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Gast_481
Guest
Danke euch
Kamerun ist der afrikanische "Running Man". Seit 1990 wurde nur eine WM-Endrunde (2006 in Deutschland) verpasst. Die Zeiten, als Roger Milla an der Eckfahne tanzte und Kamerun nur knapp im Viertelfinale ausgeschieden ist, sind jedoch definitiv vorbei. Sowohl 1994, wie auch 1998, 2002 und 2010 war nach den Gruppenspielen Schluss für die unzähmbaren Löwen. Besonders 2002 hatte man sich, unter dem deutschen Trainer Winfried Schäfer, grosse Hoffnungen gemacht, da man 2000 und 2002 die Afrikameisterschaft gewinnen konnte, sowie 2000 in Sydney auch die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen.
Die Formkurve der letzten Jahre zeigt deutlich nach unten. Während man um die Jahrtausendwende zumindest auf dem eigenen Kontinent dominieren konnte, verpasste man zuletzt zweimal die Afrikameisterschaft. 2012 scheiterte man relativ knapp in einer Qualifikationsgruppe mit den starken Senegalesen und der Demokratischen Republik Kongo. Dadurch, dass auch Nigeria, Südafrika, Ägypten und Algerien das Turnier verpassten, fiel das nicht einmal so stark auf. 2013 blamierte man sich in den Playoffs allerdings gegen Kap Verde, welche sich durch den Sieg über Kamerun zum ersten mal für eine Endrunde des Africa-Cups qualifizieren konnten. Kap Verde erreichte am Turnier immerhin das Viertelfinale, wodurch das Erbegnis der Kameruner etwas relativiert wurde. Unterm Strich war das aber viel zu wenig, für ein Team mit den Ansprüchen Kameruns.
Wirft man einen Blick auf den Kader, sieht das zunächst einmal vielversprechend aus. Ein Name überragt alle anderen: Samuel Eto'o. Der 32-jährige vom FC Chelsea war und ist einer der besten Stürmer der Welt in den letzten 5-10 Jahren. Daneben erklingen noch einige dem Fussballfan bekannte Namen. Alexandre Song, früher Arsenal, jetzt FC Barcelona, Cousin von Kamerunlegende Rigobert Song . Jean II Makoun, lange Zeit beim damalige CL-Dauerteilnehmer Olympique Lyon unter Vertrag. Joel Matip von deutschen Spitzenverein Schalke 04, oder auch Carlos Kameni, der lange Zeit den Ruf als bester Torwart Afrikas genossen hat und häufiger auch mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht wurde.
Die Realität hinter den klangvollen Namen ist jedoch eine andere. Song spielt beispielsweise nur sehr selten bei Barcelona. Kameni ist mittlerweile nur noch Ersatz bei Malaga. Zudem sagen gerade die europäischen Spieler immer wieder Spiele mit der Nationalmannschaft ab, weil sie keine Lust haben. Unter anderem die ehemaligen Tottenham-Spieler Assou-Ekotto und Bassong, oder auch Eto'o selber.
In Anbetracht der Vorzeichen verlief die Qualifikation sogar sehr solide. Nicht weniger als drei Trainer begleiteten das Team durch die Quali. Zuletzt der Deutsche Volker Finke. Immer wieder wurden Kader mit zahlreichen Europalegionären nominiert, von denen dann ein Grossteil abgesagt hat. Die Spieler sind demotiviert und haben häufig keinen Bock auf die Nationalmannschaft. Zwischenzeitlich musste der 34-jährige Pierre Womé (Ex-Köln, Bremen, Inter, Roma), der mittlerweile wieder in Kamerun spielt, nominiert werden. Die Nationalmannschaft wurde während der Qualifikation zwischenzeitlich suspendiert, weil sich die Politik in das Sportliche eingemischt hat. Das Qualifikationsspiel gegen Libyen drohte 3-0 für den Gegner gewertet zu werden, was nach der Auswärtsniederlage gegen die Libyer katastrophale Folgen für die Qualifikation gehabt hätte. Man konnte glücklicherweise das Ganze noch bereinigen. Die Suspendierung wurde aufgehoben und die Libyer geschlagen. Da die 2-0 Niederlage gegen Togo am grünen Tisch noch in ein 3-0 für Kamerun umgewandelt wurde (Togo hatte einen nicht spielberechtigten Mann eingesetzt), konnte man sich für die Playoffs qualifizieren. Dort gab es ein 0-0 und ein 4-1 gegen Tunesien, wodurch das WM-Ticket gesichert werden konnte.
