Sorry, Susi. Aber Deine Aussagen lassen Dich unsympathisch erscheinen. Zum Sportsgeist gehört auch dazu, sich eine Niederlage einzugestehen. Besonders, wenn sie so offensichtlich war wie gegen Raoui!
So ein Gerede vom "wahren Fan" hat für mich aber irgendwie den Beigeschmack von "wer mich nicht unkritisch anhimmelt, wer mir nicht den Bauch pinseln will, oder wer es gar wagt Kritik an mir zu üben, der ist nicht mehr mein Freund."
Menschlich kann ich den Kommentar von Frau Kentikian auf ihrer Homepage durchaus verstehen. Als beteiligte Boxerin, die natürlich mit Leidenschaft für die eigene Sache eintritt, nimmt sie die Dinge ganz anders wahr als ein unbeteiligter Dritter. Insofern würde ich so manche Aussage direkt nach dem Kampf nicht so auf die Goldwaage legen.
Sie schreibt dann selber, dass sie sich nach dem Kampf massiver Kritik gegenüber sah. Das ist persönlich problematisch, was so mancher aus eigener Erfahrung verstehen kann. Je massiver eine Kritik ist, je breiter die Front der Kritiker ist und wenn es dann noch zu einer subjektiven Vermengung von sachlicher und unsachlicher Kritik kommt, dann machen die betroffenen Menschen egal ob die Kritik nun berechtigt ist oder nicht irgendwann zu und verhalten sich anschließend nur noch irrational.
Dafür habe ich auch bei Frau Kentikian Verständnis, insbesondere wenn man noch ihre Vita betrachtet, die bei jedem normalen Menschen Respekt und Bewunderung hervorrufen dürfte.
Es ist auch nachvollziehbar, dass in Folge dieser Geschichte auch Vorwürfe ohne Basis und sachfremde Erwägungen bis hin zu Beleidigungen und schlimmeren Dingen an sie herangetragen werden, die dann zu den o.g. Effekten führen.
Das ändert aber alles nicht an einigen feststehenden Tatsachen oder zumindest logischen Schlussfolgerungen objektiver Beobachtungen:
1. Niemand kann ernsthaft behaupten, dass Frau Kentikian nicht zu den besten Boxerinnen ihrer Gewichtsklasse gehört.
2. Niemand kann ernsthaft behaupten, dass Frau Kentikian regelmäßig nur über fragwürdige Urteile ihre Kämpfe gewinnt.
3. Niemand kann ernsthaft behaupten, dass Frau Kentikian nicht mit Leidenschaft und unter Entbehrungen ihren Sport betreibt.
4. Entscheidungen von Punktgerichten sind immer subjektiv, es besteht zumindest bei einigermaßen ausgeglichenen Kämpfen die Gefahr, dass ein Sachverhalt von den Betrachtern unterschiedlich wahrgenommen und beurteilt wird. Die Bandbreite der Beurteilungen kann dabei (überraschend) groß sein.
Es gilt aber auch:
5. Niemand kann ernsthaft behaupten, dass eine wirkliche Titelaspirantin wie Frau Raoui nicht ebenfalls mit Leidenschaft und unter Entbehrungen ihren Sport betreibt.
6. Niemand kann ernsthaft behaupten, dass es schon richtig ist, dass in einem nicht völlig einseitigen Kampf immer die Titelverteidigerin alleine schon deshalb gewinnen muss, weil die bisher in ihrer Karriere viel mehr erreicht oder geleistet hat.
7. Niemand kann ernsthaft bestreiten, dass es eine auffällige Häufung von Entscheidungen bei UBP-Boxveranstaltungen gibt, bei denen in Frauenboxkämpfen mit relativ ausgeglichenen Kampfverläufen immer die UBP-Boxerin oder UBP-Boxweltmeisterin gewinnt.
8. Ein möglichst sachliches Bewerten der erfolgten Treffer und ein Verteilen der Runden aufgrund aller zulässigen Kriterien nach den Regeln der beteiligten Boxverbände kann auch unter richtiger Anwendung des sog. WM-Bonuses nicht zu einem Unentschieden oder gar einem Sieg von Frau Kentikian in diesem Kampf führen. Die Richtigkeit dieser Feststellung, die natürlich auf subjektiven Wahrnehmungen basiert, ergibt sich mindestens aus der überwältigenden Einseitigkeit der entsprechenden Bewertungen durch die erkennbare und deutliche Mehrheit aller Betrachter und Kommentatoren. Ein WM-Bonus ist immer nur auf die Bewertung der einzelnen geboxten Runde zu beziehen und nicht auf den gesamten Kampf als vages Mittel zur nachträglichen Drehung verlorenener Kämpfe.
9. Eine Feststellung dieser Tatsache stellt keinen unsachlichen oder unzulässigen Angriff auf Frau Kentikian dar. Er beinhaltet keineswegs eine Beleidigung oder Herabwürdigung.
10. Ein Kommentar zu den Ereignissen bei UBP-Boxkämpfen, insbesondere die Bewertung von Verhaltensweisen der beteiligten Personen sollte nicht das besondere Abhängigkeitsverhältnis der betroffenen UBP-Boxer zu Ihrem Promoter und Manager Herrn Kohl außen vor lassen.
11. Bei der Feststellung der Schuldfrage und der Veranwortlichkeiten sollte diese Tatsache nicht unberücksichtigt bleiben, d.h. der Hauptverantwortliche für verschobene Kämpfe ist immer noch Herr Kohl. Das stellt die begünstigten Boxer und Boxerinnen nicht von einer persönlichen Mitverantwortung frei.
12. Auch berechtigte wirtschaftliche Interessen stellen keine zulässige Begründung für einen sportlichen Betrug zu Ungunsten einer Kontrahentin und zu Lasten der Zuschauer dar. Sie stellen insbesondere unter keinen Umständen eine Rechtfertigung dar.
13. Wen Frau Kentikian als Freund betrachtet oder nicht, spielt für die Bewertung des Kampfes und aller Begleitumstände keinerlei Rolle.
14. Alle erfolgten Kritikpunkte sind immer einzeln und getrennt von einander zu analysieren und schlussendlich zu bewerten. Ebensowenig ist es zulässig alle Kritiker als eine Einheit zu betrachten, mit der Folge dass eine unzulässige Aussage für sich genommen sämtliche Kritik und sämtliche Kritiker entwertet.