auslieferung von Schallplatten ein Geschäftsmodell zu entwickeln. Seine Frau ist wenig angetan von dieser Idee. Sie befürchtet, dass er bei der Sache mehr Geld drauflegt, als in die Kasse wandert und hat Angst, dass er sich bei den Fahrten irgendwann mal das Genick bricht. Trotzdem leiht sie ihm (wie andere auch) Geld dafür, dass er sich ein rotes Motorrad kaufen kann. Es ist eine 175er Maschine und Horsemouth lässt sich einen Löwen von Juda auf den Tank malen. Ein religiöses Symbol, welches die Rastafari an Teile von Glaubensbekenntnissen der äthiopischen Kaiser erinnert.

Immer wieder werden im Film auch Musikeinlagen eingestreut, bei denen Horsemouth gelegentlich auch mitspielt. Zudem werden zum Beispiel auch die berühmten Harry J. Studios gezeigt, wo viele Reggae-Grössen Alben aufnahmen, unter ihnen auch Bob Marley.

Im Film jedenfalls holt Horsemouth auch bei der Joe Gibbs Record Manufacturing Co. Ltd. Platten ab und packt sie auf sein Moto, um sie zu auszutragen.

Trotzdem arbeitet Horsemouth auch als Drummer weiter und wird vom windigen Mafioso Marshall zu harten Konditionen für Musikauftritte in einer Band verpflichtet.

Beim Verlassen des Gebäudes begegnet Horsemouth der vielversprechenden Sunshine, welche die Tochter von Boss Marshall ist. Horsemouth will mit ihr ne Runde auf seinem Moto drehen, aber Sunshine lehnt dies ab, weil gerade ihr Vater käme.

Nach einem Besuch von Horsemouth bei seinem Freund Jack Ruby ist das Moto weg. Horsemouth steckt seiner Frau, dass sein Motorrad gestohlen wurde. Die ist sauer, fürchtet um das geliehene Geld.

Gediegener Abend. Die Band spielt mit Horsemouth als Drummer. Der Mafioso Marshall ist dort, genauso wie dessen Geschäftsführer und Sunshine. Bei einer Pause treffen sich Sunshine und Horsemouth und kommen ins Gespräch. Am Tisch von Mister Marshall macht man sich Gedanken, wo wohl Sunshine sein möge. Der Geschäftsführer steckt dem Boss, dass sich diese mit dem Drummer unterhalte. Marshall will sich nicht bieten lassen, dass der Drummer sich für seine Tochter interessiert und lässt Horsemouth rauswerfen.

Der Geschäftsführer soll Sunshine heimbringen. Er macht aber noch einen Umweg zu einem Lager. Dort sieht Sunshine, wie Horsemouthes Moto ausgeladen wird und steckt ihm, dass es im Lagerhaus, King Street 12, sei.

Horsemouth dringt ins Lagerhaus ein und holt sich sein Moto zurück.

Der Manager bekommt davon Wind, dass sich unser Held das Moto zurückgeholt hat. Er informiert Marshall, worauf dieser veranlasst, Horsemouth eine tüchtige Abreibung zu verpassen.

Verletzt schleppt sich unser Held zu einem Kumpel. Als es ihm besser geht, taucht er auch mal wieder bei seiner Frau Madgie auf. Das Gespräch kommt auf Kindererziehung, auf Werte. Unser Held führt aus: alles, was ich bei anderen sehe ist, dass sie sich um ihre NIchtigkeit kümmern, pure Nichtigkeit. Kleider, Essen, Haus, Geld. Nur darum kümmern sie sich. Ich fühle mich wie ein Prophet, der die Worte von Jah überbringt.

Horsemouth beschliesst, sich am Manager zu rächen. Sunshine spielt mit. Unser Held bietet viel seiner Kumpels auf. Lastwagen, Lieferwagen und Autos werden organisiert und man beginnt eine Raushole: Die Wohnung von Marshall wird geräumt, genauso wie diejenige eines anderen Geschäftsmannes. Am Schluss auch noch das Lager mit den gestohlenen Waren.

Der Coup gelingt. Die Truppe ladet die Sachen in den Strassen ab und stellt sie vor die Häuser. Als der Tag anbricht, können die Einwohner ihr Glück kaum fassen und bedienen sich eilig.

Auch Madgie ist ziemlich aufgeregt und will unserem Helden stecken, was da auf der Strasse steht. Sie bittet ihn, ihr zu helfen, aber Horsemouth möchte nur schlafen......

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Insgesamt sicher ein Kultfilm, der Reggaeliebhaber erfreuen wird. Vielleicht ist das Drumherum hier für einmal mindestens so interessant, wie der Film selber. Der Cast mit Reggaegrössen wie Gregory Isaacs, Big Youth, Burning Spear, Jacob Miller oder Kiddus-I,
sowie den Produzenten Jack Ruby und Joe Gibbs ist natürlich vom Feinsten.

Spitzentrommler Leroy "Horsemouth" Wallace spielt sich als Held selber. Seine Frau im Film ist auch im richtigen Leben seine Frau.


Wegen dem Plot müsste man den Film imo nicht unbedingt schauen, aber zwei Sachen fand ich im Film überdurchschnittlich gut:

1. die Musik 2. Es werden auf erstaunliche Weise Hintergründe und die Philosophie vermittelt, welche eng mit dem Reggae verbunden sind. Natürlich konnte der Film da nicht umfassendes Wissen vermitteln, aber ein Teaser war das allemal.

Es gibt im Film Parallelen zum italienischen Kultfilm "Fahrraddiebe" sowie natürlich zu "Robin Hood".

Bob Marley wurde für den Film bewusst nicht angefragt, da man keinen Bob Marley-Film produzieren wollte.

Abschliessend noch eine interessante Anekdote von den 1979 Cannes Filmfestspielen: "Rocker" wurde am gleichen Abend gespielt wie "Apocalypse Now". Seltsamerweise drängten sich die Zuschauer in den Rocker-Film, d.h. Rocker wurde damals mehr beachtetet als das Werk von Francis Ford Coppola. Ein Fakt, der aus heutiger Sicht wohl doch etwas erstaunt.

wer sich noch das eine oder andere über den Film anlesen will:


hier ein Wikipedia-Artikel über die Rastafari:



rockers - trailer - englisch

rockers - full -

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Haiti The Road to Fondwa Dokumentation (2008) flagge-haiti-wehende-flagge-15x23.gif


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Im Zentrum der eindrücklichen Dokumentation der Filmemacher Justin Brandon und Dan Schnorr steht die ländliche haitische Gemeinde Fondwa. Dabei werden verschiedene interessante Leute des Ortes portraitiert.

Haiti ist das ärmste Land der westlichen Hemisphäre, aber was wissen wir wirklich von Haiti?

Die Doku beginnt mit einer launigen Busfahrt auf dem Busdach. Sandelwi, ein Bauer und Mystiker, meint, es wäre toll, oben auf dem Bus zu sitzen. Die Luft wäre angenehm und man fühle sich wohl. Er ist wohl durchaus ein Philosoph und sagt sinngemäss: man hätte vielleicht andere Hautfarben und Nationalitäten, aber wenn man sich auf Haiti befinde, seien alle Haitianer. Sandelwi kommt von Dekouze und spricht von Kindern, welche in seinem Ort nicht zur Schule gehen können, von Strassenkindern, welche ohne Mutter leben. Niemand kümmere sich um sie. Wenn sie können, fahren sie mit einem Lastwagen nach Port-au-Prince und schliessen sich den Banden der Stadt an.

Ueberhaupt ist der Gegensatz von Stadt und Land in Haiti immer wieder Thema. Oft würden ungebildete Leute aus den Dörfern mit viel Hoffnung auf ein besseres Leben in die Stadt ziehen, nur um zu merken, dass das Leben dort nicht einfach ist und die Träume nicht selten wie Seifenblasen zerplatzen.

Auf dem Weg nach Fondwa blickt der Zuschauer immer wieder in Gesichter, welche oft wunderschön, ein bisschen fremd und faszinierend sind. Diese Einspielungen der facettenreichen Menschen begleitet die Doku, tauchen immer mal wieder auf und sind definitiv ein Höhepunkt der Dokumentation.

Als nächstem Interviewpartner begegnen wir Minik Nocent, der im Jahr 1988 zusammen mit Bruder Joseph Fondwa aufzubauen begann. Minik kommt ursprünglich aus Fondwa selber, war immer Bauer. Er weist darauf hin, wie wichtig es war, damals Strassen zu bauen.

In der Folge wird die Familie Seprimiere in Fondwa besucht. Eine sehr jung erscheinende Frau gibt sich als 5-fache Mutter zu erkennen. Auch sie arbeitet hart und hilft beim Erbsen pflücken mit. Sie möchte gerne ein Geschäft führen, hat Pläne. Auf den Aufnahmen sieht man auch den jüngsten Sohn, den 6 Monate alten Jeff Seprimiere. Ein gesund aussehendes, herziges Kind. Im Abspann wird ein Bild von ihm gezeigt und der Hinweis in memoriam, weshalb ich leider annehmen muss, dass er starb.

Kety, ist die Präsidentin der Frauengruppe. Sie erklärt, dass auf Haiti der Prozentsatz der Arbeitslosen hoch ist. Daher würden auch die Frauen mitunter Handel betreiben, um die Haushaltskasse aufzubessern. Die Frauen würden auf Haiti deshalb auch Lebenssäulen genannt. Kety ist nicht einverstanden mit dem Bild, das man im Ausland von Haiti hat. Sie stört sich daran, dass Haiti immer nur als Land in der Misere, verarmt, gezeigt wird. Man zeige die schönen Plätze auf Haiti nicht, wo man Haiti wirklich sehen würde. Es sei wahr, sie seien wirklich arm, aber sie wären auch wichtig. Sie hätten auch ihren Wert.

