Kinder und Fußball


VvJ-Ente

Verdammter Wohltäter
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Ich hole die Diskussion mal aus dem Loch:
Kann mir nicht vorstellen, dass das etwas bringen soll. Die Menschen scheinen sich von Natur aus nicht ändern zu wollen. Bestes Beispiel: die eigentlich gute Entscheidung im Kinderfussball auf Tabellen zu verzichten. Was machen viele Trainer und Eltern? Eigene Tabellen zu führen, in Social Media zu veröffentlichen, um ihre G/F Meister zu feiern dank eines "big" Pauls oder eines "schnellen" Alis. Bereits da setzt man sich über Regeln hinweg und provoziert allein über Ego, Besserwisserei, Ehrgeiz, Leistungsdruck usw. Dinge wie Rassismus, Diskriminierung, Gewalt. Selbstreflexion, Toleranz, Verständnis & Co. nein danke. Mit Überwachung und Ausschluß bekommt man das nicht in den Griff, denn diese Menschen, Gruppen treiben irgendwo, dann eben woanders und auf andere Weise ihr Unwesen, um zu spalten, streiten etc.

Vorstellen kann ich mir viel. :D

Ich würde das zumindest mal als Pilotprojekt versuchen. Die Kosten halten sich in Grenzen.
Straftaten sind zu verurteilen. Straftaten in der Anwesenheit von Kindern zudem verächtlich.

Ob man das Zeug auf Social Media veröffentlichen muss, sei dahingestellt. Aber die Kinder wollen nun mal wissen, wer gewonnen hat und wer Meister ist. Insofern gut, wenn es Trainer und Eltern gibt, die tatsächlich machen, was kindgerecht ist und nicht, was ihnen erzählt wird, was gefälligst kindgerecht zu sein habe. Auch wenn man damit glaubt Ego, Besserwisserei, Menschenfresserei, Terrorismus, Weltkriege und was weiss ich zu fördern. Es ist tatsächlich möglich Toleranz und Verständnis zu fördern UND eine Tabelle im Fussball zu haben.

Wissen die Kinder auch ohne Tabelle, aber klar, voll kindgerecht und förderlich, wenn es Ergebnisse wie 20:2 in der G oder F gibt. Und ganz sicher rein sportlich fair und (kind)gerecht entstanden und ohne jegliche negativen Folgen. :crazy: Aber gut: eine Diskussion darüber passt jetzt nicht unbedingt hier in diesen Thread.

Und das 20:2 existiert nicht, wenn man es nirgends notiert?

Jepp, denn z.B. zu einem 20:2 darf es hier gar nicht kommen, wenn man den Sinn hinter solchen Reformen versteht, sich sportlich fair/gerecht verhalten kann und eine kindgerechte Ausbildungsorientierung/Weiterentwicklung/Verbesserung zum Ziel hat und nicht die ewig ach so tolle Ergebnis/Erfolgsgeilheit, die seit Ewigkeiten mitursächlich für o.g. Gewaltausbrüche, Diskriminierung & Co. ist.

Und wie genau verhinderst du ein 20:2 mit dem Eliminieren einer Tabelle?

Und das andere Extrem? Den Kindern das Ergebnis zu verschweigen? Die spüren das gesamte Spiel über keine Chance gehabt zu haben und nach dem Spiel sagt man " Wow. Toll. Niemand hat verloren. Das war groooooßartig"

Haben die dann mehr Spass dabei? Strengen die sich dann mehr an? Wollen die dann überhaupt besser werden?
Oder denken die sich dann irgendwann "Joa, eigentlich völlig egal, es gewinnt/verliert ja eh keiner"?

Als wären Kinder seelenlose Gestalten, die gar nix blicken.

Zumal es zig Sportarten gibt, wo Kinder ganz normal spielen können, mit Resultaten, Tabellen etc. Es ist eigentlich nur der Fussball, wo man zB Schilder mit Benimmregeln für Eltern am Platz aufstellen muss, weil die sich aufführen als wären sie gerade aus dem Paviangehege entflohen.