Doch auch vor den Spielen gegen Tunesien gab es Querelen im Team. Eto'o hatte seinen Rücktritt erklärt, weil er in die Nominierung reinreden wollte und Finke das nicht zuliess. Da Kameni im Verein kaum noch spielt, haben Finke und seine Vorgänger Alternativen wie Charles Itandje getestet. Eto'o aber hat verlangt, dass Kameni aufgeboten wird und spielt, ebenso Stümer Webo von Fenerbahce Istanbul. Kameni stand darauf im Kader gegen Tunesien, aber Itandje spielten, im Sturm standen Eto'o und Webo.
Wie man deutlich erkennen kann, herrscht ein völliges Chaos in der Nationalmannschaft, wo jeder versucht reinzureden und mitzubestimmen und die Spieler nicht wirklich Bock auf das Turnier haben. Hinzu kommt, dass die afrikanischen Teams (die Nordafrikaner jetzt mal ausgenommen, dort sieht das meist besser aus) grössere taktische Defizite haben. Man könnte annehmen, dass Finke, wie Schäfer seinerzeit, das bei den Kamerunern ausmerzen kann. Doch Finkes Taktik im Hinspiel gegen Tunesien war reiner Angsthasenfussball, mit 4 DM, 3 IV und einem AV neben 2 Stürmern. Offenbar wollte Finke die 0 halten. Die Rechnung ging beim 0-0 auch auf, und zu Hause konnte man dann einen starken 4-1 Sieg feiern, doch oft hat man bei den Kamerunern das Gefühl, dass sie mehr Glück als Verstand haben.
Mit all diesen Problemen wird das schwer an der WM. Eine Alternative wäre, einige der jungen Spieler aus Barcelonas Nachwuchs, von denen es 4 oder 5 Stück gibt, an die WM mitzunehmen, auch weil ein Dongou beispielsweise sehr talentiert wirkt und die Jungs taktisch sicherlich hervorragend geschult sind. Finke hat aber keine Anzeichen in diese Richtung gemacht. In dieser Vorrundengruppe kann man aufgrund der hervorragenden Einzelkönner wie Eto'o oder Song an einem guten Tag gegen Kroatien oder Mexiko ev. 1-3 Punkte holen können. Roger Milla wird aber vor dem Fernseher erneut ein Vorrundenaus bewundern können und wehmütig daran zurückdenken, wie er an der Eckfahne tanzte.
http://mephmanjo-mylifewithfootball.blogspot.ch/2014/02/wm-vorschau-kamerun.html
Kamerun ist der afrikanische "Running Man". Seit 1990 wurde nur eine WM-Endrunde (2006 in Deutschland) verpasst. Die Zeiten, als Roger Milla an der Eckfahne tanzte und Kamerun nur knapp im Viertelfinale ausgeschieden ist, sind jedoch definitiv vorbei. Sowohl 1994, wie auch 1998, 2002 und 2010 war nach den Gruppenspielen Schluss für die unzähmbaren Löwen. Besonders 2002 hatte man sich, unter dem deutschen Trainer Winfried Schäfer, grosse Hoffnungen gemacht, da man 2000 und 2002 die Afrikameisterschaft gewinnen konnte, sowie 2000 in Sydney auch die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen.
Die Formkurve der letzten Jahre zeigt deutlich nach unten. Während man um die Jahrtausendwende zumindest auf dem eigenen Kontinent dominieren konnte, verpasste man zuletzt zweimal die Afrikameisterschaft. 2012 scheiterte man relativ knapp in einer Qualifikationsgruppe mit den starken Senegalesen und der Demokratischen Republik Kongo. Dadurch, dass auch Nigeria, Südafrika, Ägypten und Algerien das Turnier verpassten, fiel das nicht einmal so stark auf. 2013 blamierte man sich in den Playoffs allerdings gegen Kap Verde, welche sich durch den Sieg über Kamerun zum ersten mal für eine Endrunde des Africa-Cups qualifizieren konnten. Kap Verde erreichte am Turnier immerhin das Viertelfinale, wodurch das Erbegnis der Kameruner etwas relativiert wurde. Unterm Strich war das aber viel zu wenig, für ein Team mit den Ansprüchen Kameruns.
Wirft man einen Blick auf den Kader, sieht das zunächst einmal vielversprechend aus. Ein Name überragt alle anderen: Samuel Eto'o. Der 32-jährige vom FC Chelsea war und ist einer der besten Stürmer der Welt in den letzten 5-10 Jahren. Daneben erklingen noch einige dem Fussballfan bekannte Namen. Alexandre Song, früher Arsenal, jetzt FC Barcelona, Cousin von Kamerunlegende Rigobert Song . Jean II Makoun, lange Zeit beim damalige CL-Dauerteilnehmer Olympique Lyon unter Vertrag. Joel Matip von deutschen Spitzenverein Schalke 04, oder auch Carlos Kameni, der lange Zeit den Ruf als bester Torwart Afrikas genossen hat und häufiger auch mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht wurde.