Markenson Domas ist Schüler und stammt aus Fo Dizet. Er verlässt das Elternhaus morgens um 04.00 läuft 3 Std. zur Schule und am Nachmittag dieselben 3 Std. zurück. Auf die Frage, warum er sich das antut, führt er aus, dass er in der Schule etwas lernen könne, damit er morgen befähigt sei, einen Dienst leisten zu können.

Der Gemeindeleiter von Fondwa ist ein weiser Mann. Herrault kennt sich mit der Geschichte Haitis aus, erzählt von kolonialen Zeiten und spricht mit Stolz davon, dass Haiti die erste schwarze Republik der Welt gewesen sei, welche die Unabhängigkeit erlangt habe.

Herrault weist auf einen Punkt hin, den man immer wieder hört und der sehr wichtig ist: er spricht vom Modell der Hilfe zur Selbsthilfe. Weist daraufhin, dass es nichts nütze den Leuten Strassen zu errichten, Lastwagen zu geben. Du musst ihnen die Mittel geben, damit sie selber funktionieren können. Er weist darauf hin, dass man eine Schule, eine Universität in Fondwa aufgebaut habe. Man arbeite mit Leuten aus den USA, Frankreich, Kanada, Kuba und anderen zusammen, um die Verhältnisse vor Ort zu verbessern. Herrault macht ein interessantes Beispiel mit seiner Hand. Er meint, Fondwa sei in Haiti nur ein Finger. Aber man müsse die ganze Hand sehen. Wenn nur ein Finger funktioniere, sei man trotzdem behindert. Deshalb gebe man auch gerne die Erfahrungen an andere Regionen weiter. Die Jugendlichen, welche bei ihnen ausgebildet werden, sollen in ihren Regionen mithelfen, auch dort etwas aufzubauen.

Der Priester Joseph Philippe ist mal ein Geistlicher, mit dem ich wirklich etwas anfangen kann. Der Mann ist spannend und es macht Spass, ihm zuzuhören. Er wurde in Fondwa geboren. Seine Eltern waren Bauern. Mit dem Gebet habe er bei sich gespürt, dass er den Armen helfen wolle. Er versuchte, die Probleme der Bauern zu verifizieren und eine Struktur aufzubauen, dass sie sich selber helfen konnten.

Er spricht von Fonkoze, einer Bank. Sie hätten die Bank mit nichts gegründet. Aber die Bank hat nach 10 Jahren fast 10 Millionen Dollar. Wie man das erreichte? Man motivierte die Leute ohne viel Geld zu sparen und zeigte ihnen, wie sie ihre Sparkonten brauchen konnten. Mit den Ersparnissen begann man, Leuten zu helfen, welche Geschäfte hatten und vor allem Marktfrauen, Geld zu leihen. Der Priester Joseph spricht davon, dass man inzwischen fast 500 Angestellte habe und fast 30 Zweigstellen betreibe. Fast 70000 Leute hätten Kredite erhalten.

Der Priester Joseph vergisst auch die spirituelle Seite nicht. Er appelliert an die Menschlichkeit, spricht sich für Respekt vor dem Nächsten aus und er wirkt glaubwürdig.

Die Studentin Manouche Douze, welche die Uni Fondwa besucht, sieht die Lage in Haiti so, dass die Veränderung zum Besseren aus den ländlichen Gebieten kommen muss. Auch sie ist überzeugt vom Konzept der Hilfe zur Selbsthilfe. Manouche erwähnt das bekannte Beispiel: Lern mich zu fischen, anstatt mir einen Fisch zu geben. Zeig mir, wie man es am besten macht.

Ganz am Ende wird wie gesagt der Hinweis eingeblendet:

In Gedenken an: Jeff Seprimiere

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Die Filmmusik hat mir überaus gut gefallen. Besonders: Public Property - Power Trip.

Zudem waren die Sequenzen mit den Gesichtern der Hammer. Mit sowas kann man mich immer abholen.

Ein weiterer Höhepunkt des Filmes war die Bemerkung Ketys, dass Haiti nicht nur ein hässliches Bild hat, sondern auch viele schöne Seiten, welche in ausländischen Berichten nicht gezeigt würden. Aus meiner Sicht könnte ich das bestätigen. Kenne von Haiti nur die Bilder, wenn irgendein Unglück geschieht und von Verwüstungen. So als cooles Reiseland wird es meiner Wahrnehmung nach eher weniger gesehen. Das sieht bei Santo Domingo dann schon ganz anders aus.

Der Priester Joseph war eindrücklich. Guter Typ mit dem Herz auf dem richtigen Fleck. War ganz interessant, wie er den Aufbau der Bank beschreibt. Ob sowas bei uns auch funktionieren würde?

Insgesamt eine Dokumentation, die mir richtig viel Spass gemacht hat. Das war Klasse. Danke an alle, die da dran mitgearbeitet haben.

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Road to the Big Leagues Dominikanische Republik Sport (2008) flagge-dominikanische-republik-wehende-flagge-15x23.gif

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Ausserhalb der USA stellt die Dominikanische Republik mehr Major League Baseball-Spieler als jedes andere Land.

Der Film von Jared Goodman geht auf Spurensuche, prüft, wieso Baseball in der Dominikanischen Republik so populär und auch erfolgreich ist.

Unter anderem werden vorgestellt:

- der kleine Vladimir, ein kleiner, offensichtlich talentierter Junge, der davon träumt, einmal gross heraus zu kommen.
- die beiden Nachwuchshoffnungen Carlos Gomez und vor allem Juan Cabrera
- die zwei bestandenen Cracks David Ortiz und Vladimir Guerrero , welche es beide schon in die Major League geschafft haben.

Viele Familien der Dominikanischen Familien sind nicht gerade mit Reichtum gesegnet und Baseball ist definitiv eine Chance, der Armut zu entfliehen.

Soweit bekannt, stammen alle vorgestellten Baseball Spieler nicht aus begüterten Familien, im Gegenteil.

Schon von klein auf wird Baseball gespielt. Zudem spielen die Kinder Vitilla, Stockball. Dies soll ein Spiel ähnlich dem Baselball sein, welches auch noch Elemente von Cricket aufweist.
Geschlagen wird dabei mit einem verhältnismässig dünnen Stock, was später Vorteile beim Hitten bringen soll. David Ortiz erzählt die Geschichte, dass er die Köpfe der Puppen seiner Schwester immer abgerissen hätte und sie damit gespielt haben.

Grosse US-amerikanische Baseballclubs betreiben auch dominikanische Akademien. Der Druck in diesen Akademien ist sehr hoch. Hier wird konzentriert und fokussiert gearbeitet. Man ist bestrebt, ähnlich gut zu werden, wie vergleichbare US-Akademien. Schlussendlich schaffen es aber nur 5 % der Jungs, irgendwann in den grossen Ligenzu zu spielen, manchmal könne es sein, dass es auch nur 2-3% wären. In der einen Akademie ist auch der junge Carlos Gomez zu sehen. Er hat es zu einer hervorragenden MLB-Karriere gebracht.

Der Weg zum Baseballspieler in den USA ist steinig und hart.

Sowohl David Ortiz, als auch Vladimir Guerrero dienen als Vorbild für die jungen Baseballspieler. Beide wirken überhaupt nicht abgehoben, bodenständig und trainieren mit den Jungs mit. Im Film ist auch Machepa zu sehen. Er war Ortiz'Trainer, als Ortiz nur 15-jährig war. Ortiz sagt selber, dass er Machepa viel zu verdanken hat und äussert sich auch sehr lobend über Juan Cabrera, dem er grosses Talent bescheinigt, was diesem sichtbar unter die Haut geht.

Juan Cabreras Weg ist nicht einfach. Obwohl er hochtalentiert ist und schon 3 Probetrainings für amerikanische Klubs absolviert hat, wurde dem 17-jährigen noch kein Vertrag offeriert. Man findet, er sei noch nicht ganz soweit.

Den allermeisten dominikanischen Jungs gelingt es nicht, den Traum zu verwirklichen. Mitunter wird auch getrickst. Ronaldo Peralta, Verantwortlicher des Büros der MLB der Dom. Rep., erklärt, dass 35-38 % aller Dokumente, welche bei den Vertragsprozessen präsentiert werden, Irregularien aufweisen. Manchmal gehts auch um gefälschte Geburtsurkunden, welche die Jungs jünger machen, als sie sind. Hier sind die Bestimmungen allerdings streng: wenn jemand erwischt wird, wenn er beim Alter lügt, wird er automatisch vom professionellen Baseball ausgeschlossen und verliert die Möglichkeit, Teil des Spiels zu sein.

Das musste auch Miguel Mercedes Pegero erfahren. Er hatte es geschafft und reiste am 18.3.2003 nach Boston. Miguel erhielt einen Vertrag, der mit 75000 Dollar dotiert war und nahm am Boston Training Camp teil. Miguel Mercedes wurde zum Verhängnis, dass er für den Vertrag eine Geburtsurkunde unterbreitete, welche auf den 24.6.1984 lautete. Diese Urkunde wurde 1993 ausgestellt. Allerdings gab es eine frühere Geburtsurkunde, welche das Geburtsdatum auf den 24.6.1981 festlegte. Deshalb wurde Miguel rausgeschmissen und verlor die Aussicht auf eine gute Zukunft. Er hatte sich wohl 3 Jahre jünger präsentiert, als er in Tat und Wahrheit war.

Am Schluss des Filmes wird Juan Cabrera tatsächlich von den St.Louis Cardinals unter Vertrag genommen. Seine Mutter, welche ihn allein grossgezogen hat, ist bei ihm und freut sich von Herzen für ihren Sohn. Endlich hat es geklappt. Der Vertrag ist mit 25000 Dollar dotiert und die Mama freut sich, dass damit sämtliche ihrer Schulden bezahlt werden können.

Ganz zum Schluss spielt der kleine Vladimir eine Szene durch, wie er in der MLB im letzten Inning einen Homerun schafft. Sein Herz und seine Seele zählen noch keine Banknoten. Es ist wohl einfach die Liebe zum Spiel und vielleicht auch die Mitnahme von Stolz und Anerkennung.