Das Problem geht nicht im Juniorenbereich los. Das ist lediglich ein Bereich, wo die Symptome auch spürbar sind. König Fussball ist zu gross und komplett durchpervertiert. Fussballer sind Superhelden, moderne Gladiatorenkämpfer, die permanent im Fokus stehen, die Kohle machem, die von allen bewundert werden. Das führt dann auch dazu, dass bis in die untersten Amateurligen viel Kohle fliesst, weil sich plötzlich auch irgendwelche KMU-Eigentümer zu Provinz-Abramowitschs berufen fühlen. Ich kenne auch keine andere Sportart, wo in tieferen Ligen zB die Namen der Schiedsrichter nicht veröffentlicht werden dürfen, weil sie sonst der wütende Mob heimsuchen kommt.

Das Problem kriegst du nicht klein, nur weil du bei Kindern paar Tabellen zurückhältst. Ich finde es auch tragisch, dass ein Teil des Kulturkampfs auf dem Rücken der Kinder ausgetragen wird. Weil auf der einen Seite die Fraktion „nur Nazis wollen gewinnen und brauchen Resultate“ steht und auf der anderen „die Burschen brauchen Ergebnisse, gegen die Verschwulisierung der Gesellschaft“. Mittelwege gibts 2025 ja nicht mehr
Der DFB und seine Landesverbände haben teilweise schon ganz ordentliche Reformen angestoßen. Kleine Spielfelder, kurze Spielzeiten, direkte Konsequenzen statt Tabelle. Bis zur U9 werden in Berlin beispielsweise auf einem Großfeld 8 kleine Felder aufgebaut und dort 7 Runden á 8 Minuten gespielt. Wer sein Spiel gewinnt, steigt ein Feld auf, wer verliert, ein Feld ab. Wenn eine Mannschaft mit 3 Toren führt, darf entweder die zurückliegende Mannschaft einen zusätzlichen Spieler bringen, oder die führende muss einen runternehmen. Tabelle braucht man nicht. Mit zunehmender Zeit sortieren sich die Mannschaften automatisch nach Spielstärke. Die Kinder erhalten ihre Rückmeldung direkt, in Form von Auf- oder Abstieg, und am Ende darüber, auf welchem Feld sie stehen.

Kritikpunkte für mich: es soll gar nicht gecoacht werden. Bringt Ungerechtigkeit, wenn Kinder mit unterschiedlichem Niveau aufeinander treffen. Die einen haben schon kleine Automatismen entwickelt, die anderen wissen noch gar nicht, wo sie hinlaufen müssen, wann es Ecke oder Einkick gibt und wie man die Bälle spielen kann. Und das lernt ein Kind auch nicht im Spiel, wenn es gar nicht von seinem Tor wegkommt.

Und es gibt keine Schiedsrichter, was immer wieder zu Streit über Regeln und Aggressivität führt. Das Argument ist immer auf dem Bolzplatz würde es auch ohne Schiedsrichter gehen. Auf dem Bolzplatz spiele ich aber auch immer gegen dieselben Kinder, und wenn ich da zum dritten Mal einen umgetreten habe, darf ich nicht mehr mitmachen. Außerdem machen die da ihre eigenen Regeln und sollen nicht welche umsetzen, die die Erwachsenen sich ausgedacht haben, und die sie teilweise noch nicht einmal kennen.
 

JL13

King Kong
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Der DFB und seine Landesverbände haben teilweise schon ganz ordentliche Reformen angestoßen. Kleine Spielfelder, kurze Spielzeiten, direkte Konsequenzen statt Tabelle. Bis zur U9 werden in Berlin beispielsweise auf einem Großfeld 8 kleine Felder aufgebaut und dort 7 Runden á 8 Minuten gespielt. Wer sein Spiel gewinnt, steigt ein Feld auf, wer verliert, ein Feld ab. Wenn eine Mannschaft mit 3 Toren führt, darf entweder die zurückliegende Mannschaft einen zusätzlichen Spieler bringen, oder die führende muss einen runternehmen. Tabelle braucht man nicht. Mit zunehmender Zeit sortieren sich die Mannschaften automatisch nach Spielstärke. Die Kinder erhalten ihre Rückmeldung direkt, in Form von Auf- oder Abstieg, und am Ende darüber, auf welchem Feld sie stehen.

Kritikpunkte für mich: es soll gar nicht gecoacht werden. Bringt Ungerechtigkeit, wenn Kinder mit unterschiedlichem Niveau aufeinander treffen. Die einen haben schon kleine Automatismen entwickelt, die anderen wissen noch gar nicht, wo sie hinlaufen müssen, wann es Ecke oder Einkick gibt und wie man die Bälle spielen kann. Und das lernt ein Kind auch nicht im Spiel, wenn es gar nicht von seinem Tor wegkommt.

