ist Deutschland so schlecht?


Drago

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Hab mir die letzten Tage die Doku "Ultimate Gretzky" angeschaut, wirklich empfehlendswert, eine sehr gut gemachte Doku.

Gretzky sagte dort, ihn hätte es 2002 mulmig gestimmt als Kanada auf dem Weg zum olympischen Gold nur 3:2 gegen Deutschland gewonnnen hat. Er drückte sich ungefähr so aus: "ich sprach mit unserem Trainer-Team und stellte ihnen die Frage: "sind wir wirklich so ein schlechtes Team wenn wir nur 3-2 gegen Deutschland gewinnen?""

Klar ist Deutschland keine "Weltmacht" im Eishockey, aber laut Gretzky sind wir wohl nicht mehr als Sparringspartner für Kanada, die USA oder Russland.

Ist das echt so extrem?
 

Sanderson

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Selbstverständlich sind wir so "schlecht".

Team Kanada von 2002 bestand eigentlich nur aus der absoluten Elite der NHL-stars. Sie hätten noch ohne weiteres drei, vier oder gar fünf Teams aufstellen können, die vom Talent her besser als Deutschland gewesen wären.

Kanada hat das Spiel eigentlich nur durch ein sehr glückliches 5 Minuten Powerplay gewonnen. Vorher kamen sie zu rein gar nichts, auf einmal hatten sie aber eine 2-0 Führung. Am Ende stand es 3-2 und Deutschland war die letzten Minuten drückend überlegen, inklusive eines Pfostenschusses.

Deutschland kann hin und wieder die Top-Teams überraschen, aber dennoch ist gegen ein Kanada in Bestbesetzung normalerweise nur eine hohe Niederlage zu erwarten. Für ein Team das Olympiasieger werden will, und auch der Favorit ist, darf so ein Spiel nicht passieren. Wenn man schon von den vergleichsweise schlechten Deutschen so unter Druck gesetzt wird, wie soll das denn erst gegen die richtig guten Teams laufen?

Auch wenn ein Spiel gegen so einen "kleinen" Gegner keine Aussagekraft auf die Spiele gegen die Mitfavoriten hat, so ist es doch ein Warnsignal.
 

MadFerIt

Apeman
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hm, also ich hab nicht wirklich viel ahnung vom eishockey, aber was ich in letzter zeit so mitbekommen habe ist, dass immer mehr deutsche den sprung in die nhl schaffen. dazu dieser auszug aus DIESEM text:
..., aber die Zeiten, da die Spieler aus heimischen Gefilden nur vereinzelt über den Teich wechselten und sich oft nur in den Farmteams der unteren Ligen wiederfanden, sind vorbei. Gleich ein halbes Dutzend von ihnen steht in Diensten der NHL-Clubs: Marco Sturm (Boston Bruins), Jochen Hecht (Buffalo Sabres), Dennis Seidenberg (Carolina Hurricanes), Christoph Schubert (Ottawa Senators), Marcel Goc und Christian Ehrhoff (beide San Jose Sharks). Kaum ein Spieltag vergeht, an dem nicht einer von ihnen in den Scorer-Listen auftaucht.

und olaf kölzig wurde in der aufzählung noch vergessen. also soooo schlecht kann es doch um das deutsche eishockey nicht bestellt sein, oder?
 

Sanderson

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In der Tat gibt es mehr Deutsche NHL-Profis als jemals zuvor. Von denen ist aber einzig Olaf Kölzig wirklich jemand den man als Star bezeichnen könnte.

Die anderen zeigen zwar gute Leistungen und gehören mitunter zu den wichtigsten Spielern ihres jeweiligen Teams, haben auch teilweise die meiste Eiszeit, aber keiner von ihnen gehört zu den besten der Liga auf ihrer Position.

Keiner von ihnen würde es ins Team Kanada schaffen. Die Kanadier können im Angriff mit deutlich offensivstärkeren Spielern nur so um sich schmeißen und in der Verteidigung sind sie in allen Bereichen überlegen. Während Hecht und Sturm für Deutschland das Spiel tragen müssen und praktisch ewig auf dem Eis stehen, spielen Spieler gleichen Typs in Kanada nur eine handvoll Minuten.

Im Prinzip ist Deutschlands Offensive so, wie Kanadas wäre, wenn man die Topstars alle entfernen würde. Natürlich mit einer sehr viel geringeren Auswahl was den Kader angeht. Kanada hätte praktisch immer noch vier Reihen mit Sturms und Hechts.
 

Vash

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In der Tat gibt es mehr Deutsche NHL-Profis als jemals zuvor. Von denen ist aber einzig Olaf Kölzig wirklich jemand den man als Star bezeichnen könnte.

Die anderen zeigen zwar gute Leistungen und gehören mitunter zu den wichtigsten Spielern ihres jeweiligen Teams, haben auch teilweise die meiste Eiszeit, aber keiner von ihnen gehört zu den besten der Liga auf ihrer Position.

Keiner von ihnen würde es ins Team Kanada schaffen. Die Kanadier können im Angriff mit deutlich offensivstärkeren Spielern nur so um sich schmeißen und in der Verteidigung sind sie in allen Bereichen überlegen. Während Hecht und Sturm für Deutschland das Spiel tragen müssen und praktisch ewig auf dem Eis stehen, spielen Spieler gleichen Typs in Kanada nur eine handvoll Minuten.