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Kurzer, guter Film über den Baseball der Dominikanischen Republik. Fand den Film informativ. Er ist auch dem Baseball-Laien zu empfehlen.

Hervorzuheben sind die spannenden Einblicke in den Alltag der Akademien, in die manchmal eher unkonventionellen Trainingsmethoden der Baseballspieler.

Aus Carlos Gomez wurde ein richtig guter Spieler. Auch David Ortiz konnte noch eine Schippe drauflegen und war so gut, dass seine Rückennummer 34 bei den Red Sox nicht mehr vergeben wird.

Vladimir Guerrero wurde 2018 in die Baseball Hall of Fame aufgenommen.

Juan Cabrera hat zwar tatsächlich in amerikanischen Ligen spielen können, so wie ich recherchiert habe, ist ihm der grosse Druchbruch im Gegensatz zu Carlos Gomez aber nie gelungen.

Road to the Big Leages - full - engl. subs.


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Young Kaelin

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Positive and Pregnant Trinidad and Tobago Drama (2011) flagge-trinidad-und-tobago-wehende-flagge-15x23.gif

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Erzählt wird die fiktionale Geschichte von Alicia und Marvin und ihrem Baby.

Alicia ist eine junge, attraktive Frau, welche sich danach sehnt, zu lieben und geliebt zu werden.

Ein paar Beziehungen sind in die Brüche gegangen, als sie den charmanten Marvin kennenlernt.
Sie fühlt sich schnell wohl mit ihm. Dennoch braucht Marvin geraume Zeit, die Mauern bei Alicia einzureissen.

Schliesslich hat Alicia das Gefühl, mit Marvin wäre das doch sehr anders als mit ihren bisherigen Liebschaften. Sie hat einen Seelenverwandten gefunden, der Liebhaber und bester Freund zugleich ist. Man fühlt sich nahe und hat es richtig gut. Bislang hatte Alicia sich beim Sex geschützt, was aber mit Marvin anders ist.

Alles scheint wunderbar zu laufen, aber Alicia fühlt eine Beklemmung. Sie kann nicht glauben, dass dieses Glück sich für immer halten lässt. Sie hat zwar Schmetterlinge im Bauch, aber beginnt, zu erbrechen.

Es stellt sich heraus, dass Alicia schwanger ist. Bei Routinetests wird entdeckt, dass die angehenden Eltern HIV-positiv getestet werden. Es ist klar, dass für Alicia erstmal eine Welt zusammenbricht.

Ein Gespräch mit ihrer besten Kollegin Cheryl hilft erstmal weiter. Sie beschliesst sich Hilfe zu holen und sich beraten zu lassen.

Alicia fasst Mut und weiht auch ihre Mutter ein. Diese hält ihre Tochter aber für eine Schande und das Gespräch verläuft negativ.

Die Beratungsstelle erweist sich dann aber als Glücksfall. Alicia wird über Möglichkeiten der Behandlungen aufgeklärt und sie erfährt Details zur HIV-Uebertragung von der Mutter zum Kind.

In der Folge kommt das Baby auf die Welt und Alicia und Marvin wirken auf den Bildern glücklich.

Nach dem Film erscheint Lorna Henry.

Sie ist auch im richtigen Leben HIV-positiv und war wie Alicia positiv und schwanger.

Sie empfiehlt folgende Schritte:

1. lass Dich testen
2. erhalten die Resultate
3. wenn Du negativ bist, verhalte Dich so, dass Du negativ bleibst.
4. wenn Du HIV-positiv bist und/oder
-Sex hast
-schwanger bist
-planst, schwanger zu werden
-schwanger werden könntest
-ein Vater werden könntest
--------->>>>> suche bitte ein Gesundheitszentrum auf und lass Dich beraten.
5. nimm die Medikament wie verordnet ein
6. gib dem Baby die Medikamente wie verordnet
7. HIV-positive Mütter dürfen nicht stillen.

Die Filmemacherin Candice Lela Rolingson weist auf die soziale Diskriminierung von HIV-Positiven hin. Sie macht darauf aufmerksam, dass HIV nicht ein Todesurteil ist. Auch wenn das Baby HIV-frei geboren werde, müsse es als Vorsichtsmassnahme die ersten 6 Monate getestet werden.

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Guter und wichtiger Film aus Trinidad zum Thema PMTCT (Prevention of mother-to-child transmission), also Verhütung von Mutter zu Kind Uebertragung von HIV.

Das Werk stammt aus dem Jahr 2011. Ich weise darauf hin, dass die Möglichkeit besteht, dass es neue Medikamente und Behandlungsmethoden gibt. Deshalb kann ich Menschen in solchen Situationen ausdrücklich nur raten, sich von Aerzten und Fachstellen beraten zu lassen.


Es gab im Jahr 2010 auch ein eindrückliches Interview mit Lorna Hamilton-Henry:


Leider verstarb Lorna Hamilton-Henry im Jahr 2014 infolge Komplikationen an HIV/AIDS.

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Young Kaelin

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Perfect Feet Bahamas Dokumentation (2019) flagge-bahamas-wehende-flagge-15x23.gif

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Der Film von Calvin Dwight Harris dreht sich über 100 Minuten lang nur um ein Thema: Füsse.

Wer nun denkt: wie langweilig! irrt. Denn Mister Harris ist ein launiger Film gelungen, der ab und an überrascht und auch vieles ans Tageslicht bringt, das einen schlicht verblüfft.

Jackie Edwards von den Bahamas ist zu sehen. Sie hat von 1992-2008 an 5 Olympiaden teilgenommen. Ihr Trainingspensum war umfangreich: 5-6 mal die Woche, 4-5 Std. pro Tag, 10 1/2 Monate im Jahr, 17 Jahre lang. Dafür brauchte sie gutes Schuhwerk. Sie weist darauf hin, dass es für den Weitsprung ganz andere Schuhe braucht, als fürs Rennen. Beim Weitsprung dürfe man in den Schuhen absolut nicht rutschen. Sie verletzte sich oft am Knöchel und konnte dies mit speziellen Uebungen in den Griff kriegen: Barfuss laufen oder Knieheben im Sand. Wenn man Sport professionell betreiben wolle, rät sie, sich sehr gut um die Füsse zu kümmern.

Immer wieder wird von div. Fachleuten darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, auf die Pflege der Füsse zu achten. In den Gyms werden alle Muskeln trainiert, aber die Pflege der Füsse werde oft vernachlässigt.

Marshall Ulrich, der seit 1978 Marathons und Ultramarathons bestreitet, weist auf ein besonderes Problem hin: Blasen an den Füssen. Er habe immer schwarze Zehennägel bekommen und entschloss sich zu einem drastischen Schritt: er liess sich die Zehennägel chirurgisch entfernen. Diese wachsen auch nach der OP nicht mehr nach. Beim Sport sind auch die Socken wichtig und hier hat er auch eine neue Lösung gefunden: sogenannte "Injinji Socken", welche Socken sind, die jede einzelne Zehe separat umgeben, ähnlich wie Handschuhe, welche jeden Finger einzeln umgeben.

Grundsätzlich herrscht die Meinung vor, dass kein Fuss wie der Andere sei und jeder eine individuelle Lösung brauche.

Gängige Meinung ist auch, dass Barfuss laufen grundsätzlich gesund und positiv zu bewerten ist.

In Sachen Polsterung und Federung der Schuhe sind sich die Fachleute nicht ganz einig.

Es gibt (einzelne) Fachleute, welche, den Nutzen grosser Federung bestreiten.

Zwar werden Schuheinlagen grundsätzlich gutgeheissen, aber auch hier sehen das nicht alle Fachleute so. Die "Abweichler" sehen das so, dass man damit nur die Symptome bekämpfen würde und nicht die Ursachen.

Steven Sashen, Besitzer der Xero Shoes, ging einen völlig anderen Weg und hat sich für die Herstellung extrem leichter Schuhe entschieden, die fast ein wenig an flip flops erinnern. Das Prinzip hat er sich bei den Tarahumara Indios in Mexico abgeschaut, welche sehr weite Strecken in Schuhen laufen, die extrem leicht sind und fast ein wenig Barfuss laufen imitieren.

Die Fachleute sind sich nicht einig, was sie von Stevens Idee halten sollen: gefühlt die Meisten denken, dass Sashens Schuhe nicht genug Stabilität bieten, andere finden sie ganz okay. Einer meint gar, es wäre überhaupt nicht nachgewiesen, dass die viele Dämpfung und Polsterung von Schuhen zu irgendeinem Rückgang von Fussverletzungen geführt habe.

Ganz sicher einig ist man sich allerdings in Bezug auf High Heels. Die seien wirklich nicht gesund, insbesondere, wenn man sie über längere Zeit trage. Richa Sands, Miss Bahamas 1992, und noch immer hübsch, weist darauf hin, dass sie bei ihrer Wahl nur 9 cm hohe Heels tragen musste, jetzt seien die Dinger schon 18 cm hoch, weshalb sie heute wohl nicht mehr an Misswahlen teilnehmen würde.

Das Thema Fussfetisch wird auch angesprochen. Hier erklärt Lady Sarah Rey, dass besonders rote Heels erotisch wirken würden.

Pedicure wird ebensowenig ausgelassen, wie das Waschen der Füsse. Zudem liessen sich insbesondere Frauen Zehen auch chirugisch "verschönern". Schöne Füsse werden auch in der Werbeindustrie genutzt und so erstaunt es nicht, dass es tatsächlich Fussmodels gibt.

Ein Tatoo-Studio wird ebenso gezeigt und Filmemacher Calvin Dwight Harris lässt sich dort eine Bahamas-Flagge auf den Fuss tätowieren. Das Tätowieren von Füssen soll besonders schmerzvoll sein.