Und es gibt keine Schiedsrichter, was immer wieder zu Streit über Regeln und Aggressivität führt. Das Argument ist immer auf dem Bolzplatz würde es auch ohne Schiedsrichter gehen. Auf dem Bolzplatz spiele ich aber auch immer gegen dieselben Kinder, und wenn ich da zum dritten Mal einen umgetreten habe, darf ich nicht mehr mitmachen. Außerdem machen die da ihre eigenen Regeln und sollen nicht welche umsetzen, die die Erwachsenen sich ausgedacht haben, und die sie teilweise noch nicht einmal kennen.

Hier in der Schweiz ist es ähnlich. Bis zu den E-Junioren wird im "Play more Football"-Modus gespielt. Ist das gleiche, was bei euch Futinho oder Funinho oder so heisst.

Den Kindern gefällt dieser Modus generell zwar eher semi und ist zu einem gewissen Grad auch ein Etikettenschwindel, aber das ist nicht das Thema.

Nachteil in der Schweiz: Wer sein Spiel gewinnt, steigt ein Feld auf, wer verliert, ein Feld ab. Wenn eine Mannschaft mit 3 Toren führt, darf entweder die zurückliegende Mannschaft einen zusätzlichen Spieler bringen, oder die führende muss einen runternehmen. Das gibt es hier nicht. Es sind fest vorgegebene Paarungen. Die Variante bei euch ist sinnvoller, weil die Kinder eben ihr Feedback erhalten, wie du es sagst.

Vorteil in der Schweiz: Es gibt Schiedsrichter und Coaches. Gerade bei "Play more Football" ist Coaching wichtig, da dort ja einiges an Informationen auf die Kinder zukommt. Sie lernen dadurch zwar viel, aber es benötigt eben auch Anweisungen eines Erwachsenen.

Ich war früher selbst Juniorentrainer und kann sagen, dass Kinder einfach spielen sollen. Sie sollen Spass am Fussball haben. Und natürlich wollen sie sich untereinander messen. Wenn man das "normal" durchführt, gibt es keine Probleme. Die Kinder lernen zu gewinnen und zu verlieren. Natürlich gibt es Trainer, die schon im G-Juniorenalter karrieregeil sind und das nur als erste Stufe zu ihrer vermeintlichen künftigen Karriere als nächster Pep sehen. Die sind dann auch geil auf Resultate, verstärken das Team teilweise durch Unterstützung aus stärkeren Teams der gleichen Altersklasse im Verein oder sogar durch Transfers in diesem Alter. Diese Leute sollten aber IMO nicht in dieser Altersklasse trainieren. Entweder sie begreifen, dass es altersabhängig ist, wie man trainiert, oder sie suchen sich ein neues Hobby. Wenn sie irgendwann ein C-Juniorenteam trainieren können sie sich langsam an Resultaten orientieren. Vorher ist das Unsinn. Natürlich ist es für Kinder auch nicht witzig, immer zu verlieren. Meist pendelt sich das in jüngeren Stufen aber rein durch die Altersunterschiede ein. Ich hatte damals ein E-Juniorenteam, das fast nur aus dem jüngeren Jahrgang bestand (zwei Jahrgänge sind immer pro Stufe). Da gabs in der ersten Saison erstmal nur aufs Dach. Das Team blieb aber nach einem Jahr so gut wie unverändert und plötzlich waren meine Jungs der ältere Jahrgang. Dann waren wir ziemlich unaufhaltsam. Das war rein dem Alter geschuldet. Keine Resultatgeilheit
 

NcsHawk

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Kritikpunkte für mich: es soll gar nicht gecoacht werden. Bringt Ungerechtigkeit, wenn Kinder mit unterschiedlichem Niveau aufeinander treffen. Die einen haben schon kleine Automatismen entwickelt, die anderen wissen noch gar nicht, wo sie hinlaufen müssen, wann es Ecke oder Einkick gibt und wie man die Bälle spielen kann. Und das lernt ein Kind auch nicht im Spiel, wenn es gar nicht von seinem Tor wegkommt.