Im Prinzip ist Deutschlands Offensive so, wie Kanadas wäre, wenn man die Topstars alle entfernen würde. Natürlich mit einer sehr viel geringeren Auswahl was den Kader angeht. Kanada hätte praktisch immer noch vier Reihen mit Sturms und Hechts.

Genau.

Es verhält sich ähnlich wie die Amibasketballer zu deutschen Basketballer. So gut wie jeder amerikanische Basketball Star wäre eine Bereicherung für die Nationalmannschaft. Umgekehrt wäre nur Dirk brauchbar. Und der Systemunterschied zwischen NHL und IIHF ist geringer als der zwischen NBA und FIBA. Da können die NHL-Stars genauso dominieren.
 

Bustaboxi

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off topic:
Wer schoss am 26.04.2005 beim Eishockeyländerspiel Deutschland - USA in München das zweite Tor für Deutschland?
 

mystic

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off topic:
Wer schoss am 26.04.2005 beim Eishockeyländerspiel Deutschland - USA in München das zweite Tor für Deutschland?

Müsste Jan Benda gewesen sein. Viel Glück bei der Verlosung.

Die Antwort stimmt, siehe hier, wenn Du ganz nach unten scrollst.
 
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Masha

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Ich denke, das man da einfach einmal realistisch bleiben sollte. Eishockey ist aus verschiedenen Gründen eine "Mehr-Klassen-Gesellschaft". Es gibt die "Top 7" (Kanada, Schweden, Russland, Tschechien, Slowakei, USA, Finnland), die - bei Normalform eigentlich so gut wie immer das Viertelfinale bei den WM's erreichen (Ausnahmen bestätigen die Regel). Und wenn diese Teams in Normalform und guter Besetzung auftreten hat Deutschland nur eine minimale Aussenseiterchance. Deutschland gehört zu der Handvoll Teams dahinter: Wenn's richtig gut läuft und alles passt, kommt man bei einer WM in's Viertelfinale (Dann hat i.d.R. die Schweiz das "nachsehen" ) wenn's dumm läuft, kann das ganz schnell schiefgehen und dann findet man sich bei der B-WM wieder (Wobei ich Amiens nicht missen möchte :D )
Und am Stellenwert des deutschen Eishockey's wird sich international auch so schnell nichts ändern. Da bin ich mir ziemlich sicher! Warum?
Ein ziemlich wichtiger Punkt ist, daß die Nachwuchsarbeit einfach nicht "korrekt" abläuft. Viele DEL Clubs vernachlässigen die Arbeit ziemlich fahrlässig (Und falls jetzt der Einwand kommt: Mannheim holt sich auch nur die Talente aus Bayern usw - das stimmt so nicht - das "Kids for Adler" Projekt gibt's jetzt auch schon ein paar Jahre)
Eine Hauptlast der Nachwuchsförderung tragen die vielen unterklassigen Vereine - speziell in Bayern.
Und da kommen wir auch schon zum nächsten Punkt, warum Eishockey gar nicht die Chance von z.B. Handball oder Basketball hat. In Bayern gibt es viele Eisflächen - aber in vielen anderen Teilen der Republik eben nicht. Ich behaupte einfach einmal, ein interessiertes Kind findet in seiner Umgebung wesentlich leichter einen Fussballplatz, eine Halle die für Handball, Basketball, Volleyball geeignet ist, als ein Eishockeyfeld.
Und deshlab wird sich an der internationalen Aussenseiterrolle des deutschen Eishockey's wohl auch nicht so schnell sooo viel ändern. Aber wenn man das weiß und akzeptiert, hat man auch als deutscher Fan bei Weltmeisterschaften usw. viel Spass ;)
 

Sanderson

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Ausserdem ist Eishockey auch geringfügig teurer als die Ballsportarten und in der Freizeit eigentlich nicht spielbar, vom Süden Deutschlands mal abgesehen.

Wie oft frieren denn schon die Seen oder Flüsse z.B. in Norddeutschland ausreichend zu?
Ich kam in den letzten Jahren genau einmal dazu Eishockey zu spielen, und das war auf einem gefrorenem Fußballplatz.
 

Vash

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Trotzdem gibt es bessere Eishockeyjugendspieler als Basketballnachwuchs. :skepsis:
 

Masha

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Ausserdem ist Eishockey auch geringfügig teurer als die Ballsportarten und in der Freizeit eigentlich nicht spielbar, vom Süden Deutschlands mal abgesehen.

Stimmt. Das kommt noch dazu. Und abgesehen vom finanziellen, kommt auch noch ein ziemlicher zeitlicher Aufwand auf die Kinder/Jugendlichen und deren Eltern zu. Ich sehe das immer bei einer Freundin. Beide Söhne spielen Eishockey. Einer im Knabenteam, der andere in der Schülermannschaft (Gegner sind dort in der Liga z.B. Schwenningen, Freiburg, Ravensburg .. - also alles nicht gerade um die Ecke gelegen, sondern mit einer erheblichen Fahrzeit verbunden. Die Spiele finden dann manchmal auch schon früh am Morgen statt, da Eiszeit knapp ist). Die Eltern sind hier also auch völlig in das Hobby der Kinder mit eingespannt.
Und dafür, daß Eishockey solche Nachteile gegenüber von Sportarten wie Basketball, Handball usw. hat, finde ich das Niveau gar nicht sooo schlecht. Ist halt alles eine Frage der Perspektive. ;)
 
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