Thomas Kistner (SZ) schöpft angesichts der russischen Überlegenheit gegenüber den Holländern einen Verdacht, ohne ihn auszusprechen: „Was Arschawin & Co. zelebrieren, ist wunderbar anzusehen, wirkt aber zunehmend grotesk. Schon beim 2:0 über Schweden wäre ein 6:0 passender gewesen: Am Ende kurvten nur noch Russen übers Feld, die Skandinavier dienten als gelbblaue Plastikstangen. Dass auch Holland in der Verlängerung auf eine Weise unter die Räder kam, die aussah, als führten Profis ein paar Freizeitkicker vor, wirft Fragen auf: Wie schaffen es die jungen Russen, Europas Spitzenfußballer körperlich derart zu beherrschen? Wie funktioniert diese superbe Athletikschule, was macht Guus Hiddink anders als die Kollegen, deren Beste stehen bleiben, wenn Russland den Turbo zündet? Auch van Basten rätselt über die slapstickreife Kräftedifferenz – diese zu erhellen, sollte Kern jeder EM-Fachdebatte sein. Zumal Hiddink ja gern öfter solche Coups liefert: Seine topfitten Australier wurden im Achtelfinale 2006 mit Mühe von Italien gestoppt, 2002 jagten seine Südkoreaner gar ins Halbfinale. Damals musste sich Hiddink übrigens eines, naja, Verdachts erwehren: ‚Grundschnelligkeit verbessert man nicht mit Medikamenten“, sagte er, „wer Beweise hat, soll sie vorlegen.’ Kein Zweifel, dass da alles sauber abläuft. Wird das Ganze eben zur Bankrotterklärung für alle Trainer und Kompetenzteamleiter, deren Profis den Russen körperlich so heillos unterlegen sind wie Schweden und Holländer.“