Eishockey Sternstunden: Russlands Fabel-Rekord
Gespickt mit Weltstars, zu einem Kollektiv zusammen geschweißt und dazu ein gnadenloser Teamchef, das war die sovietische Nationalmannschaft Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre. Zuhause nannte man das Team der Sportart Nummer eins im Lande, die Sbornaja. Und diese Sbornaja lieferte Sternstunden am laufenden Band. Sie stellte den Fabelrekord von 47 WM-Spielen ohne Niederlage auf, sie verzauberte die Fans in aller Welt und sie dominierte auf allen Eisflächen der Welt.
Chef und Vater des Rekords war Viktor Tichonov, der die Sbornaja kurz vor dem Canada-Cup 1976 übernommen hatte und total neue Übungsmethoden eingeführt hatte. Setzten seine Vorgänger Anatoli Tarasov, Vsevolod Bobrov und „Väterchen“ Boris Kulagin noch auf sich blind verstehende Verteidigerpaare oder Sturmreihen, so schuf Viktor Tichonov das totale Kollektiv eines Fünferblockes vor einem Supergoalie. Den hatte er in Vladislav Tretjak, dem damals besten Keeper der Welt.
In der Abwehr löste das Tichonov-Paar Vyacheslav Fetisov – Alexej Kasatonov das Duo Vladimir Lutschenko – Gennadi Zsygankov ab. Ebenso wurde die Superlinie mit Boris Michailov – Vladimir Petrov und Valerj Charlamow abgelöst. Charlamov verunglückte tödlich und die beiden andern wurden ausgemustert“.
Die neue Linie im Tichonov-Superblock war dann Sergej Makarov –Igor Larionov – Vladimir Krutov. Sie alle kamen vom Tichonov-Verein CSKA Moskau, dem Team der Puck-Soldaten. Dazu kam das Dynamo-Abwehrpaar Valerj Wasiliev und Vasili Pervuchin, sowie die Angreifer Sergej Kapustin (Krilija Moskau), Viktor Zhluktov (CSKA) und „Zauberer“Alexander Maltsev (Dynamo).
Sie alle bog sich Viktor Tichonov zurecht. Einige ließen sich nicht hinbiegen und wurden zuerst gedemütigt und dann verstoßen. So der Traumstürmer Helmut Balderis, ein Lette aus Riga. Er musste, wollte aber nicht zu CSKA Moskau. Er war ein Künstler und Individualist und wollte kein Apparatschik im Gefüge von Tichonov sein. Nach drei Jahren ging er nach Riga zurück. Ebenso erging es dem sensiblen Sergej Babinov. Viele nannten ihn den technisch besten Verteidiger den CSKA je hatte. Doch der intelligente Blueliner aus Tscheljabinsk und seine Frau legten sich immer wieder mit den Boss an. Frau Babinov klagte, dass ihr Sergej in einem Jahr nur 13 Tage zu Hause war. Den Rest der Zeit verbrachten die CSKA-Cracks im Trainingscamp in Archagelskoje, 40 Km vor den Toren Moskaus.
47 WM-Spiele ohne Niederlage. Diese wohl nie wieder zu erreichende Serie begann nach der 4:6- Niederlage bei der WM 1978 gegen die CSSR in Prag. Dann die Serie ohne Niederlage. Und das Ende wieder in Prag, am 29.4.1985 mit dem 1:2 wieder gegen die CSSR. Innerhalb der Serie gab es nur vier Remis, davon drei gegen die CSSR (1:1, 1981 und 1983, 0:0, 1982) und ein 4:4, 1981 gegen Canada. Deutlich auch die Zahlen der Serie: 47 Spiele, 4 Remis, 299:71 Tore, 90:4 Punkte.
Dazu die Titel: Weltmeister 1978, 1979,1981,1982,1983 und Dritter 1985. Und Europameister 1978,1979,1981,1982,1983,1985.
Da es ein WM-Rekord ist, zählen die Spiele bei Olympia (1980 u. 1984) nicht mit.
Folgende Sbornaja-Stars wurden in der Serie als beste Akteure mit den Directorate-Award des Weltverbandes ausgezeichnet. Torhüter: 1979 u.1983 Vladislav Tretjak;
Verteidiger: 1978,1982,1985 Vyacheslav Fetisov, 1979 Valerj Wasiljev; Stürmer: 1979,1985 Sergej Makarov, 1979 Boris Michailow, 1981 Alexander Maltsev, 1982 Viktor Shalimow.