Und es gibt keine Schiedsrichter, was immer wieder zu Streit über Regeln und Aggressivität führt. Das Argument ist immer auf dem Bolzplatz würde es auch ohne Schiedsrichter gehen. Auf dem Bolzplatz spiele ich aber auch immer gegen dieselben Kinder, und wenn ich da zum dritten Mal einen umgetreten habe, darf ich nicht mehr mitmachen. Außerdem machen die da ihre eigenen Regeln und sollen nicht welche umsetzen, die die Erwachsenen sich ausgedacht haben, und die sie teilweise noch nicht einmal kennen.
Thema "Coachen"
Da geht es meiner Meinung nach eher um direkte Anweisungen an die Kids. Hugo spiel nach Vorne. Tom lauf auf das andere Tor. Anastasia grätsch ihn um. Das sollen die Kinder für sich lernen und nicht auf den Zuruf reagieren.
Zur Unterstützung des Spielflusses hat bis jetzt noch jeder Coach den ich gesehen habe eingegriffen. Gerade solche Dinge wie Ball ist im Aus wie geht es weiter?...

Thema Automatismen
Wenn es ein Trainer darauf anlegt zwingend erfolgreich bei den ganz kleinen Fußball zu spielen dann bekommen die genau solche Automatismen eingetrichtert. "Lauf nach da!", "Spiel einen Pass!", "Lass alles den Theo machen der kann es besser!"
Der Ansatz des DFB aktuell ist es ja genau solches antrainierte Verhalten zu verhindern. Das Training soll nicht auf Positionierung und Doppelpässen ausgerichtet sein sondern auf möglichst vielen Aktionen mit Ball.
Gerade zu Beginn der Entwicklung soll es ungemein wichtig sein, dass die Kids vor allem Ballbehandlung und Dribbling erlernen.
Begründung dafür war, dass man Passen zu jeder Zeit erlernen kann.
In wie weit das Sinn macht wird man in einigen Jahren sehen. Die Idee wieder mehr Talente zu haben die sich im 1vs1 wohlfühlen ist erstmal nicht verkehrt.

Thema Schiedsrichter
Die Anzahl an FUNino Turnieren die ich in den letzten 6 Jahren besucht habe dürfte fast dreistellig sein.
Das es da wirklich mal Ärger gab mit Eltern oder Trainern ist die absolute Ausnahme. Die Kids wissen ob sie am Ende der Turniere erfolgreich gespielt haben oder nicht. Aber die verbissene Ernsthaftigkeit der Umstehenden hält sich da einfach in Grenzen.
Ab der E-Jugend geht es dann hier auch im Ligen System weiter. Ab der E-Jugend sind dann auch Eltern, Schiris und Coaches ein negatives Thema. Da kommt es dann regelmäßig zu Problemen. Gerade bei den "ambitionierten" Mannschaften.

Thema Keine Sieger und Spaß Turniere
Tatsächlich geht es bei diesen Turnieren nicht darum am Ende auf Platz 1 zu stehen. Wenn die Trainer einigermaßen vernünftig sind fangen die mit ihren Teams auf Feldern an die auch der Spielstärke entsprechen. Dann werden auch keine Teams abgeschlachtet.
Bei jedem Turnier hat man spätestens nach zwei Spielen ausgeglichene Partien.
Mal vom Faktor Spaß abgesehen haben die Kids am Ende vor allem eins gehabt und zwar viele Ballkontakte.
Das ist gut für die Entwicklung und hält die Kids auch beim Sport.
Ballkontakte sind das A und O. Ab und an machen wir auch mal "richtige" Spiele aufs Kleinfeld.
Häufig sind die Kids dann in diesen Spielen frustriert weil sie den Ball nicht bekommen.
Bei einem 20:0 gewinnt keines der beteiligten Kinder. Die Einen sind unterfordert die Anderen sind überfordert.

Thema Reformen Allgemein
Meiner Meinung nach werden die Reformen dem Breitensport helfen. Man wird in den ganz frühen Jahren weniger Kinder verlieren.
Außerdem wird sich das Niveau im Breitensport erhöhen. Kids die ab den Bambinis den neuen Trainingsformen folgen werden grundsätzlich besser sein als es früher der Fall war. Ein besseres allgemeines Niveau wird mittelfristig auch dem Profi-Bereich helfen. Weil die großen Talente auch früher schon besser gefordert werden.
 
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