Sehr interessant war auch die Bedeutung der Füsse bei Diabetes. Offenbar würden die Füsse auf Diabetes reagieren. Die Wahrnehmung an den Füssen würde sich verändern. Zudem wird ihm Film von Veränderungen berichtet, die bis zu Amputationen führen.

Im weiteren wird auch explizit darauf aufmerksam gemacht, dass viele Fussprobleme zu Knie- oder Rückenproblemen führen können.

Gegen Ende des Films werden Fotos von einem seit 1949 verbotenen Brauch in China gezeigt. Es galt früher in China offenbar mitunter als Schick, mit einem Band, welches die Zehen nach unten zog, die Füsse zu verstümmeln. Was daran so toll war, ist mir unbegreiflich, denn die Füsse auf den Fotos sehen erschreckend aus. Sowas hab ich auch noch nicht gesehen.

Ganz am Schluss werden von Kristin Hopkins auch High-Tech-Prothesen vorgestellt. Sie musste sich nach einem Autounfall im April 2014 amputieren lassen.

Fazit der Sendung war: der perfekte Fuss ist offenbar ein Mythos.

Grundsätzlich einigt man sich darauf, dass der perfekte Fuss jener ist, mit dem man laufen kann.

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Absolut faszinierende Dokumentation von Calvin Dwight Harris. Alles mit sehr viel Liebe gemacht und auch manchmal mit einem Augenzwinkern.

Einiges, was in der Doku erwähnt wurde, war mir neu:

Ich wusste nichts von "Injinji Socken", habe sowas auch noch nie gesehen. Zudem wusste ich nichts von einer Kausalität zwischen Füssen und Diabetes.

Was man evtl. noch in den Film hätte reinnehmen können, wäre das Feld der Fussreflexmassagen. Hätte mich interessiert, was Fachleute davon halten.

Insgesamt ein wirklich toller Film über Füsse, welcher in diesem Umfang und in dieser Vielfalt der Themen wohl einzigartig sein dürfte. Chapeau.

perfect feet - full - engl. (kann sein, dass der Film dort nicht mehr sehr lange zu sehen ist)


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Young Kaelin

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Dadli Antigua und Barbuda Drama (2018) flagge-antigua-und-barbuda-wehende-flagge-15x23.gif

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Der Film Dadli des Filmemachers Shabier Kirchner ist normalerweise wohl für viele Betrachter eine echte Challenge.

Dadli ist ein Experimentalfilm und weist auch alle Ingredienzien dieser Spezies auf.

Ein Drehbuch ist sicht- und fühlbar nicht vorhanden. Die Sprache ist sowohl inhaltlich als auch akustisch nicht einfach zu verstehen.

Der Film aus Antigua und Barbuda holte mich aus der Konfortzone, liess mich unbehaglich zurück. Nach dem ersten Ansehen begriff ich wenig, konnte mir auf den Film keinen Reim machen in Sachen Sinn und Zweck. War ich einfach unaufmerksam oder hatte ich nicht meinen besten Tag?

Den Plot hatte ich grob in etwa! verstanden:

Ein Junge, Tiquan White, geboren am 5. Juni 2003, erzählt seine Geschichte. Jamela ist seine Lieblingsschwester. Am meisten wird er von Akhila, einer anderen Schwester, geliebt. Auch sie liebt er. Tiguana, die letzte im Film zu sehende Schwester, mag er allerdings überhaupt nicht. Stolz ist er auf seine Eselin Mary, die ihm sein Götti geschenkt hat. Von der Polizei hält er nichts. Die würden Leute überprüfen und erschiessen sie dann.

Passagieren, welche sich in den grossen Luxuslinern befinden und anlegen, würde er Reittouren anbieten, aber die verlangten 5 US Dollar seien denen noch zu teuer.
Tiquan will ein reicher Mann sein, wenn er gross ist. Der junge Mann trägt aber eine dunkle Seite in sich. Er geht oft allein an einen Ort, wo er jagt, niemand mit ihm spricht und er auch über Nacht wegbleibt. Seiner Mutter ist dies egal.

Im Film wird auch von einem Kreis gesprochen, den es zu durchbrechen gilt. Die Armut scheint erschütternd. Der Gegensatz zum noblen Kreuzfahrtschiff könnte nicht grösser sein.

Wenn sich die Sonne ins Meer senkt, gehe er zu seinem Vater und rauche, werde high und schlafe. Im Schlaf träumt er davon, wie die Polizei kommt und ihn schnappen will. Er werde die Polizei auch killen. Er wäre unschuldig.

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Es ist bei den karibischen Ländern oft so, dass die jeweiligen guten Filme nicht im Netz zu finden sind und man auf noch grössere Nischenfilme ausweichen muss.

Shabier Kirchner hat das Zustandekommen seines Werkes Dadli selbst als "Unfall" bezeichnet. Im Grunde hätte man einfach Szenen gedreht und erst später bemerkt, dass man ja daraus einen Film machen könnte.

Antigua wurde von den indigenen Arawaks Wadadli genannt. Als Kirchner aufwuchs, hätte man Wadadli zu Dadli abgekürzt. So erklärt sich der Filmname.

Die Aufnahmen der Stimmung am Meer sind wunderschön, postkartenartig.

Fand auch diese Passage aus einem Interview von Filmmaker mit Kirchner interessant:

Filmmaker: So Dadli happened because you were readjusting to shooting in 16mm.

Kirchner: Exactly. We didn’t have any sound. It was just me, Kali, and my dad, driving around, shooting a bunch of stuff, testing exposures. There was this place in Antigua, The Point, that’s always attracted me. It’s a really fascinating neighborhood. Not only was it a slave burial ground in the 1700s, it was one of the first places in Antigua where slaves started a revolt that led to a big uprising. It’s one of the only tenement yard systems left in Antigua. On top of that — being one of the poorest areas in the island — it shares walls with St. John’s, the capital and a duty-free port for cruise ships.

It’s an insane juxtaposition: this extremely poor area that’s so rich and full of Antigua’s history, and this cruise ship district where the island survives off tourism, where cruise ships come in and unload tourists who trample across the island, drive on the outskirts of these neighborhoods, take photos, and leave. I always thought it was an interesting example of modern-day colonialism.

Der Platz, der im Film als Rückzugsort von Tiquan gezeigt wird, ist die alte Zuckerfabrik Antiguas. Er entspricht nicht den Rückzugsorten, welche von Tiquan tatsächlich aufgesucht wurden.

Insgesamt eine durchaus interessante Fingerübung Kirchners, welche mit Sicherheit nicht durchstrukturiert und durchdacht ist. Tiquans Ansichten empfand ich im Film mitunter als schockierend, aber das ist eher mein Problem als seines. Möglich, dass ich dem Jungen hier Unrecht tue.

Dieser Film war definitiv eine neue Erfahrung in meiner Serie. Einmal derart halt- und hilflos durch einen Film zu schwimmen, war spannend.

Ob der Film was taugt? Ich weiss es echt nicht, denn um dem Film gerecht zu werden, müsste ich meine alten Betrachtungsmuster über Bord werfen. Vielleicht ist gerade dies das grosse Verdienst dieses Filmes.

dadli - full - engl.
 
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This is Dominica Dominica Dokumentation (2014) flagge-dominica-wehende-flagge-15x23.gif

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Die Dokumentation von Van Ditthavong ist meditativ gehalten, lädt zum Verweilen und Relaxen ein. Der Film verbreitet eine angenehme, friedliche Stimmung. Jedenfalls macht das Werk durchaus Lust, die Insel zu bereisen.

Der Film ist folgendermassen strukturiert:

Intro: Postkartenartige Bilder der Insel

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Kapitel 1: Durchs Tal der Verwüstung zum Boiling Lake

Da es auf der ganzen Welt nur zwei "Boiling Lakes" gibt (der Andere befindet sich in Neuseeland (Frying Pan Lake)), ist der Besuch des Boiling Lakes bei einer Reise auf die Insel Dominica wohl ein Must. Der See liegt im Morne Trois Pitons National Park. Er sieht geheimnisvoll aus mit all der dampfenden Luft.

Reisebericht Boiling Lake

Kapitel 2: Ich komme näher zu Eden.

Der interessante Bauer Pomp wird vorgestellt. Der Mann ruht offensichtlich in sich und beeindruckt durch seine Philosophie, aber auch mit seinem Lebenswerk.

Pomp und seine Familie leben abseits des Perdu Temps Trails. Seine biologische Farm und der Garten mit den Heilkräutern steht allen offen.

Pomp stieg vor langer Zeit mit einer Axt, einer Machete und einer Mission im Gepäck in die dominicanischen Berge. Der Mann rodete ein Stück Wald und erschuf sich ein kleines Paradies. Pomp baute allerlei Heilpflanzen an, sowie andere Pflanzen wie Dasheen (aus Wikipedia: Der Taro ist eine Pflanzenart in der Familie der Aronstabgewächse. Taro ist als Nutzpflanze für den Menschen von Bedeutung. Die stärkehaltigen Rhizome werden gekocht oder geröstet verzehrt. Andere Bezeichnungen für Taro sind: Wasserbrotwurzel, Kolokasie, Taioba, Eddo, Eddoe, Eddro, Dasheen), genauso wie unter anderem Kochbananen oder Brotfruchtbäume.

Pomp ist sichtbar ein glücklicher Mann. Er hat keine Angst, verrückt zu werden, denn er ist glücklich, jeden Tag aufzuwachen und sich mit Freude seiner Landwirtschaft zu widmen. Langweilig wird es ihm jedenfalls nicht.

Der Mann kommt grundehrlich rüber und hält nichts von Zäunen, Toren oder Schlössern.

Jeder sei bei ihm willkommen und man nimmt es ihm ab.

Kapitel drei: Töne aus der Natur der Insel.

Man hört einen bunten Strauss voll mit Tönen: rauschendes Wasser, Vogellaute. Töne von Wasserfällen, plantschendes Wasser.

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This is Dominica ist durchaus ein Werbespot für einen Besuch der Insel. Besonders die Gegend um den Boiling Lake sieht faszinierend aus.

