Das Jahrhundertspiel: KSC - Valencia 7:0
3. November 1993, Wildparkstadion Karlsruhe
UEFA-Cup 93/94, 2. Runde Rückspiel
Es war zweifellos das Spiel der Spiele - der krasse Außenseiter und Europacup-Neuling KSC fegte den spanischen Tabellenführer FC Valencia mit sage und schreibe sieben zu null Toren aus dem Wildpark und katapultierte sich ins europäische Rampenlicht.
Noch heute bringt jeder KSC-Fan den Namen "Valencia" mit der wohl erfolgreichsten und schönsten Zeit in der jüngeren Vereinsgeschichte in Verbindung.
In der Saison 93/94 trat der KSC erstmals im UEFA-Cup an. Nach der deutlichen 1:3-Hinspiel-Niederlage in Spanien, wo der KSC teilweise vorgeführt worden war, schien das Abenteuer europäischer Wettbewerb allerdings schon wieder beendet.
Was dann im Rückspiel folgte, sollte als "Wunder vom Wildpark" in die UEFA-Cup-Annalen eingehen.
25 000 Zuschauer im ausverkauften Wildpark waren mit mäßigen Erwartungen gekommen - doch als der Anstoß wiederholt werden mußte, da mehrere KSC-Spieler voreilig den Mittelkreis gestürmt hatten, war klar, dass dieses Team sich nicht kampflos ergeben würde.
Mußte man in der ersten halben Stunde noch bangen und sich beim glänzend aufgelegten Torwart Oliver Kahn bedanken, ging es danach Schlag auf Schlag: Edgar Schmitt mit zwei Direktabnahmen in der 29. und 34. Minute brachte den KSC mit 2:0 in Front. Als dann drei Minuten später Rainer Schütterle den Ball mit einem genialen Heber über den spanischen Keeper zum 3:0 ins Netz beförderte, lagen sich auf den Rängen längst alle in den Armen.
Glück hatte der KSC noch einmal kurz vor der Pause, als der Pfosten für den schon geschlagenen Kahn rettete.
Doch nur Sekunden nach der Halbzeit beseitigte der Russe Valerij Shmarov mit seinem Treffer zum 4:0 alle Zweifel am badischen Freudenfest, ehe dann erneut die Stunde von Euro-Eddy schlug. Der Neu-Karlsruher, der noch in der Woche zuvor einen schlimmen Autounfall gehabt hatte, war nicht zu bremsen. Dem 5:0 in der 59. Minute folgte nur vier Minuten später das sechste und wohl schönste Tor des Tages. Ein herrlicher Weitschuß aus dreißig Metern versetzte die sowieso schon restlos begeisterten Fans in endgültige Ekstase. Die Wunderkerzen brannten, "Oh, wie ist das schön", "Zieht den Spaniern die Badehosen aus", und "Eviva Espana"-Gesänge wechselten sich ab. In der 82. Minute schließlich wurde der Held des Abends und vierfache Torschütze beifallsumrauscht und unter Standing Ovations ausgewechselt.
Als dann alle auf den Abpfiff warteten, war es Slaven Bilic vorbehalten, seinerseits den Schlußpunkt zu setzten und das 7:0-Endresultat sicherzustellen.
Danach ging die Fete erst richtig los. In einer Nacht, die Valencia's Trainer Guus Hiddink als "sehr, sehr kalt" bezeichnete, spürte kein einziger Karlsruher die eisigen Temperaturen. Dirk Schuster drehte mit nacktem Oberkörper und wehender KSC-Fahne eine Ehrenrunde nach der anderen, die Fans sangen sich die Seele aus dem Leib und feierten Winnie Schäfer und das Team, das mit Herz und aufopferungsvollem Kampf dieses Erlebnis ermöglicht hatte - einen Tag, den man am liebsten für die Ewigkeit festhalten würde...
Nach wie vor ist übrigens die Aufzeichnung der TV-Übertragung der Partie Kult bei Auswärtsfahrten.
Das Schlußwort hat deshalb Jörg Dahlmann sein Live-Kommentar vor bzw. beim 6:0:
"Wie aus einem Guß, eine Sternstunde im Europapokal... Edgar Schmitt!!! Das ist nicht möglich, das ist unglaublich, unfaßbar, ich... ich raff's nicht... liebe Leute, wie schön kann Fußball sein, wie schön kann Europapokal sein - lieber KSC, wir danken Euch!"
Spielstatistik:
KSC - Valencia 7:0 (3:0)
KSC: Kahn - Wittwer, Bilic, Schuster, Schütterle (71. Klinge), Carl, Rolff, Bender, Shmarov, Schmitt (82. Krieg), Kiriakov
Valencia: Sempere - Belodeci, Serer (46. Galvez), Giner, Quique (64. Eloy), Camarasa, Tomas, Fernando, Alvaro, Mijativic, Pizzi
Zuschauer: 25.000 (ausverkauft)
Schiedsrichter: Leduc (Frankreich)
Tore: 1:0 Schmitt (29.), 2:0 Schmitt (34.), 3:0 Schütterle (37.), 4:0 Shmarov (46.), 5:0 Schmitt (59.), 6:0 Schmitt(63.) , 7:0 Bilic (90.)