Ich verstehe durchaus worauf du hinaus willst, aber dann muss man das Vergleichen über Zeiträume hinweg ganz und gar sein lassen.
Denn ein Boxer von früher hätte wenn er genau so kämpft und vorbereitet ist wie damals niemals auch nur den Hauch einer Chance gegen die taktisch und stilistisch sehr viel weiteren und um Klassen besser trainierten Boxer von heute.
Da kann ja jeder kommen und sagen: Hey, Louis hätte in den 70ern geboxt wie Frazier und wäre demnach locker von Foreman zerstört worden
Dieser Vergleich ist denke ich mal genau so maßlos übertrieben wie das Sampras-Argument.
Sicher wäre ein Fechter kein Holzhacker geworden und umgekehrt, und es gibt in jeder Epoche unterschiedliche Stiltypen.
Aber was ich damit sagen will ist, dass das Boxen sich ja durchaus weiterentwickelt hat (wie jeder andere Sport auch). Anfang des 20. Jahrhunderts war es ein aggressives Schlagen und es gab im Grunde keine Defensive. Zu Louis Zeit war der Stil geprägt vom Crouching und war deutlich wenig auf Beweglichkeit, Defensive und Beinarbeit ausgerichtet.
Und ich denke das muss man schon in solche Vergleiche mit einbeziehen, dass der Boxer von später eindeutig taktische und trainingsbedingte Vorteile hatte, die es zu der vorherigen Zeit gar nicht gab - und wenn man beide Boxer in einen Ring stellen würde, dann hätten sie beide ja auch gleiche taktische und zeitgemäße Voraussetzungen.
Vergleichen wir das ganze doch mal mit einem anderen Sport, z.B. dem Skispringen - der hat über die Zeit auch einen sehr starken stilistischen Wandel durchgemacht.
Wenn ein Weltklassespringer von früher heute springen würde, würde er ja auch mich mehr wie früher im Parallelstil springen, sondern hätte sich dem V-Stil angeglichen. Wie er damit zurecht gekommen wäre ist Spekulation, aber ich behaupte, dass jemand mit dem Talent von damals in seinem Sport auch heute sein Potential in Kombination mit den neuen Mitteln noch viel besser ausschöpfen und ebenfalls in der Weltspitze mitspringen könnte.
Ähnlich auch beim Fußball: Real Madrid aus den 50ern hätte gegen den FC Barcelona von heute doch nicht den Hauch einer Chance - dazu sind die Unterschiede in taktischer und balltechnischer Ausbildung, Jugendarbeit, Training und Fitness usw. einfach zu groß. Aber ist Barcelona deshalb besser als Real es damals war? Das stelle ich mal in Frage, denn ich denke dass Puskas, di Stefano und Co. auch heute absolute Weltklassespieler wären - wenn sie die gleiche Ausbildung wie ein Messi oder Ronaldo gehabt hätten wären sie heute sicher mindestens gleichwertig.