Pomp ist wirklich interessant. Den Typen möchte man gerne kennenlernen.

Im weiteren fällt auch die schöne Filmmusik positiv auf.

Insgesamt eine Dokumentation, welche unaufgeregt und entschleunigt daherkommt. Durchaus ein Streifen, der einen zur Meditation einlädt. Kapitel 3 mit den Tönen aus der Natur von Dominica war jedenfalls die Kirsche auf Torte.

this is dominica - full - englisch

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Young Kaelin

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21 Days Saint Lucia Doku-Drama (2014) flagge-st-lucia-wehende-flagge-15x23.gif

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Der Film 21 Days wurde unter der Federführung von Dale Elliott und Co-Direktor Guillaume Rico entwickelt.

Im Wesentlichen geht es um einen zunächst harmlosen Fischereiausflug von 6 Jugendlichen von Gros Islet, Saint Lucia, welcher sich im Verlauf zu einer veritablen Tragödie entwickelt.

Die Geschehnisse wurden von Therold Prudent in seinem Buch aus dem Jahr 2005, Glory Days & Tragedy, schon aufgearbeitet.

Inwiefern dieses Buch Grundlage des Filmes 21 Days war, gilt als umstritten. Als Tatsache darf festgehalten werden, dass beide Werke die tatsächliche Odyssee von 6 vielversprechenden jungen Männern wiedergeben.

Am Freitag, dem 14. Februar 1985, machten sich um ca. 16.00 h der Captain Perry Evans Charles, George "Marius" Philip und sein Bruder John Kennedy Philip, im Ort Gros Islet, Saint Lucia, daran, ihr Boot "in God we trust" startklar zu machen und auf dem Meer ihre Netze auszubringen. Am Hafen tauchten die Schüler Christopher "Baby" Clovis, 15, Dominic Peter Edwin, 14 und George Jones Bruno 15 auf. Sie waren wegen schlechten Benehmens an diesem Tag aus dem Unterricht geworfen worden und wollten mit aufs Boot. Captain Perry Evans nahm sie eher widerwillig auf.

Das Boot wurde durch einen YAMAHA Enduro 75 Schiffsmotor angetrieben, war aus Holz gefertigt und ungefähr 6.70 m lang.

Nachdem man ca. 7 Minuten aufs Meer hinausfuhr, hielt man an und brachte die Fischernetze aus. Danach entschied man, wieder nach Hause zu fahren.

Als Perry den Motor starten wollte und den Gang einlegte, kam man keinen Meter vorwärts. Man zog den Motor hoch und sah, dass der Propeller am Motor nicht mehr da war. In der Folge versuchte man, rudernd die Küste zu erreichen, was sich aber infolge der Strömung als unmögliches Unterfangen erwies.

Müde, mit Blasen an den Händen und mit Rückenschmerzen dämmerte den Jungs, dass man sich in ernsthaften Schwierigkeiten befand. Den Gedanken, die Küste schwimmend zu erreichen, verwarf man. Er hätte den sicheren Tod bedeutet.

Die Nacht brach herein. Am nächsten Morgen wurde in Gros Islet Alarm ausgelöst. Ein Polizeischiff fuhr hinaus und suchte nach den Jungs, aber man konnte das Boot nicht finden.

Die "In God we trust" trieb immer weiter von der Küste weg. Man sah zwar zwischendurch eine Insel, aber das Meer war rauh. Auf dem Boot begann man zu fischen und hatte dabei etwas Erfolg. Trotzdem blieb man hungrig und vor allem hatte man kein Trinkwasser, sodass man sich entschloss, Meerwasser zu trinken. Dies half aber nur im ersten Moment über den übelsten Durst hinweg und hatte langfristig verheerende Wirkungen, wie wir noch sehen werden.

Mit einem Regenschutz versuchte man, ein Segel zu konstruieren, was aber nicht die gewünschte Wirkung hatte. 3 Tage nach dem Verschwinden begann es zu regnen. Endlich konnte man "richtiges" Wasser trinken, aber es waren keine geeigneten Gefässe an Bord, um Vorräte anzulegen.

Das Meerwasser und der trockene Fisch führte zu einer langsamen Vergiftung der Jungs.
Dehydrierung setzte ein. Die medizinischen Folgen sehen offenbar so aus: Erhöhung des Blutdrucks, Herzprobleme, Kopfweh, Benommenheit, blutiger Stuhlgang, Erbrechen. Verwirrtheit, Hirnschäden, Tod.

An Bord ist die Stimmung schlecht. Man spricht nur noch vom Essen. Ein Segelboot taucht auf, sieht aber das Boot nicht.

Am 18.2. geht es Captain Perry immer schlechter. Er wird schwach, hat Durchfall. Der 21-Jährige stirbt 2 Tage später. Man beschliesst, ihn im Meer zu bestatten.

Am 24.2. beginnt Christopher Clovis die gleichen Symptome wie Perry zu zeigen, auch er stirb und wird ebenfalls seebestattet.

Am 25.2. dreht George Jones Bruno durch, prügelt auf seine Kumpels ein. Er muss gefesselt werden. Wegen seiner Fesselung tritt er in einen Hungerstreik. Nachdem man ihn von den Fesseln befreit, springt Bruno ins Meer und begeht Selbstmord.

2 Tage später wird auch Kennedys Bruder George komisch. Er hat Halluzinationen, sieht Land, das es nicht gibt. Auch er springt über Bord.

Von den 6 Jungs leben nun nurmehr John Kennedy Philip und Dominic Peter Edwin.
Sie machen sich gegenseitig Mut. In der Nacht sieht John Kennedy Philip Lichter. Am Tag sieht Kennedy dann wirklich Land. Er fordert Peter auf, mit ihm an Land zu schwimmen, aber der will nicht. Er will auch nicht alleine gelassen werden. Also bleibt Kennedy bei ihm und schläft ein. Als er aufwacht, ist von Peter nichts zu sehen. Im Film geht man davon aus, dass Peter fehltrat und ins Wasser fiel. Das ist möglich, denn Peter wusste ja, dass die Küste nahe war.

John Kennedy Philip selber war auch in grossen Schwierigkeiten, total entkräftet und ausgepumpt. Plötzlich bemerkt er, dass das Boot auf Grund gelaufen ist. Er steigt aus dem Boot und krabbelt an Land (laufen kann er nicht mehr). Einheimische finden ihn, bringen ihn in ein Haus und päppeln ihn mit Milch und Biscuits auf. John Kennedy Philip strandete in Kolumbien. Er kommt in ein Spital. Allerdings wird er für einen Drogenschmuggler aus Trinidad gehalten und von der Polizei 3 Tage festgehalten, bis man den Irrtum bemerkt.

Ueber Aruba kommt John Kennedy Philip schliesslich wieder zurück nach St. Lucia, wo er bei der Umarmung mit einem anderen Bruder seine Gefühle nicht mehr unter Kontrolle hat und weint.

Für Menschen in Schwierigkeiten hat John Kennedy Philip folgende Message bereit:

Gib nie die Hoffnung auf. Denke niemals an den schlechtesten Ausgang und hab Vertrauen zu Gott.

Am Schluss werden auch Original-Zeitungsartikel eingeblendet.

äüxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx


21 Days ist ein enorm packender Film, der sich wie ein Thriller entwickelt.

John Kennedy Philip ist im Film selber zu sehen und er erzählt die Geschichte.

Das Boot wurde enorm weit weg gespült: von St. Lucia bis nach Kolumbien. Der Karte nach strandete John vermutlich in der Nähe der Stadt Tuputs, Kolumbien.

Folgender Spiegel-Artikel ist ganz interessant, wie man sich in so einer Situation auf dem Meer am Besten verhält:


Jedenfalls ist es wohl falsch, die Fische zu trocknen.

Das Schicksal der 5 Jungs, welche starben, war fürchterlich. Die Doku ist eindrücklich und absolut grosses Kino.

Das hat sich definitiv gelohnt, mir den Film zu geben. Danke an alle, welche da mitgearbeitet haben.

21 days - full -englisch (der film ist evtl. nicht mehr lange online)


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Nothing like chocolate Grenada Dokumentation (2012) flagge-grenada-wehende-flagge-15x23.gif

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Bei der Dokumentation Nothing like chocolate von Kum-Kum Bhavnani gehts wenig überraschend vor allem um Schokolade und der vielfältigen Verarbeitung von Kakao.

Als Mott Green in den USA die Bilder von Kinder-/Sklavenarbeitern auf den Kakaoplantagen der Elfenbeinküste sieht, ist er beeindruckt. Spätestens nachdem er kurz vor dem Uniabschluss ausstieg und sich mit Anarchisten traf und sympathisierte, träumte er von grundlegend anderen Wirtschaftsmodellen.

Zusammen mit Kumpel Doug Browne und Edmond Brown gründete Mott Green (der eigentlich David Friedman hiess) im Jahr 1999 die Grenada Chocolate Company Ltd., welche als Cooperative aufgezogen war und ganz auf biologischen Kakaoanbau setzte.

Zum Konzept gehörte es, dass man die Kette vom Anbau, der Verarbeitung bis zum Vertrieb als Ganzes betrachtete und die Gewinne gleichberechtigt unter den Playern aufteilte.

Die Bauern hatten bis anhin ihre Kakaoernten zu 1.30 Dollar/Pfund an die Regierung verkauft. Die Grenada Chocolate Company zahlte 2 Dollar/Pfund unter der Bedingung, dass biologisch angebaut und keine Chemie verwendet wurde.

Edmund stellte in den USA die benötigten Maschinen zusammen und brachte sie nach Grenada. Doug und Mott ergänzten sich toll. Während Doug überlegt, extrem ruhig und mit Bedacht handelte, war Mott eher der Nervöse, Unruhige. Langsam aber sicher wuchs die Cooperative, war klein, aber funktionierte.