Die Realität hinter den klangvollen Namen ist jedoch eine andere. Song spielt beispielsweise nur sehr selten bei Barcelona. Kameni ist mittlerweile nur noch Ersatz bei Malaga. Zudem sagen gerade die europäischen Spieler immer wieder Spiele mit der Nationalmannschaft ab, weil sie keine Lust haben. Unter anderem die ehemaligen Tottenham-Spieler Assou-Ekotto und Bassong, oder auch Eto'o selber.
In Anbetracht der Vorzeichen verlief die Qualifikation sogar sehr solide. Nicht weniger als drei Trainer begleiteten das Team durch die Quali. Zuletzt der Deutsche Volker Finke. Immer wieder wurden Kader mit zahlreichen Europalegionären nominiert, von denen dann ein Grossteil abgesagt hat. Die Spieler sind demotiviert und haben häufig keinen Bock auf die Nationalmannschaft. Zwischenzeitlich musste der 34-jährige Pierre Womé (Ex-Köln, Bremen, Inter, Roma), der mittlerweile wieder in Kamerun spielt, nominiert werden. Die Nationalmannschaft wurde während der Qualifikation zwischenzeitlich suspendiert, weil sich die Politik in das Sportliche eingemischt hat. Das Qualifikationsspiel gegen Libyen drohte 3-0 für den Gegner gewertet zu werden, was nach der Auswärtsniederlage gegen die Libyer katastrophale Folgen für die Qualifikation gehabt hätte. Man konnte glücklicherweise das Ganze noch bereinigen. Die Suspendierung wurde aufgehoben und die Libyer geschlagen. Da die 2-0 Niederlage gegen Togo am grünen Tisch noch in ein 3-0 für Kamerun umgewandelt wurde (Togo hatte einen nicht spielberechtigten Mann eingesetzt), konnte man sich für die Playoffs qualifizieren. Dort gab es ein 0-0 und ein 4-1 gegen Tunesien, wodurch das WM-Ticket gesichert werden konnte.
Doch auch vor den Spielen gegen Tunesien gab es Querelen im Team. Eto'o hatte seinen Rücktritt erklärt, weil er in die Nominierung reinreden wollte und Finke das nicht zuliess. Da Kameni im Verein kaum noch spielt, haben Finke und seine Vorgänger Alternativen wie Charles Itandje getestet. Eto'o aber hat verlangt, dass Kameni aufgeboten wird und spielt, ebenso Stümer Webo von Fenerbahce Istanbul. Kameni stand darauf im Kader gegen Tunesien, aber Itandje spielten, im Sturm standen Eto'o und Webo.
Wie man deutlich erkennen kann, herrscht ein völliges Chaos in der Nationalmannschaft, wo jeder versucht reinzureden und mitzubestimmen und die Spieler nicht wirklich Bock auf das Turnier haben. Hinzu kommt, dass die afrikanischen Teams (die Nordafrikaner jetzt mal ausgenommen, dort sieht das meist besser aus) grössere taktische Defizite haben. Man könnte annehmen, dass Finke, wie Schäfer seinerzeit, das bei den Kamerunern ausmerzen kann. Doch Finkes Taktik im Hinspiel gegen Tunesien war reiner Angsthasenfussball, mit 4 DM, 3 IV und einem AV neben 2 Stürmern. Offenbar wollte Finke die 0 halten. Die Rechnung ging beim 0-0 auch auf, und zu Hause konnte man dann einen starken 4-1 Sieg feiern, doch oft hat man bei den Kamerunern das Gefühl, dass sie mehr Glück als Verstand haben.
Mit all diesen Problemen wird das schwer an der WM. Eine Alternative wäre, einige der jungen Spieler aus Barcelonas Nachwuchs, von denen es 4 oder 5 Stück gibt, an die WM mitzunehmen, auch weil ein Dongou beispielsweise sehr talentiert wirkt und die Jungs taktisch sicherlich hervorragend geschult sind. Finke hat aber keine Anzeichen in diese Richtung gemacht. In dieser Vorrundengruppe kann man aufgrund der hervorragenden Einzelkönner wie Eto'o oder Song an einem guten Tag gegen Kroatien oder Mexiko ev. 1-3 Punkte holen können. Roger Milla wird aber vor dem Fernseher erneut ein Vorrundenaus bewundern können und wehmütig daran zurückdenken, wie er an der Eckfahne tanzte.
http://mephmanjo-mylifewithfootball.blogspot.ch/2014/02/wm-vorschau-kamerun.html