Nelice Stewert wird in der Doku gezeigt. Sie ist eine unabhängige Kakao-Farmerin und hat sichtbar Spass an ihrer Arbeit. 7 Kinder hatte sie, als ihr Mann verstarb. Ben trat in ihr Leben und heiratete sie. Inzwischen baut Nelice Bananen, Kakao, Muskatnüsse, Zitronen an. Zur Zeit der Doku hatte sie mit Problemen zu kämpfen. Die Wirtschaft lief auf Grenada nicht gerade auf Volltouren und sie war eine, welche der Regierung ihren Kakao zu 1.30 verkaufte.

Christian Parenti, Journalist und Sabido in Sachen Kakao führt aus, dass 70 % des Kakaos, welcher für Schokolade verwendet wird, aus Westafrika stamme und 40 % käme von einem Land: der Elfenbeinküste. Dieses hat betreffend Kakao ein grosses Problem mit Kinder- und Sklavenarbeit. Insbesondere die herbeigekarrten Kinder aus Burkina Faso und Mali fallen wohl unter diese Kategorie.

Gary Guittard ist Chocolatier in den USA. Den Familienbetrieb gibt es seit 109 Jahren. Er kauft seinen Kakao in Venezuela, Trinidad, Costa Rica usw. zusammen. aber auch in der Elfenbeinküste. Die Probleme dort sind ihm bekannt. Er meint aber, der Kakao dort wäre von sehr guter Qualität und es wäre schwierig, das Land zu boykottieren. Gary kauft Fair Trade Kakao, vorher sagt er aber vieldeutig, dass man beim Kakao nicht mit Sicherheit sagen könne, dass er nicht mit Sklavenarbeit hergestellt wurde.

Maya Shoop-Rutten, Chocolatierin, hält nichts von Palmöl in der Schokolade, ebensowenig wie von der Elfenbeiküste als Kakaoproduzentin. Dafür weist sie schmunzelnd auf den Fakt, dass die Schokolade Ingredienzien habe, welche glatt als Droge durchgingen.

Danach wirds eine Zeitlang weniger lustig in der Dokumentation:

Der Internet-Kakaotrader Nick Gentile von den Atlantic Capital Advisors wird bei seiner Arbeit gezeigt. Er handelt mit Kakao, spekuliert und wettet auf fallende oder steigende Preise. Ob er sich um die Qualität des gekauften Kakaos kümmere? nein. Ob es ihn kümmere, wie er geernet sei? Persönlich ja, geschäftlich nein. Kapitalismus at its best.
Bezug zum Produkt: offensichtlich null.

Vandana Shiva betrachtet die Strukturen des Handels und was sie sagt, ist spannend und lehrreich.

Dann kommt sie zur Stelle, wo sie sehr klar und einfach das ganze internationale Wirtschaftsschlamassel sinngemäss wie folgt offenlegt:

Bei jedem Prudukt, egal ob Schokolade oder Kleider: in der Minute, in der Du eine globale Kontrolle über die Ware bekommst und riesige Geschäftskonzerne involviert sind, welchen es möglich ist, die Bedingungen zu diktieren, werden sie die Voraussetzungen dafür schaffen, welche zur Sklavenarbeit bei der Primärproduktion führen.

Zeigen Sie mir ein Produkt, welches heute global gehandelt wird, das billig zu erhalten ist, welches NICHT darauf basiert, dass irgendjemand versklavt wird!

Mott Green hat seine Schokolade nicht als Fair Trade labeln lassen. Dieses Label koste Geld, welches er nicht an die Bauern geben könne und zudem wäre Fair Trade insofern fragwürdig, weil die Gewinne eh nicht von der Kette: Bauern bis zum Vertrieb aufgeteilt würden, wie bei Ihnen.

Esther ist Chocolatierin in Motts Firma und steht Mott privat sehr nahe. Man kennt sich von Kindheit an und Esther hatte Mott angefleht, ihr einen Job in der Firma zu geben.

Die zwei sprechen übereinander, als wären sie doch ziemlich verknallt ineinander, verbringen viel Zeit miteinander und wären auch ein schönes Paar. Trotz allem sind sie aber kein Paar geworden. Mott liebt zwar Esthers Sohn, Jazzy, über alles, aber für Esther stimmt die Freundschaft so, wie sie mit Mott ist.

Motts Geschäftspartner Doug starb am 4.11.2008 an Krebs. Man merkt, dass Mott noch immer unter dem Tod leidet und wie sehr er ihm fehlt.

Geschäftlich ist man soweit, dass man zum ersten Mal daran denken darf, neue Farmer für die Schokoladenfabrik zu verpflichten. Endlich werden Nelice Stewert und Mott Geschäftspartner. Es ist auf Anhieb zu sehen, dass das gut kommen wird. Die Beiden sprechen sichtbar die gleiche Sprache.

Mott gehen die Geschäftsideen nicht aus. Er möchte gerne Verkaufsboote bereitstellen, welche andere Inseln beliefern und auch Lieferungen über den Atlantik sind ein Thema. Mott hat Kontakte zu Holländern der Firma "Fair Transport" geknüpft und will 8 Tonnen Schokoriegel nach New York City bringen und sie dort verkaufen. Zudem ist eine Lieferung nach Portsmouth, UK, geplant.

Im Abspann erfährt man, dass das Unternehmen Hersheys es abgelehnt hat, im Film interviewt zu werden.

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Am 1.6.2013 starb Mott Green an einem Stromschlag, als er an einer Solaranlage arbeitete. Er wurde 47 Jahre alt.


Gemäss Homepage arbeitet Miss Joyce, die im Film zu sehen ist, offenbar immer noch in der Schokoladenfabrik, genauso wie Edmond Brown.

Beim Betrachten der Dokumentation war es leicht, diesen Mott Green ins Herz zu schliessen. Tüchtiger, arbeitsamer Macher mit dem Herz auf dem richtigen Fleck. Dass es mit Esther nicht geklappt hat, hat mir als Romantiker leid getan. Ich hätte das allen 3 gönnen mögen. Wie Mott mit dem kleinen Jazzy umging, war herzerwärmend und Klasse.

Unbekannterweise kam auch Doug toll rüber. Der wirkte auf den Pics enorm sympathisch.

Highlight des Films waren aber die Ausführungen von Vandana Shiva. Wie hat mir diese Frau aus dem Herz gesprochen! Tat einfach gut, das Gedachte mal so komprimiert und punktgenau ausformuliert zu hören. Die Frau hats imo genau geschnallt und bemerkt, wo und wie die Wirtschaft falsch läuft.

Insgesamt ein grossartiger Film. Susan Sarandon soll da auch noch irgendwo ihre Meriten an diesem Film haben. Mir hat immer sehr vieles was sie politisch sagte, ausgezeichnet gefallen. Dass sie bei diesem Klassefilm beteiligt war, ehrt sie.

Diese Dokumentation war eine Offenbarung und ich kann sie nur loben. Auch hier: prädikat besonders wertvoll. Danke an alle, die diese Doku möglich machten und beteiligt waren.

nothing like chocolate - full - englisch (kann sein, dass der film bald mal aus dem Netz verschwindet)

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Young Kaelin

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Tears of Joy St. Kitts and Nevis Drama (2014) flagge-st-kitts-und-nevis-wehende-flagge-15x23.gif

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Das Drama Tears of Joy aus St. Kitts und Nevis behandelt das Thema Mobbing in der Schule.

Den Regisseuren Nigel "TruCapo" Lewis und James Z. Galloway ist ein ziemlich hemdsärmeliges Werk gelungen. Zwar wirkt weder das Drehbuch austariert, noch sind die schauspielerischen Leistungen überragend, dennoch ist die Message so stark, dass sie den Film trägt. Die Filmmusik, insbesondere jene von Cameron Brown, war Klasse.

Der Film wird auf zwei Ebenen erzählt: eine erste Ebene erzählt die Geschichte der gemobbten Schülerin Joy. Auf der zweiten Ebene integrieren die Filmemacher eine Figur (schwarz gekleideter Mann), welcher den Tod symbolisieren soll.

Es ist ein grosses Verdienst des Filmes, dass das Wechselspiel der beiden Ebenen überaus stimmig gelingt.

Die Geschichte handelt von der dicken und äusserlich nicht überaus attraktiven Schülerin Joy. In der Schule ist ihre Gegenspielerin die hübsche Samantha, welche es mit Gruppendynamik hinkriegt, die Schüler/Innen gegen Joy aufzuhetzen. Im Film selber hat man das Gefühl, dass dies schon wie von selbst klappt. Es gibt keine Mitschüler/innen, welche sich für Joy einsetzen.

Die Streiche, welche man ihr spielt sind übel: Sodawasser wird absichtlich über ihre Schulsachen geleert, mal wird sie auf der Toilette mit Pisse bespritzt, mal werden von ihr unvorteilhafte Fotos ins Internet gestellt. Mal steht auf dem Spiegel im Toilettenraum: Brauchst Du eine Nutte? Ruf Joy an und ihre Nummer.

Die Krux ist, dass auch ihre Mutter wenig Verständnis zeigt und ihr die Schulleiterin nicht wirklich glaubt.

Das Mobbing ist im Film ein dramaturgischer Steigerungslauf.

Zwischendrin wird immer wieder ein schwarz gekleideter Junge eingeblendet, der anfangs kaum was sagt.

Erst in der Krise wird offensichtlich, dass er der Tod sein muss und der Dialog von ihm mit der verzweifelten Joy, welche auf ihrem Bett liegt, ist eindrücklich und gelungen.

Jedenfalls endet das Ganze in der Katastrophe und Joys Mutter findet ihre Tochter erhängt in ihrem Zimmer.

Der Filmgeschichte endet damit, dass sich Samantha auf dem Pausenhof mit Calvin schon das nächste Opfer ausgesucht hat. Der schwarz gekleidete Junge ist jedenfalls auch schon wieder zu sehen.

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Am Ende erscheint auch der Australier Cameron Brown, welcher das eine überragende Lied über Mobbing geschrieben hat und richtet sich mit seiner Message an die Zuschauer:

Cameron sagt zu Menschen, die gemobbt werden, an Depressionen leiden oder sonst mit ihrem Leben nicht klar kommen: Du bist nicht allein und es gibt HIlfe, welche verfügbar ist. Aber alles beginnt mit Dir. Es beginnt damit, dass Du Dich verbindest und Dir Hilfe holst.

Einer der besten Tipps, den er geben könne: Lerne, Dein eigener bester Freund zu werden. Lerne jemand zu werden, der sich selbst liebt und das Leben liebt, dass er lebt.

So kannst Du mit allem, was "draussen" vorgeht, wie z.B. jemand, der Dir etwas sagt, dass Dich runterzieht oder Dich abwertet, umgehen. All dies spielt keine Rolle, denn Du weisst tief in Dir, dass Du wertvoll bist. Dein Glück ist nicht von jemandem anderen oder von anderen externen Umständen diktiert. Alles was passiert, was gut um Dich ist, stellt dann nur noch einen Bonus dar.

Diese Passage hat mir besonders gut gefallen und ich kann durchaus raten, dass Menschen in Schwierigkeiten sich dies mal durch den Kopf gehen lassen.

Der Film war vielleicht nicht so der Hammer, auch wenn der Einbau des schwarz gekleideten Mannes einiges rausgerissen hat. Die Message war wichtig und toll. Das hat insofern gepasst. Props nach St. Kitts und Nevis.

Hier das Lied von Cameron Brown:



tears of joy - full - englisch

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Young Kaelin

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St. Vincent and the Grenadines St. Vincent und die Grenadinen Doku (2010) flagge-st-vincent-und-die-grenadinen-wehende-flagge-15x23.gif

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Christoph Kolumbus sichtete die Insel am 22. Januar 1498, dem Tag des heiligen Vinzenz von Valencia. Er benannte die Insel nach ihm.

Der Staat besteht aus 32 kleineren und grösseren Inseln und liegt in der östlichen Karibik.

Es handelt sich um eine Vulkaninsel, auf der es steile Bergketten gibt. Besonders eindrücklich ist die Besteigung des 1220 m hohen Vulkans La Soufriere. Der letzte Ausbruch fand im April 1979 statt.

Im weiteren wird in der Doku der Vermont Nature Trail angesprochen, der durch einen tropischen Regenwald führt.

Seltene Vögel gibts zu sehen, genauso wie Gürteltiere und Leguane.

Besondere Sehenswürdigkeiten sind auch die über 30 m hohen Dark View Wasserfälle, sowie die Montreal Gardens mit exotischen Gewürzen, Blumen und anderen Gewächsen.

Auf St. Vincent befindet sich der älteste botanische Garten der westlichen Welt. Die ältesten Pflanzen stammen aus dem Jahr 1765. Es gibt auch Nachfahren des Brotfruchtbaumes, den der berühmte Kapitän Bligh von der Bounty 1793 hier anpflanzen liess.

An der Westküste sind seltene präkolumbianische Felsenmalereien zu entdecken. An der Ostküste wiederum gibts den Blackpoint Tunnel zu bestaunen, den Sklaven 1815 als Transportweg für die Zuckerexporte in den Berg trieben.

Das Cricketstadion gilt als das Schönste der ganzen Karibik. Zudem gibts die Möglichkeit, mit einem Kanu durch eine Fledermaushöhle zu paddeln oder in Wallilabou den Ort zu besichtigen, an dem der Film Piraten der Karibik gedreht wurde.

Im weiteren werden div. Inseln kurz vorgestellt:

Young Island

Grosses Wassersportangebot, tolle Hotelanlagen, von dort aus gibts Fähren auf die Insel Bequia

Bequia

hat eine reiche Seefahrertradition, Fischerei, Wallfang. Segeln, Tauchen, Schnorcheln, berühmt für die Herstellung von Bootsmodellen.

Mustique

Tummelplatz der Reichen.

Canouan

Der 18-Loch Canouan Estate Golfplatz gilt als der schwierigste Golfplatz der Karibik. Canouan wurde zur schönsten Insel der Karibik ernannt. Das Raffals Hotel Canouan gilt als eines der schönsten Hotels der Welt.

Tobago Cays

Setzen sich aus 5 unbewohnten Inselchen zusammen: Barabel, Jamesby, Petit Rameau, Petit Bateau und Petit Tabac. Der Tobago Cays Marine Park umfasst 3 grosse Riffsysteme, Tauchen und Schnorcheln, schöne Vogelwelt.

Mayreau

Hier gibts eine besonders schöne katholische Kirche zu bestuanen, welche auf dem Station Hill liegt. Kann nur mit dem Boot erreicht werden.

Palm Island

Der Name ist Programm: viele Palmen. Auf der Insel gibts all inklusive Resorts.

Union Island

Als Sehenswürdigkeit gilt hier der Mount Taboi mit herrlicher Aussicht, schöne Strände.

Petit St. Vincent

Privates Luxusresort. Liegt ca. 1/2 Stunde Bootsfahrt von Union Island entfernt.

Insgesamt eine gelungene, honigsüss gesprochene Dokumentation, welche in der knappen Zeit einiges über das Land verrät und grundsätzlich Lust macht, es zu bereisen.

Saint Vincent und die Grenadinen - Doku - deutsch

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Young Kaelin

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Tula-The Revolt Curacao Historischer Film (2013) flagge curacao (Copy) (3) (Copy) (2) (Copy) (Copy).png

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Der Film, Tula - die Revolte, erzählt im Wesentlichen die Umstände des Sklavenaufstandes von 1795 in der damaligen holländischen Kolonie Curacao. Held der Geschichte ist Tula Rigaud, welcher massgeblich an der Revolte beteiligt war.

Ich habe mir diesen Film mit niedrigen Erwartungen angeschaut, denn die Filmdatenbank IMDb-Datenbank verleiht ihm nur 5.5 Punkte, was normalerweise nicht ausreicht, um sich für meine Serie zu qualifizieren. In diesem Fall bin ich allerdings froh, dass ich mich dadurch nicht beeindrucken liess, denn der Film müsste imo deutlich höher bewertet werden.

Das Werk unter der Regie von Jeroen Leinders ist recht aufwendig inszeniert. Die Leistungen der Schauspieler fiel etwas unterschiedlich aus, aber das Drehbuch war nicht nur stimmig, sondern hielt sich von gewissen Ausnahmen abgesehen, erstaunlich gut an die tatsächlichen Ereignisse, wie ich das überhaupt beurteilen kann.

Jeroen Leinders hat auch ein gleichnamiges Buch herausgegeben. Sowohl der Film als auch das Buch werden gemäss meinen Recherchen dem Jahr 2013 zugeschrieben, wobei es hier evtl. sogar so war, dass der Film erstaunlicherweise VOR dem Buch auf den Markt kam.

Zwar gab es schon früher Bücher, welche insbesondere das Leben von Tula Rigaud beschreiben, aber Jeroen Leinders hat da ganz offensichtlich sehr viel recherchiert und zusammengetragen.

So wie ich das nachgeforscht habe, hielt er sich beim Film zu beeindruckend grossen Teilen an die tatsächlichen historischen Vorgaben. Hier muss ich auch zugeben, dass es mir immer mehr Spass machte, je mehr ich mich mit diesem Sklavenaufstand befasste.
Leider habe ich für die Besprechung eines Filmes nicht unbegrenzt Zeit, sodass ich dann wohl oder übel irgendwann auch abschliessen muss, aber hier hätte ich grundsätzlich gerne noch mehr erfahren.

Jedenfalls hat es die im Film erscheinenden Tula Rigaud, seinen Bruder Quaku, die Aufständischen Bastiaan Carpata, Pedro Wakao, Louis Mercier, den Fransiskaner Pater Jacobus Schinck tatsächlich gegeben (Quaku soll behindert gewesen sein).

Für den Sklavenhalter-Sohn William, Shinishi, Mrs. Lesire habe ich keine Quellen gefunden, was aber nicht heisst, dass es sie nicht gab. Möglich, dass Leinders in seinem Buch, welches mir nicht vorliegt, genaueres ausführt.

Der Film beginnt mit der Verurteilung der Aufständischen und rollt dann die Geschichte 6 Wochen zurück. Tula arbeitet auf der Plantage, wo auch am Sonntag noch gearbeitet wird. Die Stimmung unter den Sklaven ist nicht gut. Tulas Bruder Quaku stirbt während der Arbeit auf dem Feld.

Die politischen Ereignisse der damaligen Zeit spielen eine wichtige Rolle. Frankreich besiegt Holland, die Sklaven von Haiti werden befreit und auch auf Curacao beginnen die Sklaven aufmüpfig zu werden, verlangen nach ihrem Recht, auch endlich frei werden zu können.

Für die holländischen Machthaber ist es undenkbar, dass sie den Sklaven die Freiheit schenken, denn ohne diese ausgebeuteten Sklaven ist es nicht denkbar, die Plantagen betreiben zu können. Die Forderungen Tulas waren grundsätzlich nicht revolutionär: ein Ende der kollektiven Bestrafung, ein Ende der Sonntagsarbeit und die Freiheit, Kleidung und Waren von anderen, als ihren eigenen Herren zu kaufen. Allerdings wird im Film auch immer wieder auf den Aspekt der Freiheit und dem Ende der Sklaverei hingewiesen.

Im Film wird Tula als gemässigter Revoluzzer dargestellt. Er hat grundsätzlich keine radikalen Ansichten und will das Ende der Sklaverei mit friedlichen Mitteln erreichen und strebt deshalb eine Unterredung mit dem Gouverneur an, welche ihm aber zeitlebens verweigert wird.

Ausgehend von Tulas Plantage kommt es zu einem Sklavenaufstand, welchem sich immer mehr andere Sklaven anschliessen. Tula wird in holländischen Quellen als rhetorisch ausserordentlich begabt beschrieben. In der Folge stossen auch die beschriebenen Bastiaan Carpata, Pedro Wakao, Louis Mercier zu den Rebellen.

Tula hat im Film eine Liebschaft mit Speranza, welche ihn bei der Revolution unterstützt.

Pedro Wakao tötet im Film einen Weissen (den niederl. Sklavenhändler Sabel), was bei Tula im Film nicht gut ankommt, denn er will die Revolution friedlich führen.

Bei einem ersten Scharmützel mit den Holländern, erringen die Aufständischen einen Sieg. Die Holländer lassen diese Niederlage aber nicht auf sich sitzen und kommen deutlich verstärkt zurück, mit dem Ziel, den Aufstand ein für allemal niederzuschlagen.

Die Rebellen ziehen sich in die Berge zurück.

Der Franziskaner-Pater versucht (wie im richtigen Leben auch) erfolglos, zwischen den Aufständischen und der Regierung zu vermitteln. Allerdings bietet er im Film den Rebellen so gut wie nichts an, sondern will sie lediglich überzeugen, wieder auf ihre Plantagen zurückzukehren.

Baron van Westerholt verfolgt die Rebellen. Nachdem Verhandlungen gescheitert sind, werden die Rebellen in die Flucht geschlagen (die Holländer setzen nun auch Kanonen ein) und es kommt zu holländischen Greueltaten. Brunnen werden vergiftet. Im Film wird Tula von einem Kampfgefährten, Koro, niedergeschlagen und an die Holländer verraten. Pedro, Louis, Bastiaan werden ebenfalls gefangen genommen.

Speranza wird von Tula schwanger.

Es kommt zur Verhandlung mit dem Gouverneur, der ausführt, dass er nicht verstehen könne, dass Tula nicht das Gespräch mit ihm gesucht habe......(genau das hatte Tula unbedingt die Ganze Zeit erreichen wollen). Er wurde im Film aber von seinem Herrn übel verleumdet, was wohl mit ein Grund war, weshalb Tula nicht wenigstens ein Minimum an Respekt entgegen gebracht wurde.

Tula, Pedro, Louis, Bastiaan werden alle zum Tode verurteilt. Die Art, mit der sie getötet werden, ist mitunter unterschiedlich, hat aber für alle Angeklagten eines gemeinsam: sie ist bestialisch und abartig.

Nach der Zerschlagung des Aufstandes besserte die Regierung die Lebensumstände der Sklaven etwas auf: es gab bessere Arbeitsbedingungen auf den Plantagen. Damit wollte man neue Aufstände verhindern.

Tulas Sohn starb mit 68 Jahren, als die Sklaverei endlich abgeschafft wurde.

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Tula wurde im August 2010 zu Curacaos Nationalheld ernannt:


Die Ausbeutung der Sklaven war im Film nicht schön anzusehen. Allerdings denke ich an meinen Beitrag der Serie aus Grenada mit dem Kakao zurück. Wie wird denn heute Kakao an der Elfenbeinküste gewonnen? Wie sind die Niedrigpreise im Welthandel möglich?

Wenn da keiner mehr mit einer Peitsche auf der Plantage steht, heisst das noch lange nicht, dass die Ausbeutung und Unfreiheit ein Ende hat. Das Thema ist topaktuell.

Bei der Recherche bin ich auch auf diese Passage von Tula gestossen:

"“Toen ik het huis binnentrad, trof ik een neger genaamd Tula, voorzien van een degen, en men noemde hem kapitein. Veel negers kwamen rondom mij staan. [...] Tula begon te spreken: ‘Wij zijn al te erg mishandeld. Wij willen niemand kwaad doen, maar we willen onze vrijheid. De Franse negers hebben hun vrijheid gekregen, Holland is ingenomen door de Fransen en daarom moeten wij ook hier vrij zijn.’"

Glaube, man muss nicht wirklich holländisch können, um das zu verstehen. "Wij willen niemand kwaad doen, maar we willen onze vrijheid. "...... wow.

Wieviel doch in so einem kurzen Satz stecken kann!


Heute ist Curacao zwar unabhängig, wird aber trotzdem irgendwie noch zum "Königreich der Niederlande" gezählt. Curacao hat UNO-mässig ein bisschen einen Sonderstatus, ist aber kein Mitglied der UNO.

Tula - the revolt - trailer

Tula - full - engl. mit spanischen subs

gewidmet Tula, einem Mann mit Stolz und Würde. Echt bedankt! :beten:

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Young Kaelin

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Keeping up with the Joneses Barbados Komödie/Thriller (2013) flagge-barbados-wehende-flagge-15x26.gif

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Der Film aus Barbados bildet vorerst den Abschluss der Serie mit Beiträgen aus der Karibik.

Keeping up with the Joneses ist ein Spin-off der gleichnamigen Serie. Für das Drehbuch und die Regie war Rommel Hall verantwortlich.

Das Werk ist eine Komödie, deren Spannungsbogen ein Thriller ist. Der Humor ist oberflächlich, aber nicht ohne Charme. Jedenfalls habe ich hier doch an diversesten Stellen grinsen müssen.

Der Plot geht folgendermassen:

Im Jahr 2010 wird der Familie Jones angeboten, bei einer Reality Show mitzumachen, welche Leben und Zeiten in der Karibik heisst. Zunächst wird der Familie 10000 US Dollar angeboten. Die Absicht hinter der Serie ist, der Welt Einblick ins Leben einer normalen karibischen Familie zu verschaffen.

Start der Serie war der 9.11.2010 und sie wurde ein überwältigender Erfolg.

Die Nachfrage nach der Serie wuchs und so passierte es, dass auch die Joneses immer besser entlöhnt wurden.

Nach 2 erfolgreichen Staffeln wurde die Show eingestellt und die Joneses kehren zu einem normalen, ruhigen Leben zurück. Bis sie entführt wurden. Wie das geschieht, wird in einem Blick 2 Wochen zurück wie folgt erklärt:

Zur Familie Jones gehört der Vater Irving, die Frau Angela, Tochter Tracy und Sohn Nathan. Angela hat einen durchgeknallten Bruder Anderson sowie eine Schwester, Anne-Marie und deren Mann Kirk.

Als Anderson noch bei der Polizei arbeitete, war er mitverantwortlich, dass man keinem Geringerem als dem Botschafter Richard Williams bei Schädigungen von 3 lokalen Banken auf die Schliche kam. Dieser Richard kam ins Gefängnis, wo er verstarb.

Sein Bruder sann nun auf Rache und wollte sich Anderson vorknöpfen. Der war aber inzwischen in einer psychiatrischen Klinik untergebracht, wo er mit einem Typen, der glaubte, Michael Jackson zu sein, Bogey, der überhaupt nicht mehr sprach und Miranda, welche behauptete, mit elektronischen Geräten interagieren zu können, recht muntere Mitpatienten hatte.

Mit Hilfe des zwielichtigen Darius stellte Mister Williams eine Truppe zusammen, welche die Familie Jones kidnappen sollte, um so an Anderson zu kommen.

Die Entführertruppe war nicht gerade die hellste Kerze auf der Torte. Trotzdem gelang es, die Familie Jones zu entführen.

Der Channel 11 wurde eingeschaltet und die Entführung der Familie Jones gemeldet.

Als dies Anderson in der Klinik hörte, beschloss er, die Verwandten mit seinen Kumpels Miranda, Bogey und Michael Jackson zu befreien. Anderson verfügte über magische Pillen, die ihn besonders schlau machten. Er verteilte sie seinen 3 Freunden, was unterschiedliche Erfolge erzielte: Bogey konnte sich unsichtbar machen. Miranda wurde superschlau, was elektronische Geräte anbelangte, Michael wurde clever, genauso wie Anderson.

Zudem wurde die Polizistin Detektivin Bertram und ihr etwas übermotivierter Kollege Carter auf den Fall angesetzt.

In der Folge findet das Grüppchen aus der Klinik raus, wo die entführte Familie steckt.

Die Detektivin Bertram leistet gute Arbeit und findet das auch zeitverzögert raus.

Am Ort, wo die Entführten hingebracht wurden, löst Mr. Williams auf, wie er der Familie Jones auf die Schliche kam: er hatte den Sohn von Richard Williams auf Tracy angesetzt. Diese hatte sich in ihn verliebt und ihm immer verraten, wo sich die Familie Jones gerade befindet und was sie macht. Zu dieser Zeit hatte Tracy auch mit ihrem Freund Jason Beziehungsprobleme.

Am Ende kommt es beim Ort, wo die Familie Jones festgehalten wird, zum grossen Showdown: Anderson gegen Mr. Williams.

Als Mr. Williams Anderson doch noch vor die Pistole kriegt, wird auch ihm eine Pistole an die Schläfe gesetzt: die Detektivin Bertram hat ganze Arbeit geleistet.

Am Ende trifft sich die Familie und meint, das wäre ihr bislang grösstes Abenteuer gewesen und es wäre nichtmal eine Kamera dabei gewesen. Ob es je einen solchen Film geben würde? Alle sind sich einig: nein. ....

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Nun, der Plot liest sich jetzt nicht wirklich lustig. Die Gags im Film sind es aber mitunter schon.

Entstanden ist eine recht gefällige Komödie, welche allerhand Schabernack und Situationskomik zu bieten hat.

Es ist kein sehr anspruchsvoller Film, der hier den Kinoliebhabern präsentiert wird, dafür ein charmantes, lustiges Machwerk, welches mit einem Augenzwinkern daherkommt.

Wer mal wieder herzhaft lachen und einen unbeschwerten, heiteren Film geniessen will: je nachdem, könnte er bei diesem Film goldrichtig liegen.

keeping up with the joneses trailer

keeping up with the joneses 2013 - full - englisch


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Tom

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Top wie motiviert und begeistert du hier dabei bist, die Ecke ist bis auf wenige Ausnahmen Argentiniens und Brasiliens auch noch koplettes Filmneuland für mich.
 
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